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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 270

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
270 Neue Geschichte. lieben, durch die Bande wahrer Bruderliebe verbunden bleiben, sich stets Beistand und Hilfe leisten, die Unter, thauen als Familienväter beherrschen, die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht erhalten. Sie betrachteten sich nur als Bruder von der Vorsehung beauftragt, die Zweige Einer Familie zu regieren." Guter Wille war da nicht zu verkennen, wenn auch die That hinter ihm znrückblieb. Der Congreß zu Wien, der Juni 1815 geschlossen wurde, stellte die deutschen und europäischen Verhältnisse fest; es kehrte so ziemlich die alte Ordnung zurück. Das deutsche Reich wurde nicht wieder ausgerichtet; dagegen vereinigten sich seine 34 Staaten zu dem deutschen Bund und sandten sofort ihre Bevollmächtigten zur Besorgung der allgemeinen Angelegenheiten nach Frankfurt auf den Bundestag. Dieser war aber ein Leib ohne Haupt und that blutwenig, außer daß er sich angelegen seiu ließ, alles in Ruhe zu erhalten; der lose Zusammenhang unseres Vaterlandes und das Uebergewicht, das dem geistlosen Oesterreich über das rege, aufstrebende Preußen zufiel, machte jeden Fortschritt schwer, daher ein großer Theil der Nation mißvergnügt blieb. Oesterreich, das sich mit Oberitalien schön abgerundet hatte, jedoch nur auf der Landkarte, dachte wenig an Deutschland; es hatte seine vielsprachigen Unterthanen zusammenzuhalten und bewachte besonders das unruhige Italien, das, nachdem es von dem Löwen Napoleon auf seine Bahnen mit fortgerissen worden war, nun dem Bären nur ungerne gehorchte. Sein Minister Metter-n i ch begnügte sich, nur für den Augenblick das Nöthigste zu thun, also namentlich die Ausstände in Neapel und Piemont 1821 mit Waffen zu unterdrücken, und die 1831 empörten Unterthanen von Modena, Parma und dem Kirchenstaat zu bänbigen, nebenbei auch aller Neuerung in Deutschland Hemmschuhe einzulegen. Der gute König von Preußen hatte sich mit kleiner Entschädigung begnügen müssen. Er bekam die Rhein-

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 285

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 285 nach einer Neugestaltung der deutschen Verbältnisse nicht mehr länger vertagen ließ. Nun starb Plötzlich (Not). 63) Friedrich Vii. von Dänemark; ihm folgte Christian Ix., ein ferner Anverwandter, dessen Recht auf Schleswig-Holstein zweifelhaft, jedenfalls vom deutschen Bunde nicht anerkannt war. Letzterer ließ Holstein vom Bundesheer besetzen; Preußen und Oestreich aber verlangten von Dänemark, daß es die Einverleibung Schleswigs zurücknehme, und erklärten auf dessen Weigerung (Jan. 64) den Krieg, der im Oktober mit Abtretung der Herzogtümer an die beiden Vorstaaten Deutschlands endigte. Bismarck hatte sich der Einmischung der fremden Staaten glücklich zu erwehren gewußt, so scheel sie auch zu diesem Auftreten deutscher Heere sahen. Nun fragte sichs aber, wie die Beute theilen. Bismarck fürchtete einen Krieg mit Oestreich so wenig, daß er ihn vielmehr wünschte. Daher schloß er einen Bund mit dem neuen Italien, dem er zu Venetien zu helfen bereit war. Italien hatte zwar 1865 Florenz zu feiner neuen Hauptstadt gemacht, aber ohne darum das Schielen nach Rom aufzugeben; über diesem hielt jedoch Napoleon seine Hand so fest, daß Viktor Emannel froh war, es einmal mit einem andern Bundesgenossen zu versuchen. Im Juni 66 rückten preußische Truppen in Holstein ein, worauf die östreichische Besatzung zurückwich, der Bundestag in Frankfurt aber das Bundesheer zusammenberief. Dieß erklärte Preußen für Bundesbruch, und begann den deutschen Krieg, indem es rasch Sachsen, Hessen und Hannover besetzte. Das Hauptheer aber an 280000 Mann stark, brach getheilt in Böhmen ein, wo ebensoviel Oestreichs unter Benedek sich zwar tapfer wehrten, aber vor dem Zündnadelgewehr und der besseren Führung ihres Gegners überall zurückweichen mußten. Moltke, der den Feldzug leitete, verfolgte den Plan: getrennt marschiren, vereint schlagen. _ Auf den Gefilden von Königgrätz und Sa-dowa trafen Wilhelms Heersäulen richtig zusammen und errangen am 3. Juli einen vollständigen Sieg. Der Kaiser

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 259

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 259 zurück, schlug sie vollständig bei Hohenlinden und streifte bis 20 Stunden vor Wien. Napoleon zog über den Bernhardt, ein unerhörtes Wagniß, und entschied durch die Hauptschlacht bei Mareugo das Schicksal Oberitaliens. So kam's wieder zum Friedeu mit Oesterreich zu Lüneville (9. Febr. 1801); das linke Rheinufer blieb den Franzosen. Die andern Staaten alle machten gleichfalls Frieden; und selbst England bequemte sich dazu (1802), ohne für seine ungeheuren Anstrengungen etwas zu gewinnen. 4 Napoleon Kaiser. § 100. Napoleon wurde zu immer größeren Anma^ ßnngen fortgerissen; mit grenzenloser Frechheit schaltete er über Länder und Völker. So namentlich in Italien. Toskana verwandelte er in das Königreich Etrurien; Parma zog er ganz an sich; Piemont vereinigteer mit Frankreich; Luc ca, die ligur ische und cisalpinische Republik mußten sich neue Verfassungen gefallen lassen. Die letztere mußte ihn zu ihrem Präsidenten erwählen, worauf er sie itatienische Republik nannte. Die Schweiz sowohl als die batavische Republik machte er ganz von sich abhängig. Mit dem deutscheu Reiche that er ohue-hiu was er wollte. Er hatte eine so große Freude au dessen ungefüger Verfassung, daß er äußerte, wenn Frankreich nicht schon einen so netten Nachbar hätte, müßte man ihn erfinden. Und doch half er selber dazu, das morsche alte Gebäude abzubrechen. Um die Erbsürsten, die durch die Abtretung des linken Rheinufers verloren hatten, zu entschädigen, hob er alle geistlichen Herrschaften, 85 an der Zahl, bis auf 2, und alle Reichsstädte, deren es 52 waren, bis auf 6 auf, während größere Fürsten wie Bayern, Württemberg, Baden, Entschädigungen erhielten, die weit über ihren Verlust giengen. Einen solchen Gebieter hatte Europa noch nie bekommen! Sein Ehrgeiz ruhte nicht, bis er auch im Vaterlande zur höchsten Stufe sich erhoben hatte. Dort hatte er

4. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 261

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Die Revolutionszeit. 261 Haupt mit den Worten: „Gott gibt sie mir, wehe dem, der sie antastet!" Seinen Stiefsohn Eugen machte er dann zum Vicekönig Italiens. Indessen hatte England 1803 den Seekrieg wieder erneuert und die dritte Koalition eingeleitet, zu welcher sich Oesterreich, Rnßlaud und Schweden leicht verstanden; Preußen beharrte bei seiner 1795 angenommenen Neutralitätsstellung. Oesterreich stellte drei Armeen aus; auch die Russen kamen mit großen Heeresmassen, die jedoch langsam nachrückten. Napoleon eilte an die Donau. General M a ck, der das deutsche Heer befehligte, ließ sich bei Ulm so überlisten, daß er nmzwingelt wurde und mit 23,000 Mann die Waffen streckte. Napoleon erreichte Wien, fetzte über die Donau, und da fiel die erste D rei-kaisersch lacht (die drei Kaiser waren anwesend) bei Austerlitz vor (2. Dec. 1805), in welcher auf beibett Seiten 30,000 Menschen fielen. Napoleon siegte; aber die Lage der Verbünbeten war nicht verzweiflnugsvoll. Doch Kaiser Franz hatte beit Muth verloren und so erfolgte der Friebe zu Preßburg (26. Dec.), in welchem Oesterreich abermals 1000 Q.m. mit fast 3 Mill. Einwohnern einbüßte. Dagegen erhielten Bayern und Württemberg die Königswürbe. Zur See aber gewarnten die Englünber bett glorreichen Sieg bei Trafalgar, ba die [ranzösisch-fpanische Flotte mit 35 Linienschiffen so voll-stänbig geschlagen^wnrbe, daß nur 10 Schiffe entrannen und Frankreichs Seemacht für ein Jahrzehent vernichtet blieb. Der Sieger Nelson aber sanb seinen Tod babei (21. Oct. 1805). Napoleon fuhr jetzt immer herrischer breitt und setzte Fürsten ein und ab, wie es ihm beliebte. Namentlich bedachte er seine Brüber mit Kronen; Joseph erhielt Neapel, Ludwig Hoflanb; verdiente Generale giengen auch nicht leer aus. Jeder Solbat sonnte hoffen, in seinem Tornister einen Marschallstab, ja eine Krone zu sinbett. Ihm selbst gab der schmeichelnbe Senat bett Beinamen des Großen; als solcher loste er fast fpielenb das alte

5. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 296

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
296 beiden königlichen Linien hergestellt, sondern auch die Frevel von 1772 in den Enkeln versöhnt werden sollten. Auf diesen König hatte Dänemark große Hoffnungen gesetzt. Er war als Kronprinz Statthalter von Norwegen gewesen, hatte diesem Lande, bevor es mit Schweden in Verbindung trat, eine freisinnige Verfassung gegeben und war seit lange als eifriger Förderer aller Interessen der dänischen Nationalität bekannt. Ein Kreis junger strebsamer Männer, „das junge Dänemark", begann mit wachsender Energie für die Verbreitung und Verwirklichung freisinniger Ideen zu wirken. Daneben war ihnen auch besonders daran gelegen, Einfluß auf die Bevölkerung der Herzogthümer zu gewinnen und dänische Sprache und dänisches Wesen dahin zu verpflanzen, und Orla Lehmann, einer der eifrigsten Vertreter des „jungen Dänemarks", stellte in dieser Gesellschaft den Antrag, ihre Wirksamkeit auch auf den dänisch- redenden Theil der fchleswigschen Bevölkerung auszudehnen. Der Antrag Ward mit Jubel auf- und angenommen, und so begannen denn in Nord- schleswig die schamlosesten Wühlereien, die von der Regierung im Stillen gern gesehen wurden. Eine Folge dieser Wühlereien war, daß in der schleswiger Stände- versammlung von einem bäuerlichen Abgeordneten aus Nordschleswig ein Antrag gestellt wurde, deutsche Lehrstunden in den dänischen Schulen und dänische Gerichtssprache in den dänisch redenden Distrikten einzuführen, und dieser Antrag ward mit 21 gegen 18 Stimmen angenommen, diese Ent- scheidung aber in Dänemark mit dem lautesten Jubel begrüßt. Das junge Dänemark arbeitete mit rastlosem Eifer weiter, und auch die Regierung blieb nicht zurück; der König erließ am 14. Mai 1840 das Rescript über Einführung der dänischen Gerichtssprache in Nordschleswig; die andere Hälfte des Antrages hatte er wohlweislich übersehen. So hatte die Ständeversammlung die Sache nicht gemeint, und mehr als ein Abgeordneter derselben erklärte beim nächsten Zusammentritt, daß eben die seit der letzten Diät erst offenbar gewordene Gefahr ihn veranlasse, sein früheres Votum zu verändern. Es wurde von einem andern Abge- ordneten aus einem dänisch redenden Distrikt auf Nichteinführung der dänischen Gerichtssprache angetragen und dießmal der Antrag mit 34 gegen 9 Stimmen angenommen. Immer deutlicher trat nun hervor, worauf es ,,das junge Dänemark" wirklich abgesehen hatte, auf ein Dänemark bis an die Eider nämlich, auf die Einverleibung Schleswigs. Das war aber nicht Christians Plan, er Wollte einen dänischen Gesamtstaat, der eine und dieselbe Erbfolge haben sollte. So wurde von Kopenhagen aus ein zwiefacher Kamps gegen die Herzogthümer geführt. Die Eiderdänen hatten es auf das Deutschthum Schleswigs abgesehen, und Orla Lehmann erklärte 1842 in einer Festrede, daß man den Schleswigholsteinern nöthigenfalls mit dem Schwert den blutigen Beweis auf den Rücken schreiben werde, daß Dänemark bis an die Eider reiche. Die G esammtstaatsmänner aber wollten Schleswig- Holstein mit Dänemark zu einem Staatsganzen verbinden und die Herzog- thümer mit unter das Königsgesetz stellen, nach welchem auch in den

6. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 311

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
311 Beseler trat sofort von seiner Stellung zurück; Reventlow blieb bis zum 1. Februar und legte dann die Gewalt in die Hände der Kommissair e. lind was geschah nun? — Die 43,248 Mann starke schleswigholstei- nische Armee, die deutsches Recht gegen dänische Uebergrisfe vertheidigte, ward nicht bloß reducirt, sondern gänzlich aufgelöst, Holstein von preußischen und östreichischen Truppen besetzt; das ganze reiche Kriegsmaterial der Her- zogthümer und die kleine schleswigholsteinische Kriegsmarine ward den Dänen überliefert; die Festung des Landes wurde größtentheils geschleift; das Staatsgrundgesetz und alle übrigen nach dem 24. März 1848 erlassenen Ge- setze wurden aufgehoben; jede Verbindung Schleswigs mit Holstein ward beseitigt; die uralten Landesrechte, ein Kleinod, für welches allein in den Jahren der Erhebung viertehalb Tausend Schleswigholsteiner geblutet haben, ein Testament, das in den drei Kriegsjahren mit drittehalb Tausend Leichen besiegelt ist, wurden preisgegeben; viele Vaterlandsfreunde, die gefährlichsten Gegner einer dänischen Willkürregierung, wurden verbannt, Beamte, Pre- diger und Lehrer, die dem neuen Regiment verdächtig waren, ihrer Stellen beraubt, Andere in sonstiger Weise in ihrem Fortkommen behindert und in ihrem Einkommen geschädigt; der Danistrung Schleswigs wurde Thor und Thür geöffnet. Das ist das schmähliche Ende der schleswigholsteinischen Erhebung. Was die Herzogthümer in Verbindung mit Deutschland unternommen, das ward von den Vormächten des Bundes ihnen zum Verbrechen angerechnet, und diese selbst überlieferten ein deutsches Brudervolk wehrlos den Händen seiner Peiniger. 52. Schleswigholsteins Befreiung. I. Der verlassene Bruderstamm. Der active Widerstand der Schleswigholsteiner war mit Hülfe der deutschen Großmächte gebrochen; den passiven Widerstand zu besiegen war Dänemarks Aufgabe. Die Lösung dieser Aufgabe war keine leichte; sie war den nationalstolzen, fanatischen Dänen, die in Schleswigholstein eine Provinz, eine Domäne, eine Milchkuh zu besitzen glaubten, unmöglich. Der europäische Igel Schleswigholstein hüllte sich in seinen Stachelwald. Zuerst kehrte man in Kopenhagen zur Gesammtstaatsidee Christianviel zurück. 1852 — abermals am 28. Januar —- erging eine Proklamation Friedrich Vii., worin ausgesprochen war, daß das Heer, die Finanzen und die auswärtigen Angelegenheiten der .Herzogthümer und Dänemarks ge- meinschaftlich sein sollten. Jedes Herzogthum sollte seine besondere ständische Vertretung haben; nur nicht-politische Einrichtungen, wie z. B. Universität, Kanal und Zuchthäuser sollten beiden Herzogtümern. gemeinschaftlich bleiben; die deutsche und dänische Sprache sollten in Schleswig gleiche Berechtigung haben. — So hatte es Dänemark mit den Vormächten des Bundes verabredet und darum nannte man dieß die Vereinbarungen von 185 2. • • Die Herzogthümer konnten aus dieser Proklamation- keinen Trost schöpfen; sie konnten aber warten, so gut als sie hatten kämpfen können. Ein König lebt nicht ewig, und Friedrich Vii., der noch dazu eine wüste

7. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 282

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
282 Staatsraths war damals Herzog Friedrich Christian von Augusten- burg, der Schwager des Kronprinzen, ein Mann von deutscher Gesinnung. Dieser protestirte gegen die Einverleibung, durch welche man nicht nur die Rechte des Landes, sondern auch diejenigen der jüngern königlichen Linie mit Füßen trete. In den Herzogthümern herrschte nämlich nur der Manns- stamm; in Dänemark war nach dem Aussterben der ältern königlichen Linie die weibliche Linie erbberechtigt; wurden die Herzogthümer unzertrennlich mit Dänemark verbunden, so wurde dadurch die jüngere königliche Linie, die Augustenburger, Glücksburger und Gottorfer, um ihr Thronfolgerecht in den Herzogthümern gebracht. Nachdem der Herzog seine Erklärung abgegeben hatte, verließ er, weil diese Angelegenheit ihn persönlich betraf, den Staatsrath, theilte dem Kron- prinzen seinen Protest mit und war entschlossen, ins Ausland zu gehen, um von da aus öffentlich gegen die Eingriffe in die Rechte seines Hauses zu protestiren. Die Rathgeber des Kronprinzen schlugen nun demselben vor, für das anstößige Wort „unzertrennlich" „ungetrennt" zu setzen. Das wurde, wenn auch mit Widerstreben, von Friedrich angenommen, und so erschien denn am 9. September 1806 das Patent, in welchem die Erklärung abgegeben wurde, ,,daß Holstein mit dem gesammten Staatskörper der Monarchie als ein in jeder Beziehung völlig ungetrennter Theil desselben verbunden und von nun an der alleinigen unumschränkten Botmäßigkeit des Landesherrn unterworfen sein solle." In demselben Jahre hatte sich Preußen, von Napoleon vielfach ver- letzt, noch einmal gegen die französische Uebermacht erhoben. Die Preußen waren aber von Napoleon bei Jena geschlagen worden; Napoleon war am 27. October siegreich in Berlin eingezogen; der preußische König mußte zu Tilsit unter der Aufopferung seines halben Reichs Frieden schließen (7. Juli 1807). Zwei Tage später schloß auch Rußland, das Preußen unterstützt hatte, an demselben Orte Frieden mit Frankreich. In diesem Frieden zu Tilsit waren zwei Artikel verabredet, die gegen England gerichtet waren, weil dieses Land das einzige war, das bisher mit Erfolg dem Eroberungsgelüst des französischen Kaisers widerstanden hatte. Erstlich sollten Preußen und Rußland dem s. g. Continentalsystem beitreten, d. h. sie sollten ihre Häfen den englischen Schiffen verschließen und ihren Unterthanen den Handel mit England verbieten, wie Napoleon das schon in den ihm unterworfenen Ländern befohlen hatte. Zum Andern sollte auch die dänische Regierung genöthigt werden, dieser Handelssperre gegen Eng- land beizutreten und —• seine Flotte an Frankreich auszuliefern, um Napoleon den Angriff gegen England zu erleichtern. Von dieser letztern Bestimmung war übrigens in den veröffentlichten Friedensbedingungen nichts gesagt. Dennoch wollte man in England davon wissen, und schon am 8. August traf beim Kronprinzen in Kiel ein englischer Gesandter ein und verlangte, daß Dänemark ein Bündniß mit England schließen und seine Flotte in einem englischen Hafen in Sicherheit bringen möge; widrigenfalls werde England die dänische Flotte mit Gewalt weg- nehmen. Der Kronprinz, empört über das unerwartete Ansinnen, wies nicht nur die englischen Anträge ab; er begann auch sogleich zu rüsten, eilte nach

8. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 136

1883 - Leipzig : Kesselring
136 Neue Geschichte. und Zwingli selbst trat am 2. April 1524 in den Stand der heiligen Ehe. Sein evangelisches Glaubensbekenntnis legte er bald darauf (1525) in dem Buch: von der wahren und falschen Religion" nieder. Zwingli n. Zwingli und Luther stimmten in den meisten Punkten berein; in ther. )er gefjre Don dem Abendmahle aber wichen sie von einander ab. Zwingli gab den Einsetzungs-Worten (Matth. 26, 26 28) eine blo sinnbildliche Auslegung, während Luther am Buchstaben festhielt. Diesen Streit auszu-gleichen, lud der Landgraf Philipp von Hessen (S. 128 Anm. 3) die beiden Marburg Reformatoren zu einer Unterredung (1529) nach Marburg ^ ein. Sie erschienen. Luther schrieb in lateinischer Sprache mit Kreide auf den Tisch: Das ist mein Leib!" und kam immer auf diesen Satz zurck. Auch Zwingli gab nicht nach, und so blieb denn eine Trennung zwischen den Lutheranern und den Anhngern Zwinglis, d. i. den Reformierten. Was Zwingli von Luther hielt, geht aus seinen Worten hervor, indem er sagt: Luther ist, als mich bednkt, so ein trefflicher Streiter Gottes, der da mit groem Ernste die Geschrist dnrchfndelet (durchforschet), als keiner in tausend Iahren je gewesen ist; (ich achte es hier nicht, da mich die Ppstler mit ihm einen Ketzer schelten werden), und mit dem mnnlichen, unbewegten Gemt, damit er den Papst von Rom angegriffen hat, ist ihm keiner nie gleich worden, als (so) lang das Papsttum gewhret hat. Wes ist aber solche That? Gottes oder Luthers? Fragst' den Luther selbs, wei ich wohl, er spricht: Gottes!" Auch spterhin uerte Zwingli mehrmals: Es wren keine Leute ans Erden, mit denen er lieber einig fein mchte, als mit den Wittenbergern." Slusbret* g Die Reformation von Zrich fate auch in anderen Teilen der 9jefor*r Schweiz festen Fu und fand in Glarus, Basel, Schaffhausen, Appen-Nation, zell, Graubnden, besonders aber in Bern freudige Aufnahme. Die brigen Kantone dagegen blieben dem alten Kirchenglauben getreu und traten bald feindselig gegen Zrich auf. Zrich, die Wiege der schweizerischen Reformation, fhlte sich bedroht und schlo mit Bern ein Schutz- und Trutz-bndnis, in das auch Biel2, Mhlhaufen2, Basel und St. Gallen aufge-nommen wurden. Sobald diese Vereinigung bekannt wurde, schlssen (1529) Lnzern, Uri, Schwyz, Unterhalten und Zug, in der Geschichte jener Zeit die fnf Kantone" genannt, ein Gegenbndnis. Man sah, da der Kamps Kappel nahte. Nach zwei Iahren (11. Oktober 1531) kam es bei Kappel2 zur 1531. Schlacht. Die Zricher wurden von der bermacht besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten stritt, wurde durch einen Steinwurf so arg verwundet, da er zu Boden sank. Die Sieger fanden ihn mit zur Erde gekehrtem Gesicht. Umgewendet, ward er aufgefordert, die heilige Jungfrau anzurufen. Wiederholt schttelte er das Haupt. Mit dem Zuruf: So stirb denn, hartnckiger Ketzer!" empfing er den Todesstreich. Noch an demselben Tage wurde feine Leiche als die eines Ketzers verbrannt. Aber das Licht, das Zwingli in der Schweiz angezndet hatte, ward von anderen, die sich nach ihm gebildet hatten, erhalten und verbreitet, vor- 1 Zu Marburg (an der Lahn) war durch denselben Philipp in dem Jahre 1527 die erste protestantische Universitt errichtet worden. 2 Biel, Stadt im Osten des Kanton Bern, am Fue des Jura. Mhl-hausen, Stadt im sdlichen Elsa, von 17981871 französisch, jetzt deutsch. Kappel, Dorf sdlich von Zrich.

9. Lesebuch der Erdkunde - S. 93

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Z. Volk und Staat. 93 gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war 5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert). schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr- schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor- reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen" auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes- leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid- g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige größere Freistaat Europas. (Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)

10. Lesebuch der Erdkunde - S. 92

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Schweiz. beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb- stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet", die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll- fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f. Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich. Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern 5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund. (§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge, erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen- über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal- ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte, dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs- Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel- bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt. Z. Volk und Staat. § 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt
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