Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz (Mittel-Europa) - S. 171

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 171 — auf der dritten Seite die Scheune, auf der vierten die Toreinfahrt, in der Mitte sämtlicher Gebäude liegt der Hof. Tiefe Bauart, fo- wie die verschiedenen Stockwerke und die vielen Fenster nach der Straße stehen im Gegensatz zu dem sächsichen Bauernhause und geben Zeugnis von der Sinnesart des fränkischen Stammes. Ii. Die Sachsen. Im sächsischen Hause sind Wohnräume, Ställe, Scheune und Fruchtspeicher unter einem Dache. Alles ist nach altgermanischer Siedelungsweise einheitlich gestaltet und konzentriert. Die Giebel- seite ist gewöhnlich mit einem Pferdekopfe verziert. Das Pferd wurde schon bei den alten Germanen göttlich verehrt, und unsere Scheu vor dem Genuß des Pferdefleisches ist nicht zum geringsten Teile auf diese Tradition zurückzuführen. Häufig erhielt das Pferd einen Platz in deu Wappen, und noch heute finden wir ein solches in dem braunschweigischem Wappen. Im Gegensatze zu der fränkischen Ziegelbedachuug ist das sächsische Haus mit lang, herabgezogenem Strohdache bedeckt. Die Giebelseite des Hauses zeigt in der Mitte den Eingang zur Teune. Zu beiden Seiten dieses Einganges ist je eine Stalltüre für die Pferde, eine für die Kühe und das übrige Vieh angebracht, so daß die Stallungen zu beiden Seiten der Tenne zu liegen kommen. Da die Stallungen nach der Scheune zu osseu sind, kann der sächsische Bauer vou der Teuue aus füttern und seinen Viehstand beobachten. Über den Stalluugen sind Heu, Getreide und die übrigen Feldfrüchte auf- gespeichert. Von der Tenne gelangt man zum „Flet" mit dem Herde «Küche). Über demselben ist ein großer Rauchsang, in welchem die Fleischwaren aufgehängt sind. An diesen Teil des Hauses schließen sich die Wohnräume, bestehend aus Wohnstube und Kammern. Die Wohnräume liegen an der Längsseite des Hauses. Sie haben einen besonderen Eingang und im Gegensatz zu dein fränkischen Hause nur wenige Fenster. Da der Sachse jede Ve- rührnng mit anderen meidet, verlegt er gern sein Hans inmitten seines trauten Gehöftes. Umso euger schließt er sich den Seinen an. Der Mittelpunkt des Hauses ist das Flet. Von hier aus schaltet und waltet die Hausfrau. Sie bereitet das Essen, sorgt für das Vieh und überschaut den Haupteingang. — Die Familie versammelt sich hier zum Essen und nach des Tages Arbeit, ius besondere an langen Winterabenden zum fröhlichen Gespräche.

2. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz (Mittel-Europa) - S. 172

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 172 — Altgermanische Sitten und Gebräuche knüpfen sich an diesen Raum. Wenn der Bursche beim „Brautlauf feilte Braut gefangen hat", trägt er sie auf die Teuue, führt sie von hier aus zum Flet und geht mit ihr dreimal um den Herd, um sie „einzugewöhnen" und ihr die Stätte ihres zukünftigen Wirkens angenehm zu macheu. Ist die junge Frau im neuen Heime eingezogen, dann wird sie von den Schwiegereltern zuerst am Herde begrüßt. Auch die neu- gemietete Magd muß den Herd umgehen, bevor sie ihre Tätigkeit beginnt. Nur feiten dürfen fremde Handwerker den sächsischen Bauernhof betreten. Solveit es einigermaßen geht, macht der Baner die Handwerkerarbeiten selbst. So haben die Sachsen im nordwestlichen Deutschland, zwischen Ems, Harz, Elbe und Nordsee noch am treusteu den Typus der alten Germanen bewahrt. Flachsköpfig und blauäugig von Gestalt, abgeschlossen, bedächtig, alles überlegend, treu festhaltend am Alten, bilden sie in vielen Städten einen Gegensatz zu den Franken. Sie speisen ihre Kinder nicht wie die Südländer mit „Brei und Pappen", sondern geben ihnen feste Speisen. Die Lieblingsspeise der west- Mischen Landbewohner ist grobes Schwarzbrot mit settem Kartoffel- puffer, Pöckelfleifch, Speck und Schinken. Weltbekannt sind der westfälische Pumpernickel und der westfälische Schinken. Wie sehr dieser bei den Westfalen in Ehren steht, beweist das Bild in der Soester Marienkirche, auf welchem der Schinken die Stelle des Osterlammes vertritt. Göttiuger und Braunschweiger Wurst- und Fleischwaren siud uoch heutzutage in allen deutschen Ganen und außerhalb der Grenzen des deutschen Reiches berühmt. Deu zweifelhaften Ruhm, die stärksten Biertrinker zu fein, haben die Sachsen an die Bayern abgetreten. Braunschweiger Mumme war ehemals weithin bekannt, lange bevor das Münchener Bier in Mode kam. Das berühmte Gosebier hat seinen Namen von dem Gose- flüßchen und wurde ursprünglich in Goslar gebraut. Auch das Eimbecker Bier war berühmt, und Dortmunds nimmt heute unter den modernen Bierstädten eine erste Stelle ein. — Zum Schlüsse noch einige Bemerkungen über deu verschiedenartigen Gebrauch des Wortes Sachsen. — Das Wort Sachsen wird vorzugsweise im doppelten Sinne gebraucht. Einmal als Bezeichnung des alt- deutschen Volksstammes, sodann als Bezeichnung der heutigen sächsischen Lande und deren Bewohner. Das alte Herzogtum Sachsen im nordwestlichen Deutschland, welches Heinrich dem Löwen gehörte, wurde diesem 1180 abgenommen, weil er dem Kaiser

3. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz (Mittel-Europa) - S. 174

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 174 — und Franken stark mit slavischem Blute. Das ganze nördliche Deutschland gehört mit Ausnahme einiger Kleinstaaten zu Preußeu. Vou hier ging die Einigung des Vaterlandes aus. Das aus- gesprochene Pflichtgefühl welches in Preußen alle Schichten der Bevölkerung durchdringt und in seinen Fürsten die ersten Vertreter findet, schuf im Laufe der Jahrhunderte den fest gefügten preußischen Staat, welcher durch seine Größe, seine politischen Erfolge, sowie durch die ihm innewohnende sittliche Kraft befähigt und berufeu erschien, die Führerrolle des ueuerstandenen Deutschen Reiches zu übernehmen. „Seiue heutige Machtstellung wird Deutschland aber nur dann behaupten können, wenn es festhält an den Tugenden der Väter, welche durch unsägliche Opfer die Wiedergeburt der Nation herbeigeführt haben. Glaube, Religion, Ehrfurcht vor Gott, Obrigkeit und den Gesetzen, Sitte, Recht und rastlose Arbeit auf allen Gebieten des Fortschrittes". Das sind die Säulen unserer zukünftigen Macht. Iii. Tie Bayern. Die heutigen Landesgrenzen des Königreiches und die Grenzen der Siedelungsgebiete des Bayernstammes decken sich keineswegs. Zu beiden Seiten der Donau, nördlich in der Oberpfalz bis zum Fichtelgebirge, südlich im bayerisch-österreichischen Alpenlande bis nach Tirol und Steiermark und westlich vom Lech bis zu den Grenzen des magyarischen Sprachgebietes hat sich der Bayernstamm ansge- breitet. Vier Eigenschaften kennzeichnen denselben: „Abneigung gegen Handel und Industrie, Freude an Gesang und Tanz, Trene zum Herrscherhaus und strenggläubiger Sinn". Ackerbau und Vieh- zucht sind die Haupterwerbsquellen. Den Kaufmauusstaud achten sie nicht, deshalb kommt der Kaufmann trotz wichtiger Handelsstraßen nicht zu ihnen. So kommt der Bayer mit der Außenwelt, abgesehen von den Sommerfrischlern, wenig in Berührung. Sein Wohnhaus ver- einigt Wohnung, Stallnng, Scheuue unter einem Dache. Wenige und kleine, fast schießschartenähnliche Fenster zieren dasselbe. Das Dach ist mit Steinen beschwert, und eine hölzerne Altane, welche zum Trocknen von Feldfrüchten und der Wäsche dieut, umgibt das Haus. In der Mitte desselben liegt der Hauflur. Abweichend vom sächsischen Hause kommen die Wohnräume zuerst und sind zu bei- den Seiten des Hausflurs gelegen. Links von demselben liegen Stube und Schlafkammer, rechts Küche und Milchkammer. Hinter

4. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz (Mittel-Europa) - S. 170

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 170 — 1. Tie Franken. Der Name Franken bedeutet soviel als Freie. Er deutet auf die leichte, freie Beweglichkeit ihres Körpers und Geistes und weist hin auf die zahlreichen, selbständigen Territorien, welche die Franken im Mittelalter besaßen. Leicht kenntlich an dem runden, rotwangigen Gesicht, den blauen Augeu, dem offnen, lebendigen Weseu und der lebhasten Sprache, finden wir den Franken nicht nur am Main und Rhein; der Stamm hat sich vielmehr über Teile von Ober-, Mittel- und Niederdeutschland verbreitet, selbst an der Mündung der Loire, in Siebenbürgen, wo sie fälsch- lich Sachsen genannt werden, lihre Heimat ist die fränkische Mosel) und in Südafrika sind Franken zu Hause. Die rühmlich im Kampfe gegen die Engländer unterlegenen Buren sind fränkischen Stammes. Die reiche Phantasie der Franken findet Ausdruck in den vielen Sagen, welche sich an ihre Siedelungen knüpfen. (Tanten, Worms, Loreley, Mäuseturm, Rolandseck, Frank- surt a. M. 2c.) Auch rühmt man von den Franken, daß sie „bildungs- und gestaltungsfähig seien und geeignet zum poetischen Schaffen". Ihre politische Zersplitterung wird mit dem frühen Verfall der Herzogswürde in Franken und Schwaben in Per- binduug gebracht. — Auch auf religiösem Gebiete ist die Zer- splitterung deutlich erkennbar. Die große Mischung der Bekenntnisse erklärt sich daraus, daß die vielen freien Städte am Main und Rhein frühzeitig Neigung zum Protestantismus zeigten, anderseits im Main- und Rheingebiete viele Staaten von Kirchensürsten vor- handen waren (Köln, Mainz, Trier, Würzburg, Bamberg, Fulda), welche noch bis auf den heutige» Tag feste Stützen der römisch- katholischen Kirche bilden. In sozialer Beziehung lebt der fränkische Bauer seinem Wesen entsprechend nicht gern abgeschlossen. Ahnlich dem Städter teilt er oft seine Wohnung mit einem anderen und neigt mehr als andere Stämme zur Teilung der Güter. — Der fränkische Dialekt ist leicht kenntlich. An den Grenzen finden wir vielfach Verschmelzungen mit dem thüringischen, obersächsischen (Vogtland), bayerischen und elsäßischen Dialekte, eine Erscheinung, welche bei den andern Stämmen viel weniger zutage tritt. Auch die Bauart des fränkischen Bauernhauses läßt die Sinnesart des Stammes erkennen. Wohnräume, Stallungen und Scheune sind in getrennten Gebäuden untergebracht. Auf der einen Seite liegt das Wohnhaus, neben diesem oder ihm gegenüber die Stallung,

5. Deutsche Geschichte - S. 7

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
7 gebrochen werden konnten, und trieben groe Herden auf die Weide. Das waren die Ostgermanen. Die Westgermanen aber blieben in ihren Wohnsitzen. Sie wurden immer mehr Bauern und lernten mancherlei von den Rmern. Viele von ihnen traten als Krieger in die Dienste der rmischen Herrscher. Ihre Tapferkeit und ihre Treue waren diesen sehr viel wert, und bald sah man in der kaiserlichen Leibwache meist blondgelockte germanische Riesen. Beide Völker trieben aber auch lebhaften Handel miteinander. Man zahlte nicht mit Geld, sondern tauschte die Waren aus. Da wurde denn der Germane gar oft von den geriebenen rmischen Kausleuteu betrogen, wenn sie ihm Vieh, Felle oder gar blondes Frauenhaar abhandelten. Aber die Fremden hatten so schne Sachen feil; da reizten ihn die prchtigen Waffen, die Lanzen, Schwerter und Schilde, die hbschen Tongefe, die blinkenden Schmucksachen, Armbnder und Spangen; da lockte der glnzende Metallspiegel, in dem sich zu Hause alle so gern betrachteten. Auch lernten die Germanen von den Rmern viel Ntzliches. Sie wuten bald dauerhafte Steinmauern herzustellen. Das Hausdach decken manche schon statt mit leichtem Schilf mit festen Ziegeln. Den Hausraum teilten sie in mehrere Kammern. Als eine groe Wohltat erschienen ihnen die Fenster, die Licht und Lust hereinlieen; und wie angenehm war es, da man viele Vorrte im Keller aufbewahren konnte! Da die Germanen fr alle diese Dinge keine Namen hatten, so nahmen sie einfach die rmischen herber: mrus, tegula, cmera, fenestra, cellrium. Ferner lernten, die Germanen von den Rmern, wie Kisten, Sacke, Krbe, Schsseln, Bchsen gemacht wurden. Gleich den Fremden pflanzten sie den Wein stock und preten in der Kelter sen Most ans den Trauben, den sie wohl auch aus Bechern tranken. Die Hausfrau gewann auf rmische Art aus Milch Kse; sie zog im Garten Kohl, Krbisse, Radieschen und Zwiebeln, sie erntete von veredelten Bumen Birnen, Pflaumen und Kirschen. Man schnitt jetzt auf den Feldern die Frucht mit der Sichel und drasch sie daheim mit dem Flegel. Alle die Worte dafr sind auch rmischen Ursprungs. 2. Der Niedergang des rmischen Reiches. Lngst hatten sich die Rmer den Kriegsdienst abgewhnt. Sldner zu halten, war ja viel bequemer. Die Germanen lieen sich gern von ihnen anwerben, denn in ihren Gauen gab es immer waffenlustige Jnglinge genug. Lange Zeit schtzten sie so die Grenzen des Rmerreichs gegen ihre eignen Landsleute. Natrlich verlangten die Krieger ihren Sold. Da kamen nun die rmischen Kaiser allmhlich in groe Verlegenheit. Es war nmlich in dem weiten Reiche kaum noch Gold und Silber auszutreiben. In der Not wurden schlechte Mnzen geprgt, fr die man nichts Rechtis kaufen konnte. Von solchem Geld wallten die Sldner nichts wissen. Viele von ihnen muten entlassen werden; den brigen gab man cker zur Entschdigung. Da sie aber nun auch hinter dem Pfluge hergingen, konnten sie nicht mehr ihre ganze Zeit dem Waffendienst widmen. 3. Die Germanen als gefhrliche Nachbarn. Kein Wunder also, da jetzt die rmischen Kaiser nicht mehr imstande waren, die Grenzen des Reiches

6. Deutsche Geschichte - S. 136

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
136 Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte." In ihrer Not buken die Bauern damals Brot aus Eichelmehl und aen Gras und Baumrinde, Hunde, Katzen und gefallene Pferde; selbst die Fried-Hfe und Galgen waren vor den Hungrigen nicht sicher. Viele gingen unter die Ruber, verbanden sich mit entlaufenen oder entlassenen Soldaten und wurden nun der Schrecken der Landstraen. Die andern, die es mit der ehrlichen Arbeit hielten, hatten weder Vieh, Saatkorn und Gert noch Knecht und Magd. Es war ein Elend ohnegleichen. 2 Fremdes Wesen in Deutschland. Lange waren die Franzosen im Lande gewesen. In ihnen sahen allmhlich viele Leute ihr Vorbild. Die franzsische Mode fand berall in Deutschland Eingang, und wer etwas gelten wollte, mute sich nach ihr kleiden. Mit der fremden Tracht kam die fremde Sprache. Die vornehmen Kreise unseres Volkes redeten nur noch französisch; die deutsche Sprache verachteten sie als roh und unbeholfen. Auch der einfache Brger fetzte seinen Stolz darein, seine Rede wenigstens mit fremden Brocken zu verzieren. So entstand bei uns eine Sprachmengerei schlimmster Art. Leider zog mit Sprache und Sitte auch der sittenlose Lebenswandel ein, der am Hofe zu Versailles herrschte. Durch diese blinde Na chffnng machten sich die Deutschen bei allen Vlkern zum Spott. 3. Der Aberglaube. Im Dreiigjhrigen Kriege griff der roheste Aber-glaube um sich; besonders bei den Soldaten war er im Schwange. Vor den Kugeln hatten diese einen gewaltigen Respekt. Darum suchten sie den Leib gegen jedes Gescho fest" oder gefroren" zu machen. Hierfr wuten besonders die fahrenden Schler und die Zigeuner Rat. Um Geld und gute Worte lieferten sie eine ganze Auswahl von Zaubermitteln. Da gab es geweihte Mnzen, die man um den Hals hngte, Papierstreifen mit Bibel- oder Zaubersprchen, die in eine Haselnu oder einen Federkiel eingeschlossen wurden, krftige Hexenkruter und hnliches mehr. Der Soldat, der ein solches Schutzmittel besa, war sicher, da nun die feindlichen Geschosse in seinen Kleidern hngen blieben und da er sie nach der Schlacht nur heraus-zuschtteln brauchte. Traf ihn dennoch eine Kugel, so war entweder das Zaubermittel nicht ganz in Ordnung, oder jene Kugel war eine Freikugel; die hatte einer um Mitternacht an einsamem Orte gegossen, und der Teufel war ihm dabei behilflich gewesen. Entsetzlich verbreitete sich auch der Hexenglaube. In katholischen und evangelischen Lndern wurden Tausende von Frauen und Mdchen verbrannt, weil sie auf der Folter bekannt hatten, da sie mit dem Teufel im Bunde stnden; Taufende von Mnnern und Knaben traf das gleiche Schick-sal. In Wrzburg allein starben binnen zwei Jahren 158 Menschen auf dem Scheiterhaufen, unter ihnen Knaben von zehn bis vierzehn und Mdchen von nenn Jahren Der edle Jesuit Spee, der viele dieser Armen auf den Tod vorbereiten mute, bekam vor Kummer frhe graues Haar. In einer Schrift flehte er Fürsten und Obrigkeiten an, die abscheulichen Hexenprozesse einzustellen ; aber nur ganz langsam sah die Menschheit ihren Irrwahn ein. Bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts hat er sein Unwesen getrieben.

7. Deutsche Geschichte - S. 170

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
170 - zum Unterricht zu schicken und zwar im Winter tglich, im Sommer wchent-Iich zweimal. Der König fhrte also den Schul zwang ein. Das war etwas ganz Neues in der Welt. Gab es doch deutsche Lnder, in denen von hundert kaum einer lesen und schreiben konnte! Auf seinen Reisen ging Friedrich Wilhelm hufig unangemeldet in die Schulen, hrte dem Unterricht aufmerksam zu und piste auch wohl die Kinder selbst. Mit Recht nennt man ihn den Vater der preuischen Volksschule. Wie um die Jugend, so kmmerte sich der König auch um die Er wachsenen. Tglich ritt oder fuhr er aus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei entging nichts seinem scharfen Blick. Wen er auf der Strae fand, der ward gemustert. Den einen oder andern nahm er auch ins Ver-hr. War etwas nicht in Ordnung, so schalt er ihn aus oder prgelte ihn gar mit dem spanischen Rohre durch. Namentlich die Miggnger konnte er nicht ausstehen. Wenn es hie: Der König kommt!" so flchtete darum jeder, und die Strae wurde leer. Holte indes der König einen Ausreier ein, so erging es ihm erst recht schlimm; er hatte den Stock doppelt zu fhlen. Diese Strenge des Herrschers hatte ihr Gutes: die Untertanen ge-whuten sich an Flei, Ordnung und Reinlichkeit und fhrten ein einfaches, ehrbares Leben. So wurde Friedrich Wilhelm auch zum Erzieher seines Volkes. 4. Der König und die Beamten. Auf dem König lag eine Riesen-arbeit. Er konnte sie nur leisten, wenn er in Stadt und Land treue Helfer besa. Das waren die Beamten. Fr die hheren Stellen nahm er meistens Adelige, fr die niederen ausgediente Unteroffiziere. Die hchste Behrde war das Generaldirektorium, das etwa unser heutiges Ministerium des Innern und unser Finanzministerium in sich vereinigt. Den jetzigen Regierungen entsprechen die Kriegs- und Domnen kmm ern. Jedem einzelnen Beamten war genau vorgeschrieben, wie er sein Amt zu verwalten hatte. Der König verlangte von allen unbedingte Pflichttreue, Flei, Ordnungsliebe und Sparsamkeit. Was er befahl, konnte ihm nie rasch genug ausgefhrt werden. Cito, citissime, schnell, ganz schnell" schrieb er auf viele Erlasse. Weil Friedrich Wilhelm zu seines Vaters Zeiten viele schlechte Beamte kennen gelernt hatte, war er stets mitrauisch. Alle wurden von ihm genau berwacht. Jhrlich bereiste er die Provinzen. Weder Wind noch Wetter, noch grundlose Wege hielten ihn davon ab. Pltzlich und unangemeldet erschien er. Dann muten ihm die Rechnungsbcher vorgelegt werden. Wie bei dem Soldaten jeden blinden Knopf, so sab er hier jeden falschen Posten. Wehe den Beamten, die nicht ihre Schuldigkeit taten! Unbarmherzig sauste das dicke Rohr des Knigs auf ihren Rcken nieder. Ein ostpreuischer Edelmann, der Gelder unterschlagen hatte, kam nach einem kurzen Verhr vor dem König sofort an den Galgen. Selbst die Minister zitterten vor ihm. Erschien einer von ihnen eine Stunde zu spt in seinem Arbeitszimmer, so zahlte er zur Strafe hundert Dukaten. Wiederholte sich die Versumnis, so wanderte er auf die Festung. So waren Auge und Faust des Knigs berall. Durch seine Strenge und sein eignes Beispiel schuf Friedrich Wilhelm den preuischen Beam ten stand, der allen brigen Staaten Europas als Vorbild gedient hat.

8. Deutsche Geschichte - S. 1

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die Urzeit. Die alten Germanen. Sie Vlker-Wanderung. I. Die Urzeit. Schon vor mehr als sechstausend Jahren war unsere Gegend bewohnt. Damals kannten die Menschen die Metalle noch nicht. Sie fertigten Werk-zeuge, wie Beile und Messer, aus Stein an. Man nennt diese Zeit darum die Steinzeit. Doch wuten die Leute auch schon Tierknochen zu bearbeiten, besonders zu Pfeil- und Lanzensvitzen. Freilich gehrte zu solchen Leistungen viel Zeit und eine endlose Geduld ; denn auch ein geschickter Arbeiter brauchte wohl Jahre, um ein einziges Steinbeil herzustellen. Man darf sich diese Menschen aber nicht als ganz roh vorstellen. Zwar kannten sie keine Schrift und auch keine Mnzen; doch hatten sie schon gelernt, manche wilde Tiere zu zhmen und als Haustiere zu halten. Herden von Rindern, Schafen, Ziegen weideten auf den Waldwiesen und wurden von Hirten bewacht; Scharen von Schweinen fanden unter den riesigen Eichen und Buchen des Urwaldes ihre Mast. Ja, es gab sogar schon Kornfelder, wenn sie auch nur wenig eintrugen, da die Leute noch keinen Pflug besaen und auch noch nichts von Dngung wuten. Die Menschen der Steinzeit siedelten sich schn in Drfern an. Diese bestanden aus niedrigen Htten. Jede von ihnen war der einer Grube errichtet und enthielt gewhnlich nur einen einzigen Raum. Die Wnde wurden aus Lehm hergestellt, das Dach deckte Schilf und Stroh. Am Ein-gang hielt ein Haushund Wache. Der Mann kmmerte sich nur um das Vieh oder ging auf die Jagd. Jede andre Arbeit verschmhte er. Die Frau bestellte den cker und sorgte fr Wintervorrte, indem sie fleiig Holzpfel und Holzbirnen, Kirschen und Hagebutten, Himbeeren und Brombeeren, Eicheln und Buchenkerne sammelte. Aus Wolle spann sie Garn, ans dem Garn wob sie grobes Tuch; auch die einfachen Gefe, die sie fr die Haushaltung brauchte, stellte sie selbst aus Ton her. An solchen Ansiedlungen ist unsere Gegend einst reich gewesen. Auch bet dem Bau des Osthafens hat man eine Niederlassung aus der Steinzeit aufgedeckt. In der spteren Zeit lernten die Menschen allmhlich die Metalle kennen und verwenden. Zunchst stellten sie ihre Werkzeuge aus Kupfer her. Da dieses jedoch zu weich war, vermischten sie es mit Zinn und Fron in g- Klarmann, Geschichte fr Mittelschulen. Ih. Teil. F. A. 1

9. Deutsche Geschichte - S. 102

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
102 anrufen, und dann wurde das Urteil des ersten hinfllig. Als viele Frei-stuhle sich gar noch bestechlich zeigten, da ging es mit ihrem Ansehen schnell bergab, und schlielich richteten sie wieder blo da etwas aus, wo sie ihre Sitzungen abhielten. Die Strafgerichtsbarkeit in Stadt und Land. 1. Die Strafen. Im Mittelalter straften die Gerichte weit strenger als heute. Vergehen, auf die jetzt vielleicht nur ein paar Tage Gefngnis stehen, ahndeten sie oft gleich mit dem Tode. Knaben und junge Leute, die beim Diebstahl ertappt wurden, kamen an den Galgen. Frauen, die das Stehlen nicht lassen konnten, wurden lebendig begraben oder ertrnkt. Ruber und Totschlger wanderten auf das Blutgerst; aber das Schwert drohte auch schon dem, der bse Worte gegen die Obrigkeit gebrauchte. Wer nicht mit den Lehren der Kirche bereinstimmte, wurde als Ketzer verbrannt. Bei besonbers schweren Verbrechern wrbe die Tobesstrase noch verschrft. Ehe man den Verurteilten ttete, qulte man ihn erst auf die grau-famste Weise: man zwickte ihn mit glhenben Zangen, ri ihm die Zunge aus, zerschmetterte ihm auch wohl die lieber durch das Rab. Auch Frankfurt besa einen Galgen, und zwar stanb er ba, wo wir jetzt das Schumanntheater sehen. Die ganze Gegenb nannte man damals das Galgen-seld, und die Gallnsstrae und die Galluswarte haben einst Galgengasse und Galgenwarte geheien. Wer ertrnkt werden sollte, den strzte man in den Main. Der Hahn auf der Alten Brcke zeigt die Stelle an, von wo aus das geschah. In Frankfurt sind im Jahre 1386 allein 19 Hinrichtungen vollzogen worden. Die Strafe der Einsperrung kannte man fast gar nicht. Sollte ein Schuldiger nicht hingerichtet werden, fo hieb man ihm die rechte Hand ab oder schnitt ihm die Ohren herunter. Das letztere geschah in Frankfurt gewhnlich aus dem Rabenstein am heutigen Zimmerweg. Andern wurden die Augen ausgestochen, so einmal einem Feldschtzen, der Garben gestohlen hatte. Vielfach brannte man dem Schuldigen auch ein Zeichen auf die Stirn. An leichtere Strafen jener Zeit erinnert uns ein altes Bild der Haupt-wache. Es zeigt uns einen Pfahl, an dem ein Halseifen hngt. An jenen wurde der Verurteilte festgebunden und der schwere Ring ihm um den Hals gelegt. Nun stand er am Pranger und mute sich den Spott der Vor-bergehenden gefallen lassen. In der Nhe des Prangers bemerken wir einen hlzernen Efel, den liederliche Personen besteigen muten. Besonders merkwrdig ist das Trillerhuschen, ein groer Kfig, der sich um feine Achse bewegte. In diesen steckte man Felddiebe, Ruhestrer, betrgerische Bcker und drehte ihn solange, bis die Eingesperrten das Bewutfein verloren und niedersanken. 2. Die Folter. Schrecklich war auch schon die Behandlung der Unter-fuchungsgefangenen. Leugnete einer die Tat, beren man ihn anklagte, fo wrbe er gefoltert. Man spannte ihn zunchst auf die Streckleiter und reckte ihm die lieber, ba sie krachten. Gestanb er auch dann noch nicht, so legte man ihm Daumen- und Beinschrauben an, die ihm die lieber so zusammenpreten, ba das Blut herausfpritzte, ober man hngte ihn mit den Hnben an

10. Deutsche Geschichte - S. 262

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
262 Das durste nicht sein. Preußen konnte die Grndung des Kleinstaates nur dann zulassen, wenn er ihm nicht zu schaden vermochte. Bismarck fordnte darum von dem Herzog, da er den Oberbefehl der sein Heer an Preußen abtrete, ihm die Kieler Bucht als Kriegshasen einrume und sein Post- und Telegraphenwesen an das preuische anschliee. Von solchen Zugestndnissen aber wollte der Herzog nichts wissen. Er vertraute ans die mchtige Hilfe sterreichs, das ihn zum Wider-stand ermunterte. Bald wurde es klar, da der Krieg unvermeidlich fei. ^ 2. Dic deutsche Frage. Bei diesem Kriege aber handelte es sich nicht blo um das Schicksal Schleswig.holsteins, sondern auch um die Zukunft Deutschlands. Seit 1815 hatte Osterreich in Deutschland die Fhrung beansprucht, und Preußen halte sich ihm meist fgen mssen. Das war aber fr diesen Staat auf die Dauer unertrglich; wenn er eine europische Gromacht sein wollte, konnte er sich einer andern nicht unterordnen. Auch war Deutschland durch die Feindschaft zwischen seineu beiden grten Staaten zur Ohnmacht verurteilt, sollte es besser werden, so mute einer von ihnen ausscheiden und der andre die feste Fhrung bernehmen. Jener aber konnte nur sterreich sein; denn der grte Teil seiner Beolkernng war nicht deutsch, während Preußen, von seinen Polen abgesehen, lauter deutsche Einwohner zhlte. Das machte Bismarck seinem Herrn klar. König Wilhelm kmpfte lange mit sich, bis er diesem Gedanken zustimmte; deuu es war sicher, da sterreich niemals freiwillig ans Deutschlaud ausscheiden werde, und vor einem Bruderkriege scheute er zurck. Als rr sich aber von seiner Notwendig-keit berzeugt hatte, war er fest entschlossen, ihn durchzufechten. Osterreich hatte natrlich die Absicht, Preußen grndlich niederzuwerfen und sich die Alleinherrschaft in Deutschland zu sichern. Co ging's auf Leben und Tod. 3. Der Ausbruch des Krieges.^ Am Juni 1866 stellte sterreich beim Bundestag in Frankfurt den Antrag, gegen Preußen mobil zu machen. Wf^uswit neun gegen sechs Stimmen wurde er angenommen. Aus sterreichs Seite stand ganz Sd deutschlaud; ferner folgten ihm Frankfurt, Nassau, Kurhessen, Sachsen und Hannover. Zu Preußen hielten die Kleinstaaten Norddeutschlands; weiter hatte es bereitsein Bndnis mit Italien geschlossen, das, weint der Sieg errungen wurde, Ve netien, die Perle an der Adiia," als Preis davontragen sollte. In jenen Tagen schrieb König Wilhelm an Bismarck: So sind denn die Wrfel geworfen! Gott allein kennt den Ausgang dieses Anfangs! Entweder wir siegen oder werden mit Ehren tragen, was der Himmel der Preußen beschliet." 4. Die ersten Erfolge der Preußen. Alle Welt hielt Osterreich fr viel strker als Preußen. berall glaubte man, es werde sofort seine Truppen ans Bhmen hervorbrechen ' lassen und den kecken Feind der den Hansen rennen; aber das geschah nicht, denn die sterreicher waren mit ihren Rstungep noch nicht fertig. Dagegen besetzten die Preußen binnen drei Tagen Hannover, Kur Hessen ltud Sachsen. Der schsischen Armee gelang es, nach Bhmen zu entkommen und sich mit den sterreichern zu vereinigen. Die Hannoveraner jedoch, die sich nach Sddeutschland durchschlagen wollten, muten trotz tapferer Gegenwehr am 29. Juni bei Langensalza die Waffen strecken. ^ *$/** r/y -f y?- * vv>- +: A4 *
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 2
4 11
5 10
6 2
7 0
8 2
9 0
10 11
11 0
12 1
13 0
14 3
15 0
16 4
17 1
18 4
19 1
20 1
21 0
22 10
23 1
24 2
25 1
26 6
27 0
28 1
29 5
30 0
31 0
32 1
33 0
34 3
35 1
36 2
37 6
38 4
39 6
40 2
41 3
42 1
43 0
44 0
45 6
46 1
47 0
48 5
49 6

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 1
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 3
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 2
24 2
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 4
44 2
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 2
53 0
54 2
55 0
56 0
57 1
58 0
59 2
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 3
69 0
70 0
71 4
72 1
73 1
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 2
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 2
92 2
93 0
94 5
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 5
1 2
2 0
3 0
4 0
5 1
6 10
7 4
8 0
9 4
10 0
11 4
12 2
13 9
14 8
15 0
16 0
17 0
18 0
19 3
20 0
21 2
22 0
23 0
24 2
25 5
26 0
27 1
28 0
29 0
30 2
31 1
32 3
33 6
34 2
35 3
36 6
37 0
38 0
39 7
40 0
41 1
42 0
43 22
44 11
45 0
46 0
47 3
48 0
49 0
50 15
51 3
52 1
53 1
54 3
55 2
56 2
57 1
58 1
59 4
60 0
61 2
62 6
63 0
64 0
65 7
66 4
67 7
68 10
69 0
70 2
71 9
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 14
79 2
80 2
81 5
82 5
83 8
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 3
90 37
91 1
92 0
93 11
94 0
95 10
96 7
97 0
98 0
99 3
100 4
101 5
102 2
103 1
104 0
105 4
106 0
107 3
108 0
109 0
110 2
111 0
112 6
113 1
114 17
115 0
116 0
117 3
118 1
119 10
120 0
121 4
122 6
123 3
124 4
125 13
126 3
127 7
128 0
129 3
130 3
131 3
132 0
133 22
134 0
135 0
136 1
137 10
138 0
139 18
140 2
141 0
142 10
143 5
144 0
145 9
146 2
147 3
148 0
149 4
150 0
151 1
152 5
153 11
154 3
155 7
156 2
157 9
158 0
159 2
160 5
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 3
167 1
168 7
169 2
170 0
171 1
172 3
173 0
174 14
175 3
176 2
177 5
178 0
179 2
180 0
181 1
182 0
183 4
184 0
185 4
186 1
187 0
188 22
189 0
190 2
191 0
192 1
193 8
194 0
195 0
196 7
197 4
198 1
199 1