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größter Meßort des Reiches, Hauptmesse Juli und August: Austausch der Pro-
dukte des Wolgabeckens (Gewebe, Zucker, Salz, Wachs, Pelze und Felle) und
der Jndustrieartikel des europäischen Westens gegen die Erzengnisse Sibiriens,
Turaus, Persiens, Chinas, Kleinasiens (Thee, Baumwolle, Wolle, Seide, Weine).
5. Kasan, am Ufer der Wolga, Fabrikstadt, wichtiger Mittelpunkt für
den europäisch-sibirischen Binnenhandel. Alte Tatarenhauptstadt. Universität.
Bergwerkstädte im Uralgebirge:
6. Jekatarinbürg, Oberbergamt für den Ural und Sibirien, in der Nähe
Nickel- und Platinerze.
7. Orenburg, Festung am Uralfluß, Ausgangspunkt des Karawanen-
Handels nach Jnnerasien; in der Nähe Gold, Knpser, Eisen, Steinsalz.
Handels- und Hafenplätze des südrussischen Steppengebietes:
8. Astrachan, Jnselstadt im Wolgadelta, größter Handelsplatz des Süd-
osteus, vielsprachig und nationenbunt (Russen, Kalmüken, Tataren, Perser,
Armenier), Kriegshafen der kaspischen Flotte. Die „Riesensöhne der Wolga",
Stör und Hausen, liefern Kaviar und Hausenblase; Handelsverkehr mit Persien.
9. Sewastopol aus der waldlosen Steppenhalbinsel Krim, das „russische
Gibraltar", Kriegshafen.
10. Odessa am schwarzen Meere, zweiter Seehandelsplatz Rußlands, be-
sonders in Getreide, Hausen, Talg und Spiritus, Sitz der russischen Dampfschiff-
fahrtgefellfchaft; Universität. Östlich davon der Kriegshafen Nikolajew.
11. Kiew (kijeff) am Dnjepr, eine der heiligen Städte Rußlands, Wallfahrts-
ort mit zahlreichen Kirchen und Klöstern, Festnng und Universität, Mittelpunkt
der russischen Zuckerindustrie. Lederfabriken.
Städte der Weichsel- und Pripetniedernng:
12. Warschau, ehemalige Hauptstadt des Königreichs Polen, Festung, eine
der bedeutendsten Fabrikstädte des Reiches (Metallwaren, Woll- und Seiden-
gewebe, Fabrikation von Bier, Branntwein und Zucker). Getreide- und Woll-
Märkte.
13. Lodz, das „polnische Manchester", bedeutendster Fabrikort Polens,
besonders in Textilindustrie.
Küstenstädte der russischen und finnischen Seenplatte:
14. Riga, Festung an derdünamünduug, wichtigster Handelsplatz der Ost-
seeproviuzeu, besonders für landwirtschaftliche Produkte (Getreide, Flachs, Hanf,
Hanfsamen, Leinsamen und Leinöl, Holz, Felle, Häute); unter den Eimvohnern
viele Deutsche.
15. St. Petersburg an der Newamündung, von Peter dem Großeu (1703)
gegründet, Haupt- und Residenzstadt des Reiches, Mittelpunkt des gewerblichen,
kaufmännischen und geistigen Lebens. Wersten für Schiffbau; wetteifert mit
*
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Extrahierte Personennamen: August Jekatarinbürg Peter_dem_Großeu
— 37 —
§ 32. 'Uerfctffung, Mewobnev und Städte. Das europäische
Rußland umfaßt
zwei durch Personalunion verbundene Staaten, das Kaiserreich Ruß-
land und das Großfürstentum Finnland.
Rußland ist eine absolute, Finnland eine konstitutionelle Erb-
Monarchie. Dem Kaiser oder Zar („Selbstherrscher aller Reußen"), dessen
Befehl (Utas) Gesetzeskraft hat, stehen in weltlichen Angelegenheiten der Reichs-
rat und der Senat, in geistlichen der heilige Synod beratend und aus-
führend zur Seite. Da das europäische Rußland die zehnfache Größe, aber
nur doppelt fo viel Einwohner wie das deutsche Reich hat, so gehört es zu
den am dünnsten bevölkerten Staaten Europas (Volksdichte 19).
Die Bewohner sind größtenteils Slaven (die durch ihren Dialekt unter-
schiedeueu Großrussen [f. Abb. 11], Weißrussen, Kleinrussen, die Kosaken und
die Polen). Neben den Slaven treten im N. und Nw. Finnen, Litauer
und Deutsche, im Sw. Rumänen und im 8. Angehörige des türkischen
und mongolischen Stammes auf (Kirgisen, Tataren, Kalmüken). Im ganzen
Reiche zerstreut leben mehrere Millionen Juden. — Die herrschende Staats-
kirche ist die griechisch-orthodoxe; die Polen sind römisch-katholisch.
In der Volksbildung steht Rußland sehr hinter dem europäischen Westen
zurück.
Handels- und Industriestädte auf der Centralplatte:
1. Moskaus, ehemalige Hauptstadt des russischen Reiches, ausgezeichnet
durch Pracht und Reichtum, Mittelpunkt des russischen Binnenhandels mit
großen Messen; durch große Kohlenlager der Umgegend zu bedeutender Fabrik-
thätigkeit befähigt (Baumwoll-, Woll- und Leinengewebe, Maschinen, Eisen-
waren, Bijouteriewareu, Leder- und Pelzsachen). Als Knotenpunkt des russischen
Eisenbahnnetzes hat Moskau Verbindung mit Wologda, Nischni Nowgorod,
Orenbnrg (nach Asien), Astrachan, Krim, Warschau-Berlin, St. Petersburg. —
Südl. davon Tula mit großen Gewehrfabriken, das „russische Birmingham".
2. Charkow (karkoff), Stapelplatz des südrussischen Handels mit vier großen
Messen; Universität.
Handels- und Industriestädte im Wolgabecken:
3. Wolvgda, Endpunkt der nordrussischen Eisenbahn, Jndustrieort und
Stapelplatz des nordrnssischen Binnenhandels.
4. Nischni Nowgorod (Okamündung), der „innere Hasen Rußlands",
') Moskau, das „Rom der russisch-griechischen Kirche", die Stadt des Glockengeläutes
und der Klöster, liegt auf den hohen Ufern der Moskwa (zur Oka, einem Nebenfluß der
Wolga). In der Mitte erhebt sich die Citadelle (d.h. kleine Festung) mit dem Residenzschlosse
(Kreml) der Zaren. — Einzug Napoleons und Brand (14. 9. 1812).
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— 12 —
nach N. die Saale,
nach 0. die Eger, beide zur Elbe,
nach 8. die Nab zur Donau und
nach W. der Main zum Rhein.
Nenne die beideu Meere, in welche die dreih auptströme münden!
4. Seit alter Zeit hat das Fichtelgebirge einen gewaltigen Grenzpfeiler
zwischen verschiedenen Stämmen und Ganen gebildet. Von N. her strebt ihm
der deutsche Volksstamm der Thüringer zu; im 0. wohnen slavische Böhmeu,
im 8. die Bayern und im W. die Frauken. Vier Landschaften breiten sich
zu seinen Füßen aus: im 8. das deutsche Alpenvorland, im Sw. das südwest-
deutsche Beckeu, im Nw. die mitteldeutsche Gebirgsschwelle und im 0. die
Böhmer Mulde, von der jedoch nur die nördliche Umwalluug zum deutschen
Reiche gehört. Nördlich von dieser und der mitteldeutschen Gebirgsschwelle
liegt das norddeutsche Flachlaud. — Mithin läßt sich Deutschland in folgende
fünf Landschaften zerlegen:
1. das deutsche Alpenvorland,
2. das südwestdeutsche Becken,
3. die mitteldeutsche Gebirgsschwelle,
4. die nördliche Umwalluug Böhmens,
5. das norddeutsche Flachland.
Jlolitifdje Gliederung.^
§ 12. 1. Das deutsche Reich ist im Jahre 1871 durch deu Anschluß der
süddeutschen Staaten an den (1866 gegründeten) norddeutschen Bund ent-
standen. Es ist ein Bundesstaat"), der aus 25 Eiuzelstaaten und einem
Reichslande besteht. Derselbe umfaßt:
vier Königreiche: Preußeu, Bayern, Sachsen, Württemberg,
sechs Großherzogtümer: Badeu, Hessen, Oldenburg, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar,
fünf Herzogtümer: Sachsen-Meiningen, Sachseu-Coburg-Gotha,
Sachsen-Altenbnrg, Brauuschweig, Anhalt,
sieben Fürstentümer: Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sou-
dershausen, Renß ä. L., Renß j. L., Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe,
drei freie Städte: Hamburg, Lübeck, Bremen,
ein Reichsland: Elsaß-Lothringeu.
Die genauere Darstellung der politischen Verhältnisse siehe § 41.
-) Bundesstaat — Bereinigung mehrerer Staaten zu einem Bunde mit gemeinsamen
Behörden.
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— 17 —
Anzahl wellenförmiger Platten zerschnitten ist. Die in diesen Thälern fließenden
Donaunebenflüsse Jller, Lech, Isar, Inn mit Salzach wälzen in stür-
mischem Lause den Schutt und Schlamm fort, den ihnen die Alpenwildbäche zu-
führen. Sie können deshalb nur mit Flößen befahren werden. Gleich der Donau
bilden sie stellenweise versumpfte Becken. Die vielfach sandige oberpfälzische
Ho chebene,dernördlichezipfeldesalpenvorlandes,wirdvondernab durchflössen.
§ 16. Erwerbsquellen. Die Landwirtschaft (Ackerbau und
Viehzucht) liefert den Haupterwerb der Bewohner. Die Almen, Matten und
Wiesen der Kalkalpen und des Böhmer Waldes sind von Herden prächtiger
Rinder und Ziegen belebt, die hauptsächlich zur Milch-, Butter- und Käse-
erzengnng gehalten werden (Alpenwirtschaft). Je weiter die Hochebene sich
vom Gebirge entfernt, desto mehr werden die Wiesenflächen durch Feld- und
Gartenland verdrängt, das besonders mit Korn (Gerste) und Hopfen bebaut
ist. Einen großen Teil des Bodens nimmt die Waldwirtschaft in Anspruch.
Natürliche Bodenschätze fehlen dem Vorlande mit Ausnahme des Salzes in
den Salzburger Alpen, des Graphits bei Pasfan (einzige Fundstelle im deutschen
Reiche) und der Erze in der oberpfälzischen Ebene. — Da auch die Kohlen
fehlen, so ist die Industrie^) unbedeutend. In den Kalkalpen wird viel Holz-
und Beinschnitzerei betrieben; im Böhmer Walde blüht die Glasbläserei. In
allen größeren Städten wird Bier gebraut. Nennenswerte Gewerbe sind außerdem
die Weberei (Textilindustrie), die Maschinenfabrikation und die Erzgießerei. —
Der Handel beschäftigt sich vorzüglich mit der Durchfuhr von Waren zwischen
den umliegenden Nachbarstaaten (Transithandel). Ausgeführt werden Produkte
der Viehzucht, Hopfen, Bier und Salz.
§ 17. Staaten, Wewohner und Städte. Politisch verteilt
sich das Alpenvorland unter vier deutsche Staaten:
das Großherzogtum Baden (Südwestecke),
das Königreich Württemberg (bis zur Jller),
das Königreich Preußen (Teil von Hoheuzollern) und
das Königreich Bayern (größere östliche Hälfte).
Außer Preußen besitzt jeder Staat Anteil und eine Hafenstadt am
Bodenfee, an den außerdem Österreich und die Schweiz grenzen.
Das Alpenvorland ist schwach bevölkert. Die Bewohner, meistens
Katholiken, gehören hauptsächlich zum bayrischen Stamme; die Südwest-
ecke bewohnen Schwaben.
Hafenstädte am Bodensee:
1. Konstanz^), badischer Hafen, betreibt lebhafte Textilindustrie.
1) Industrie — Großgewerbe (mit Maschinenbetrieb).
2) Konzil 1414—1418. — Johann Hnß. — Belehnung Friedrichs Vi. von
Hohenzollern mit der Mark.
2*
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Extrahierte Personennamen: Johann_Hnß Johann Friedrichs
— 22 —
und Schmucksachen im Thale der Nahe (zum Rhein) suchen ihresgleichen auf
der Erde.
§ 20* Stcrcrten, Wewohner und Städte. Politisch haben
Anteil an dem Becken:
die Königreiche Württemberg, Bayern und Preußen (Teile der
Provinzen Hessen-Nassau und Rheinland nebst den hohenzollernschen Landen),
die Großherzogtümer Baden und Hessen (südl. Hälfte),
das Reichs lau d Elsaß-Lothringen.
Das südwestdentsche Becken ist dicht bevölkert; es sind in ihm hauptsächlich
der lothringische, der schwäbische und der fränkische Stamm vertreten.
In der Lothringer Stufenlandschaft wohnen viele Franzosen; im N. und 0.
der Landschaft leben vorwiegend Protestanten, im 8. und W. Katholiken.
Städte der oberrheinischen Tiefebene:
10. Mülhausen an der Jll (zum Rheiu), bedeutendste Fabrikstadt Süd-
dentschlands in Weberei und Spinnerei; Maschinenfabrikation.
11. Straßburg^) an der Jll, Sitz der Reichsregierung Elsaß-Lothringens,
durch eiueu Kranz von 14 Forts geschützte Festung; Handels-, Industrie- und
Universitätsstadt der Reichslande; Münster Erwins von Steinbach (s. Abb. 5).
12. Karlsruhe, Haupt- und Residenzstadt Badens, mit großen Industrien,
besonders Möbeltischlerei und Maschinenbau.
13. Mannheim an der Neckarmündung, wichtigster Handelsplatz Süd-
dentschlands für Getreide und Tabak. Ausgangspunkt der regelmäßigen Rhein-
schisfahrt. Ihm gegenüber am Rhein Ludwigshafen; stromaufwärts das alte
Speyers, Hauptstadt der bayrischen Pfalz, und stromabwärts Worms^)
mit berühmtem Weinbau und großen Gerbereien; Lutherdenkmal.
14. Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen;
lebhafter Handel, Leder- und Tabakindustrie.
15. Frankfurt a. M/), bedeutender Handels- und Bankplatz mit zwei
Messen, Kreuzuugspuukt zweier bedeutender Handelsstraßen. Jenseits des
Mains liegt Sachsenhausen mit Apfelweiufabrikeu.
16. Mainz, gegenüber der Mainmündung, Festung ersten Ranges, Knoten-
Punkt der Rhein- und Mainbahneu, wichtige Handelsstadt; Denkmal Gntenbergs.
*) Eroberung am 28. 9. 1870. Nördl. davon die Schlachtorte Weißenburg (4. 8.1870)
und Wörth (6. 8. 1870).
2) Grabstätte der alten deutschen Kaiser. Gedichte: Kaiser Rudolfs Ritt zum
Grabe, von I. Kerner. — Die Glocken zu Speyer, von M. v. Oer.
3) Gedicht: Der reichste Fürst, von Uhland. — Luther auf dem Reichstage 1521.
4) Im alten deutschen Reiche Wahl- und späterhin auch Kröuuugsstadt der deutschen
Kaiser. — Goethes Geburtsort (28. 8. 1749).
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— 29 —
§ 26. Erwerbsquellen. Ackerbau und Viehzucht nehmen unter
den Nahrungsquellen der Landschaft die erste Stelle ein, ersterer besonders in
der hessischen Senke, letztere im Gebiete des Vogelsberges und der Rhön.
An Bodenschätzen besitzt die Landschaft nur etwas Braunkohle; im Hügel-
lande der Weser finden sich Mineralquellen (Pyrmont, Oeynhausen, Lippspringe).
Die Armut des Bodens zwingt die Bewohner mancher Gegenden zur Haus-
iudustrie (Leinweberei). Auch der Handel spielt nur eine geringe Rolle
unter den Erwerbsquellen, obwohl die Landschaft von bedeutenden Bahnlinien
durchkreuzt wird.
§ 27. Staaten, Wewobner wtb Städte. Politisch haben
folgende Staaten Anteil an der Landschaft:
das.königreich Preußen (Teile der Prov. Hesfen-Nasfan, Westfalen
und Hannover),
das Groß herzog tum Hessen (teilweise),
das Herzogtum Braunschweig (teilweise),
die Fürstentümer Waldeck und Lippe.
Das hessische und Weserbergland gehört zu den am schwächsten bevölkerten
Strichen des deutschen Reiches und besitzt nnr eine einzige Großstadt. Die
Bewohner sind im 8. hessischen, im N. niedersächsischen Stammes und
meistens Protestanten.
Universitär- und Residenzstädte im hessischen Berglande:
37. Kassel an der Fulda, Hauptstadt der Provinz Hessen-Nassau, wichtiger
Eisenbahnknoten mit bedeutender Eisen-, Edelmetall- und Textilwarenindustrie
und lebhaftem Handel; stromaufwärts Fulda, Grabstätte des Bonifatius.
38. Arolsen, Residenz von Waldeck.
39. Göttingen an der Leine, Universität Hannovers.
Industrie- und Residenzstädte im Weserberglande:
40. Detmolds, Residenz von Lippe, in prächtiger Umgebung.
41. Bielefeld, Hauptsitz der westfälischen Leinenindustrie, mit bedeuten-
dem Flachs- und Hanfbau in der Umgegend.
42. Osnabrück an der Haase (zur Ems), Industriestadt für Eisen- und
Webwaren; in der Nähe Steinbrüche.
43. Minden, nördl. von der Porta Westf., treibt Industrie und Schiffahrt.
44. Bücke bürg, Residenz von Schaumburg-Lippe.
C. Das Thüringer Becken.
§ 28. Wodenform xmb <£exx>äffev. Das Thüringer Becken, der
Ostflügel der mitteldeutschen Gebirgsschwelle, wird im 8. und Sw. durch das
') Geburtsort der Dichter Grabbe und Freiligrath,
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— 31 —
3. Das Thüringer Becken selbst fällt mit steilen Rändern im W. zur
Werra, im 0. zur Saale ab. Es besteht am Südfuße des Harzes zunächst
aus der langgedehnten, von der Helme (zur Unstrut) dnrchflosseueu, fruchtbaren
„goldenen Aue". Dann zieht quer durch das Becken vom Werra- bis zum
Saaleufer ein aus mehreren Gruppen bestehender Hügelzug, der zum Teil
schöne Forsten trägt. Zwischen diesem und der goldenen Aue erhebt sich der
sagenberühmte Kyffhäufer.^) Südlich vom Hügelzuge bildet das Becken eine
200 m hohe Senke, die von dem Oberlauf der Saale mit der Unstrut durch-
flössen wird. Ihre hügelige, mit Städten und Dörfern, Schlössern und Burgen
besäte Oberfläche gehört zu den anmutigsten und gesegnetsten Gauen des Reiches.
§ 29. Erwerbsquellen. Ackerbau und Viehzucht bilden für einen
großen Teil der Landschaft die Hanptnahrnngsqnelle. Für die meisten Gegenden
ist aber der Reichtum an Bodenschätzen die Grundlage des Erwerbs. Der
Thüringer Wald liefert Schiefer, Porzellanerde und Eisen, der Harz silberführende
Bleierze und Kupfer. Auch das Vorland des Harzes ist mit Salz, Eisen, Kohle
und nutzbarem Gestein reich ausgestattet. Etwa die Hälfte des im Reiche ge-
wonnenen Steinsalzes entstammt den unerschöpflichen, bis 240 m mächtigen
Lagern von Staßfnrt und Leopoldshall. Aus Grund der Bodenreich-
tümer hat sich in der Landschaft eine bedeutende Industrie entwickelt, be-
fonders in Eisen-, Textil- und Spielwaren. Der Handel beschäftigt sich mit
der Ausfuhr dieser Jndustrieerzengnisse und der Produkte des im eigentlichen
Becken blühenden Feld- und Gartenbaus.
§ Zi. Staaten, Wewohner und Städte. Politisch verteilt
sich die Landschaft unter folgende Staaten:
die Königreiche Preußen (Prov.hefsen-Nassan, Sachsen und Hannover)
und Bayern (teilweise),
das Großherzogtum Sachseu-Weimar-Eisenach,
die Herzogtümer Sachseu-Meiniugen, Sachsen-Cobnrg-Gotha, Sachsen-
Altenburg, Anhalt und Braunschweig,
die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt u. Schw.-Sondershausen,
teilw. Reuß ä. L., Reuß j. L.
Das Thüringer Becken gehört zu den stark bevölkerten Teilen des deutschen
Reichs; es wird im 8. von Thüringern, im N. von Niedersachsen be-
wohnt. Nirgends herrscht eine größere politische Zerstückelung des Bodens
als im Thür. Becken, dem Sitze der deutschen Kleinstaaten.
i) Auf dem Kyffhäuser, wo die Sage unter den Ruinen der alten Kaiserburg den
greisen Barbarossa schlafen läßt, soll dem Wiederbringer der Reichsherrlichkeit, Kaiser Wil-
Helm I., ein Riesendenkmal errichtet werden. — Der alte Barbarossa, v. Rikfert.
Brust und Berdrow, Geographie für mehrkl. Volkssch, I. 3
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
— 32 —
Residenzstädte im Werravorlande des Thür. Waldes:
45. Coburg, von Schlössern, Gärten und Weinbergen umgebene Residenz
von Sachsen-Coburg-Gotha; östl. davon die Feste Coburgs), die „fränkische
Krone".
46. Meiningen an der Werra, Res. von Sachsen-Meiningen.
Industriestädte im Franken- und Thüringer Walde:
47. Hof an der Saale, wichtiger Verkehrsknoten zwischen dein Becken
und Bayern, Mittelpunkt eines Jndustriebezirks für Textilwaren.
48. Suhl2), bekannt durch Waffenschmieden und Gewehrfabriken.
49. Eisenach, mit Wollspinnerei, Tuch- und Zeugfabriken; Wartburg.
Haupt- und Residenzstädte des innern Beckens:
50. Gotha, Res. von Sachsen-Cobnrg-Gotha, berühmt durch Buchverlag
(Perthes, Gothaischer Hofkalender) und Versicherungsanstalten.
51. Erfurt, Mittelpunkt und Hauptstadt des Beckens, berühmt durch
alte Bauten (Dom) und durch Blumen- und Gemüsegärtnerei.
52. Weimar an der Ilm, Res. von Sachsen-Weimar-Eisenach, unter dem
Herzoge Karl August Mittelpunkt der deutschen Litteratnr (Wieland, Goethe,
Herder, Schillers. — Beim Austritt der Ilm aus dem Thüringer Walde
Ilmenau und der Kikelhahn.
Randstädte des Beckens im Saalethale:
53. Rudolstadt an der Saale, Res. von Schwarzburg-Rudolstadt.
Stromabwärts Jeua^), Uuiv. der sächsisch-thüriugischeu Kleinstaaten.
54. Naumburgs), umgeben von Obst- und Rebengärten, mit prächtigem
got. Dome. In der Nähe Schulpsorta und Solbad Kosen.
55. Merseburgs) mit altem Dom und Schloß, bedeutender Gartenbau.
56. Halle, Universitär- und Industriestadt (chemische und Zuckerfabriken,
Bierbrauereien, Maschinenfabriken); reiche Solquellen. In der Umgegend
Kohlenbergbau. Franckesche Stiftungen. Verkehrsmittelpuuktuud Eisenbahnknoten.
Bergwerks- und Industriestädte am Südfuße des Harzes:
57. Eisleben (Geburts- und Sterbeort Luthers); uordwestl. Mausfeld
mit dem wichtigsten Kupferbergwerk des deutschen Reiches (Abbau von Kupfer-
schiefer, verbunden mit Silbergewinnung); „Segen des Mansfelder Bergbaus".
1) Aufenthalt Luthers. — Belagerung durch Wallenstein (1632).
2) Nordwest!. Schmalkalden, alte Reformatorenstadt. Schmalkaldischer Bund (1530).
Schmalkaldischer Krieg (1547).
8) Gedicht: Die vier Sterne von Weimar, von Chr. Grüß.
4) Schlacht am 14.10.1806.
B) Hnssitenbelageruug durch Procop 1432. Volkslied: Diehussiteu vor Naumburg.
6) Sieg Heinrichs I. über die Magyaren 933.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Perthes Gothaischer_Hofkalender Karl_August Karl August Goethe Schillers Mausfeld Heinrichs_I.
— 36 —
§ 32. Krrverbsquelten. Für die Ernährung der Landschaft reicht
der Ackerbau uicht aus. Die im sächsischen Berglande einst durch ihre Merino-
schafe blühende Viehzucht ist im Niedergauge begriffen. Von hoher Be-
deutuug ist dagegen der Bergbau (Köhlen, Silber-, Kupfer-, Eisen- und
Manganerze). Baumaterial liefern der Quadersandstein der sächsischen Schweiz
(Brüche bei Pirna) und die Granitbrüche des Lausitzer Gebirges. Die Haupt-
erwerbsquelle ist jedoch die Industrie. Alle Zweige der Textilindustrie^), der
Metallwaren- und Maschiueufabrikatiou, der Porzellan-, Thon- und Holz-
Warenindustrie werden betrieben. Die Industrie hat einen bedeutenden, bis
zu fernen Erdteilen reichenden Handel zur Folge, der durch die Verkehrswege
der Landschaft noch gefördert wird.
D 33. Stcraten, Wewc>h>nei7 itnb Städte. Politisch haben
an der Landschaft Anteil:
die Königreiche Sachsen und Preußen (Prov. Sachsen und Schlesien),
das Herzogtum Sachseu-Altenburg und
die Fürstentümer Renß (ältere und jüngere Linie).
Die nördliche Umwallnng Böhmens ist die kleinste und am dichtesten be-
völkerte Landschaft des Reiches. Die Bewohner sind nicht rein deutsch, sondern
stark mit Sladen gemischt. Auf der Lausitzer Platte und in Schlesien leben
etwa 100000 Wenden und Tschechen. — Der Konfession nach ist die Be-
völkeruug des Westflügels hauptsächlich protestantisch, des Ostflügels
gemischt.
Residenz- und Industriestädte des sächsischen Berglandes:
65. Greiz an der weißen Elster, Hauptstadt von Reuß ä. Linie.
66. Gera an der Elster, Hauptort von Reuß j. Linie, gleich Greiz be-
deutend durch seine Textilindustrie und rasch emporblühend („Klein-Leipzig").
67. Zwickau an der Zwickauer Mulde, Hauptort des sächsischen Stein-
kohlen- und Eisenbergbaues; Tuchfabrikation.
68. Altenburg im Pleißethale, Residenzstadt des gleichn. Herzogtums.
69. Chemnitz, das „sächsische Manchester", bedeutendste Fabrikstadt des
sächsischen Berglandes, Hanptsitz der Banmwollweberei und Maschinen-
sabrikation.
70. Annaberg an der Zschopau^), Mittelpunkt der in zahlreichen kleinen
Gebirgsorten betriebenen Spitzenklöppelei des Erzgebirges.
71. Freiberg an der Mulde, Mittelpunkt des Bergbaues auf Silber-
erze; berühmteste Bergakademie Europas.
1) Gedicht: Aus dem schlefischen Gebirge, von Freiligrath.
2) Gedicht: Harras, der kühne Springer, von Th. Körner.
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das Land ein und bildet den Dollart, das Mündungsbecken der Ems, den
Jadebusen und die schlauchartigen Mündungen der Weser und der
Elbe. — Etwa 45 km nordwestlich von der Elbmündung liegt die einsame
Insel Helgolands, ein etwa 60 m hoher rotleuchtender Buntsandsteinfelsen, das
Oberland, dem im 80. das sandbedeckte Unterland vorgelagert ist (f. Abb. 9).
§ 36. Grrverbsquell'en. Ackerbau und Viehzucht blühen nur in
den beiden Flachlaudbuchteu (westfälische Schweine, Schinken und Pumpernickel)
und in den Nordseemarscheu. In den Moorlanden schafft erst die Entwässerung
und Überschüttung der Sümpfe mit Sand und Dünger oder die vollständige Ab-
tragung des Moorbodens bis auf den anbaufähigen Untergrund Ländereien für
Ackerbau und Viehzucht. Buchweizen, Hafer und Kartoffeln sind die wichtigsten
Kulturpflanzen der fandigen Geest, in der als Haustiere das genügsame
Schaf (Heidschnncken der Lüneburger Heide) und die fleißige Biene die Haupt-
rolle spielen. — Sehr arm ist die Landschaft an Bodenschätzen. Im Vor-
lande des Harzes giebt es Salzquellen. Der Nordseestraud liefert Bernstein.
Nennenswerte Industrien finden sich nur an den Küsten, wo Fahrzeuge ge-
baut und deren Ausrüstungen verfertigt werden. Bedeutender ist der Handel
der Landschaft (Einfuhr- und Transithandel); er hat am Rande der mittel-
deutschen Gebirgsschwelle und an der See schon vor Jahrhunderten zwei
Reihen blühender Mittelpunkte des Großhandels (Hansastädte) geschaffen.
ß 37. Stcrcrten, Wen>ohner und Stcidte. Politisch verteilt
die Landschaft sich unter folgende Staaten:
das Königreich Preußen (fast die ganze Prov. Hannover und Teile
der Provinzen Sachsen, Westfalen und Rheinland),
das Großherzogtum Oldenburg,
das Herzogtum Brauuschweig (teilweise),
das Fürstentum Schaumbnrg-Lippe und
die freien Städte Hamburg und Bremen.
Die Bewohner des nordwestdeutschen Flachlandes sind niederdeutschen
Stammes, Sachsen und Friesen. Im Geest- und Moorgebiet ist die
Bevölkeruugsdichte eine sehr schwache. Der Konfession nach siud die Gebiete
der Moore und die Flachlaudsbuchteu überwiegend katholisch, die übrigen
Landesteile evangelisch.
Industriestädte der beiden Tieflandbuchten:
82. Köln am Rhein, altehrwürdige Stadt mit berühmtem Dom (s.abb.6),
eigentliche Hauptstadt der rheinischen Lande; Hanptsitz der Rheinschiffahrt,
Handels- und Industriestadt (kölnisches Wasser); in Verbindung mit dem
gegenüberliegenden Deutz Festung ersten Ranges.
*) Grön is bat Land, rood is de Kant, Witt is de Sand, datt is de Flagg vun't
hillige Land (grün-rot-weiß ist die Flaggenfarbe der Insel).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]