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Dritte Periode. Von 1056—1273.
zu schaffen. Nachdem einmal das Amt ein Lehen geworden war, wurde naturgemäß aus dem Amtsbezirk das Territorium; dessen Inhaber strebten nach Erblichkeit, die sie dem Königtum bestritten, und suchten in ihrem Gebiet ihre Landeshoheit auszubilden. So löste sich nicht nur die Zentralgewalt, sondern auch das Herzogtum in eine große Anzahl von Lehnsgebieten auf; und es bildete sich ein nicht rechtlich, aber tatsächlich geschlossener Stand der Fürsten, der sich als hoher Adel über den niederen emporhob und die Erzbischöfe, Bischöfe, wenige Äbte, die Herzöge, Pfalzgrafen, Landgrafen und gewisse Grafen umfaßte. Die deutsche Verfassung nach dem Interregnum ist na,hezu eine Oligarchie der Fürsten.
Vom alten Stammesherzogtum Bayern (§ 35) hatten sich die Herzogtümer Kärnten (§40), Österreich unter den Babenbergern, (§ 63) und Steiermark (§ 66) losgelöst. Auch die Grafschaft Tirol und das Erzbistum Salzburg waren unabhängig geworden.
Viel größer wurde die Zersplitterung Schwabens. Unter den Fürstenhäusern, die hier selbständig wurden, sind besonders zu nennen die Zähringer in Baden, die Habsburger, die im Aargau und am Vierwaldstättersee große Güter besaßen und die Landgrafenwürde im Elsaß erwarben, und die Grafen von Württemberg. Auch ein großer Teil der schwäbischen Ritterschaft und zahlreiche Städte (§ 75b) — solche auch in Bayern. Franken und Lothringen — wurden ganz unabhängig.
Ein Herzogtum Lothringen hat bis ins 18. Jh. bestanden. Ganz davon losgelöst aber wurden u. a. die Herzogtümer und Grafschaften Brabant, Flandern, Holland, Seeland, Friesland, Geldern, Kleve, Jülich, Luxemburg, die Erzbistümer Köln und Trier.
Von den Territorien, in die sich das Herzogtum Franken auf löste, seien genannt die Rheinpfalz, die Grafschaft Nassau, die Burggrafschaft Nürnberg, in deren Besitz die Hohenzollern kamen, die auch die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth erwarben; ferner das Erzbistum Mainz und die Bistümer Worms, Speier, Würzburg und Bamberg.
Der Name Herzogtum Sachsen blieb dem Lande um Wittenberg, das der Anhaltiner (Askanier) Bernhard 1180 erhielt
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Iv. Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48.
So geschah es, daß der Katholizismus, gekräftigt durch den Jesuitenorden und das Tridentinum, große Fortschritte machte. Am Niederrhein und in Westfalen erfolgte die Gegenreformation.
In noch höherem Grade war das der Fall unter der Regierung Rudolfs Ii. 1576 — 1612, der, von den Jesuiten in Spanien erzogen, trübsinnig, in wissenschaftliche Liebhabereien und alche-mistische Träumereien vertieft, willenlos und eigensinnig, sich von seiner streng katholischen Umgebung leiten ließ. Im Erzbistum Köln wurden alle reformatorischen Regungen ausgerottet. Ein Streit im Straßburger Stift endete zu Ungunsten der Protestanten. Erzherzog Ferdinand, Rudolfs Ii. Vetter, führte in Steiermark, Kärnten und Krain die Gegenreformation durch (1600 wurde der große Astronom Johannes Kepler aus Graz a. d. Mur vertrieben). Als schwere Vergewaltigung empfanden die Protestanten das Vorgehen des eifrig katholischen Herzogs Maximilian von Bayern gegen die protestantische Reichsstadt Donauwörth, wo die Prozession des katholischen Klosters gestört worden war (1606 — 8).
Daher und infolge von Streitigkeiten über die Zulässigkeit der Einziehung geistlicher Güter traten (1608) zu Ahausen in Ansbach unter der Führung Friedrichs Iv. von der Pfalz fünf kleinere protestantische Fürsten zur Union zusammen. Ihr gegenüber bildete sich (1609) die viel stärkere katholische Liga unter Maximilian von Bayern.
Zwischen beiden Parteien schien der Krieg ausbrechen zu sollen über die Jülichsche Erbfolgefrage. Am Niederrhein war ein stattlicher Staat entstanden, der sich aus folgenden Gebieten zusammensetzte: 1. dem Herzogtum Jülich zu beiden Seiten der Roer, eines rechtsseitigen Nebenflusses der Maas, 2. dem Herzogtum Kleve zu beiden Seiten des Niederrheins mit Kleve und Wesel, 8. dem Herzogtum Berg auf der rechten Rheinseite mit Düsseldorf, 4. der Grafschaft Mark im Gebiet der Ruhr, 5. der Grafschaft Ravensberg zwischen der oberen Ems und der mittleren Weser mit Bielefeld. Als Herzog Johann Wilhelm 1609 kinderlos starb, machten auf diese Länder Anspruch die beiden protestantischen Fürsten Johann Sigismund von Brandenburg
11*
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs Ferdinand Ferdinand Rudolfs Johannes_Kepler Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrichs Maximilian_von_Bayern Maximilian Maas Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Johann
172 Fsnfta Periode. Von 1517—1618. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648.
Der Westfälische Friede 1648.
Schon seit dem Beginn seiner Regierung 1640 war der junge Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm nachdrücklich für den auf der Grundlage allgemeiner Amnestie zu errichtenden Frieden eingetreten. Ernstliche Verhandlungen begannen seit 1645 zu Münster zwischen dem Reiche und Frank reich und zu Osnabrück zwischen dem Kaiser, den evangelischen Ständen und Schweden.
a) Territoriale Bestimmungen. Schweden erhielt Vorpommern mit Rügen und den Odermündungen, ferner Wismar, das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden, doch als Reichsstand; irankreich zu voller Souveränität endgültig die Bistümer und Städte Metz, Toul, Verdun, ferner den Sundgau und andre Teile des Elsaß, zum Teil unter unklaren und zweideutigen Bestimmungen; Brandenburg fast ganz Hinterpommern und als Ersatz für das übrige Pommern, dessen Herzogshaus 1637 ausgestorben war, mit Rücksicht auf den Vertrag von 1529 die Bistümer Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg; dies wurde 1680 erworben. Bayern blieb im Besitz der Kur und der Oberpfalz. Der Erbe Friedrichs V. erhielt die Rheinpfalz zurück nebst der für ihn geschaffenen (8.) Kur. Die Schweiz und die Niederlande wurden als unabhängig vom Reiche anerkannt, die im Verlauf des Krieges ihres Besitzes beraubten Fürsten durch eine allgemeine Amnestie wieder eingesetzt. — Es waren nun also die Mündungen des Rheins, der Weser, der Oder und der Weichsel in den Händen fremder Mächte.
b) Kirchliche Bestimmungen. Die Gleichberechtigung der Bekenntnisse wurde von neuem festgestellt und auf die Reformierten ausgedehnt und die Glaubensfreiheit nicht bloß den Reichsständen, sondern mit gewissen Einschränkungen auch den Untertanen gewährleistet — außer in Österreich; seitdem schied Österreich aus der Gemeinschaft deutschen Lebens. Als Norm für den Besitz geistlicher Güter wurde der 1. Januar 1624 festgesetzt. So hatte sich die Reformation die europäische*~An-erkennung errungen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Frank Friedrichs_V. Friedrichs_V.
Qeorg-Eckert-Institut Bs78
^erfrt# hex des paifenjjaufes in a. b. §.
Hilfsbuch
für den
Unterricht in der Geschichte
auf höheren Lehranstalten.
Von Harry Brettschneider,
Direktor des Königl. Hufen - Gymnasiums zu Königsberg i. Pr.
Teil I. Teil Ii.
Geschichte des Altertums. (Quarta.) Deutsche Geschichte bis zum Ausgang
geb. Jt 1,30. des Mittelalters. (Mittelstufe.)
geb. Jt 1,30.
Teil Iii. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis auf Friedrich den Großen. (Obertertia.) geb. Ji 1,30.
Teil Iy. Deutsche Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart. (Mittelstufe.) geb. Ji 1,30.
Teil Y. Geschichte des Altertums nebst einem Anhang: Einiges aus der griech. und röm. Literaturgeschichte. (Obersekunda.) geb. Ji 2,10.
Teil Yi. Yom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden. (Unterprima.) geb. Jt 2,10.
Teil Vii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart. (Oberprima.) geb. Ji 2,10.
Brettsclllieider, Harry, Wiederholungstabellen für den Unterricht in der Geschichte. steif brosch. Ji 0,40.
Aus Besprechungen.
Alle bisher besprochenen Werke dieser Stufe überragt das Hilfsbuch von H. Brettschneider an wissenschaftlichem und pädagogischem Werte bedeutend.
Rethwischs Jahresberichte über höheres Schulwesen.
Brettschneiders Arbeit muß in jeder Beziehung empfohlen werden, es ist sein eines ^er besten, die in den letzten Jahren erschienen sind.
Neue Jahrbücher für Philologie.
meider, Harry, Zum Unterricht in der Geschichte vorzugsweise in den oberen Klassen höherer Lehranstalten. Ein Nachwort zu meinem ^ „ Hilfsbuch J6 1,—.
* Geschichtliches Hilfsbuch
o für Lehrerseminare, Oberlyzeen
und Studienanstalten.
Von Harry Brettschneider,
Direktor des Königl. Hufen - Gymnasiums in Königsberg i. Pr.
Geschichte des Altertums. 2. Auflage. geb. Ji 1,60.
ü.. xen. Yom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden. 3. Aufl.
geb. Jt 2,10.
Iii. Teil. Yom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart. 2. Auflage, geb. Ji 2,40.
Diese Hilfsbücher sind in den Provinzen Brandenburg, Hannover, Hessen-Nassau, Ostpreußen, Pommern, Posen, Sachsen, Schlesien, Westfalen, Wcstprenßen, sowie in den Königreichen Sachsen und Württemberg, in den Großherzogtümern Hessen, Mecklenburg, Oldenburg, in den Herzogtümern Braunschweig, Sachsen - Altenburg, in Schwarzburg-Rudolstadt, Bremen und Hamburg sowie in Rumänien nn i in der Schweiz oinirpfiihrt.
Bs78$10714464
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Extrahierte Personennamen: Harry_Brettschneider Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Harry H._Brettschneider Brettschneiders Harry Harry_Brettschneider
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350
Länderkunde. — Europa.
Erde und von noch immer steigenderwichtigkeit. Unter den Handelsartikeln Leipzigs
stehen Pelz- und Rauchwaren, Leder- und Tuchfabrikate obenan; im Buchhandel nimmt
es die erste Stelle auf der Welt ein. Mit dem Buchhandel hängt seine bedeutende
Industrie in Druckerei, Schriftgießerei, Buchbinderei u. a. zusammen; ansehnlich ist
ferner das chemische Gewerbe. Leipzig, von jeher eine Pflegstätte der Wissenschaft
und Kunst, ist ein bedeutsamer Brennpunkt deutschen Geisteslebens: seine Univer-
sität ist die drittgrößte in Deutschland, seine Handels- und seine Musikhochschule
genießen vorzüglichen Ruf, und feit 1879 ist es Sitz des deutschen Reichsgerichts.
An dem Elfter-Pleißegebiet haben außer dem Königreich Sachsen Anteil.-
3. die Provinz Sachsen mit Zeitz (35) an der Elster, die beiden Fürstentümer
Reuß Alterer und Jüngerer Linie und das Herzogtum Altenburg. Die Haupt-
städte von Reuß Jüngerer und Älterer Linie, Gera (50) und Greiz (25
(beide an der Elster), betreiben lebhafte Weberei und Färberei. Altenburg (40)liegt
an der Pleiße in sehr fruchtbarer Umgebung.
7. Das Schlesische Gebirgsland.
§216. I. Ausdehnung und Naturcharakter. Die Sudeten 270 km lang, er-
strecken sich in der Richtung von Nw nach So von der Lausitzer Pforte im
Neißetal bis zur Mährischen Pforte (310 m), der Vermittlerin des Ver-
kehrs zwischen Donau-, Oder- und Weichselgebiet. Sie bilden einen langen,
waldreichen Wall zwischen dem Böhmischen und Mährischen Becken einer-
seits und der Schleichen Tieslandsbncht anderseits, daher auch die Wasser-
scheide zwischen der Ostsee, der Nordsee und dem Schwarzen Meere.
Die breiten, welligen Rücken der Sudeten bestehen vorwiegend aus ältesten Ge-
steinen der Erdrinde, aus Gneis, Granit, Glimmer und Urtonschieser. Sie
stellen die letzten Horste eines alten Faltengebirges dar, das von Schollen-
einbrüchen in der Längsrichtung des Harzes im No und Sw begrenzt wird. Quer-
brüche haben die ehemals geschlossene Masse in meridionaler Richtung auseinander-
gerissen und in einzelne ziemlich selbständige Teile zerlegt; deren Streichungsrichtung
stimmt jedoch nicht immer mit der des ganzen Walles überein. Daher bilden die
Sudeten einen vielgliedrigen, paßreichen und durch große Wegsamkeit aus-
gezeichneten Gebirgszug. Die Senken wurden später von jüngeren Ablage-
ruugeu ausgefüllt. So entstand das Waldenburg er Bergland, ein durch die
Laudeshuter Pforte nach Böhmen Hinemstreichendes Steinkohlengebirge. Die
Senkungen und Schichtenstörungen waren von vulkanischen Erscheinungen begleitet,
die nicht nur in den Bruchspalten des Gebirges, sondern auch im Vorlande Basalt-
und Phonolithberge auftürmten. An der böhmischen Seite bildeten sich am
Ufer des einstigen Kreidemeeres Ablagerungen von Quadersandstein.
§ 217. Ii. Die einzelnen Gebirgsteile. 1. Das Jser- und Nieseugebirge zieht
von der Lausitzer Pforte bis zu der Landeshuter Senke, der Straße nach
Böhmen und ins Elbtal. Der westliche Teil, das Jsergebirge, ist von dem
östlichen, dem Riesengebirge, nur durch eine flache Einfenkung (900 m) ge-
trennt; beide bilden daher nur ein Gebirge. Das Jsergebirge besteht aus
zwei durch das moorige Hochtal der Jser getrennten, breitrückigen Kämmen
1 Der Gesamtname ist bei den Anwohnern nicht gebräuchlich.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Leipzigs Leipzig Deutschland Sachsen Zeitz Altenburg Gera Greiz Altenburg Neißetal Mährischen Donau- Ostsee Nordsee Waldenburg Hinemstreichendes_Steinkohlengebirge Nieseugebirge
Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 341
Iv. Staaten und Siedlungen. Staatlich ist Thüringen die am meisten
gegliederte Landschaft des Deutschen Reiches. Die große Zersplitterung
rührt von vielfachen früheren Besitzteilungen her, ist also eine Folge geschichtlich-
politischer Entwicklung, nicht geographischer Einflüsse. An Thüringen haben außer
Preußen und Bayern acht Bundesstaaten Anteil, die zwar klein, aber durch die
verschiedenartigste Industrie ausgezeichnet und auch für das deutsche Geistesleben
hochbedeutsam sind. Sie werden als „Mitteldeutsche Staatengruppe" be-
zeichnet und außer Reuß nach ihren Hauptstädten unterschieden. Wegen der großen
Zahl der Staatsgebiete und infolge des Fehlens von Großindustrie gibt es keinen
die ganze Landschaft beherrschenden städtischen Mittelpunkt.
1. Preußen (Provinz Sachsen). An der alten Nordstraße Thüringens liegt
Nordhaufen (35), der Markt für das Getreide der Goldenen Aue und die Leinen-
gewebe des Eichsfeldes, bekannt auch durch Branntweinbrennerei. Die wichtige
Saalestraße berührt oberhalb Halle nacheinander Merseburg (25), Weißenfels
(35), in dessen Nähe sich die Bahn nach Leipzig und nach Berlin verzweigt, und
Naumburg (30), das der Unstrutmündung gegenüberliegt (vgl. § 243). In dem
südlichen Thüringen folgen die wichtigsten Städte demzugederthüringerhauptstraße
vor dem Nordrande des Gebirges. An ihr erblühte in der natürlichen Mitte der
ganzen Landschaft Thüringens größte Stadt, Erfurt (115). Es ist die Haupt-
stätte der deutschen Handelsgärtnerei, betreibt aber auch mannigfaltige Industrie
urti) Bergbau auf Salz. Mühlhausen (35) an der oberen Unstrut, am Ostrande
des Eichsfeldes und in der Mitte zwischen den beiden Hauptverkehrswegen Thü-
riugeus, die hier durch eine an Langensalza und Mühlhausen vorüberziehende
Straße miteinander verbunden sind, Pflegt Baumwoll- und Leinenweberei. Ans dem
Eichsselde an der oberen Leine liegt Heiligenstadt. Im preußischen Anteil des
Thüringer Waldes sind Suhl (Provinz Sachsen) und Schmalkalden (Provinz
Hessen-Nassau) blühende Industriestädte (§ 211).
3. Mitteldeutsche Staatengruppe.
a) Großherzogtum Sachsen - Weimar - Eisenach. Im mittleren Hanptteile
zwischen Gera und Saale liegen die schmucke Residenzstadt Weimar (35) an
der Ilm, reich an Erinnerungen aus der Zeit unserer großen Dichter und noch
heute eine Stätte der Kunstpflege, dann die Fabrikstadt Apolda (25, Strumpf-
Wirkerei) und an der Saale die Universitätsstadt Jena (40, Bild 167), dessen
bedeutendste gewerbliche Anlage eine von Earl Zeiß gegründete optische Werkstätte
ist. Im westlichen, am Werraknie sich erstreckenden Teile des Großherzogtums
kränzt den Fuß der Wartburg das anmutige Eisen ach (40). Es ist die westliche
Ausgangspforte für die wichtigste Bahnlinie der Landschaft (§ 210, b) und vereinigt
in sich den Charakter einer Verkehrs-, Industrie-, Fremden- und Badestadt.
b) Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Im nördlichen Hauptteile wurde
die Residenz Gotcha (40) der Sitz der ersten geographischen Anstalt der Erde
(Perthes) und ein Hauptort der thüringischen Porzellan- und Tabakindustrie. Nicht
weit vom Jnselsberg ist Friedrichroda eine der beliebtesten Sommerfrischen des
Thüringer Waldes und ein Mittelpunkt des Fremdenverkehrs. Die Grenze zwischen
Gotha und Weimar geht im W mitten durch den Ort Rnhla. Die zweite Residenz
des Landes, Coburg (25), liegt an der Jtz, einem rechten Nebenflusse des Mains.
c) Herzogtum Meiningen. Es umfaßt das Tal der oberen Werra und, im
80 umbiegend, einen Streifen Landes quer über den Frankenwald bis in die Gegend
des Saaleknies. Außer der Stadt Meiningen (20) an der Werra sind wichtig
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 343
die Gebirgsstadt Sonneberg [Ig), der Mittelpunkt einer weltberühmten Spiel-
Warenindustrie (Wert der Ausfuhr etwa 30 Millionen Mark jährlich), Lehesten,
das die zahlreichsten und großartigsten Schieferbrüche des Frankenwaldes besitzt
(Bild 166), und an der oberen Saale Saalfeld (14).
d) Herzogtum Sachsen-Altenburg. Es gehört nur mit seinem Saaleteile
Thüringen an, der Hauptteil mit der Hauptstadt Altenburg (40) liegt außerhalb
Thüringens an der Leipziger Straße nach Nürnberg und Böhmen (§ 215).
e) Zwei Fürstentümer Schwarzburg. Die Schwarzburgischen Lande verteilen
sich auf zwei gänzlich voneinander getrennte Gebiete. Von der Oberherrschaft
auf der Höhe und am Nordabhange des Thüringer Waldes gehört der größere
östliche Teil zu Rudolstadt. Am großen Saaleknie liegt die gleichnamige Haupt-
stadt des Fürstentums (15) und im lieblichen, tief eingeschnittenen Schwarzatal am
Fuße des Tripsteins Schwarzburg mit der Stammburg des Fürstenhauses. Der
westliche Teil, darin Arnstadt (18), ist ein Bestandteil von Schwarzbnrg-Sonders-
hausen. Die Unterherrschaft der beiden Fürstentümer breitet sich zwischen Un-
strut und Helme aus; hier ist der westliche, Sondershausen zugehörige Teil der
größere. Die Hauptstadt dieses Landes ist Sondershausen (7) an der Wipper.
f) Zwei Reußische Fürstentümer. Beide Bundesstaaten haben nur Teil-
gebiete im eigentlichen Thüringen (§ 215).
3. Bayern. Zu Bayern gehören ein beträchtliches Stück des Frankenwaldes,
das Fichtelgebirge und ein großer Teil des Baumwollwebereibezirks au der oberen
Saale mit der Stadt Hof. (S. § 195.)
6. Das Sächsische Bergland.
I. Lage und Bau. Das Sächsische Bergland erstreckt sich in der Form § 213.
eines Dreiecks, dessen Grundseite das Erzgebirge bildet, östlich von Thü-
ringen bis über das rechte Elbufer hinaus. Seine Nordgrenze kann durch
eine Linie etwa in der Richtung Sudetenzug—harz bezeichnet werden. Im
Nw schiebt sich zwischen das Sächsische Bergland und die Thüringische
Landschaft die Thüringisch-Sächsische Tieflandsbucht (§§ 242, 243).
Seinem Bau noch ist das Sächsische Bergland von Thüringen sehr verschieden.
Dieses steigt beiderseitig zu erhöhten Rändern an, jenes nimmt nur nach 8 allmäh-
lich au Höhe zu: dieses wird von der sudetisch-herzynischen, jenes von der sog. erz-
gebirgischen Richtung beherrscht; hier überwiegen die Triasschichten, dort kristalli-
nische Gesteine.
Die ganze Landschaft besteht aus dem Erzgebirge und seinem nörd-
lichen Vorlande (westlich der Elbe), dem Elb - S andsteingebirge
(Elbgebiet) und dem Lausitzer Berglande (östlich der Elbe).
Ii. Einzellandschaften. § 214.
1. Das Erzgebirge, a) Oberflächenban. Es reicht mit einer Länge von
etwa 150 km vom Fichtelgebirge bis an die Scholle des Elb-Sandsteingebirges.
Sein westlicher und niedriger Teil, der indes durch keine natürliche Grenze
vom Hauptgebirge getrennt ist, heißt als Quellgebiet der Elster auch Elster-
gebirge. Die diesem im Nw vorgelagerte hügelige Schieferplatte des
Vogtlandes (so genannt nach den kaiserlichen Vögten, die im Mittelalter
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Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 325
Vi. Politische Gliederung und Siedlungen. Staatlich gehört das ganze Ge-
biet außer dem kleinen oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld (im Tal der oberen
Nahe) zu Preußen, und zwar 1. zur Provinz Rheinland, 2. zu Westfalen und
Z. zu Hesseu-Nassau.
159. Das Deutsche Eck in Coblenz.
Auf der Landzunge zwischen der Mündung der Mosel und dem Rhein errichtete die Rheinprovinz ein
mächtig wirkendes Denkmal zum Gedächtnis Kaiser Wilhelms I.
1. Provinz Rheinland, a) Von Kreuznach an dernahe (Salinen, Solbad; 25)
finden sich am Rheinufer nur kleine, aber ehemals wichtige Orte bis nach Coblenz,
das einst die Römer als Confluentes gründeten (60, Bild 159). Die Provinzhaupt-
stadt, eine wichtige Eisenbahnkreuzung (hier trifft die strategisch bedeutsame Linie
Berlin—metz auf die Rheinbahn-, s. § 199) und der eigentliche Mittelpunkt des
Schiefergebirges, ist stark befestigt wie auch das gegenüber aufragende Ehren-
breitstein. Ihre Entwicklung zur Nebenbuhlerin Cölns wurde durch die Enge
des Raumes gehemmt. Im fruchtbaren Neuwieder Becken liegt das gewerbtätige
Neuwied (20).
b) Da, wo die Berge vom Strom zurücktreten, dehnt sich am linken Rheinufer
Bonn (90) aus, nächst Berlin die besuchteste preußische Universität. Mit dem
Schiefergebirge steht Cöln (525), die Stadt in der gleichnamigen Tieflands-
bucht, in enger wirtschaftlicher Beziehung. Die Steinkohlen des rheinisch-westsäli-
schen Bergbaus und die Braunkohlen des Vorgebirges liefern seiner Industrie die
Triebkraft, und in Cöln sammelt sich der größte Teil des Fremdenstroms, der sich
alljährlich in die herrlichen Täler des Gebirges ergießt. (Vgl. § 240.)
o) Am Eintritt der schiffbaren Mosel in das Schiesergebirge entstand Trier
(50). Berühmte Baudenkmäler erinnern an die Zeit, wo Trier als Augubta Trevi-
rorum römische Hauptstadt von Nordgallien war. Einst war es auch Sitz eines
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Das Deutsche Reich. — D. Das Mitteldeutsche Gebirgsland, 331
bedeckt. Fruchtbar und für den Feldbau wohl geeignet sind dagegen die
unteren Abschnitte der Talgehänge und die Becken (Casseler Becken). Die Tal-
böden sind häufigen Überschwemmungen ausgesetzt und infolgedessen meist als
Weideland in Benutzung genommen. Abgesehen von einigen Braunkohlen-
feldern und beträchtlichen Salzlagern im Werragebiet sowie einigen Heil-
quellen (Wildungen, Nauheim), ist das Land an Bodenschätzen arm und
daher die Industrie weuig entwickelt.
V. Bewohner, politische Gliederung und Siedlungen. Das Land wird von § 204.
den Nachkommen der alten Katten, den Hessen, bewohnt, dem oberfränkischen
Stamme, der allein von allen fränkischen Volksteilen sich unvermischt erhalten hat.
Die nördliche Stammesgrenze wird durch die Linie Kahler Astenberg—münden
gebildet. Da die Beschäftigung der Bevölkerung überwiegend in Ackerbau, im
Vogelsberg und in der Rhön besonders in Viehzucht besteht, große Industriebetriebe
sich aber nur vereinzelt finden, so ist die Volksdichte geringer als der Durchschnitt
des Deutschen Reiches und die Anzahl größerer Städte beschränkt.
Staatlich gehören der Vogelsberg, das Niddatal und das Gebiet bis zum
Lahnknie bei Gießen als Provinz Oberhessen zum Großherzogtum Hessen; der
ganze Rest des Hessischen Berglandes verteilt sich auf die preußische Provinz Hessen-
Nassau und das Fürstentum Waldeck.
1. Großherzogtum Hessen soberhessen). Wo die alte Frankfurter Straße
durch die Wetterau auf die Lahnstraße mit der Eisenbahn nach Coblenz und Metz
trifft, entstand die hessische Universitätsstadt Gießen (30).
2. Provinz Hessen-Nassau. Von Gießen nur 25 km entfernt liegt die
preußische Universitätsstadt Marburg [2h). An der schiffbaren Fulda ist Cassel
(160), Kreuzung der Hamburg—frankfurter und der Leipzig—cölner Bahn, ein
wichtiger Handelsplatz mit bedeutender Industrie (Lokomotivenbau), zu deren Ent-
Wicklung die Kohlenlager des benachbarten Habichtswaldes besonders beigetragen
haben. Die Stadt hat den Schloß- und Kurort Wilhelmshöhe eingemeindet.
Oberhalb an der Fulda sind der Eisenbahnknotenpunkt Bebra (s. o.) und die älteste
Stadt Hessens, die Kloster- und Bischossstadt Fulda (25), von Bonifatius gegründet
(Grab des Apostels der Deutschen im Dom), bemerkenswert.
3. Provinz Hannover. Das schmale Tal der Weser ist arm an Siedlungen.
An seinem südlichen Anfange liegt auf einer Landspitze an der Vereinigung von
Werra und Fulda (Hannoverifch-)Münden (11).
4. Fürstentum Waldeck. Im spärlich bevölkerten, waldreichen Fürstentum
Waldeck (westlich von Cassel), das von Preußen verwaltet wird, ist das kleine
Arolsen (3) die Hauptstadt.
3. Das Weserbergland.
I. Lage. Weserbergland heißt das Gebiet zwischen dem Hessischen Berg- § 205.
lande und dem Norddeutschen Tieflande, zwischen dem Rheinischen Schiefer-
gebirge und dem Harz. Es ist niedriger als das Hessische Bergland und
im Gegensatz zu diesem von Gebirgsketten durchzogen.
Ii. Bodenaufbau und Bewässerung. Die alten Schichtgesteine des Rheini-
schen Schiefergebirges sind hier tief abgesunken und von den verschiedensten Ge-
stemsbüdungen späterer Erdzeiten, besonders von Sandsteinen, Kalken, Mergeln
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Cassel Bonifatius Apostels Cassel