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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 206

1902 - Altenburg : Bonde
206 und Lesens kundig. Der Gegensatz zwischen dem Landmann und Städter war damals größer als jetzt, der „dumme Bauer" war in den Stuben der Handwerker ein Lieblingsgegenstand unholder Scherze; Roheit, Einfalt, unredliche Pfiffigkeit, Trunkliebe und Freude am Prügeln wurden ihm nachgesagt. Nicht immer mit Recht. Wohl lebte er in ziemlicher Unkenntnis fremder Verhältnisse; in Tracht, in Sprache und Liedern war er nicht modisch wie die Städter; er gebrauchte gern derbe, alte Worte, welche der Städter sich längst abgewöhnt hatte, aber sein Leben war deshalb nicht arm an Gemüt, an Sitte, selbst nicht an Poesie. Noch hatte der verklingende deutsche Volksgesang einiges Leben, und der Landmann war der eifrigste Bewahrer desselben; noch waren die Feste des Bauern, sein Familienleben, seine Rechtsverhältnisse, seine Käufe und Verkäufe reich an alten farbenreichen Bräuchen. Auch die echte deutsche Freude an hübscher Handwerksarbeit, das Behagen an kunstvollen Erbstücken teilte der Landmann damals mit dem Bürger. Sein Hausgerät war stattlicher als jetzt. Zierliche Spinnräder, sauber ausgeschnittene Tische, geschnitzte Stühle und Wandschränke haben sich bis auf unsere Zeit erhalten und werden jetzt mit den irdenen Apostel- krügen und ähnlichem Trinkgeschirr von Kunstsammlern angekauft. Groß muß der Schatz der Bauerfrauen an Betten, Kleidern, Wäsche, an Ketten, Schaumünzen und anderm Schmuck gewesen sein, und nicht weniger begehrungswürdig waren die zahlreichen Würste und Schinken im Rauchfange. Auch viel bares Geld lag versteckt in den Winkeln der Truhe oder sorglich in Töpfen und Kesseln vergraben, denn das Aufsammeln der blanken Stücke war eine alte Bauernfreude. Das Leben des Bauern war reichlich, ohne viele Bedürfnisse, er kaufte in der Stadt die Nesteln für seine Kleider, den silbernen Schmuck für Weib und Töchter, Würze für seinen sauern Wein und was von Metall- waren und Gerät in Hof und Küche nötig war. Die Kleider von Wolle und Leinwand webten und schnitten die Frauen im Hause oder der Nachbar im Dorfe. 3. So lebte der Bauer in Mitteldeutschland noch nach dem Jahre 1618. Wohl kamen auch zu ihm Nachrichten von wildem Kriegs- getümmel hinten in Böhmen, aber das kümmerte ihn wenig; was ging es ihn an, was in den Ländern des Kaisers geschah? Doch bald wurde ihm deutlich, daß eine schlechte Zeit auch für ihn heranziehe. Das Geld, welches er in der Stadt empfing, wurde sehr rot, und alle Waren wurden teurer. Da er kein schlechtes Geld annehmen wollte, behielt er Getreide und Fleisch zu Hanse und zog gar nicht mehr nach der Stadt. Sein Herz wurde voll böser Ahnungen. So ging es bis

2. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 168

1902 - Altenburg : Bonde
168 „Und dann?“ — „Dann werd ich mich zur Ruhe setzen, an meiner Kinder Glück mich freuen, ihre Liebe geniefsen und ein glückseliges Alter haben.“ „Und dann?“ „Dann ? — Nun — immer kann man nicht auf dieser Erde bleiben, und, wenn mans könnte, es wäre nicht einmal gut, — dann freilich, dann — muss ich sterben!“ — „Und dann?“ rief der Alte wieder, fasste ihn an beiden Händen und sah ihm in die Augen. „Mein Sohn! Und dann?“ — Da verfärbte sich der muntere Jüngling und fing an zu zittern, und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. — „Hab Dank, mein Vater,“ sprach er endlich, „ich hatte die Haupt- sache vergessen, dass dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben „und dann“ — das Gericht. Aber von heut an solls nicht mehr geschehen ! “ Caspari. 75. Die Kreuzschau. 1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen, Sah jenseits sck)on das ausgespannte Thal In Abendglut vor seinen Füßen liegen. 2. Auf duftges Gras im milden Sonnenstrahl Streckt' er ermattet sich zur Ruhe nieder, Indem er seinem Schöpfer sich befahl. 3. Ihm fielen zu die matten Augenlider, Doch seinen wachen Geist enthob ein Traum Der irdschen Hülle seiner trägen Glieder. 4. Der Schild der Sonne ward im Himmelsraum Zu Gottes Angesicht, das Firmament Zn sei.' nn Kleid, das Land zu dessen Saum. 5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt, Nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden, Wenn seine Schwächen er vor dir bekennt. 6. Daß jedes Menschenkind sein Kreuz hienieden Auch duldend tragen muß, ich weiß es lange, Doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 169

1902 - Altenburg : Bonde
169 7. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange Die Last nur angemessen meiner Kraft; Ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange." 8. Wie er so sprach zum Höchsten kinderhaft, Kam brausend her ein Sturm, und es geschah Daß aufwärts er sich fühlte hingerafft. 9. Und wie er Boden faßte, fand er da Sich einsam in der Mitte räumger Hallen, Wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah. 10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen: „Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast Zu wählen unter diesen Kreuzen allen." 11. Versuchend ging er da, unschlüssig fast, Von einem Kreuz zum anderen umher, Sich auszuprüfen die bequemre Last. 12. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer, So schwer und groß war jenes andre nicht, Doch, scharf von Kanten, drückt es desto mehr. 13. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht, Das lockt' ihn, unversucht es nicht zu lassen; Dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht. 14. Er mochte dieses heben, jenes fassen, Zu keinem neigte noch sich seine Wahl, Es wollte keines, keines für ihn paffen. 15. Durchmustert hatt' er schon die ganze Zahl — Verlorne Müh! Vergebens wars geschehen! Durchmustern mußt er sie zum andernmal. 16. Und nun gewahrt' er, früher übersehen, Ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein, Und bei dem einen blieb er enbltcf) stehen. 17. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein Ihm paßlich und gerecht nach Kraft und Maß. „Herr," rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein!" 18. Und wie ers prüfend mit den Augen maß — Es war dasselbe, das er sonst getragen, Wogegen er zu murren sich vermaß. Er lud es auf und trugs nun sonder Klagen. Chamisso.

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 215

1902 - Altenburg : Bonde
215 der Regierungsbehörden wohnte er selbst bei. Seine Unterthanen hatten stets bei ihm Zutritt, und er hörte ihre Anliegen mit großer Freundlichkeit an; wo er konnte, half er schleunig in Güte und Ge- rechtigkeit. Er sorgte für gute Rechtspflege liitb hielt mit Ernst darauf, Posthumus - Denkmal. daß die Richter gerecht richteten und der Arme wie der Reiche fein Recht finden konnte. Bisweilen hielt er selbst Verhör ab, suchte zwischen den Streitenden zu vermitteln und entschied, wenn kein Ver- gleich zustande kam. Ein so gütiger Herr er aber war, übte er gegen

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 220

1902 - Altenburg : Bonde
220 Tage gemacht wurden; die eine ist die de Smit-Stiftung zur Unter- stützung armer und hilfsbedürftiger Zeugmachermeister und Meisters- witwen, die andere ist die Gewerbeschule und in Verbindung mit ihr die sonntägliche Zeichen- und Webschule. Nach Heyden. 97. Den Grosse Kurfürst zur See. 1. Das stolze Spanien schuldet dem Fürsten Kriegessold: „Doch warum denn ihm zahlen so viel, so gutes Gold? Weit ist der Weg nach Spanien vom fernen Brandenburg, Mit Reiterstief ein schreitet er nicht das Meer hindurch.“ 2. Der aber lässet fällen die Tann am Pregelflufs, Und Erze lässt er schmelzen im feuerglühnden Guss; Und eh das Jahr vollendet, in langen Wimpeln wehn Die Hohenzollernfarben, und Segel hoch sich blähn, 3. Und wandeln donnertragend das blaue Meer entlang Die mächtigen Fregatten, in majestätschem Gang Den Sund durch, ohne Fragen, hinaus ins Nordermeer, Zum Ozean, sie wandeln gebieterisch daher. 4. Sie waren erst gekommen bis an das Niederland, Da haben sie von Spanien ein Orlogsehiff erkannt, Ein riesig hochgetürmtes: sie gingens kühn lieh an — Bis dass auf schwanken Wogen der Preussenmut gewann. 5' Sie haben es genommen; Hispaniens Flagge fällt, Und Preussens Aar erhoben weht stolzer durch die Welt; Heil, Preussen, deinem Siege, dem ersten auf der Flut, Ein guter Anfang, mache nun auch das Ende gut! 6. Mit Schrecken drang die Kunde der unerhörten That Nach Spaniens stolzer Hauptstadt, da hielt man langen Rat, Nicht minder der Franzose, der Engeländer auch, Mit Staunen wohl vernahm er des Brandenburgers Brauch. 7 7. 0 Kurfürst Friedrich Wilhelm, zu Land und Meer ein Held, Du hast den Weg gewiesen und uns das Ziel gestellt! Die Berge haben Tannen, wir haben hohen Mut: Auch uns gehört die grosse, wogende Meeresüut. Gruppe (gekürzt).

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 246

1902 - Altenburg : Bonde
246 So still, so ernst die Krieger all, Kein Lachen und kein Spott — Auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!" 4. Der Alte, dems mit Macht entquoll, Singts fort, doch nicht allein, Kamraden um ihn her im Kreis, Gleich stimmen sie mit ein. Die Nachbarn treten zu, es wächst Lawinengleich der Chor, Und voller, immer voller steigt Der Lobgesang empor. 5. Aus allen Zelten strömts, es reiht Sich singend Schar an Schar, Einfallen jetzt die Jäger, jetzt Fällt ein auch der Husar. Auch Mnsika will feiern nicht, Zn reiner Harmonie Lenkt Horn, Hobo und Klarinett Die heilge Melodie. 6. Und stärker noch und lauter noch, Es schwillt der Strom zum Meer; Am Ende, wie aus einem Mund, Singt rings das ganze Heer. Im Echo donnernd widerhallts Das aufgeweckte Thal, Wie hundert Orgeln braust hinan Zum Himmel der Choral. H. Besser. 106. Der alte Ziethen. 1. Joachim Hans von Ziethen, Husaren-General, Dem Feind die Stirne bieten Thät er die hundert Mal. Sie Habens all erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Ziethen aus dem Busch. 2. Hei! wie den Feind sie bleuten Bei Lowositz und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen Und weiter Schlag auf Schlag! Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Fritz nach Haus; Doch Ziethen sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus!"

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 247

1902 - Altenburg : Bonde
247 3. Sie kamen nie alleine, Der Ziethen und der Fritz; Der Donner war der eine, Der andre war der Blitz. Es wies sich keiner träge, Drum schlugs auch immer ein; Ob warm, ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu sein. 4. Der Friede war geschlossen; Doch Kriegeslust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebtens noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert Und Fritz und Ziethen nie, Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci. 5. Einst möcht es ihm nicht schmecken, Und sieh! der Ziethen schlief. Ein Höfling will ihn wecken, Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten! Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten; — Der hat genug gewacht!" 6. Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Ziethen, der Husar. Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen Wie Ziethen aus dem Busch. Fontane. 107. Da« Feuer im Walde. Zwei Knaben liefen clurcli den Hain Und lasen Eicbenreiser auf Und türmten sich ein Hirtenfeuer, Indes die Pferd im fetten Gras 5 Am Wiesenbache weideten. Sie freuten sich der schönen Glut, Die wie ein helles Osterfeuer Gen Himmel flog, und setzten sich Auf einen alten Weidenstumpf. 10 Sie schwatzten dies und schwatzten das: Vom Feuermann und Ohnekopf, Vom Amtmann, der im Dorfe spukt Und mit der Feuerkette klirrt, Weil er nach Ansehn sprach und Geld, 15 Wie’s liebe Vieh die Bauern schund Und niemals in die Kirche kam. Sie schwatzten dies und schwatzten das: Vom selgen Pfarrer Habermann, Der noch den Nussbaum pflanzen that, 20 Von dem sie manche schöne Nuss

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 224

1902 - Altenburg : Bonde
224 2. Hat die Göttin auch des Glückes Fürstengüter euch beschert, So daß demutvollen Blickes Alt und jung Verehrung schwört — Wenn euch deutscher Sinn gebricht, Acht ich aller Schütze nicht. 3. Eure höflichen Gebärden, Eure schöne Redekunst, Ob sie laut gepriesen werden, Sind nur Spiel und eitel Dunst Und bestehn, ihr Jungfraun, nicht, Wenn euch deutscher Sinn gebricht. 4. Kämt auch edlen Stammes wegen Ihr den Königinnen gleich, Dennoch wahrhaft überlegen Bleibt ein deutsches Mädchen euch. Hoher Stand beliebt uns nicht, Wo der deutsche Sinn gebricht. 5. Deutscher Sinn, das ist die Gabe, Wahrheit, Zucht und Redlichkeit, Die ich auserkoren habe, Und wenn einst ein Gott verleiht Mir ein Weib von deutscher Art, Glücklicher kein Mann noch ward. Nach Heyden. c) Nikolaus Runzel, der gelehrte Bauer. Nikolaus Künzel, später Schmidt genannt, war 1606 zu Roten- acker bei Tanna geboren. Er erweckte durch sein großes Talent um so mehr Interesse, als dasselbe in seiner Selbstentwickelung sogar noch mit äußeren Hindernissen zu kämpfen hatte. Der junge Schmidt war bereits 16 Jahre alt, ohne lesen zu können. Um diese Zeit nahm sein Vater einen Jungen in Dienste, welcher zwar nicht flott zu lesen ver- stand, aber doch wenigstens sämtliche Buchstaben kannte. Schon dieses notdürftige Zusammenbuchstabieren erschien dem Jüngling als ein un- endliches Glück, und er faßte den Entschluß, es im Lesen bis zur Fertigkeit zu bringen. Der Knecht ging zwar gern darauf ein, ihm Unterricht zu geben; aber der Vater, welcher fürchtete, daß dadurch

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 227

1902 - Altenburg : Bonde
227 worden waren. Als die Trompeten zum Angriff schmetterten, war Heinrich unter den Stürmenden einer der ersten. Um ein Haar war es zu thun, und er hätte seine Kühnheit mit dem Leben bezahlt. Vor seinen Füßen sprang eine Mine, welche die Türken angebracht hatten. Als ob nichts geschehen wäre, raffte er sich vom Boden auf, schüttelte Erde und Steine ab und stürmte von neuem in den Feind. Ofen, das 145 Jahre lang im Besitze der Türken gewesen war, wurde erobert. Außer der glorreichen Erinnerung brachte dieser Tag dem Grasen Heinrich noch einen Gewinn: einen Türken, einen von den 2000, die von der am Anfange der Be- lagerung 16 000 Mann starken Besatzung übriggeblieben waren. Eben wollte ihn ein Kroat des kaiserlichen Heeres niederhauen, als sich Heinrich dazwischen warf und ihn rettete. Im Jahre 1688 nahm Heinrich lvieder als Freiwilliger an dem Kriege teil, welchen der Freistaat Venedig gegen die Türken in Griechen- land führte. Nach mehreren siegreichen Gefechten, in denen Heinrich sich rühmlich hervorgethan hatte, belagerten die Venetianer, in deren Solde auch einige deutsche Regimenter standen, die Festung Negroponte auf der großen im Ägäischen Meere gelegenen Insel Euböa. Bei einem Sturme auf die Stadt ging es noch härter her als bei der Eroberung von Ofen. Eben fiel sein Reitknecht, der ihm auf dem Fuße folgte, tot nieder, als dem Grafen selbst der rechte Schenkel durch eine feindliche Kugel zerschmettert wurde. Seiner Sinne nicht mehr mächtig fiel er um und wäre von den Nach- stürmenden zertreten worden, wenn nicht ein Offizier dafür gesorgt hätte, daß er aufgehoben und in das Lager getragen wurde. Monatelang fesselte ihn nun eine schwere Krankheit an das Bett. Aber ein Unglück kommt selten allein: der Türke, der seinen Retter bis dahin treulich begleitet hatte, wurde von ihm ge- trennt, und des Grasen Diener erlagen dem Lazarettfieber. Als nach einer ver- geblichen Belagerung von 100 Tagen die Deutschen in die Heimat zurückkehrten, blieb Heinrich verlassen, krank und arm, fremd unter Fremden zurück. In der Heimat erfuhr niemand, wo er war, und wie es um ihn stand; auf Schloß Lobenstein betrauerte man ihn als einen Toten, nur dankbare Liebe konnte und wollte an seinen Tod nicht glauben. Wie der Graf ihn gerettet hatte, so wollte der Türke den Grafen retten. Er ging zunächst nach Venedig, um über den Verbleib Heinrichs Erkundigungen einzuziehen, und dann nach Griechenland. Hier wanderte er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, über Berg und Thal, über Land und Meer. Endlich erfüllte der Herr, der über alle, über Gläubige und Ungläubige, barmherzig ist, an dem Treuen seine Verheißung: Suchet, so werdet ihr finden! Er fand ihn in Zante, der Hauptstadt der Insel gleiches Namens an der Westküste Griechen- lands , von der Wunde fast geheilt und von der Krankheit ganz genesen. 15*

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 258

1902 - Altenburg : Bonde
258 wohnern die grausige Überzeugung auf, daß das furchtbare Element auch der verzweifeltsten Anstrengungen spotte. Graf Heinrich Xxx. war gleich anfangs in die Stadt gekommen. Anordnend, aufmunternd, Befehle er- teilend, sprengte er von einem Orte der Gefahr zum andern. Als er aber sah, daß alle Arbeit nur ein ohnmächtiges Ringen gegen den übermächtigen Feind war, rief er den Löschmannschaften zu, daß sie das einzige noch rettbare Gut, das Leben, retten möchten, und befahl ihnen, durch lautes Schreien alle anderen zur Flucht anzutreiben. Trotzdem erstickten oder verbrannten zehn Leute. Hoffnungslos weicht der Mensch der G ö t t e r st ä r k e. Von den Bewohnern der inneren Stadt waren nämlich noch viele in den brennenden Häusern beschäftigt, ihre Habseligkeiten in die tiefen Höhlen und Keller zu räumen. In ihrem Eifer merkten sie die Gefahr nicht, die drohend über ihrem Haupte schwebte. Erst bei dem Gerassel der fliehenden Spritzen und bei dem Geschrei der Mannschaften erkannten sie ihre furchtbare Lage. Aus allen Thüren drang es jetzt heraus, die glühenden Straßen füllten sich mit wogenden Menschenmassen; aber auf welchem Wege sollte man aus dein Glutmeere ins Freie gelangen? Die Flucht über den Nikolaiberg war unmöglich, denn die Eingänge hinauf waren durch Feuer versperrt. Alle Thore brannten, das Leumnitzer allein war noch unversehrt; aber die dahin führende Straße, der Steinweg, stand schon in lichten Flammen. Hunderte waren rings eingeschlossen. Sicher war ihnen der qualvolle Tod, wenn sie blieben; möglich die Rettung aus dein Feuer nur durch das Feuer hindurch: der Strom brach sich Bahn über den brennenden Steinweg. Mitten im Gewühle fliehende Spritzen, zum Teil mit Kindern beladen, die nach den Eltern schrieen, daneben jammernde Väter und Mütter, die vergebens ihre Kinder suchten; aber Umkehr war unmöglich. Über sich den vom Sturme gejagten Fcnerregen, hinter sich, neben sich das Verderben, verließen die Bewohner hände- ringend die untergehende Vaterstadt. Für die Bewohner der Sorge war der untere Ausgang durch die brennende Schloßgasse versperrt. Darum stürzte die wilde Jagd der Fliehenden die Leipziger Straße hinauf teils durch Zschochern, teils durch das nur noch wenige Minuten stehende Biblacher Gatter ins Freie. Grenzenlos war die Verwirrung im Waisen- und Zuchthause. Da gab es Blinde, die geführt, Taubstumme, die ange- wiesen, Kinder, die geleitet, Gebrechliche, die getragen werden mußten. Die Kinder wurden auf großen Umwegen in den Waisenhausgarten, die dem Ersticken bereits nahen Züchtlinge unter starker Bedeckung auf das Feld geführt. Alles rennet, rettet, flüchtet.
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