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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 141

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die Zeit des Deutschen Bundes bis zur Begrndung des Deutschen Reiches. 141 Friedrich Lists 1837 die erste Strecke der Bahn Leipzigdresden dem Betrieb bergeben. Mit welchen Schwierigkeiten, Vorurteilen und Bedenken die Reformatoren des Verkehrs zu kmpfen hatten, davon macht sich die heutige Welt kaum mehr eine Vorstellung. Im Jahre 1785 war der erste mechanische Webstuhl aufgestellt worden. Seitdem erfuhr der Ma-fchinenbetrieb eine ganz ungeheure Ausdehnung durch die Verwendung des Dampfes und der Elektrizitt. Den ersten elektro-magnetifchen Telegraphen legten die Professoren Gau und Weber in Gttingen an (1833). Welches Netz von Telegraphendrhten und Eisenbahnschienen umspannt heute den Erdball! Das Telephon erfand Philipp Reis 1860 in Frankfurt a. M., die Dynamomaschine Werner v. Siemens 1867. Jetzt vermitteln elektri-fche Eisenbahnen den Nah- und Fernverkehr, und mit dem Gaslicht strahlt um die Wette elektrische Beleuchtung. Dem Droschkengaul machen das Automobil und das Stahlro Konkurrenz. Unterseeboote tauchen in die Tiefe des Meeres, und seit 1907 durchsegeln lenkbare Luftschiffe die Wolken. Die ersten Verwegenen aber, welche den Aufstieg in die Hhen der Luft mittelst eines Luftballons wagten, waren Franzosen (1783). Noch haben die Flieger, die sog. Aviatiker (von avis Vogel), den Grafen Zeppelin nicht einzuholen vermocht, und dennoch hat auch ihre Kunst eine Zukunft. Von den riesenhaften Fortschritten auf den Gebieten der Technik, der Physik und Chemie knden die Fabriken aller Art in den von Kohlen-dunst umlagerten, unter stetem Getse erbebenden Sttten der Industrie so gut wie der Dampfpflug und die Dreschmaschine auf den ckern oder die Nhmaschine im Hause, die Kolossalhmmer in den Eisenwerken und die Schnelldruckmaschine in den Druckereien. Die Chemie stellte Justus Lieb ig in den Dienst der Landwirtschaft (1844). Welchen Wert sie und die Physik insbesondere fr die Heilkunst besitzt, davon kann uns das tgliche Leben erzählen. Die Gewalt der Naturkrfte hat sich der Mensch freilich auch zum Verderben fr die Mitmenschen dienstbar gemocht, nicht blo fr den Krieg, sondern auch zu ruchlosen Verbrechen. Das 19. Jahrhundert brachte eine ganze Reihe neuer Wissenschaften, Mssen-so durch Karl Ritter die wissenschaftliche Erdkunde, durch Saviguy die historische Methode der Rechtswissenschaft, dnrch Franz Bopp die ver-gleichende Sprachwissenschaft, dnrch Niebuhr die kritische Geschichtswissen-schaft, die Germanistik durch die Brder Wilhelm und Jakob Grimm und andre, die Philologie durch Friedrich August Wolf, August Boeckh usw. Nicht mit Unrecht hat man dem 19. Jahrh. den Namen des histo-rischen" beigelegt, weil im Gegensatz zum 18. rationalistischen die geschieht-liehe Denkweise wieder zu ihrem Rechte kam; doch blhte auch in ihm die Wissenschast des Wissens, die Philosophie. Noch wirkte fort der Geist des groen Denkers Immanuel Kant (f 1804). Ihm kamen Fichte, Schelling, Hegel, Herbart nicht gleich. Greren Einflu gewann Arthur (Schopenhauer (f 1860), in der neuesten Zeit Eduard von Hartmann

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 4

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
4 Barock. Minimum blieb nicht zurck. Ein Gang durch ein Museum ober der Besuch von Gotteshusern, Schlssern, Stabthusern belehrt der die Hhe, auf der das Hanbwerk einst stanb, nicht blo bte Golbschmiebekunst, bic Holzschnitzerei und Bilbnerei, die Drechslerei, sonbern ebensogut die Tischlerei, die Buchbinberei, wie die Zinngieerei und die Waffenschmiebekunst. Manches alte Mbel, das, lange verachtet in finsterer Ecke, wurmstichig warb und verstaubte, ist mit Golb bezahlt worben und wieber zu Ehren gekommen. Was einst tglichem Gebrauche biente, gilt heute als Schatz der Kunst. 2. Barock und Rokoko. Der schreckliche Krieg, der brei Jahrzehnte ganz Deutschland burchtobte, hemmte die ruhige Entwicklung der beutscheu Kunst. Auf dem Gebiete der Kunst zeigt sich wie in der Politik die Herrschaft des Auslands, aber mit einem Unterschieb: in der Kirchenbaukunst hat Italien die Fhrung, wenigstens bei den katholischen Kirchen, in der Profanbaukunst, die hauptschlich auf Schlobauten beschrnkt bleibt,. Frankreich. Beibert gemeinsam ist der Zug des Majesttischen, wie es der Herrscher im Auftreten, in prunkvoller Tracht, im reichen Dienergefolge zur Schau trgt, der Drang nach gro-artigem Eindruck, nach malerischer Gesamtwirkung. Vor dieser tritt das Streben nach Eben-Maria della Salute, Venedig. ma der Verhltnisse, nach schlichter Schnheit der klaren Konstruktion, nach liebevoller Ornamentierung des einzelnen zurck. Der Knstler macht die Konstruktion seinem souvernen Willen zu wirkungsvoller Dekoration vllig untertnig. Wie er beim Kirchenbau im Grundrisse Langhaus und Kuppelbau verbindet, so bricht und biegt er im Aufbau vertikale und horizontale Geraden nach Belieben, um zu bewegen und Schatten neben Licht zu erzeugen. Bei der Dekoration im Innern bewirkt er ohne Wandmalerei malerische Erscheinung durch farbigen Marmor und Stuck in

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 32

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
32 19. Jahrhundert: Freilichtmaler, Impressionisten. (1826 1898) ihren Werken Seele und poetische Stimmung ein, die englischen Praeraffaeliten" Ford Madox Brown (1821 - 1893), Holman Hunt (geb. 1827), John (Eoerett Millais (1829 - 1896), Dante Gabriel Rojsetti (1828 - 1882), der zum Englnder gewordene Italiener, Dichter und Maler in einer Person, Edward Burne-Jones (1833 1900), George Frederick Watts (1817 -1904), der indes eine Sonderstellung einnimmt. Unter den italienischen Malern der jngsten Zeit ist der Landschafter Giovanni Segantini (1858 1899) der bedeutendste, ein Pointillist. Viel Anerkennung fand der Halb-amerikaner Mc. Neil James Whistler (1834-1903). Aufsehen erregten die krassen Schlach-tengemlde des Russen Wassilijwe-reschtschagin (1842 - 1904), der im russisch-japanischen Krieg mit dem Kriegsschiff Petro- pawlowsk im Meerbusen von Petschili seinen Un-tergang fand. Viele Meister des Pinsels zeichneten sich auch als Kunst-ler des Zeichenstif-tes und des Griffels aus. Durch Holz-schnitt, Stahl- und Kupferstich wie durch Steindruck, besonders durch den schnen Farben-druck werden zum Schmucke der Wohnrume wie der Bcher Kunst-werke geschaffen, die an sich Auge und Herz befriedigen. Die Leichtigkeit der Vervielfltigung durch die Photographie und die sie verwertenden Techniken frdert den Sinn fr Kunst im Volke ungemein. Das Streben moderner Knstler, ihrer Eigenart Geltung zu verschaffen, ruft vielfach Spaltung in den Kunstkreisen hervor, namentlich auf dem Gebiete der Malerei, und fhrt zur Bildung von Sonder-Gruppen, Sezessionisten,- doch hat dieser Selbstndigkeitsdrang sein Gutes, da er die Kunst vor Erstarrung bewahrt. Nur darf der Hang zum Seltsamen, die Sucht, Neues zu bringen, nicht der Natur Gewalt antun. Was der Knstler schafft, mu nicht Kunststck sein, sondern eine Gabe des Geistes oder des Herzens fr Auge, Geist, Herz. Hans Thoma, Der Smann.

4. Leitfaden der Erdkunde - S. 60

1899 - Braunschweig : Appelhans
— 60 — 3. Die Ebene zeichnet sich aus durch ein mildes, feuchtes Klima (woher kommt das?). Vergleiche dagegen das Binnen- land-Klima im Innern von Spanien und Rußland. Wein reift nicht, obwohl die Myrte sich im Freien hält. Üppig gedeiht Gras und Korn (Viehzucht, besonders edle Pferde). So zerfällt England in ein gewerbliches und in ein acker- bauendes (im S.o.; aufserdem sind die Engländer das erste Handelsvolk der Erde (starke Gliederung der Küste, schöne Häfen, wasserreiche Flüsse, welche infolge der weit herauf- steigenden Flut auch für Seeschiffe zugänglich sind; aufserdem viele Kanäle). Der Engländer, größtenteils dem germanischen Stamme angehörig, ist willenskräftig, selbständig, praktisch und unter- nehmend (Lust an Seefahrten, Boxen, Wetten, waghalsigen Unternehmungen u.s.w.); größtenteils reformiert. [In England ist neben dem glänzendsten Reichtume die bitterste Armut, neben der feinsten Bildung die größte Unwissenheit anzutreffen (Guts- und Fabrikbesitzer, Tagelöhner und Fabrikarbeiter).] * Hptst. das riesige London, die größte Stadt der Erde mit über 5 Mill. Einw. (soviel Einw. wie Bayern oder 3 mal soviel wie Berlin) zu beiden Seiten der Themse, den größten Schiffen erreichbar, daher bringen Dampf- und Segelschiffe die britischen Waren nach allen Erdteilen und tauschen dafür die Erzeugnisse derselben ein; ober- und unterirdische Eisenbahnen in der ^>tadt vermitteln den ungeheuren Berkehr. Unterterhalb der Stadt Greenwich (Grinitsch) (Sternwarte, Meridian). * [An der Themse aufwärts Windsor, königliche Sommer- residenz, und Oxford, nächst Cambridge (Kembritsch) be- rühmteste Hochschule Englands.] * Nahe der Westküste Bristol, dritte Handelsst.; an der S.-Küste Dover Überfahrt nach? und Southampton (ßanßamtn), Dampf- fchiffahrt nach allen Erdteilen, * [der schönen Insel Wight (Ueit) gegenüber?); in der Nähe Portsmouth (Pöhrtsmoefs) und w. Plymouth (Plimmoefs), beide Kriegshäfen (welchen französischen gegen- über?). Unweit Dover Canterbury (Känterbri), Sitz des ersten Erzbischofs der anglikanischen Kirche.] * Zu den großen Fabrikstädten gehören: Birmingham (Boer- minghaemm) in der Mitte Englands für Metallwaren (Stahlfedern, Nähnadeln n. f. w.); Sheffield (Schsffield) für feinere Stahl- waren (Meffer, Scheeren n. f. w.); Manchester (Maentschestr) für Baumwolle und Maschinen und Leeds (Lieds) für Tuch und Leinen. Die Ausfuhr dieser verarbeiteten und die Einfuhr der zu verarbeitenden Stoffe geschieht durch die Hafenstädte H u l l (Holl) am Hnmber und Liverpool, die zweitgrößte Handelsst.

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 1

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Das Altertum. I. Die morgenlndischen Völker des Altertums. 1. Die gypter. Unter den morgenlndischen Vlkern des Altertums ragen die gypter durch ihre hohe Gesittung besonders hervor. Sie wohnten in dem langgestreckten Talland des nordstlichen Afrika, das seine Fruchtbarkeit den berschwemmungen des Niles verdankt. Nachdem sich der Flu der wild aufgetrmte Granitfelsen einen Weg durch das uubische Land gebahnt, fhrt er seine Fluten in ruhiger Str-mung durch Ober- und Mittel-gypten dem Meere zu, alles Land zu beiden Seiten in eine fruchtbare Oase verwandelnd. Unter-halb Kairo teilt er sich in mehrere Arme und erweitert so das bis dahin nur wenige Stunden breite Tal zu einer ausgedehnten Ebene. Dies ist Unter-gypten oder das Delta, dessen erstaunlicher Ge-treidereichtum das Land zur Kornkammer der alten Welt machte. Die gypter schieden sich in die erblichen, aber nicht streng ge-sonderten Stnde der Priester, Krieger, Ackerbauer, Hand-werk er und Hirten. Der Sohn folgte meist wieder dem Berufe oder Geschfte des Vaters. Die Priester bekleideten auch die hchsten Stellen im Staate und waren im ausschlielichen Besitz der Wissen-schaften und Schriftkunde. Dem Kriegerstand gehrten die Könige oder Pharaonen an, denen die gypter gttliche Ehre und Anbetung erwiesen. Auf den Ackerbau verwandte man in gypten groe Sorgfalt. Zu einer hohen Vollendung war die Kunstfertigkeit und Ge-Werbttigkeit gediehen. Die gypter besaen groe Geschicklich-keit im Behauen der Steine, in der Behandlung des Holzes, des Tones, des Leders, der Metalle, besonders aber in der Bereitung feiner Zeuge aus Baumwolle und Linnen; die gyptischen Byssns- Schmelzer, Leitfaden, 1

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 383

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Erfindungen, Kunst und Wissenschaft der Neuzeit. 383 gleicher Bewunderung von dem heldenhaften Kampf der Buren unter Botha und de Wet erzählen. 3. Erfindungen, Kunst und Wissenschaft der Neuzeit. Der gewaltige Aufschwung, den das gewerbliche und Verkehrs-leben in der neueren Zeit genommen hat, ist zum grten Teile die Folge der mancherlei Erfindungen, welche auf diesem Gebiete gemacht worden sind. Die meisten derselben verdanken wir fremden Vlkern, einige entstammen deutschem Geiste. Zu den letzteren gehrt vor allen die Erfindung der Luftpumpe und der Elektrisier-1650 Maschine durch den Magdeburger Brgermeister Otto von Guerike, ferner die der Taschenuhren (Nrnberger Eier") durch Peter Hele in Nrnberg, des Spinnrades durch Meister Jrgen in Braunschweig und des Porzellans durch Bttcher in Dresden. In Holland erfand Zacharias Jansen das Teleskop und Mi-kroskop und Kornelius Drebbel das spter durch den Danziger Fahrenheit vervollkommnete Thermometer. Dem Englnder Edmund Halley gelang es zuerst, mit Hilfe einer nach seinen Angaben gefertigten Taucherglocke die Schtze eines untergegangenen Schiffes wieder ans Tageslicht zu frdern. Die Ehre der Erfindung des Blitzableiters gebhrt dem um die Befreiung seines Vaterlandes 1752 hochverdienten Nordamerikaner Benjamin Franklin. Erfinder der während der Belagerung von Paris vielfach angewandten Luft-ballons waren die Brder Montgolfier in Sdfrankreich. Die wichtigste, Industrie, Handel und Verkehr vllig umgestaltende Erfindung der Neuzeit aber ist die der Dampfmaschine durch den Englnder 1765 James Watt und ihre Anwendung ans die Dampfschiffahrt (durch Fulton) und auf die Eisenbahnen. Eine kaum geringere Wichtigkeit darf der Telegraph beanspruchen, zuerst von Gau und Weber in Gttingen angewandt und in seiner jetzigen Vollkommenheit hergestellt durch den Amerikaner Morse. Gleichfalls den letzten 1836 Jahrzehnten gehrt die Erfindung der Lichtbilder (Dagnerreotypen, Photographien) durch den Franzosen Dagnerre, der Nhmaschine durch den Amerikaner Howe und des Fernsprechers durch Ph. Reis in Frankfurt a. M. an. Die deutsche Dichtkunst, in den Hnden der Meisterfinger ohne-hin zur bloen Reimerei herabgesunken, verstummte mit dem Ende des 16. Jahrhunderts fast gnzlich. Die Dichtungen jener Zeit waren meist steife Nachahmungen der alten Klassiker, ohne Schnheit der Form und ohne Tiefe des Inhalts. Martin Opitz aus Schlesien suchte x Anfang des 17. Jahrhunderts die Kunst aus ihrem tiefen Verfalle aufzurichten, indem er in seinem Bchlein von

7. 2 - S. 23

1913 - Grünstadt : Riedel
23 30 Millionen Mark Butter und Käse, letzterer als Schweizer-, Rahm--, Backstein- und Delikateßkäse, gehen durchschnittlich von hier aus alljährlich in die Welt. Die zahlreichen Waldgebiete liefern nicht nur beträchtliche Holzmengen (für ca. Iffs Millionen Mark jährlich), sondern auch die Erzeugnisse der weit verzweigten Holzindustrie erfolg- reich auf den Markt. München steht in dieser Beziehung an erster Stelle nicht nur als größtes Holzlager, sondern auch als Stapel- und Handelsplatz für die Holzindustrie (Möbel, Parkettböden usw.), dem nur Nürnberg und Augsburg nahe kommen. Zu Weltruf ist aber die Ausfuhr des bayrischen Bieres (rund 4 Millionen Hekto- liter pro Jahr) und der N ü r n b e rg er Sp i elwa ren gekommen, welch letztere beispielsweise nach Nordamerika allein sich schon auf nahezu 11 /2 Millionen Mark im Jahre belaufen hat. Auch die sonstigen Industriezweige führen dem Handel ihre Erzeugnisse in immer steigendem Maße zu: Maschinen- und Eisenwaren von München, Nürnberg, Fürth usw.; Porzellan- und Graphit waren von Passau und Umgebung; Stein- waren aus dem Fichtelgebirg; L it h 0 g r a p h i e p l a t t e n von Solnhofen; Salz aus den: Berchtesgadener Lande; Glas aus dem Böhmerwald; Spiegel von Fürth; Bleistifte, Stöcke, Galanteriewaren, Lebkuchen von Nürnberg, Tuche von Augsburg, Wein aus Unterfranken und Schlachtvieh aus den Alpen. Diesen Lieferungen einheimischer Kunst- und Naturprodukte ins Ausland entspricht aber auch wieder eine beträchtliche Einfuhr fremder Erzeugnisse nach Bayern. Hierzu zählen zunächst die Nahrungs- und Genußmittel, deren heutzutage jeder Haushalt be- darf: Reis, Sago, Südfrüchte, Kakao, Kaffee, Tee, Pfeffer, Tabak, Oel. Dazu kommen Baumwolle, Seide, Eisen und andere Metalle, welche als Rohstoffe unseren Fabriken zugeführt werden um den zahlreichen Arbeiterheeren unserer Großstädte Gelegenheit zu Be- schäftigung und Verdienst zu bringen, Diese Einfuhr von Roh- stoffen ermöglichte das Anwachsen der Arbeiterschaft von 680 000 Köpfen im Jahr 1882 auf rund 2 Millionen in der Gegenwart. Sie be- wahrt unser Vaterland heute vor Auswanderungsverlusten, wie sie Bayern lange Jahrzehnte hindurch ertragen mußte und durch welche es in den letzten 50 Jahren eine Einwohnerzahl verlor, die der- jenigen des Regierungsbezirkes Schwaben entspricht. Das Gewerbe in Bayern. Wie unsere Pfalz so war auch der rechtsrheinische Teil unseres bayrischen Vaterlandes vor etwas mehr als einem halbem Jahr- hundert noch zu drei Vierteilen ein rein vom Ackerbau zehrendes

8. 2 - S. 100

1913 - Grünstadt : Riedel
100 — Gewerbliche Verarbeitung von Pflanzenstoffen. Mehr und mehr läßt unsere moderne Zeit das alte Bibelwort sich bewahrheiten, daß „der Mensch Herr sei über die Erde." Zu tausend Diensten haben die Erdbewohner die Tierwelt herangezogen. In nicht minder mannigfaltiger Weise verstand es menschlicher Scharfsinn auch das Pflanzenreich sich nutzbar zu machen. Welch eine Fülle der Verwendungsmöglichkeiten tut sich uns hier auf von der Wurzel bis zum Blatt, der Blüte und der Frucht! Die Pflanze „muß den Menschen heilen, wenn er krank ist, ihn nähren und tränken, muß Gifte und Alkoholgetränke spenden, ihn kleiden und als Werkzeug seiner Gedanken dienen." Die eine deckt mit ihren Blättern und Brettern sein Dach, die andere liefert ihm Taue und Segel, Bindfaden und Zwirne. Von der dritten erhält er Klötze, Bretter, Balken, Maste und Stangen für seine Brücken, Häuser und Schiffe, wie auch das Material für die behagliche Ein- richtung seiner Wohnung. Wieder andere geben Gummi, Kautschuck, Pech, Teer, Opium oder bieten dem Maler die köstlichen Farben, aus denen seine Kunst ihre heitere Wunderwelt erstehen läßt. Eine Menge von Gewerben hat sich auf die Nutzbarkeit der verschiedensten Pflanzenarten und Pflanzenteile gegründet. Am mannigfachsten ist wohl die Verwendungsmöglichkeit des Holzes. Welche ausgedehnte Benützung erfährt es doch als Bau- stoff! Da trägt es als starkes Gebälk Decken und Dach des Hauses und spannt sich dort als feste Brück eüber den Strom. Auf seinen Wellen gleitet es als Nachen ebenso leicht wie das Riesen- gebäude des Ozeandampfers über schaukelnde Meereswogen. Tausend Gestalten nimmt das Werkholz unter den ge- schickten Händen des Schreiners, des Drechslers an. Alle die ver- schiedenen Eß-, Putz- und Ziertische mit ihren kunstvoll gedrehten Füßen, der Schreibtisch des Gelehrten wie die kunstlose Holzpritsche des Schneiders, die prunkvolle Bettstatt des Reichen wie die einfache Kinderwiege, die Dutzende von Stuhl-, Sessel-, Bank- und Schrank- formen, Kisten und Kasten bestehen ganz oder doch zum größten Teile aus Holz. Die tausenderlei Sachen und Sächelchen, womit das Christkind zu Weihnachten die liebe Kinderwelt bedenkt, ent- stammen ebenfalls zumeist irgend einem Holzhofe. Und was wird heute nicht alles in und aus Holz geschnitten und geschnitzt vom feinsinnigen Bildwerk des Künstlers an, vom zierlichen Stock- und Schirmgriff bis zum unförmigen Kochlöffel herab l Die Fabrikation unserer Musikinstrumente ist an das Vor- handensein der verschiedensten Holzarten gebunden. „Die meisten Instrumente sind äußerlich mit Mahagonifurnieren überzogen, die aus Mittelamerika stammen. Das Holz zu den Resonanzböden ist auf den Hochgebirgen unseres Vaterlandes gewachsen. Es ist aus-

9. 2 - S. 105

1913 - Grünstadt : Riedel
105 Verwendung, aber auch Getreide, Obst, Wein 2c. werden zur Her- stellung feinerer Sorten benützt. Die Verwendung des Spiritus zu Heiz- und Leuchtzwecken hat in den letzten Jahren eine bedeutende Steigerung erfahren. Die Nahrungsmittelindustrie erzeugt Konserven, Gelees, Säfte, Graupen, Grütze, Backwaren usw. Auch die Tabak- fabrikation darf nicht unerwähnt bleiben. Sie zählten Deutschland nahezu 20 000 Betriebe, in welchen über 140 000 Personen be- schäftigt sind. Neben den einheimischen Gewächsen verarbeitet man Tabaksblätter, die aus der Türkei, Nordamerika, Brasilien und von den Sunda-Jnseln eingeführt werden. Pflanzliche Kleiderstoffe. Die ersten Gewandstücke, womit Menschen ihres Körpers Blöße deckten, werden wohl Tierfelle geivesen sein. Aber schon in grauester Urzeit lernten einzelne Völker die Kunst — die Griechen und andere Völker des Altertums betrachteten sie als ein Geschenk der Götter — aus den Fasern gewisser Pflanzen Gewebe herzustellen, wovon sie sich schützende Gewänder verfertigten. Am frühesten mag wohl die Verwendbarkeit des Flachses zu Bekleidungszwecken erkannt worden sein, da schon die aufge- fundenen Pfahlbauten Zeugnisse für das Vorhandensein von Flachs- geweben aufweisen, das alte Aegypten und die vorderasiatischen Kulturstaaten aber bereits eine blühende Leinenindustrie besaßen, die sich dann nach Griechenland verpflanzte. Auch der Gebrauch der Baumwolle scheint wenigstens in Amerika (Peru, Mexiko) in die graueste Urzeit hinaufzureichen. Nach den strengen Ansichten der Spartaner galten Leinen- gewänder als „üppige weibische, der Prunksucht dienende Tracht", weshalb die alten Griechen durchweg die Fasern des Hanfes zur Kleiderbereitung bevorzugten. Anders die Römer, welche die Flachsverarbeitung gleichfalls im Orient kennen gelernt hatten. Sie trieben schon ein halbes Jahr- hundert vor Christi Geburt einen bedeutenden Luxus mit Leinen- waren, der sich gegen das Ende der Kaiserzeit fast bis ins Lächerliche steigerte. Im Mittelalter fanden Flachsbau und Flachsverarbeitung in ganz Europa die weiteste Verbreitung und namentlich die deutsche Frauenwelt zeichnete sich in den Künsten des Spinnens, Webens und Nähens ganz besonders aus. Selbst Königinnen hielten es nicht unter ihrer Würde am Spinnrocken und Webstuhle zu sitzen oder Schere und Nadel zu handhaben.

10. 2 - S. 106

1913 - Grünstadt : Riedel
—' 106 Die moderne Zeit hat zwar die B a u m w o l l i n d u st r i e auf Kosten der Flachsverarbeitung bis ins Riesige gesteigert. Indes hat auch die Leinenfabrikation bedeutende Fortschritte gemacht und Schlesien, Westfalen, Hannover und Thüringen haben ihr blühende Sitze geschaffen. Rußland, Oesterreich-Ungarn, Belgien und die Niederlande erzeugen und verarbeiten ebenfalls große Mengen von Flachs. Auch der Hanf ist schon seit ältester Zeit bekannt, doch nur die Griechen benützten ihn zu Geweben für ihre Kleidung, während H e r o d o t von den Skyten erzählt, daß sie aus den Samen ein berauschendes Getränke herstellten. Gegenwärtig wird nur der edlere italienische Hanf zu Klei- dungsstoffen benützt, die übrigen rauheren Sorten aber finden nur zu gröberen Geweben (Sackleinen, Segeltuch 2c.), sowie zu Tauen, Stricken, Bindfaden 2c. Verwendung. Dieselbe ist aber eine derart ausgedehnte, daß der Hanfanbau in einigen Gegenden Deutschlands (Elsaß, Baden, Hessen, Westfalen, Hannover, Thüringen) immer noch erfolgreich betrieben wird, wenn er auch gegen früher etwas zurück- gegangen ist. Am ausgedehntesten und ertragreichsten ist der Hanf- bau in Rußlands unerschöpflichen Humusböden. Aber auch Frank- reich, die Niederlande, Nordamerika und Ostindien stehen in der Hanfproduktion nicht zurück. Die Gewinnung der Hanf- und Flachsfasern geschieht aus bei- nahe gleiche Weise. Die Stengel beider Pflanzenarten bestehen aus der dünnen Oberhaut, dem aus lauter Fasern sich zusammensetzenden Baste und dem holzigen Kern. Ein Gummistoff verbindet diese Teile miteinander. Die Trennung des Bastes von Oberhaut und Holz, ebenso wie die Auflösung des Bastes in Fasern wird daher erst dann möglich, wenn der alles verkittende Pflanzenleim verschwunden ist. Diesem Zwecke dient ein chemischer Prozeß, die sogenannte Röste, ein Gärungs- oder Fäulnisvorgang, der auf verschiedene Weise herbeigeführt wird. Wo man über genügende Mengen Wasser verfügen kann, wendet man die Was ser röste an. Hierbei legt man die in Bündel gebundenen Flachs- und Hanfstengel in fließendes oder stehendes Wasser oder wässert sie in Gruben ein. Nach kurzer Zeit geht die Oberhaut in Fäulnis über, das bindende Gummi zer- setzt sich und löst sich im Wasser auf, und hierdurch wird die Mög- lichkeit gegeben Bast und Holz zu trennen. Dieselbe Absicht wird beim Flachs noch häufiger durch die Luft-, Tau- oder S ch n ee r ö st e erreicht. Die Bauersleute breiten einfach die Pflanzenstengel auf Wiesen oder Stoppelfeldern aus und lassen sie hier wochenlang liegen. Regen, Tau, Schnee, wenn nötig, häufiges Begießen üben, etwas langsamer als die Wasserröste, die gleiche zersetzende Wirkung aus. Hanf muß jedoch unter allen Um- ständen auch bei diesem Verfahren erst einige Tage unter Wasser stehen.
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