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1. Haus und Heimat II - S. 169

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
V£ü 169 V^ü V£ri< V£ü V^xi Vüxi U^i'i Üzni Sie lind To nett und zart und fein, was mögen das für Ciercben fein? Der Isafe sagt: „Belebt euch doch die allerliebsten Häschen; die Ohren wachsen ihnen noch, dann find’s die schönsten Häschen." Eichkätzchen spricht: „Gebt einmal acht, da find' ich ein paar Vettern, sie werden, find sie aufgewacht, mit mir zusammen klettern." — „Ei," sagt das Reh, „was schwatzt ihr da! Das find ja dumme faxen. Rehhälbchen find’s, man sieht es ja, wie nett find sie gewachsen!“ — Rotkehlchen ruft: „Ich sah noch nie im Maide solche Gäste; ich nährn' sie mit, hätt' ich für sie nur Raum in meinem Hefte.“ Da kommt ein Käfer angesummt und sieht die kleinen Schläfer und fliegt herum um sie und brummt: „Hu, was für große Käfer!“ So schwatzen sie noch vieles mehr und laufen eifrig hin und her, befeh’n sich alles mit Bedacht, bis daß die Kinder aufgewacht. Haft du gefeh'n! Mit einem Husch ist alles fort in Maid und Busch. Qnd alle rufen: „fort von hier! Das kann uns nimmer taugen, im ganzen Maid kein einzig Cier hat ja so große Rügen. Das können keine Eierchen fein! Schnell flüchtet in den Maid hinein!“ Die beiden Kinder feh’n sich an: „Mas man doch alles träumen kann! Soeben war’s im üraume mir, als stände alles Maidgetier

2. Haus und Heimat II - S. 60

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
u^ix 60 hickelte: hunkepuus, hunkepuus. Dennoch setzte er sich aus und ritt fort nach dem dunkeln Wald. Als er an den Rand desselben gekommen war, rief er dreimal „Eisenhans" so laut, daß es durch die Bäume schallte. Gleich darauf erschien der wilde Mann und sprach: „Was verlangst du?" „Ich verlange ein starkes Roß; denn ich will in den Krieg ziehen." „Das sollst du haben und noch mehr, als du verlangst." Dann ging der wilde Mann in den Wald zurück, und es dauerte nicht lange, so kam ein Stallknecht aus dem Wald und führte ein Roß herbei; das schnaubte aus den Nüstern und war kaum zu bändigen. Und hinterher folgte eine große Schar Kriegsvolk, ganz in Eisen gerüstet, und ihre Schwerter blitzten in der Sonne. Der Jüngling übergab dem Stallknecht sein dreibeiniges Pferd, bestieg das andere und ritt vor der Schar her. Als er sich dem Schlachtfeld näherte, war schon ein großer Teil vor: des Königs Leuten gefallen, und es fehlte nicht viel, so mußten die übrigen weichen. Da jagte der Jüngling mit seiner eisernen Schar heran, fuhr wie ein Wetter über die Feinde und schlug alles nieder, was sich ihm widersetzte. Sie wollten fliehen, aber der Jüngling saß ihnen auf dem Nacken und ließ nicht ab, bis kein Mann mehr übrig war. Statt aber zu dem König zurückzukehren, führte er seine Schar auf Umwegen wieder zu dem Wald und rief den Eisenhans heraus. „Was verlangst du?" fragte der wilde Mann. „Nimm dein Roß intb deine Schar zurück, und gib mir mein drei- beiniges Pferd wieder." Es geschah alles, was er verlangte, und er ritt auf seinem dreibeinigen Pferd heim. Als der König wieder in sein Schloß kam, ging ihm seine Tochter entgegen und wünschte ihm Glück zu seinem Sieg. „Ich bin es nicht, der den Sieg davongetragen hat," sprach er, „sondern ein fremder Ritter, der mir mit seiner Schar zu Hilfe kam." Die Tochter wollte wissen, wer der fremde Ritter wäre; aber der König wußte es nicht und sagte: „Er hat die Feinde verfolgt, und ich habe ihn nicht wiedergesehen." Sie erkundigte sich bei dem Gärtner nach seinem Jungen; der lachte aber und sprach: „Eben ist er auf seinem dreibeinigen Pferd heimgekommen, und die andern haben gespottet und gerufen: „„Da kommt unser Hunkepuus wieder an."" Sie fragten auch: „„Hinter welcher Hecke hast du der- weil gelegen und geschlafen?"" Er sprach aber: „„Ich habe das Beste getan, und ohne mich wäre es schlecht gegangen."" Da ward er noch mehr ausgelacht." Der König sprach zu seiner Tochter: „Ich will ein großes Fest ansagen lassen, das drei Tage währen soll, und du sollst einen goldener: Apfel werfen; vielleicht kommt der Unbekannte herbei." Als das Fest

3. Das Vaterhaus - S. 11

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Nummer eins: zwei frische Augen, die zum Schan'n und Merken taugen; Nummer zwei: zwei feine Ohren, daß mir nichts kann gehn verloren. Nummer drei: ein lauter Mund, der da spricht aus Herzensgrund, aber auch nichts eher sagt, bis der Lehrer hat gefragt. Und was noch das Beste heißt: muntres Herz und muntern Geist. — Nun, ihr Leut', ich will schon Heus lernen, daß es eine Freud', daß es eine Lust soll sein, bis der Abend bricht herein, daß ich auch, wenn ich bin brav, spielen kann und ruhig schlaf'. 15. Die A-B-C-Schützen. Aus „Des Knaben Wunderhorn“. Rate, was ich habe vernommen: Es sind achtzehn fremde Gesellen ins Land gekommen, zu malen schön und säuberlich. Doch keiner einem andern glich; all’ ohne Fehler und Gebrechen, nur konnte keiner ein Wort sprechen. Und damit man sie sollte verstehn, hatten sie fünf Dolmetscher mit sich gehn. Das waren hochgelehrte Leut’; der erst’ erstaunt, reißt ’s Maul auf weit, der zweite wie ein Kindlein schreit, der dritte wie ein Mäuselein pfiff, der vierte wie ein Fuhrmann rief,

4. Das Vaterhaus - S. 122

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
122 einem Mal fort und verschwunden. Nach einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wußte nicht recht, was sie denken sollte, und dünkte diese absonderliche Gabe ihr gar zu gering; doch nahm sie die fünf Stricknadeln des Abends aus den Tisch. Aber als die Frau des andern Morgens ihr Lager verließ, da lagen ein Paar neue, fertig gestrickte Strümpfe auf dem Tisch. Das wunderte die arme Frau über alle Maßen, und am nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie, daß zum Lohn ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr diese fleißigen Nadeln beschert waren, und ließ dieselben nun jede Nacht stricken, bis sie und die Kinder genug hatten. Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr seliges Ende.

5. Haus und Heimat I - S. 5

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
tränen fein; denn die Großmutter machte ein sehr, sehr glückliches, frohes Gesicht. Sie winkte das kleine Mädchen zu sich heran und strich ihr mit der Hand über das blonde Haar. Und dann sagte sie: „„Ich danke dir, mein Sonnenstrahl.""--------- „Nun, was sagt ihr dazu?" fragte der Sonnenstrahl, der diese Geschichte den anderen erzählt hatte. „Was sagt ihr dazu, daß es auch Sonnenstrahlen gibt, die so aussehen wie Menschen? Habt ihr das schon gewußt?" „Nein," sagten die anderen und waren sehr erstaunt. „Dann ist das kleine Mädchen wohl gar eine Schwester von uns? Wir wollen doch einmal die Mutter fragen." Und sie fragten die Mutter Sonne. Und die Mutter Sonne sagte: „Eine Schwester von euch ist das kleine Mädchen nicht; denn sie ist ja kein wirklicher Sonnenstrahl, sondern ein Menschenkind. Aber ich will euch sagen, warum die Großmutter so gesagt hat. Seht, ihr Sonnenstrahlen macht es überall, wo ihr hinkommt, hell und froh und warm, nicht wahr? Überall, wo die Sonne scheint, sieht es gleich viel lustiger aus. Nun — und das kleine Mädchen macht das Leben der armen, blinden Großmutter auch hell und froh, und deswegen sagte die Großmutter zu ihr: mein Sonnenstrahl. Und deswegen, weil die Ueine Anna so ist wie ein Sonnenstrahl, deswegen sollt ihr sie auch so lieb haben wie eine Schwester." „Das wollen wir! das wollen wir!" riesen alle Sonnenstrahlen zugleich. „Ich werde ihr morgen früh, wenn sie aufwacht, einen Kuß geben," sagte der eine. „Und ich werde die Rosenknospen in ihrem Garten recht warm bescheinen, damit sie bald aufbrechen," rief ein anderer. „Ich werde ihr die Kirschen am Baum reifmachen." „O — und ich — ich weiß, was ich tue! Im Garten hängt Puppenwäsche, die hat ganz sicher die kleine Anni aufgehängt. Ich werde so lange die Wüsche bescheinen, bis sie trocken ist." „Und ich — ich werde morgen früh, wenn sie in den Garten kommt, gerade in die Tautropfen, die an den Blumen und Gräsern hängen, hineinscheinen, damit sie recht schön in allen Farben schim-

6. Haus und Heimat I - S. 9

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
C?aaac?C?ac?C?C?C?C?C?C?Qc?Q 9 9. Die Stopfnadel. !?on L)ans Christian Zlndersen. Es war einmal eine Stopfnadel, die dünkte sich so fein, daß sie sich einbildete, sie sei eine Nähnadel. „Paßt nur hübsch auf, daß ihr mich festhaltet!" sagte die Stopf- nadel zu den Fingern, die sie hervornahmen. „Laßt mich nicht fallen! Falle ich auf die Erde, so findet man mich bestimmt nimmer wieder, so sein bin ich." „Das geht noch an," sagten die Finger, und damit faßten sie sie um den Leib. „Seht, ich komme mit Gefolge!" sagte die Stopfnadel und zog einen langen Faden nach sich; aber es war kein Knoten an diesem Faden. Die Finger richteten die Nadel gerade gegen den Pantoffel der Köchin. An dem war das Oberleder entzwei, das sollte zusammen- genäht werden. „Das ist gemeine Arbeit!" sagte die Stopfnadel, „ich komme nimmermehr hindurch; ich breche, ich breche!" Und wirklich, sie zerbrach. „Sagte ich's nicht?" sagte die Stopfnadel, „ich bin zu fein!" „Nun taugt sie gar nichts mehr!" sagten die Finger; aber sie mußten sie doch festhalten; die Köchin tröpfelte Lack auf die Nadel und steckte vorn ihr Tuch damit fest. „So, nun bin ich eine Busennadel," sagte die Stopfnadel. „Ich wußte wohl, daß ich zu Ehren käme; ist man was, so wird man was!" und dabei lachte sie in sich hinein; denn man kann niemals einer Stopfnadel ansehen, wenn sie lacht. Da saß sie nun so stolz wie in einer Staatskutsche und sah nach allen Seiten. „Mit Erlaubnis zu fragen, sind Sie von Gold?" fragte sie die Stecknadel, die ihre Nachbarin war. „Sie haben ein herrliches Äußere und einen eigenen Kopf; aber klein ist er nur! Sie müssen sich Mühe geben, zu wachsen; denn nicht ein jedes wird mit Lack betröpfelt!" Und damit richtete sich die Stopfnadel so stolz in die Höhe, daß sie aus dem Tuche fiel und gerade in den Gossenstein, den die Köchin ausspülte. „Nun gehen wir auf Reisen!" sagte die Stopfnadel. „Wenn ich nur nicht verkomme!" Aber sie verkam wirklich.

7. Teil 4 - S. 111

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
111 wo Friedrich seiner Gemahlin ein schloß erbauen und einen Lustpark anlegen ließ, die Erinnerungen an die Spaziergänge und Gespräche der „philosophischen Königin", hier sah sie die französischen Réfugiés Lenfant, Beausobre, wie den welterfahrenen Jesuiten Vota und den Freigeist Eoland, den flüchtigen Irländer,' sie fand Gefallen in der Unterhaltung mit ihnen, oder sie folgte mit Aufmerksamkeit den religiösen Streitgesprächen, die in ihrer Gegenwart und gleichsam unter ihrem Schutze geführt wurden; denn Sophie Lharlotte besaß jene auf der Verbindung von Schönheit und Geist beruhende natürliche Würde, die zugleich zur freien, zwanglosen Russprache anregt und doch besänftigend und mäßigend auf den Strom der Unterhaltung wirkt. Mochte dann der Jesuitenpater mit dem heiligen Eifer, der ihm so wohl ansland, für den Primat des Papstes und die Einheit der Kirche eintreten, mochten Lenfant und Beausobre ihm gegenüber mit freimütiger Offenheit ihre evangelische Ruffassung von den Schriften der Kirchenväter darlegen — immer nahmen die Gespräche einen edlen, würdigen Verlauf. hier in Sietzenburg empfing sie auch die Besuche des Philosophen Leibniz, den sie schon.am Hofe ihrer Eltern in Hannover schätzen gelernt und mit dem sie bereits seit 1690 in lebhaftem Briefwechsel gestanden. Die Unterhaltungen mit ihm, die sich über die ernstesten Rätsel des Lebens ausbreiteten, gewährten ihr einen außerordentlichen Genuß. „Glauben Sie nicht," schrieb sie ihm gleich nach Beendigung der Krönungs- feierlichkeiten, „daß ich diese Größe, von der man soviel Rufhebens macht, unseren philosophischen Unterhaltungen vorziehe." Und an ihre Hofdame, Fräulein von pöllnitz, schrieb sie ein andermal (7. Rugust 1702): „Ich liebe diesen Mann; aber ich möchte mich fast darüber betrüben, daß er alles mit mir so oberflächlich behandelt. Er setzt Mißtrauen in meinen Geist; denn er antwortet mir selten mit Schärfe über die Gegenstände, welche ich anrege.... Neulich hielt er mir eine Rbhandlung über das unendlich Kleine, — wer weiß besser als ich, wie es sich damit verhält!" ------Und Leibniz wieder schreibt einmal an seine fraglustige Freundin: „Es ist nicht möglich, Sie zufriedenzustellen, Sie wollen das warum vom Warum wissen". Es war das Verdienst Sophie Tharlottenz, daß sie feinere Sitten in die Gesellschaft einführte, denn es sah damit bei allem Zeremoniell am Hofe Friedrichs zu Rnfang seiner Regierung noch übel genug aus. Zu den beliebten Vergnügungen des Hofes während der ersten Regierungs- zeit des Kurfürsten gehörten die sogenannten „wirtschaften", Maskeraden, bei denen der Fürst und seine Gemahlin als Wirt und Wirtin auftraten und die Gäste in der Darstellung mythologischer, historischer oder phan- tastischer Figuren Gelegenheit fanden, eine große Kleiderpracht zu entfalten. Öfters übernahm eine der Masken die Rufgabe, die andern der Reihe nach in Sinngedichten anzureden und ihnen eine Schmeichelei oder eine Rnzüglichkeit zu sagen. So erhielt bei einer Wirtschaft vanckelmann die Rolle eines Scherenschleifers, der, da ihm nicht genug Scheren zum Schleifen gegeben worden, sich daran macht, Menschen zu schleifen. Die

8. Teil 4 - S. 122

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
122 im entlegenen Grenzort die große Idee in die Seele, daß er zuerst zum Besten seines Königs und des Landes zu leben und zu arbeiten habe. Als die Provinz Preußen im Siebenjährigen Kriege gezwungen wurde, der Kaiserin Elisabeth zu huldigen, und mehrere Jahre dem russischen Reiche einverleibt blieb, da wagten die Beamten der Landschaft dennoch unter der fremden Armee und Regierung ins- geheim für ihren König Geld und Getreide zu erheben, große Kunst wurde angewendet, die Transporte durchzubringen. Viele waren im Geheimnis, nicht ein Verräter darunter, verkleidet stahlen sie sich mit Lebensgefahr durch die russischen Heere. Und sie merkten, daß sie geringen Dank ernten würden; denn der König mochte seine Ostpreußen überhaupt nicht leiden, er sprach gering- schätzig von ihnen, gönnte ihnen ungern die Gnade, die er andern Provinzen erwies, sein Antlitz wurde zu Stein, wenn er erfuhr, daß einer seiner jungen Offiziere zwischen Weichsel und Memel geboren sei, und nie betrat er seit dem Kriege ostpreußisches Gebiet. Die Ostpreußen aber ließen sich dadurch in ihrer Verehrung gar nicht stören, sie hingen mit treuer Liebe an dem ungnädigen Herrn. Wohl war es ein ernstes, oft rauhes Leben in des Königs Dienst, unaufhörlich das Schaffen und Entbehren, auch dem Besten war es schwer, dem strengen Herrn genug zu tun, auch der größten Hingebung wurde ein kurzer Dank, war eine Kraft abgenutzt, wurde sie vielleicht kalt beiseite geworfen. Ohne Ende war die Arbeit, überall Neues, Angefangenes, Gerüste am unfertigen Bau. Wer in das Land kam, dem erschien das Leben gar nicht anmutig, es war so herb, einförmig, rauh, wenig Schönheit und sorglose Heiter- keit zu finden. Und wie der frauenlose Haushalt des Königs, die schweigsamen Diener, die unterwürfigen Vertrauten unter den Bäumen eines stillen Gartens dem fremden Gaste den Eindruck eines Klosters machten, so fand er in dem ganzen preußischen Wesen etwas von der Entsagung und dem Gehorsam einer großen, emsigen Ordensbrüderschaft. Denn auch auf das Volk selbst war etwas von diesem Geiste übergegangen. Wir aber verehren darin ein unsterbliches Verdienst / Friedrichs Ii., noch jetzt ist dieser Geist der Selbstverleugnung das Geheimnis der Größe des preußischen Staates, die letzte und beste Bürgschaft für seine Dauer. Die kunstvolle Maschine, die der große König mit so viel Geist und Tatkraft eingerichtet hatte, sollte nicht ewig bestehen, schon zwanzig Jahre nach seinem Tode zerbrach sie; aber daß der Staat nicht zugleich mit ihr unterging, daß Intelligenz und Patriotismus der Bürger selbst imstande waren, unter seinen Nachfolgern auf neuen Grundlagen ein neues Leben zu schaffen, das ist das Geheimnis von Friedrichs Größe. Gustav Frey tag.

9. Teil 4 - S. 75

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
75 den Lobpreisungen, die ihr noch von weitem nachgerufen werden, und langt kurze Zeit später glücklich daheim an. So ganz wohl zumute ist ihr nicht,- sie besinnt sich, daß sie ihr Portemonnaie in dem verschenkten Muff vergessen hat, und ärgert sich auch im voraus über das Verhör, dem sie der beiden Dinge wegen von der Kammerfrau unterzogen werden wird. Die Kammerfrau ist es auch, die auf ihr Schellen öffnet und sie mit der Nachricht begrüßt: „Der Herr General sind schon lange zu Hause." „Da geh' ich gleich zu ihm hinüber," antwortete die Gebieterin, gibt rasch Hut und Mantel ab und tritt in das Zimmer ihres Mannes. Der alte Herr erhebt sich beim Erscheinen der alten Frau. Er ist um ein weniges kleiner als sie, hat aber etwas ungemein Energisches; Gang und Haltung verraten den ehemaligen Kavalleristen. „Kommst du endlich!" ruft er der Eintretenden entgegen, „hat heute wieder schön lange gedauert, die Urschlerei." Mit diesem Kamen pflegt der General die Gesellschaften zu bezeichnen, die lediglich aus Damen bestehen. „Es waren auch Herren da," entgegnete die Generalin. „Beneide sie nicht," murmelt der Gatte und zieht den Tisch zurück, damit seine Frau auf dem Sofa Platz nehmen könne . . . Zu ihrem Schrecken trat jetzt die Kammerfrau herein, durchforschte das Zimmer mit spähenden Blicken und nahm von dem eifrigen Abwinken ihrer Herrin keine Notiz. „Lassen Sie es nur gut sein, Adele, lassen Sie es nur gut sein," sagte diese endlich in einem Tone, in dem die dringende Bitte wie ein kühler Befehl klingen sollte. Und der General, der längst überlebten Mode huldigend, in Gegen- wart der Dienstleute ein ihm nicht ganz geläufiges Idiom zu gebrauchen, fragte: „Qu’est-ce que veut-elle donc?“ „Ich suche den Muff," sprach Adele, „die gnädige Frau haben den Muff nicht mitgebracht, und hier ist er auch nicht." „Nun, wenn ich ihn nicht mitgebracht habe, kann er auch nicht hier sein," versetzte die Generalin. „Gehen Sie nur, Adele." Der treuen Dienerin war diese wiederholte Abweisung ein Stich ins herz, und ihre tiefe verletztheit äußerte sich in der Miene, mit der sie hervorstieß: „Aber der Muff ist weg!" Der General wendete rasch den Kopf und fragte kurz: „was Muff? wer ist Muff?" „Der große, der .schwarze, der schöne Muff," entgegnete Adele, und die Generalin bemerkte krampfhaft lächelnd: „Groß und schwarz allerdings, aber schön . . . daß er schön war, hat ihm wirklich schon lange niemand mehr nachsagen können." „Mag er nun sein, wie er will," erklärte der Mann, „da muß er sein !" „Man muß ihn halt wieder abholen," sprach Adele, „die gnädige

10. Teil 4 - S. 164

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
164 Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts übrig, als durch die genannte Batterie die Stadt bombardieren zulassen,- da es nach 20 Minuten ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen brennenden Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Eindruck machte, so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den Oberstleutnant von Bronsart vom Generalstabe als Parlamentär mit weißer Fahne ab, der Krmee und Festung die Kapitulation antragend. Ihm begegnete bereits ein bayrischer Offizier, der mir meldete, daß ein französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Tore sich gemeldet habe. Der Oberstleutnant von Bronsart wurde eingelassen, und auf seine Frage nach dem General en chef ward er unerwartet vor den Kaiser geführt, der ihm sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser fragte, was für Aufträge er habe, und zur Kntwort erhielt, „Krmee und Festung zur Übergabe aufzufordern", erwiderte er, daß er sich dieserhalb an den General von wimpffen zu wenden habe, der für den blessierten Mac Mahon soeben das Kommando übernommen habe, und daß er nunmehr seinen Generaladjutanten Keilte mit dem Brief an mich absenden werde. Ts war 7 Uhr, als Heilte und Bronsart zu mir kamen,- letzterer kam etwas voraus, und durch ihn erfuhren wir erst mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Du kannst Dir den Eindruck denken, den es auf mich vor allem und alle machte! Keilte sprang vom Pferde und übergab mir den Brief seines Kaisers, hinzu- fügend, daß er sonst keine Kufträge habe. Koch ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm: „Über ich verlange als erste Bedingung, daß die Krmee die Waffen niederlege." Der Brief sängt so an: „N’ayant pas pn mourir à la tête de mes troupes, je dépose mon épée à Votre Majesté“, alles weitere mir anheimstellend. Meine Kntwort war, daß ich die Krt unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Keilte den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Kkt. — Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Ts war ergreifend! Klles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten Illu- mination fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Krmee, die solches Ereignis erkämpfte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr ftüh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulatton zu erhalten, und mir anzeigte, daß der Kaiser ftüh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der
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