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1. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 13

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 13 — dem Main, dem Rhein-Rhone- und dem Rhein-Marne-Kanal sowie ein dichtes Eisenbahnnetz, die Rhein- und Maintalbahnen, die Hessische Ludwigs- und Main-Neckarbahn mit den Hauptknotenpunkten Mül- hausen und Frankfurt a. M., vermitteln den lebhaften Handelsverkehr. 5. Hauptstädte sind a) in Baden: Karlsruhe, 112 000 Ew., Haupt- und Residenzstadt Badens, ist bekannt wegen seiner Maschinen- fabriken, namentlich Eisenbahnwagenfabrikation, und seiner Möbel- industrie. Haupteisenbahnknotenpunkt. Mannheim, 164000 Ew., an der Mündung des Neckars in den Rhein, eine neu und regel- mäßig gebaute Stadt, ist der wichtigste Handels- und Industrie- platz am Oberrhein, wo sich ein Stück Weltverkehr abspielt, wie man es sonst im Binnenland nicht leicht wieder findet. Es hat einen vor- züglichen Hafen und zwar den größten unter allen Rheinhäfen und unterhält eine regelmäßige Dampfschiffahrt auf dem Rhein bis nach Holland. Von Handelsartikeln sind die Erzeugnisse des Landes und der Pfalz: Tabak, Holz, Wein, Obst, Hopfen und Getreide (erster Weizenmarkt Deutschlands) sowie Kolonialwaren und Petroleum (gleich-- falls erster Markt Deutschlands), womit es einen großen Teil Süd- deutschlands und der Schweiz versorgt, zu erwähnen. Heidelberg a. Neckar, 50 000 Ew., Tabak-, Wein-, Hopfen- und Buchhandel. Pforzheim, 60 000 Ew., Bijouterie-, Gold- und Silberwarenfabriken. In 600 Werkstätten werden hier jährlich für 40 Mill. Mark Gold- und Silberwaren erzeugt, die dem Geschmack aller schmucktragenden Völker angepaßt sind und in der ganzen Welt verkauft werden. Frei bürg im Breisgau, 74 000 Ew., Haupthandelsplatz für den Schwarzwald; bedeutende Baumwollenspinnereien- und -webereieu. Kleinere Industrie- und Handelsplätze sind Konstanz, Offenburg und Lahr. Berühmter Badeort ist Baden-Baden; b) im Großherzogtum Hessen: Darmstadt, 84000 Ew., fabriziert Maschinen, Möbel und Lederwaren, ist Sitz der Süddeutschen Bank und hat eine bedeutende polytechnische Hochschule. Offen- b a ch a. M., 60 000 Ew., ist lebhafte Fabrikstadt in Portefeuille- und Lederwaren, hat Eisengießereien und Maschinen-, Wagenbau- und Schnupftabakfabriken. Mainz a. Rh., 90000 Ew., ist seiner günstigen natürlichen Lage wegen am Eingang des Maintales in das des Rheines schon von alters her einer der wichtigsten Handels- und Verkehrsplätze und noch heute die wichtigste Handelsstadt Hessens. Wein und Ge- treide aus dem fruchtbaren Rheingau sind seine wichtigsten Handels-

2. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 38

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 38 — lebhafter Güteraustausch statt. Von ungleich größerer Bedeutung ist aber der Welthandel, der sich von den Hafenplätzen der Ostsee aus vorzugsweise nach Dänemark, Schweden, Norwegen und Rußland, aber auch, begünstigt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal, nach den trans- atlantischen Ländern in immer umfangreicherer Weise entwickelt hat. Die Verkehrsverhältnisie der Landschaft sind ausgezeichnet. Die Natur selbst bietet die schiffbaren Flüsse Elbe, Oder, Weichsel, Havel, Spree, Bober und Warthe. Dazu kommt aber, daß diese natürlichen Wasser- läufe schon seit langer Zeit durch eine Reihe trefflicher Kanäle (siehe S. 53) miteinander verbunden worden sind. Dadurch ist es möglich geworden, für den Absatz der landwirtschaftlichen und gewerblichen Erzeugnisse billige Wege zu benutzen. Ein treffliches Eisenbahnnetz, dessen Linien strahlenförmig von Berlin ans nach allen Himmels- richtungen verlaufen, unterstützt den Verkehr; insbesondere muß die inter- nationale Linie Berlin—st. Petersburg, bezw. Berlin—köln—paris, die die ganze Landschaft durchquert, genannt werden. 5. Stäckte. Die wichtigsten Ostseehäfen sind: Kiel, 165000 Ew., an der Kieler Bucht, welche den besten Naturhafen Deutschlands bildet. Deshalb ist die Stadt auch zum stärksten Kriegshafen des Deutschen Reiches ausgebaut worden. Seine wirtschaftliche Bedeutung beruht in dem Handel mit Getreide, schwedischem Holz, Vieh, Fischen (Kieler Sprotten) usw. Sie unterhält Dampferverbindungen mit Kopenhagen, Stockholm und den Ostseehäfen. Ganz besonders sind seine Schiffsbauanstalten, die Kaiserliche Werst, die 7 000 Arbeiter be- schäftigt, und die Kruppsche Germania, die 2 000 Arbeiter zählt, zu erwähnen. Lübeck, 92 000 Ew., war im Mittelalter als Vorort der Hansa die wichtigste deutsche Hafenstadt. Nach der Zeit der großen Entdeckungen (Amerika, Ostindien), von wo an der Welthandel sich mehr nach Westen und über den Ozean bewegte, sank Lübeck rasch von jener Höhe herab. Heute erstreckt sich sein Verkehr auf die Ostsee- länder; namentlich unterhält es mit den schwedischen, dänischen und russischen Häfen lebhafte Handelsbeziehungen. Es treibt Handel mit Getreide, Kohlen, Eisen und Zündhölzern, baut Schiffe und Maschinen und fabriziert Tabak und Leder. Sein Vorhafen ist Travemünde, das den größten Seeschiffen zugänglich ist. Stettin a. d. Oder, 225000 Ew., der bedeutendste Ostseehafen und zugleich der wichtigste Seehafen Preußens. Ein- und Ausfuhrplatz für das ganze Odergebiet und die Provinz Posen. Ausfuhr von Landesprodukten, namentlich Getreide,

3. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 77

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 77 — gezeichnetes Kanalnetz. Die wichtigsten Kanäle sind der Maas- Schelde-Kanal, der Kanal vom Charleroi nach Brüssel und der von Gent nach Brüssel. Geplant ist der Schelde-Rheinkanal, der dem Durchgangsverkehr von Antwerpen nach Deutschland dienen soll. Das belgische Eisenbahnnetz ist das dichteste der ganzen Erde. Fast jeder Jndustrieort wird von einer Bahn berührt. Die wichtigsten Bahnen führen in der Richtung von Nw. nach So. Brüssel ist als das Zentrum dieses weitverzweigten Bahnnetzes zu betrachten und Durchgangsstation von einigen der wichtigsten Welteisenbahnen, nämlich dem Nordexpreß Ostende—berlin—petersburg —, dem Orientexpreß Ostende—wien—budapest —, dem Schweizer Expreß Amsterdam —Luzern und dem Peninsularexpreß London—brüssel—brindisi —Suez — (Indische Post). Belgien hatte die erste Eisenbahn des Kontinents (Brüssel—mecheln 1835). 2. Locienerzeugnisse. Belgien ist ein Industriestaat. Dem Ackerbau, der etwa */4 der Bewohner ernährt, wird sorgfältige Pflege zuteil. In dem außerordentlich fruchtbaren Boden Flanderns findet der Getreidebau, in erster Linie Weizen, aber auch Roggen, Spelz und Hafer, die günstigsten Vorbedingungen. In Brabant und Henne- gau blüht schon seit den ältesten Zeiten der Flachs-, Hanf- und Hopfenbau. Andere Bodenerzeugnisse sind Zuckerrüben, Zichorie, Tabak und Obst (Pfirsiche). Die hochentwickelte Viehzucht wird namentlich in Flandern und Brabant gepflegt. Starke, zugkräftige Pferde, aus- gezeichnete Milchkühe, insbesondere auch Federvieh (Ausfuhr 134 Mill. Stück Eier) und Kaninchen werden hier gezüchtet. Ein landwirtfchaft- licher Industriezweig ist der aus Schafsmilch gewonnene Limburger Käse. Das Innere des Bodens ist reich an Steinkohlen und Eisen. Mächtige Kohlenlager, manchmal bis zwei Meter stark, finden sich im Flußgebiete der Sambre und Maas, jährliche Ausbeute 24 Mill. Tonnen; etwa */* der Ausbeute wird nach Frankreich ausgeführt. An Eisen werden jährlich fast l1/8 Mill. Tonnen gewonnen. Aber auch Kupfer, Zink, Blei und Schiefer werden reichlich gefunden. Belgische Wetzsteine gehen in die ganze Welt. Salz bezieht Belgien vom Ausland. Das übervölkerte Land kann seinen Bedarf an Lebens- Mitteln nicht decken, weshalb Getreide, Fleisch, Fett usw. meist aus Amerika eingeführt werden. 3. Industrie. Auf Grundlage dieser Naturschätze hat sich schon seit dem Mittelalter eine blühende Industrie entwickelt. Großartig ist

4. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 47

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 47 — mehr auszunützen, ist es begreiflich, daß man den Ausbau seines Eisenbahn- und Straßennetzes, sowie auch seiner Kanäle mehr und mehr zu vervollkommnen sucht. Vou außerordentlichem Vorteil ist endlich Deutschlands Lage an den beiden Meeren, Nord- und Ostsee, von denen das erste wegen seiner Verbindung mit dem Weltmeere geeignet ist, Deutschland die Wege nach allen jenseits des Ozeans ge- legenen Ländern zu eröffnen. (Siehe Seite 48.) 2. Die Grenzen Deutschlands sind teils natürlich, teils offen. Die natürlichen Grenzen eines Landes (Strom, Meer, Gebirge) ge- währen feindlichen Angriffen gegenüber den wirksamsten Schutz. Bei den offenen Grenzen ist dies nicht der Fall. Da nun Deutschlands Grenzen meist offen sind, so müssen sie durch Festungen geschützt und überhaupt die umfassendsten Vorkehrungen zur Landesverteidigung ge- troffen werden. Hat aus diesen Gründen Deutschland große materielle Opfer zu bringen, so werden diese Nachteile wieder dadurch ausge- glichen, daß gerade durch die offenen Grenzen Handel und Verkehr mit den Nachbarstaaten außerordentlich begünstigt werden. Die Südgrenze gegen Österreich-Ungarn ist natürlich, indem sie durch eine lange Gebirgsmauer, nämlich die Algäuer-, die Bayerischen-, die Salzburger-Alpen, den Böhmerwald, das Erzgebirge, das Elbsandsteingebirge, das Lausitzer Gebirge, das Jsergebirge und die Sudeten, gebildet wird. Trotzdem findet zwischen beiden Ländern ein sehr lebhafter Verkehr statt, der durch zahlreiche Pässe, über welche eine große Anzahl von Eisenbahnen und Straßen führen, sowie durch zwei Wasserstraßen, nämlich Elbe und Donau, vermittelt wird. Die Oft grenze gegen Rußland ist offen und muß militärisch durch einen Gürtel starker Festungen (Königsberg, Lützen, Danzig, Thorn, Graudenz, Posen) geschützt werden. Der Handelsverkehr zwischen Deutschland und Rußland wird hauptsächlich durch die Ostsee sowie auch die Berlin-Petersburger-Eisenbahn vermittelt. Die Westgrenze gegen Holland und Belgien ist, abgesehen von einzelnen Sümpfen, ebenfalls offen. Der Verkehr zwischen dem Deutschen Reich und diesen beiden Ländern, welche einen Teil des deutschen überseeischen Handels vermitteln, wird durch vorzügliche Eisenbahnen sowie durch die beste europäische Schiffahrtsstraße, den Rhein, bewirkt. Die Westgrenze gegen Frankreich bilden die Vogesen. Die natürliche Grenze wird militärisch noch durch einen gewaltigen

5. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 48

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 48 — Festungsgürtel (Metz, Straßburg, Diedenhofen) verstärkt. Zahlreiche Paßübergänge mit Eisenbahnen, sowie die beiden Kanäle, Rhein- Rhone- und Rhein-Marnekanal, vermitteln den Handelsverkehr. Die Schweiz er-Grenze, durch Rhein und Bodensee gebildet, ist ganz offen. Die deutsch-dänische Grenze, welche als rein willkürlich be- zeichnet werden muß, ist durchweg offen. Der Verkehr ist hier sehr unbedeutend. Die deutsche Nordgrenze wird gebildet a) durch die Nordsee, b) durch die Ostsee. Die Nordsee oder das D e u t s ch e Meer ist sür Deutschland das wichtigste von den beiden Meeren, indem es direkt mit dem Welt- meer in Verbindung steht und es dadurch Deutschland ermöglicht, an dem Seehandel lebhaften Anteil zu nehmen. Namentlich hat die Nordsee seit der Entdeckung Amerikas (1492) für den deutschen Handel eine immer größere Bedeutung erlangt als die Ostsee. Die Hafenstädte Hamburg und Bremen gewinnen immer größere Aus- dehnung; sie sind Welthandelsplätze und haben die alte Hansastadt Lübeck weit überflügelt. Die Küste der Nordsee ist meist flach. Durch Sandbänke, dichte Nebel und heftige Stürme wird die Schiffahrt sehr erschwert. Nur an vier Hauptstellen, wo Flüsse vor ihrer Mündung eine tiefe Rinne zwischen den Sandbänken offen lassen, befinden sich vorzügliche Hafenanlagen. Es sind dies: der Dollart (Leer an der Mündung der Ems), der Jadebusen (Wilhelmshaven), die Mündung der Weser (Bremen, Bremerhaven) und die der Elbe (Hamburg). Die Ostsee oder das Baltische Meer hat, trotzdem sie mit dem Weltmeer verbunden ist, den Charakter eines Binnenmeeres. Diese Eigenschaft ergibt sich durch seine Abgeschlossenheit vom Welt- meer, durch seinen verhältnismäßig geringen Umfang, durch seine kontinentale Lage (überall von Land umgeben), sowie dadurch, daß sie fast keine Ebbe und Flut hat. Durch die Menge der einmündenden Flüsse hat sie nur sehr geringen Salzgehalt, weshalb sie auch an der Küste leicht zufriert; infolgedessen sind ihre Häfen fast während des ganzen Winters vereist. Die geringe Tiefe der Ostsee sowie ihre Ab- geschlossenheit vom offenen Ozean sind die Ursache, daß die Ostseeländer nur geringen Anteil am transozeanischen Verkehr haben. Die be- deutendsten Hafenstädte der Ostsee sind: Lübeck a. d. Trave, Stettin a. d. Oder, Danzig a. d. Weichsel und Königsberg a. Pregel. Sie

6. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 49

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 49 — treiben vorwiegend Handel mit den europäischen Ländern, besonders mit den Ostseeküstenländern Dänemark, Schweden, Norwegen und Ruß- land. Doch hofft man, diese Hafenstädte und ihr Hinterland durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal mehr in den Weltverkehr hineinzuziehen. Vor der Entdeckung der großen Seewege nach Amerika und Ostindien hatte die Ostsee für den deutschen Handel eine sehr große Bedeutung. Die Haupthandelsstraße führte damals aus dem Orient durch das Mittelländische Meer über Italien durch Deutschland nach der Ostsee. Lübeck war die wichtigste deutsche Seehaudelsstadt. Denn von hier aus wurden die Erzeugnisse der damals bekannten Welt an die Küstenländer der Ostsee verteilt. Die Hansa hatte hier ihren Sitz. 3. Die Lockengestalt des Deutschen Reiches läßt sich unter zwei Hauptabschnitten betrachten. Diese sind das deutsche Gebirg s- land und das deutsche Tiefland. Das erste, welches sich im südlichen und südwestlichen Teile des Reiches ausbreitet, könnte man auch Oberdeutschland, das letzte, das sich im Norden hinzieht, auch Niederdeutschland nennen. Im Süden ist also die Bodenerhebung am höchsten) sie dacht sich allmählich nach Norden ab und endet in der Tiefebene. Das mächtige Alpengebirge ragt nur mit einigen Ausläufern, den Voralpen, den Algäner-, den Bayerischen- und den Salzburger Alpen in das deutsche Gebiet hinein. Das Alpenland ist wichtig als das Quellgebiet von mehreren großen deutschen Strömen. Der Übergang über diese Naturgrenze wird durch zahlreiche Alpenpässe mit kunstvoll angelegten Straßen, sowie durch zwei Eisenbahnen, die Brennerbahn und die St. Gotthardbahn, vermittelt. Von den Alpen zieht sich bis zur Donau die schwäbisch-bayerische Hochebene; an diese schließt sich die deutsche Mittelgebirgsgruppe, welche von Westen nach Osten quer durch Deutschland zieht. Die wichtigsten dieser Gebirge sind: das rheinische Schiefergebirge, der Vogelsberg, der Spessart, die Rhön, der Thüringer Wald, das Erzgebirge, das Riesengebirge und die Sudeten. Dieses gesamte Bergland bietet dem Verkehr nirgends be- sondere Hindernisse und zeichnet sich durch große Mannigfaltigkeit aus. Vor allem birgt es ungeheuere Waldungen (Böhmerwald, Schwarz- wald, Vogesen) und ist reich an wertvollen Bodenschätzen, namentlich an Kohlen und Eisen (Erzgebirge, Sauerland). Die Norddeutsche Tiefebene reicht bis an die beiden Meere, Nord- und Ostsee, und wird durch die Elbe in eine östliche und in Eckhardt, Handels- und Wirtschaftsgeographie. «./?. Aufl. 4

7. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 50

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 50 — eine westliche Hälfte geschieden. Der Boden besteht meistens aus Geest- und Heideland; im Westen aus weitausgedehnten Mooren. Nur die Flußtäler der Oder, Warthe und Netze, Bruche genannt, sowie das Küstenland an der Nordsee, Marschland genannt, sind fruchtbar und zum Anbau von Getreide geeignet. Zwei Höhenzüge, ein nörd- licher und ein südlicher, die als die Fortsetzung des uralisch- baltischen und des uralisch-karpathischen Landhöhenzuges angesehen werden, durchziehen die Tiefebene. Im südlichen Höhenzuge, im sog. Tarnowitzer Plateau, befindet sich eines der größten deutschen Steinkohlen- lager (5000 qkm) sowie Eisen- und Zinklager. (Siehe Ix Schlesien). 4. Die kenässerung Deutschlands ist sehr reichlich. Die deutschen Flüsse sind zwar nicht so groß und wasserreich, wie die vieler anderer Länder, aber vorzüglich verteilt und deshalb für den Schiff- fahrtsverkehr von großer Bedeutung. Sie gehören entweder dem Gebiet der Nord- und Ostsee oder dem des Schwarzen Meeres an. Für den deutschen Handel und Verkehr ist besonders wichtig, daß die für den Verkehr geeignetsten Ströme der Nordsee zueilen, die mit dem verkehrsreichsten Weltmeere, dem Atlantischen Ozean, in direkter Ver- bindung steht. Der wichtigste Strom für die Volkswirtschaft ist der Rhein. Er entspringt auf dem St. Gotthard in den Alpen. Sein Lauf läßt sich in vier Teile zerlegen: Hochrhein (bis Basel), Oberrhein (bis Mainz), Mittelrhein (bis Bonn) und Nnterrhein (bis zur Mündung). Seines starken Gefälles und wilden Charakters wegen ist er in seinem Ober- lauf zur Schiffahrt wenig oder gar nicht zu gebrauchen. Erst von Mannheim an, von wo er Schiffe mit 1 '/* m Tiefe trägt, beginnt eine regelmäßige Dampfschiffahrt für Personen und Güter, die sich bis nach den Niederlanden erstreckt. Von seinen schiffbaren Nebenflüssen sind zu erwähnen: die J ll, die das Elsaß, der Neckar, der den Schwarzwald, der Main, der den Spessart und das Fichtelgebirge, die Mosel, welche Lothringen und die Rheinprovinz, und die Ruhr, die Westfalen in sein Verkehrsgebiet hereinziehen. Der Rhein ist als echter Alpenstrom außerordentlich wasserreich und ge- hört zu denbesten natürlichen Schiffahrtsstraßen in ganz Europa. Deshalb war er auch schon in den frühesten Zeiten eine wichtige Handelsstraße, und schon die Römer legten an seinen Ufern zahl- reiche Kastelle (kleine Festungen) an, aus denen sich allmählich Handels- Niederlassungen und dann die heutigen größeren und kleineren Handelsstädte

8. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 51

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
Basel, Straßburg, Mannheim, Worms, Speier, Mainz, Bingen, Bonn, Coblenz, Cöln, Düsseldorf, Xanten usw. entwickelt haben. Heute ist er das natürliche Band zwischen Nord- und Süddeutschland und stellt die weitere Verbindung Deutschlands mit Italien (Rheintal) und Frankreich (Jll, Mosel) her. Gesamtlänge der schiffbaren Strecken des Rheingebietes 2 700 km. Die Ems kommt vom Teutoburger Wald. Die Einwirkung der Flut reicht bis Leer; infolgedessen können sogar Seeschiffe bis hierher gelangen. Nachdem sie den Dollart durchflössen hat, mündet sie bei der Insel Borkum in zwei Armen in die Nordsee. Der seit 1899 eröffnete Do rtmund-Emskan al mit seiner Fortsetzung Rhein-Herne- Kanal setzt eines der wichtigsten Industriegebiete (Westfalen, Rhein- provinz und Ruhrkohlengebiet) des Deutschen Reichs mit der Nordsee in Verbindung. Die Stadt Emden, der Endpunkt des Kanals, geht dadurch einer Blütezeit entgegen und verspricht eine bedeutende See- Handelsstadt zu werden Die Weser entsteht aus der Vereinigung der Werra (vom Thüringer Wald) und der Fulda (von der Rhön) bei Hannoversch- Münden. Von hier an wird sie für kleine Fahrzeuge, von Bremen an für Dampfer und kleine Seeschiffe fahrbar. Die großen über- seeischen Dampfer landen in Bremerhaven. Die Elbe, die zweitwichtigste deutsche Wasserstraße, hat ihre Quelle im Riesengebirge, empfängt in Böhmen zwei ihrer größten Nebenflüsse, nämlich die Moldau und die Eger, tritt, nachdem sie das Elbsandsteingebirge, die sog. Sächsische Schweiz, durchbrochen hat, unterhalb Dresdens in die Norddeutsche Tiefebene ein. Schon von Aussig i. Böhmen ab beginnt ein reger Dampfschiffahrtsverkehr, der bis nach Hamburg reicht. Vor ihrer Mündung erweitert sie sich meerbusenartig. Hamburg liegt zwar 100 km von der Nordsee entfernt,trotzdem reichen Ebbe und Flut bis oberhalb dieser Stadt, so daß die größten Seeschiffe bis nach Hamburg gelangen können. Die Mündung der Elbe ist bei Cuxhaven. Schiffbare Nebenflüsse der Elbe sind: die Mulde, die Saale, die Havel, die sich aus natürlichen und künstlichen Strecken zusammen- setzt, die Spree, die bedeutendste Wasserstraße für Berlin, und die Alster. Zum Stromgebiet der Elbe gehören die sowohl durch Roh- Produkte als auch auf industriellem Gebiete außerordentlich hervor- ragenden Länder: Böhmen, Sachsen, Thüringen und die Mark Branden- bürg. Für Österreich ist die Elbe die Hauptverkehrsader nach der

9. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 85

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 85 — 2. Die Bodenbeschaffenhcit ist mannigfaltig. Das Land be- sitzt mit Ausnahme der gewaltigen Hochgebirge der Westalpen und Pyrenäen, die sich aber nur an seiner Südost- und Südwestgrenze aus- breiten, nur Gebirgserhebungen von mittlerer Höhe, welche dem Ver- kehr keine großen Hindernisse entgegenstellen. Im allgemeinen ist der Süden und Osten des Landes gebirgig, wo sich das französische Mittel- gebirge (siehe Karte!) ausbreitet. Der Westen und Norden ist Tief- land, das a/3 der Oberfläche des Landes umfaßt. 3. Die Bewässerung Frankreichs ist außerordentlich reich und gehört vier Stromgebieten, dem der Seine, der Loire, der Garonne und der Rhone an. In jeder Beziehung ist die Seine der beste Schiffahrtsstrom, welche durch ein ausgedehntes Kanalsystem mit der Rhone, der Loire, dem Rhein, der Maas und der Schelde in Ver- bindung steht. Die anderen Flüsse leiden meist an Versandung und wechselndem Wasserstand, weshalb sie nur von flachgehenden Schiffen benutzt werden können. Von den Kanälen sind zu erwähnen der Rhein-Rhone-Kanal, der Rhein-Marne-Kanal. welche namentlich den Verkehr mit Massenprodukten, Steinkohlen, Holz, Baumaterial usw. erleichtern. Der L!aqai du midi, der den Atlantischen Ozean mit dem Mittelmeer verbindet, hat nicht die Bedeutung erlangt, welche man erwartete. Die französischen Flußstraßen und Kanäle haben den Ver- kehr im Lande selbst wesentlich gefördert und die Eisenbahnen be- deutend entlastet. 4. Die kocienfrucktbarkeit des Landes, begünstigt von einem außerordentlich milden Klima, ist vorzüglich und macht Frankreich zu einem der reichsten Länder der Erde. 48°/o der Bevölkerung be- schäftigen sich mit Landwirtschaft; es hat den wohlhabendsten Bauern- stand von Europa. An Getreide werden namentlich Weizen, die Haupt- brotfrucht der Franzosen, und Hafer, aber auch Roggen (zur Ausfuhr) und Gerste angebaut; nur bei ungünstigen Ernten wird aus den Donau- ländern (über Marseille) der Ausfall gedeckt. Der Zuckerrübenbau steht auf hoher Stufe und reiht sich dem von Deutschland und Österreich an. Hanf und Flachs werden in ausgezeichneter Güte im Norden des Landes angebaut. Der wichtigste landwirtschaftliche Betriebszweig ist der Weinbau. Frankreich ist das erste Weinland der Erde. Obwohl infolge der Reblauskrankheit weitausgedehnte Strecken der Weinkultur brachgelegt wurden, liefert der Wein dennoch 60 Mill. hl (2 l/a Mil- liarden Frcs.), wovon etwa 2/s ausgeführt wird; er beschäftigt 2 Mill.

10. Leitfaden der Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 53

1910 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 53 — für Deutschland keine große Bedeutung. Durch den Ludwigskanal ist ihr System mit dem Rhein in Verbindung gebracht (siehe S. 54). Für den Handel und die Industrie haben Ströme und Flüsse eine zweifache Bedeutung. In der Nähe seiner Entstehung, also im Gebirge, wo der Fluß durch stärkeren Fall bedeutenden Druck auszuüben vermag, wird seine Wasserkraft zum Betrieb von allerlei Maschinen, Mehl-, Säge- und Ölmühlen, Eisenhämmern usw. aus- genutzt, im Tieflande ist das ruhig fließende Wasser die Kraft, welche zum Befördern der Waren dient. Speziell für den Handel sind die Flüsse und Ströme die natürlichen Verkehrswege, welche den billigsten Transport der Handelsgüter ermöglichen. Die Gesamtlänge der schiffbaren Stromstrecken in Deutschland beträgt 14 000 km. Die durchschnittliche Tragfähigkeit der größeren Rheinfrachtschiffe beträgt etwa 1 600 t, die eines gewöhnlichen Eisenbahnwaggons 10 t. Um also die gleiche Last mit der Eisenbahn zu befördern, wären 160 Waggons, also etwa drei stattliche Eisenbahnzüge, erforderlich. Daher kommt es, daß im Durchschnitt die Schiffsfracht nur V8 des Betrages der Eisenbahnfracht ausmacht. Deshalb sucht man, namentlich in neuerer Zeit, das Netz der natürlichen Wasserstraßen durch künstliche, d. fy. durch Kanäle immer mehr zu erweitern. Seiner gebirgigen Be- schaffenheit wegen ist nun Süvdeutschland zur Anlage künstlicher Wasserstraßen weniger geeignet, als das meist ebene Norddeutschland, wo sich die Flüsse ohne bedeutende Schwierigkeiten zu durchgehenden Wasserstraßen verbinden lassen. Hier stehen denn auch Elbe, Oder und Weichsel schon seit Jahrhunderten in Verbindung. Zu erwähnen sind der Finow-Kanal, der eine Gesamtlänge von 70 km hat (Oder, Kanal, Havel, Elbe), der Friedrich-Wilhelms-Kanal (Oder, Kanal, Spree, Havel, Elbe) und der Bromberger Kanal (Oder, Warthe, Netze, Kanal, Brahe, Weichsel). Der Plauerkanal verläßt etwa 50 km. unterhalb Magdeburgs die Elbe und geht in einer Länge von 35 km zur Havel, die er unterhalb Brandenburg erreicht; er ist ein alter Wasserweg, der Berlin mit Magdeburg ver- bindet. Der Dortmund-Ems-Kanal (siehe Ems). Nord- und Ostsee sind verbunden 1. durch den Eid er-Kanal, der nur für kleinere Fahrzeuge zu gebrauchen ist; 2. durch den vom Deutschen Reiche erbauten 99 km langen Kaiser-Wilhelm-Kanal, der die Elb- Mündung mit der Kieler Bucht verbindet und für die größten See- schiffe zugänglich ist. Seine Tiefe in der Mitte des Bettes beträgt
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