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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 186

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
186 Neue Geschichte. uni ft etc Kirchen und Klöster; und mit Mühe wurde der rasende Pöbel von besonnenen Häupteru in Schranken gehalten. Margareta stellte endlich mit umfangreichen Zugeständnissen die Ruhe her. Philipp aber war nickt so leicht zu beugen. Er sandte den schrecklichsten seiner Untergebenen, den berüchtigten Herzog von Alba mit der unumschränktesten Vollmacht, die Niederländer zu züchtigen und zum Gehorsam zu zwingen. Wilhelm ahnte die Gefahr und bat mit Thränen feinen Freund Egmont, mit ihm zu fliehen. Dieser aber, durch spanische Schmeicheleien eingewiegt, fürchtete nichts Arges. Weinend schloß ihn jener in die Arme und sagte: „Dich wird die Gnade des Königs verderben; mit deinem Leichnam wirst du die Brücke sein, über welche die Spanier in dieses Land setzen werden." Alba kam 1567 mit 10,000 mordlustigen Spaniern. Sogleich ließ er die edelsten und reichsten Niederländer festnehmen, auch Egmont und Hoorn. Ein Blutgericht wurde niedergesetzt; und nun gieug es an ein beispielloses Würgen. Täglich wurde eine Menge gehenkt, geschleift, geköpft, geviertheilt, verbrannt. Alba selbst rühmte sich später, in fünf Jahren J 8,000 Personen hingerichtet zu haben. Egmont und Hooru wurdeu öffentlich enthauptet. Sie starben gefaßt, und die Scene war so erschütternd, daß selbst rohen Soldaten Thränen in die Augen kamen. Nun war es ein Glück, daß Dramen, der „Schweigsame" genannt, sich geflüchtet hatte. Zwar konnte er etliche Jahre nichts gegen die geübten spanischen Truppen ausrichten. Indessen zog sich Alba durch drückende Be-steurung auch den Haß der Katholiken zu. Der Aufstand wiederholte sich nachdrücklicher. So sehr auch Alba's Nachfolger ihn zu unterdrücken suchten, wuchs doch die Partei Wilhelms; und auf der Union zuutrecht (1579) wurde der Freistaat der „Vereinigten Niederlande" fest begründet, bestehend aus den 7 nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Gröningen, Geldern, Friesland, Ober-ysfel. Freilich hatte der junge Staat noch eine schwierige

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 194

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
194 Neue Geschichte. unbesonnener, hitziger Mann, der im Vertrauen auf ihre Gunst allerlei Frechheiten sich herausnahm, dann durch einen unglücklichen Feldzug gegen Irland den Haß des Volks, zuletzt durch eine Verschwörung gegen seine Wohlthäterin das Schaffet sich zuzog. Mit schwerem Herzen unterzeichnete die Königin das Todesurtheil (1601). Im 70. Lebensjahr verfiel sie in Schwermuth; faßte sich aber vor ihrem Tode und starb ruhig (1603) im 70. Lebensjahre. § 77. Jetzt kam die englische Krone an Maria's Sohn, König Jakob; und die beiden vereinigten Königreiche heißen fortan Großbritannien. Das Haus Stuart aber hatte kein Glück auf dem Throne, weil es sich das Volk entfremdete durch feinen Hang zum Befehlen in Kirche und Staat. Schon Jakob I. (1603 bis 1625), ein pedantischer Theolog, trieb viele Unzufriedene über's Meer, welche sich daun in Neuengland zu puritanischen Gemeinschaften zufammenthaten. Sein Sohn, Kart I. (1625 — 49), fuhr fort, gewaltthätig zu handeln; und weil das Parlament ihm stets widersprach und die Rechte des Volks geltend machen wollte, so hob er eines um das andere auf und regierte zuletzt ganz willkürlich 11 Jahre lang ohne Parlament. Endlich gab er eine neue katholischere Liturgie heraus, die den Unwillen allgemein machte und die Schotten bestimmte, zu den Waffen zu greifen. Der König wird geschlagen und kommt so m's Gedränge, daß er doch endlich ein Parlament zusammenberufen muß (1640). Dieses aber ließ sich nicht wieder auseinander treiben, und dauerte bis 1653 fort, das lange genannt. Es war entschlossen, die päpstliche Gewalt des Königs zu brechen, hob die neuen Gesetze auf und ließ seine Rathgeber, den Minister Strafford und den Erzbischof Laud, enthaupten. Der König griff zu den Waffen; und es entstand ein mehrjähriger Bürgerkrieg, der mit dem Verderben des Königs endete. Au die Spitze des Parlamentsheers kam Oliver Cromwell, von plumpem Aeußereu, aber seit feiner Bekehrung begeistert für die Freiheit der Kirche. Er wurde Mitglied der sogenannten Independenten,

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 251

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 251 Kopf auf eine Pike und schleiften den blutigen Körper fort. Einer schritt voran, trug das Herz der Ermordeten in der Hand und hatte sich die Gedärme um den Arm gewunden. Der Zug gieng bis zum Gefängniß des Königs, und man denke sich die königliche Familie als Zeugeu dieser Scheußlichkeit! Ueber 2000 Personen kamen auf solche Weise um, und der Raub aus den Kirchen und Schlössern belief sich auf ungezählte Millionen. Zu ähnlichen Gräueln forderte man ganz Frankreich auf; und es wiederholten sich die Schreckenstage der Bartholomäusnacht; jetzt aber an Geistlichen und Edelleuten. § 97. An die Stelle der Nationalversammlung trat 21. Sept. 1792 der Nationalconvent, in welchen die überspanntesten Köpfe, die Itrfächer aller Greuel, kamen. Zuerst wurde die republikanische Verfassung ausgestellt, welche dem Volke oder dessen Vertretern unbeschränkte Oberherrlichkeit, gesetzgebende oder ausübende Gewalt gab. Zum Andenken an die neue Zeit machte man sogar eine neue Zeiteintheilung, nach welcher von nun an der zehnte Tag statt des siebenten Ruhetag wurde. Was aber nun mit den, Könige ansangen? Dem machte man den Prozeß, und was half ihm alle seine Vertheidigung? Durch eine Mehrheit von fünf Stimmen wurde er zum Tode vernrtheilt und am 21. Jan. 1793 durch die Guillotine enthauptet. Das hatten die Jakobiner durchgesetzt, die nun mit grausamen Blicken nach den Köpfen der Gemäßigten im Convent sich umsahen. Sie leiteten es ein, daß ein Wohlfahrtsausschuß aus 9 Mitgliedern mit unbeschränkter Vollmacht ausgestellt und der Beschluß gefaßt wurde, auch Couveutsglieber könnten dem neu errichteten Revolutionsgericht übergeben werben. Alsbalb ertrotzten 80,000 Bewaffnete die Einkerkerung von 22 Conventsglieberu: und die Jakobiner hatten jetzt um so freiere Hand. Zwar war man an vielen Orten über ihre Gewaltthätigkeiten entrüstet, blutige Bürgerkriege erhoben sich, und der häßliche Marat würde von einer Jungfrau, die das Vaterlanb zu retten wähnte, im

4. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 252

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
252 Neue Geschichte. Bade erdolcht; aber das alles vermehrte nur den Mordgeist der Jakobiner. Unter dem Vorwand, die neue 93er-faßung zu beschützen, vertagten sie sie wieder und stellten eine Revolutious- oder Schreckensregieruug aus, welche s. Okt. 1793 gesetzlich die furchtbarsten Greue! vollzog. Ueberall ließ inan die Verdächtigen ergreifen; und Revolutionsheere zogen mit einer Guillotine von Ort zu Ort. Wer nur der Mäßigkeit das Wort redete, wer als Reicher und Angesehener Verdacht erregte, ja wer nur mit Reichen und Altglaubigeu in Verbindung stand, wurde eingekerkert, ausgeplündert, enthauptet Zuerst mußte die Königin sterben (16. Okt. 1793); ihren e>ohn übergab man einem rohen Schuhmacher, er starb au deu Folgen der Mißhandlungen blödsinnig im zehnten Jahre. Dann kam die Reihe an die gefangenen Conventsglieder, auch an den Herzog von Orleans, einen Verwandten des Königs, der bisher als Philipp Egalitä die nichtswürdigste Rolle gespielt hatte; und jetzt hatte die Guillotine keine Ruhe mehr. Man nimmt an, daß während der Schreckensregieruug (Okt. 1793 — Juli 94) über zwei Mill. Menschen theils durch Kriege, theils durch Hinrichtungen umgekommen sind. Man gieng noch weiter. Man wüthete selbst gegen Künste und Wissenschaften, als Werkzeuge der Aristokratie, zertrümmerte Kunstwerke und Denkmäler, entweihte die Königsgräber und hob die Universitäten und Bildungsanstalten auf. „Denn die Republik bedarf nicht Gelehrter, sondern nur kräftiger Sansculotten." Der Jugend schlug man Tafeln moralischer Vorschriften an die Straßenecken; damit, meinte man, könnte sie auskommen. Das Christenthum wurde förmlich abgeschafft, man betete fortan die Vernunft an. Am 10. Nov. feierte man ihr Fest, wobei ein gemeines Weib als diese Göttin dargestellt wurde. Wer noch Gebetbücher, Heiligenbilder, Crucifixe sehen ließ, hatte das Leben verwirkt. Die Kirchen wurden geplündert, und die Geistlichen legten ihre Stellen nieder. Den bisherigen Gottesdienst recht verächtlich zu machen, putzte man Esel mit Meß-

5. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 270

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
270 Neue Geschichte. lieben, durch die Bande wahrer Bruderliebe verbunden bleiben, sich stets Beistand und Hilfe leisten, die Unter, thauen als Familienväter beherrschen, die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht erhalten. Sie betrachteten sich nur als Bruder von der Vorsehung beauftragt, die Zweige Einer Familie zu regieren." Guter Wille war da nicht zu verkennen, wenn auch die That hinter ihm znrückblieb. Der Congreß zu Wien, der Juni 1815 geschlossen wurde, stellte die deutschen und europäischen Verhältnisse fest; es kehrte so ziemlich die alte Ordnung zurück. Das deutsche Reich wurde nicht wieder ausgerichtet; dagegen vereinigten sich seine 34 Staaten zu dem deutschen Bund und sandten sofort ihre Bevollmächtigten zur Besorgung der allgemeinen Angelegenheiten nach Frankfurt auf den Bundestag. Dieser war aber ein Leib ohne Haupt und that blutwenig, außer daß er sich angelegen seiu ließ, alles in Ruhe zu erhalten; der lose Zusammenhang unseres Vaterlandes und das Uebergewicht, das dem geistlosen Oesterreich über das rege, aufstrebende Preußen zufiel, machte jeden Fortschritt schwer, daher ein großer Theil der Nation mißvergnügt blieb. Oesterreich, das sich mit Oberitalien schön abgerundet hatte, jedoch nur auf der Landkarte, dachte wenig an Deutschland; es hatte seine vielsprachigen Unterthanen zusammenzuhalten und bewachte besonders das unruhige Italien, das, nachdem es von dem Löwen Napoleon auf seine Bahnen mit fortgerissen worden war, nun dem Bären nur ungerne gehorchte. Sein Minister Metter-n i ch begnügte sich, nur für den Augenblick das Nöthigste zu thun, also namentlich die Ausstände in Neapel und Piemont 1821 mit Waffen zu unterdrücken, und die 1831 empörten Unterthanen von Modena, Parma und dem Kirchenstaat zu bänbigen, nebenbei auch aller Neuerung in Deutschland Hemmschuhe einzulegen. Der gute König von Preußen hatte sich mit kleiner Entschädigung begnügen müssen. Er bekam die Rhein-

6. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 277

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 277 9. Napoleon Iii. § 106. Am 24. Februar 1848 wurde Frankreich (§ 104) zu einer Republik erklärt, in welcher Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit herrschen sollten. Schade nur, daß die Führer diese schönen Worte in verschiedenem Sinne auslegten und, während die Nachricht von der Umwälzung ganz Europa durchzuckte und allenthalben zur Nachahmung aufforderte, selber kaum wußten wie weiter machen. Die Blonsenmänuer, die den Sieg in Paris erfochten batten, verlangten Gütergemeinschaft; man mußte ihnen Nationalwerlstätten eröffnen, und 120,000 Seilten für wenig Arbeit täglich 2 Francs bezahlen. So ließ sich nicht fortmachen; die Werlstätten wurden allmählich geschlossen. Nun entbrannte die Verzweiflungsschlacht zwischen den Arbeitern und den Männern der Ordnung und wüthete 23. — 20. Juni in den Straßen der Stadt. General Cavaignac, zum Diktator ernannt, gewann den Sieg und erhielt fortan die Ruhe. Wie mm aber ein Präsident auf 4 Jahre gewählt werden sollte, bekam Louis Napoleon weitaus die meisten Stimmen. — Dieser Erbe seines Oheims war in Italien, Deutschland und der Schweiz zum Manne gereift, stets das Auge auf Frankreich gerichtet, dessen Thron zu besteigen er unter allen Glückswechseln als seine Bestimmung festhielt. Aus sechsjähriger Gefangenschaft nach England entronnen, kehrte er nun als bescheidener Republikaner zurück und führte so vernünftige Reden, daß man von ihm das Beste erwartete. Er wurde also Präsident der Republik. Italien war von der Revolution mitergrissen worden; der Papst Pius Ix. (s. 1846) hatte aus Rom fliehen müssen. Louis sandte ein Heer, das ihn zurückführte, und gewann damit die Gunst der Geistlichkeit; die Armee wünschte ohnehin einen Kaiser. So bereitete er einen Staatsstreich vor, ließ am 2. Dez. 1851 seine Gegner verhaften, die Republikaner in den Straßen zusammenschießen, und sich vom Volk auf 10 Jahre zum Oberhaupt wählen. Ein

7. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 249

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 249 in aller Mund. Die Beschlüsse wurden meist durch besondere Clubs vorbereitet, deren es viele gab, und unter welchen der sog. Jakob iuerclub der wütheudfte war, weil er auf Vernichtung aller Ordnung lossteuerte. Die alte Verfassung wurde gauz umgestürzt und eine neue aufgebaut: alle geistlichen Orden wurden aufgehoben, der Erbadel abgeschafft, alle Wappeu und Livreeu verboteu. Man nannte sich gegenseitig Bürger; und um einen allgemeinen Bürgereid zu schwören, feierte man im Juli 1790 das große Bundesfest. Da war wohl eine halbe Million Menschen auf einem Felde vor Paris bei einander; und das Königspaar an der Spitze, rief alles mit großer Feierlichkeit: „Ich schwöre es." Dabei ergriff die Menge ein solcher Taumel, daß Bekannte und Unbekannte, Vornehme und Niedrige, wie sie da standen, einander als Brüder in die Arme sielen. Doch erkannten viele die Bedeutung dieser Brüderlichkeit und machten, daß sie aus dem Lande kamen. Auch der König, der sich nicht mehr-sicher fühlte, versuchte das im Juni 1791; aber er griff es ungeschickt an, wurde eingeholt und fortan als Gefangener streng bewacht. An die Stelle der konstitnirenden Nationalversammlung trat Okt. 1791 die gesetzgebende, aus lauter neuen Mitgliedern bestehend, welche die neue Verfassung zur Ausführung bringen sollte. Das war aber nicht nach ihrem Sinne; sondern eine Republik verlangten die wilden Schreier. „Eine Republik!" wiederhallte es iu gauz Frankreich; und wer's damit hielt, suchte seine Ehre darin, recht zerlumpt einherzugehen. Der Name Sans-cnlottes (Ohnehosen) galt als hoher Ehrentitel. Zugleich wurden die deutschen Nachbarn vieler Rechte beraubt und dem Kaiser, als er sich beschwerte, der Krieg erklärt, 20. Apr. 1792. Damit gerieth alles iu fieberische Ausregung. Vou allen Seiten her beschied mau die liederlichsten Menschen, Galeerensklaven, Diebe, Räuber nach Paris; da nannte man sie die freien Männer des Südens, gekommen, die Freiheit zu beschützen. „Fort mit dem

8. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 273

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
273 lief) den Neid seiner Feinde, denen er durch die Preßfreiheit freilich selbst die Waffe in die Hand gab. Eine Schmähschrift folgte bald der andern. Leider war aber auch der neue Minister nicht immer vorsichtig genug gewesen; er verstieß mitunter zu sehr gegen die Vorurtheile seiner Zeit und nahm zu wenig Rücksicht auf die dänische Nationalität, deren Sprache er nicht einmal mächtig war. Um so leichter ward es seinen Feinden, seine Anordnungen zu ver- dächtigen; man griff nicht bloß das an, was wirklich schlecht war, z. B. die Zahlcnlotterie, die er hatte einrichten lassen, sondern auch das, was lobens- werth war. Was half es, daß er jetzt eine Verordnung gegen Preßfrechheit erließ! Die öffentliche Stimmung war schon zu sehr gegen den herrschenden Minister aufgeregt. Die Garde zu Pferde hatte Struensee schon früher als eine theure nutzlose Einrichtung auflösen lassen; im December 1771 sollte auch die Fußgarde aufgehoben und unter die übrige Infanterie vertheilt werden. Die Garde aber weigerte sich mit gewastneter Hand, auf eine so unrühmliche Weise zu enden, und wollte nur dann die Waffen niederlegen, wenn man jedem Einzelnen erlaubte, nach Hause zu gehen. Der Minister gab nach, und die Gardisten reisten ab; die Feinde Struensee's aber erkannten, daß es ihm an der Festigkeit und Entschlossenheit fehle, die nöthig war, ihn in seiner bedrohten Stellung zu erhalten, und gingen kühn an's Werk, den Gewaltigen zu stürzen. Die Seele des Unternehmens war die ränkevolle Juliane Marie; sie haßte die junge Königin und den Leibarzt, der mit gleicher Geschicklichkeit leibliche und staatliche Schäden zu heilen verstand und rücksichtslos beseitigte, weil Beide sie um ihren Einfluß auf den damals schon geisteskranken König gebracht hatten. Ihr Sohn, der Erbprinz Friedrich, General Graf Ranzau, ein früherer Freund Srucnsee's, und mehrere höhere Offieiere schaarten sich um die boshafte Frau. Am 16. Januar 1772 fand ein Hofball statt, der bis spät in die Nacht hinein dauerte. Als sich die Ballgäste zerstreut hatten, um sich zur Ruhe zu begeben, traten die Verschworenen zusammen. Früh Morgens trat die Königin-Mutter, begleitet von ihrem Sohne Friedrich und dem Grafen Ranzau, in das Schlafzimmer des Königs, weckte ihn aus tiefem Schlaf und zwang den willenlosen, verstandesschwachen Monarchen, die im Voraus an- gefertigten Verhaftsbefehle zu unterzeichnen. Die junge Königin wurde auf rohe Weise aus ihrem Schlafzimmer geschleppt und nebst ihrem jüngsten Kinde, der Prinzessin Louise Auguste, nach dem Schlosse Kronenburg gebracht; Struensee, Brandt und ihre Anhänger wurden verhaftet. Der Ueberfall war gelungen; cs stand Nichts im Wege, sich der Regie- rungsgewalt zu bemächtigen. Man errichtete schnell einen geheimen Staats- rath, mit dem Erbprinzen Friedrich und seinem frühern Lehrer Guldberg an der Spitze. Die Seele der neuen Regierung war Juliane Marie. Sie und ihr Sohn nahmen auch den geisteskranken König, der Alles Unterzeichnete, was ihm vorgelegt wurde, in Verwahrsam. Jetzt galt es nur noch, den Verhafteten den Proceß zu machen. Die junge Königin ward von ihren Feinden des Ehebruchs beschuldigt und ihre Ehe mit dem Könige am 2. April ohne Angabe des Grundes aufgehoben. 18

9. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 311

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
311 Beseler trat sofort von seiner Stellung zurück; Reventlow blieb bis zum 1. Februar und legte dann die Gewalt in die Hände der Kommissair e. lind was geschah nun? — Die 43,248 Mann starke schleswigholstei- nische Armee, die deutsches Recht gegen dänische Uebergrisfe vertheidigte, ward nicht bloß reducirt, sondern gänzlich aufgelöst, Holstein von preußischen und östreichischen Truppen besetzt; das ganze reiche Kriegsmaterial der Her- zogthümer und die kleine schleswigholsteinische Kriegsmarine ward den Dänen überliefert; die Festung des Landes wurde größtentheils geschleift; das Staatsgrundgesetz und alle übrigen nach dem 24. März 1848 erlassenen Ge- setze wurden aufgehoben; jede Verbindung Schleswigs mit Holstein ward beseitigt; die uralten Landesrechte, ein Kleinod, für welches allein in den Jahren der Erhebung viertehalb Tausend Schleswigholsteiner geblutet haben, ein Testament, das in den drei Kriegsjahren mit drittehalb Tausend Leichen besiegelt ist, wurden preisgegeben; viele Vaterlandsfreunde, die gefährlichsten Gegner einer dänischen Willkürregierung, wurden verbannt, Beamte, Pre- diger und Lehrer, die dem neuen Regiment verdächtig waren, ihrer Stellen beraubt, Andere in sonstiger Weise in ihrem Fortkommen behindert und in ihrem Einkommen geschädigt; der Danistrung Schleswigs wurde Thor und Thür geöffnet. Das ist das schmähliche Ende der schleswigholsteinischen Erhebung. Was die Herzogthümer in Verbindung mit Deutschland unternommen, das ward von den Vormächten des Bundes ihnen zum Verbrechen angerechnet, und diese selbst überlieferten ein deutsches Brudervolk wehrlos den Händen seiner Peiniger. 52. Schleswigholsteins Befreiung. I. Der verlassene Bruderstamm. Der active Widerstand der Schleswigholsteiner war mit Hülfe der deutschen Großmächte gebrochen; den passiven Widerstand zu besiegen war Dänemarks Aufgabe. Die Lösung dieser Aufgabe war keine leichte; sie war den nationalstolzen, fanatischen Dänen, die in Schleswigholstein eine Provinz, eine Domäne, eine Milchkuh zu besitzen glaubten, unmöglich. Der europäische Igel Schleswigholstein hüllte sich in seinen Stachelwald. Zuerst kehrte man in Kopenhagen zur Gesammtstaatsidee Christianviel zurück. 1852 — abermals am 28. Januar —- erging eine Proklamation Friedrich Vii., worin ausgesprochen war, daß das Heer, die Finanzen und die auswärtigen Angelegenheiten der .Herzogthümer und Dänemarks ge- meinschaftlich sein sollten. Jedes Herzogthum sollte seine besondere ständische Vertretung haben; nur nicht-politische Einrichtungen, wie z. B. Universität, Kanal und Zuchthäuser sollten beiden Herzogtümern. gemeinschaftlich bleiben; die deutsche und dänische Sprache sollten in Schleswig gleiche Berechtigung haben. — So hatte es Dänemark mit den Vormächten des Bundes verabredet und darum nannte man dieß die Vereinbarungen von 185 2. • • Die Herzogthümer konnten aus dieser Proklamation- keinen Trost schöpfen; sie konnten aber warten, so gut als sie hatten kämpfen können. Ein König lebt nicht ewig, und Friedrich Vii., der noch dazu eine wüste

10. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 272

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
272 England verheiratete, ,,wetteiferte daher auch Alles, der erhabenen Schön- heit Rosen auf den Weg zu streuen und Weihrauch zu opfern; denn Jeder hoffte, daß sich nun Freude und Glück vom Thron bis in die niedrigste Hütte verbreiten werde". Das wurde aber bald ganz anders. Die Stiefmutter des Königs, die berüchtigte Braunschweigerin Juliane Maria, hätte gern ihrem Sohn Friedrich die Krone zugewendet, und arbeitete mit ihren Creaturen un- ermüdlich daran, das Glück des jungen Ehepaares zu untergraben. Zunächst wurde darauf hingewirkt, den jungen, leidenschaftlichen König in Aus- schweifungen aller Art hineinzuziehen und dadurch die verbundenen Herzen zu trennen, was nur zu gut gelang. Nachdem ihm am 28. Januar 1768 ein Sohn geboren war, den er Friedrich nannte, trat der junge König im Mai eine Reise nach Frankreich und England an. Bereits während dieser Reise hatte der Leibarzt Johann Friedrich Struensee sich bei dem Könige sehr angenehm zu machen gewußt. Er war der Sohn eines Predigers in Halle, der später General- superintendent im königlichen Antheil von Schleswigholftein wurde. Bis zur Reise des Königs war Struensee Physikus in Altona gewesen; nach der Rückkehr blieb er in des Königs Nähe und war nun eifrig bemüht, auch die Gunst der Königin zu erlangen. Eine Blatternseuche, die eben damals in Kopenhagen herrschte, gab dazu Gelegenheit. Die Schutzpocken waren damals noch selten; Struensee impfte den Kronprinzen, um ihn vor der Seuche zu schützen, und das gelang. Da zog ihn die Königin auch weiter bei der Behandlung des schwächlichen Knaben zu Rathe. Struensee drang auf Abhärtung, und die Kränklichkeit des Kindes wich unter seiner Behandlung mehr und mehr. Diese glänzenden Erfolge verschafften dem geschickten Leib- arzt die Gewogenheit der Mutter; König und Königin schenkten dem begabten, kenntnißreichen Mann ihr unbedingtes Vertrauen, und Struensee war bald auch in anderen als ärztlichen Sachen ihr Rathgeber. Der König hatte ihn zu seinem Vorleser erkoren, und als solcher trug er dem Monarchen den Inhalt aller Eingaben vor. Der König entschied dann die Sachen in Gegenwart seines Leibarztes, und dieser leitete bald unter dem bescheidenen Titel eines Vorlesers alle Staatsangelegenheiten. Personen, die seinen Plänen hinder- lich waren, wurden aus dem Staatsdienst oder wenigstens aus der Nähe des Königs entfernt und andere an ihre Stelle gebracht. So ward der bisherige Minister Bernstorf entlassen und Struensee's Freund Brandt als Gesellschafter des Königs angestellt. Struensee stieg jetzt von einer Ehrenstufe zur andern und wurde endlich am 15. Juli 1771 förmlich zum geheimen Kabinetsminister ernannt und darauf nebst seinem Freunde Brandt in den Grafenstand erhoben. Der neue Minister griff nun reformirend in alle Zweige der Staats- verwaltung ein. Er schaffte die Tortur ab, schränkte die Leibeigenschaft ein, erlaubte die Haustaufen, errichtete Findelhäuser, erließ zweckmäßige Verordnungen gegen den Müssiggang und für die Armen, schaffte viele Festtage ab, „weil sie mehr zum Müssiggang als zur Gottesverehrung gebraucht wurden," verbesserte das Lootsen- und Postwescn, suchte die Steuern zu vermindern und verkündigte die uneingeschränkte Preßfreiheit. Der Einfluß und die Neuerungen des Emporkömmlings weckten natür-
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