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1. Haus und Heimat II - S. 68

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
68 c^r? v^a z^a v^a sein." Da hat aber das goldene Vögelein gar arg mit den Äuglein geblinzelt uitb hat gesagt: „Ihr unzufriedenen Leute! Werdet ihr denn nicht einmal genug haben? Ich will euch zu Edelleuten machen, es ist euch aber nichts nutz!" und hat ihnen gleich ein schönes Schloß geschenkt, Kutschen und Pferde und eine reiche Bedienung. — Jetzt sind sie nun Edelleute gewesen, sind alle Tage spazieren gefahren und haben an nichts mehr gedacht, als wie sie die Tage herumbringen wollten in Freuden und mit Nichtstun. Einmal sind sie in die Hauptstadt gefahren, ein großes Fest zu sehen. Da sind der König und die Königin in ihrer ganz vergoldeten Kutsche gesessen, in goldgestickten Kleidern, und vorn und hinten und aus beiden Seiten sind Marschälle, Hosleute, Edelknaben und Soldaten geritten, und alle Leute haben die Hüte und Taschentücher geschwenkt, wo der König und die Königin vorbeigefahren sind. Ach, wie hat da dem Manne und der Frau vor Ungeduld das Herz geklopft! Kaum waren sie wieder nach Hause, so sprachen sie: „Jetzt wollen wir noch König und Königin werden; hernach wollen wir aber einhalten." Und da haben sie wieder alle zwei miteinander in die Hände geklatscht und haben gerufen, was sie nur rufen konnten: „Goldvögelein im Sonnenstrahl! Goldvögelein im Demantsaal! Goldvögelein überall!" Da ist das goldene Vögelein wieder zum Fenster hereingeflogen und hat gefragt: „Was wollt ihr nur von mir?" Da haben sie beide geantwortet: „Wir möchten gern König und Königin sein." Da hat aber das Vögelein ganz schrecklich arg mit den Augen geblinzelt, hat alle Federchen gesträubt, hat mit den Flügelchen geschlagen und ge- sagt: „Ihr wüsten Leute, wann werdet ihr denn einmal genug haben? Ich will euch noch zum König und zur Königin machen; aber dabei wird's doch nicht bleiben sollen; denn ihr habt nimmermehr genug." Jetzt sind sie nun König und Königin gewesen und haben übers ganze Land zu gebieten gehabt, haben sich einen großen Hofstaat ge- halten, und ihre Minister und Hofleute haben müssen auf die Kuie niederfallen, wenn sie eines von ihnen ansichtig wurden. Auch haben sie nach und nach alle Beamten im ganzen Lande vor sich kommen lassen und ihnen vom Throne herab ihre strengen Befehle erteilt. Und was es nur Teures und Prächtiges in aller Herren Länder gab, das mußte herbeigeschafft werden, so daß ein Glanz und Reichtum sie umgab, der unbeschreiblich ist. Und doch sind sie jetzt noch nicht

2. Haus und Heimat II - S. 39

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
U^xi V^xi 39 Vi-xi V£ü V^ü V^ii U^xi Vi^i< C^ii Blumen Korbblütler. Ihr kennt schon manche davon, wie das hübsche kleine Gänseblümchen, den goldgelben Löwenzahn und die große Sonnenblume. Und von der schönen blauen Kornblume habt ihr auch schon oft Kränze gemacht, nicht wahr? 20. Die sieben Stäbe. von Christoph v. Schinid. Sin Vater hatte sieben Söhne, die öfters miteinander uneins wuc- den. Über dem Zanken und Streiten versäumten sie die Arbeit. Za, einige böse Menschen hatten im Sinne, diese Uneinigkeit zu benutzen, um die Söhne nach dem Tode ihres Vaters um ihr Erbteil zu bringen. Da ließ der ehrwürdige Greis eines Tages alle sieben Söhne zu- sammenkommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest zusammengebunden waren, und sagte: „Demjenigen von euch, der dieses Bündel Stäbe zerbricht, zahle ich hundert große Taler bar." Einer nach dem andern strengte alle seine Aräste an, und jeder sagte nach langem, vergeblichem Bemühen: „Es ist gar nicht möglich!" „Und doch," sagte der Vater, „ist nichts leichter!" Er löste das Bündel auf und zerbrach einen Sab nach dem andern mit geringer Ukühe. „Ei," riefen die Söhne, „so ist es freilich leicht, so könnte es ein kleiner Anabe!" Der Vater aber sprach: „ll)ie es mit diesen Stäben ist, so ist es mit euch, meine Söhne. Solange ihr fest zusammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können. U)ird aber das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, ausgelöst, so geht es euch wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden umherliegen." Das bsaus, wo Zwietracht herrscht, zerfällt, nur Einigkeit erhält die U)elt.

3. Haus und Heimat II - S. 85

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
zzaa 85 Dld v^\< v^n Visa v^xi v^n Der Sohn läßt sich nicht Zweimal fragen, schnell weist er auf den Zeisig hin: „Der," spricht er, „muß es fein, so wahr ich ehrlich bin. (die schön und gelb ist fein Gefieder! Drum fingt er auch so schöne Lieder; dem andern sieht man 's gleich an feinen federn an, daß er nichts Kluges fingen kann." 39. Die Gans. Don Gotthol- Ephraim Lessing. Die Federn einer Gans beschämten den neugeborenen Schnee. Stolz aus dieses blendende Geschenk der Natur, glaubte sie eher zu einem Schwane als zu dem, was sie war, geboren zu sein. Sie sonderte sich von ihresgleichen ab und schwamm einsam und majestätisch aus dem Teiche herum. Bald dehnte sie ihren Hals, dessen verräterischer Kürze sie mit aller Macht abhelfen wollte, bald suchte sie ihm die prächtige Biegung zu geben, in welcher der Schwan das würdigste Ansehen eines Vogels des Apollo hat. Doch vergebens; er war zu steif, und mit aller ihrer Bemühung brachte sie es nicht weiter, als daß sie eine lächerliche Gans ward, ohne ein Schwan zu werden. 40. Frosch und Maus. Nach Asop. Eine Maus wäre gern über ein Wasser gewesen und konnte nicht und bat einen Frosch um Rat und Hilfe. Der Frosch war ein Schalk und sprach zur Maus: „Binde deinen Fuß an meinen Fuß, so will ich schwimmen und dich hinüberziehen." Da sie aber auf das Wasser kamen, tauchte der Frosch unter und wollte die Maus ertränken; indem aber die Maus sich wehrt und arbeitet, fliegt eine Weihe herbei und erhascht die Maus, zieht den Frosch auch mit heraus und frißt sie beide. — Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. — Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. 4l. Der Auckuck. Don Christian Fürchtegott Geuert. Der Kuckuck sprach mit einem Star, der aus der Stadt entflohen war.

4. Haus und Heimat II - S. 209

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ii. Hus der Geschichte des Vaterlandes. K5g. Der Grosze Aurfürst von Brandenburg. Nach Deinhardt u. a. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, wurde im Jahre 1620 geboren; seine Jugend füllt also in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Als der Knabe sieben Jahre alt ge- worden war, ließ ihn sein Vater, der Kurfürst Georg Wilhelm, der Kriegsunruhen wegen in die schützende Festung Küstrin bringen. Allein fünf Jahre später hatten die Kriegsverhältnisse einen so be- drohlichen Charakter angenommen, daß selbst Küstrin nicht mehr sicher schien; man flüchtete mit dem Prinzen daher nach Pommern. Hier sah er die Leiche seines Onkels, des Schwedenkönigs Gustav Adolf, als sie gerade eingeschifft wurde, um nach Schweden übergeführt zu werden. Der traurige Anblick machte auf das Gemüt des Knabeu eineu unauslöschlichen Eindruck. Einige Jahre später bezog er zu seiner weiteren Ausbildung die berühmte niederländische Universität Leyden. Von hier ging er nach dem Haag, der niederländischen Residenz, und ließ sich von den dort weilenden Gesandten der fremden Mächte in die Staatskunst einweihen. Dort versuchte man, ihn zu einem üppigen, ausschweifenden Leben zu verleiten, aber vergeblich; er verließ den Haag und eilte zu seinem Vetter, dem Prinzen Hein- rich von Oranien, welcher gerade die von den Spaniern besetzte Festung Breda belagerte. Oranien erkannte sofort mit klarem Blick, daß diese Tat des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe sei, und sprach die prophetischen, bedeutungsvollen Worte: „Vetter, Ihr habt einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda eroberte! Ihr habt das getan, Ihr w erd et mehr tun!" Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm, und nun bestieg der Prinz den Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war durch den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich ver- armt. Allein der junge Fürst verzagte nicht. Zunächst suchte er seinem Lande den Frieden wiederzugeben; er schloß daher mit den Schweden einen vorläufigen Vertrag, nach welchem sie nur noch in einigen festen Plätzen seines Landes Besatzungen halten durften. Dann wirkte er für die Herbeiführung eines endgültigen Friedens, der auch endlich im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück zustande kam Ernst, Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen. 0. Iii. 14

5. Haus und Heimat I - S. 152

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Qq O.v.q<D.qqv.qq<D.v.v.®V 152 Qqvoqqnonnoqonnv Da niemand einen besseren Vorschlag hatte, stimmte das Krähen- volk schweigend zu. Am andern Morgen hockten sich Tausende von Krähen in den frischgefallenen Schnee. Unter den warmen Vogelleibern zeigten sich kleine Wasserlachen. Viele erstarrten bei dieser furchtbaren Arbeit, aber neue Ankömmlinge nahmen ihre Plätze ein. So hofften und harrten sie auf Erfüllung und duldeten Mühsal. Da kam nach ein paar Tagen die Sonne; und was die vielen tausend Seelchen in hundert Jahren nicht fertig gebracht hätten, ver- mochte die Tochter des Himmels in ein paar Stunden. Der schlimme Schnee zerschmolz zusehends, das Land wurde frei und fruchtbar, und die Vögel hatten vollauf zu essen. Aber fragt einmal die Krähen: die glauben fest, daß ohne sie die Sonne nichts hätte ausrichten können, ja, daß ihnen der größte Teil der Arbeit zugefallen sei! Belauscht sie uur einmal auf den Feldern; da könnt ihr hören, wie sie sich ihrer Kraft und Weisheit rühmen! Die Sonne aber leuchtet und schweigt und läßt dem Krähenvolk feinen Spaß.

6. Teil 4 - S. 9

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
D 01l0il0ll0ll0llll0ll0ll0ll01l0ll0(o§o)(o£ o)oiloiioilciioiiiioiioiioiioiioiio M (Olloiloiioiio I. Religiös-sittliches Leben Oiioiioiioiio Oüoüoiiomoii Iioi10iioiioiioiio(c>Qo)(os ojoiloiioiiomoii Iioiioüoiioiioiio w. !s gibt einen schönen Garten» allgrün zu jeder Zeit» drin blühn die Blumen» die zarten, ob draußen es stürmt und schneit. Er liegt im Herzen verborgen» und pflegst du mit Sorgfalt sein» strahlt hell an jedem Morgen Gottes warme Sonne hinein. Friedrich Wilhelm Weber. 1. Eine deutsche Samariterin. Die letzten ruhmreichen Kämpfe unseres Volkes haben uns nicht nur leuchtende Vorbilder des Heldentums gegeben, wir erblickten auch die schönsten Züge stillwaltender Wohltätigkeit und opferfreudiger Hilfe überall da, wohin der Krieg seine dunklen schatten warf, von dem Verbandplätze des flammenbeleuchteten Schlachtfeldes bis in die stille, düstere Lcke des heimatlichen Lazaretts, hinter dem siegreichen deutschen Heere stand einmütig das opferfleudige deutsche Volk, hinter dem kämpfenden deutschen Manne das hilfsbereite, sorgende Weib, und zwar von der mächtigen Herrscherin des Reiches bis zu der Arbeiterin, die ihre von der Mühe des Tages angegriffenen Rügen noch bei Nacht anstrengte, um ihren einzigen Schatz, das abgetragene Leinen, in Scharpie zu zerzupfen für die verwundeten Löhne des Vaterlandes. Vas leuchtende Beispiel, das die an der Spitze mildtätiger und patriotischer Frauenvereine stehenden deutschen Fürstinnen boten, wirkte geradezu belebend und begeisternd aus alle deutschen Frauen und ganz besonders auf diejenigen unter ihnen, die, von edler Menschenliebe getrieben, hinauseilten auf den Schauplatz des Krieges, um inmitten aller Schrecknisse eine segensreiche Tätigkeit zu entfalten. Unter diesen opferfreudigen Krankenpflegerinnen zeichnete sich ganz besonders Frau Marie Simon aus, deren Tatkraft, Umsicht und Rufopferung ihr die Rnerkennung Europas und unter den Kriegern den schönen, sie hoch ehrenden Namen „Mutter Simon" erwarben.

7. Teil 4 - S. 40

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
40 „Hifo nochmals und zum Schluß, meine Herren," rief er, „auf die Gesundheit dieses Gentleman. Ein ehrlicher, rarer Dutchman, oder was er sonst sein mag! hipp hipp Hurra!" Sie wollten mir offenbar alle Ehre antun. Wir tranken, wir schüttelten uns die Händen es wurde fast eine Völkerverbrüderung daraus; selbst ein Chinese beteiligte sich schmunzelnd, warum sollte ich mich sträuben? Sie meinten es sichtlich alle herzlich gut. Dann trennten wir uns. Der Kapitän begleitete mich bis unter die Tür und versicherte mich wiederholt seiner unbegrenzten Hochachtung. Ich hatte in dieser stunde einen Freund fürs Leben gewonnen, was ich erst zwölf Jahre später an der Küste von Peru erfahren sollte. Max Lyth. 16. Die alte Waschfrau. Du siehst geschäftig bei dem Linnen die wie dort in weißem haar, die rüstigste der Wäscherinnen im sechsundsiebenzigsten Jahr. So hat sie stets mit sauerm Schweiß ihr Brot in Chr' und Zucht gegessen und ausgefüllt mit treuem Fleiß den Kreis, den Gott ihr zugemessen. Sie hat in ihren jungen Tagen geliebt, gehofft und sich vermählt; sie hat des Weibes Los getragen, die Sorgen haben nicht gefehlt; sie hat den kranken Mann gepflegt, sie hat drei Kinder ihm geboren; sie hat ihn in das Grab gelegt und Glaub' und Hoffnung nicht verloren. Da galt's, die Kinder zu ernähren; sie griff es an mit heiterm Mut, sie zog sie auf in Zucht und Ehren; der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut. Zu suchen ihren Unterhalt, entließ sie segnend ihre Lieben. So stand sie nun allein und alt; ihr war ihr heitrer Mut geblieben.

8. Teil 4 - S. 111

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
111 wo Friedrich seiner Gemahlin ein schloß erbauen und einen Lustpark anlegen ließ, die Erinnerungen an die Spaziergänge und Gespräche der „philosophischen Königin", hier sah sie die französischen Réfugiés Lenfant, Beausobre, wie den welterfahrenen Jesuiten Vota und den Freigeist Eoland, den flüchtigen Irländer,' sie fand Gefallen in der Unterhaltung mit ihnen, oder sie folgte mit Aufmerksamkeit den religiösen Streitgesprächen, die in ihrer Gegenwart und gleichsam unter ihrem Schutze geführt wurden; denn Sophie Lharlotte besaß jene auf der Verbindung von Schönheit und Geist beruhende natürliche Würde, die zugleich zur freien, zwanglosen Russprache anregt und doch besänftigend und mäßigend auf den Strom der Unterhaltung wirkt. Mochte dann der Jesuitenpater mit dem heiligen Eifer, der ihm so wohl ansland, für den Primat des Papstes und die Einheit der Kirche eintreten, mochten Lenfant und Beausobre ihm gegenüber mit freimütiger Offenheit ihre evangelische Ruffassung von den Schriften der Kirchenväter darlegen — immer nahmen die Gespräche einen edlen, würdigen Verlauf. hier in Sietzenburg empfing sie auch die Besuche des Philosophen Leibniz, den sie schon.am Hofe ihrer Eltern in Hannover schätzen gelernt und mit dem sie bereits seit 1690 in lebhaftem Briefwechsel gestanden. Die Unterhaltungen mit ihm, die sich über die ernstesten Rätsel des Lebens ausbreiteten, gewährten ihr einen außerordentlichen Genuß. „Glauben Sie nicht," schrieb sie ihm gleich nach Beendigung der Krönungs- feierlichkeiten, „daß ich diese Größe, von der man soviel Rufhebens macht, unseren philosophischen Unterhaltungen vorziehe." Und an ihre Hofdame, Fräulein von pöllnitz, schrieb sie ein andermal (7. Rugust 1702): „Ich liebe diesen Mann; aber ich möchte mich fast darüber betrüben, daß er alles mit mir so oberflächlich behandelt. Er setzt Mißtrauen in meinen Geist; denn er antwortet mir selten mit Schärfe über die Gegenstände, welche ich anrege.... Neulich hielt er mir eine Rbhandlung über das unendlich Kleine, — wer weiß besser als ich, wie es sich damit verhält!" ------Und Leibniz wieder schreibt einmal an seine fraglustige Freundin: „Es ist nicht möglich, Sie zufriedenzustellen, Sie wollen das warum vom Warum wissen". Es war das Verdienst Sophie Tharlottenz, daß sie feinere Sitten in die Gesellschaft einführte, denn es sah damit bei allem Zeremoniell am Hofe Friedrichs zu Rnfang seiner Regierung noch übel genug aus. Zu den beliebten Vergnügungen des Hofes während der ersten Regierungs- zeit des Kurfürsten gehörten die sogenannten „wirtschaften", Maskeraden, bei denen der Fürst und seine Gemahlin als Wirt und Wirtin auftraten und die Gäste in der Darstellung mythologischer, historischer oder phan- tastischer Figuren Gelegenheit fanden, eine große Kleiderpracht zu entfalten. Öfters übernahm eine der Masken die Rufgabe, die andern der Reihe nach in Sinngedichten anzureden und ihnen eine Schmeichelei oder eine Rnzüglichkeit zu sagen. So erhielt bei einer Wirtschaft vanckelmann die Rolle eines Scherenschleifers, der, da ihm nicht genug Scheren zum Schleifen gegeben worden, sich daran macht, Menschen zu schleifen. Die

9. Teil 4 - S. 122

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
122 im entlegenen Grenzort die große Idee in die Seele, daß er zuerst zum Besten seines Königs und des Landes zu leben und zu arbeiten habe. Als die Provinz Preußen im Siebenjährigen Kriege gezwungen wurde, der Kaiserin Elisabeth zu huldigen, und mehrere Jahre dem russischen Reiche einverleibt blieb, da wagten die Beamten der Landschaft dennoch unter der fremden Armee und Regierung ins- geheim für ihren König Geld und Getreide zu erheben, große Kunst wurde angewendet, die Transporte durchzubringen. Viele waren im Geheimnis, nicht ein Verräter darunter, verkleidet stahlen sie sich mit Lebensgefahr durch die russischen Heere. Und sie merkten, daß sie geringen Dank ernten würden; denn der König mochte seine Ostpreußen überhaupt nicht leiden, er sprach gering- schätzig von ihnen, gönnte ihnen ungern die Gnade, die er andern Provinzen erwies, sein Antlitz wurde zu Stein, wenn er erfuhr, daß einer seiner jungen Offiziere zwischen Weichsel und Memel geboren sei, und nie betrat er seit dem Kriege ostpreußisches Gebiet. Die Ostpreußen aber ließen sich dadurch in ihrer Verehrung gar nicht stören, sie hingen mit treuer Liebe an dem ungnädigen Herrn. Wohl war es ein ernstes, oft rauhes Leben in des Königs Dienst, unaufhörlich das Schaffen und Entbehren, auch dem Besten war es schwer, dem strengen Herrn genug zu tun, auch der größten Hingebung wurde ein kurzer Dank, war eine Kraft abgenutzt, wurde sie vielleicht kalt beiseite geworfen. Ohne Ende war die Arbeit, überall Neues, Angefangenes, Gerüste am unfertigen Bau. Wer in das Land kam, dem erschien das Leben gar nicht anmutig, es war so herb, einförmig, rauh, wenig Schönheit und sorglose Heiter- keit zu finden. Und wie der frauenlose Haushalt des Königs, die schweigsamen Diener, die unterwürfigen Vertrauten unter den Bäumen eines stillen Gartens dem fremden Gaste den Eindruck eines Klosters machten, so fand er in dem ganzen preußischen Wesen etwas von der Entsagung und dem Gehorsam einer großen, emsigen Ordensbrüderschaft. Denn auch auf das Volk selbst war etwas von diesem Geiste übergegangen. Wir aber verehren darin ein unsterbliches Verdienst / Friedrichs Ii., noch jetzt ist dieser Geist der Selbstverleugnung das Geheimnis der Größe des preußischen Staates, die letzte und beste Bürgschaft für seine Dauer. Die kunstvolle Maschine, die der große König mit so viel Geist und Tatkraft eingerichtet hatte, sollte nicht ewig bestehen, schon zwanzig Jahre nach seinem Tode zerbrach sie; aber daß der Staat nicht zugleich mit ihr unterging, daß Intelligenz und Patriotismus der Bürger selbst imstande waren, unter seinen Nachfolgern auf neuen Grundlagen ein neues Leben zu schaffen, das ist das Geheimnis von Friedrichs Größe. Gustav Frey tag.

10. Teil 4 - S. 132

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
132 So schlummre fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, mit Gott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen, das Leben opfernd für die höchsten Güter. Tief führt der Herr durch Nacht und durch verderben' so wollen wir im Kampf das heil erwerben, daß unsre Enkel freie Männer sterben. Kommt dann der Tag der Freiheit und der Bache: Dann ruft dein Volk,' dann, Deutsche Frau! erwache, ein guter Engel für die gute Sache! Theodor Körner. 64. Friedrich Wilhelms Hl. Aufruf „5tn Mein Volk". So wenig für Mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Bechenschast über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Bugen. Mir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Frieden, der die hälfte Meiner Untertanen Mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug uns tiefere Munden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Bckerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein Baub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeit hoffte Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Un- abhängigkeit zu lassen. Bber Meine reinsten Besichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Bugenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt' Ihr wißt, was Euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den Großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfteiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, der Bussen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen! Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmütigen Schweizer und Niederländer.
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