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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 270

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
270 Neue Geschichte. lieben, durch die Bande wahrer Bruderliebe verbunden bleiben, sich stets Beistand und Hilfe leisten, die Unter, thauen als Familienväter beherrschen, die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht erhalten. Sie betrachteten sich nur als Bruder von der Vorsehung beauftragt, die Zweige Einer Familie zu regieren." Guter Wille war da nicht zu verkennen, wenn auch die That hinter ihm znrückblieb. Der Congreß zu Wien, der Juni 1815 geschlossen wurde, stellte die deutschen und europäischen Verhältnisse fest; es kehrte so ziemlich die alte Ordnung zurück. Das deutsche Reich wurde nicht wieder ausgerichtet; dagegen vereinigten sich seine 34 Staaten zu dem deutschen Bund und sandten sofort ihre Bevollmächtigten zur Besorgung der allgemeinen Angelegenheiten nach Frankfurt auf den Bundestag. Dieser war aber ein Leib ohne Haupt und that blutwenig, außer daß er sich angelegen seiu ließ, alles in Ruhe zu erhalten; der lose Zusammenhang unseres Vaterlandes und das Uebergewicht, das dem geistlosen Oesterreich über das rege, aufstrebende Preußen zufiel, machte jeden Fortschritt schwer, daher ein großer Theil der Nation mißvergnügt blieb. Oesterreich, das sich mit Oberitalien schön abgerundet hatte, jedoch nur auf der Landkarte, dachte wenig an Deutschland; es hatte seine vielsprachigen Unterthanen zusammenzuhalten und bewachte besonders das unruhige Italien, das, nachdem es von dem Löwen Napoleon auf seine Bahnen mit fortgerissen worden war, nun dem Bären nur ungerne gehorchte. Sein Minister Metter-n i ch begnügte sich, nur für den Augenblick das Nöthigste zu thun, also namentlich die Ausstände in Neapel und Piemont 1821 mit Waffen zu unterdrücken, und die 1831 empörten Unterthanen von Modena, Parma und dem Kirchenstaat zu bänbigen, nebenbei auch aller Neuerung in Deutschland Hemmschuhe einzulegen. Der gute König von Preußen hatte sich mit kleiner Entschädigung begnügen müssen. Er bekam die Rhein-

2. Die deutschen Landschaften - S. 99

1896 - Trier : Lintz
Die Schweizer Hochebene. 99 Kultureigentümlichlieiten : Art der Besiedelung, Bauart (1er Häuser, Sprache derbewohner, ilire körperlichen und geistigen Eigenschaften. In dem von deutscher Bevölkerung bewohnten grössern Teile des Schweizerlandes liegen die Gehöfte nach altgermanischer Sitte meistens vereinzelt; manche dicht bewohnte Gegenden erschei- nen wie mit Wohnungen besäet. Ausser den nicht zahlreichen Städten zeigen in der Regel nur die Ansiedelungen, welche an einer Hauptverkehrsstrasse entstanden sind, eine mehr geschlossene Bauart. Anders ist es in der mit romanischer Bevölkerung besie- delten südwestlichen Schweiz, wo wir meistens nach Römersitte geschlossen gebaute Wohnplätze antreffen. In den zum Staatenbunde der Schweiz (s. folg. Abschn.) vereinigten Ge- bieten giebt es nur 3 Städte mit über 50 000 E., nämlich Zürich, Basel und Genf, ausserdem noch 4 mit über 25 000 E.. nämlich Bern, Lausanne, St. Gallen und Chauxdefonds und im ganzen nur 18 Städte mit über 10 000 E. und 54 Ge- meinden mit über 5000 E. In der Mittelschweiz und in den Alpengegenden sind die Heu- schober und Viehställe fast immer vom Wohnhause getrennt, im Flachlande aber (des. im Aargau), wo Raum und Bodengestalt die Errichtung grösserer Gebäulichkeiten gestatten, mit diesem unter einem Dache vereidigt. In der Regel umschliesst das Schweizer- haus ausser den Kellerräumen zwei Stockwerke. In dem untern Stockwerke befinden sich die meistens nach Süden gelegene Wtohnstube, eine Schlafstube und die Küche, in der obern zwei an der vordem Giebelseite gelegene Schlafzimmer und die Bodenräume, Das in dem Berner Oberlande vorkommende Bauernhaus hat in seiner innern Einrichtung eine besondere Eigentümlichkeit. In ihm liegt die Küche in der Mitte, so dass man aus dieser und dem anschliessenden kurzen Gange in alle Räume gelangen kann. Meis- tens sind die Häuser aus Holz gebaut; in den waldreichen Alpen- gegenden sieht man kein aus einem andern Stoffe gebautes Bauern- haus. Das ziemlich flache Dach besteht gewöhnlich aus Holzschin- deln, die mit Steinen beschwert sind ; selten ist es mit Ziegeln ge- deckt. Eine mehr oder weniger braun ange dunkelte Farbe, welche das Holz mit der Zeit annimmt, ist dem Schweizerhause, das sehr oft mit Schnitz werk reich geziert ist und durch seine, vom weit vorragenden Dache überdeckten Rundgalerien ein stattliches Aussehen erhält, eigentümlich. In dem grössten Teile des Landes wird die de ut sehe Sprache geredet; im südwestlichen Teile herrscht die französische, im südlichen die italienische. Die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Französisch geht von Basel über Bern nach Siders am Rhône, die zwischen Deutsch und Italienisch (einschl. Rätoromanisch) zieht sich von Chur durch das Vorderrheinthal, über den St. Gotthard und längst der Monterosagruppe hin. Es wird die deutsche Sprache von 71%, die französische von 24% und die italienische von 5!/2%

3. Die deutschen Landschaften - S. 101

1896 - Trier : Lintz
Die Schweizer Hochebene. 101 tigkeiten auszubilden. Dass der im engen Verkehr mit einer so grossartigen und an Naturschönheiten so reichen Natur auf- wachsende Schweizer von grosser Liebe zu seiner Heimat beseelt ist, erscheint selbstverständlich; desgleichen erklären sich aus dem Lebensverhältnisse der Bewohner zu einer gefahrdrohen- den Natur, aus dem das Gefühl der Abhängigkeit entspringen muss, und aus dem Lebensverhältnisse der Bewohner zu einander, das die gegenseitige Hilfeleistung bedingt, zwei andere, das Schweizer- volk ehrende Tugenden, nämlich Frömmigkeit und Mildthä- tigkeit. Endlich verdient an dem Schweizer noch das freund- liche und gastliche Entgegenkommen, das er gegen Fremde zeigt, gerühmt zu werden. Wer als Besucher des schönen Schweizerlandes die den schlechten gegenüber bedeutend vorwie- genden guten Eigenschaften seiner Bewohner kennen gelernt hat, kann nicht heimkehren, ohne diesem in seinen Bergen abgeschlos- senen Volke auch für die Zukunft das bisherige Glück und die bisherige Zufriedenheit in den meist bescheidenen Lebens- verhältnissen zu wünschen. 3. Die Betrachtung der staatlichen Verhält- nisse in der Landschaft. a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete. Die Gebiete der Schweizer Hochebene sind zu dem Staaten- verband e der Schweiz vereinigt. Dieses Land gehörte früher zu Deutschland. Die Anerkennung des Schweizer- bundes als selbständiger Staat erfolgte im Jahre 1648 beim Friedensschlüsse des 30jährigen Krieges. Die Grenzen der Schweiz folgen fast überall der natür- lichen Abgrenzung der Landschaft. Im Westen zieht sich die Landesgrenze über den Jura hin; im Norden wird sie durch den Rhein lauf und den Bodensee gebildet, und nur ein kleiner Bezirk um Schaffhausen reicht über den erstem hinaus, während umgekehrt die am schweizerischen Ufer jenes Sees gelegene Stadt Konstanz zum deutschen Reiche gehört; im Osten zieht sie sich wieder eine Strecke weit am Rheine vorbei, im Süden aber reicht sie stellenweise sehr weit über das Rhein-Rhônethal hinaus, und erst am Genfer See tritt sie wieder in den Rahmen der Landschaft zurück. Die benachbarten Staaten sind im Westen Frankreich, im Norden das deutsche Reich, im Osten Oesterreich und im Süden Italien. Die Schweiz nimmt eine Fläche von 41419 qkm ein und

4. Die deutschen Landschaften - S. 127

1896 - Trier : Lintz
Die schwäbisch-bayerische Hochebene. 127 und Gebräuche verwandelt sich bei vielen in Abscheu gegen alle Neuerungen, und das S t a m m e s b e w u s s t s e i n scheint zuweilen stärker als das allgemeine Vaterlandsgefühl zu sein. Die Bayern sind also im ganzen ein zwar schwer lenkbarer Volks- stamm, dem aber eine derbe, urwüchsige und gesunde Volkskraft innewohnt. 3. Die Betrachtung der staatlichen Verhält- nisse in der Landschaft. a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete. Der g r ö s s t e Teil der schwäbisch - bayerischen Hochebene gehört dem Staate Bayern an. Die in der Landschaft gelegenen Gebiete des bayerischen Staates sind dessen Stammlande. Bayern bildete früher eines der selbständi- gen dèutscben Herzogtümer. Einen bayerischen Herzog nennt die Geschichte zuerst im Jahre 554. Er stammte aus dem Hause der Agilof in g er, das bis zum Jahre 788 die Herzogswürde bekleidete. In den folgenden Jahr- hunderten wechselte diese unter verschiedenen Häusern, bis sie im Jahre 1180 vom Kaiser Friedrich Barbarossa dem Wittelsbacher Hause verliehen wurde. Das Herzogtum bestand damals aus den vier Gebieten Ober bayer n, Niederbayern. Ob er pfalz und Bheinpfalz. Das letztere Gebiet liegt ausserhalb des Piahmens der Landschaft. Im Jahre 1310 wurden durch eine Teilung die pfälzischen Gebiete abgetrennt. Doch wurde die Oberpfalz wieder 1623 mit dem Mutterlande dauernd vereinigt. Die Bheinpfalz bestand dagegen als ein besonderer deutscher Staat weiter und bildete eins der sieben Kurfürstentümer. Auch das S t am m 1 and B aye r n erhielt später die Kurwürde. Als im Jahre 1777 in diesem die Herrscherlinie ausstarb, gelangte die pfälzische Linie auch dort zur Thronfolge, so class jetzt wieder alle ursprünglichen Gebietsteile vereinigt waren. Durch den A n sc h 1 u s s an Napoleon zu Anfang dieses Jahrhunderts erlangte Bayern die Königs- würde und sicherte sich auch bedeute ndegebietsvergrösserungen. Den damals angenommenen Umfang hat es, geringe Grenzveränderungen ausser Acht gelassen, bis zur Gegenwart behalten. Bayern besteht also aus dem grössern Hauptlande im Osten und aus dem kleinern Nebenlande, der Rheinpfalz, im Westen. Die Grenzländer des Hauptlandes sind im Norden Preussen, die th ü r in g i s c h e n S t a a t en undsachsen, im Osten Oesterreich, im Süden ebenfalls Oesterreich und im Westen Württemberg, Baden und Hessen. Der ganze bayerische Staat hat eine Grösse von 75 864,7 qkm und zählt 5594982 E. Von der Bevölkerung sind mehr als 2/s katholisch und nicht ganz 1ls evangelisch. Ausser Bayern haben von den deutschen Staaten noch Tvürt-

5. Die deutschen Landschaften - S. 253

1896 - Trier : Lintz
Das hessische und Weser-Bergland. 253 Freiheit und Selbständigkeit und seinen von den Vätern übererbten Götterglauben im Kampfe mit den Franken erst nach Zertrümmerung seiner ganzen Volkskraft aufgab, so hält auch jeder einzelne Sachse mit grosser Zähigkeit an seinen Rechten, an über liefert en Anschauungen, Sitten und Gebräuchen fest. Die Stammeseigenschaften konnten §ich umso reiner erhalten, als auch in der Beschäftigung und in der Lebensweise der Bevöl- kerung sich wenig änderte; diese ist wie die hessische eine vor- wiegend ackerbautreibende und in ländlichen Wohnsitzen lebende geblieben. Weil der Sachse Neuerungen weniger leicht zugänglich ist als der Franke, ist er auch im Verkehr verschlossener als dieser. 3. Bie Betrachtung der staatlichen Verhält- nisse in der Landschaft. a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete. Den Hauptanteil an der Landschaft hat Preussen, von wel- chem 2 Provinzen, Westfalen und H e s s en - N a s s au, in ihrem Rahmen liegen. Ausserdem sind in ihr mehrere kleinere deutsche Staaten gelegen, nämlich W a 1 d e c k, Lippe - Detmold und S c h a il m b u r g - L i p p e. Ferner greifen Teile vom Grossherzog- tum Hessen (s. S. 172), von Braun schwei g (s. Tiefl. d. und. Weser) und von der preussischen Provinz Hannover in die Land- schaft hinein. Die Provinz Westfalen wird im Norden von der Provinz Hannover, im Osten von Schaumburg-Lippe, Hannover, B r a un s eh w e i g, Hessen-Nassau und Wal deck, im Süden von H ess en-Na ssa u und der R h einprovin z , im Westen von der Rheinprovinz und Holland begrenzt. Ihre Grösse be- trägt 20 206,5 qkm, ihre Einwohnerzahl 2428 661 (auf 1 qkm 120,2 F.), wovon auf die Protestanten etwas mehr, auf die Katholiken etwas weniger als die Hälfte entfällt. Die Provinz Westfalen wurde wie die Rheinprovinz im Jahre 1815 durch Beschluss des Wiener Kongresses in ihrem jetzigen Umfange mit Preussen vereinigt. Die ältesten preussischen Besitz ungen in Westfalen waren die Gebiete Mark (mit Soest) und Ravensberg (mit Bielefeld), die im Jahre 1614 nebst dem rheinischen Gebiete Kleve als Erbanteil der jiilich- klevischen Besitzungen an Brandenburg fielen. Beim Friedensschlüsse des dreissig- jährigen Krieges wurde dem Grossen Kurfürsten das Bistum Minden zuge- sprochen, und im 1707 erwarb der erste preussische König Friedrich I. durch Kauf die Grafschaft Tecklenburg. Paderborn kam im Jahre I 803 vorüber- gehend an Preussen. Alle seine westfälischen Besitzungen verlor dieses aber bald darauf an den französischen Kaiser Napoleon, der die westliche Hälfte der jetzigen Provinz mit Fr a nk r ei ch, die östliche dagegen mit dem neugebildeten Königreiche Westfalen vereinigte. Im Jahre 1815 erhielt Preussen nicht bloss seine frühern Gebiete zurück, sondern kam auch in den Besitz des ganzen Bistums Münster, des Herzogtums Westfalen, des Für sten turn's Siegen, und anderer kleinerer Gebiete. Seine letzte Erwer-

6. Die Landschaften Europas - S. 419

1900 - Trier : Lintz
Staatenbildung. 419 Ortschaften vor. Am schärfsten ist das genannte Gesetz auf der Insel Sizilien zur Geltung gekommen, wo die 3ll-¿ Mill. Be- wohner sich auf nur 500 Ansiedelungen verteilen, so dass auf jede durchschnittlich etwa 7000 Bewohner kommen. Die Entstehung grosser Ortschaften wurde auch durch die Art der Verteilung des Grundbesitzes, der meist in den Händen Weniger ist, gefördert. Die Ortschaften liegen vielfach, wie auch in Apulien, Umbrien und Toskana, auf Bergpyramiden, weit ab von den Gärten und Feldern in der Ebene. Diese Lage wurde häufig der grössern Sicherheit halber gewählt. Die Vorfahren schrägten die Berg- pyramide, die für die Anlage einer Siedelung ausgewählt wurde, künstlich ab und befestigten sie noch durch cyklopische Mauern. In manchen Gegenden wurden die Bewohner auch durch die schlechten Gesundheitsverhältnisse der Ebene auf die Berge verwiesen. Die Zahl grosser Städte ist ziemlich bedeutend. 3 Städte haben '/2 Mill. E., nämlich Neapel, Rom und Mailand, 2 Städte mehr als 250 000 E., nämlich Turin und Palermo, 7 Städte und zwar Genua, Florenz, Venedig, Messina, Bologna, Catania und Livorno mehr als 100 000 E. und noch etwa 10 Städte mehr als 50000 E. Die mittlere Dichtigkeit der Bevölkerung ist bedeutend und betrag schon 1881 109 auf 1 qkm. Sie war am grössten in Sizilien (137). Es folgten Norditalien (132), Süditalien (111), Mittelitalien (86) und Sardinien (31). 10. Staatenbildung: Die staatliche Zusammengehörigkeit und die staatliche Ordnung und Einrichtung. Auf die Staatenbildungen, die auf der Apennin enhalb- insel stattfanden, wirkten geographische Einflüsse stark ein. Durch den Apenninenzug, der die Halbinsel der ganzen Länge nach durchzieht, war eine Gliederung in viele Gebiete gegeben. West- und Ostseite, Nord und Süd konnten ein Dasein für sich führen. Die Trennung war aber keine so scharfe, dass eine Zusammenfassung aller Staaten zu einem einheit- lichen Reiche unmöglich gewesen war. Die Ähnlichkeit mit Griechen- land, das niemals einen einheitlichen Staat gebildet hat, ist also keine vollkommene. Die Bildung von Teilstaaten hat sowohl im Altertum als auch in jüngster Vergangenheit zur Bildung eines einigen Italien geführt. Im Mittelalter kam die Neigung zur politischen Zersplitterung in der Entstehung von Städterepu- büken, die, wie besonders Venedig, Genua, Mailand, Pisa, Florenz, eine hohe Blüte erreichten, zum Ausdruck. Als Han- delsstaaten gerieten sie miteinander in Kämpfe. Durch diese beschleunigten sie ihren Untergang, der durch die Verschiebung der Wege des Welthandels eingeleitet wurde. Die Teil- staaten, die bis 1859, bis zur Wiedererlangung der politischen Einheit, bestanden, lassen die natürliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete erkennen. Süditalien und Sizilien gehören zu- sammen und bildeten das Königreich beider Sizilien. Sar- 27*

7. Die Landschaften Europas - S. 45

1900 - Trier : Lintz
Staatenbildung. 45 da, wo eine Anzahl von Thälern durch nicht zu beschwerliche Passübergänge in Verbindung treten konnte, entwickelten sich kräftigere Staatswesen. So reichten sich über den Pässen der Gotthardgruppe hinweg die Thalstaaten der Reuss, der Aare, der Rhône, des Tessin und des Rheins einander die Hand zu einem Staatenbunde, dem der Schweiz (s. Bd. I), der noch heute als einziger Alpenstaat seine Selbständigkeit bewahrt hat. Ähnlich ging die Staatenbildung Tirols vor sich. Der Brennerpass machte es möglich, dass die Bewohner des Inn-, der Etscb- und des Drau- thales sich politisch verbinden konnten. Dass Thäler die Wurzeln der Alpenstaaten waren, zeigten auch Kärnten, das im Drau- thai, und Krain, das im Sauthal, entstand, sowie S a voy en, dessen Wiege das Flussthälchen der Ar, eines linken Zuflusses der Isère, war. Diese und andere Staatenbildungen sind mit Ausnahme der Schweiz den mächtigen Staaten zum Opfer gefallen,, die in den benachbarten Mittelgeb ir g s- und Tieflandschaf- ten zur Entwicklung gelangten. Deren Streben musste es sein, sich in den Besitz der schwer überschreitbaren Alpenkämme zu setzen und dadurch eine starke Grenzlinie zu verschaffen. Dieses Streben musste umso leichter Erfolg haben, als alle Alpen- thäler bequeme Zugänge haben. Fast das ganze östliche Alpen- gebiet wurde durch seine grossen, nach No und O zur Donau aus- laufenden Längsthälern an den Donaustaat Oesterreich, die jetzige Doppel-Monarchie Österreich-Ungarn angegliedert, westlich von ihm herrscht fast über das ganze Alpengebiet die Schweiz^ auf den Kämmen der südnördlich gerichteten westlichen Alpen stossen Frankreich und Italien zusammen, letzteres ist zu- gleich südlicher Grenznachbar der Schweiz und Österreich-Ungarns, und ferner lehnt sich im N, zwischen Rhein und Salzach, auch das Deutsche Reich unmittelbar an den Alpenfuss an. So sind es heute 5 Staaten, die sich in den Besitz des Hochgebirges der Alpen geteilt haben und an ihm einen natürlichen Grenzschutz suchen. Uber die s t a a 11 i c h e O r d n u n g und Einrichtung der Schweiz und des Deutschen Reiches vergi, den I. Bd., über die der übrigen oben genannten Staaten vergi, die Abschnitte über die be- treffenden Landschaften in diesem Bande. 11. Geistige Kultur: Geistesleben, Bildungswesen und Religion. Das Wohnen in abgeschlossenen Gebirgsthälern, denen ein grösserer Verkehrsstrom fehlt und die den Menschen nur mit wenigen und immer denselben Naturgegenständen und Menschen zusammen- bringen, musste auf das Geistesleben der Älpler einen mächtigen Einfluss ausüben. Das heimatliche Thal ist ihnen die Welt,

8. Die Landschaften Europas - S. 49

1900 - Trier : Lintz
Rückblick auf frühere Kulturzeiten. 49 vollständig romanisiert und im Laufe der Zeit Italiener bezw. Franzosen. Die Alemannen, die die östliche Schweiz, und die Bajuwaren oder Bayern, die noch mehr nach O hin das Alpengebiet, besonders Nordtirol besiedelten, haben jedoch ihr Deutschtum rein erhalten und letztere nicht bloss die rhäto- romanischen Volksüberreste allmählich fast ganz aufgesogen, sondern auch die Sia ven wieder mehr nach So verdrängt. Aber viele rhätische, römische und auch einige slavische Ortsnamen er- innern auch in rein deutschen Thälern noch heute an die früheren Besiedler des Landes. Das Mittelalter hat, wenn wir von den religiösen Bau- werken des Christentums absehen, in den Alpen nicht so grossartige Kulturwerke neu geschaffen wie die Römerzeit. Es hat gezehrt von dieser. Die Via Claudia Augusta bildete die Hauptverbindungsstrasse zwischen Deutschland und Italien, auf ihr zogen die deutschen Kaiser über den Brenner nach Rom, weshalb sie den Namen Kai s erstras s e erhielt. Die meisten der übrigen Alpenstrassen zerfielen aber immer mehr, und in ein ge- heimnisvolles Dunkel hüllte sich die herrliche Hochgebirgswelt der Alpen, in deren Thäler und auf deren Berge nur wenige europäische Wanderer ihren Fuss setzten. Erst das letzte Jahrhundert hat diesen Schleier gelüftet. Mit neuen Mitteln der-Technik hat der Mensch die Hochgebirgswelt neu und vollständiger als früher erobert und den grossen Verkehrsstrom der Völker auch in die Alpenthäler, sowie auf und durch die eisumgürteten Alpenberge gelenkt. Auf die Kultur und den Volksgeist der Alpen- bewohner wird der stärkere Völkerverkehr für die Zukunft seinen Einfluss, wenn auch nicht in dem erwarteten Umfange, aus- üben, und geringerwerdendadurch auch die Schranken, die das Alpengebirge dem Voran seh reiten der grossen Kulturwogen, die von den einzelnen europäischen Kulturvölkern ausgehen, entgegensetzt. 13. K il 1 tu re i £ e n tii ni 1 ich ke i te n und Volksleben. Mit dem Schweizer Bauernhause, das im I. Bd. be- schrieben wurde, stimmt die Bauart der Wohnungen fast im ganzen Alpengebiete ziemlich überein. Zu ihrem Bau wird vorwiegend Holz gebraucht. In den grösseren Thälern ist aber meist wenigstens die \ orderwand in Stein aufgeführt, und in holzarmen Gregenden, wie in den südlichen Kalkalpen, ist der vollständige Stein bau geboten. Die Balken der aus Holz gezimmerten Häuser werden in der Regel von Lärchen oder Zirben genommen. Sie nehmen mit dem Alter eine schöne, feurigbraune Farbe an. In den "wohl- habenden Thälern sind die Gehöfte vielfach, wie im Berner Ober- lande, mit Freitreppen und rundlaufenden Veranden versehen, und alles Holzwerk ist mit Schnitzereien geschmückt. Zu Kerp, begriind.-vergleich. Erdkunde, Ii. Bd. 4

9. Die Landschaften Europas - S. 2

1900 - Trier : Lintz
2 Das Hochgebirge der Alpen. Man hat diesen Namen auch für andere hohe Gebirge auf der Erde gewählt und spricht z. B. von australischen Alpen. An die Schweizer und bayerischen Alpen (s. Bd. I), die nach Deutschland hinüberschauen, setzen sich noch viele andere Alpenzüge an, und viele Thäler ziehen sich zwischen diesen Irin, in denen zahlreiche schöne Alpenflüsse, wie unser Rhein, wie Aare und Reuss, dahiuströmen. Die meisten ergiessen sich gleich den genannten am Rande der Alpen zuerst in blinkende Seen, ehe sie nach allen Richtungen auseinander strömen, nach den verschiedensten Ländern hin und den verschiedensten Meeren entgegen. In den Alpenthälern wohnen vielerlei Völkerschaften von eigenartiger Abstammung, Sprache und Sitte, und zahlreiche Staaten teilen sich in den grossen Länderraum, den die Alpen einnehmen. Auf der Karte von Europa sehen wir diese in ihrer ganzen Ausdehnung dargestellt, wir erkennen die vielen Gebirgszüge und Thäler, aus denen sie bestehen, und erhalten eine Vorstellung, wie sich der Rumpf von Europa an das mächtige Hochgebirge, wie an einen Rücken, anlehnt, und wie an den Rumpf des Erdteils sich wieder die Aussenglieder desselben, die Halbinseln und Inseln, an- hängen. Beginnen wir deshalb die Erdkunde Europas mit der Betrachtung seines Rückgrats, des Hochgebirges der Alpen. a. Die einzelnen Teile der Landschaft. Die Alpen stellen keine gleichförmig gestaltete Erhebuugs- masse dar. Wir dürfen annehmen, dass sie schon bei ihrer Auf- faltung einen grossen Formenreichtum entwickelten. Aber immer herrlicher hat sich mit dem Fortschritte der Zerstörung diese ur- sprüngliche Formenschönheit entfaltet, und was die Alpen im Laufe der Zeit an Höhe und Gewalt der Massen eingebüsst haben, das haben sie gleichzeitig wieder gewonnen an Mannigfaltigkeit und malerischer Wirkung ihrer Formen. Sie wurden immer glieder- reicher, zugleich eigenartiger, indem jedes Glied, entsprechend der in ihm durch die Raumverhältnisse und durch die Gesteinsbeschaifen- heit gegebenen Bedingungen, eine bestimmte Entwicklung seiner Formen durchmachte. So tritt uns heute das Alpengebirge in einem herrlichen Hochgebirgsbilde entgegen, das wir an- staunen und bewundern. Dieses Hochgebirgsbild wollen wir in seinen einzelnen Zügen betrachten. Wir werden hierbei zugleich Gelegenheit haben, einer- seits die gewaltigen Naturkräfte der Hochgebirgsnatur, mit denen der Mensch den Kampf aufzunehmen hat, und ander- seits die Kultur hilfsmittel, die ihm dieselbe für diesen Kampf darbietet, kennen zu lernen. Als ein zweifarbiges haben wir also jedesmal das heutige Bild der Alpen zu betrachten, als ein eigen- artiges Natur- und als ein ebenso eigenartiges Kulturbild.

10. Die Landschaften Europas - S. 44

1900 - Trier : Lintz
44 Das Hochgebirge der Alpen. Die verschiedene Bevölkerungsdichtigkeit der Hauptalpen und der Kalkalpen geht aus folgendem Beispiel hervor. In dem schweizerischen Kanton Graubünden, der hauptsächlich Gebiete der Hauptalpen, u. a. die Thäler des Vorder- und Hinterrheins, umfasst, wohnen auf 1 qkm nur 13 E., im Kanton St. Gallen, der ganz in der Kalkalpenzone liegt, dagegen auf 1 qkm 114 E. Tirol, zu dem ein bedeutender Teil des östlichen Alpengebiets, sowohl von der Hauptalpen- als auch von der Kalkalpenzone gehört, hat eine mittlere Bevölkerungsdichtigkeit von 30 E. auf 1 qkm. Beim Durchwandern der Alpenthäler fällt uns noch auf, dass einige ziemlich gleichmässig auf beiden Seiten besiedelt sind, dass sich dagegen in andern die Wohnhäuser und Dörfchen auf die eine Thalseite zusammendrängen. Erstere Erscheinung finden wir in den nordsüdlich verlaufenden Thälern, letztere in allen, die mehr in der Westostrichtung verlaufen und neben der kalten Schatten- eine wärmere und für menschliches Wohnen geeignetere Sonnenseite haben. Andere Gründe sind es, die bald ein geschlossenes, bald ein zerstreutes Wohnen bedingen. Die Thäler zwingen schon durch ihren Bau und regen ferner durch den Wasserlauf, der sie durchfliesst, an, die Wohnungen näher zusammen zu rücken. Die Bergabhänge oder Hochflächen, die noch nicht zu hoch gelegen sind, um besiedelt werden zu können, lassen dem Menschen Freiheit in der Wahl des Platzes, wo er seine Hütte bauen will. Diese Freiheit benutzte der vorwigend vieh- zuchttreibende Alpler um so mehr, als er in seinem Wohnen weder auf die Lage der Äcker, noch, als völlig unabhängiger Mann, auf Nachbarn Rücksicht zu nehmen brauchte. Ein lehrreiches Beispiel für die Verschiedenheit der Besiedelungsweise in den Alpenthälern und auf den Alpenhöhen bieten im Berner Oberlande die Ortschaften Lauterbrunnen, dessen Häuser sich tief unten im Lauterbrunnen- thale um sein Kirchlein scharen, und Wengen, dessen Häuser- gruppen sich hoch oben über eine weite Bergfläche ausbreiten, dar. Die Zahl der grösseren Städte ist in den Alpen gering. Wenn wir nur das eigentliche Alpengebiet bis zum Gebirgssaume in Betracht ziehen, so finden wir ausser Graz, das über 100000 E. zählt, keine Stadt mit 50000 E. Diese Zahl wächst aber, wenn wir auch nur einen 10 bis 20 km breiten Saum um die Alpen mitrechnen. Dann können wir noch eine zweite Stadt, die über 100000 Einwohner zählt, flämlich Zürch, nennen und weitere 3 Städte, die über 50000 E. haben, nämlich Bern, Genf und Grenoble. Städte mit über 25 000 E. sind schon viel zahlreicher. 10. Staatenbildung : Die staatliche Zusammenge- hörigkeit und die staatliche Ordnung und Ein- richtung. Das Wohnen der Älpler in abgelegenen und abgesonderten Gebirgsthälern begünstigte die Entstehung kleiner Staaten. Es ist aber keines der Alpenthäler so gross, dass seine Staaten- bildung für sich allein einen dauernden Erfolg haben konnte. Nur
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