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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 9

1899 - Gera : Hofmann
9 zu gegenseitigem Schutze verbündet waren. Die Bewohner zeichneten sich durch praktischen Sinn, Unternehmungslust und ungemeine Rührigkeit, aber auch durch Genußsucht aus. 2. Die Religion bestand in einer Vergötterung der Natur. Der höchste Gott war Baal, d. h. die Sonne in ihrer größten Leucht- und Befruchtungskraft. Die Ver- ehrung der Aschera, der Göttin der Erdfruchtbarkeit, artete zu einem Lasterdienste aus. Die zerstörende Gewalt stellte Moloch dar, dem inan junge Kinder in die glühen- den Arme seiner ehernen Bildsäule legte. Astarte war die keusche Mondgöttin; jungfräuliche Prieste- rinnen sollten ein ewiges Feuer in ihren Tempeln unterhalten. Aus Baal und Moloch wurde später ein Nationalgott, Melkart, der mit Macht und Weisheit die Ge- schicke der Menschen lenkte, Seefahrt und Handel schirmte. 3. Beschäftigung der Bewohner. Der Boden lud weder zu Acker- bau noch zu Viehzucht ein, dagegen lieferten die Cedern des Libanon Holz zum Schiffbau, und die Nähe des fischreichen Meeres forderte zu Fisch- fang, Schiffahrt und Handel auf. Anfänglich hielten sich die Fahrzeuge nahe au der heimatlichen Küste; später wagten sie sich nach allen Küsten- ländern des Mittelmeeres, ja endlich durch die Säulen des Herkules, das sogenannte Ende der Erde, in den Atlantischen Ocean. Der unbeweglich erscheinende Polarstern war ihr Führer in der pfad- losen Wasserwüste. Aus Spanien holten die Phö- nizier edle Metalle, aus England Zinn; den Bern- stein von den Küsten der Ostsee tauschten sie an der Rhein- und Po-Mündung ein. Überall legten sie zo. Baal. (Nach Hirt, Hist. Bilderbogen.) U- phönizisches Kriegs» und Handelsschiff. (Hottenroth, Trachten der Völker.) Kolonien an und tauschten die Erzeugnisse des Landes gegen die Kunst- erzeugnisse ihrer Heimat ein. Mit dem Innern Asiens vermittelten Karawanen die Verbindung. So spannten sie ein Handelsnetz über alle Länder und häuften unglaubliche Reichtümer auf. Jesaja sagt: „Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer die vornehmsten im Lande." 4. Erfindungen. Den Phöniziern wird gewöhnlich die Erfindung der Buchstabenschrift, d. h. die Darstellung unserer Gedanken durch feststehende Lautzeichen, zugeschrieben. In der Kunst der Purpurfärberei

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 26

1899 - Gera : Hofmann
26 waren. Die Griechen fingen keine wichtige Sache an, ohne das Orakel um Rat zu fragen. Durch Geschenke wurden nach und nach die Orakel und ihre Priester unendlich reich. — Die Festspiele wurden zu Ehren der Götter durch Wettkämpfe gefeiert. Die berühmtesten sind die olympischen, welche auf der Ebene von Olympia in Elis dem Zeus zu Ehren stattfanden. Nur freie, unbescholtene Griechen hatten Zutritt. Die Kämpfer waren durch Schranken abgeschlossen; auf Bänken vorn saßen die Kampfrichter und auf Anhöhen umher die Zuschauer. Die Ringkämpfer kämpften in dem Stadium, dem Raum für die Fußkämpfer. Sie hatten den nackten Leib mit öl gesalbt und sich zehn Monate lang vorbereitet. Die Wagenlenker versuchten im Fluge den Hippo- dromus (die Rennbahn) zu durcheilen, ohne an die Hindernisse zu stoßen. Dann folgten Faust- kämpfe und Diskuswerfen (mit metallenen Wurfscheiben). Die Maler und Bildhauer stellten ihre Kunstwerke aus, und die Sänger 29. Diskuswerfer. trugen ihre Dichtungen vor. Die Sieger wurden mit einem Ölzweige gekrönt und hoch- geehrt. Die olympischen Spiele wurden alle vier Jahre abgehalten; diesen Zeitraum nannte man eine Olympiade. Die Griechen zählten ihre Jahre danach. Fragen: Wie hängt der griechische Charakter mit der Natur des Landes zusammen? — Was ist eine Danaidenarbeit? — Was sind Tantalusqualen? — Welche Verdienste haben die Einwanderer um die griechische Kultur? — Welchen Segen hatten die Nationalspiele? — Wie werden: weibliche Schönheit und An- mut, Weisheit und Kunstsinn, keusche Sitte, schaffende Sorgfalt und Mutterliebe in der griechischen Mythologie versinnbildet? — „Das Eleusische Fest", „Klage der Ceres" und „Die Kraniche des Jbykus" von Schiller. „Arion" von Tieck. „Griechische Spiele" von Pfizer. 7. Die Heroen oder Helden. I. Kerakkes oder Kerkutes, der Wationatheld des griech. Volkes. 1. Seine bedrohte Jugend. Herakles war ein Sohn des Zeus und der Alkmene. Sein menschlicher Vater war Amphitryon in Theben, dessen Schild seine Wiege war. Hera, die eifersüchtige Gattin des Zeus, verfolgte ihn sein ganzes Leben lang. Schon in die Wiege schickte sie ihm zwei Schlangen, aber der Knabe erwürgte sie mit seinen Händchen. Der Heranwachsende Jüngling erlangte in allen Leibesübungen die größte Meisterschaft. Schon im 18. Jahre tötete er auf dem Berge Cithäron einen Löwen, der würgend in die Herden seines Vaters einfiel. Das Fell hängte er als Kleid um; der Schädel wurde sein Helm, und die Vorder- tatzen waren um die Brust geschlungen. Aus seiner ersten Wanderung in die Fremde kam er an einen Scheideweg. Da nahte sich von der

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 30

1899 - Gera : Hofmann
30 über die Stadt und ging zu einem Freunde auf die Insel Skyros. Dieser aber ließ ihn meuchlings von einem Felsen ins Meer stürzen. Seine Gebeine brachte man später nach Athen und baute einen Tempel über denselben. Lii. Wersens, der Sagenhekd von Argos. 1. Das gerettete Kind. Perseus war ein Sohn der Danaö und des Zeus. Er wurde samt seiner Mutter in einen Kasten geschlossen und ins Meer geworfen, weil seinem Großvater, dem Könige von Argos, gewerssagt worden war, daß er durch die Hand seines Enkels sterben würde. Ein Fischer zog den Kasten in seinem Netze ans Land und brachte die Unglücklichen zu dem Könige der Insel, der sie freundlich aufnahm. 2. Der kämpfende Jüngling. Der Heranwachsende Jüngling sollte die Gorgonen bekämpfen. Das waren furchtbare, geflügelte Jung- frauen, die statt der Haare Schlangen trugen. Wer sie anschaute, wurde vor Schreck zu Stein. Von freundlichen Göttinnen erhielt Perseus Flügelschuhe und einen unsichtbar machenden Helm. Mit der Hermes- sichel schlug er der Medusa, der einzigen sterblichen, das schlangen- haarige Haupt ab und versteinerte damit den Riesen Atlas. 3. Der tapfere Mann. Er befreite die an einen Felsen gefesselte Andromeda von einem Meerungeheuer und nahm sie zur Gattin. Als er nach Argos zurückkehrte, erfüllte sich das Orakel; denn Perseus tötete unvorsichtigerweise in einem Kampfspiele seinen Großvater. Nach seinem Tode wurde er unter die Sterne versetzt. Iv. Hdipus, der Sagenhekd von Weben. 1. Das ausgesetzte Kind. Ödipus (Schwellfuß), ein Sohn des thebanischen Königs Lains und der Jokaste, wurde als Kind mit durchstochenen Füßen ausgesetzt, weil er nach einem Orakelspruch Schuld und Verderben über das ganze Haus bringen werde. Durch Hirten ge- rettet, wurde er in Korinth erzogen. Um dem ihm verkündeten Schicksal zu entfliehen, verließ er die vermeintliche Heimat Korinth. 2. Der schuldbeladene Mann. Auf dem Wege erschlug er im Streite den ihm unbekannten Vater und heiratete dann, nachdem er das Rätsel der Sphinx gelöst, die ihm ebenfalls unbekannte Mutter. Das Rätsel lautete: Was geht morgens auf Vieren, mittags auf Zweien, abends auf Dreien? Antwort: Der Mensch. Als später die schreckliche Schuld zu Tage kam, erhängte sich Jokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus. 3. Der unglückliche Vater. Von seinen Söhnen Eteokles und Polynices vertrieben, irrte Ödipus an der Hand seiner treuen Tochter- Antigone in der Verbannung umher, bis er in Athen Ruhe fand. Die von ihrem Vater verfluchten Söhne gerieten bald in Streit über das Erbe. Der vertriebene Polynices bewog sieben Helden zu einem Kriegszuge gegen Theben; sechs davon fielen, und die beiden Brüder töteten sich im Zweikampfe. Als Antigone ihren Bruder Polynices gegen das Verbot des Königs Kreon bestattete, wurde sie lebendig ein-

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 24

1899 - Gera : Hofmann
; — 24 — 23. Zeus. 2<k. Lfera. 25. Apollo. Büste von Otricoli (Rom). Büste in der Villa Ludovisi Kopf der Statue im Bel- (Rom). vedere (Rom). Menschen. Reine Opfer von Blumen und Früchten wurden ihnen dar- gebracht. Von den Tieropfern wurden die Fettstücke den Göttern zu Ehren verbrannt, das Fleisch aber von den Festgenossen gegessen. Auf dem thessalischen Berge Olymp, der in die Wolken ragt, thronte der Göttervater Zeus im Kreise der elf himmlischen Genossen und regierte die Welt. Nur die Moira, das Schicksal, stand über ihm. 1. Z e u s (Jupiter) *), der Himmels- gott, schleuderte den Blitz, gab den Königen das Zepter und die Gewalt, wachte über die Gastfreundschaft - und den Eid und hatte den Adler als Sinn- bild. 2. Hera (Juno), seine eifersüchtige Gattin, schirmte die Ehe, entsandte Iris (Regenbogen) und war begleitet von der Jugendgöttin Hebe, die den Göttern Nektar zu trinken und Ambrosia zu essen reichte. In ihrem Gefolge waren auch die Horen, Göttinnen der Jahreszeiten. Atbene *°ar ^ilig. 3. Pallas Nachbildung der Statue des Phidias im Athene (Minerva) war gewappnet ans Parthenon (London). W. dem Haupte ihres Vaters Zeus ge- sprungen. Sie war die Göttin der Weisheit und Kriegskunst. Die Eule war ihr heilig. 4. Apollon (Apollo) war der Gott der Dicht- ') Die eingeklammerten Namen hatten die Götter bei den Römern.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 35

1899 - Gera : Hofmann
k — 35 — am Tage gewebt hatte. So wenig das Gewand fertig wurde, so wenig kam die Hochzeit zustande. 5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. Die Hauptbeschäftigung waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei. Die niedrigen Arbeiten, wie hacken, graben, Vieh hüten, Holz spalten, Feuer anzünden, Getreide zermahlen und dergl. ver- richteten Sklaven; diese waren entweder Kriegsgefangene oder durch See- raub und Handel erworben. Als Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere Esel und Maultiere. Rosse zogen im Kampfe die Streitwagen. Die Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Der Handel wurde nur im kleinen getrieben und beschränkte sich meist auf Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man kaum. Die Schiffe wurden gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten sich kühne und unter- nehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und kunstvolle Waffen und Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Dreifüße, Tische und Stühle, und wohnliche Häuser sowie feste Burgen aus Steinen herzustellen. An der Spitze der Volksgemeinde stand der König. Als Zeichen seiner Würde trug er ein Zepter. Mit Weib, Kindern und Sklaven bewohnte er eine feste Steinburg. Im Schatzhause verwahrte er die ererbten Schätze seiner Väter und die besten Beuteanteile. Im Kriege führte er als Feldherr seine Scharen; im Frieden sprach er Recht als Richter und brachte den Göttern die Opfer aus Stieren dar. Seine Ratgeber und Helfer waren in Krieg und Frieden die Edeln, d. h. die Tapfersten und Weisesten seines Volkes. Seine Gefolgschaft bildeten im Kriege die freien Männer; im Frieden bauten sie den Acker, trieben Gewerbe, Schiffahrt, Handel und Viehzucht. Geachtet und geehrt wurden die griechischen Frauen, heilig gehalten die Ehen, verachtet und bestraft Frauenraub und Untreue, wie der trojanische Krieg zeigt. Man meinte, manche Frauen könnten Zukünftiges Vorhersagen, allerlei Zeichen deuten, Krankheiten heilen und Zauberkunst treiben. Die Weiber webten und nähten Gewänder. Selbst Königinnen schämten sich nicht zu spinnen und zu weben, wie Könige sich nicht scheuten, Hand an Axt und Richt- scheit zu legen. Bei Kriegen löste sich der Kampf meist in Einzelgefechte auf, und die Entscheidung lag in der Tapferkeit und List der Führer. Diese standen im Kriege auf Streitwagen und warfen von dort Speere und Lanzen; dann sprangen sie wohl auch herab, forderten den Gegner mit kühnen Reden heraus und bekämpften ihn mit dem Schwerte in der Hand, indem sie sich mit dem Schilde deckten. Diesem Einzelkampfe 3*

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 58

1899 - Gera : Hofmann
— 58 — wurden sie später als dessen Enkel er- kannt. Die wilden Gesellen erschlugen darauf Amulius und setzten ihren Groß- vater wieder auf den Thron. An dem Orte ihrer Rettung, auf dem pala- tinischen Hügel an dem Tiber, legten sie den Grund zu der Stadt Rom. Zn dem Streite darüber, wer die Stadt be- nennen und beherrschen sollte, erschlug Romulus seinen Bruder. Nach einer andern Sage tötete er ihn im Zorn, weil Remus spottend über die niedrige 49. Romulus. Stadtmauer gesprungen war. Innere Münze aus der Zeit des Augustus. W. Streitigkeiten über Gerechtsamen und äußere Kriege, um Eroberungen zu machen, sind fortan die Geschichte Roms. 3. Wie es wuchs und durch Könige regiert ward. Romulus machte Rom zur Freistadt für Verfolgte. Da es aber der jungen An- siedelung an Frauen fehlte, raubten an einem Feste die römischen Jüng- linge die eingeladenen sabinischen Jungfrauen. In dem darüber entbrennenden Kriege vermittelten die Frauen den Frieden und die Vereinigung der Sabiner mit den Römern. Erstere wurden auf dem capitolinischen und dem quirinalischen Hügel angesiedelt. Ro- mulus führte glückliche Kriege, wurde zu den Göttern entrückt und als Gott Quirinus verehrt. Der weise Numa Pompilius wurde von der Nymphe Egeria beraten. Er ordnete den Gottesdienst, teilte das Jahr in 12 Monate und baute den im Kriege offenen Janustempel. Der oberste Leiter des Religionswesens war der Oberpriester, der an der Spitze eines Priesterkolleginms die heiligen Bücher bewahrte und die gottesdienstlichen Ordnungen überwachte. Die Auguren erforschten den Willen der Götter aus dem Fluge und dem Geschrei der Vögel, aus den Zeichen des Himmels und den Eingeweiden der Opfertiere. Die Vesta- linnen waren die jungfräulichen Priesterinnen der Herdgöttin Vesta. Andere Schutzgötter des Hauses und der Familie waren die Penaten und Laren. Salz, Mehl und Wein wurden ihnen als Opfergaben dargebracht. Den Manen oder Seelen der Verstorbenen wurden Feste gefeiert und Gaben geweiht. Janus war der Gott alles Anfangs und des Friedens und Krieges. Seine Bildsäule hatte zwei Gesichter, so daß er vorwärts und rückwärts sah. In seinen Tempel führten zwei Thore, von Osten und von Westen. Durch diese zog das Heer aus in den Krieg und ein nach der Heimkehr. In Kriegs- zeiten waren beide Thore offen zum Zeichen, daß Janus mit dem Heere in den Krieg gezogen sei, im Frieden geschlossen, um den Gott in 50. Numa. Marmor-Herme in Rom. W.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 87

1899 - Gera : Hofmann
87 den Männern niederwarfen und die Gefangenschaft als ihr nächstes Los schilderten. Diese aber scheint den Germanen weit schrecklicher als die eigene. Und dies Gefühl ist so stark, daß man ganze Stämme wirk- samer bindet, wenn man sie unter andern Geiseln auch adelige Jung- frauen stellen läßt. Ja, der Germane schreibt dem Weibe eine gewisse Heiligkeit und prophetische Gabe zu. Man achtet ihren Rat, man horcht ihrem Ausspruch. Wir selbst haben unter Vespasian jene Veleda ge- sehen, welche weit und breit für ein göttliches Wesen galt. (Sie war eine Jungfrau vom Stamme der Brukterer, wohnte auf einem Turme an der Lippe, galt als deutsche Pythia, wurde unter Vespasian gefangen genommen und zu Rom im Triumphe aufgeführt.) So haben sie auch vor Zeiten die Alrunen oder weisen Frauen verehrt. Doch war das weder Schmeichelei noch Vergötterung. Das Weib lebt unter der Obhut reiner Sitten dahin, nicht verderbt durch lüsterne Schaustücke oder üppige Gelage. Ehebruch ist äußerst selten unter diesem zahlreichen Volke, seine Bestrafung durch den Ehemann schnell und hart. 5. Die deutsche Standesgliederung. Die Deutschen schieden sich in Vollfreie, die von freien Eltern geboren waren und eigenen Grund- besitz hatten, Halb freie oder Hörige, die Grundstücke gegen Dienste und Abgaben zur Nutznießung hatten, und Knechte oder Sklaven, die Eigentum ihrer Herren waren. Diese letzteren, die sogenannten Un.- freien, waren meist Kriegsgefangene. Neben den Freien gab es noch Edelinge. „Herzöge" wurden als Oberanführer für den Krieg von den Stämmen gewählt. Erwählte Gaugrafen standen an der Spitze der Gaue und leiteten unter freiem Himmel die Gemeindeversammlung und das Gericht. Den Fürsten und Königen schloß sich oft ein Ge- folge aus tapferen jungen Männern an, das Leid und Freud', Gefahr und Tod treu mit seinem Gefolgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten wurden in den Volksversammlungen zur Neu- und Vollmondzeit auf der Mahlstatt unter alten Linden beraten. Durch beifälligen Zuruf und Zusammenschlagen der Waffen nahm man die gemachten Vorschläge an, durch Murren und Geschrei verwarf man sie. An den Volksversamm- lungen nahmen nur die Freien, und zwar bewaffnet, teil. Manche Stämme hatten sich frühzeitig Könige gewählt und die freie Gemeinde- verfassung aufgegeben. 6. Die deutschen Götter. Die Religion war Naturvergötterung. Wodan oder Odin galt als der Vater des Lebens, der Herrscher über Himmel und Erde und der Lenker der menschlichen Geschicke, in- sonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walküren oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen. Die Feiglinge und Bösewichte stiegen zu der grausen Totengöttin Hel (Hölle) in das kalte Niflheim (Nebelwelt). Die zwölf Äsen mit Wodan an der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga oder Freia war die Göttin der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Erden- mutter Hertha wurde ihr auf Rügen geheimnisvoller Dienst geweiht. Ihr Sohn war Donar (Thor), der Donnerer. Ziu (Tyr) war der einhändige Schwert- oder Kriegsgott, der Sonnengott Balder der lieb-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 94

1899 - Gera : Hofmann
94 das Evangelium des Friedens in Asien Afrika und Europa aus. Unter dem Kaiser Nero war in Rom schon eine blühende Christengemeinde. 2. Verfolgung unter Nero. Neros Erziehung hatte der Philosoph Seneca geleitet. Kurze Zeit regierte er mild und weise, dann durch- brach seine böse Natur alle Schranken. Er ließ seinen Bruder vergiften, seine Mutter nach einem mißglückten Versuche, sie auf einem Schiffe zu ertränken, erdolchen und seine Gattin hinrichten. Sein Lehrer Seneca mußte sich auf seinen Befehl töten (er öffnete sich im Bade die Adern). Nero trat öffentlich selbst als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker auf. Als eine große Feuersbrunst in Rom ausbrach, hieß es, Nero habe die Stadt anzünden lassen, um das Bild eines großen Brandes zu haben. In das Flammenmeer soll er von den Zinnen seines Schlosses geschaut und dabei aus Virgils Änöide den Brand Trojas vorgetragen haben. Aus den zusammengeraubten Schätzen ließ er Rom schöner aufbauen und ans dem Palatinus das goldne Haus errichten. Der Verdacht der Brandstiftung wurde ans die Christen abgewälzt. Gegen diese Unschul- digen wandte sich nun die Volkserbitterung. Unerhörte Martern wurden ausgesonnen. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser geworfen, in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als Fackeln an- gezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt (Petrus), enthauptet 64 (Paulus) rc. Das war die erste Christenverfolgung. Nachdem Nero 14 Jahre die hündische Geduld des römischen Volkes mißbraucht hatte, rief endlich das Heer einen Gegenkaiser aus. Nero tötete sich auf der Flucht und starb mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die römischen Statthalter hatten Judäa ausgesogen und durch entsetzlichen Druck die Juden so lange ge- reizt, bis sie sich empörten und alle Römer aus dem Lande trieben. Nero schickte den Feldherrn Vespasian gegen sie. In dem dreijährigen Ver- nichtungskampfe fielen Tausende unter dem Schwerte. Aus einer Höhle wurde mit anderen Flüchtlingen auch der Geschichtsschreiber Josephus gezogen und begnadigt. Schon schickte sich Vespasian zur Belagerung Jerusalems an, da wurde er zum Kaiser ausgernfen und eilte nach Rom. Seinem Sohne Titus übertrug er den Oberbefehl in Palästina. In Jerusalem, wo drei Parteien sich wütend bekämpften, war wegen des Passahfestes viel Volk^zusammengedrängt. Da schlug Titus eine Wagenburg um die Stadt und ließ Sturmböcke und Türme gegen die Mauern führen. Der Hunger begann zu wirken, denn alle Zufuhr war abgeschnitten. Die Juden machten wütende Ausfälle, verbrannten die Belagerungsmaschinen und trieben die Römer zurück. Nun ließ Titus eine Mauer um die Stadt ziehen. Immer grauser wurde das Gespenst des Hungers. Man aß das Leder der Schuhe, Gürtel und Schilde, Heu und Unrat, ja eine vornehme Frau schlachtete ihr eigenes Kind. Die Toten begrub man nicht mehr, sondern warf sie über die Mauer. Die Überläufer wurden von den Römern entweder gekreuzigt oder er- schlagen und ihr.leib nach verschlucktem Golde durchsucht. Endlich wurde die Burg Antonia erobert, aber noch immer wiesen die Verblendeten jedes Anerbieten der Gnade zurück. Den Tempel hatten sie zu einer

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 74

1899 - Gera : Hofmann
74 des numidischen Königs Jugurtha. Sechs Jahre lang verübte dieser ungestraft die gröbsten Verbrechen. Durch Bestechungen blendete er die Augen und band er die Hände der Gerechtigkeit. „Ganz Rom ist seih wenn sich nur ein Käufer findet", sagte er. —- Habsucht und Herrschsucht führten nun zu greuelvollen Bürgerkriegen. Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? — Was bedeuten die Worte der Cornelia? — Warum scheiterte der gracchische Plan? — Wie konnte Jugurtha sechs Jahre sein Wesen treiben? 24. Marius und Sulla. 1. Marius als Sieger über Cimbern und Teutonen. Die Cimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jütland von riesigem Körper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle gekleidet, führten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhäuten überspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streit- kolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammen- gefahrenen Karren. Sie erschienen an den Alpenpässen und vernichteten ein römisches Heer. Dann durchzogen sie die Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie schlugen vier römische Heere, und der „Cimbern- schrecken" wurde sprichwörtlich in Rom. Da wurde Marius der Retter Italiens. Er war eines Bauern Sohn, rauh und derb, ohne höhere Bil- dung, aber riesenstark, kühn, tapfer und klug. Durch Verschanzungen geschützt, gewöhnte er in kleinen Gefechten feine Soldaten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen. Dann schlug er in der zweitägigen mörderischen Schlacht bei Aquä Sextiä im Rhone-Delta 102 die Teutonen und nahm ihren Führer Teutobod gefangen. Inzwischen waren die Cimbern über den Brennerpaß nach Italien gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen. 101 Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercellä in der Po- ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teilnahmen. Sie bewachten die Wagenburg und trieben die Flüchtigen zurück ins Gefecht. Marius war sechsmal zum Konsul gewählt worden und wurde der dritte Gründer Roms genannt. 2. Sulla als Wettbewerber des Marius. Mithridates, König von Pontus (am Schwarzen ^ Meer), war einer der grimmigsten und gefährlichsten I Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter- j nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach ' 22 Sprachen —, aber ein Barbar von Gemüt. An einem Tage ließ er 80o00 Italiker in Kleinasien es. Mithridates. abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien Münze. W. und drang bis Athen vor. 6*5. Marius. W.
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