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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 270

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
270 Neue Geschichte. lieben, durch die Bande wahrer Bruderliebe verbunden bleiben, sich stets Beistand und Hilfe leisten, die Unter, thauen als Familienväter beherrschen, die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht erhalten. Sie betrachteten sich nur als Bruder von der Vorsehung beauftragt, die Zweige Einer Familie zu regieren." Guter Wille war da nicht zu verkennen, wenn auch die That hinter ihm znrückblieb. Der Congreß zu Wien, der Juni 1815 geschlossen wurde, stellte die deutschen und europäischen Verhältnisse fest; es kehrte so ziemlich die alte Ordnung zurück. Das deutsche Reich wurde nicht wieder ausgerichtet; dagegen vereinigten sich seine 34 Staaten zu dem deutschen Bund und sandten sofort ihre Bevollmächtigten zur Besorgung der allgemeinen Angelegenheiten nach Frankfurt auf den Bundestag. Dieser war aber ein Leib ohne Haupt und that blutwenig, außer daß er sich angelegen seiu ließ, alles in Ruhe zu erhalten; der lose Zusammenhang unseres Vaterlandes und das Uebergewicht, das dem geistlosen Oesterreich über das rege, aufstrebende Preußen zufiel, machte jeden Fortschritt schwer, daher ein großer Theil der Nation mißvergnügt blieb. Oesterreich, das sich mit Oberitalien schön abgerundet hatte, jedoch nur auf der Landkarte, dachte wenig an Deutschland; es hatte seine vielsprachigen Unterthanen zusammenzuhalten und bewachte besonders das unruhige Italien, das, nachdem es von dem Löwen Napoleon auf seine Bahnen mit fortgerissen worden war, nun dem Bären nur ungerne gehorchte. Sein Minister Metter-n i ch begnügte sich, nur für den Augenblick das Nöthigste zu thun, also namentlich die Ausstände in Neapel und Piemont 1821 mit Waffen zu unterdrücken, und die 1831 empörten Unterthanen von Modena, Parma und dem Kirchenstaat zu bänbigen, nebenbei auch aller Neuerung in Deutschland Hemmschuhe einzulegen. Der gute König von Preußen hatte sich mit kleiner Entschädigung begnügen müssen. Er bekam die Rhein-

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 37

1878 - Mainz : Kunze
— St- Ii. Mittelitalien von Oberitalien durch die Küstenflüßchen Macra im Westen und Rubicon im Osten getrennt. Darin liegen 1) Etrurien zwischen Meer und Tiber mit Florenz und Veji. 2) Latium südlich vom vorhergehenden bis jenseits des Liris mit Rom. 3) Das kleine aber höchst fruchtbare Campanien mit dem Vesuv, Neapel, Capua. 4) Das sehr gebirgige Samnium sammt seinen Nebenländern mit Benevent, Corfinium, Asculum, Ancona. 5)Umbrien mit Spoleto. Iii. Unteritalien. Es begreift vier Landschaften: 1) Lu c a-nien. 2) Apulien. 3) Calabrien mit Tarent und Brindisi. 4) Bruttium mit Reggio. Zu Italien gehören die drei großen Inseln Sicilien, vom Fcstlande nur durch die schmale Straße von Messina getrennt, städte- und volkreich, sodann Sardinien und Corsika. § 25. Bevölkerung. In Italien scheint die Urbevölkerung sich länger gegen die Vermischung mit Einwanderern gesträubt zu haben als in Griechenland und andern Ländern Nur allmählich wich sie vor den neuen Ankömmlingen nach Süden zurück und ist noch bis kurz vor der historischen Zeit im Besitze der beiden südlichen Halbinseln gewesen. Ob sie mit den alten Iberern, den Ureinwohnern Spaniens (Basken), verwandt war, läßt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten, doch scheinen iberische Reste auf den Inseln und der Westküste des Landes vorhanden gewesen zu sein. Der Hauptbestandtheil der Einwanderer gehört wie auf der Balkanhalbinsel der arischen Rasse an, und von Umbrern, Sabellern und Latinern läßt sich sogar eine nähere Verwandtschaft mit den Griechen aus Sprache und Sitte erweisen. Wahrscheinlich waren sie noch vor diesen nach Europa gekommen und hatten längere Zeit in Jllyrien, dem Lande im Osten des Adriameeres, verweilt, ehe sie vorangeschoben wurden. Rätselhaft ist der Ursprung der Etrusker. Sogar ihre Zugehörigkeit zu den Ariern wird von denen bezweifelt, die der griechischen Sage folgend sie aus Lydien stammen lassen. Andere halten sie zwar für arisch, glauben aber, daß sie aus den Hochthälern der Alpen (Rhätien) nach Süden hinabstiegen, wo

3. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 192

1878 - Mainz : Kunze
— 192 — setzter Anschlag misrieth gänzlich, und er konnte von Glück sagen, daß ihm seine Flucht nach Böhmen gelang; dem Braunschweiger endlich, den England im Stiche ließ, glückte es Elsfleth zu erreichen und sich und die Seinen für bessere Tage übers Meer zu retten. Oesterreich schloß am 14. Oktob. den Frieden zu Schönbrunn (Wien), der ihm 2000 Quadratmeilen kostete und außer Frankreich Settern und Rußland bereicherte. In dem Friedensschluß ward Hofer nicht einbegriffen, der, nachdem er eine Zeitlang den Feinden verborgen geblieben war, durch Verrat in ihre Hände fiel und auf Napoleons Befehl zu Mantua erschossen wurde (20. Febr. 1810). Das Jahr 1810 weist Thaten des größten Uebermutes auf. König Ludwig Napoleon, welcher die Continentalsperre nicht streng genug ausführte, legte die Krone nieder, was den Kaiser veranlaßte das ganze Land als Anschwemmung des französischen Rheins mit Frankreich zu vereinigen. Dasselbe that er mit Ostfriesland, Oldenburg und deu Hansestädten, so daß sein Reich damals 140 Departements statt 83 und fast die doppelte Anzahl der Einwohner wie zehn Jahre vorher befaß. Es war mit Ruhm gesättigt, aber er kam ihm theuer zu stehn. Um sich einen legitimen Erben zu verschaffen, trennte Napoleon seine Ehe mit der edeln Joseph ine Beauharnais, der treuen Gefährtin auf feinem abenteuerlichen Lebeuswege, und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter seines erbittertsten Gegners Franz. Sie gebar ihm im Kometenjahre 1811 den Köuig von Rom. Weil Alexander I. durch die Einziehung Oldenburgs, dessen Herzog mit dem russischen Kaiserhause nahe verwandt war, tief gekränkt, fein Reich durch die Kontinentalsperre schwer geschädigt wurde, so forderte er Abstellung seiner Beschwerden und Räumung Preußens, sonst solle der Krieg entscheiden. Napoleon zauderte nicht und warf eine halbe Million Menschen, darunter Preußen und Oesterreich er, ins Zarenreich, das rasch seinen Frieden mit der Türkei schloß. Durch die Siege bei Smolensk, Borodino und an der Moskwa erzwangen sich die Franzosen den Einzug in Moskau, fanden aber die Stadt verlassen und hatten bald mit dem furchtbarsten Brande zu kämpfen. Nachdem die Friedensanträge Napoleons, Dank dem entschiedenen Drängen Steins, von Alexander abgewiesen worden waren, zog man sich zurück verfolgt von Kosaken und dem erbitterten Volke, gepeinigt

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 144

1868 - Mainz : Kunze
144 Zweite Periode der neueren Geschichte. Die wichtig- sten Kriegs- ereignisse. Der Aufstand der Tyroler. Steg über die Franzosen bei Hbchstädt 1704. Aufleopoldl. f 1705 folgt Joseph I. 1705—1711. Aufstand in Vatern. Trotz der Stege Eugens und Marl- boroughs muß Karl Spanien verlassen. Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen Feldhern Vitleroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver- stärkungen senden. Der Kurfürst von Baiern war nämlich in Tyrol eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen und dann vor Wien zu rücken. Allein die treuen Throler vereitelten den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen Sieg über die Oestreicher. Sofort eilten Marlborough aus den Nieder- landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst (1704) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver- schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben, Ludwig Xiv. aber erkennen, daß man vor dem Tode Niemand den Großen oder Glücklichen nennen soll." 1705 starb Kaiser Leopold. Sein Nachfolger Josef I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von Köln und Baiern die ganze Schwere des Rechtes empfinden. Jener verlor alle seine weltlichen Rechte und Besitzungen, dieser kam in die Reichsacht. „Sein unglücklicher Leib soll ans des Kaisers und des Reiches Schutz in Unfrieden und Unsicherheit verfallen, dergestalt, daß sich Niemand weiter an ihm vergreisen und verfreveln kann." Diese Strenge veranlaßte ein gefährlicher Ausstand, welcher 1705 ausge- brochen war, um die Willkür der östreichischen Beamten zu rächen. „Lieber bairisch sterben, als östreichisch verderben", war die allgemeine Losung. Unter Anführung des kühnen Studenten Meindl hatten 20,000 Mann zu den Waffen gegriffen, waren aber unterlegen und siüchtig geworden. Nach dem glorreichen Siege bei Höchstädt waren Marlborough nach den Niederlanden und Prinz Eugen nach Italien zurückgekehrt. Man hatte zwar anfangs geglaubt, der Krieg sei beendet, da der Erz- herzog Karl nach seiner Landung in Barcelona die Provinzen Cata- lonien und Navarra unterworfen und 1706 seinen Einzug in Madrid gehalten hatte. Allein er mußte sich bald wieder zurückziehen, da die

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 240

1868 - Mainz : Kunze
240 Dritte Periode der neueren Geschichte. Erlasse wurde das tyrannische System der Continentalsperre noch weiter ausgebildet. Im Frieden König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch ner^Preu'ßen Öro^e ^Pfer ten Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser den grbßern immer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung 3:1fflrttlte!*8 ^v*e9e§ genöthigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Ruß- land ein Bündniß. Hinter der Oder bereinigten sich beide Heere, und nach einer zweitägigen mörderischen Schlacht bei Eilau (1807) rühmten sich beide Parteien des Sieges, zogen sich aber beide zurück. In der folgenden Schlacht bei Friedland siegte jedoch Napoleon so entscheidend, daß Rußland Friedensanträge stellte. Auf einem Floße mitten im Niemen, unweit der für neutral erklärten Stadt Tilsit, kamen zuerst die beiden Kaiser und später auch der König zu einer Unterredung zu- sammen. Hier ward ein sür Preußen empfindlicher Friede zu Stande gebracht, wonach es alle seine Länder zwischen Rhein und Elbe und alle seit 1772 gewonnenen polnischen Länder abtreten mußte. Aus den an den König ersteren bildete er das Königreich Westfalen, zu dem noch Kurhessen Westphalen unl? Braunschweig gezogen wurden, mit der Hauptstadt Cassel und be- und an den lehnte damit seinen Bruder Ierome, aus den letzteren das Großher- ^Sa'chsen" Warschau, welches der König von Sachsen empfing. Rußland erkannte die Brüder Napoleons als Könige, sowie den Rheinbund als zu Recht bestehend an. Die vergeb- In Tilsit war auch die edle Königin Louise von Preußen er- ltchenbemüh- schienen. Sie sollte versuchen den gewaltigen Gebieter Europas zu ^Kdnigi/ milderen Gesinnungen gegen Preußen zu stimmen. „Was mich dieser Louise von Schritt kostet", schrieb sie damals in ihr Tagebuch, „weiß mein Gott allein; denn wenn ich diesen Mann nicht geradezu hasse, so betrachte ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird mir höchst schwer werden; aber man fordert diese Selbstverläugnung von mir, und ich bin es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre Fürsprache war vergeblich; Napoleon ließ sich Nichts abdringen. Die Königin schrieb nach dem verhängnißvollen Friedensschlüsse von Tilsit an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir bleiben sittlich frei und das wird politische Freiheit herbeiführen. Ich bin überzeugt, daß die Art, in der dieser Friede geschlossen ist, gewiß früher oder später (viel- leicht erlebe ich cs gar nicht) ein Segen für Preußen sein wird." Wie wahr hatte die edle Königin gesprochen!

6. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 311

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
311 Beseler trat sofort von seiner Stellung zurück; Reventlow blieb bis zum 1. Februar und legte dann die Gewalt in die Hände der Kommissair e. lind was geschah nun? — Die 43,248 Mann starke schleswigholstei- nische Armee, die deutsches Recht gegen dänische Uebergrisfe vertheidigte, ward nicht bloß reducirt, sondern gänzlich aufgelöst, Holstein von preußischen und östreichischen Truppen besetzt; das ganze reiche Kriegsmaterial der Her- zogthümer und die kleine schleswigholsteinische Kriegsmarine ward den Dänen überliefert; die Festung des Landes wurde größtentheils geschleift; das Staatsgrundgesetz und alle übrigen nach dem 24. März 1848 erlassenen Ge- setze wurden aufgehoben; jede Verbindung Schleswigs mit Holstein ward beseitigt; die uralten Landesrechte, ein Kleinod, für welches allein in den Jahren der Erhebung viertehalb Tausend Schleswigholsteiner geblutet haben, ein Testament, das in den drei Kriegsjahren mit drittehalb Tausend Leichen besiegelt ist, wurden preisgegeben; viele Vaterlandsfreunde, die gefährlichsten Gegner einer dänischen Willkürregierung, wurden verbannt, Beamte, Pre- diger und Lehrer, die dem neuen Regiment verdächtig waren, ihrer Stellen beraubt, Andere in sonstiger Weise in ihrem Fortkommen behindert und in ihrem Einkommen geschädigt; der Danistrung Schleswigs wurde Thor und Thür geöffnet. Das ist das schmähliche Ende der schleswigholsteinischen Erhebung. Was die Herzogthümer in Verbindung mit Deutschland unternommen, das ward von den Vormächten des Bundes ihnen zum Verbrechen angerechnet, und diese selbst überlieferten ein deutsches Brudervolk wehrlos den Händen seiner Peiniger. 52. Schleswigholsteins Befreiung. I. Der verlassene Bruderstamm. Der active Widerstand der Schleswigholsteiner war mit Hülfe der deutschen Großmächte gebrochen; den passiven Widerstand zu besiegen war Dänemarks Aufgabe. Die Lösung dieser Aufgabe war keine leichte; sie war den nationalstolzen, fanatischen Dänen, die in Schleswigholstein eine Provinz, eine Domäne, eine Milchkuh zu besitzen glaubten, unmöglich. Der europäische Igel Schleswigholstein hüllte sich in seinen Stachelwald. Zuerst kehrte man in Kopenhagen zur Gesammtstaatsidee Christianviel zurück. 1852 — abermals am 28. Januar —- erging eine Proklamation Friedrich Vii., worin ausgesprochen war, daß das Heer, die Finanzen und die auswärtigen Angelegenheiten der .Herzogthümer und Dänemarks ge- meinschaftlich sein sollten. Jedes Herzogthum sollte seine besondere ständische Vertretung haben; nur nicht-politische Einrichtungen, wie z. B. Universität, Kanal und Zuchthäuser sollten beiden Herzogtümern. gemeinschaftlich bleiben; die deutsche und dänische Sprache sollten in Schleswig gleiche Berechtigung haben. — So hatte es Dänemark mit den Vormächten des Bundes verabredet und darum nannte man dieß die Vereinbarungen von 185 2. • • Die Herzogthümer konnten aus dieser Proklamation- keinen Trost schöpfen; sie konnten aber warten, so gut als sie hatten kämpfen können. Ein König lebt nicht ewig, und Friedrich Vii., der noch dazu eine wüste

7. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 282

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
282 Staatsraths war damals Herzog Friedrich Christian von Augusten- burg, der Schwager des Kronprinzen, ein Mann von deutscher Gesinnung. Dieser protestirte gegen die Einverleibung, durch welche man nicht nur die Rechte des Landes, sondern auch diejenigen der jüngern königlichen Linie mit Füßen trete. In den Herzogthümern herrschte nämlich nur der Manns- stamm; in Dänemark war nach dem Aussterben der ältern königlichen Linie die weibliche Linie erbberechtigt; wurden die Herzogthümer unzertrennlich mit Dänemark verbunden, so wurde dadurch die jüngere königliche Linie, die Augustenburger, Glücksburger und Gottorfer, um ihr Thronfolgerecht in den Herzogthümern gebracht. Nachdem der Herzog seine Erklärung abgegeben hatte, verließ er, weil diese Angelegenheit ihn persönlich betraf, den Staatsrath, theilte dem Kron- prinzen seinen Protest mit und war entschlossen, ins Ausland zu gehen, um von da aus öffentlich gegen die Eingriffe in die Rechte seines Hauses zu protestiren. Die Rathgeber des Kronprinzen schlugen nun demselben vor, für das anstößige Wort „unzertrennlich" „ungetrennt" zu setzen. Das wurde, wenn auch mit Widerstreben, von Friedrich angenommen, und so erschien denn am 9. September 1806 das Patent, in welchem die Erklärung abgegeben wurde, ,,daß Holstein mit dem gesammten Staatskörper der Monarchie als ein in jeder Beziehung völlig ungetrennter Theil desselben verbunden und von nun an der alleinigen unumschränkten Botmäßigkeit des Landesherrn unterworfen sein solle." In demselben Jahre hatte sich Preußen, von Napoleon vielfach ver- letzt, noch einmal gegen die französische Uebermacht erhoben. Die Preußen waren aber von Napoleon bei Jena geschlagen worden; Napoleon war am 27. October siegreich in Berlin eingezogen; der preußische König mußte zu Tilsit unter der Aufopferung seines halben Reichs Frieden schließen (7. Juli 1807). Zwei Tage später schloß auch Rußland, das Preußen unterstützt hatte, an demselben Orte Frieden mit Frankreich. In diesem Frieden zu Tilsit waren zwei Artikel verabredet, die gegen England gerichtet waren, weil dieses Land das einzige war, das bisher mit Erfolg dem Eroberungsgelüst des französischen Kaisers widerstanden hatte. Erstlich sollten Preußen und Rußland dem s. g. Continentalsystem beitreten, d. h. sie sollten ihre Häfen den englischen Schiffen verschließen und ihren Unterthanen den Handel mit England verbieten, wie Napoleon das schon in den ihm unterworfenen Ländern befohlen hatte. Zum Andern sollte auch die dänische Regierung genöthigt werden, dieser Handelssperre gegen Eng- land beizutreten und —• seine Flotte an Frankreich auszuliefern, um Napoleon den Angriff gegen England zu erleichtern. Von dieser letztern Bestimmung war übrigens in den veröffentlichten Friedensbedingungen nichts gesagt. Dennoch wollte man in England davon wissen, und schon am 8. August traf beim Kronprinzen in Kiel ein englischer Gesandter ein und verlangte, daß Dänemark ein Bündniß mit England schließen und seine Flotte in einem englischen Hafen in Sicherheit bringen möge; widrigenfalls werde England die dänische Flotte mit Gewalt weg- nehmen. Der Kronprinz, empört über das unerwartete Ansinnen, wies nicht nur die englischen Anträge ab; er begann auch sogleich zu rüsten, eilte nach

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 93

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Z. Volk und Staat. 93 gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war 5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert). schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr- schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor- reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen" auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes- leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid- g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige größere Freistaat Europas. (Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)

9. Lesebuch der Erdkunde - S. 92

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 I. Die Schweiz. beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb- stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet", die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll- fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f. Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich. Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern 5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund. (§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge, erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen- über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal- ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte, dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs- Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel- bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt. Z. Volk und Staat. § 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt

10. Lesebuch der Erdkunde - S. 94

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
94 I. Die Schweiz. §. 93. Die Schweiz mißt in der Länge, zwischen Frankreich und Osterreich vom Genfer See über den St. Gotthard bis zum Ortler in Tirol, 48 d. M. oder 350 km und in der Breite, zwischen Deutschland und Italien, von Schaffhausen bis Tessiu (beiderseits die äußersten Spitzen gerechnet), 30 d. M. oder 220 km; ist also mehr lang als breit. — Ihr Flächenraum ist fast so groß als Württem- berg, Baden und Großherzogtum Hessen zusammen.*) Ihre Gestalt bildet ein un- gleiches etwas schiefes Viereck mit ein- und ausspringenden Grenzlinien, zwischen 4 oder 5 Endpunkten; diese sind die Rheinbiegung (Basel) im Nordwesten, der Bodensee im Nordosten, der Genfer See im Südwesten, der Luganer See im Süden (der Ortler im äußersten Südosten). So ist die Schweiz, das hochliegende Land, zwischen Deutschland, Frankreich, Italien hingelagert^ Deutschland ist ihr Nachbar im Norden, und zwar Haupt- sächlich Baden, an einer kleinen Strecke des jenseitigen Bodenseeufers auch Württem- berg und Bayern; der Bodensee und der Rhein bis Basel bilden ihre nördliche Grenze; nur ein kleines Stück in der Nordmitte (Schaffhausen) schiebt sich über den Rhein zwischen badisches Gebiet hinein. Auch im Osten ist deutsches Gebiet ihr Nachbar, nämlich Tirol und Vorarlberg; auch hier bildet der Rhein, vom Bodensee aufwärts, eine Strecke lang (bis zum Einflüsse der Landquart) ihre Grenze; von da aber zieht diese in einem großen Bogen östlich um das Innthal herum. Im Süden der Schweiz liegt Italien; unregelmäßig zieht die Grenze über^ die Alpen hin in großen Zickzacklinien (doch meist den höchsten Gebirgskäminen folgend) bis zum Geufer See. — Im Westen grenzt die Schweiz an Frankreich: vom Genfer See zieht in nordöstlicher Richtung bis Basel die Grenzlinie, auch in höchst unregel- mäßiger Gestalt, über den Jura hiu. § 94. Übrigens ist es nicht der d e u t s ch e Volksstamm allein, dem die Schweiz angehört. Diese umfaßt auch ein bedeutendes Stück des Bodens französischer Zunge, der ganze Westen (welsche Schweiz) ist von französischem Volke bewohnt: der Berner Jura, Neuenburg, das Waadtlaud, Genf, zwei Drittel von Freiburg und von Wallis (das untere Wallis). Dann enthält sie ferner ein kleineres Stück italienischen Landes: das Land südöstlich vom St. Gotthard, Tessin, und drei Stückchen im äußersten Südosten (zum Kanton Graubünden gehörig), alle diese auf der Italien Zugewandten Seite der Alpen; endlich einen eigentümlichen Volksstamm mit einer lateinischen Tochtersprache, die sonst nirgends in der Welt gesprochen wird, der räto-romanischen (mit 2 Mundarten), in Graubünden. So ist also die Schweiz, wiewohl vorherrschend deutsches Land, durch diese Zerteilung zum Ver- einigungslande sehr verschiedener Haupt-Völkerstämme Europas geworden, — was ihr eine einheitliche Regierung nicht wenig erschwert, aber ihr auch, sosern ihr deren Einigung gelingt, um so größere Stärke und Ehre verleihen muß. Indessen wiegt doch das deutsche Element in der Schweiz so sehr vor, daß von den 2 4/5 Millionen Menschen ihrer Bevölkerung über 2 Millionen zum deutschen Stamme gehören, und die ganze Kultur, das Geistesleben, in der Schweiz vorherrschend mit Deutschland zusammengeht. Daher hatte auch Deutschland in seinem Südwesten an dem Schweizer Alpenlande und Volke ein starkes natürliches Bollwerk zu Deckung seines Rückens. Allein infolge alter Empfindlichkeit des großen Bruderstaates gegen den kleineren Nachbar, — der sich einst durch echt- *) Die Flächenzahlen siehe in der Tabelle Seite 93, sowie in der Tabelle über die Länder des Deutschen Reichs.
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