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sahen die Heere zu. Erst wenn einer der Fürsten fiel, beteiligten sich
auch die Scharen am Kampfe. In hoher Gunst standen Dichtkunst und
Musik bei allen Griechen. Leier, Flöte und Pfeife waren die ersten
musikalischen Instrumente. Die Dichter und Sänger der Heldenthaten
wurden hoch geehrt. Aus alten Mären, Gesängen und Liedern entstanden
durch die Kunst Homers die Epen oder Heldengesänge der Ilias und
der Odyssee. Die Ilias erzählt aus dem trojanischen Kriege von der
Not der Griechen durch die Feindschaft zwischen Achilles und Agamemnon
und von dem Tode der Helden Patroklus und Hektor, die Odyssee
von den Irrfahrten und Abenteuern des Odysseus.
Fragen: Wovon berichten Homers „Ilias und Odyssee"? — Was ver-
steht man unter „Achillesferse" und „Sirenengesang"? — Welches ist die historische
Grundlage a) von Theseus' Fahrt nach Kreta (Athens Befreiung,, von der
phönizischen Tributpflicht); b) vom Argonautenzuge (Verkehr der Äolier mit
dem Osten, Fahrt nach Goldbergwerken im Kaukasus, oder die Witterungseinflüsse
auf den Landbau); c) vom trojanischen Kriege (Kämpfe der Griechen mit
den Trojanern wegen der Anlegung griechischer Kolonien in Kleinasien)? —
Beispiele inniger Freundschaft! — „Hektors Abschied", „Kassandra", „Das Sieges-
fest" und „Odysseus" von Schiller. „Das Grab des Achill" von Geibel. „Iphi-
genie in Aulis" von Schiller. „Iphigenie auf Tauris" von Goethe.
9. Die Gesetzgeber Lykurg und Salon.
I. Lykurg in Sparta.
1. Spartas uneinige Bevölkerung. Während der großen dorischen
1100 Wanderung machten sich dorische Völkerschaften zu Herren Lakoniens
und gründeten Sparta am rechten Ufer des Eurotas. Sie waren rauh
von Sitten und hart von Charakter. Man nannte sie Spartiaten.
Die eingeborenen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, hießen
Periöken. Sie behielten zwar Grund und Boden, hatten aber kein
Bürgerrecht. Die mit Gewalt unterworfenen Achäer wurden zu Staats-
sklaven gemacht und Heloten genannt. Als solche bebauten sie die Äcker
der Spartiaten. Unter dieser dreiteiligen Bevölkerung herrschte Zwie-
tracht und Streit.
2. Lykurgs edler Charakter. Die Größe Spartas knüpfte sich
an den Namen dieses Mannes, der darum mit einem Sagenschleier um-
sponnen worden ist. Vieles wird ihm zugeschrieben, was erst später
Gesetz und Ordnung wurde. Lykurg war von königlicher Abkunft und
wurde zur Königswürde gerufen, nachdem sein Bruder im Aufruhr ge-
fallen war. Er räumte den Platz aber willig einem nachgeborenen
Sohne seines Bruders und ließ diesen sorgfältig erziehen. Um jedes
Mißtrauen zu entwaffnen, verließ er Sparta auf zehn Jahre und hielt
sich in Ägypten, Kleinasien und Kreta auf, um dort Gesetze und Sitten
kennen zu lernen. Dann kehrte er auf Bitten seiner Mitbürger zurück
und gab auf Grund der altdorischen Sitten und des dorischen Charakters
seiner von Streit, durchwühlten Vaterstadt neue Gesetze.
820 3. Lykurgs weise Gesetzgebung (etwa 820 v. Ehr.). Ihr Haupt-
zweck war, die Spartaner durch körperliche Abhärtung und kriegerische
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Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die
Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen
zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende
der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand
aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und
war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren
führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten
sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste
Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die
über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder
verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter
für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für
die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt
werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten,
war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus-
lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die
Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem
Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine-
fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder-
erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver-
krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden
die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet
und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß
gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig
gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der
Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn
sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht
schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein.
Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie
lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen
müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!"
Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland;
nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl
aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit
dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als
einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen
sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs
Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen
die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen
waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland.
4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze.
Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta
ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!"
Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis
zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder.
Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft
auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-
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werfung der Messenier, mit welchen Sparta drei langwierige Kriege
führte. Im ersten Kriege zeichnete sich der messenische Held Aristo-
demus aus, der sogar seine eigene Tochter opferte, um seinem Volke
den Sieg zu sichern. Aber schließlich wurden die Messenier doch besiegt;
Aristodemus hatte sich, an der Rettung verzweifelnd, auf dem Grabe
seiner Tochter getötet. Der zweite Krieg endete trotz der kühnen Thaten
des Helden Aristo menes mit der Unterwerfung der Messenier. Elf Jahre
widerstand der Held in der Bergfeste Eira den Spartanern. Letztere
begeisterte der athenische Sänger Tyrtäus durch seine Kampflieder.
Ii. Kokon in Athen.
1. Athens wirre Zustände. Während der dorischen Wanderung
wurde Athen von den dorischen Stämmen belagert. Das Orakel sagte:
„Das Volk siegt, dessen König fällt!" Da ging der athenische König
Kodrus verkleidet in das dorische Lager, fing Händel an und wurde
erschlagen. Die wegen des Orakelspruchs erschreckten Dorer zogen ab.
Die Athener aber hielten keinen für würdig, die Krone eines Kodrus zu
tragen, und schafften die Königswürde ab. Dafür wählten sie Archonten,
erst auf Lebenszeit, dann auf zehn Jahre und zuletzt neun Archonten
auf ein Jahr. Dieselben gehörten immer nur dem Adel an, der durch
vornehme Abkunft, Reichtum und allerlei Vorrechte immer mächtiger
wurde und die Bürger immer härter drückte. Je zwölf Bauernguts-
besitzer standen in Schutz und Pflicht einer Adelsfamilie, leisteten die
Kriegspflichten und zahlten fast alle Steuern. Immer größer wurde die
Unzufriedenheit der Bürger und Bauern, denn immer drückender wurden
die Lasten, immer größer die Verschuldung, immer häufiger der Verlust
des Eigentums und immer schmerzlicher die Rechtlosigkeit. Um der
wachsenden Unordnung zu steuern, gab der Archon Drakon so strenge
Gesetze, daß man sagte, sie wären mit Blut geschrieben gewesen. Trotz-
dem wurde es nicht besser, sondern schlimmer, der Gegensatz zwischen
Armen und Reichen immer schreiender.
594 2 Solons weise Gesetzgebung (594 v. Ehr.). Der weise und
tapfere Solon wurde der Retter des Staates. Er gewann den Athenern
die verlorne Insel Salamis zurück und sühnte eine Blutschuld, die auf
Athen lastete, durch Verbannung des Mörders. Er erleichterte die Läge
der überschuldeten Bürger durch Aufhebung der persönlichen Schuld-
knechtschaft und durch Herabsetzung des Münzfußes. Künftig galten 73
alte Drachmen so viel wie 100 neue. Die Schuldner gewannen dadurch
über ein Viertel, die Gläubiger aber verloren es. Solon selbst soll da-
durch einen Verlust von 30000 Drachmen oder 23 575 M. erlitten haben.
Das Volk wurde nach dem Ertrage des Grundbesitzes in vier Vermögens-
klassen geteilt. Aus der ersten wurden die neun Archonten, aus den
drei ersten der Rat der 400 gewählt. Dem Kriegswesen standen zehn
Strategen vor. Recht wurde durch die Geschworenen-Gerichte
gesprochen. Die Gesetze wurden in der Volksversammlung beschlossen.
Zur Volksversammlung gehörten alle Bürger der vier Klassen, die über
20 Jahre alt waren. Sie wählte auch die Beamten. Die oberste
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— 44 —
der Volksversammlung und den Kriegsdienst vom Staate bezahlt. —
Dem Areopag, welcher ihm entgegentrat, nahm er wichtige Befugnisse.
Bei dieser Änderung der inneren Angelegenheiten vergaß er aber nicht
die äußeren. Er stärkte die Kriegsmacht der Athener, indem er besonders
die Schiffe vermehrte und verbesserte, und brachte den früher zwischen
den Seestaaten geschlossenen attischen Bund in völlige Abhängigkeit
von Athen. Alle Bundesgenossen hatten zuerst eine bestimmte Anzahl
Schiffe zur Bundesstotte gestellt, zahlten dann aber jährlich 600 Talente
(je 4500 Mk.) in die Bundeskasse. Diese wurde anfangs durch den recht-
schaffenen Aristides gewissenhaft verwaltet. Später verwandte Athen
den reichen Bundesschatz willkürlich und machte sich zur Beherrscherin
der Meere und der verbündeten Staaten.
Erechtheion. Propyläen. Athene. Parthenon.
41- Die Akropolis zur Zeit des perikles.
Rekonstruktion. (Hertzberg, Geschichte des alten Hellas.)
3. Der kunstsinnige Verschönerer Athens. Der Hafen Piräus
wurde durch lange Mauern mit der Stadt verbunden. Prächtige Ge-
bäude, öffentliche Plätze, schöne Anlagen entstanden. Auf der Akro-
polis (Burg) wurde der Parthenon, ein Tempel der Athene, erbaut.
Darin stand die aus Gold und Elfenbein von Phidias gefertigte
Bildsäule der Göttin. Ein zweiter Tempel der Athene war das Erechtheion,
wo auch der Sagenheld Erechtheus verehrt wurde. Den Eingang der
Akropolis bildeten die prächtigen Propyläen, ein Marmorbau mit zwei
Flügelgebäuden und einem Säulenthore mit fünf Durchgängen, zu denen
eine breite Marmortreppe von der Stadt hinaufführte. Das Odeon
war ein Rundbau für Musikfeste. — Die Theater waren wie die
Tempel Prachtbauten, die man am liebsten an Berghängen mit dem Blick
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Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem
hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und
nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig-
keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß-
achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand.
Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter
würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein-
eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten
durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges
Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit
war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden
die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über
sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver-
nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht
ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und
Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden
als etwas Außerordentliches angestaunt.
Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz
seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles
untergehen.
Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders
Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen
der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg.
Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht.
17. Nom unter den Königen.
1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter-
italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte
gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und
lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der
Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen
und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium,
im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll
der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt
Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.)
2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753
rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr.
in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius
entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur
Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige
Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und
ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich
mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins
Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene
Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine
Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge-
funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors
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den Männern niederwarfen und die Gefangenschaft als ihr nächstes Los
schilderten. Diese aber scheint den Germanen weit schrecklicher als die
eigene. Und dies Gefühl ist so stark, daß man ganze Stämme wirk-
samer bindet, wenn man sie unter andern Geiseln auch adelige Jung-
frauen stellen läßt. Ja, der Germane schreibt dem Weibe eine gewisse
Heiligkeit und prophetische Gabe zu. Man achtet ihren Rat, man horcht
ihrem Ausspruch. Wir selbst haben unter Vespasian jene Veleda ge-
sehen, welche weit und breit für ein göttliches Wesen galt. (Sie war
eine Jungfrau vom Stamme der Brukterer, wohnte auf einem Turme
an der Lippe, galt als deutsche Pythia, wurde unter Vespasian gefangen
genommen und zu Rom im Triumphe aufgeführt.) So haben sie auch
vor Zeiten die Alrunen oder weisen Frauen verehrt. Doch war das
weder Schmeichelei noch Vergötterung. Das Weib lebt unter der Obhut
reiner Sitten dahin, nicht verderbt durch lüsterne Schaustücke oder üppige
Gelage. Ehebruch ist äußerst selten unter diesem zahlreichen Volke, seine
Bestrafung durch den Ehemann schnell und hart.
5. Die deutsche Standesgliederung. Die Deutschen schieden sich
in Vollfreie, die von freien Eltern geboren waren und eigenen Grund-
besitz hatten, Halb freie oder Hörige, die Grundstücke gegen Dienste
und Abgaben zur Nutznießung hatten, und Knechte oder Sklaven,
die Eigentum ihrer Herren waren. Diese letzteren, die sogenannten Un.-
freien, waren meist Kriegsgefangene. Neben den Freien gab es noch
Edelinge. „Herzöge" wurden als Oberanführer für den Krieg von
den Stämmen gewählt. Erwählte Gaugrafen standen an der Spitze
der Gaue und leiteten unter freiem Himmel die Gemeindeversammlung
und das Gericht. Den Fürsten und Königen schloß sich oft ein Ge-
folge aus tapferen jungen Männern an, das Leid und Freud', Gefahr
und Tod treu mit seinem Gefolgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten
wurden in den Volksversammlungen zur Neu- und Vollmondzeit auf
der Mahlstatt unter alten Linden beraten. Durch beifälligen Zuruf und
Zusammenschlagen der Waffen nahm man die gemachten Vorschläge an,
durch Murren und Geschrei verwarf man sie. An den Volksversamm-
lungen nahmen nur die Freien, und zwar bewaffnet, teil. Manche
Stämme hatten sich frühzeitig Könige gewählt und die freie Gemeinde-
verfassung aufgegeben.
6. Die deutschen Götter. Die Religion war Naturvergötterung.
Wodan oder Odin galt als der Vater des Lebens, der Herrscher
über Himmel und Erde und der Lenker der menschlichen Geschicke, in-
sonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walküren
oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen. Die
Feiglinge und Bösewichte stiegen zu der grausen Totengöttin Hel (Hölle)
in das kalte Niflheim (Nebelwelt). Die zwölf Äsen mit Wodan an
der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga oder
Freia war die Göttin der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Erden-
mutter Hertha wurde ihr auf Rügen geheimnisvoller Dienst geweiht.
Ihr Sohn war Donar (Thor), der Donnerer. Ziu (Tyr) war der
einhändige Schwert- oder Kriegsgott, der Sonnengott Balder der lieb-
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63
auf der Spitze meines Schwertes. Dem Tapfern gehört die Welt!"
Ms sich die römischen Gesandten gegen das Völkerrecht an einem Kampfe
gegen die Gallier beteiligten, zog Brennus racheschnaubend gegen Rom,
siegte an der Allia, ruckte in Rom ein, erschlug 80 greise Sena-
toren, die auf dem Forum in Amtstracht auf elfenbeinernen Stühlen
schweigend den Tod erwarteten, brannte die Stadt nieder und belagerte
das feste Kapitol. Nur die Wachsamkeit der Juno-Gänse und die Tapfer-
keit des Manlius retteten es bei einem nächtlichen Überfalle. Der Ab-
zug des Brennus mußte nach 7 Monaten mit 1000 Pfund Gold er-
kauft werden, wobei er noch sein Schwert in die Wagschale warf mit
den Worten: „Wehe den Besiegten!" Der herbeieilende Camillus soll
den Galliern noch eine Niederlage beigebracht haben. Weil er gegen
das Auswanderungsgelüst des Volkes den Aufbau Roms an der alten,
ruhmgeweihten Stätte durchsetzte, nannte man ihn den zweiten Gründer
Roms. Manlius aber nahm sich der armen, von neuem gedrückten
Plebejer an. Dadurch zog er sich den Haß der Patricier zu. Sie klagten
ihn an, er strebe nach der königlichen Herrschaft, und verurteilten ihn
zum Tode. Er wurde von demselben Felsen gestürzt, wo seine Tapfer-
keit das Capitol gerettet hatte.
3. Wie Marcus Curtius sich opferte. Ein Beispiel von echt
römischem Heldenmute gab Marcus Curtius. Er stürzte sich —
der Sage nach — in vollem Waffenschmuck auf seinem Rosse in
einen Schlund, der sich plötzlich auf dem Forum geöffnet hatte, und von
dem die Priester behaupteten, daß er sich nur schließen würde, wenn Rom
sein „bestes Gut" hineinwürfe. „Was hat Rom Besseres als Waffen
und Heldenmut!" hatte Marcus Curtius gerufen und war in den schauer-
lichen Abgrund gesprengt, der sich über ihm schloß.
4. Wie Heldenmut und Selbstzucht Rom groß machten. Auch
die Völker Mittelitaliens, die Samniter und Latiner, wurden in
50 jährigen Kämpfen von den Römern überwältigt. Unvergleichliche
Thaten der Tapferkeit und Vaterlandsliebe verrichteten die Römer in
diesen Kriegen. Decius Mus, Vater und Sohn, opferten sich in der
Schlacht, als der Sieg zweifelhaft schien. Ihr Heldentod begeisterte die
Krieger und führte sie zum Siege. Ein Feldherr ließ den eigenen Sohn
wegen Ungehorsams hinrichten. Ein siegreicher Reitergeneral wurde zum
Tode verurteilt, weil er dem Diktator nicht gehorcht hatte. Nur die
demütigen Bitten des Heeres retteten ihn.
Streng war die Erziehung der Mädchen im alten Rom.
Unter den Augen ihrer Mütter lernten sie spinnen und weben, sticken
und malen, singen und spielen. Im Tanzunterricht sollten sie Anmut
der Bewegung lernen. Alte Grabschriften rühmten den „Fleiß in Woll-
arbeiten", die „artige Rede" und den „edlen Gang". In den Schulen
wurden in späterer Zeit griechische und römische Dichter gelesen und die
Ruten nicht geschont. An Götterfesten und bei feierlichen Begräbnissen
gingen edle Jungfrauen singend voran. —
5. Wie Pyrrhus Rom in Gefahr brachte. In Unteritalien
war Tarent die wichtigste Stadt. Sie nahm mehrere römische Schiffe
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An letzterem hängt die große Eisenschere als Zeichen des häuslichen
Fleißes. Im Arme hält sie ein nacktes, rundes Büblein. Das wurde
nach der Geburt, wie es bräuchlich, dem Vater vor die Füße gelegt.
Er hob es auf zum Zeichen, daß er's für gesund und lebensfähig halte.
Wäre es ein Siechling oder Schwächling gewesen, so hätte er es liegen
lassen und so dem Tode geweiht; denn nur ein Leben in Gesundheit
und Vollkraft erschien den alten Germanen lebenswert. Etliche Tage
nach der Geburt wurde das Kind in kaltes Wasser getaucht und erhielt
in Gegenwart eines Zeugen seinen Namen. Die Namen bezogen sich
meist auf Götter, Kampf und Jagd. In voller Freiheit und Natürlich-
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5. Das Geschick Numantias. Die Römer hatten nach und nach
durch das Schwert und das listige Wort ganz Spanien unterworfen.
Nur die Lusitaner widerstanden unter ihrem edlen Führer Viriathus.
Die Römer räumten diesen endlich' durch Meuchelmord aus dem Wege
und machten die feste Stadt Numantia am Duero nach der helden-
133 mutigsten Verteidigung dem Erdboden gleich. Nur ein Einwohner über-
lebte den Untergang der Stadt. Freiwillig waren alle, auch Weiber
und Kinder, in den Tod gegangen. Nun waren die Römer auch die
unbestrittenen Herren von Spanien. — In demselben Jahre wurde auch
Kleinasien unter dem Namen „Asia" römische Provinz.
Fragen: Welchen Einfluß hatten die eroberten Schätze und Länder auf
Rom? — Welche Länder besaß Rom 133 v. Ehr., und wie waren sie an Rom
gekommen? — Welchen Einfluß hatte die Berührung mit Griechenland? —
„Der Triumphator" von Schack.
alten
Der
. 23. Sittenverfall in Rom.
1. Leben und Sitten im alten Rom. Das Leben der
Römer war einfach und schlicht, die Sitten rauh, aber bieder.
Landbau war der ein-
zige Nahrungszweig;
Herren und Sklaven
besorgten ihn gemein-
sam. Mancher berühmte
Feldherr, z. B. Cin-
cinnatus, wurde vom
Pfluge hinweg zur
Führung des Heeres
berufen, legte nach dem
Siege den Feldherrn-
stab aus der Hand
und baute wieder seine
Rüben. Bergwerke gab
es nicht, Handel nur
wenig.
Der Vater war Herr
über das Leben seiner
Kinder. Ebenbürtig ihm
zur Seite stand seine Gattin. Die Frauen waren tugendhaft und
charaktervoll und wurden hoch geachtet; sie lebten eingezogen, leiteten die
Wirtschaft, spannen, webten und nähten, halfen wohl auch bei der Feldarbeit
und erzogen die Kinder. Das Familienleben war rein und edel. Nach
und nach fand die griechische Sprache und Bildung Eingang in vor-
nehmen Häusern, ja man hielt griechische Sklaven als Vorleser und Erzieher.
Das Gewand des römischen Bürgers war die Toga, eine Art
Mantel, der über die Schulter geworfen wurde, so daß ein Arm bedeckt
war, der andere aber frei blieb; darunter trug man als Leibgewand bis
unter die Kniee die meist weiße, wollene Tunica. Die Stola, eine
faltenreiche, lange Tunica, wurde nur von verheirateten Frauen getragen.
58. Römer in der Toga.
(Statue des Cäsar.)
Römerin mit Stola.
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Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Rom Rom Rom Griechenland Rom Rom
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6\. Die axpische Straße.
62. Römische Wasserleitung.
Die Einnahmen des Staates bestanden in einer Vermögenssteuer,
in dem Ertrage der Staatsländereien und in Kriegsbeute. Die Beamten
erhielten kein Gehalt; in späterer Zeit war es Sitte, sich auf Kosten der
unterworfenen Völker zu bereichern. Alle Sorgfalt und Liebe richtete
sich auf das Kriegswesen, so daß Rom
einem großen Heerlager glich. Jeder
Bürger war 16—20 Jahre lang als
Soldat dienstpflichtig. Nur Ehrlose waren
ausgeschlossen. Im Heere war hoch und
niedrig, reich und arm gleich. Die Kon-
suln waren die Oberbefehlshaber. Unter
ihnen standen die Legaten und die Kriegs-
tribunen. Das Heer teilte sich in Le-
gionen, anfänglich zu 3000, später zu
6000 Mann. Die Anführer einer Le-
gion waren 6 Kriegstribunen, die im
Befehle miteinander wechselten; unter
ihnen standen 60 Offiziere, die Cen-
turionen. Dem Fußvolk stand die jeder
Legion beigegebene Reiterei an Zahl und
Bedeutung weit nach. Die Schutzwaffen
waren Schild, Helm, Harnisch und Bein-
schienen, die Angriffswaffen Lanze und
Schwert.
2. Ursachen des Verfalls. Das stete
Glück machte die Römer übermütig und hart.
Die erbeuteten Schätze beförderten Luxus
. und Schwelgerei. Die Geldgier führte zu
mit Müm Sch^' Dolch Bestechlichkeit und Gewaltthaten, die Genuß-
und niedergesetztem Schild. (Bekler- sucht zur Trägheit. Die Arbeit überließ
düng und Ausrüstung getreu nach , . , (Yy. r -
Fundstücken sowie historischen und man den m ungeheurer Menge vorhandenen
litterarischen Denkmälern u. Quellen.) Sklaven, die entweder Kriegsgefangene waren
oder von Sklavenhändlern gekauft wurden. Zuletzt gab es in Rom nur noch
einen Vermögensadel und arme Proletarier, die ihre Stimmen bei
Wahlen verkauften und immer recht viele Feste herbeisehnten. Selbst
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]