Ii. Hommungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). löo
Graf von Helfenstein ermordet wurde, waren doch vereinzelt.
Dem siegreichen Aufstande gegenüber mußten sich Fürsten und Herren zu Zugeständnissen bequemen.
Jetzt tauchten auch weitergehende Reformpläne auf; man verlangte eine Reichsreform in demokratisch-monarchischem Sinne und die Beseitigung der Territorialherrschaften. Eine völlige Sozialrevolution aber auf theokratisch-kommunistischer Grundlage forderte der fanatische Schwärmer Thomas Münzer in Mühlhausen in Th.; unter seiner Führung verwüsteten die Bauern Thüringen greuelvoll. Da schrieb Luther, der anfangs beiden Parteien zur Nachgiebigkeit geraten hatte, die Schrift „Wider die mordischen und reubischen Rotten der Bauern“.
Endlich rafften sich die bedrohten Fürsten, Landgraf Philipp von Hessen, Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen, Bruder und Nachfolger Friedrichs des Weisen (*f* 1525);, Herzog Georg von Sachsen, Heinrich von Braunschweig u. a., auf; sie vernichteten Münzers Scharen bei Frankenhausen s. vom Kyffhäusei 1525 _ Zur selben Zeit wurde auch der Aufruhr in Süddeutsch-landtei Königshofen (a. d. Tauber) niedergeschlagen.
Die Rache der Sieger war erbarmungslos. Nach der mißlungenen Revolution verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Bauern an manchen Orten, wurde der politische Druck dei Landesherren größer, ergriff die Armen oft dumpfe Verzweiflung und religiöse Gleichgültigkeit, die sich bis zur sittlichen Verwilderung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein Ansehen- Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes der Reformation bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner der neuen Lehre erhielten neuen Anlaß sie zu bekämpfen; erschien doch in ihren Augen die Revolution als eine Frucht der Tat Luthers.
2. Förderung der Reformation durch die allgemeine Weltlage (1521-46).
a) Erster Krieg Karls V. mit Franz I. Der Zusammenstoß § lio. zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich. Der Krieg brach in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große Erfolge, den Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Fr und s-berg bei Mailand und den Übertritt des mächtigsten Vasallen Frankreichs, des Connetable Karl von Bourbon, folgte ein Um-
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Fünfte Periode. Von 1517 —1648.
193
1524—1525 Bauernkrieg. Die zwölf Artikel. Mederlage der thüringischen Bauern (Thomas Münzer) bei Frankenhausen, der süddeutschen bei Königshofen.
Luther in Verbindung mit den deutschen Fürsten.
1525 Einführung der Reformation in Preußen durch Her-
zog Albrecht (Vertrag von Krakau).
Erster Krieg Karls V. mit Franz I. Schlacht bei Pavia (1525). Friede zu Madrid.
1526 Erster Reichstag zu Speier. Errichtung von Landes-
kirchen. Philipp v. Hessen, Johann v. Sachsen. 1526 Niederlage und Tod Ludwigs H. bei Mohäcs gegen Suleiman H. Böhmen und ein kleiner Teil Ungarns an Ferdinand, Karls V. Bruder. Zweiter Krieg Karls V. mit Franz I. Plünderung Roms. „Damenfriede“ zu Cambrai (1529).
1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Protestanten. Ergebnisloses Religionsgespräch Luthers mit Zwingli
(geb. 1484 zu Wildhaus, Pfarrer in Grlarus, später in Einsiedeln, 1519 in Zürich, f 1531 bei Kappel) zu Marburg.
1530 Reichstag zu Augsburg. «Augsburgische Konfession. Stiftung des Schmalkaldischen Bundes (Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen).
1532 Nürnberger Religionsfriede.
Herzog Ulrich, in Württemberg wieder eingesetzt, führt die Reformation ein.
1534—1535 Die Wiedertäufer in Münster (Johann von Leiden). Münster wieder katholisch.
Revolution des Jürgen Wullenwever in Lübeck. Dritter Krieg Karls V. mit Franz I. Waffenstillstand zu Nizza.
1539 Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen (Heinrich) und in Brandenburg (Joachim H.).
Brettschneider, Hilfsbuch f. Seminare. Ii. 3. Aufl. 13
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Extrahierte Ortsnamen: Frankenhausen Krakau Karls Pavia Madrid Hessen Sachsen Karls Roms Cambrai Luthers Grlarus Einsiedeln Marburg Württemberg Karls Nizza Herzogtum_Sachsen Brandenburg
Iii. Karl V. im Kampfe mit der Reformation (1546 — 55).
143
Schlichtung eines Streites der Mansfelder Grafen gegangen war: ein Mann von heftigster Leidenschaftlichkeit und doch reinster Herzensgute, von unendlichem Idealismus und doch praktischer Verständigkeit, ein durchaus unpolitischer Kopf, dessen Größe aber gerade in seiner idealistischen Einseitigkeit liegt, eine tief innerliche Natur und doch ein Mann der Tat und des Kampfes, der größte Volksmann, einer der gewaltigsten Menschen der deutschen Geschichte.
Der Schmalkaldische Bund war an Streitkräften dem Kaiser bei weitem überlegen. Aber die Zwistigkeiten der Fürsten, die Schwerfälligkeit Johann Friedrichs, die mangelhafte Organisation verdarben alles, zumal gegenüber der überlegenen, freilich durchaus gewissenlosen Diplomatie Karls V. und seines Ministers Granvella. Ihr größter Erfolg war das geheime Bündnis des Kaisers mit dem jungen Sohne Heinrichs von Sachsen, Herzog Moritz, dem Schwiegersohn Philipps von Hessen, dem bedeutendsten Kopf unter den protestantischen Fürsten.
Im Sommer 1546 stellte der Schmalkaldische Bund, gegen dessen beide Führer die Acht vom Kaiser ausgesprochen war, ein großes Heer auf; die süddeutschen Städte brachten gleichfalls eine starke Macht unter dem tüchtigen Landsknechtführer Sebastian Schärtlin zusammen. Allein infolge der schlechten Kriegsleitung gewann der Kaiser Zeit, italienische und spanische Truppen — gegen seine Wahlkapitulation (§ 104) — über den Brenner zu führen. Während nun in Süddeutschland der Krieg zum Stehen kam, fiel Moritz plötzlich in Kursachsen ein, nachdem ihm Karl die Kur zugesichert und die Schonung des Evangeliums versprochen hatte. Die Folge war, daß Johann Friedrich nach seinen Erblanden eilte, wohin ihm Philipp folgte, worauf die süddeutschen Städte, ihr kaufmännisches Interesse über das religiöse und politische stellend, sich dem Kaiser unterwarfen. Unterdessen war Moritz von Johann Friedrich aus Kursachsen völlig herausgedrängt worden. Da kam der Kaiser. Bei Mühlberg a. d. Elbe siegte im April 1547 Herzog Alba mit 29000 Mann über die 4000 Johann Friedrichs. Kursachsen und die Kur kam nun an Moritz, also an die Albertinische Linie, während den Kindern des zu „ewiger“ Gefangenschaft verurteilten Johann Friedrich,
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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diesem Rakoczy, beide Fürsten von Siebenbrgen, in ihren Unternehmungen gegen sterreich; als aber die Ungarn zu Anfang der Regierung Kaiser Leopolds (16581705) wegen Verletzung ihrer Verfassung und Glaubens-bedrckung in Ungarn waren viele Protestanten aufstndisch wurden, benutzten die Trken diese Gelegenheit, gegen Ungarn und sterreich heran-zuziehen. Der Kaiser Leopold bot ein groes Heer auf, das deutsche Reich sandte Hlfe, selbst Ludwig Xiv. untersttzte mit einem Corps den Krieg gegen den Erbfeind der Christenheit. Dadurch wurde das kaiserliche Heer so verstrkt, da es den ersten glnzenden Sieg seit 300 Jahren bei St. Gotthard an der Raab (1664) der die Trken davontrug. Trotz-dem mute aber Leopold den Trken Siebenbrgen berlassen, und als sich (1670) die Ungarn abermals emprten und (1674) in Emmerich Tckely einen entschlossenen Fhrer erhielten, suchten und fanden die Ungarn Schutz bei den Trken.
Die Belagerung Wiens 1683.* Zum letzten Mal zogen die Trken unter dem Grovezier Kara Mustapha in einer Strke von 230000 Mann zum Angriff gegen das christliche Abendland heran; aber Wien wurde die Schutzwehr Europas gegen die Ausbreitung des Islams. Sobald Leopold die Kunde von dem Heranrcken der Trken vernommen hatte, schlo er ein Bndnis mit dem Polenknige Johann Sobiesky und forderte das Reich zum Beistande auf. Die Kurfrsten Johann Georg Iii. von Sachsen und Max Emanuel von Bayern rckten persnlich mit einem Hlfsheere heran, und der Groe Kurfürst sandte 8000 Mann; Fhrer des Reichsheeres wurde der alte, tapfere Herzog Karl von Lothringen. In Wien hoffte man, da die Trken sich in Ungarn mit Plnderungen und Verwstungen aufhalten wrden, diese zogen aber (1683) gerades less Wegs auf Wien, das dadurch in die grte Bestrzung geriet. Der Kaiser floh mit seinem Hofe nach Linz und mit ihm viele Einwohner; der zurck-gebliebene Teil der Brgerschaft machte sich aber zur Verteidigung bereit, und unter der Leitung des vom Kriegsrat ernannten Befehlshabers, Grafen Rdiger von Starhemberg, wurden die Festungswerke, so gut es in der Eile gehen wollte, ausgebessert und in Bereitschaft gesetzt. Noch ehe die Trken vor Wien erschienen, gelang es dem kaiserlichen Feldherrn Karl von Lothringen, ein Heer von 12000 Mann in die Stadt zu werfen, und nun blickten die Wiener dem Feinde getrost entgegen. Am 14. Juli zeigten sich die ersten trkischen Reiter, und bald schlo Kara Mustapha mit 200000 Trken die Stadt ein, die von 21000 Mann mit 200 Kanonen verteidigt wurde. Die Trken fhrten einen Minenkrieg gegen die Stadt, so oft eine Mine aufflog, strmten sie. Allein die Verteidiger hielten sich
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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Wienern berlieen. Dem Könige von Polen und dem Herzog von Lothringen gebhrte die Ehre dieses groen Sieges.
Weitere Kmpfe gegen die Trken. Unverzglich setzte nun nach Wiens Befreiung Karl von Lothringen den Krieg gegen die Trken fort. Er eroberte Gran und in Gemeinschaft mit dem Kurfrsten von Bayern (1686) Ofen, das 145 Jahre hindurch die Trken besessen hatten; durch den groen Sieg bei Mohacz l687 befreite er Ungarn und Siebenbrgen vom Trkenjoche. Im Jahre 1688 eroberte Max Emanuel von Bayern Belgrad, und der Markgraf Ludwig von Baden besiegte (1691) die Trken bei Salankemen. Nach dieser Zeit schwankte das Kriegsglck, die kaiserlichen Truppen errangen geringe Erfolge. Ein ganz anderer Geist beseelte sie aber, als der 34jhrige Prinz Franz Eugen von Savoyen, der grte Feldherr seiner Zeit, den Oberbefehl erhielt. Mit wenigen Mitteln leistete er Unglaubliches. Am 11. September 1697 brachte er dem bermchtigen Feinde bei Zenta an der Thei eine so furchtbare Niederlage bei, da die Osmanen sich 1699 zum Frieden von Carlo Witz verstehen muten, durch den Siebenbrgen und Slavouien an sterreich kamen. Auch in dem solgenden Trkenkriege (17161718) gewann Eugen glorreiche Lorbeeren; er besiegte die Trken bei Peter-ward ein (1716), eroberte Belgrad (1718) und erwirkte den fr fter-reich gnstigen Frieden von Passarowitz (1718). Die Errungenschaften Eugens gingen aber nach dem unglcklichen Trkenkriege sterreichs (1736 bis 1739) durch den schimpflichen Belgrader Frieden zu Grunde, und von nun an errang Rußland die Oberherrschaft der die Trkei.
5. Die Erwerbung der preuischen Knigskrone durch Friedrich Hol (!.)?
a) Die Weltlage zur Zeit Friedrichs.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiy. (16881697).
Noch immer stand Ludwig Xiv. im Mittelpunkt der europischen Politik, doch begann jetzt sein Niedergang. Im Jahre 1688 hatte er einen neuen Raubzug nach Deutschland unternommen, der alle vorhergehenden bertraf. Die Veranlassung dazu gab ihm die Nichtbeachtung seiner Erbansprche auf die Pfalz, die er nach dem Ableben des Kurfrsten Karl, des Letzten aus der Simmerschen Linie, als Erbe der Elisabeth Charlotte (S. 81), der Gemahlin seines Bruders, des Herzogs Philipp von Orleans, fr Frankreich forderte. Ihm traten aber die meisten deutschen Reichsfrsten, der Kaiser, Friedrich Iii. von Brandenburg, das schsische Land, die Wittelsbacher, die Könige von Spanien und Schweden, und als er sich auch in den Besitz des Erzbistums Kln setzen wollte, auch die Generalstaaten und England, beide von Wilhelm von Oranien geleitet, entgegen. Die franzsischen Heere drangen anfangs siegreich vor und besetzten
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Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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seines Vaters und suchte stets das Ansehen und die Macht seines Staates zur Geltung zu bringen und zu erhhen. Mit Holland stand er in gutem Einvernehmen. Brandenburgische Truppen machten es dem Prinzen Wil-Helm von Oranien mglich, seinen Zug nach England zu unternehmen und nach Vertreibung des Hauses Stuart den englischen Thron als Wilhelm Iii. zu besteigen. Als Ludwig Xiv. aufs neue Deutschland berfiel und die Psalz i. I. 1689 schrecklich verwsten lie, war es Friedrich, der dem Reichsheere mit 20000 Mann zu Hlfe kam, der, unbekmmert um die schweren Folgen, dem franzsischen Könige entgegentrat und ihm Bonn, Rheinbergen und Kaiserswerth entri und während des ganzen Krieges der Franzosen eifrigster Feind blieb.1) Ebenso brachte er dem Kaiser Leopold Hlfe in den Trken kriegen. Bei Salankemen (1691) fhrten brandenburgische Truppen den Sieg herbei2), die auch bei Zenta (1697) und bei Belgrad tapfer fochten. Aber wie sein Vater, so hatte auch Friedrich schlechten Dank vom Hause sterreich. Der schmhliche Ryswicker Friede (1697), in dem das Elsa an Frankreich abgetreten wurde, besttigte ihm nur die von seinem Vater errungenen Vorteile. Friedrich wute aber auf andere Weise sein Land zu vergrern. Im Jahre 1697 erwarb er durch Kauf von dem verschwenderischen Kurfrsten August Ii. von Kursachsen die Erbvogtei der Stadt und Stift Ouedlin-brg und die Reichsvogtei der die alte Reichsstadt Nordhausen. Als nchster mnnlicher Verwandter Wilhelms Iii. von Oranien erhielt er aus der oranischen Erbschaft 1702 die Grafschaften Singen und Mrs und 1707 Neufchatel und Valengin. In demselben Jahre kaufte er die Grafschaft Tecklenburg in Westfalen. der Friedrichs Teilnahme am spanischen Erbfolgekrieg siehe S. 45.
In den ersten Jahren seiner Regierung berlie Friedrich seinem ehemaligen Erzieher, dem rechtschaffenen und charakterfesten Eberhard von Danckelmann, die Leitung der Staatsgeschfte. Dieser wollte das Beste des Landes; aber durch sein schroffes und abstoendes Wesen rief er allgemeine Mistimmung gegen sich hervor. Der Kurfürst selbst zog sich von Danckelmann zurck, weil er ihm der den groen Aufwand des prchtigen Hofhalts rcksichtslos Vorwrfe machte. In des Kurfrsten Gunst wute sich jetzt der pflzische Edelmann Kolb von Wartenberg, den Danckelmann einst selber an den Hof berufen hatte, einzuschmeicheln. Wartenberg, ein geschmeidiger Hofmann und Diplomat, ruhte nicht eher, als bis er Danckelmann gestrzt hatte. Auf unbegrndete Beschuldigungen
x) Der Kurfürst Friedrich Iii. fordert von dem Kaiser die Rettung Straburgs. 1696.
2) Die Brandenburger in der Trkenschlacht bei Salankemen.
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Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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ein rhmliches Zeugnis von den umfassenden, hochfliegenden Plnen des Kurfrsten ab.
Die gesteigerten Staatseinnahmen ermglichten ihm, durch Werbungen sein stehendes Heer, dessen tchtige Ausbildung ihm sehr am Herzen lag, zu vergrern. Bei seinem Tode zhlte es 28000 Mann. Seine Ratgeber und Helfer waren dabei der General Otto von Sparr, der Grnder des brandenburgischen Geschtzwesens, und der Feldmarschall Georg von Dersflinger, der Schpfer der brandenburgischen Reiterei.
Auch sorgte der Kurfürst fr Kunst und Wissenschaft. Er errichtete Schulen und grndete fr die westlichen Provinzen die Universitt zu Duisburg. In Berlin wurde die Bibliothek angelegt. Bei allen diesen Bemhungen fr Ackerbau, Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst hals ihm als einsichtiger Ratgeber der Oberprsident Otto von Schwerin. Das meiste und beste that aber der Kurfürst, gleichsam die Seele des Staates, selber.
Unter seiner Regierung brachen auch die Streitigkeiten zwischen den Lutheranern und Reformierten mit neuer Heftigkeit aus. Die Geistlichen beider Parteien feindeten sich ffentlich auf den Kanzeln an, so da der Kurfürst, um dies gehssige Treiben zu unterdrcken, die Geist-lichen, wenn sie nicht vom Amte entfernt werden wollten, in einem Revers versprechen lie, alle Znkereien in den Predigten zu vermeiden. Der lutherische Geistliche und bekannte Liederdichter Paul Gerhardt an St. Nikolai in Berlin weigerte sich aber, einen solchen Revers auszustellen, und legte deshalb, obgleich er auch ohne Revers bleiben konnte, sein Amt in Berlin nieder (1667).
4. Die Trkenkriege sterreichs.
Die Trken und die Ungarn. Seit die Trken Konstantinopel (1453) erobert und nach der Schlacht bei Mohacz (1526) Ungarn mit seiner Hauptstadt Osen-Pest schwer heimgesucht hatten, waren sie im Osten die gefhrlichsten Nachbarn des Reichs, im besonderen sterreichs, geworden. Ferdinand, Karls V. Bruder, hatte durch seine Gemahlin Anna die Knigs-krne von Ungarn erworben; um sich aber in diesem Knigreiche vor den Trken behaupten zu knnen, mute er ihnen Tribut zahlen. Whrend der Reformation schwebte Deutschland in bestndiger Trkengefahr, ja Soliman der Groe fate sogar den Plan, das ganze Abendland zu unterwerfen, scheiterte aber an Karls V. Klugheit und starkem Widerstande und Zrinys heldenmtiger Verteidigung Sigeths. Whrend des dreiig-jhrigen Krieges untersttzten die Trken Bethlen Gabor und nach
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Extrahierte Ortsnamen: Duisburg Berlin Schwerin Berlin Berlin Ungarn Konstantinopel Ungarn Deutschland
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war Karl V. durch auswrtige Kriege so in Anspruch genommen, da der Protestantismus Gelegenheit fand, sich weiter auszudehnen. So wurden der Herzog Ulrich von Wrttemberg fr die Reformation gewonnen (1534), das albertinische Sachsen und Kurbrandenburg (1539), wo Kurfürst Joachim Ii. eine neue Kirchenordnung einfhrte. Pommern, An-halt, Baden-Durlach, Pfalz-Neubnrg und Zweibrcken, endlich auch die Kurpfalz (1545) wurden protestantisch; in allen Reichsstdten, in denen die Brgerschaft die Entscheidung in der Hand hatten, wie in Nrnberg, Regensburg, Augsburg, Frankfurt a- M. u. a., siegte das evangelische Bekenntnis. Selbst Paderborn, Kln, Wien, ja fast alle sterreichischen Lande neigten sich der Reformation zu. Auerhalb Deutschlands fand sie besonders in den skandinavischen Lndern, in Dnemark, Schweden und Norwegen, Verbreitung; auch in Livland, Kurland, zum Teil in Polen, Ungarn und Siebenbrgen gewann Luthers Lehre viel Anhang.
Karl V. kmpfte whrenddessen gegen die Trken, unternahm einen glcklichen Zug nach Tunis gegen die von den Trken untersttzten See-ruber, denen er 20000 Christensklaven entri, während ein anderer Zug gegen die Seeruber in Algier miglckte. Zwei neue Kriege des Knigs Franz I. von Frankreich fhrten endlich zum Frieden von Crespy (1544), in dem Franz auf Italien, Karl auf Burgund verzichtete.
Der Protestantismus hatte jetzt den Hhepunkt seiner Macht erreicht. Whrend seiner auswrtigen Kriegen hatte Karl keine Gelegenheit zum be-waffneten Einschreiten gegen die Protestanten gefunden, er mochte diese auch nicht reizen, sich auf die Seite seiner Gegner zu werfen, er hatte vielmehr durch Religionsgesprche (1541 zu Regensburg) die Einigung herbeizufhren gesucht; als aber nun nach Beendigung seines Krieges mit Franz I. die Protestanten sich weigerten, das auf seine Veranlassung berufene Tridentiner Konzil zu besuchen, war er entschlossen, mit Waffengewalt die Protestanten niederzuwerfen.
Vor Ausbruch des Krieges starb Luther am 18. Februar 1546 zu Eisleben, wohin ihn die Grafen von Mansfeld gerufen hatten, um eine Erbstreitigkeit unter ihnen zu schlichtend) In der Schlokirche zu Wittenberg wurde er bestattet.
4> Der schmalkaldische Krieg. 154647.
Indem Kaiser Karl V. erstrebte, die kirchliche Einheit wieder herzu-stellen, wollte er zugleich die kaiserliche Macht der die Frstengewalt
*) Ein Brief des Justus Jonas der Luthers Tod.
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eicheben und sich zum unumschrnkten Herrscher von Deutschland machen Im geheimen verbndete er sich mit dem Papst-, der ihm Mannschaft und Geld versprach, mit seinem Bruder Ferdinand und den Herzgen von Bayern. Ja, er gewann den Schwiegersohn Philipps von Hessen, den jungen Herzog Moritz von Sachsen, den hervorragendsten unter den protestantischen Fürsten, fr sich. Dieser hatte sich mit dem Kurfrsten Johann Friedrich entzweit, und Karl bertrug ihm die Oberhoheit der die Stifter Magdeburg und Halberstadt und stellte ihm die Kurwrde in Aussicht.
Der Krieg an der Donau und in Sachsen. Als die Protestanten den Zweck der kaiserlichen Rstungen erkannten, waren die Bundeshupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen, sogleich entschlossen, den Krieg nach Sd-deutschend zu verlegen, und sie vereinigten unter dem Feldhauptmann Sebastian Schrtlin von Hurtenbach, dem Fhrer der oberdeutschen Städte, 40000 Mann in der oberen Donaugegend. Statt nun aber die Vorschlge Schrtlins von Hurtenbach zum raschesten Vorgehen zu befolgen, lieen die Bundeshupter dem Kaiser Zeit, Truppen aus Italien herbeizuziehen und sich in einem festen Lager bei Ingolstadt zu verschanzen. Whrend hier die Schmalkaldischen den Kaiser umschlossen hielten, besetzte Moritz von Sachsen mit Hlfe König Ferdinands das Kurfrsten-tum Sachsen bis aus Wittenberg und Gotha, wodurch Johann Friedrich und Philipp von Hessen sich veranlat fanden, in ihre Lnder zurckzukehren. Der Kaiser unterwarf nun mit leichter Mhe die oberdeutschen Bundesglieder. Die Reichsstdte muten hohe Geldbuen zahlen, und auch der Herzog Ulrich von Wrttemberg und der Kurfürst von der Pfalz demtigten sich. Der Kurfürst und Bischof von Kln, Hermann Wied, der in seinem Erzbistum reformieren wollte und sich den Schmalkaldischen angeschlossen hatte, mute abdanken, und Kln erhielt wieder einen ftrena katholischen Erzbischos.
^ohann Friedrich hatte inzwischen sein Land zurckgewonnen und Moritz und Ferdinand zur Flucht nach Bhmen getrieben. Hier vereinigte sich der Kaiser mit ihnen, rckte der die Elbe und besiegte durch seine bermacht den berraschten Kurfrsten von Sachsen in der Schlacht bei 1547 Mhlberg1) (oberhalb Torgaus) auf der Lochauer Heide (1547). Johann Friedrich geriet auf dem Schlachtfelde in die Gefangenschaft des Kaisers, der nach der Einahme Wittenbergs das Kurland Sachsen mit der Kurwrde an
*) Ein Brief von Hans Baumann 1547 der die Schlacht bei Mhlberg.
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