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1. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 67

1913 - [s.l.] : Hirt
18. Doktor Martin Luther. 67 gute Fortschritte; mit achtzehn Jahren kam er auf die Hochschule (Uni-versitt) in Erfurt. : Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet Universitt, hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden, nm die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Und so studierte er die Rechtswissenschaften. Aber Gott hatte ihn zu etwas anderem bestimmt. Hatte Luther schon die Bibel, die er in Erfurt genauer kennen lernte, ernster gestimmt, so erschtterte ihn der pltzliche Tod eines lieben Freundes aufs tiefste. Wie wrdest du vor deinem Gott bestehen, wenn er dich jetzt vor sich fordern wollte?" fragte er sich. Und immer strker wurde in ihm die Angst um sein Seelenheil. Endlich glaubte er den einzigen Weg gefunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster der Augustiner und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Dazu kam, da die Mnche damals beim Volke in geringem Ansehen standen, wgil ans vielen Klstern die alte strenge Zucht verschwunden tool//' Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier s^&[8 innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, ob-wohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. So verlangte es die Zucht dieses Klosters, der sich jeder, auch der Vornehme und Gelehrte, fgen mute. Traurig stimmte es ihn, als er sah, da er auch als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemustern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine so tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er sehr liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte Er wrde an der inneren Seelenqnal auch krperlich zugrunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbrnder auf das trstliche Wort des Apostels Paulus hingewiesen htte*): Der Mensch wird gerecht nicht durch des Gesetzes Werke, sondern allein durch den Glauben", und da wir im dritten Artikel bekennen: Ich glaube an eine Vergebung der Snden." Das war Balsam fr die wunde Seele. An der Spitze des Augustinerordens stand ein frommer Oberer, Staupitz mit Namen. Dieser wurde auf den eigengearteten Mnch, der es mit seiner Besserung so ernst nahm, aufmerksam. Bald erkannte er, da er ihn aus dem einsamen Grbeln herausreien msse. Nnn war *) Rmer 3, 28.

2. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 72

1913 - [s.l.] : Hirt
72 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. bete ja getrost, und sage es Deinen Spielkameraden auch, da sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiermit sei dem allmchtigen Gott befohlen und gre Muhme Leuen und gib ihr einen Ku von meinetwegen. Ann^589. Dein lieber Vater Martinus Luther.? Jingti!b Dieser Mam^ der so gtig und mild mit seinem Kinde redete, war unerbittlich gegen alle, die ihm die Wahrheit des Evangeliums zu verdunkeln schienen. In Zrich war Ulrich Zwiugli gegen den Abla aufgetreten und hatte viel Anhnger gefunden. Man hoffte, Luther werde sich mit ihm verstndigen. In der Auffassung der Einsetzungsworte beim Abendmahl hatte Zwingli eine andere Ansicht. Mit den Worten: Ihr habt einen anderen Geist als wir!" hat Luther, da er auch hier nicht gegen seine berzeugung handeln konnte, die angebotene Friedenshand zurck-gewiesen. So spalteten sich die Evangelischen und es bildete sich in der Schweiz und lngs des Rheins die reformierte" Kirche. Nach Zwinglis Tode setzte Calvin dessen Werk fort. Nach ihm wurden die Reformierten auch Calvinisten genannt. Heimgang. Diese Spaltung kam den Feinden der Reformation zustatten. Kaiser Karl V. traf Anstalten, Lutheraner wie Calvinisten auszurotten. Da meinten viele, man msse das bedrohte Evangelium mit den Waffen ver-teidigen. Doch Luther predigte den ihm befreundeten Fürsten, man drfe sich wohl gegen den Kaiser verteidigen, wenn er den Glauben bedrohe, ihn aber nicht angreifen. Am Ende seines Lebens sah er den Krieg herannahen und flehte zu Gott, ihn dieses Unheil nicht mehr erleben zu lassen. Sein Wunsch erfllte sich. Mit dem Friedenswerk beschftigt, die Grafen von Mansfeld untereinander zu vershnen, starb er (18. Februar 1546) im festen Glauben an seinen Erlser, den er zeitlebens gesucht hatte. In Wittenberg in der Schlokirche liegt er begraben. 19. Wallenstein und Gustav Adolf. Waenstems Albrecht von Wallenstein stammte ans dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern, die evangelisch waren, starben frhzeitig. Von seiner Jugend an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich durch kecke Streiche den Beinamen der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten in die Schule, diese machten ihn katholisch. Dann ging der junge Edelmann ans die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht, er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er es, wie er wollte, in der Welt zu etwas bringen. y.//A Xx- ____ ' nx... Li. ' L !r Vx/1 "', l'. ( V > r\-V Q^fvivw C-Ul , * U"

3. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 68

1913 - [s.l.] : Hirt
68 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. damals (1502) eine neue Universitt in Wittenberg, der Hanptstadt des Knrfrstentnms Sachsen, gegrndet worden, und Stanpitz war dortselbst Stfofs Professor. Hierhin berief er, ganz gegen dessen Willen, Luther. Der Attenberg. Mnch glaubte diesem Sehramte nicht gewachsen zu sein. Aber Staupitz kannte ihn besser; er wnte, wie grndlich sich sein Schtzling mit einem Buche, das in jener Zeit wenig gekannt und wenig gelesen wurde, mit der Bibel, beschftigt hatte. Im Verkehr mit der Jugend lebte Luther wieder auf; er wurde ein tchtiger Lehrer. Zugleich wirkte er als Prediger an der Schlokirche zu Wittenberg, j iwie der Mnch es mit der eigenen Besserung recht ernst genommen hatte, so war es ihm als Seelsorger eine heilige Pflicht, vor Snde und leichtfertigem Wesen zu warnen. Das trieb ihn in einen schweren Kampf hinein,.- ' eftsa6* ^ In der Nhe Wittenbergs verkaufte ein Dominikanermnch Tetzel Ablazettel und behauptete dabei, was die Kirche aber nicht gelehrt hatte, die Vergebung der Snden knne durch Geld erlangt werden. Freilich handelte Tetzel nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern war vom Erzbischof von Mainz, dem hchsten Geistlichen in Deutschland, und vom Papste mit dem Verkauf der Ablazettel beauftragt. Ein Teil des Geldes sollte zum Bau der prachtvollen Peterskirche in Rom dienen. Luther fhlte sich in seinem Gewissen gedrungen, seine Beichtkinder darber zu belehren, was nach der Kirchenlehre der Abla zu bedeuten habe. Zugleich zeigte er aus der Bibel, da nicht der Ablazettel, sondern auf-richtige Reue und Bue zur Vergebung der Snden notwendig seien. Dieses war der Inhalt der 95 kurzen Stze (Thesen), die er am 31. Oktober 1517 an die Tr der Schlokirche zu Wittenberg anschlug. So schnell wurden diese in Deutschland und darber hinaus bekannt, als ob die Engel selbst Botenlufer gewesen wren*). Dieses war der Anfang der Reformation. Die Kirchenfrsten waren aber erzrnt der den khnen Mnch, der Lehren aufstellte, die nach ihrer Meinung falsch waren. Da aber Luther seine Lehren nicht wider-rufen wollte, wurde er von dem Papste in den Bann getan,., Hrnunqrbcr Luther hatte immer gehofft, wenn der Papst nur erfhre, wie schlecht Bannbulle, viele von den Geistlichen lebten, dann wrde er sie bestrafen, und hatte ihm deshalb ein Buch zugeschickt, worin er von allen Mistnden der Kirche erzhlte. Als er aber gebannt wurde, verbrannte er unter der Zustimmung vieler Studenten die Bannbulle des Papstes. Am liebsten htten ihn dafr die Anhnger des Papstes selbst verbrannt. Aber sein *) Die Verbreitung konnte so schnell erfolgen, weil um das Jahr 1450 von Johann Gutenberg aus Mainz die Buchdruckerkunst erfunden worden war.

4. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 69

1913 - [s.l.] : Hirt
18. Doktor Martin Luther. 69 Landesfrst, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, schtzte den mutigen Bekenner seiner berzeugung. Doch der (1519) zum Deutschen Kaiser gewhlte König Karl von Spanien stellte sich auf die Seite des Papstes und berief Luther nach Worms zu einem Verhr vor Kaiser und Reich. - Alle Freunde rieten von der Reise ab; aber Luther, der seines cur9 gndigen Gottes gewi geworden war, erklrte, er werde nach Worms gehen, wenn so viele Teufel dariu wren wie Ziegel auf den Dchern. Mit den Worten: Gott wird mit mir sein!" schritt er durch das Stadttor von Worms. Wo er sich blicken lie, drngte sich die Menge, um deu grten Mann Deutschlands zu sehen. Frohen Mutes trat er vor die glnzende Versammlung der Fürsten, die unter des Kaisers Vorsitz seiner harrten. Aber da berkam ihn pltzliche Befangenheit. Die natrliche Ehrfurcht, die der Bauernsohn und einfache Mnch vor den Groen dieser Erde empfand, machte ihn verwirrt. So antwortete er nur mit leiser Stimme, als er gefragt wurde, ob er seine Lehren widerrufen wolle. Er bat um 24 Stunden Bedenkzeit. Im Gebet fand er seine Zuversicht wieder, und am folgenden Tage wies er trotz aller drohenden Gefahren standhaft die Zumutung zurck, aus Menschenfurcht seine berzeugung zu verleugnen. Nicht glaube ich", sagte er, dem Papst und den Konzilien, die oftmals geirrt haben; nur durch die Zeugnisse der Schrift oder durch helle Grnde kann ich berwunden werden. Widerrufen kann ich nichts und will ich nichts, dieweil wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefhrlich ist. Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Die Antwort des Kaisers und der katholischen Fürsten war die Reichsacht, d. h. jedermann durfte ihn ungestraft tten. Um ihn zu schtzen, lie ihn Friedrich der Weise heimlich auf der f"xart? Rckreise berfallen und verkleidet auf die Wartburg (bei Eisenach) '6nr0: bringen. Als Junker Jrg hat er hier gelebt, ans dem Mnch war uerlich ein Ritter gewo-den. Auf der Wartburg hat Luther die Bibel ins Deutsche berse^< Aber lange war seines Bleibens in der Ver-borgenheit nicht. Erhrte, da angebliche Anhnger groe Verwirrung in Wittenberg anrichteten, sogar die Kirchen der Bilder beraubten; sofort gab er, obgleich Friedrich der Weise ihn warnte, seinen schtzenden Zufluchtsort auf und kehrte nach Wittenberg zurck, vertrauend auf Gott, der ihn besser schtzen knne als sein Kurfürst. Durch die Gewalt seiner Predigt stillte er, den Aufruhr, dessen die weltliche Obrigkeit nicht hatte Herr werden knnen. I Er hatte einen vertrauten Freund, Philipp Melanchthon; doch dieser Melanchthon. war leicht zu nachgiebig. Beide ergnzten sich daher vortrefflich. Wenn Luther sich einmal von seinem strmischen Wesen fortreien lie, wirkte Melanchthon migend auf ihn ein. Er war ein stiller Gelehrter, der

5. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 70

1913 - [s.l.] : Hirt
70 It. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. sich von vornherein zu der krftigen Natur Luthers hingezogen gefhlt und sich ihr untergeordnet hatte. Luther erkannte seinerseits den Wert Melanchthons neidlos an. Tressend verglich er sich selbst mit dem groben Waldarbeiter, der Kltze und Baumstmpfe ausroden mu, um das Land zuzurichten fr den Anbau, und den Freund mit einem Grtner, der die Pflnzlein fein suberlich begiet und mit Lust hegt und pflegt. Ohne diese Vereinigung von Kraft und Lindigkeit wrde die Kirchenverbesserung nicht zustande gekommen fetxzz<y' Fortgang Es galt nicht nur Nmruche abzuschaffen, sondern auch eine neue Reformation. Kirche aufzurichten; es mute die eingerifsene Unwissenheit der Geistlichen beseitigt werden. Da aber Luther den Lehren der Bibel gem auch den schlichten, einfachen Leuten, besonders den Hausvtern, eine kurze An-leitung der die christlichen Lehren geben wollte, schrieb er seinen Katechis-mus. Besonderen Wert legte er auf die Unterweisung der Jugend; er befrwortete allenthalben die Einrichtung von Schulen, und Melanchthon war auch hierbei sein treuester Gehilfe. Ihr Glaubensbekenntnis legten die Evangelischen auf dem Reichstage zu Augsburg (1530) ab. Luther selbst durfte hier, da er noch in des Reiches Acht und der Kirche Bann war, nicht erscheinen. Ungefhr in dieser Zeit hat er das Lied gedichtet: Ein' feste Burg ist unser Gott." Der Sohn Friedrichs des Weisen von Sachsen, Johann, verdiente sich durch sein treues, wpferes Festhalten am Evangelium den Ehrennamen der Bestndiges--^ Nach Luthers Vorbild hatte viele Mnche und Nonnen die Klster verlassen. Nun entschlo er sich auch zu heiraten, was den katholischen Geistlichen und natrlich auch den Mnchen verboten war. Familien- Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne, nahm er zum Weibe. Aus vater. dem ehelofen Mnch wurde ein deutscher Hausvater. Und eine gute Pfarrersfrau war fein lieber Herr Kthe", wie er sie scherzend gern nannte. Leicht hatte sie es nicht, fr des Hauses Notdurft zu sorgen; denn der Doktor Martin schenkte Bittenden mehr, als er selbst entbehren konnte. Gastfreundlichkeit und Mildttigkeit sind schon die Kennzeichen dieses ersten evangelischen Pfarrhauses. Traulich war das Verhltnis zu seinen Kindern. An seinen ltesten Sohn Hans schrieb er, als dieser vier Jahre alt war, folgenden Brief: $Sisnan uni) F^ede in Christo, mein liebes Shnichen. Ich sehe gern, da Du wohl lernest und fleiig betest. Tu also, mein Shnichen, und fahre fort; wenn ich heimkomme, will ich Dir einen schnen Jahrmarkt mitbringen. Ich wei einen hbschen lustigen Garten, da gehen viele Kinder innen, haben goldene Ncklein au und lesen schne pfel unter den Bumen und Birnen, Kirschen und Pflaumen, singen, springen und

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 12

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
12 Nicht so glcklich mar sein Zug nach Algier. Ein Sturm, der mehrere Tage anhielt, vernichtete die kaiserliche Flotte, und durch einen Ausfall der Trken kam das Heer in eine bedrngte Lage. Mit Mhe und unter mancherlei Gefahren kehrte Karl un-verrichteter Sache nach Spanien zurck (1541). Die durch die vielen Kriege bedingte Abwesenheit des Kaisers vom Reiche mar der inzwischen zur Tatsache gewordenen Kirchentrennung sehr frderlich. 3, Die Reformation als religise Bewegung. Lukher und die Veranlassung zur Kirchentrennung. Vor Luther hatte es neben den Versuchen einer ueren Reform der Kirche auch schon gegen die Lehre der Kirche gerichtete Bewegungen gegeben (Wiklif, Hus u. a.) Doch waren diese noch alle berwunden worden. Seitdem waren aber die Mistnde und tiie allgemeine Unzufriedenheit nicht verringert. Bei vielen, die der Kirche und dem von ihr verkndeten Glauben schon gleichgiltig oder gar feindlich gegenberstanden, bedurfte es nur eines krftigen Anstoes, um den lngst vollzogenen inneren Bruch mit der Kirche zu einem ueren Abfall zu machen. Diesen ersten Ansto gab Luther. Da er groen Erfolg haben wrde, lieen die geschilderten Zeitumstnde voraussehen. Obgleich er die alte Kirche nicht reformierte im Sinne der Forderungen des 15. Jahrhunderts, behielt man doch fr die Kirchentrennung den zum Schlagwort ge-wordenen Namen der Reformation bei. Martin Luther mar als Sohn eines Bauern und Bergmanns im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Nach Vollendung der notwendigen Studien bezog er die Universitt zu Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren. Mit der Zeit bemchtigte sich seiner eine ernste Stimmung, die bisweilen in Trbsinn und Schwermut berging. Er fhlte sich von Gewissensngsten beschwert und trug sich mit dem Gedanken, Mnch zu werden; im Jahre 1505 trat er in den Augustinerorden ein. Aber das Klosterleben pate nicht fr ihn; obgleich er die klsterlichen Vorschriften gemissenhaft erfllte, fhlte er sich nicht zufrieden. Er studierte fleiig die hl. Schrift und kam namentlich beim Lesen der Briefe des hl. Paulus an die Rmer und die (Salater zu Ansichten, die mit der Lehre der Kirche nicht bereinstimmten; als er im Jahre 1508 Professor in Wittenberg wurde, trug er sie auch seinen Zuhrern im Hrsaal und in der Kirche vor. Da er behaup-

7. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 14

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
14 Luther verlie heimlich die Stadt und sandte ein Entschuldigungs-schreiben an den Kardinal und ein zweites Schreiben an den besser zu unterrichtenden Papst". Noch einmal versuchte der Papst, die Wirren durch Milde beizulegen. Der ppstliche Gesandte Karl von Miltitz, ein geborener Sachse, hatte mit Luther zu Alten-brg eine Unterredung, bei der letzterer das Versprechen abgab, oon der Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt wrde. b) Der Streit zu Leipzig und seine Folgen. Das beiderseitige Schweigen war nicht von langer Dauer. Auf Wunsch des Bischofs von Eichsttt versuchte Dr. Eck, Professor der Hochschule zu Jngol-stadt, die von der katholischen Lehre abweichenden Ansichten Luthers zu widerlegen. Zwischen ihm und dem Amtsgenossen Luthers An-dreas Karl stadt kam es 1519 in Leipzig zu einer Disputa-tion, die 19 Tage dauerte. Als Karlstadt von dem gelehrten und redegewandten Eck in die Enge getrieben wurde, eilte auch Luther hin, um seine Sache zu verteidigen. Statt eine Vershnung herbei-zufhren, erzeugte dieser Streit eine noch viel grere Erbitterung und erweiterte den vorhandenen Ri zur unberbrckbaren Kluft. Luther leugnete die Unfehlbarkeit der Konzilien, verwarf die Sieben-zahl der Sakramente, griff die Lehre vom Fegfeuer und die geist-liehe Oberherrschaft des Papstes an. In Rom wurden jetzt Luthers Schriften einer sorgfltigen Prfung unterzogen und 41 Stze als irrig bezeichnet. Eine ppst-liche Bulle forderte Luther auf, binnen 60 Tagen zu widerrufen, widrigenfalls er aus der Kirche ausgeschlossen wrde. Luther kam dieser Aufforderung des Papstes nicht nach, sondern verbrannte am 10. Dezember 1520 in Gegenwart einer groen Volksmenge vor dem Elstertore zu Wittenberg das ppstliche Schreiben zugleich mit einem Kodex des Kirchenrechtes und sagte sich somit von der Kirche los. c) Der Reichstag zu Worms. Im Jahre 1521 schrieb der Kaiser einen Reichstag nach Worms aus, auf dem auch der die religisen Neuerungen und das Auftreten Luthers entschieden werben sollte. Luther erschien, nachdem er unter Zusicherung eines kaiserlichen Geleitsbriefes vorgeladen worden war. Als er zum Widerruf der von ihm aufgestellten Lehren aufgefordert wurde, erklrte er nach kurzer Bedenkzeit, da er nur dann widerrufen

8. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 47

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
47 frst aus friedlichem Wege durch die Erwerbung der Grafschaft R u p-p i n, deren Inhaber im Jahre 1524 ausstarben. Im Vertrage von Grimnitz *) (1529) wurde der lange Streit zwischen den Kurfrsten von Brandenburg und den Herzgen von Pommern bei-gelegt. Die Erbberechtigung Brandenburgs fr den Fall des Aussterbens der Herzge wurde anerkannt, wogegen Brandenburg auf die Lehnshoheit verzichtete. d) Seine Stellung zur Reformation. Joachim war schon durch seine Erziehung, die ihm durch den Bischof von Le-bus, Dietrich von Blow, zuteil geworden war, ein entschiedener Gegner der neuen Lehre. Diese Abneigung wurde noch genhrt durch die von ihm hochgeschtzte Universitt zu Frankfurt, die das Vor-gehen Luthers mibilligte, deren Hrsle jedoch bei den neuen Vor-gngen fast leer standen, während sich die zu Wittenberg fllten. In seiner Familie duldete Joachim die Neuerungen nicht. Als seine Gemahlin Elisabeth zu der neuen Lehre bertrat und das Abendmahl unter beiden Gestalten empfing, auch ihre Kinder ohne Wissen des Vaters in dem neuen Glauben unterrichten lie, kam es zwischen den Ehegatten zu unangenehmen Auftritten. Elisabeth mute zu ihrem Oheim nach Sachsen fliehen. Joachim blieb der katholischen Kirche ergeben. An seinem Sterbebett muten seine Shne Joachim und Johann feierlich geloben, dem alten Glauben treu zu bleiben. Joachim Il, Hektor (15351572), bestieg im krftigen Man-nesalter den Thron. Im Kriege gegen die Trken (1532) hatte er sich als Fhrer der niederschsischen Truppen durch Mut, Tapferkeit und Besonnenheit so sehr hervorgetan, da Kaiser Karl V. den khnen Fhrer im Angesicht des Heeres zum Ritter schlug. Diese Aus-Zeichnung erwarb ihm auch bei seinen Zeitgenossen den Ehrennamen deutscher Heftor". Joachim war ein gebildeter Mann von gutmtigem, jedoch schwachem Charakter. In spteren Jahren zeigte er eine auffallende Liebe fr Pracht und Luxus, wodurch er in arge Geldverlegenheit geriet. Die Stnde muten wiederholt um ihre Hilfe angegangen werden. Fr ihre Untersttzung wurden ihnen von dem Kurfrsten wichtige Rechte zugesichert, wodurch die landesherrliche Macht starke Einbue erlitt und die sptere Entwickelung Brandenburgs zu einem Einheitsstaat gehemmt wurde. *) In der Uckermark.

9. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 59

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
59 mit der rohen Soldateska, das allgemeine Elend und mehrere andere Ursachen bewirkten eine unbeschreibliche Verwilderung der Sitten. Infolge der wiederholten religisen Neuerungen in einigen Lndergebieten muten die Bewohner mehrmals ihren Glauben auf Befehl der Landesherren wechseln hatte die Religion ihren Einflu verloren; unzhlige Gotteshuser waren verwstet, eine Seelsorge konnte nicht gepflegt werden, weil es an Geistlichen fehlte. Die Verkommenheit war so groß, da Trunksucht, tierische Roheit und schamlose Unsittlichkeit offen zu Tage traten. Der Aberglaube und das Hexenwesen. Trotz der groen Fortschritte, die auf dem Gebiete der Naturwissenschaften ge-macht wurden (Kopernikus, Galilei, Kepler u. a.), war unter Reichen und Armen, unter Gelehrten und Ungelehrten der Aberglaube weit verbreitet. Dr. Faust war der Name eines berhmten Zauberers und Verfassers von Zauberbchern. Die Zauberei erstreckte sich auf Krank- und Gesundmachen, auf Wettermachen, Auffinden von Schtzen u. dgl. Die Anhnger der Alchimie ober Goldmacherkunst suchten den Stein der Weisen", durch bessen Berhrung un-eble Metalle in Golb und Silber verwandelt wrben. Zu den geheimen Wissenschaften" zhlte u. a. auch die Astrologie oder Sterndeuterei, der Kaiser und Fürsten und die bebeutenbsten Gelehrten anhingen. Unter Hexe verstanb man bei den Germanen ursprnglich ein bermenschliches bmonisches Wesen. Der Hexerei wrben fast nur Frauen, selten Männer beschuldigt. Seit der zweiten Hlfte des Mittelalters erklrte man die Hexen fr menschliche mit dem Teufel verbnbete Zauberinnen. Sie sollton sich mit ihrem Herzblut dem Teufel verschrieben, bafr aber die Kraft erhalten haben, ihren Mitmenschen allerlei Schaben zufgen zu knnen. Da nun die Hexerei unter den Begriff der Ketzerei fiel, so kam sie vor das Jnquisitionsgericht und wrbe mit dem Tode bestraft. So entstanden im 15. Jahrhundert die schrecklichen Hexenprozesse, bei denen die mit dem altrmischen Recht eingebrgerte Folter eine groe Rolle spielte. Seitdem wurde der Hexenglauben allgemein. Rachsucht ober Habgier brachte viele Unschulbige vor den Richter, und um von den Folterqualen befreit zu werben, gestand manche Angeklagte Verbrechen, die sie niemals begangen hatte. Den Hhepunkt erreichte die Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert in katholischen wie protestantischen Lnbern; nur Rom und Italien blieben davon verschont. Hunderttausende von unschuldigen Frauen, Jungfrauen und selbst Kindern haben, als Hexen verurteilt, ihr Leben auf Scheiterhaufen ober an Brandpfhlen lassen mssen. Schon im 16. Jahrhundert hatte ein Leibarzt des Jlicher Her-zogs, namens Ioh. Weyer, den Hexenwahn in einem Aufsehen erregenden Buch bekmpft. Aber erst infolge des mutigen Auftretens des Jesuiten Friedrich von Spee (f 1635), der als Beichtvater

10. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 13

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
13 tete, da der Mensch durch den Glauben allein gerechtfertigt werde, stand er in scharfem Gegensatz zur Lehre der Kirche, insbesondere zu ihrer Lehre vom Abla. Sie Veranlassung. Der kunstsinnige Papst Julius Ii. hatte den Plan gefat, die baufllig gewordene Peterskirche in Rom durch einen groartigen Prachtbau zu ersetzen; allen Christen sollte Gelegenheit geboten werden, Bausteine in Gestalt von Almosen bei-zutragen. Zu diesem Zwecke lie er einen vollkommenen Abla ausschreiben, wie denn schon frher z. B. bei Trkenkriegen, bei Schul- und Kirchenbauten ein Abla verkndet worden war, den die Glubigen unter den gewhnlichen Bedingungen und durch den Bei-trag einer Geldspende fr den guten Zweck gewinnen konnten. Papst Leo X. nahm den Plan seines Vorgngers wieder auf, und der Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, bertrug die Verkndigung des Ab-lasses in Deutschland dem Dominikanerorden. T e tz e l predigte in der Nhe von Wittenberg. Bei der Verkndigung des Ablasses kamen jedoch mancherlei Mibruche vor, von denen auch Luther hrte, und die im Volk Miverstndnisse und bei den Gebildeten vielfach Unwillen erzeugten. Am 31. Oktober 1517 fchlug Luther an der Schlokirche zu Wittenberg 95 Stze oder Thesen an und forderte gem der Sitte der Gelehrten damaliger Zeit zu einer ffentlichen Disputation auf. Wenn sich Luther in seinen Thesen auch gegen Mibruche und Miverstndnisse im kirchlichen Leben richtete, so widersprachen doch mehrere Stze der katholischen Ablalehre. Das Auftreten Luthers erregte berall ein gewaltiges Aufsehen; ganj Deutschland teilte sich schon bald in zwei Lager. Vergebliche Vershnungsversuche. a) Die Unterredung in Augsburg. In Rom legte man dem Streite in Deutschland anfangs wenig Gewicht bei, kam aber bald zu der berzeugung, da es sich um mehr als eine Mnchsznkerei" handele. Der Papst rief Luther zur Verantwortung nach Rom, aber auf Wunsch des Kurfrsten Friedrich des Weisen von Sachsen, an dem Luther seine hauptschlichste Sttze hatte, wurde der Kardinal Cajetan mit der Untersuchung dieser Angelegenheit beauftragt. Im Jahre 1518 fand zu Augsburg zwischen ihm und Luther eine Zusammenkunft statt; eine Verstndigung wurde aber nicht erzielt.
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