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1. Geschichte des Altertums - S. 8

1889 - Wiesbaden : Kunze
8 Erster Abschnitt. der im Himmel seine Wohnung hat, und drang darauf, daß die Menschen die uranfängliche Reinheit, welche sie vom Himmel erhalten hätten, wieder zu erlangen suchten. Er empfahl gutes Betragen und Gehorsam gegen Eltern und Staat als die Grundsäulen der Tugend und bezeichnete Selbsterkenntnis, treue Pflichterfüllung und Wohlwollen gegen andere Menschen als den Weg zum wahren Glück. Die Lehre des Konfucius ist Staatsreligion und der Kaiser Oberpriester. Dem Volke genügte diese einfache Lehre jedoch auf die Dauer nicht; daher hat seit 58 n. Chr. die Lehre des Buddha (§. 4) aus Indien Eingang gefunden und sich besonders im Süden Chinas und in Tibet verbreitet. Hier führt der Buddhismus, an dessen Spitze der Oberpriester, Dalai-Lama, steht, auch den Namen Lamaismus und wird durch Priester, Bonzen genannt, besonders unter den niederen Volksklassen gepflegt. Die Kultur Chinas hat sich bei der natürlichen Abgeschlossenheit des Landes und der frühzeitigen Absperrung desselben höchst eigentümlich, aber auch seit langer Zeit auf derselben Entwicklungsstufe erhalten. Das chinesische Volk, dessen Sinn stets auf das Praktische und Nützliche gerichtet ist, zeichnet sich durch sein zähes Festhalten an dem Altherkömmlichen, seine Abneigung gegen alles Fremde, sowie durch seinen unbegrenzten Stolz auf seine Überlegenheit aus. China ist ihm noch heute der Mittelpunkt der Erde und berufen, über alle zu herrschen. Der Jugendunterricht beschäftigt, wo er überhaupt erteilt wird, mehr das Gedächtnis als den Verstand. Den Hauptgegenstand desselben bildet die Einprägung der Lehren des Konfucius. Viel Zeit erfordert das Erlernen des Lesens und Schreibens, da die Sprache sich aus einsilbigen Wörtern zusammensetzt und diese nicht durch Buchstaben, sondern durch eine große Zahl von Wortbildern bezeichnet werden. Die Litteratur zeigt Verstand aber keinen Geist; epische Dichtungen fehlen, die Lyrik weist einige zierlich gefetzte Lieder auf, das Drama ist Intriguen-stück. Die Baukunst schafft vielgefchofsige Türme mit ausgeschweiften Dächern, die mit Glöckchen verziert sind. Das bedeutendste Bauwerk dieser Art ist der im 15. Jahrhundert n. Chr. errichtete Porzellanturm in Nanking, der 9 Stufen hat und 66 m hoch ist. Die Malerei strebt nach Naturwahrheit und entwickelt Farbenpracht, ist aber geistlos. Die Frauen nehmen wohl eine geachtete Stellung ein, sie sind aber ohne Bildung und von dem Umgang mit Männern ausgeschlossen. Die Trachten sind von Alters her die gleichen, das dünne Haar ist zum Teil abgeschoren, zum Teil in einen Zopf vereinigt, den selbst die Männer tragen. Um kleine Füße zu bekommen, pressen sie die Frauen von Jugend auf in kurze und enge Schuhe, fodaß die Füße verkrüppeln. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist China dem Verkehr mit Europa geöffnet; aber Christentum und europäische Kultur können in dem chinesischen Volke nur langsam Wurzel schlagen.

2. Geschichte des Altertums - S. 7

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 2. Die Chinesen. 7 lehrte den Ackerbau und pflügte in eigener Person, um denselben zu ehren, führte Münzen ein und half seiner Gattin den Seidenbau verbreiten. Neben diesen Beschäftigungen mit Ackerbau, der Zucht der Seidenraupe und der Gewinnung des Thees können sich die Chinesen vieler Erfindungen rühmen. Die Bereitung des Porzellans, der Seide, des Papiers, des Schießpulvers, sowie die Anwendung des Kompasses und der Druckerei mit Holztafeln (900 n. Chr.) waren ihnen früher als den Europäern bekannt. Um 1234 n. Chr. eroberten die eigentlichen Mongolen China; ihre Herrschaft wurde aber 1368 gestürzt; 1644 bemächtigte sich die Horde der Mandschu des Landes, und die von ihnen gegründete Dynastie herrscht bis auf unsere Zeit. Die Eroberer unterwarfen sich der chinesischen Civilisation, und ihre Heimatländer wurden Provinzen des chinesischen Reiches. Um 250 v. Chr. hatte man es für nötig gefunden, das Reich gegen die Völker des innern Hochasiens durch eine große Mauer abzuschließen. Sie beginnt im N.w. bei der Stadt Sot-scheu, läuft auf einer Strecke von mehr als 300 Meilen über Berge, Thäler, Abgründe, Flüsse bis zum Meerbusen von Petscheli hin und ist an besonders gefährlichen Stellen, wichtigen Pässen rc. doppelt oder gar dreifach. Sie hat eine 1,5 m hohe Brustwehr mit Schießscharten und ist in bestimmten Entfernungen mit kegelförmigen 11 m hohen Türmen versehen. Da die Tartaren, gegen welche sie ursprünglich erbaut wurde, längst unterworfen sind, so hat sie ihre Bedeutung verloren und geht ihrem Verfalle entgegen. Der Beherrscher des chinesischen Reichs heißt „der himmlische Sohn" und führt den Titel Kaiser. Er ist unumschränkter Herr über Leben und Tod seiner Unterthanen, soll aber auf die Stimme des Volkes hören. Er ernennt alle Beamte, welche Kuane (Vorgesetzte) oder Mandarinen (Befehlshaber) heißen, fordert strengen Gehorsam, willenlose Unterordnung und vereinigt alle Fäden der Regierung und Verwaltung in seinen Händen. Der Staat gleicht deshalb einer durch ein Heer von Aufsehern überwachten Maschine. Alles ist in strenge Regeln gebracht, die Wissenschaften werden auswendig gelernt, die Staatsgeschäfte mechanisch betrieben; jeder Beamte wird geprüft. Als Gründer und Ordner des Staats- und Religionswesens verehren die gebildeten Chinesen den weisen Konfucius (Kong-su-tse, 560 v. Chr.). Er sammelte und ordnete die alten Religionslehren und Gesetze, lehrte das Dasein eines unsichtbaren Gottes,

3. Geschichte des Mittelalters - S. 238

1888 - Wiesbaden : Kunze
238 Vierte Periode des Mittelalters. ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt. Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa. Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien. Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis

4. Geschichte des Mittelalters - S. 276

1888 - Wiesbaden : Kunze
276 Vierte Periode des Mittelalters. seiner Schwester vermählten Enkel Maximilians, Ferdinand von Ostreich. Der Untergang des oströmischen Reiches. Den Eroberungen der Türken irrt Südosten Europas setzte der Mongolenführer Timur der Lahme (Tamerlan) kurze Zeit hemmende Schranken. Als ein Nachkomme Dschingischans (§. 27, 5) war er von seinem Herrschersitz in Samarkand aufgebrochen, um dessen Reich wieder aufzurichten. In raschem Siegeslauf war er von Indien westwärts quer durch Asien gezogen und erfüllte alles mit Verwüstung und Entsetzen. In der Ebene von Angora stellte sich ihm Bajazet I. (§. 36, 4) mit dem Türkenheer 1402 entgegen, wurde aber besiegt, gefangen genommen und in einer vergitterten Sänfte fortgeführt. Er starb nach einem Jahre vor Gram. Auch Timur fand bald nachher auf einem Eroberungszug nach China seinen Tod, und sein Weltreich zersiel so schnell, wie es entstanden war. Die Osmanenmacht erhob sich unter Bajazets Enkel Murad Ii. (1421 —1451) von neuem zum Kampf gegen das oströmische Reich. Er eroberte alles Gebiet desselben bis auf Konstantinopel und dessen nächste Umgebung und machte auch dieses zinspflichtig. Nun war es seinem Sohne, dem gewaltigen Sultan Mohammed Ii. (1451—1481), ein Leichtes, den ohnmächtigen Rest des oströmischen Reiches vollends zu unterwerfen. Er erklärte dem Kaiser Konstantin Xi. den Krieg und belagerte Konstantinopel mit 300 000 Mann, 300 Galeeren und 200 kleineren Fahrzeugen. Vergeblich hatte sich Konstantin an die abendländischen Christen um Beistand gewandt, vergeblich von seinen reichen Unterthanen Geld zur Anwerbung von Söldnern begehrt. Zum äußersten Widerstand entschlossen, hielt Konstantin mit 8000 Mann die gewaltige Übermacht 53 Tage auf und hätte sich noch langer halten können, wenn nicht durch den Verrat einiger Genuesen sein Plan, die in den Hafen eingedrungenen Schiffe der Türken zu verbrennen, vereitelt worden wäre. Konstantinopel wurde erstürmt, Kaiser Konstantin fand im Kampfe auf den Wällen feiner Hauptstadt den Tod, 2000 Christen fielen unter den Schwertern der fanatischen Türken, die übrigen gerieten in Sklaverei. Das Kreuz mußte dem Halbmond weichen, die Sophienkirche und andere christliche Tempel wurden in türkische Moscheen umgewandelt. Bald fielen auch Serbien, Bosnien und Griechenland in die Hände der Türken, fanatische Heere ergossen sich in Raubzügen über die Donau nach Ungarn und Östreich und blieben lange Zeit eine furchtbare Geißel für die Christenheit im Osten Europas.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 280

1888 - Wiesbaden : Kunze
280 Vierte Periode des Mittelalters. Stoffen zugeschrieben. Die ersten, die sich in der Anfertigung des Seinem Paters auszeichneten, traten die Holländer, welche auch die nach ihnen enanrtte Maschine zur Herstellung des Papierbreies erfanden Jetzt stellt man es auch aus Stroh, Nesseln, rohem Hanf, Holzfasern re. her. 2. Entdeckungen. ^n der ersten Hälfte des Mittelalters hatten die Normannen und Araber auf ihren Zügen neue Länder und Handelswege aufgefunden. Wie die Normannen die Küsten Westeuropas aufsuchten so drangen sie auch nach Norden vor. 861 entdeckten sie Island, um 970 Grönland und die nordamerikanische Küste bis an den Ausfluß des Lorenzo. Allein da sie zu Niederlassungen keine Unterstützung fanden, so blieb kaum ein Andenken an ihre Entdeckungen erhalten, und sie mußten von neuem gemacht werden. Die Araber kannten die Nordküste und einen Teil der Ost- und Westküste Afrikas, waren nach Vorderindien und weiter bis nach Java, Sumatra und China vorgedrungen. Im späteren Mittelalter wurde der Venezianer Marko Polo durch seine Reisen zur Erkundung fremder Lander berühmt. Er reiste von 1270-1295 in Asien umher und besuchte Vorder- und Hinterindien. In der Tartarei wurde er der Lieblmg des Chans Kublai, machte in dessen Angelegenheiten Reisen in dem chinesischen Reiche und wurde sogar Statthalter einer Provinz. Später kehrte er in seine Heimat zurück, wo er um 1323 starb und ausführliche Reiseberichte hinterließ. Wichtiger als diese Entdeckungen wurden für die Entwickelung Europas die Entdeckungen am Ende des Mittelalters durch die Portugiesen und Spanier. Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch Vasko de Gama 1498. Die Entdeckungen der Portugiesen beginnen mit der Auffindung der Inseln an der Westseite Afrikas (§. 39, 4), wonach sie den kühnen Plan faßten, einen Weg zur See nach Indien aufzusuchen, um dadurch den Handel zwischen Indien und Europa in ihre Hände zu bringen. Bevor man den Seeweg nach Ostindien gefunden hatte, benutzte man nämlich verschiedene Wege, um die indischen Waren nach Europa zu befördern. Man führte sie entweder den Jndusstrom aufwärts, soweit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus, auf diesem in das kaspische Meer und die Wolga hinauf bis etwa zum heutigen Sarepta, von da zu Land in den Don und das schwarze Meer, wo sie die Genuesen, und Venetianer abholten; oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, dann aus Kamelen durch die Wüste von

6. Geschichte der Neuzeit - S. 221

1887 - Wiesbaden : Kunze
15. England und Nordamerika. 221 lassungen hatte. Dort benutzten die Engländer nach der Auslösung des großen mongolischen Reiches die Streitigkeiten der Nabobs (Statthalter des Großmoguls), um deren Länder zu unterwerfen. Unter Lord Clive wurde Bengalen erobert; 1784 wurde die ostindische Kompagnie durch die „ostindische Bill" in allen militärischen, finanziellen und politischen Angelegenheiten von der englischen Krone abhängig gemacht. Der von den Franzosen zum Aufstand gereizte mächtige indische Fürst Tippo Sahib wurde 1798 zur Unterwerfung gezwungen und die englische Herrschaft allmählich über ganz Vorderindien ausgedehnt. Missionare führten das Christentum ein und suchten das indische Volk mit europäischer Kultur in Verbindung zu bringen. Auch in der Südsee dehnte sich der englische Kolonialbesitz infolge der drei Entdeckungsreisen aus, welche der Weltumfegler James Cook (§. 16) in den Jahren 1768 bis 1779 ausführte. §. 16. Die peife unis (Trifte Teilung fmens. Seit der ersten Teilung Polens 1772 (§. 14) übte Rußland aus die Verhältnisse dieses Landes den entschiedensten Einfluß aus. Die Kaiserin Katharina Ii. nährte absichtlich die inneren Zwistigkeiten des unglücklichen Landes, um Vorteil daraus zu ziehen. Die polnischen Patrioten haßten den russischen Einfluß, und als Rußland in einen neuen Krieg mit der Türkei verwickelt war, glaubten sie, es sei die Zeit gekommen, die frühere Selbständigkeit wieder zu erlangen. Zunächst entwarfen sie an Stelle der bisherigen Wahlverfassung, die dem Lande soviel Unheil gebracht hatte, eine neue Verfassung, durch welche der Thron nach König Poniatowskys Tod im kursächsischen Hause erblich sein sollte. Diese trat mit Preußens Zustimmung, ungeachtet des widersprechenden Adels, ins Leben. Da aber bat eine Partei von Edelleuten die Kaiserin um ihren Beistand zur Wiederherstellung der alten Wahlverfassung und schloß die Konföderation zu Targowitz. Die erbetene Hilfe säumte nicht; russische Kolonnen rückten in Polen ein und unterdrückten die Bestrebungen der Patrioten, an deren Spitze der edle Kosziusko stand, welcher in Nordamerika unter Georg Washington mit Auszeichnung gefochten und auch in seinem Vaterlande anfangs mit glücklichem Erfolge kämpfte. Der schwache König Stanislaus Poniatowsky (1764—1795) gab den Aufforderungen der Kaiserin Gehör und schloß sich den Konsöderierten an. Nun mußten die Patrioten die Waffen nieverlegen und ihr Vaterland verlassen. Zu spät gewahrten die

7. Geschichte der Neuzeit - S. 308

1887 - Wiesbaden : Kunze
308 Dritte Periode der Neuzeit. an der Regierung zu bewilligen, ihnen eine Einmischung in allgemeine deutsche Angelegenheiten zu entziehen und dem Oberhaupte eines jeden Staates die gesamte Staatsgewalt zu wahren. Der Befreiungskampf der Griechen 1821—1828. Die Türkei. Schon seit der Eroberung Konstantinopels schmachteten die Griechen unter dem Drucke der Türken, des Erbfeindes der Christenheit. 1814 war zu Wien zur Zeit des Kongresses von dem russischen Staatssekretär Grafen Kapodistrias und dem in Pisa lebenden Erzbischof Ignatius unter dem Namen Hetäria ein geheimer Bund gestiftet worden, welchem nicht nur die angesehensten Griechen, sondern auch einflußreiche Männer anderer Nationen angehörten. Dem ursprünglichen Zwecke, das griechische Volk durch wissenschaftliche Lehranstalten und Volksschulen zu bilden, gesellte sich bald ein anderer bei, das türkische Joch von Griechenland abzuschütteln. Man baute auf Hilfe von Rußland und auf die Ohnmacht der Türkei unter dem Sultan Mahmud Ii. (1808—1839). Vier Jahre nach der Befreiung Serbiens von der türkischen Herrschaft (1817) begann der Aufstand unter den Griechen in der Moldau und Walachei (1821), wo der Sohn eines ehemaligen Hospodars der Walachei, Alexander Ipsilanti, ein russischer Generalmajor, die Griechen zur Abweisung des türkischen Joches aufforderte. Von allen Seiten strömten heldenmütige Scharen zu seinen Fahnen, mit denen Apsilanti die Türken zu bezwingen hoffte. Im Peloponnes, in Hellas und Thessalien, auf den Inseln entbrannte zu gleicher Zeit der Aufruhr. Allein die Griechen fanden nirgends Beistand, im Gegenteil erklärten die auf dem Kongresse zu Laibach 1821 versammelten Monarchen auf Metternichs Rat, daß sie die revolutionäre Bewegung der Griechen nicht unterstützten. Bei Galacz und bei Dragetfchan ward die heilige Schar der Hetäristen 1821 aufgerieben; Dpsilanti floh nach Siebenbürgen, wo er verhaftet wurde, um 6 Jahre lang in der ungarischen Festung Munkacz in Gefangenschaft zu schmachten. Der Sultan richtete nach diesen Vorgängen unter den zu Konstantinopel wohnenden Griechen ein furchtbares Blutbad an, weil er sie mit den revolutionären Bewegungen ihrer Glaubensbrüder in Verbindung glaubte. Viele Familien wurden ermordet oder beraubt und verbannt, der 72 jährige Patriarch von Konstantinopel am Ostertage 1821 vom Hochaltare gerissen und mit seinen Bischöfen am Haupteingange seiner Kirche aufgehängt, diese selbst nebst 15 anderen dem Boden gleichgemacht. Die Fürsprache Rußlands und Östreichs blieb unbeachtet.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 310

1887 - Wiesbaden : Kunze
310 Dritte Periode der Neuzeit. stürzten die Türken auf sie los. 1000 Mann schlugen sich durch, die in der Festung zurückgebliebenen Kranken und Greise sprengten sich mit den eingedrungenen Türken in die Luft (1826). Ibrahim verwüstete den Peloponnes mit Feuer und Schwert, und viele gaben die Sache der Griechen auf. Da gelang es dem edlen Minister Canning in London, zwischen England, Frankreich und Rußland einen Vertrag zu Gunsten Griechenlands zu stiften. Die drei Großmächte schickten, da die Türken auf keine Unterhandlungen eingehen wollten, eine Flotte nach dem Peloponnes ab, welche im Hafen von Navarin 1827 die ganze türkische Flotte vernichtete. Trotz dieser Niederlage wollte sich der Sultan immer noch nicht herbeilassen, die Griechen frei zu geben, und benahm sich insbesondere gegen Rußland so wenig nachgiebig, daß auch der neue Kaiser, Alexanders I. Bruder und Nachfolger, Nikolaus I. (1825 — 1855), ein strengsoldatischer Selbstherrscher, der eine bei seiner Thronbesteigung entstandene Soldatenerhebung energisch niederwarf und eine nationalrussische Politik verfolgte, den Krieg erklärte. Dadurch wurden die Türken genötigt, nachdem das übermütige Janitfcharencorps in Konstantinopel auf Befehl des Sultans Mahmud Ii. 1826 niedergemacht worden war*), ihre Truppen aus Hellas zurückzuziehen. Ibrahim wurde von den Franzosen, welche unter dem General Mai-fon in den Peloponnes eingerückt waren, verjagt und infolge der glücklichen Wendung der Dinge der Graf Kapodistrias zum Präsidenten Griechenlands ernannt. Mit ungewöhnlicher Raschheit rückten die Rufsen unter Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten 7 Donaufestungen und das noch nie genommene Varna am schwarzen Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebitsch das Kommando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte Silistria, überstieg im Juli 1829 den Balkan und rückte nach Konstantinopel vor, während Fürst Paskiewitsch Eriwansky, der eben den Persern Eriwan entrissen hatte, Erzerum in Kleinasien eroberte. In dieser Not bequemte sich der Sultan zum Frieden von Adrianopel (14. Sept. 1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den Russen freie Schiffahrt auf der Donau und in den Dardanellen, sowie die Schutzherrschaft über die Donaufürstentümer einräumen mußte. *) Die Janitscharen bildeten die Leibwache des Sultans. Sie besaßen vor den anderen türkischen Truppen mancherlei Vorrechte und lehnten sich bei der Neuorganisation des Heeres gegen den Sultan auf.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 348

1887 - Wiesbaden : Kunze
348 Dritte Periode der Neuzeit. Truppen (Sipahis) hervor, der Englands Besitzstand ernstlich bedrohte. In Cawnpore und Delhi, den Hauptsitzen des Aufstandes, wurden entsetzliche Grausamkeiten gegen die Engländer, ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters, verübt. Erst im Sommer 1857 errangen diese Erfolge gegen die Rebellen, namentlich durch den General Havelock und, nachdem derselbe dem Klima zum Opser gefallen rvar, durch Campbell. Mit der Bezwingung von Delhi, Lucknow und Cawnpore (1857) verlor der Aufstand seine Kraft. Doch zog sich die Empörung bis ins folgende Jahr hin, wo sie auch im Königreich Audh durch Einnahme der Hauptstadt Lucknow gedämpft ward. Jetzt trat die ostindische Handelsgesellschaft zurück, und das englische Ostindien kam durch Parlamentsbeschluß vom 1. September 1858 unmittelbar unter die Regierung der Königin Viktoria, welche unter dem Toryministerium Disraeli (Lord Beaconsfield) im Jahre 1876 zur Annahme des Titels „Kaiserin von Indien" veranlaßt wurde. China. Zwischen England und China war schon 1840—1842 ein Krieg wegen des Opiumhandels geführt worden, den China unterdrücken wollte, der von der ostindischen Handelsgesellschaft aber als Monopol betrachtet wurde. Er endete damit, daß China fünf Häfen (darunter Kanton) dem Handel aller Nationen öffnen mußte und an England außer einer bedeutenden Kriegsentschädigung die Insel Hongkong abtrat. In der Folge wurden diese Verträge nicht geachtet, und 9)eh, der Statthalter von Kanton, erlaubte sich gegen die Europäer, welche er im Verdacht hatte, daß sie den Ausstand der Taipings begünstigten, vielfache Verletzungen. England und Frankreich begannen daher einen Krieg gegen China, beschossen (Dez. 1857) Kanton und bedrohten den Kaiser in seiner Hauptstadt Peking, der sich deshalb zum Frieden von Tientsin 1858 verstand, durch welchen China dem Christentum und dem europäischen Handel geöffnet ward. Da sich aber die Reise der europäischen Gesandten nach Peking zur Auswechslung der Bestätigungsurkunden bis zum Juni 1859 hinzog, so übten die Chinesen neue Feindseligkeiten am Peiho aus, wodurch ein zweiter Krieg Englands und Frankreichs nötig wurde, um den Übermut und die Treulosigkeit „des Sohnes des Himmels" nachdrücklich zu ahnden. Die Verbündeten drangen bis Peking vor, nötigten den Kaiser zur Flucht, verbrannten seinen Palast, nachdem ihn die Franzosen ausgeplündert hatten, und erwirkten 1860 einen Frieden, der dem Christentum und der europäischen Bildung freien Zutritt in China sicherte.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 311

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 31. Der Befreiungskampf der Griechen. Die Türkei. 311 Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht geordnet. Das Volk war besonders mit der Strenge des Präsidenten Kapodistrias unzufrieden, und dieser wurde 1831 ein Opfer des Meuchelmordes. Die Großmächte, die Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Kandia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Arta dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachfen-Koburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgefchlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Bayern, welcher sie 1833 unter höchst schwierigen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg der zweite Sohn des Königs von Dänemark als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden ionischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Erhebung der Insel Kreta, die den Türken erhalten blieb. Ein abermaliger Verlust drohte dem ohnmächtigen Türkenreiche, als sich der mächtige Pascha von Ägypten, Mehemed Ali, selbst gegen die Türkei erhob, um sich eine unabhängige Herrschaft zu erringen. Sein Stiefsohn Ibrahim siel 1831 in Syrien und Kleinasien ein, besiegte das Heer des türkischen Großveziers, und der Sultan mußte dem ägyptischen Pascha 1833 auch die Statthalterschaft Syriens übergeben. Als Mehemed Ali 1839 den Kamps erneuerte und nach dem Sieg bei Nisib das ganze Türkenreich zu erobern drohte, schlossen die europäischen Großmächte mit Ausnahme von Frankreich, das dem ägyptischen Pascha seine Gunst zuwandte, zu London 1840 einen Vertrag zur Erhaltung des türkischen Reiches; ein aus Engländern und Östreichern gebildetes Heer zwang Ibrahim zur Räumung Syriens und Mehemed Ali 1841 zum Frieden, durch welchen ihm die Statthalterschaft von Syrien genommen, aber die Erblichkeit der Statthalterwürde von Ägypten zugesichert wurde. Als er 1849 starb, belehnte der Sultan seinen Sohn Ibrahim mit der erledigten Herrschaft. Die Revolution in Neapel und Sizilien. Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein unruhiger. Über Neapel und Sizilien herrschte nach Mitrats Vertreibung König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, begehrte
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