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1. Europa ohne Deutschland - S. 142

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 142 — Man teilt sie ein in Bantuneger und Sudanneger. Erstere be- wohnen Mittel- und einen Teil von Südafrika; letztere den Norden des Kongobeckens und den Sudan.) Ihre Wohnungen sind runde Hutten mit kegelförmigem Dach. Wie bei den meisten Negern herrscht auch hier Vielweiberei. Der Mann kauft die Frau für Rinder oder dergleichen, darf sie aber auch wieder verkaufen. Ihr fällt die Arbeits- last für die Familie zu, während der Mann sich dem Müßiggang er- gibt. Viehzucht und Ackerbau (Anbau der Negerhirse, die unsere Ge- treidearten dort vertritt) bilden die Hauptbeschäftigung der Neger. Die Abb. 87. Eingeborenen-Wohnstätte am Kilimandscharo. Küstenbewohner bekennen sich zum Islam; im Innern herrscht noch das Heidentum. Doch verbreiten auch hier Missionare das Christentum. Unter den Eingewanderten befinden sich ungefähr 4000 Weiße, darunter 3000 Deutsche. Sie sind vorzugsweise als Beamte, Plan- tagenbesitzer oder Kaufleute tätig. In den Küstenstädten wohnen viele Inder, die Geldgeschäfte treiben und durch ihren Wucher für die Eingeborenen oft zur Plage werden. Der Karawanenhandel liegt in den Händen der Araber, die vor der Zeit der deutschen Herrschaft gefürchtete Sklavenjäger und -Händler waren.

2. Deutsche Geschichte - S. 96

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
96 Verurteilte wurde auf dem Markt mit einem eisernen Halsband an einen Pfahl befestigt und von den Vorbergehenden verspottet. Grausam war auch schon die Behandlung der Untersuchungs-gefangenen. Leugnete einer die Tat, die man ihm zur Last legte, so kam die Folter zur Anwendung. Man spannte ihn zunchst auf die Streckleiter und reckte ihm die Glieder, da sie krachten. Gestand er dann noch nicht, so legte man ihm Daumen- und Beinschrauben an, und erfolgte immer noch kein Gestndnis, so kamen schrfere Mittel zur Anwendung. Um der Qual loszuwerden, gab der rmste bald alle Verbrechen zu, nach denen man ihn fragte. Da gestand er wohl Taten ein, an die sein Herz nie gedacht hatte. Wurde die Folter eingestellt, so beteuerte er natrlich seine Unschuld. Dann aber ging die Qulerei von neuem an. Wieder gab er alles zu, um die Marter zu enden, und sah schlielich die Todesstrafe als Erlsung an. Auch gegen das weibliche Geschlecht kam die Folter nur zu oft in Anwendung. Man war schon damals von dem Wahn befangen, da manche Frau mit dem Teufel in Bndnis stnde, da sie hexen knnte. Dann vermochte sie Menschen und Haustiere durch ihren bsen Blick zu toten. Wurde ein solcher Verdacht laut, so war es gewhnlich um die rmste geschehen. Dann gab es Folter, Gestndnis, Feuertod. Vi. Das Leben in der Reichsstadt. 1. Die Reichsstadt von auen gesehen. Alle mittelalterlichen Städte waren befestigt; auch die kleinste hatte Graben, Mauern und Trme. Besonders stark muten diese Schutzmittel bei den Reichsstdten sein, denn sie standen fr sich allein und hatten viele Feinde. Darum fahen sich manche sogar gentigt, ihre ganze Gemarkung durch eine Befestigung zu schtzen. Das geschah durch die Landwehr. Da wurde ein Wall aufgeworfen, mit Bumen bepflanzt, deren Zweige man zusammenflocht, soda wenigstens Reiter nicht hinbergelangen konnten. Da, wo die Straen nach der Stadt zu die Landwehr schnitten, standen Warten, kleine Festungen mit starken Trmen. Hoch oben schauten Wchter nach Feinden aus, und wenn solche nahten, gaben sie ein Feuerzeichen; dann eilten die Brger herbei, um die Angreifer zu verscheuchen. Wer von den Wchtern auf der Landwehr einer Freien Reichsstadt durchgelassen worden war, der kam auf einer holperigen und bei Regen wetter furchtbar schmutzigen Strae zunchst durch Kornfelder; an diese schlssen sich Grten an. Auf der Sonnenseite erblickte man ausgebreitete Weinberge; denn jeder Brger wollte seinen Haustrunk keltern. Wenn man der Stadt nher kam, so erschien sie als eine einzige, von hoher Mauer eingefate Steinmasse, der die nur zahlreiche Festuugs- und Kirchtrme emporragten. Rings um die Mauer zog der Stadtgraben, dessen Wasser meist sehr trbe und schmutzig war und darum im Sommer ble Dnste verbreitete.

3. Deutsche Geschichte - S. 136

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
136 Armen in ihre Huser zurck und besserten notdrftig aus, was verwstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandsttte." In ihrer Not buken die Bauern damals Brot aus Eichelmehl und aen Gras und Baumrinde, Hunde, Katzen und gefallene Pferde; selbst die Fried-Hfe und Galgen waren vor den Hungrigen nicht sicher. Viele gingen unter die Ruber, verbanden sich mit entlaufenen oder entlassenen Soldaten und wurden nun der Schrecken der Landstraen. Die andern, die es mit der ehrlichen Arbeit hielten, hatten weder Vieh, Saatkorn und Gert noch Knecht und Magd. Es war ein Elend ohnegleichen. 2 Fremdes Wesen in Deutschland. Lange waren die Franzosen im Lande gewesen. In ihnen sahen allmhlich viele Leute ihr Vorbild. Die franzsische Mode fand berall in Deutschland Eingang, und wer etwas gelten wollte, mute sich nach ihr kleiden. Mit der fremden Tracht kam die fremde Sprache. Die vornehmen Kreise unseres Volkes redeten nur noch französisch; die deutsche Sprache verachteten sie als roh und unbeholfen. Auch der einfache Brger fetzte seinen Stolz darein, seine Rede wenigstens mit fremden Brocken zu verzieren. So entstand bei uns eine Sprachmengerei schlimmster Art. Leider zog mit Sprache und Sitte auch der sittenlose Lebenswandel ein, der am Hofe zu Versailles herrschte. Durch diese blinde Na chffnng machten sich die Deutschen bei allen Vlkern zum Spott. 3. Der Aberglaube. Im Dreiigjhrigen Kriege griff der roheste Aber-glaube um sich; besonders bei den Soldaten war er im Schwange. Vor den Kugeln hatten diese einen gewaltigen Respekt. Darum suchten sie den Leib gegen jedes Gescho fest" oder gefroren" zu machen. Hierfr wuten besonders die fahrenden Schler und die Zigeuner Rat. Um Geld und gute Worte lieferten sie eine ganze Auswahl von Zaubermitteln. Da gab es geweihte Mnzen, die man um den Hals hngte, Papierstreifen mit Bibel- oder Zaubersprchen, die in eine Haselnu oder einen Federkiel eingeschlossen wurden, krftige Hexenkruter und hnliches mehr. Der Soldat, der ein solches Schutzmittel besa, war sicher, da nun die feindlichen Geschosse in seinen Kleidern hngen blieben und da er sie nach der Schlacht nur heraus-zuschtteln brauchte. Traf ihn dennoch eine Kugel, so war entweder das Zaubermittel nicht ganz in Ordnung, oder jene Kugel war eine Freikugel; die hatte einer um Mitternacht an einsamem Orte gegossen, und der Teufel war ihm dabei behilflich gewesen. Entsetzlich verbreitete sich auch der Hexenglaube. In katholischen und evangelischen Lndern wurden Tausende von Frauen und Mdchen verbrannt, weil sie auf der Folter bekannt hatten, da sie mit dem Teufel im Bunde stnden; Taufende von Mnnern und Knaben traf das gleiche Schick-sal. In Wrzburg allein starben binnen zwei Jahren 158 Menschen auf dem Scheiterhaufen, unter ihnen Knaben von zehn bis vierzehn und Mdchen von nenn Jahren Der edle Jesuit Spee, der viele dieser Armen auf den Tod vorbereiten mute, bekam vor Kummer frhe graues Haar. In einer Schrift flehte er Fürsten und Obrigkeiten an, die abscheulichen Hexenprozesse einzustellen ; aber nur ganz langsam sah die Menschheit ihren Irrwahn ein. Bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts hat er sein Unwesen getrieben.

4. Deutsche Geschichte - S. 170

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
170 - zum Unterricht zu schicken und zwar im Winter tglich, im Sommer wchent-Iich zweimal. Der König fhrte also den Schul zwang ein. Das war etwas ganz Neues in der Welt. Gab es doch deutsche Lnder, in denen von hundert kaum einer lesen und schreiben konnte! Auf seinen Reisen ging Friedrich Wilhelm hufig unangemeldet in die Schulen, hrte dem Unterricht aufmerksam zu und piste auch wohl die Kinder selbst. Mit Recht nennt man ihn den Vater der preuischen Volksschule. Wie um die Jugend, so kmmerte sich der König auch um die Er wachsenen. Tglich ritt oder fuhr er aus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei entging nichts seinem scharfen Blick. Wen er auf der Strae fand, der ward gemustert. Den einen oder andern nahm er auch ins Ver-hr. War etwas nicht in Ordnung, so schalt er ihn aus oder prgelte ihn gar mit dem spanischen Rohre durch. Namentlich die Miggnger konnte er nicht ausstehen. Wenn es hie: Der König kommt!" so flchtete darum jeder, und die Strae wurde leer. Holte indes der König einen Ausreier ein, so erging es ihm erst recht schlimm; er hatte den Stock doppelt zu fhlen. Diese Strenge des Herrschers hatte ihr Gutes: die Untertanen ge-whuten sich an Flei, Ordnung und Reinlichkeit und fhrten ein einfaches, ehrbares Leben. So wurde Friedrich Wilhelm auch zum Erzieher seines Volkes. 4. Der König und die Beamten. Auf dem König lag eine Riesen-arbeit. Er konnte sie nur leisten, wenn er in Stadt und Land treue Helfer besa. Das waren die Beamten. Fr die hheren Stellen nahm er meistens Adelige, fr die niederen ausgediente Unteroffiziere. Die hchste Behrde war das Generaldirektorium, das etwa unser heutiges Ministerium des Innern und unser Finanzministerium in sich vereinigt. Den jetzigen Regierungen entsprechen die Kriegs- und Domnen kmm ern. Jedem einzelnen Beamten war genau vorgeschrieben, wie er sein Amt zu verwalten hatte. Der König verlangte von allen unbedingte Pflichttreue, Flei, Ordnungsliebe und Sparsamkeit. Was er befahl, konnte ihm nie rasch genug ausgefhrt werden. Cito, citissime, schnell, ganz schnell" schrieb er auf viele Erlasse. Weil Friedrich Wilhelm zu seines Vaters Zeiten viele schlechte Beamte kennen gelernt hatte, war er stets mitrauisch. Alle wurden von ihm genau berwacht. Jhrlich bereiste er die Provinzen. Weder Wind noch Wetter, noch grundlose Wege hielten ihn davon ab. Pltzlich und unangemeldet erschien er. Dann muten ihm die Rechnungsbcher vorgelegt werden. Wie bei dem Soldaten jeden blinden Knopf, so sab er hier jeden falschen Posten. Wehe den Beamten, die nicht ihre Schuldigkeit taten! Unbarmherzig sauste das dicke Rohr des Knigs auf ihren Rcken nieder. Ein ostpreuischer Edelmann, der Gelder unterschlagen hatte, kam nach einem kurzen Verhr vor dem König sofort an den Galgen. Selbst die Minister zitterten vor ihm. Erschien einer von ihnen eine Stunde zu spt in seinem Arbeitszimmer, so zahlte er zur Strafe hundert Dukaten. Wiederholte sich die Versumnis, so wanderte er auf die Festung. So waren Auge und Faust des Knigs berall. Durch seine Strenge und sein eignes Beispiel schuf Friedrich Wilhelm den preuischen Beam ten stand, der allen brigen Staaten Europas als Vorbild gedient hat.

5. Deutsche Geschichte - S. 47

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
47 2. Heinrich und die Sachsen. Die Absicht Adalberts erregte natrlich qroe Erbitterung bei den trotzigen Sachsen. Doch auch von Heinrich selbst fhlten sie sich arg bedrckt. Um sie leichter im Zaune halten zu knnen, lie er in ihrem Lande eine Reihe von Burgen errichten. Die Bewohner muten beim Bau harte Frondienste leisten; auch legte der König, als sie fertig waren, frnkische Besatzungen hinein. Schlielich machte sich die Mistimmung der Sachsen in einem furchtbaren Auf-stnde Luft. Sie zogen vor die prchtige Harzburg, m der Heinrich Hof hielt; nur durch schleunige Flucht konnte sich der Verhate vor ihrer Rache retten. Nun wurden alle Burgen zerstrt, auch die Harzburg. Die schsischen Bauern schonten nicht einmal die Kapelle. Sie drangen sogar in die Gruft ein, erbrachen zwei Srge und streuten die Gebeine umher. Die Kaiserpfalz zu Goslar Im ganzen Reiche herrschte Entrstung der diese rohe Leichenschndung. So fand Heinrich reichliche Hilfe. Voll Rachedurst zog er gegen die Em-prer und besiegte sie nach heiem Kampfe bei Homburg an der Unstrut. Nun traf die Sachsen schwere Strafe. Ihre Fhrer verloren Hab und Gut und wanderten ins Gefngnis; die Burgen aber wurden wieder aufgebaut. So war Heinrich im besten Zuge, nicht blo in Sachsen, sondern auch in ganz Deutschland die knigliche Macht wieder zu befestigen. Da trat ihm ein sehr gefhrlicher Gegner in den Weg, der Papst Gregor Vii. 3. Der Ausbruch des Jnveftitnrstreites. Dieser Kirchenfrst war in seinem uern klein und unscheinbar; aber in ihm lebte eine gewaltige Tatkraft. Er gedachte die Ansprche durchzusetzen, zu denen er sich als Statthalter Christi berechtigt glaubte. Ihm gehrte nach seiner berzeugung

6. Deutsche Geschichte - S. 133

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
133 Sachsen und Schweden Unterhandlungen angeknpft habe. Seine Feinde am Hofe beschuldigten ihn des Hochverrats und ruhten nicht, bis Ferdinand ihn seines Amtes entsetzte. Ihn offen anzugreifen, wagte der Kaiser nicht. In dem Schlosse zu E g er wurde Wallenstein in der Nacht des 25. Februar 1634 von gedungenen Meuchelmrdern berfallen und niedergestochen. 7. Der Schwedisch-Franzsische Krieg. 1635 bis 1648. Nach Gustav Adolfs Tode setzten die Schweden den Krieg fort; aber gleich die erste grere Schlacht, bei Nrdlingen, verloren sie. Schon jetzt fielen die deutschen Evangelischen von ihnen ab und schlssen mit dem Kaiser den Frieden zu Prag (1635). Da sich so die deutschen Fürsten mit dem Kaiser vertragen hatten, mute eigentlich fr das schwergeprfte Reich der Friede wiederkehren. Aber Das Strafgericht. Rechts Wrfeln die Verurteilten auf ei"er Trommel, wer an die Reihe kommt, aufgehngt zu werden; links oben begleitet ein Mnch den einen auf die Leiter zum Hngen, unten erteilt ein zweiter dem Nchstfolgenden die Absolution. das war nicht nach dem Sinne der Schweden. Sie wollten ein groes Stck von Deutschland erobern. Da sie aber allein dem Kaiser nicht mehr gewachsen waren, nahmen sie gern die Hilfe Frankreichs an. Dort regierte fr den König Ludwig Xiii. der gewaltige Kardinal Richelieu. Auch er gedachte grere Stcke von Deutschland an Frankreich, zu bringen. So dauerte der Kampf noch dreizehn lange Jahre. Sin waren die schlimmsten in dem furchtbaren Kriege, denn die Scharen der fremden Völker dachten nur an Raub und Zerstrung. Die Manneszucht unter den Truppen beider Teile wurde immer lockerer; die Soldaten verrohten immer mehr und konnten oft nur durch frchterliche Strafgerichte zum Gehorsam gebracht werden. Doch lieen ihre Vorgesetzten sie in dem unglcklichen Deutschland nach Herzenslust stehlen und plndern und drckten selbst bei unerhrten Greueltaten die Augen zu.

7. Deutsche Geschichte - S. 102

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
102 anrufen, und dann wurde das Urteil des ersten hinfllig. Als viele Frei-stuhle sich gar noch bestechlich zeigten, da ging es mit ihrem Ansehen schnell bergab, und schlielich richteten sie wieder blo da etwas aus, wo sie ihre Sitzungen abhielten. Die Strafgerichtsbarkeit in Stadt und Land. 1. Die Strafen. Im Mittelalter straften die Gerichte weit strenger als heute. Vergehen, auf die jetzt vielleicht nur ein paar Tage Gefngnis stehen, ahndeten sie oft gleich mit dem Tode. Knaben und junge Leute, die beim Diebstahl ertappt wurden, kamen an den Galgen. Frauen, die das Stehlen nicht lassen konnten, wurden lebendig begraben oder ertrnkt. Ruber und Totschlger wanderten auf das Blutgerst; aber das Schwert drohte auch schon dem, der bse Worte gegen die Obrigkeit gebrauchte. Wer nicht mit den Lehren der Kirche bereinstimmte, wurde als Ketzer verbrannt. Bei besonbers schweren Verbrechern wrbe die Tobesstrase noch verschrft. Ehe man den Verurteilten ttete, qulte man ihn erst auf die grau-famste Weise: man zwickte ihn mit glhenben Zangen, ri ihm die Zunge aus, zerschmetterte ihm auch wohl die lieber durch das Rab. Auch Frankfurt besa einen Galgen, und zwar stanb er ba, wo wir jetzt das Schumanntheater sehen. Die ganze Gegenb nannte man damals das Galgen-seld, und die Gallnsstrae und die Galluswarte haben einst Galgengasse und Galgenwarte geheien. Wer ertrnkt werden sollte, den strzte man in den Main. Der Hahn auf der Alten Brcke zeigt die Stelle an, von wo aus das geschah. In Frankfurt sind im Jahre 1386 allein 19 Hinrichtungen vollzogen worden. Die Strafe der Einsperrung kannte man fast gar nicht. Sollte ein Schuldiger nicht hingerichtet werden, fo hieb man ihm die rechte Hand ab oder schnitt ihm die Ohren herunter. Das letztere geschah in Frankfurt gewhnlich aus dem Rabenstein am heutigen Zimmerweg. Andern wurden die Augen ausgestochen, so einmal einem Feldschtzen, der Garben gestohlen hatte. Vielfach brannte man dem Schuldigen auch ein Zeichen auf die Stirn. An leichtere Strafen jener Zeit erinnert uns ein altes Bild der Haupt-wache. Es zeigt uns einen Pfahl, an dem ein Halseifen hngt. An jenen wurde der Verurteilte festgebunden und der schwere Ring ihm um den Hals gelegt. Nun stand er am Pranger und mute sich den Spott der Vor-bergehenden gefallen lassen. In der Nhe des Prangers bemerken wir einen hlzernen Efel, den liederliche Personen besteigen muten. Besonders merkwrdig ist das Trillerhuschen, ein groer Kfig, der sich um feine Achse bewegte. In diesen steckte man Felddiebe, Ruhestrer, betrgerische Bcker und drehte ihn solange, bis die Eingesperrten das Bewutfein verloren und niedersanken. 2. Die Folter. Schrecklich war auch schon die Behandlung der Unter-fuchungsgefangenen. Leugnete einer die Tat, beren man ihn anklagte, fo wrbe er gefoltert. Man spannte ihn zunchst auf die Streckleiter und reckte ihm die lieber, ba sie krachten. Gestanb er auch dann noch nicht, so legte man ihm Daumen- und Beinschrauben an, die ihm die lieber so zusammenpreten, ba das Blut herausfpritzte, ober man hngte ihn mit den Hnben an

8. Deutsche Geschichte - S. 190

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
190 beendet sein msse. Von den Richtern verlangte er strengste Unpartei-lief)feit. Der geringste Bauer, ja der Bettler," sagte er, ist ebenso ein Mensch tote Seine Majestt, und ihm mu alle Gerechtigkeit widerfahren. Ungerechte Richter sind schlimmer und gefhrlicher als eine Diebesbande." Jedermann konnte sich zu jeder Zeit an den König wenden, wenn er glaubte, da ihm unrecht geschehen sei. An eine lange Dauer des Friedens glaubte der König nicht. Darum rstete er sich fr den neuen Krieg. Die Armee brachte er auf 200000 Mann. Zu ihrer Ausbildung dienten besonders die Manver, die er jhrlich abhielt. Ebenso sammelte er einen groen Kriegsschatz an; denn die 27 Millionen Mark, die ihm sein Vater hinterlassen hatte, waren ver-braucht. Schlo und Park von Sanssouci. 2. Sanssouci. Am liebsten weilte Friedrich auf dem Schlosse Sanssouci, das er auf einem Weinberg bei Potsdam erbaut hatte. Sein Tagewerk war genau geordnet. Zehn Stunden widmete er den Staatsgeschften, vier dem Studium und der Schriftstellern. Am Abend ergtzte er sich erst an der Musik und dann an geistreicher Unterhaltung mit Freunden und Gelehrten. Zu dieser Tafelrunde gehrte auch der Franzose Vo lt aire. Der Hof halt Friedrichs war sehr einfach. Er verlangte jhrlich nicht mehr als 600000 Mark, während der Herzog von Wrttemberg auf ein einziges Fest doppelt soviel verwendete. Preußen," sagte der König einmal, ist ein armes Land; darum mssen seine Regenten sparsam sein."

9. Deutsche Geschichte - S. 262

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
262 Das durste nicht sein. Preußen konnte die Grndung des Kleinstaates nur dann zulassen, wenn er ihm nicht zu schaden vermochte. Bismarck fordnte darum von dem Herzog, da er den Oberbefehl der sein Heer an Preußen abtrete, ihm die Kieler Bucht als Kriegshasen einrume und sein Post- und Telegraphenwesen an das preuische anschliee. Von solchen Zugestndnissen aber wollte der Herzog nichts wissen. Er vertraute ans die mchtige Hilfe sterreichs, das ihn zum Wider-stand ermunterte. Bald wurde es klar, da der Krieg unvermeidlich fei. ^ 2. Dic deutsche Frage. Bei diesem Kriege aber handelte es sich nicht blo um das Schicksal Schleswig.holsteins, sondern auch um die Zukunft Deutschlands. Seit 1815 hatte Osterreich in Deutschland die Fhrung beansprucht, und Preußen halte sich ihm meist fgen mssen. Das war aber fr diesen Staat auf die Dauer unertrglich; wenn er eine europische Gromacht sein wollte, konnte er sich einer andern nicht unterordnen. Auch war Deutschland durch die Feindschaft zwischen seineu beiden grten Staaten zur Ohnmacht verurteilt, sollte es besser werden, so mute einer von ihnen ausscheiden und der andre die feste Fhrung bernehmen. Jener aber konnte nur sterreich sein; denn der grte Teil seiner Beolkernng war nicht deutsch, während Preußen, von seinen Polen abgesehen, lauter deutsche Einwohner zhlte. Das machte Bismarck seinem Herrn klar. König Wilhelm kmpfte lange mit sich, bis er diesem Gedanken zustimmte; deuu es war sicher, da sterreich niemals freiwillig ans Deutschlaud ausscheiden werde, und vor einem Bruderkriege scheute er zurck. Als rr sich aber von seiner Notwendig-keit berzeugt hatte, war er fest entschlossen, ihn durchzufechten. Osterreich hatte natrlich die Absicht, Preußen grndlich niederzuwerfen und sich die Alleinherrschaft in Deutschland zu sichern. Co ging's auf Leben und Tod. 3. Der Ausbruch des Krieges.^ Am Juni 1866 stellte sterreich beim Bundestag in Frankfurt den Antrag, gegen Preußen mobil zu machen. Wf^uswit neun gegen sechs Stimmen wurde er angenommen. Aus sterreichs Seite stand ganz Sd deutschlaud; ferner folgten ihm Frankfurt, Nassau, Kurhessen, Sachsen und Hannover. Zu Preußen hielten die Kleinstaaten Norddeutschlands; weiter hatte es bereitsein Bndnis mit Italien geschlossen, das, weint der Sieg errungen wurde, Ve netien, die Perle an der Adiia," als Preis davontragen sollte. In jenen Tagen schrieb König Wilhelm an Bismarck: So sind denn die Wrfel geworfen! Gott allein kennt den Ausgang dieses Anfangs! Entweder wir siegen oder werden mit Ehren tragen, was der Himmel der Preußen beschliet." 4. Die ersten Erfolge der Preußen. Alle Welt hielt Osterreich fr viel strker als Preußen. berall glaubte man, es werde sofort seine Truppen ans Bhmen hervorbrechen ' lassen und den kecken Feind der den Hansen rennen; aber das geschah nicht, denn die sterreicher waren mit ihren Rstungep noch nicht fertig. Dagegen besetzten die Preußen binnen drei Tagen Hannover, Kur Hessen ltud Sachsen. Der schsischen Armee gelang es, nach Bhmen zu entkommen und sich mit den sterreichern zu vereinigen. Die Hannoveraner jedoch, die sich nach Sddeutschland durchschlagen wollten, muten trotz tapferer Gegenwehr am 29. Juni bei Langensalza die Waffen strecken. ^ *$/** r/y -f y?- * vv>- +: A4 *

10. Deutsche Geschichte - S. 103

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
103 der Decke auf und band an die Fe groe Gewichte, soda sich der Krper unter grlichen Schmerzen ausdehnte. Um von der Qual befreit zu werden, gab der rmste bald alle Ver-brechen zu, nach denen man ihn fragte. Er gestand wohl Taten ein, an die sein Herz nie gedacht hatte. Hrte die Folterung auf, so beteuerte er natrlich seine Unschuld. Dann aber ging die Qulerei von neuem an. Wieder gab er alles zu, um die Marter zu enden, und schlielich sah er die Todesstrafe als Erlsung an. 3. Die Hexenprozesse. Wenn wir nach Idstein kommen, so fllt uns ein alter Turm auf: es ist der Hexenturm. Auch zu Lindheim in Oberhessen knnen wir einen solchen sehen, und mancher andre Ort besitzt gleichfalls einen. Diese Trme sind Zeugen des furchtbaren Hexenglaubens, der von der Zeit des Mittelalters an bis gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zahlreiche Opfer gefordert hat. Allgemein nahm man damals an, da es Leute, besonders Frauen gebe, die mit dem Teufel im Bunde stnden. Sie hatten ihm, so hie es, ihre Seele verschrieben, und zum Dank verlieh er ihnen unheimliche Krfte. Es war ihnen nun ein Leichtes, mit dem bloen Blick Menschen und Tiere zu tten oder diesen irgend eine Krankheit aufzuladen. Wenn sie es wollten, so gab des Nachbars Kuh Pltzlich keine Milch mehr, die Hhner hrten auf, Eier zu legen, und der treue Haushund verwandelte sich in eine hliche Krte. Auch der Hagel, der dem Bauer das Korn auf dem Felde zerschlug, war ihr Werk. In der Walpurgisnacht fuhren sie auf einem Bock oder einem Besen durch den Schornstein und ritten durch die Luft nach dem Brocken, wo sie mit ihrem Herrn und Meister, dem Teufel, tanzten. Jede Frau schwebte in Gefahr, als Hexe angesehen zu werden. Es brauchte sich nur ein Anklger zu finden, und sie mute vor Gericht erscheinen. Dann war es meistens um die rmste geschehen: es gab Folter, Gestndnis, Feuertod. In Frankfurt ist niemals eine Hexe verbrannt worden; wohl aber in der Umgegend. So mute zu Heftrich im Taunus eine brave Pfarrsrau das Leben lassen, weil der eigne Mann sie beschuldigte, da sie mit dem Teufel ver-kehre. Auf einem freien Platze bei Herborn sah man noch vor hundert Jahren einen kleinen Wald von verkohlten Pfhlen, an denen Hexen gestorben waren. In Wrzburg allein wanderten binnen zwei Jahren 158 Menschen aus den Scheiterhaufen, unter ihnen Mdchen von neun und Knaben von zehn bis vierzehn Jahren. Man hat berechnet, da in Deutschland etwa 100 000 Personen dem Hexenwahn zum Opfer gefallen sind. Es gab einzelne Menschenfreunde, die dies furchtbare Unrecht erkannten und dagegen kmpften. Zu ihnen gehrte der edle katholische Geistliche Friedrich von Spee, der viele der Armen auf den Tod vorbereiten mute und vor Kummer frhe graues Haar bekam. In einer Schrift flehte er Fürsten und Obrigkeiten an, die abscheulichen Hexenprozesse einzustellen; aber nur ganz langsam sahen die Menschen ihren Irrwahn ein: bis gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts hat er sein Unwesen getrieben.
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