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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 100

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
100 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Fünftes Kapitel. Die Waräger. Gründung des russischen Reichs durch Rurik (862). Die slavischen Ostseeküsten sind gewiß als die nächstgelegenen frem- den oder, was für die Normannen gleichbedeutend war, feindlichen Länder schon frühe durch die Wickinger heimgesucht worden, aber be- stimmte Nachrichten haben wir darüber keine. Diese ostwärts fahrenden Wickinger wurden Waräger (Kriegsleute, Söldner) genannt und den- selben Namen gaben auch die Griechen den Normannen, welche in der Leibwache des byzantinischen Kaisers dienten (Barangoi). Die slavischen und finnischen Stämme am Wolchow (wo schon Nowgorod stand) und an der obern Wolga riefen (also lautet die sagenhafte Erzählung), gegen ihre normannischen Bedränger^andere Normannen zu Hilfe, den Stamm der Noß oder Nüssen (den man mit den germanischen Rorolanen, die als ein Bestandtheil des großen, von den Hunnen zerstörten Gothenreichs genannt werden, in Verbindung bringen will) zu Hilfe, und erwählten die drei Brüder Rurik, Truwor und Sineus zu Fürsten; Rurik ver- einigte nach dem Tode seiner Brüder deren Gebiete mit dem seinigen und residierte zu Nowgorod am Ilmensee. So entstand das Großfür- stenthum Rußland, wobei jedenfalls, mag der Sage wenig oder viel Thatsächliches zu Grunde liegen, eine Mischung skandinavischer Elemente mit slavischen und finnischen statt fand. Oskold und Dir, zwei andere Häuptlinge der Waräger, entrissen 863 den Chazaren Kiew und grün- deten dort ein eigenes Fürstenthum, 866 aber fuhren sie mit 200 Schiffen den Dniepr hinunter in das schwarze Meer und erschienen Plötzlich vor Konstantinopel; ein Sturm zerstreute oder zerstörte ihre Schiffe und die übriggebliebenen Wagehälse machten'sich wieder auf den Heimweg nach Kiew. Während der Minderjährigkeit von Ruriks Sohn Igor regierte Oleg (879 — 912), der Kiew eroberte, die Chazaren zurückdrängte, mit einer zahlreichen Flotte die Küsten des schwarzen Meeres plünderte und die Ungarn zurückschlug; Igor (912 — 944) zwang nach russischen Berichten durch drei Kriege den byzantinischen Kaiser zur Tributzahlung. Nach seinem Tode regierte seine Wittwe Olga (945—965) kräftig und weise; sie war dem Christenthum geneigt und reiste nach Konstantinopel, wo sie sich taufen ließ. Dagegen blieb ihr Sohn Swätoslaw (965 — 973) Heide und erfüllte das östliche Europa mit dem Schrecken seiner Waffen; er unterwarf die Chazaren bis an den Iaik (Uralfluß), die türkischen Stämme der Kassogen und Fassen zwischen dem asow'schen und kaspi- schen Meere, einen Theil der Bulgaren, und wurde von dem byzantini- schen Kaiser Johannes Tsimiszes 971 bei Silistria mit Mühe zurück-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 275

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die osmanischen Türken. 275 Losungswort aller Spahisöhne werden, denn nur durch den Krieg kamen sie in den Besitz von Lehen und damit in den Genuß von Reich- thum und Lust, und wären die Sultane den Grundsätzen Orchans und seiner ersten Nachfolger getreu geblieben, so hätten sie Jahr für Jahr eine Generation junger Krieger gegen die benachbarten Länder loslassen müssen. Orchans Sohn Solyman setzte 1356 über den Helles- pont zum erstenmale in der Absicht, in Europa eine dauernde Erobe- rung zu machen. Ein Erdbeben hatte die Mauern der Städte am Hellespont umgeworfen, ein furchtbares Ungewitter tobte, als er Galli- poli erstürmte, den Schlüssel des Hellesponts. Immer zogen nun frische Schaaren herüber nach Europa; Murad I. (1359—1389) eroberte schon die zweite Stadt des byzantinischen Reiches, Adrianopel, 1361, und machte es zur Sultanstadt; 1386 fiel auch Thessalonika, die dritte Stadt des Reiches, in seine Gewalt und so umspannte er mit seiner Herrschaft Konstantinopel in einem weiten Bogen und schnitt es auf der Landseite von der Christenheit ab; Murad eroberte auch den größten Theil von Vorderasien, indem er die kleinen türkischen Reiche unterwarf. Er ver- vollkommnete die von Orchan eingesührten Janitscharen, die bis in die neueste Zeit ein gefürchtetes, in früheren Jahrhunderten ein unüberwind- liches Fußvolk waren. Gefangene Christenknaben wurden vorzugsweise für dieses Korps bestimmt; von Zeit zu Zeit wurden auch die Kinder der unterworfenen Christen gemustert und die schönsten und stärksten Knaben weggenommen; das war gewissermaßen ein Zehnte. Diese wurden nun in eigenen Gebäuden, wir wollen sie Kasernen nennen, zum Waffen- dienste und Chnstenhasse erzogen. Vom Knabenalter an übten sie sich in der Führung des Säbels und Feuerrohrs, und lernten Hunger und Durst spielend ertragen (wie die Knaben von Lykurgs Spartanern). Sie kannten weder Vater noch Mutter, nicht Geschwister oder Verwandte, nicht Haus und Heimath — ihnen war das Kriegslager die Heimath, der Waffengefährte Bruder und der Sultan Vater, der mit Ehre, Würde und Gut lohnte. Ihr Gehorsam gegen den Befehl der Hauptleute, ihre Ord- nung und strenge Zucht waren unübertrefflich und gaben ihnen ein ent- schiedenes Uebergewicht über die undisciplinierten Haufen der Christen. Murad überfiel 1363 bei Nacht ein Heer Ungarn, Serben, Bosnier und Walachen an der Marizza, und vernichtete es; er bedrängte auch planmäßig die Bulgaren und Serben immer heftiger. Die Serben waren im Anfänge des 11. Jahrhunderts dem byzantinischen Reiche unterthan geworden, aber schon nach 50 Jahren erkämpften sie ihre Freiheit wie- der und breiteten ihr Gebiet über Thrakien und Makedonien aus; ihr Kö- nig Stephan Duschan (1336 —1359) gebot von Jllyrien bis Make- donien und Thessalien, und wahrscheinlich hätten sie das byzantinische Reich völlig erobert und verjüngt, wenn der Einbruch der Osmanen ein 18*

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 316

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
316 Das Reich der Cäsaren. Augustus verlangte beides, allein die Abgaben und die Verwaltung waren geregelter, der Kriegsdienst ehrenvoller. Denn nun trat der Provin- ziale in die Legion ein, wodurch er dem gebornen Römer gleichgestellt wurde und mit diesem nicht nur die Beschwerden, sondern auch die Vor- theile des Soldatenlebens theilte. In kurzer Zeit wurden die Legionen fast ausschließlich aus den Provinzen geworben und da auf den Legio- nen die Macht des Reiches beruhte, so wurden die Söhne der Pro- vinzen die rechte Hand des Kaisers, die eigentlichen Römer. Aus den ausgedienten Legionen gingen aber auch rechtlich die neuen römischen Bürger hervor, indem die Kaiser (namentlich Augustus) durch sie neue Kolonieen gründeten oder alte Kolonieen auffrischten; der Kolonist war aber, wie wir wissen, römischer Bürger. Die Provinzialbevölkerung hatte ihre oppida (urbs hieß eigen- tümlich nur Rom) municipia, coloniae, praefecturae, fora, vici, conciliabula, castella. Die drei ersten waren nicht auf eine einzelne Stadt begränzt, sondern umfaßten einen ganzen Bezirk, dessen Einwohner in allen wichtigern Angelegenheiten dorthin als den Sitz ihrer Municipal- regierung angewiesen waren. Die conciliabula, vici, Ibra scheinen Orte gewesen zu sein, wo an bestimmten Tagen von den Duumvirn oder dem Präfekten der Bezirksstadt Gericht gehalten wurde; sie hatten wahrschein- lich keine höheren Magistrate und nur Dekurionen (Gemeinderäthe, zugleich Steuereinzieher). Die Munieipien hatten, wie früher gesagt worden ist, ihre Komitien, ihren Senat (decuriones), dessen Präsiden- ten die duumviri oder quinquennales, in den Präfekturen die prae- fecti waren; diese übten auch die Gerichtsbarkeit; die niederen Magistrate waren die aediles und quaestores. (Alle diese Titel finden sich häufig, wo Reste ehemaliger römischer Niederlassungen ausgegraben werden.) Ausbreitung der römischen Kultur; Vernichtung der Nationalitäten. Unter Augustus und dessen nächsten Nachfolgern wurden die Pro- vinzen des Westen und die nördliche Küste von Afrika (Aegypten und Kyrene ausgenommen) eigentlich römisch; sie gehorchten nicht bloß den von Rom ausgehenden Geboten des Eäsars, sondern ihr ganzes Wesen wurde in das römische aufgelöst: Religion, Sitte, Sprache, Lebens- weise, alles Nationale hörte auf. Die Völker in den helvetischen, rhätischen und norischen Alpenthälern, die Gallier, Hispanier, Britan- nen, Numidier und Punier widerstanden dem Andrange des römischen Wesens so wenig, als sie der römischen Waffenmacht sich hatten erweh- ren können. Auch in dieser Beziehung hat es kein Volk dem römischen gleich gethan; keines entwickelte aber auch die furchtbare Energie der Römer und nahm hinwieder gewisse fremde Elemente so in sich auf, als

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 357

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
P. Aelius Hadrianus. 357 In seiner Politik wich er von dem trajanischen Gange beträchtlich ab. Trajan hatte dem Senate wieder einige Rechte eingeräumt, so daß der Schriftsteller Tacitus sagen konnte, dieser Kaiser habe sonst unverträgliche Dinge, nämlich Herrschaft und Freiheit, mit einander geeiniget; Hadrian aber nahm dem Senate und den Prätoren ihren bisherigen Antheil an der Gesetzgebung, dem Gerichtswesen und der Verwaltung und schuf dafür eigene Aemter, deren Inhaber der Kaiser unmittelbar ernannte und dirigierte. Die Edikte der alten Prätoren ließ er sammeln, damit Lie Richter nach einer bestimmten Norm sprechen konnten; sein edictum perpetuum ist demnach das erste eigentliche Gesetzbuch der Römer, und von dieser Zeit an nimmt die Rechtsgelehrsamkeit einen merkwürdigen Aufschwung. Obgleich in der Kriegskunst nicht unerfahren, zog er den Frieden dem Kriege vor. Er gab den Parthern die trajanischen Eroberungen zurück und machte den Euphrat und die arabische Wüste zur Gränze des Reiches. In Britannien zog er den Piktenwall (von Tyne bis New- castle) gegen die kriegerischen Kaledonier, und im südwestlichen Deutsch- land verstärkte er die Gränzfesten durch zusammenhängende Werke (val- lum Hadriani). Er verwies die Römer also wieder auf den Verthei- digungskrieg, von welchem Trajan abgegangen war, und lieferte damit zugleich ein Zeugniß, daß es mit dem Römerthum zu Ende gehe. Unter ihm machten die Juden Ln Palästina noch einmal einen blutigen Auf- stand; Hadrian beschränkte sie nämlich in der öffentlichen Ausübung ihres Kultus und baute 126 n. Ehr. an die Stätte Jerusalems eine römische Kolonie und auf den Moriah einen Tempel des Jupiter Ka- pitolinus; dem Kaiser und dem Gotte zu Ehren hieß die neue Kolonie Aelia Kapitolina. Darüber geriethen die Juden in neue Wuth und unter einem falschen Propheten, der sich Bar Kochab, Sohn des Sterns nannte, versuchten sie noch einmal Gott und das Glück der Waffen (135 nach Ehr.). Die Römer metzelten über eine halbe Million nieder, zerstörten über 1000 Städte und Flecken und machten Judäa zur Einöde. Bei Todes- strafe durfte fortan kein Jude sich in Jerusalem sehen lassen; nur einmal im Jahre war es ihm gegen Erlegung einer Abgabe erlaubt, auf den Trümmern seiner Stadt zu weinen und die alten Klagelieder zu fingen. Hadrians Leben war nicht fleckenlos und er gab den durch Trajan verwöhnten Römern manchmal Anlaß zur Unzufriedenheit. Er war ihnen auch zu gelehrt und ging zu viel mit Gelehrten um, ließ sich zu viel von den Griechen schmeicheln und verweilte zu gerne in Athen und Alexandrien, wo ihm sein Liebling Antinous im Nil ertrank und darauf unter die Götter und die Gestirne versetzt wurde. Gegen das Ende seines Lebens wurde er gemüthskrank und argwöhnisch; vier Senatoren ließ er in dieser Stimmung willkürlich hinrichten. Indessen wurde er doch nach seinem 138 erfolgten Tode unter die Götter erhoben.

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 274

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
274 Deutschland und Italien sinken. (1490) von dem kinderlosen Sigismund seinem eigenen Sohne Mari- milian überlassen wurde, so daß das ganze habsburgische Erbe wieder zusammenkam. Friedrich Hi. hatte auch die Grafschaft Cilly bei der Ermordung des kinderlosen Grafen Ulrich (1456) an sich gezogen, so daß er seinerseits nichts verlor, sondern seine Besitzungen vermehrte. Dagegen begannen 1480 die Raubzüge der osmanischen Türken von Bosnien aus nach Kärnthen und Steyermark; denn während sie noch vor Konstantinopel lagerten und gegen die Serben zu kämpfen hatten, hielt man im deutschen Reiche Reichstage wegen eines großen Türken- zugs, der niemals zu Stande kam, predigte das Kreuz und verord- nete Gebete, verrieth und tödtete aber nebenher in elenden Fehden die eigenen Landsleute. Neuntes Kapitel. Die osmanischen Türken. Dschingischans Nachfolger behaupteten ihre Eroberungen in Vorder- asien nicht lange; die türkischen Fürstenthümer warfen das mongolische Joch ab und begannen sich wieder zu regen, keines aber wurde den Christen furchtbarer als das der osmanischen Türken. Osman, der Sohn Ertogrulö, kam 1296 an die Spitze der türkischen Horde, die von ihm benannt wurde (Osmanen). Seine Herrschaft gründete er am troja- nischen Olymp und verstärkte seine Streitmacht durch die Aufnahme von Bundesgenossen. Sein Sohn Orchan (1326 —1359) eroberte die Stadt Bursa (Prusa), wo er residierte und den Titel Padischah an- nahm; auch Nikäa und Nikomedia fielen in seine Gewalt und er wagte sich selbst über den Hellespont. Er errichtete ein stehendes Fußvolk, die Janitscharen (Ienitscheri, d. h. junge Leute), zu welchen er auch Chri- stenknaben heranzog, die den Glauben ihrer Eltern bei ihrer Erziehung vergessen und fanatische Moslemin werden mußten. Die Reiterei der Spahis wurde ebenfalls von ihm in das Leben gerufen; der Spahi, der mit dem Sultane (Padischah) einen glücklichen Feldzug gemacht hatte, erhielt von dem Sultan ein Lehen (Timar), das ihn verpflichtete zu Pferde ayszuziehen, so oft es der Sultan gebot. Die- ses Lehen war aber' nicht erblich; die Söhne des Spahi mußten sich erst Lehen durch Kriegsdienste verdienen, und dann stand es bei dem Sultane, ob er einem von ihnen das Lehen des Vaters gab und nicht alle mit neu eroberten beschenkte. Krieg mußte deßwegen das

6. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 277

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die osmanischen Türken. 277 Jahre alt, war auch unter den Gefangenen; der Sohn des Sultans erbat ihm von seinem Vater das Leben, und nach 36jähriger Sklaverei sah Schildberger sein Vaterland wieder und beschrieb seine Erlebnisse.— Nach der Schlacht von Nikopolis wäre Konstantinopel wahrscheinlich in die Hände des Sultans gefallen, denn der Kaiser Manuel flehte in Ve- nedig, Genua, Mailand, Paris und London vergebens um Hilfe, wenn nicht der Mongole Timur mit den Türken in Asten zusammengestoßen wäre. Timur war Gebieter des Reiches Dschagatai, das stch neben drei andern aus Dschingischans ungeheurer Monarchie gebildet hatte. Er war ein fanatischer Moslem und wilder Mongole, der jedoch Astronomie und die praktischen Wissenschaften begünstigte. Von 1366 — 1405 führte er Vertilgungskriege gegen Christen, Heiden und sunnitische Moslemin. Neun Dynastieen stürzte er um; er eroberte Persten, in dessen Hauptstadt Ispahan er Pyramiden aus den Köpfen von 70,000 Erschlagenen er- richtete, Bagdad, wo 90,000 Köpfe zu einer solchen Trophäe gebraucht wurden. Das empörte Chowaresmien wurde gänzlich verwüstet und die Einwohner vernichtet, in Georgien begrub man die Christen lebendig. Indiens Hauptstadt Delhi wurde erobert, geplündert und eine unzählige Menschenmenge erschlagen. Dieser Fürchterliche zog gegen den Sultan; er fiel (1400) in Kleinasten ein, und bei Ancyra, 1402 im Juli, wurde Bajasid in einer gräulichen Schlacht überwunden und selbst gefangen. Der Sultan wurde übrigens ehrenvoll behandelt, nicht wie die Sage meldet, gleich einem wilden Thiere in einem eisernen Käfig herumgeführt, starb aber schon im März 1403. Timur erstürmte Damaskus und ver- brannte es, ebenso Smyrna; der Kaiser Manuel zahlte ihm willig Tri- but; doch Timur kehrte an der Schwelle Europas um, weil er es vor- zog die heidnischen Chinesen zu bekriegen; er starb schon am 10. Juli 1404, und sein ungeheures Reich zerfiel wieder. So wurde Konstantino- pel noch einmal gerettet und hatte, als Bajasids Sohn Mohammed I. siegreich aus dem Bruderkriege hervorgegangen war, ungefähr zwanzig Jahre lang Frieden. Aber Murad Ii. (1422 — 1451) griff es aber- mals an, und nur mit der größten Mühe behauptete es sich gegen einen fürchterlichen Sturm ■, den der Sultan bei dieser vierten türki- schen Belagerung wagte. Da trug endlich Kaiser Johann V. den Abend- ländern die Kirchenvereinigung an; diese kam wirklich 1439 auf dem Koncil zu Florenz zu Stande, aber die Russen wollten nichts von ihr wissen, das griechische Volk murrte und seine Mönche tobten. Der König Wladislaus von Polen und Ungarn brach den Waffenstillstand, welchen er mit Murad abgeschlossen hatte, und wollte Konstantinopel zu Hilfe ziehen. Bei Varna lieferte er den Türken 10. Nov. 1444 eine Hauptschlacht; sie begann und endete wie bei Nikopolis; die türki- schen Aufgebote wurden geworfen, aber die Janitscharen gaben der

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 279

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die osmanischen Türken. 279' losgeschossen werden konnten, jedoch durch ihre ungeheuren Kugeln (die größte Kanone schoß zehn Centner) ersetzten, was dem Feuer an Schnel- ligkeit abging. Ueberdies bemächtigte er sich des Hafens, den die Grie- chen durch ungeheure Ketten geschlossen hatten, indem er bei Nacht über 200 Schiffe auf Walzen um Galata herum in den Hafen schaffte und Konstantinopel auch von dieser Seite bestürmte. Nach 50tägiger Bela- gerung stürzte ein Theil der Mauer ein, zum Unglücke in den Graben und füllte ihn aus. Am 53sten Tage der Belagerung, am 29. Mai 1453, ordnete der Sultan einen allgemeinen Sturm an; er überließ seinen Soldaten alles in der Stadt und behielt sich nur die Gebäude vor. Die türkischen Massen stürzten sich auf die Bresche und verschie- dene Thore; kein Wurf und kein Schuß von Seite der Griechen konnte fehlen, allein der Feinde waren zu viel, und der Sultan ließ die Wei- chenden durch Peitschenhiebe und Keulenschläge zum Sturme zurücktrei- den. Nach mehrstündigem Kampfe ermatteten die Griechen, und der verwundete Genuese Giustiniani, der den Feind mehrmals zurückgetrie- den hatte, floh verzweifelnd nach Galata. Jetzt erst führte der Sultan seine Janitscharen zum Angriffe; sie drangen an mehreren Stellen zu- gleich über die Mauer, ihre Säbel hieben Bahn; Konstantin fiel im Kampfe, und in die Stadt hinein scholl nun der Ruf der Türken: Kon- stantinopel ist unser! Diese drangen mordend in die Stadt, denn sie glaubten, es mit viel mehr Bewaffneten zu thun zu haben, und erwar- teten in der Stadt selbst einen verzweifelten Widerstand. Erft als sie ihres Jrrthums gewahr wurden, hielten sie mit dem Morden inne und machten so viele Gefangene als jeder konnte; die Einwohner erfuhren nun alle Gräuel, welche Sklaverei und thierische Wollust bereiten; etwa 400,000 Menschen mögen damals den Türken in die Hände gefallen sein. Die Sophienkirche, Kaiser Justinians Denkmal, wurde zur Mo- schee; die Glocken der christlichen Kirchen lieferten das Material zu türkischen Kanonen. Doch kaufte der Sultan viele Gefangene seinen Soldaten ab und siedelte sie in Konstantinopel an, denn er brauchte Künstler und Handwerker, nicht bloß Krieger und Räuber, wie seine Türken waren; darum gestattete er auch den Griechen unter Beschrän- kungen die Ausübung ihres Kultus, setzte ihnen einen Patriarchen und gab ihnen bürgerliche Rechte. Mohammed baute auch zwei feste Schlös- ser, eines auf jedes Ufer des Hellesponts (die alten Dardanellen), um feindlichen Flotten den Weg nach Konstantinopel zu sperren. Er rü- stete sich zu Wasser und Land gegen die Christenheit und bedrohte zunächst Ungarn, wo ihm aber Johannes Hunyades erfolgreichen Widerstand leistete. Belgrad war damals Ungarns Vormauer; dieses stürmte Mo- hammed am 21. Juli 1456 mit rasender Anstrengung, indem er unauff hörlich frische Mannschaft zum Angriffe führte. Die untere Festung war

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 280

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
280 Deutschland und Italien sinken. bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungs- gräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten Anstrengung; mit brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Faschinen der Türken in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen, welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte augenblicklich zurück und die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad und Ungarn gerettet. Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe blutig zurückgewiesen; als aber 1467 Skanderbeg zu Alisso gestorben war, hörte die Einigkeit der Albanesen auf und sie mußten sich bald der tür- kischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 bemächtigte sich der Sultan Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig un- terjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolo- nisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das ge- meine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knechtschaft gestoßen wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Venetianern die Inseln Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Alba- nien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 be- siegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um I486 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien ver- loren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Stapelplätze am schwarzen Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Trapezunt machte er 1462 ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Auf- stände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis zu seinem Tode (I486) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen und Ungarn oder von Bosnien aus gegen Kärnthen, Krain und Steyer- mark unternehmen. Zehntes Kapitel. Erneuerung des französisch-englischen Krieges. Frankreich hatte unter Karl V. (1364—1380), für welchen du Gues- klin die meisten Besitzungen der Engländer eroberte, sich nur erholt, um wieder eine Beute innerer Zwietracht und zum Schauplatze englischen

9. Geschichte des Mittelalters - S. 22

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. fürchtete Krieger zu Waffer und zu Land, deren Raubschiffe unter den letzten römischen Kaisern Britannien und Gallien heimsuchten. Wir kennen sie bereits als die Eroberer eines Theils von Britannien und werden sie später noch einmal mächtig gegen die Franken für ihre na- tionale Unabhängigkeit und Religion kämpfen sehen. Zweites Kapitel. Die Einrichtung der nrurn Reiche. Die Stände. Bei jedem deutschen Stamme findet sich eine herrschende und freie, sowie eine dienende und unfreie Klasse. Die Herren (aus Hehiro, einer Komparativform, die auch im Adjektiv „hehr" erhalten ist; der Herr hieß auch Froho, daher Frohnaltar, Frohnleichnam, die Herrin Froha, d. h. Frau) waren entweder Adelige (von Adal, d. h. Ursprung, Ge- schlecht, mit dem Merkmal des Vorzugs) oder gewöhnliche Freie. Zu dem Adel gehörten die Könige, Herzoge und Grafen, insofern diese Würden immer von Männern alter Abstammung begleitet wurden, auch bei denjenigen germanischen Stämmen, wo die Volksgemeinde noch unbeschränktes Wahlrecht ausübte. Die Adeligen besaßen auch die größ- ten Hofgüter als freies Eigenthum (Allod), die gemeinen Freien weniger große (30—60 Morgen Ackerlands, ohne Wald und Weide, scheint bei den meisten Stämmen das Maß gewesen zu sein, das einem gemeinen Freien bei der Besitznahme eines Landes als Eigenthum zugeschieden wurde). Die Dienstbarkeit hatte verschiedene Abstufungen, von den Liten und Hörigen, welche auf einem zinsbaren Gute saßen und zum Kriegs- dienste verpflichtet waren, bis zu den Leibeigenen, welche mit ihrem Leibe dem Herrn gehörten und ihre Dienstbarkeit auf ihre Kinder ver- erbten. Die Leibeigenen wohnten theils um den Herrenhof und dienten als eigentliches Gesinde, auch als Handwerker u. dgl., oder ihr Herr wies ihnen ein Stück Land an, gab ihnen Haus, Vieh und Ackerwerk- zeug, wofür sie ihm einen Theil von dem Ertrage des Ackers, der Wiese und des Stalles, auch Wolle und Gewebe abgaben. Andere hüteten das Vieh auf den herrschaftlichen Weiden, machten Käse und Butter (Sennen); noch Andere trieben Handwerke und lieferten in das Herren- haus z. B. hölzernes und irdenes Geschirr, Ackerwerkzeuge re. Je mehr ein Herr Land hatte, desto mehr konnte er auch durch Leibeigene anbauen lassen und um so reicher war er. Die Freilassung eines

10. Geschichte des Mittelalters - S. 303

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die osmamschen Türken. Osman. Orchan. 303 der sich gewöhnlich im Tprol aufhielt. Sigismund wurde 1460 von dem Papste gebannt, weil er den Bischof von Briren, mit dem er Streit hatte, in das Gefängniß warf; diese Gelegenheit benutzten die Schweizer und nahmen den Thurgau weg, so daß außer dem Frickthale (im heu- tigen Kanton Aargau) das Haus Habsburg alle Besitzungen in seinem Stammlande verlor. Friedrich Hl. erlebte es jedoch noch, daß Tyrol (1490) von dem kinderlosen Sigismund seinem eigenen Sohne Mari- milian überlassen wurde, so daß das ganze habsburgische Erbe wieder zusammenkam. Friedrich Ih. hatte auch die Grafschaft Cillp bei der Er- mordung des kinderlosen Grafen Ulrich (1456) an sich gezogen, er ver- lor demnach seinerseits nichts, sondern vermehrte seine Besitzungen. Türken ein fälle. Dagegen begannen 1480 die Raubzüge der osmamschen Türken von Bosnien aus nach Kärnthcn und Steyermark; denn während sie noch vor Konstantinopel lagerten und gegen die Serben zu kämpfen hatten, hielt man im deutschen Reiche Reichstage wegen eines großen Türkenzugs, der niemals zu Stande kam, predigte das Kreuz und ver- ordnete Gebete, verrietst und tödtete aber nebenher in elenden Fehden die eigenen Landsleute. Neuntes Kapitel. Die osmanischen Türke». Gsinan- (1296-1326). Vrchan (1326—1359). Dschingischans Nachfolger behaupteten ihre Eroberungen in Vorder- asien nicht lange; die türkischen Fürstenthümer warfen das mongolische Joch ab und begannen sich wieder zu regen, keines aber wurde den Christen furchtbarer als das der osmanischen Türken. Osman, der Sohn Ertogruls, kam 1296 an die Spitze der türkischen Horde, die von ihm benannt wurde (Osmanen). Seine Herrschaft gründete er am tro- janischen Olymp und verstärkte seine Streitmacht durch die Aufnahme von Bundesgenossen. Sein Sohn Orchan (1326—1359) eroberte die Stadt Bursa (Prusa), wo er residierte und den Titel Padischah an- nahm; auch Nikäa und Nikomedia fielen in seine Gewalt und er wagte sich selbst über den Hellespont. Spahis und Janitscharen. Er errichtete ein stehendes Fußvolk, die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), zu welchen er auch Christenknaben heranzog, die
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TM Hauptwörter (200)200

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