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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 35

1899 - Gera : Hofmann
k — 35 — am Tage gewebt hatte. So wenig das Gewand fertig wurde, so wenig kam die Hochzeit zustande. 5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. Die Hauptbeschäftigung waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei. Die niedrigen Arbeiten, wie hacken, graben, Vieh hüten, Holz spalten, Feuer anzünden, Getreide zermahlen und dergl. ver- richteten Sklaven; diese waren entweder Kriegsgefangene oder durch See- raub und Handel erworben. Als Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere Esel und Maultiere. Rosse zogen im Kampfe die Streitwagen. Die Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Der Handel wurde nur im kleinen getrieben und beschränkte sich meist auf Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man kaum. Die Schiffe wurden gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten sich kühne und unter- nehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und kunstvolle Waffen und Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Dreifüße, Tische und Stühle, und wohnliche Häuser sowie feste Burgen aus Steinen herzustellen. An der Spitze der Volksgemeinde stand der König. Als Zeichen seiner Würde trug er ein Zepter. Mit Weib, Kindern und Sklaven bewohnte er eine feste Steinburg. Im Schatzhause verwahrte er die ererbten Schätze seiner Väter und die besten Beuteanteile. Im Kriege führte er als Feldherr seine Scharen; im Frieden sprach er Recht als Richter und brachte den Göttern die Opfer aus Stieren dar. Seine Ratgeber und Helfer waren in Krieg und Frieden die Edeln, d. h. die Tapfersten und Weisesten seines Volkes. Seine Gefolgschaft bildeten im Kriege die freien Männer; im Frieden bauten sie den Acker, trieben Gewerbe, Schiffahrt, Handel und Viehzucht. Geachtet und geehrt wurden die griechischen Frauen, heilig gehalten die Ehen, verachtet und bestraft Frauenraub und Untreue, wie der trojanische Krieg zeigt. Man meinte, manche Frauen könnten Zukünftiges Vorhersagen, allerlei Zeichen deuten, Krankheiten heilen und Zauberkunst treiben. Die Weiber webten und nähten Gewänder. Selbst Königinnen schämten sich nicht zu spinnen und zu weben, wie Könige sich nicht scheuten, Hand an Axt und Richt- scheit zu legen. Bei Kriegen löste sich der Kampf meist in Einzelgefechte auf, und die Entscheidung lag in der Tapferkeit und List der Führer. Diese standen im Kriege auf Streitwagen und warfen von dort Speere und Lanzen; dann sprangen sie wohl auch herab, forderten den Gegner mit kühnen Reden heraus und bekämpften ihn mit dem Schwerte in der Hand, indem sie sich mit dem Schilde deckten. Diesem Einzelkampfe 3*

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 87

1899 - Gera : Hofmann
87 den Männern niederwarfen und die Gefangenschaft als ihr nächstes Los schilderten. Diese aber scheint den Germanen weit schrecklicher als die eigene. Und dies Gefühl ist so stark, daß man ganze Stämme wirk- samer bindet, wenn man sie unter andern Geiseln auch adelige Jung- frauen stellen läßt. Ja, der Germane schreibt dem Weibe eine gewisse Heiligkeit und prophetische Gabe zu. Man achtet ihren Rat, man horcht ihrem Ausspruch. Wir selbst haben unter Vespasian jene Veleda ge- sehen, welche weit und breit für ein göttliches Wesen galt. (Sie war eine Jungfrau vom Stamme der Brukterer, wohnte auf einem Turme an der Lippe, galt als deutsche Pythia, wurde unter Vespasian gefangen genommen und zu Rom im Triumphe aufgeführt.) So haben sie auch vor Zeiten die Alrunen oder weisen Frauen verehrt. Doch war das weder Schmeichelei noch Vergötterung. Das Weib lebt unter der Obhut reiner Sitten dahin, nicht verderbt durch lüsterne Schaustücke oder üppige Gelage. Ehebruch ist äußerst selten unter diesem zahlreichen Volke, seine Bestrafung durch den Ehemann schnell und hart. 5. Die deutsche Standesgliederung. Die Deutschen schieden sich in Vollfreie, die von freien Eltern geboren waren und eigenen Grund- besitz hatten, Halb freie oder Hörige, die Grundstücke gegen Dienste und Abgaben zur Nutznießung hatten, und Knechte oder Sklaven, die Eigentum ihrer Herren waren. Diese letzteren, die sogenannten Un.- freien, waren meist Kriegsgefangene. Neben den Freien gab es noch Edelinge. „Herzöge" wurden als Oberanführer für den Krieg von den Stämmen gewählt. Erwählte Gaugrafen standen an der Spitze der Gaue und leiteten unter freiem Himmel die Gemeindeversammlung und das Gericht. Den Fürsten und Königen schloß sich oft ein Ge- folge aus tapferen jungen Männern an, das Leid und Freud', Gefahr und Tod treu mit seinem Gefolgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten wurden in den Volksversammlungen zur Neu- und Vollmondzeit auf der Mahlstatt unter alten Linden beraten. Durch beifälligen Zuruf und Zusammenschlagen der Waffen nahm man die gemachten Vorschläge an, durch Murren und Geschrei verwarf man sie. An den Volksversamm- lungen nahmen nur die Freien, und zwar bewaffnet, teil. Manche Stämme hatten sich frühzeitig Könige gewählt und die freie Gemeinde- verfassung aufgegeben. 6. Die deutschen Götter. Die Religion war Naturvergötterung. Wodan oder Odin galt als der Vater des Lebens, der Herrscher über Himmel und Erde und der Lenker der menschlichen Geschicke, in- sonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walküren oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen. Die Feiglinge und Bösewichte stiegen zu der grausen Totengöttin Hel (Hölle) in das kalte Niflheim (Nebelwelt). Die zwölf Äsen mit Wodan an der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga oder Freia war die Göttin der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Erden- mutter Hertha wurde ihr auf Rügen geheimnisvoller Dienst geweiht. Ihr Sohn war Donar (Thor), der Donnerer. Ziu (Tyr) war der einhändige Schwert- oder Kriegsgott, der Sonnengott Balder der lieb-

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 90

1899 - Gera : Hofmann
■T — 90 — Grotenburg das Hermanns-Denkmal weit in die Lande leuchtet). Der strömende Regen machte die Bogensehnen schlaff und die Wege grundlos. Durch den heulenden Sturm scholl das Kriegsgeschrei der heran- dringenden Deutschen. Zwar widerstanden die Römer zwei Tage hin- durch; aber am dritten Tage waren die Legionen, drei der besten, zer- sprengt, die Adler genommen und die Flüchtigen niedergemetzelt. Der verzweifelnde Varus stürzte sich in sein Schwert. Die Deutschen brachen nun die Zwingburgen, opferten viele Gefangene an ihren Götter- altären, töteten unter grausamen Martern die römischen Advokaten, rissen ihnen die Zunge aus mit den Worten: „Nun zische, du römische Natter!" und säuberten das Land bis an den Rhein vom Römertume. Bei der Nachricht von dieser Nieder- lage soll Augustus den Kops, gegen die Wand gestoßen und ausgerufen haben: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" 3. Wie Hermann Undank erntete. Später hat des Drusus Sohn Germanicus sich hohen Kriegsruhm in Deutschland erworben. Er hat die Gebeine der Erschlagenen im Teutoburger Walde bestattet, Hermanns Gattin Thusnelda ge- fangen hinweggeführt und ihn selbst in mehreren Schlachten zurückge- drängt. Thusnelda wurde mit ihrem Söhnlein zu Rom im Triumphe 77. Hermanns-Denkmal auf dem Teuto- aufgeführt, verleugnete aber auch burger waise. in ^ Gefangenschaft ihre Fürsten- würde nicht. Dauernd konnten die Römer in Deutschland nicht Fuß fassen. Hermann aber, der Befreier Deutschlands und der Erhalter deutscher Sprache und Sitte, fiel im 37. Lebensjahre durch die meuch- lerische Hand neidischer und eifersüchtiger Verwandten, weil man ihn beschuldigte, daß er nach der Alleinherrschaft strebe. Zwölf Jahre war er der Führer der deutschen Stämme zwischen Rhein und Weser gewesen. Auf der Grotenburg über Detmold ist ihm nach der Einigung Deutsch- lands ein Denkmal errichtet worden. Sein Standbild in Erz ist eine stete Mahnung zur. Eintracht. „Deutsche Einigkeit meine Stärke, meine Stärke Deutschlands Macht!" steht auf seinem Schwerte, „Treufest" auf seinem Schilde.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 93

1899 - Gera : Hofmann
93 feit wuchsen die Kinder auf. In freier Lust und durch kalte Bäder wurden sie abgehärtet und frühzeitig in den Waffen geübt. Ein größerer Sohn, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, hat die Waffenübung ein- gestellt und springt dem Vater entgegen. Eine Tochter lehnt sich an die Mutter. Die Hunde beschnuppern den erlegten Bären, das Haupt- stück der Jagdbeute. Auch das Ingesinde hält in seiner Beschäftigung ein und schaut nach den Jagdgesellen und der Jagdbeute. Da ist ein gekaufter oder im Kriege erbeuteter Knecht mit geschorenem Haupte und in schlechter Kleidung, der trägt Vorräte, z. B. Rettiche, in einen unterirdischen Raum. Andere hüten draußen die Herden. Noch andere brechen das Land um mit dem Hakenpfluge, einem gekrümmten Aststück mit festgebun- dener Spitze, oder roden den Wald durch Feuer aus. In die Erde streuen sie den Samen. Nach der Ernte bleibt das Land als Weide liegen; an Düngen denkt niemand. An der Handmühle auf dem Hofe arbeitet eine in Schaffell gekleidete Magd. Durch einen kreisenden Stein zerreibt sie in der Höhlung eines festliegenden Steines die Getreide- körner. Andere weben und nähen. Alle Geräte des Hauses werden durch das Ingesinde hergestellt. Über dasselbe führt die Frau des Hauses die Aufsicht. Um Haus- und Feldarbeit kümmert sich der Mann nicht. Die Alten sitzen müßig in der Sonne oder im Winkel und erzählen den Enkeln von vergangenen Zeiten. Die Jäger ziehen zu lautem, frohem Gelage in die Halle. Die Diele ist festgestampfter Lehm. Mitten brennt das Herdfeuer. Drüber hängt ein Kessel an einem Seile. Der Rauch zieht durch eine Dach- öffnung mit einer beweglichen Klappe, die zugleich das Fenster für den Halbdunkeln Raum ist. An den Wänden sind hölzerne Bänke. Nahe dem Herde ist der Hochsitz des Hausherrn. Auf roh gezimmerten Tischen stehen die Speisen: Haferbrei, wildes Obst, Rettiche, Milch und Butter, Wildbret mit Salz und Kräutern gewürzt u. s. w. Gefüllte Trink- hörner vom Auerstier kreisen fleißig. Sänger singen Heldenlieder. Jüng- linge führen einen Schwertertanz auf. Das Würfelspiel beginnt und damit Lärm und Zank. Mancher verspielt Hab und Gut, ja die eigene Freiheit. Dem wüsten Gelage folgt eine lange Nachtruhe. Eine erwünschte Abwechselung im Einerlei des Lebens ist es, wenn der Heerpfeil von Gehöft zu Gehöft gesandt wird und die Mannen zu Krieg und Streit ruft. Fragen: Was wissen wir über die Stellung der Frauen bei den alten Deutschen? — Welche Pflichten hatten sie? — Das Schicksal der Thusnelda und Veleda! — Wann greift der Deutsche zum Schwerte, damals wie heute? — Welche deutschen Städte sind aus römischen Burgen entstanden? — „Drusus' Tod" von Simrock. „Heerbannlied" von Lingg. „Der Fechter von Ravenna", Drama von Halm. 31. Kämpfe -er christlichen Kirche in den ersten Jahrhunderten. 1. Erste Entwickelung des Christentums. Unter dem Kaiser Tiberius starb Jesus Christus (33) am Kreuze. Unter dem tollen 33 Caligula, der da sagte: „Mögen sie mich immerhin hassen, wenn sie mich nur fürchten!" und dem willenlosen Claudius breiteten die Apostel

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 94

1899 - Gera : Hofmann
94 das Evangelium des Friedens in Asien Afrika und Europa aus. Unter dem Kaiser Nero war in Rom schon eine blühende Christengemeinde. 2. Verfolgung unter Nero. Neros Erziehung hatte der Philosoph Seneca geleitet. Kurze Zeit regierte er mild und weise, dann durch- brach seine böse Natur alle Schranken. Er ließ seinen Bruder vergiften, seine Mutter nach einem mißglückten Versuche, sie auf einem Schiffe zu ertränken, erdolchen und seine Gattin hinrichten. Sein Lehrer Seneca mußte sich auf seinen Befehl töten (er öffnete sich im Bade die Adern). Nero trat öffentlich selbst als Schauspieler, Sänger und Wagenlenker auf. Als eine große Feuersbrunst in Rom ausbrach, hieß es, Nero habe die Stadt anzünden lassen, um das Bild eines großen Brandes zu haben. In das Flammenmeer soll er von den Zinnen seines Schlosses geschaut und dabei aus Virgils Änöide den Brand Trojas vorgetragen haben. Aus den zusammengeraubten Schätzen ließ er Rom schöner aufbauen und ans dem Palatinus das goldne Haus errichten. Der Verdacht der Brandstiftung wurde ans die Christen abgewälzt. Gegen diese Unschul- digen wandte sich nun die Volkserbitterung. Unerhörte Martern wurden ausgesonnen. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser geworfen, in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als Fackeln an- gezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt (Petrus), enthauptet 64 (Paulus) rc. Das war die erste Christenverfolgung. Nachdem Nero 14 Jahre die hündische Geduld des römischen Volkes mißbraucht hatte, rief endlich das Heer einen Gegenkaiser aus. Nero tötete sich auf der Flucht und starb mit den Worten: „Welch ein Künstler stirbt in mir!" 3. Die Zerstörung Jerusalems. Die römischen Statthalter hatten Judäa ausgesogen und durch entsetzlichen Druck die Juden so lange ge- reizt, bis sie sich empörten und alle Römer aus dem Lande trieben. Nero schickte den Feldherrn Vespasian gegen sie. In dem dreijährigen Ver- nichtungskampfe fielen Tausende unter dem Schwerte. Aus einer Höhle wurde mit anderen Flüchtlingen auch der Geschichtsschreiber Josephus gezogen und begnadigt. Schon schickte sich Vespasian zur Belagerung Jerusalems an, da wurde er zum Kaiser ausgernfen und eilte nach Rom. Seinem Sohne Titus übertrug er den Oberbefehl in Palästina. In Jerusalem, wo drei Parteien sich wütend bekämpften, war wegen des Passahfestes viel Volk^zusammengedrängt. Da schlug Titus eine Wagenburg um die Stadt und ließ Sturmböcke und Türme gegen die Mauern führen. Der Hunger begann zu wirken, denn alle Zufuhr war abgeschnitten. Die Juden machten wütende Ausfälle, verbrannten die Belagerungsmaschinen und trieben die Römer zurück. Nun ließ Titus eine Mauer um die Stadt ziehen. Immer grauser wurde das Gespenst des Hungers. Man aß das Leder der Schuhe, Gürtel und Schilde, Heu und Unrat, ja eine vornehme Frau schlachtete ihr eigenes Kind. Die Toten begrub man nicht mehr, sondern warf sie über die Mauer. Die Überläufer wurden von den Römern entweder gekreuzigt oder er- schlagen und ihr.leib nach verschlucktem Golde durchsucht. Endlich wurde die Burg Antonia erobert, aber noch immer wiesen die Verblendeten jedes Anerbieten der Gnade zurück. Den Tempel hatten sie zu einer

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 74

1899 - Gera : Hofmann
74 des numidischen Königs Jugurtha. Sechs Jahre lang verübte dieser ungestraft die gröbsten Verbrechen. Durch Bestechungen blendete er die Augen und band er die Hände der Gerechtigkeit. „Ganz Rom ist seih wenn sich nur ein Käufer findet", sagte er. —- Habsucht und Herrschsucht führten nun zu greuelvollen Bürgerkriegen. Fragen: Was bedeutet Catos Ausspruch? — Was bedeuten die Worte der Cornelia? — Warum scheiterte der gracchische Plan? — Wie konnte Jugurtha sechs Jahre sein Wesen treiben? 24. Marius und Sulla. 1. Marius als Sieger über Cimbern und Teutonen. Die Cimbern und Teutonen waren zwei germanische Völker aus Jütland von riesigem Körper und unwiderstehlicher Kraft. In Tierfelle gekleidet, führten sie ihr Hab und Gut auf Karren mit sich, die sie mit Tierhäuten überspannt hatten. Ihre Waffen waren Schilde, Schwerter und Streit- kolben; als Schutzwall diente ihnen eine Wagenburg aus ihren zusammen- gefahrenen Karren. Sie erschienen an den Alpenpässen und vernichteten ein römisches Heer. Dann durchzogen sie die Schweiz und fielen verheerend in Gallien ein. Sie schlugen vier römische Heere, und der „Cimbern- schrecken" wurde sprichwörtlich in Rom. Da wurde Marius der Retter Italiens. Er war eines Bauern Sohn, rauh und derb, ohne höhere Bil- dung, aber riesenstark, kühn, tapfer und klug. Durch Verschanzungen geschützt, gewöhnte er in kleinen Gefechten feine Soldaten an den Anblick, das Kriegsgeheul und die Fechtweise der Deutschen. Dann schlug er in der zweitägigen mörderischen Schlacht bei Aquä Sextiä im Rhone-Delta 102 die Teutonen und nahm ihren Führer Teutobod gefangen. Inzwischen waren die Cimbern über den Brennerpaß nach Italien gezogen und hatten sich's in dem herrlichen Lande wohl sein lassen. 101 Da erschien Marius und vernichtete sie 101 bei Vercellä in der Po- ebene nach verzweifelter Gegenwehr, an der sogar die Weiber teilnahmen. Sie bewachten die Wagenburg und trieben die Flüchtigen zurück ins Gefecht. Marius war sechsmal zum Konsul gewählt worden und wurde der dritte Gründer Roms genannt. 2. Sulla als Wettbewerber des Marius. Mithridates, König von Pontus (am Schwarzen ^ Meer), war einer der grimmigsten und gefährlichsten I Feinde Roms, ein Mann von riesiger Kraft, unter- j nehmendem Geiste, großen Fähigkeiten — er sprach ' 22 Sprachen —, aber ein Barbar von Gemüt. An einem Tage ließ er 80o00 Italiker in Kleinasien es. Mithridates. abschlachten, machte sich zum Herrn von Vorderasien Münze. W. und drang bis Athen vor. 6*5. Marius. W.

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 75

1899 - Gera : Hofmann
— 75 — Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen Mithri- dates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke sehr beliebt war, setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder abgenommen wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus. Sulla 88 rückte mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand, ließ den Marius ächten, verfolgte dessen Anhänger und verstärkte den Senat mit seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates, besiegte ihn in Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden. 84 3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du wagst es, den Gajus Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch weg und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Proprätor oder Statt- halter. Den Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in die Worte aus: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius als Flücht- liug auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich mit seinem Sohne auf einer Insel. 4. Marius zum siebentenmal Konsul. Inzwischen war sein Freund Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit seinem Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon- sulats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf- regungen hinweg. Er war immer der Liebling des niedern Volkes ge- wesen. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen. 5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungslisten. Nach drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nachdem er die Heere der Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner an- fertigen und setzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes Marianers. Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40 000 Bürger hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristokraten. Um die tiefgesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf Ehebruch, Giftmischerei, Urkundenfälschung und andere Verbrechen. Nach zwei Jahren legte er die Diktatur nieder, zog aus ein Landgut und lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am Blutsturz. Seine Leiche wurde mit dem feierlichsten Gepränge in Rom begraben. 78 Fragen: Welches sind die Ursachen des ersten Bürgerkrieges? — Was waren und was wirkten Proskriptionen? — Vergleiche Marius und Sulla! — Was machte Marius zum Liebling des niedern Volkes? — „Der Triumphbogen des Marius" von Kinkel.

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*
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