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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 50

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
50 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. größte Theil seines Vermögens verschwand. Das Beispiel der prote- stantischen Fürsten wirkte jedoch' merkbar auf manchen katholischen; der Erwerb des ganzen Stiftsgutes, die Lust, auch in geistlichen Dingen zu befehlen, war Kaisern und Fürsten ohnehin nie ganz fremd gewesen, und mußte forthin durch das naheliegende Beispiel genährt werden. Daö Kaiserthum war nun auch in der Idee vernichtet; was sollte die päpstliche Krönung, die kaiserliche Schirmvogtei der Christenheit in den Augen der Protestanten bedeuten? Gerade dies war ihnen ein Gräuel; der Kaiser durfte eine Kirchenspaltung nicht zugeben, wenn er seinen Eid nicht verletzen wollte, darum konnten ihn auch die Protestan- ten nicht als Kaiser anerkennen, und damit unterstützte die Religion das Gelüsten der Fürsten nach Selbstherrlichkeit. So brachte die Kirchen- spaltung auch einen Riß durch die deutsche Nation; Karl V. war der letzte Kaiser, der von dem Papste gekrönt wurde, er war auch der letzte Kaiser nach Willen und Wirken, wie Karl der Große der erste gewesen. Karls V. Abdankung und Tod (21. September 1558). Karl machte noch einige schwache Versuche, seinem Sohne Philipp die deutsche Krone zu verschaffen, aber als er bemerkte, daß die deutschen Fürsten, katholische wie protestantische, nie darauf eingehen würden, über- ließ er Deutschland seinem Bruder Ferdinand und ging in die Nieder- lande. Er war krank, und noch mehr schmerzte ihn wohl das Mißlingen seiner großen Plane: die Kirchenspaltung war nicht gehoben, Frankreich gefährlicher als je, Solyman jeden Augenblick bereit, sich auf Wien zu stürzen, und Karl selbst sah sich in Deutschland verrathen und verlassen. Er fühlte es, daß seine Rolle zu Ende sei, seitdem er die Gewalt eines Kaisers verloren hatte, darum wollte er sich für den Rest seines Lebens zurückziehen und auf den Tod vorbereiten. Den 25. Oktober 1555 überließ er in einer feierlichen Versammlung zu Brüssel die Negierung seiner lieben Niederlande seinem Sohne Philipp, und bald darauf ent- sagte er dem spanischen Throne; den 7. September 1556 legte er auch die Kaiserkrone nieder. Den 17. September 1556 schiffte er sich in Seeland nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei Placentia unweit Valladolid, wo er den 24. Februar 1557 ankam. Hier lebte er mit wenigen Dienern in völliger Abgeschiedenheit, indem er sei- nem Sohne nur in wichtigen Angelegenheiten erbetenen Rath gab; einen Theil seiner Tageszeit widmete er dem Gebete oder dem Lesen frommer Bücher, namentlich St. Augustins und St. Bernhards, oder er pflegte sei- nen kleinen Garten, oder versuchte sich in mechanischen Arbeiten. Er starb den 21. September 1558, seines Alters 58 Jahre, 6 Monate, 25 Tage, betend für die Einheit der Kirche. Karl hat noch selten gerechtes Urtheil gefunden. Die Protestanten

2. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 95

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf 11. 95 Mar starb am 12. Oktober 1576 im 50sten Jahre seines Lebens; er sprach deutsch, spanisch, italienisch und französisch und hatte den Ruhm eines gerechten und menschenfreundlichen Regenten. Feldherr war er keiner und auch kein guter Staatswirth, daher er auch trotz der Reichs- hilfe gegen die Türken nichts ausrichtete. Er hinterließ sechs Söhne und zwei Töchter. Kudols 11. (1576- 1612). Marens ältester Sohn Rudolf, den er bei Lebzeiten zu Ungarns und Böhmens König hatte krönen lassen, wurde sein Nachfolger auf dem deutschen Thron. Rudolf war in Spanien erzogen worden, wohin Karl V. seinen Vater auf kurze Zeit als Statthalter geschickt hatte, und war noch unkriegerischer als seine meisten spanischen und deutschen Ver- wandten. Er hatte seine Freude an schönen Pferden und war Tage lang bei ihnen im Stalle, liebte Kunstwerke jeder Art, von denen er eine herrliche Sammlung anlegte, beschäftigte sich auch mit Alchymie und Astrologie; die großen Astronomen Tycho de Brahe und der Schwabe Kepler, dessen Namen durch die nach ihm benannten Gesetze verewigt ist, dienten dem Kaiser, denn die Astronomen waren noch Astrologen (die Reformatoren glaubten gleichfalls an die Astrologie, wie auch die Tübinger Theologen Keplern wegen seines Glaubens an das koperni- kanische System censierten). Rudolf hätte wahrscheinlich einen guten Professor abgegeben, aber als Kaiser machte er sich und seine Länder unglücklich. Gegen die Protestanten verfuhr er etwas schärfer als sein Vater; in Wien hielt ein Pastor Opi; lästerliche Predigten gegen den Papst und mit seinen Kollegen stritt er sich so unziemlich über die Erb- sünde, daß Rudolf alle mit einander fortjagte, wozu er auch ohne wei- teres befugt war, weil ihre Kirchen ihre Entstehung nicht kaiserlicher Bewilligung, sondern kaiserlicher Nachsicht verdankten. Darauf hob Rudolf alle nicht privilegierten Pfarreien auf und verbot alle protestan- tischen Schulen. Das nannte man im protestantischen Lager Verfolgung des Evangeliums, während doch die Katholiken in keinem protestantischen Lande Duldung fanden, und selbst Lutheraner und Kalvinisten einander blutig verfolgten. In Sachsen z. B., dessen Kurfürst Christian I. sich zu Tode trank, wurde unter seinem minderjährigen Nachfolger Christian Ii. der Kanzler Krell wegen kalvinischer Meinungen zehn Jahre einge- kerkert, sein großes Vermögen während des Prozesses durch die Pastoren und Juristen gekapert und endlich wurde der halbverhungerte Mann mit einem eigens dazu gemachten Schwerte geköpft; ähnlich verfuhren die Pastoren in Braunschweig und Schlesien. Dagegen mußte die Pfalz kalvinisch werden, weil es hem Landesherrn gefiel, und noch zweimal mit dem lutherischen und kalvinischen Bekenntnisse aus demselben Grunde

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 106

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
106 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. Beispiel, denn bessere gibt es nicht." So führten die Jesuiten den Kampf gegen den Protestantismus durch Wort, Schrift und Unterricht; aber er blieb leider nicht auf dieses Gebiet beschränkt, wohin er gehört und auf welchem er der Natur der Dinge nach nie aufhören wird, son- dern er entbrannte im mörderischen Kriege mit Eisen und Pulver, weil der Augsburger Religionsfrieden die Religion in die Gewalt der Landes- herren gegeben hatte und die katholischen Fürsten trotzdem nicht das gleiche Recht wie die protestantischen üben sollten. Es handelte sich aber nicht mehr um die Existenz des katholischen und protestantischen Glaubens, beide waren in Europa hinlänglich gesichert, denn beide hatten in Hauptländern triumphiert, der katholische in Spanien, Frankreich und Italien, der pro- testantische in England, Skandinavien, Holland und Norddeutschland; es fragte sich nur, ob Haus Habsburg seine Länder und Regentenrechte behaupten könne, welche ihm durch protestantische Unterthanen, durch deutsche und auswärtige Feinde bestritten wurden. Fünfzehntes Kapitel. Der Äreißigmrige Krieg (1618 — 1648). Herzog Ferdinand von Stepermark wurde durch Familienpakt zum Nachfolger des Mathias in Ungarn und Böhmen und seiner gleich- falls kinderlosen Brüder in Oesterreich und Tyrol designiert und damit der Theilung der österreichischen Erblande ein Ende gemacht. Aber diese Vereinigung der habsburg-österreichischen Macht in der Hand eines kräf- tigen Herrschers mußte den Feinden des Hauses Habsburg, den Feinden der katholischen Kirche und des deutschen Reichs ein sehr unerwünschtes Ereigniß sein, das sie um jeden Preis zu verhindern suchten, und als Hauptmittel diente die Revolutionierung der österreichischen Länder im Namen des Evangeliums und der ständischen Freiheiten. Zu den Fein- den Habsburgs gehörten: der türkische Sultan, welcher den sieben- bürgischen Fürsten Bethlen Gabor, einen Protestanten, vorschob; die von den Oraniern geleiteten Niederländer (die Generalstaaten), welche befürchteten, die österreichische Linie des Hauses Habsburg könnte die spanische unterstützen, auf deren Kosten sie ihre Macht vergrößerten; Frankreich, das auf Erweiterung seiner Gränzen gegen die noch spa- nischen Niederlande und die deutschen überrheinischen Provinzen speku- lierte; Savoyen, das schon damals nach der Lombardei lüstern war; Schweden und Dänemark trachteten nach Erwerbungen in Nord- deutschland, und wäre Polen nicht der Anarchie verfallen gewesen, so hätte es ohne Zweifel gleichfalls nach deutschem Gebiete gegriffen. Wie

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 107

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der dreißigjährige Krieg. 107 die ausländischen Mächte nicht hoffen dursten, daß ein Kaiser, dem eine Hausmacht zu Gebote stand wie Ferdinand Ii., die Beraubung des deutschen Reichs und der mittelbar zu demselben gehörigen Länder unge- straft hingehen lassen werde, so konnten sich auch die protestantischen Für- sten in Deutschland nicht verhehlen, daß es mit der Säkularisation der katholischen Stifte ein Ende habe, wenn Ferdinand Ii. nicht wie Ru- dolf U. und Mathias beschäftigt würde. Dazu war alles vorbereitet; in den österreichischen Ländern waren Konföderationen unter den prote- stantischen Ständen organisiert, denen beträchtliche Geldmittel und Streit- kräfte zu Gebote standen, deßwegen nur geringer Hilfe vom Auslande her zu bedürfen schienen, uni Ferdinand Ii. vollständig im Schach zu halten. Er beschwor als designierter König von Böhmen den Majestäts- brief zu Prag den 19. Juni 1617, aber den protestantischen und utra- quistischen Böhmen war ein kräftiger Herrscher wie er der unliebste, denn sie waren durch Rudolf Ii. und Mathias anders gewöhnt. Böhmen und die andern slavisch-deutschen Länder, welche Habsburg als Herrn anerkannten, waren vollständig unterminiert, und es bedurfte nur eines Anlasses, daß die ganze Ladung aufflog. Es geschah bald; der Erz- bischof von Prag und der Abt von Braunau ließen zwei neue prote- stantische Kirchen in Klostergrab und Braunau niederreißen, und dazu hatten sie das volle Recht, indem es nach dem Majeftätsbriefe den protestantischen Unterthanen nicht erlaubt war, ohne die Bewilligung ihrer Herren Kirchen zu erbauen, welches Recht nur den Edelleuten auf ihren Gütern, den königlichen Städten und Bewohnern königlicher Güter zustand; allein was hatten sich die Böhmen nicht alles erlaubt! Die Stände reichten eine Klagschrift an Ferdinand ein, der ihnen keine be- friedigende Antwort gab, ebenso an Kaiser Mathias, der in Ungarn abwesend war. Die Defensoren versammelten trotz des kaiserlichen Ver- bots nur die protestantischen Stände in Prag und begaben sich — es waren fast ausschließlich adelige Herren, an ihrer Spitze der Graf Ma- thias von Thurn, — mit ihnen auf das Schloß zu den Ministern Martini; und Slawata, denen man einen Hauptantheil an Ferdi- nands Verfahren zuschrieb. Sie setzten den Ministern mit heftigen Wor- ten zu und warfen sie zuletzt nebst ihrem Schreiber Fabricins Platter zum Fenster hinaus, 28 Ellen hoch hinunter in den Schloßgraben; doch kam keiner um das Leben, was allgemein als ein Wunder angesehen wurde (23. Mai 1618). Die Böhmen entschuldigten ihre That damit, es sei dies alter Landesbrauch! Ihre späteren Anwälte sagen: „Gewalt besorgend wollte man der Gewalt zuvorkommen", ein Grundsatz, der, einmal giltig, den Unterthanen das Recht zu revolutionieren, den Fürsten aber das Recht zu unterdrücken einräumt, denn beide können immer, „Gewalt besorgend der Gewalt zuvorkommen wollen". Neben derartigem

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 108

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
108 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. Thun und Reden bleibt nur so viel als Thatsache stehen: Ferdinand that, wozu er nach dem Majestätsbriefe das Recht hatte, die böhmi- schen Herren aber warfen die Diener und Räthe ihres Königs zum Fenster hinaus, und daß dieselben nicht umkamen, dafür konnten die Gewaltthätigen nichts. Es war kein plötzlicher und unbedachter Ausbruch, dieser kommt allenfalls bei dem gemeinen Volke vor, nicht aber bei einer Aristokratie, wie die böhmische war, an deren Spitze Graf Thurn stand. Dies zeigte die Folge; Thurn und seine Genossen richteten alsbald eine provisorische Regierung ein, warben Truppen, verjagten den Erzbischof von Prag und die Jesuiten, wandten sich jedoch nochmals an den Kaiser Mathias. Dieser schwankte in alter Weise und hätte wahrscheinlich den Böhmen nachgegeben, wenn Ferdinand es geduldet hätte. Er zog ein kleines Heer unter Dampierre und Buquoi herbei, um den böhmi- schen Rüstungen zu begegnen; doch richteten beide nichts aus, denn schon war Ernst von Mansfeld mit 4000mann, die er mit fremdem Gelde (savoyischem) geworben hatte, in Böhmen eingefallen, wo er Pilsen eroberte, das neben Budweis und Krumau allein noch österreichisch war. Am 20. März 1619 starb Mathias, und Ferdinand eilte nach Frankfurt, um sich die Kaiserkrone zu sichern, die ihm auch am 9. September zu Theil wurde, da die drei geistlichen Kurfürsten für ihn sein mußten und Sachsen und Brandenburg durch Aussichten und Versprechen gewonnen wurden. Unterdessen war Thurn in Mähren eingerückt und hatte es zum Abfalle gebracht, und von da zog er nach Oesterreich, das nun auch aufstand, während die Ungarn unter dem Siebenbürger Bethlen Ga- bor sich zu einem Einfalle auschickten. Böhmen und Ungarn trafen vor Wien zusammen, die österreichischen Stände bedrohten Ferdinand, der Adel aller Provinzen war verschworen, Ferdinand schien zum Nachgeben verurtheilt (was ihn später doch die Krone gekostet hätte), aber er blieb standhaft. Von dem Drängen der österreichischen Ständedeputation ret- tete ihn eine Abtheilung Kürassiere, die Dampierre geschickt hatte, Hun- ger und Krankheiten setzten den Ungarn zu, und da Buquoi und Al- b recht von Wallen stein, der 1000 Kürassiere geworben hatte, den Mansfeld bei Pilsen geschlagen hatten, so wich Thurn wieder nach Böhmen zurück. Nichtsdestoweniger verbanden sich die Stände von Böhmen, Mähren, Schlesien, Lausitz, Ober- und Niederösterreich mit einander und entsetzten Ferdinand der Regierung, indem sie von den Holländern und dem Pfälzer gestachelt wurden. Am 27. August wurde der 24jährige Friedrich V. von der Pfalz zu Prag zum König von Böhmen erwählt, und auch Schlesien und Mähren huldigten ihm. Die protestantischen Mächte anerkannten ihn, aber die Union un- terstützte ihn nur schlecht, einmal weil er Kalvinist war und sodann schien er ihnen zu hoch gestiegen. Nichtsdestoweniger war Kaiser Ferdinands

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 66

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
66 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. seinem französischen Heere, dessen Fußvolk aber es noch immer nicht mit dem deutschen und spanischen aufnehmen konnte, warb er 10,000 Schwei- zer; in seinen Zeughäusern hatte er 400 Kanonen, 200,000 Kugeln, 4 Millionen Pfund Pulver, Waffen für 30,000 Mann Fußvolk und für 8000 Reiter, in seinem Schatze aber 36 Millionen Livres. Gegen Spa- nien verbündete er sich insgeheim mit England, Dänemark und Savoyen, unterstützte die Niederländer mit Hilfsgeldern, und schloß im Jahre 1610 einen Bund mit der protestantischen Union in Deutschland, wurde aber noch in demselben Jahre von einem Fanatiker Ravaillak ermordet. Gewisse Schriftsteller legen diesen Mord den Jesuiten, die Heinrich 1605 in Frankreich ausgenommen hatte, oder den französischen Katholiken über- haupt zur Last, weil der König mit den deutschen Protestanten Bündniß geschlossen habe. Diese Anschuldigung ist unverständig und schmählich, denn Heinrich dachte nicht daran, den Protestanten das Uebergewicht zu verschaffen; er wollte Deutschland bloß mit Hilfe der deutschen Prote- stanten berauben, welche Politik auch seine Nachfolger, von den Kardi- nälen Richelieu und Mazarin geleitet, ins Werk setzten, ohne daß sie ermordet wurden. Der Kampf zwischen dem Protestantismus und der Kirche war auf dem Festlande bereits entschieden, nur die Politik beutete den Glauben bei guter Gelegenheit aus. Zehntes Kapitel. Die Deformation in England. Zur Zeit, als Luther in Wittenberg auftrat, regierte in England Heinrich Viii., Sohn Heinrichs Vii., der Richard Hi. bei Bos- worth geschlagen und getödtet hatte. Heinrich Vii. war sparsam wie Vespasian und hinterließ seinem Sohne eine gefüllte Schatzkammer, außerdem einen demüthigen Adel; denn Heinrich Vii. hatte die Stern- kammer errichtet, einen Gerichtshof, bestehend aus den Ministern des Königs, einem Bischof, einem weltlichen Pair, dem Präsidenten der Kingsbench und dem des Gerichtshofs für Civilklagen, welcher über Ver- gehen gegen die öffentliche Ordnung urtheilte, vermittelst dessen Hein- rich Vii. und nach ihm sein Sohn die Großen tyrannisierte. Heinrich Viii. (ein Tudor; Heinrichs V. Wittwe heirathete den Walliser Owen Tudor, und ihre drei Söhne rückten in den Rang des hohen Adels; ein Enkel von ihr ist Heinrich Viii war 18 Jahre alt, da er den Thron bestieg; das Volk begrüßte ihn mit Jubel, weil sein Vater sich durch seine Geldwirthschaft verhaßt gemacht hatte. Heinrich heirathete die Tante Karls V., Katharina von Aragonien, die jungfräuliche

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 78

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
78 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. ernannt; den Beinamen Oranien führte er von der französischen Herr- schaft Orange, einer Erbschaft seines Hanfes von den Herren von Cha- lons) wie Graf Egmond schlugen es aus und die Regentin bewog deßwegen den König die anstößigen Truppen abzuberufen. Damit hatte sie aber ihre Stellung nickt gebessert, denn der Adel drang auf die Ent- fernung Granvellas (ganz wie die aufständischen Tproler Bauern 1526 den Rathgeber Ferdinands von Oesterreich, Salamanka, außerhalb ihrer Berge haben wollten), zum Theil aus natioualer Eifersucht, weil die Niederlande wohl den spanischen König als ihren Herrn anerkannten, aber keine spanische Provinz waren, zum Theil darum, weil sie selbst statt des Spaniers die Regentin berathen oder beherrschen wollten. Mar- garetha bewirkte auch Granvellas Abberufung aus dem Staatsrathe (1564), und nun feierte der Adel seinen Triumph dadurch, daß er die treuen Diener des Königs aus dem Staatsrathe und den wichtigsten Stellen verdrängte und sich alles erlaubte, was ihm wohlgefiel, nament- lich alle Aemter an seine Geschöpfe vertheilte. Entscheidend jedoch war die Anordnung des Königs zu den vier alten zehn neue Bisthümer zu errichten; er that dies ohne Zuziehung der Stände und fand deßwegen auch bei manchen aufrichtigen Katholiken keinen Beifall, natürlich noch viel weniger bei den offenen und geheimen Anhängern der Reformation. Denn die neuen Bisthümer waren gleichsam eine Verstärkung der Haupt- wache gegen die neue Lehre, welche aus Deutschland und Frankreich in ihren verschiedenen Gestalten eingedrungen war; namentlich hatte die Wiedertäuferei starken Anhang gefunden. Es ging damals ein Geist der Unruhe durch alle Länder, durch die Niederlande fast am stärksten, obwohl hier das Volk am allerwenigsten Ursache zur Klage hatte; jedes Gerücht von irgend einem Plane der Regierung gegen die Freiheiten der Städte und Landschaften fand bereitwillige Aufnahme und that seine Wirkung, so auch, als es hieß, der König beabsichtige die Einführung der spanischen Inquisition. So viel war allerdings richtig, daß Philipp gebot die Gesetze gegen die Ketzer in ihrer ganzen Strenge zu handhaben. Auf dies erklärten Oranien und andere Provinzialstatthalter, sie seien nicht im Stande diese Gesetze in ihren Provinzen durchzuführen, und wenn der König darauf beharre, so bäten sie, er möchte sie ihrer Aem- ter gnädigst entlassen. Bald darauf entstand durch Oraniens Freund, Philipp von Marnir, Herr von St. Aldegonde, ein Bund von Edelleuten, welcher das sogenannte Komp romiß Unterzeichnete, in wel- chem sie gelobten, die niederländische Freiheit gegen fremde Unterdrückung zu vertheidigen und namentlich die Einführung der spanischen Inquisition nicht zu dulden. Dieser Bund verstärkte sich mehr und mehr, und am 5. April 1566 kamen 250 Edelleute nach Brüssel, zogen mit großem Aufsehen paarweise in das Schloß und überreichten eine Bittschrift. Bei

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 96

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
96 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. wechseln; auch Anhalt und Hessen mußten kalvinisch werden und mit weniger Ausnahme hatten die Pastoren nichts dagegen. Alö hingegen Papst Gregor Xiii. 1584 seinen verbesserten Kalender herausgab, wurde derselbe auf protestantischer Seite nicht angenommen, denn er kam ja vom Papste; die Annahme geschah erst nach einer langen Reihe von Jahren und mit allen möglichen Verwahrungen gegen die päpstliche Autorität; das reformierte Graubünden beharrte bei dem alten Kalender bis zur französischen Revolution. Große Unruhe erregte 1583 der Erzbischof Gebhard von Köln (aus der Familie Waldburg), welcher eine Kanonissin Mansfeld ver- führte und von ihren Verwandten zur Heirath gezwungen das Stifts- land Köln reformieren und zu einem Erblande machen wollte. Die Reformation hatte im Erzstifte schon Eingang gefunden und die prote- stantischen Stände nahmen sich Gebhards lebhaft an, Sachsen ausgenom- men, welches erbost war, weil Gebhard kalvinisch geworden. Der Kaiser bot Gebhard lebenslängliche Versorgung an, wenn er dem Erzbisthum entsage, dieser schlug es aber aus; nun wählte das Domkapitel Ernst von Bayern, der bereits Bischof von Lüttich und Freistng war, zum Erzbischöfe und dieser vertrieb Gebhard mit Waffengewalt; seine schöne Agnes schickte dieser nach England zu Elisabeth, von welcher jedoch die Schutzflehende fortgewiesen wurde; so mußte sich Gebhard zuletzt mit dem Einkommen einer Domherrnpfründe in Straßburg begnügen. Behaup- teten die Katholiken das reservatum eeolesiastioum in Köln, so ver- loren sie dagegen die norddeutschen Stifte, welche die nachgebornen Söhne protestantischer Fürsten einnahmen; von 1555, dem Religions- frieden von Augsburg, bis 1618 wurden den Katholiken auf diese Weise zwei Erzstifte und zehn Bisthümer entrissen (vergl. unten Restitutionsedikt). Im Jahre 1606 vermaß sich die Bürgerschaft der protestantischen Reichsstadt Donauwörth eine Prozession der Katholiken, die aus dem Kloster nach alter Weise auszog, zu sprengen und niederträchtig zu miß- handeln. Die Bürgerschaft, die auf die versprochene Hilfe protestanti- scher Fürsten und Städte, welche ihr Attentat gebilligt hatten, hoffte, verhinderte den Rath, die von dem Kaiser verordnete Genugthuung zu geben und verwarf wiederholte Vermittlungsversuche; dafür verhängte der Kaiser über die Stadt wegen Friedensbruch die Acht, welche Her- zog Maximilian von Bayern vollstreckte und die Stadt zum Er- sätze für die Kriegskosten behielt. Dagegen protestierten die Glaubens- genossen der Stadt, unterließen es aber dem Bayer Kostenersatz zu leisten, das einzige Mittel, welches ihnen zur Befreiung der muthwilligen Stadt rechtlich zustand. Ebenso beklagten sie sich bitter, weil Erzherzog Karl und nach ihm dessen Sohn Ferdinand in Steyermark, Kärnthen und Krain dem Protestantismus feste Schranken setzten und zuletzt eine

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 97

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rudolf Ii. 97 Gegenreformation durchführten, wozu sie die Widerspenstigkeit ihrer an- dersgläubigen Unterthanen und der alles Maß überschreitende Trotz der Stände genöthigt hätte, auch wenn sie minder eifrige Katholiken gewesen wären; und was thaten sie anders, als was ihnen die Neichsgesetze er- laubten und was die Protestanten fortwährend ausübten? Dennoch gab dies den Vorwand zu dem protestantischen Bündnisse, der sog. Union, die auf Betreiben des Pfälzers Friedrich Iv. im Jahre 1608 ge- schlossen wurde. Es traten bei: Pfalz, Hessen-Kassel, Anhalt, Wirtenberg, Baden-Durlach, Pfalz-Neuburg, die Bran- denburger in Franken und in der Mark, sowie 15 Reichsstädte. Dieser Bund war nichts anderes als ein Werk Heinrichs Iv. von Frankreich und wäre der erste Rheinbund geworden, wenn der Dolch Ravaillaks Heinrich nicht aus dem Wege geräumt hätte; denn Frie- drichs Oheim (der während dessen Minderjährigkeit Vormund war und die Pfalz zum Kalvinismus zwang), Kasimir, hatte den Hugenotten in Frankreich mehr als einmal deutsche Söldnerheere zugeführt und stand im innigsten Bunde mit Frankreich, dessen Pensionär er war; ebenso war schon Herzog Christoph von Wirtenberg mit Frankreich alliiert und empfing Subsidien; zu gleicher Zeit bemühten sich die Holländer (sie sperrten gerade den Rhein) in Deutschland ein Feuer anzuschüren, um Spanien jeder Unterstützung von Seite der deutschen Habsburger zu berauben; die Bisthümer am Main und Rhein waren zur Säkularisa- tion bestimmt und ihre künftigen Fürsten aus den Häusern der Union bereits bestimmt. Der Grund der Union war also keineswegs die Religionsgefahr der Protestanten, sondern die französische Politik, welche Habsburg stürzen wollte. Die Fäden waren viel weiter gesponnen; sie reichten von Paris über Böhmen und Mähren bis Ungarn und Sieben- bürgen und hatten ihren östlichen Knoten in Konstantinopel. Dies zeigte sich 1606, als Rudolf Ii. den siebenbürgischen Ständen in ihrem Re- sormationswerke Einhalt thun wollte; augenblicklich griff der siebenbür- gische Fürst Stephan Botschkai zu den Waffen und drang bis Mähren vor, und wollte Rudolf kein Türkenheer in Oesterreich haben, so mußte er im Wiener Frieden den Ungarn und Siebenbürgern ihre Forderungen bewilligen. Der Jülichsche Erbfolgestreit schien den Ausbruch eines all- gemeinen Krieges herbeizuführen. Den 25. März 1609 starb der letzte (katholische) Herzog Johann Wilhelm, Herr von Jülich, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg, und als die nächstberechtigten Erbansprecher traten der Kurfürst Sigismund von Brandenburg und Wolf- gang Wilhelm von Pfalz-Neuburg auf. Sie besetzten (als posse- dierende Fürsten) das Erbe und als der Kaiser bis zur rechtlich erfolgten Entscheidung dasselbe zu seinen Händen nehmen wollte, setzte Heinrich Iv. Bumrnler, Neue Zeit. m

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 98

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
98 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. sein Heer in Bewegung und die Union erhob sich schlagfertig; da wurde Heinrich Iv. ermordet, der Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz starb an den Folgen der Trunksucht und der Krieg hatte mit dem Tode der beiden Unionshäupter ein Ende. Ueber das Iülichsche Erbe vereinigten sich die beiden Ansprecher dahin, daß der Pfalzgraf des Kurfürsten Tochter heirathen sollte; aber bei Tische gab der betrunkene Kurfürst seinem künf- tigen Schwiegersöhne eine Ohrfeige, welche diesen dermaßen verdroß, daß er katholisch wurde, um die Katholiken auf seine Seite zu ziehen, wäh- rend der Kurfürst kalvinisch wurde und die Niederländer um Beistand ansprach. Beide Theile verglichen sich jedoch einige Jahre darauf, als es bereits zum Kriege gekommen war und für den einen die Spanier unter dem großen Feldherrn Spin ola, für den andern die Holländer einschritten; der Pfalzgraf erhielt vorläufig Jülich und Berg, Branden- burg das übrige. Die deutschen Katholiken regten sich kaum; zwar hatte Mar von Bayern der protestantischen Union eine katholische Liga entgegen- gesetzt (1609), welcher Bayern, die Bischöfe von Augsburg, Würzburg, Regensburg, Passau, die Erzbischöfe von Salz- burg, Mainz, Trier und Köln, sowie die katholischen Stände in Schwaben und Bayern beitraten, aber Mar stand mit einem Fuße in Frankreich, so lange er lebte, und bewachte Habsburg mit eifersüchtigem Auge. Die Union trug ihm auf Heinrichs Iv. Rath sogar die deutsche Krone an, worauf er jedoch nicht einging; er bekriegte (1611) den Erz- bischof von Salzburg, über dessen Stift schon seine Vorfahren gerne die Oberherrlichkeit erworben hätten, doch blieb dies Unternehmen ohne weitere Folgen. Habsburg selbst war durch Rudolfs Unthätigkeit gelähmt und wurde seiner Auflösung nahe gebracht, als Rudolfs Bruder Ma- thias ihm ein Erbland nach dem andern entriß. Letzterer benutzte die Protestanten, indem er ihnen mehr Freiheiten zusicherte, als Rudolf ge- währen wollte. So wurde er schnell Herr in Oesterreich, Mähren und dem österreichischen Ungarn, die ihm Rudolf abtreten mußte; als sich nun Rudolf auch in Böhmen bedroht sah, griff er zu der gleichen Waffe, warf sich den böhmischen Unzufriedenen, den Kalvinisten, Lutheranern und Utraquisten in die Arme und gab ihnen so viele Freiheiten als sie nur wollten. Sie erhielten den berühmten Majestätsbrief (11.Juli 1609); in diesem wurde den Protestanten und Utraquisten freie Religionsübung zugesichert; sie bekamen ein eigenes Konsistorium, selbstgewählte Defen- soren, d. h. einen leitenden Ausschuß, ungestörten Zutritt an die Uni- versität Prag und die Erlaubniß, neue Schulen und Kirchen nach Be- dürfniß zu errichten. Dennoch waren sie nicht zufrieden und hielten Rudolf gewissermaßen gefangen; dieser rief seinen geistlichen Bruder Leopold, Bischof von Straßburg und Passau, zu Hilfe, allein Leopold
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TM Hauptwörter (200)200

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