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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 35

1899 - Gera : Hofmann
k — 35 — am Tage gewebt hatte. So wenig das Gewand fertig wurde, so wenig kam die Hochzeit zustande. 5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. Die Hauptbeschäftigung waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei. Die niedrigen Arbeiten, wie hacken, graben, Vieh hüten, Holz spalten, Feuer anzünden, Getreide zermahlen und dergl. ver- richteten Sklaven; diese waren entweder Kriegsgefangene oder durch See- raub und Handel erworben. Als Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere Esel und Maultiere. Rosse zogen im Kampfe die Streitwagen. Die Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Der Handel wurde nur im kleinen getrieben und beschränkte sich meist auf Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man kaum. Die Schiffe wurden gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten sich kühne und unter- nehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und kunstvolle Waffen und Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Dreifüße, Tische und Stühle, und wohnliche Häuser sowie feste Burgen aus Steinen herzustellen. An der Spitze der Volksgemeinde stand der König. Als Zeichen seiner Würde trug er ein Zepter. Mit Weib, Kindern und Sklaven bewohnte er eine feste Steinburg. Im Schatzhause verwahrte er die ererbten Schätze seiner Väter und die besten Beuteanteile. Im Kriege führte er als Feldherr seine Scharen; im Frieden sprach er Recht als Richter und brachte den Göttern die Opfer aus Stieren dar. Seine Ratgeber und Helfer waren in Krieg und Frieden die Edeln, d. h. die Tapfersten und Weisesten seines Volkes. Seine Gefolgschaft bildeten im Kriege die freien Männer; im Frieden bauten sie den Acker, trieben Gewerbe, Schiffahrt, Handel und Viehzucht. Geachtet und geehrt wurden die griechischen Frauen, heilig gehalten die Ehen, verachtet und bestraft Frauenraub und Untreue, wie der trojanische Krieg zeigt. Man meinte, manche Frauen könnten Zukünftiges Vorhersagen, allerlei Zeichen deuten, Krankheiten heilen und Zauberkunst treiben. Die Weiber webten und nähten Gewänder. Selbst Königinnen schämten sich nicht zu spinnen und zu weben, wie Könige sich nicht scheuten, Hand an Axt und Richt- scheit zu legen. Bei Kriegen löste sich der Kampf meist in Einzelgefechte auf, und die Entscheidung lag in der Tapferkeit und List der Führer. Diese standen im Kriege auf Streitwagen und warfen von dort Speere und Lanzen; dann sprangen sie wohl auch herab, forderten den Gegner mit kühnen Reden heraus und bekämpften ihn mit dem Schwerte in der Hand, indem sie sich mit dem Schilde deckten. Diesem Einzelkampfe 3*

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 94

1899 - Gera : Hofmann
94 das Evangelium des Friedens in Asien Afrika und Europa aus. Unter dem Kaiser Nero war in Rom schon eine blühende Christengemeinde. 2. Verfolgung unter Nero. Neros Erziehung hatte der Philosoph Seneca geleitet. Kurze Zeit regierte er mild und weise, dann durch- brach seine böse Natur alle Schranken. Er ließ seinen Bruder vergiften, seine Mutter nach einem mißglückten Versuche, sie auf einem Schiffe zu ertränken, erdolchen und seine Gattin hinrichten. Sein Lehrer Seneca mußte sich auf seinen Befehl töten (er öffnete sich im Bade die Adern). Nero trat öffentlich selbst als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker auf. Als eine große Feuersbrunst in Rom ausbrach, hieß es, Nero habe die Stadt anzünden lassen, um das Bild eines großen Brandes zu haben. In das Flammenmeer soll er von den Zinnen seines Schlosses geschaut und dabei aus Virgils Änöide den Brand Trojas vorgetragen haben. Aus den zusammengeraubten Schätzen ließ er Rom schöner aufbauen und ans dem Palatinus das goldne Haus errichten. Der Verdacht der Brandstiftung wurde ans die Christen abgewälzt. Gegen diese Unschul- digen wandte sich nun die Volkserbitterung. Unerhörte Martern wurden ausgesonnen. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser geworfen, in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als Fackeln an- gezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt (Petrus), enthauptet 64 (Paulus) rc. Das war die erste Christenverfolgung. Nachdem Nero 14 Jahre die hündische Geduld des römischen Volkes mißbraucht hatte, rief endlich das Heer einen Gegenkaiser aus. Nero tötete sich auf der Flucht und starb mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die römischen Statthalter hatten Judäa ausgesogen und durch entsetzlichen Druck die Juden so lange ge- reizt, bis sie sich empörten und alle Römer aus dem Lande trieben. Nero schickte den Feldherrn Vespasian gegen sie. In dem dreijährigen Ver- nichtungskampfe fielen Tausende unter dem Schwerte. Aus einer Höhle wurde mit anderen Flüchtlingen auch der Geschichtsschreiber Josephus gezogen und begnadigt. Schon schickte sich Vespasian zur Belagerung Jerusalems an, da wurde er zum Kaiser ausgernfen und eilte nach Rom. Seinem Sohne Titus übertrug er den Oberbefehl in Palästina. In Jerusalem, wo drei Parteien sich wütend bekämpften, war wegen des Passahfestes viel Volk^zusammengedrängt. Da schlug Titus eine Wagenburg um die Stadt und ließ Sturmböcke und Türme gegen die Mauern führen. Der Hunger begann zu wirken, denn alle Zufuhr war abgeschnitten. Die Juden machten wütende Ausfälle, verbrannten die Belagerungsmaschinen und trieben die Römer zurück. Nun ließ Titus eine Mauer um die Stadt ziehen. Immer grauser wurde das Gespenst des Hungers. Man aß das Leder der Schuhe, Gürtel und Schilde, Heu und Unrat, ja eine vornehme Frau schlachtete ihr eigenes Kind. Die Toten begrub man nicht mehr, sondern warf sie über die Mauer. Die Überläufer wurden von den Römern entweder gekreuzigt oder er- schlagen und ihr.leib nach verschlucktem Golde durchsucht. Endlich wurde die Burg Antonia erobert, aber noch immer wiesen die Verblendeten jedes Anerbieten der Gnade zurück. Den Tempel hatten sie zu einer

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 74

1899 - Gera : Hofmann
74 des numidischen Königs Jugurtha. Sechs Jahre lang verübte dieser ungestraft die gröbsten Verbrechen. Durch Bestechungen blendete er die Augen und band er die Hände der Gerechtigkeit. „Ganz Rom ist seih wenn sich nur ein Käufer findet", sagte er. —- Habsucht und Herrschsucht führten nun zu greuelvollen Bürgerkriegen. Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? — Was bedeuten die Worte der Cornelia? — Warum scheiterte der gracchische Plan? — Wie konnte Jugurtha sechs Jahre sein Wesen treiben? 24. Marius und Sulla. 1. Marius als Sieger über Cimbern und Teutonen. Die Cimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jütland von riesigem Körper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle gekleidet, führten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhäuten überspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streit- kolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammen- gefahrenen Karren. Sie erschienen an den Alpenpässen und vernichteten ein römisches Heer. Dann durchzogen sie die Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie schlugen vier römische Heere, und der „Cimbern- schrecken" wurde sprichwörtlich in Rom. Da wurde Marius der Retter Italiens. Er war eines Bauern Sohn, rauh und derb, ohne höhere Bil- dung, aber riesenstark, kühn, tapfer und klug. Durch Verschanzungen geschützt, gewöhnte er in kleinen Gefechten feine Soldaten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen. Dann schlug er in der zweitägigen mörderischen Schlacht bei Aquä Sextiä im Rhone-Delta 102 die Teutonen und nahm ihren Führer Teutobod gefangen. Inzwischen waren die Cimbern über den Brennerpaß nach Italien gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen. 101 Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercellä in der Po- ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teilnahmen. Sie bewachten die Wagenburg und trieben die Flüchtigen zurück ins Gefecht. Marius war sechsmal zum Konsul gewählt worden und wurde der dritte Gründer Roms genannt. 2. Sulla als Wettbewerber des Marius. Mithridates, König von Pontus (am Schwarzen ^ Meer), war einer der grimmigsten und gefährlichsten I Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter- j nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach ' 22 Sprachen —, aber ein Barbar von Gemüt. An einem Tage ließ er 80o00 Italiker in Kleinasien es. Mithridates. abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien Münze. W. und drang bis Athen vor. 6*5. Marius. W.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 75

1899 - Gera : Hofmann
— 75 — Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen Mithri- dates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke sehr beliebt war, setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder abgenommen wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus. Sulla 88 rückte mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand, ließ den Marius ächten, verfolgte dessen Anhänger und verstärkte den Senat mit seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates, besiegte ihn in Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden. 84 3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du wagst es, den Gajus Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch weg und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Proprätor oder Statt- halter. Den Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in die Worte aus: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius als Flücht- liug auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich mit seinem Sohne auf einer Insel. 4. Marius zum siebentenmal Konsul. Inzwischen war sein Freund Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit seinem Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon- sulats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf- regungen hinweg. Er war immer der Liebling des niedern Volkes ge- wesen. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen. 5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungslisten. Nach drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nachdem er die Heere der Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner an- fertigen und setzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes Marianers. Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40 000 Bürger hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristokraten. Um die tiefgesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf Ehebruch, Giftmischerei, Urkundenfälschung und andere Verbrechen. Nach zwei Jahren legte er die Diktatur nieder, zog aus ein Landgut und lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am Blutsturz. Seine Leiche wurde mit dem feierlichsten Gepränge in Rom begraben. 78 Fragen: Welches sind die Ursachen des ersten Bürgerkrieges? — Was waren und was wirkten Proskriptionen? — Vergleiche Marius und Sulla! — Was machte Marius zum Liebling des niedern Volkes? — „Der Triumphbogen des Marius" von Kinkel.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 98

1899 - Gera : Hofmann
98 und dann seine verleumderische Gattin Fausta im Bade zu ersticken. Bei der Annäherung des Todes ließ er sich vom Bischof Eusebius taufen und starb im weißen Taufkleide zu Nikomedia in Kleinasien. 6. Sein christenfeindlicher Nachfolger Julian. Seine Söhne führten blutige Kriege um die Herrschaft. Dem Namen nach waren sie Christen, dem Wandel nach schlimmer als Heiden. Ihr geistvoller und sittenstrenger Vetter Julianus Apostata (Abtrünniger) machte einen vergeblichen Versuch, das Christen- tum wieder zu unterdrücken. Er bekämpfte 82. Konstantin d. Gr. e§ durch Spott und Hohn, durch Beschränkung Erzmunze. W. der Bildung der Geistlichen und durch glän- zende Schaustellungen des Heidentums. Doch „er war nur eine Wolke vor dem Glanze der siegenden Sonne". Im Kriege gegen die Perser traf ihn ein Wurfspeer tödlich. Er soll eine Hand voll Blut gegen die Sonne geschleudert haben mit den Worten: „So hast du dennoch gesiegt, Galiläer!" Unter seinen christlichen Nachfolgern hatte das Christentum äußerlich Frieden, aber innen nahmen Streit und Entartung zu. Fragen: Was entschied den Sieg des Christentums? — Welches waren unerfreuliche Folgen des Sieges? — Wodurch adelte das Christentum die Stellung der Frauen? — Warum heißt Konstantins Mutter die heilige Helena? — Woher hat Konstantin den Namen des Großen, und warum verdient er ihn nicht mit vollem Rechte? — Leben und Einrichtungen in der ältesten christlichen Kirche! — Warum wurden Klöster gegründet, und welchen Segen stifteten sie? — „Bischof Martin" von Johann Falk.

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 114

1899 - Gera : Hofmann
114 Hoffet auf den Herrn, er wird eure Seele erretten!" Seine Leiche wurde in den mitgebrachten Sarg gelegt und in Fulda beigesetzt. Bonifatius hat als römischer Bischof die Kirche Deutschlands fest an den apostolischen Stuhl in Rom geknüpft. 4. Die Gründung von Klöstern und Bistümern. Die Be- kehrung einer Gegend ging meist von einem Kloster (von Klause!) aus. Die Klöster wurden, oft von Fürsten und Herren, an einsam und günstig gelegenen Orten gegründet und meist mit Wald, Land und Wiesen aus- gestattet. Es gehörte zu den verdienstlichsten Werken, die Klöster zu be- schenken. Die Mönche, d. h. Einsamlebende, gelobten bei ihrem Eintritt, dem Abte oder Vorsteher zu gehorchen, arm und ehelos zu bleiben. Die Mönche bauten, meist im wilden Walde oder in feuchten Fluß- niederungen, eine Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäude und umgaben sie mit einer hohen Mauer. In der Woche waren sie die fleißigsten Arbeiter auf dem Felde, im Garten, in Mühlen, Brau- und Backhäusern sowie in allerlei Werkstätten, die nach und nach' neben den Klöstern ent- standen. Alle Kulturarbeiten verrichteten sie mit Fleiß und Einsicht. Mit Staunen sahen die heidnischen Anwohner den Arbeiten der Mönche zu. Sonntags erscholl Glockenklang über den Wald und Chorgesang in den Kirchen. Erst zaghaft, dann gern kamen die Heiden; erst neugierig und dann begierig hörten sie die wunderbaren Klänge und die Botschaft vom Heilande. Sie ahmten die Arbeiten der Mönche nach, ließen sich unterweisen und endlich taufen und siedelten sich wohl in der Nähe des Klosters an, so daß hier Dörfer, ja Städte entstanden. Die Klöster sorgten für Leib und Seele ihrer Schutzbefohlenen. Die Mönche waren Priester, Lehrer, Ärzte, Baumeister, Maler, Gärtner, Landbauer, Hand- werker u. s. w. Sie richteten Schulen ein und erzogen in der innern Schule in strengster Zucht die künftigen Geistlichen und in der äußern bei größerer Freiheit die adeligen Knaben. Die Schüler mußten lateinisch sprechen, mit Gänsekielen oder Rohr auf Holz- oder Wachstäfelchen schreiben und die verschnörkelten Mönchsschriften aus Pergamentrollen lesen lernen. Kost und Wohnung erhielten sie im Kloster, und den strengen Ordensregeln mußten sie wie die Mönche folgen. Träge und eigensinnige Schüler wurden hart bestraft; begabte und eifrige gelangten oft zu den höchsten Ämtern im Staate und in der Kirche. Auch Nonnenklöster gab es, in denen fromme Frauen ihr Leben ganz Gott widmeten. Wenn nach einer Probezeit eine Jungfrau „den Schleier nahm", dann sagte sie der Welt und ihren Freuden für immer Lebewohl. Die Nonnen legten die Gelübde des Gehorsams gegen die Oberin oder Äbtissin, der Keuschheit und der freiwilligen Armut ab. In den Nonnenklöstern wurden die Töchter vornehmer Eltern erzogen. Sie lernten da beten, lesen, schreiben, singen, nähen und sticken. Die Stickereien der Klosterfrauen zum Schmuck der Kirchen waren oft von wunderbarer Schönheit. So waren - die Klöster Stätten der Seelenpflege und der Kultur- arbeit, ihre Güter, die sich durch Schenkung und Kauf immer mehr ver- größerten, Musterwirtschaften. Durch sie kamen bessere Obstsorten, neue

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 115

1899 - Gera : Hofmann
115 Getreidearten, z. B. Weizen, Gewürz- und Gemüsepflanzen, nach Deutsch- land. Der Ackerboden wurde regelrecht eingeteilt, bearbeitet, gedüngt und das Vieh sorgfältig gepflegt. Die vielen Ortsnamen auf rode, rott und reut bezeugen noch heute, wie viele Wälder damals ausgerodet, die auf schwende, feld und au, wie viele Felder und Wiesen der Kultur gewonnen worden sind. Die bekehrten Christen einer Landschaft wurden zu einem Bistum unter einem Bischof vereinigt. Der Bischofssitz enthielt gewöhnlich eine große, schöne Kirche, Dom oder Münster genannt, eine Domschule, Wohnungen für den Bischof und die Geistlichen des Domkapitels, Nebengebäude für die leibeigenen Dienstleute und die verschiedenen Hand- werker und eine starke Ringmauer zum Schutze gegen feindliche Anstürme. Klöster und Bischofssitze übten Gastfreundschaft gegen Fremde wie Freunde und Milde gegen heimatloses Volk. Ihre Güter verwaltete und ihre weltlichen Geschäfte besorgte ein Vogt, meist ein adeliger Burgherr in der Nähe. Der Bischof wachte über die kirchliche Ordnung seines Bistums oder Sprengels und förderte auch das leibliche Wohl seiner Unterthanen. Er bestellte die Geistlichen, sandte Mönche und Priester auf neue Missions- gebiete, forderte Berichte von den Geistlichen, besuchte von Zeit zu Zeit die Gemeinden, schlichtete Streitigkeiten, traf neue Anordnungen und er- teilte den Segen. Er wurde immer mit großer Feierlichkeit empfangen. Wie aber wurden der christlichen Kirche in Deutschland neue Ge- biete gewonnen? Der Bischof oder der Abt (Vater) eines Klosters sandte Mönche und Priester in heidnische Gegenden. Zuerst suchten sie den Gaugrasen oder einen angesehenen Edeling zu gewinnen. Meist wurden sie gastlich ausgenommen. Abends saßen sie unter den Volksgenossen am Herdfeuer, hörten den Götter- und Heldenmären sowie dem Gesänge der Heldenlieder zu und erzählten dann von dem größten Helden Christus und sangen Lieder zu seiner Ehre. Aufmerksam lauschten die Heiden und begehrten immer mehr zu hören. War der Gastfreund endlich ge- wonnen, so brachte der Gottesbote die Sache auf der Mahlstatt vor die Volksversammlung. Allerlei Meinungen wurden gemurmelt, freundlich und feindlich. Vielleicht sprach der Gastfreund ein Wort des Lobes über den neuen Himmelsherrn und seinen Boten. Nicht selten entschied dann das Los für den neuen Glauben. Viele Hände regten sich nun und bauten unter Leitung des Sendboten an die Stelle des Götzenaltars ein hölzernes Kirchlein. Statt der Götzenfeste wurden nun christliche Feste gefeiert, statt der heidnischen Opfer das unblutige Opfer der Messe dar- gebracht, statt der heidnischen Schlachtgesänge christliche Lieder angestimmt, statt der Göttersagen die Botschaft des Heils verkündigt. Der neue Glaube und Gottesdienst schonte die altgeheiligten Gewohnheiten und schlug weise die Brücke aus dem Heidentume ins Christentum. Die zähesten Widersacher waren die heidnischen Priester, aber auch sie wurden durch die Begeisterung und Ausdauer der christlichen Missionare endlich überwunden. Mehr und mehr milderte sich die Wildheit der deutschen Stämme, und christliche Sitte trat an die Stelle der heidnischen Roheit. Um das Kirchlein bauten die Bekehrten ihre Hütten. Den Priester 8*
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