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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 36

1899 - Gera : Hofmann
36 sahen die Heere zu. Erst wenn einer der Fürsten fiel, beteiligten sich auch die Scharen am Kampfe. In hoher Gunst standen Dichtkunst und Musik bei allen Griechen. Leier, Flöte und Pfeife waren die ersten musikalischen Instrumente. Die Dichter und Sänger der Heldenthaten wurden hoch geehrt. Aus alten Mären, Gesängen und Liedern entstanden durch die Kunst Homers die Epen oder Heldengesänge der Ilias und der Odyssee. Die Ilias erzählt aus dem trojanischen Kriege von der Not der Griechen durch die Feindschaft zwischen Achilles und Agamemnon und von dem Tode der Helden Patroklus und Hektor, die Odyssee von den Irrfahrten und Abenteuern des Odysseus. Fragen: Wovon berichten Homers „Ilias und Odyssee"? — Was ver- steht man unter „Achillesferse" und „Sirenengesang"? — Welches ist die historische Grundlage a) von Theseus' Fahrt nach Kreta (Athens Befreiung,, von der phönizischen Tributpflicht); b) vom Argonautenzuge (Verkehr der Äolier mit dem Osten, Fahrt nach Goldbergwerken im Kaukasus, oder die Witterungseinflüsse auf den Landbau); c) vom trojanischen Kriege (Kämpfe der Griechen mit den Trojanern wegen der Anlegung griechischer Kolonien in Kleinasien)? — Beispiele inniger Freundschaft! — „Hektors Abschied", „Kassandra", „Das Sieges- fest" und „Odysseus" von Schiller. „Das Grab des Achill" von Geibel. „Iphi- genie in Aulis" von Schiller. „Iphigenie auf Tauris" von Goethe. 9. Die Gesetzgeber Lykurg und Salon. I. Lykurg in Sparta. 1. Spartas uneinige Bevölkerung. Während der großen dorischen 1100 Wanderung machten sich dorische Völkerschaften zu Herren Lakoniens und gründeten Sparta am rechten Ufer des Eurotas. Sie waren rauh von Sitten und hart von Charakter. Man nannte sie Spartiaten. Die eingeborenen Achäer, welche sich freiwillig unterworfen hatten, hießen Periöken. Sie behielten zwar Grund und Boden, hatten aber kein Bürgerrecht. Die mit Gewalt unterworfenen Achäer wurden zu Staats- sklaven gemacht und Heloten genannt. Als solche bebauten sie die Äcker der Spartiaten. Unter dieser dreiteiligen Bevölkerung herrschte Zwie- tracht und Streit. 2. Lykurgs edler Charakter. Die Größe Spartas knüpfte sich an den Namen dieses Mannes, der darum mit einem Sagenschleier um- sponnen worden ist. Vieles wird ihm zugeschrieben, was erst später Gesetz und Ordnung wurde. Lykurg war von königlicher Abkunft und wurde zur Königswürde gerufen, nachdem sein Bruder im Aufruhr ge- fallen war. Er räumte den Platz aber willig einem nachgeborenen Sohne seines Bruders und ließ diesen sorgfältig erziehen. Um jedes Mißtrauen zu entwaffnen, verließ er Sparta auf zehn Jahre und hielt sich in Ägypten, Kleinasien und Kreta auf, um dort Gesetze und Sitten kennen zu lernen. Dann kehrte er auf Bitten seiner Mitbürger zurück und gab auf Grund der altdorischen Sitten und des dorischen Charakters seiner von Streit, durchwühlten Vaterstadt neue Gesetze. 820 3. Lykurgs weise Gesetzgebung (etwa 820 v. Ehr.). Ihr Haupt- zweck war, die Spartaner durch körperliche Abhärtung und kriegerische

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 38

1899 - Gera : Hofmann
38 werfung der Messenier, mit welchen Sparta drei langwierige Kriege führte. Im ersten Kriege zeichnete sich der messenische Held Aristo- demus aus, der sogar seine eigene Tochter opferte, um seinem Volke den Sieg zu sichern. Aber schließlich wurden die Messenier doch besiegt; Aristodemus hatte sich, an der Rettung verzweifelnd, auf dem Grabe seiner Tochter getötet. Der zweite Krieg endete trotz der kühnen Thaten des Helden Aristo menes mit der Unterwerfung der Messenier. Elf Jahre widerstand der Held in der Bergfeste Eira den Spartanern. Letztere begeisterte der athenische Sänger Tyrtäus durch seine Kampflieder. Ii. Kokon in Athen. 1. Athens wirre Zustände. Während der dorischen Wanderung wurde Athen von den dorischen Stämmen belagert. Das Orakel sagte: „Das Volk siegt, dessen König fällt!" Da ging der athenische König Kodrus verkleidet in das dorische Lager, fing Händel an und wurde erschlagen. Die wegen des Orakelspruchs erschreckten Dorer zogen ab. Die Athener aber hielten keinen für würdig, die Krone eines Kodrus zu tragen, und schafften die Königswürde ab. Dafür wählten sie Archonten, erst auf Lebenszeit, dann auf zehn Jahre und zuletzt neun Archonten auf ein Jahr. Dieselben gehörten immer nur dem Adel an, der durch vornehme Abkunft, Reichtum und allerlei Vorrechte immer mächtiger wurde und die Bürger immer härter drückte. Je zwölf Bauernguts- besitzer standen in Schutz und Pflicht einer Adelsfamilie, leisteten die Kriegspflichten und zahlten fast alle Steuern. Immer größer wurde die Unzufriedenheit der Bürger und Bauern, denn immer drückender wurden die Lasten, immer größer die Verschuldung, immer häufiger der Verlust des Eigentums und immer schmerzlicher die Rechtlosigkeit. Um der wachsenden Unordnung zu steuern, gab der Archon Drakon so strenge Gesetze, daß man sagte, sie wären mit Blut geschrieben gewesen. Trotz- dem wurde es nicht besser, sondern schlimmer, der Gegensatz zwischen Armen und Reichen immer schreiender. 594 2 Solons weise Gesetzgebung (594 v. Ehr.). Der weise und tapfere Solon wurde der Retter des Staates. Er gewann den Athenern die verlorne Insel Salamis zurück und sühnte eine Blutschuld, die auf Athen lastete, durch Verbannung des Mörders. Er erleichterte die Läge der überschuldeten Bürger durch Aufhebung der persönlichen Schuld- knechtschaft und durch Herabsetzung des Münzfußes. Künftig galten 73 alte Drachmen so viel wie 100 neue. Die Schuldner gewannen dadurch über ein Viertel, die Gläubiger aber verloren es. Solon selbst soll da- durch einen Verlust von 30000 Drachmen oder 23 575 M. erlitten haben. Das Volk wurde nach dem Ertrage des Grundbesitzes in vier Vermögens- klassen geteilt. Aus der ersten wurden die neun Archonten, aus den drei ersten der Rat der 400 gewählt. Dem Kriegswesen standen zehn Strategen vor. Recht wurde durch die Geschworenen-Gerichte gesprochen. Die Gesetze wurden in der Volksversammlung beschlossen. Zur Volksversammlung gehörten alle Bürger der vier Klassen, die über 20 Jahre alt waren. Sie wählte auch die Beamten. Die oberste

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 44

1899 - Gera : Hofmann
— 44 — der Volksversammlung und den Kriegsdienst vom Staate bezahlt. — Dem Areopag, welcher ihm entgegentrat, nahm er wichtige Befugnisse. Bei dieser Änderung der inneren Angelegenheiten vergaß er aber nicht die äußeren. Er stärkte die Kriegsmacht der Athener, indem er besonders die Schiffe vermehrte und verbesserte, und brachte den früher zwischen den Seestaaten geschlossenen attischen Bund in völlige Abhängigkeit von Athen. Alle Bundesgenossen hatten zuerst eine bestimmte Anzahl Schiffe zur Bundesstotte gestellt, zahlten dann aber jährlich 600 Talente (je 4500 Mk.) in die Bundeskasse. Diese wurde anfangs durch den recht- schaffenen Aristides gewissenhaft verwaltet. Später verwandte Athen den reichen Bundesschatz willkürlich und machte sich zur Beherrscherin der Meere und der verbündeten Staaten. Erechtheion. Propyläen. Athene. Parthenon. 41- Die Akropolis zur Zeit des perikles. Rekonstruktion. (Hertzberg, Geschichte des alten Hellas.) 3. Der kunstsinnige Verschönerer Athens. Der Hafen Piräus wurde durch lange Mauern mit der Stadt verbunden. Prächtige Ge- bäude, öffentliche Plätze, schöne Anlagen entstanden. Auf der Akro- polis (Burg) wurde der Parthenon, ein Tempel der Athene, erbaut. Darin stand die aus Gold und Elfenbein von Phidias gefertigte Bildsäule der Göttin. Ein zweiter Tempel der Athene war das Erechtheion, wo auch der Sagenheld Erechtheus verehrt wurde. Den Eingang der Akropolis bildeten die prächtigen Propyläen, ein Marmorbau mit zwei Flügelgebäuden und einem Säulenthore mit fünf Durchgängen, zu denen eine breite Marmortreppe von der Stadt hinaufführte. Das Odeon war ein Rundbau für Musikfeste. — Die Theater waren wie die Tempel Prachtbauten, die man am liebsten an Berghängen mit dem Blick

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 57

1899 - Gera : Hofmann
57 Liebe und Sorge für das Vaterland entwickelte alle edlen Keime in dem hochbegabten Volke. Der Ruhm und der Reichtum führten nach und nach den Verfall herbei. Zwietracht und Streit, Übermut und Üppig- keit verzehrten die besten Kräfte. Ehe und Familienleben wurden miß- achtet. Schwelgerei, Prunksucht und Unsittlichkeit nahmen überhand. Habsucht, Bestechlichkeit, Ungerechtigkeit schändeten nicht mehr. Die Götter würden verachtet und verspottet, Eide ohne Bedenken gebrochen, Mein- eidige in öffentlichen Ämtern und Ehren gelassen. Die Redner suchten durch Scheingründe zu blenden, nicht zu überzeugen. Gegenseitiges Schimpfen und Schmähen gehörte zu ihrem Geschäft. Die Gerechtigkeit war feil, die Sinnenlust der allgemeine Opferaltar. Grausam wurden die Sklaven behandelt, um geringer Vergehen willen Folterqualen über sie verhängt. Die öffentlichen Gebäude, einst die schönsten, wurden ver- nachlässigt, dagegen die Häuser der Bürger mit unglaublicher Pracht ausgestattet. „Geld und Genuß" war die Losung. Die Redlichkeit und Einfachheit eines Epaminondas, Sokrates und Diogenes wurden als etwas Außerordentliches angestaunt. Ein so sittlich faules Geschlecht mußte trotz seiner Gaben, trotz seiner Kunst und trotz der tiefsinnigen Wissenschaft eines Aristoteles untergehen. Fragen: Deute die einzelnen Aussprüche Alexanders! — Alexanders Charakter! Wer und was hat ihn beeinflußt? — Was haben seine Eroberungen der Weltkultur genützt? — Seine Züge auf der Karte! — „Alexander" von Lingg. Alexanderlied des Pfaffen Lambrecht. 17. Nom unter den Königen. 1. Wo Rom lag. Italien zerfiel in Ober-, Mittel- und Unter- italien oder Großgriechenland (Griechen hatten hier zuerst Städte gegründet). Die Apenninen durchziehen die Halbinsel der Länge nach und lassen im Osten und Westen Küstensäume. Oberitalien durchströmt der Po; in Mittelitalien fließen Arno und Tiber westlich zum Ligurischen und Tyrrhenischen Meere. Südlich vom Tiber lag die Landschaft Latium, im nördlichen Teile vom Unterlaufe des Tiber durchströmt. Hier soll der flüchtige Trojaner Äneas mit seinem Sohne Ascanius die Stadt Alba Longa gegründet haben. (Siehe Karte 3.) 2. Wie Rom gegründet ward. Über die Gründung der be- 753 rühmtesten Stadt des Altertums berichtet die Sage: König Numitor Chr. in Alba Longa wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius entthront, sein Sohn ermordet und seine Tochter Rhea Silvia zur Vestalin gemacht. (Die Vestalinnen waren Jungfrauen, die das ewige Feuer der V e st a, der Göttin des häuslichen Herdes, unterhalten und ihre Heiligtümer hüten mußten.) Der Kriegsgott Mars vermählte sich mit ihr. Ihre Zwillinge Romulus und Remus ließ Amulius ins Wasser werfen, sie selbst aber lebendig begraben. Der übergetretene Tiber aber trug den Korb mit den Kindern aufs Trockene. Eine Wölfin säugte die wimmernden Kinder, und ein Hirt, der sie ge- funden hatte, erzog sie. Bei einem Streite mit den Hirten Numitors

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 87

1899 - Gera : Hofmann
87 den Männern niederwarfen und die Gefangenschaft als ihr nächstes Los schilderten. Diese aber scheint den Germanen weit schrecklicher als die eigene. Und dies Gefühl ist so stark, daß man ganze Stämme wirk- samer bindet, wenn man sie unter andern Geiseln auch adelige Jung- frauen stellen läßt. Ja, der Germane schreibt dem Weibe eine gewisse Heiligkeit und prophetische Gabe zu. Man achtet ihren Rat, man horcht ihrem Ausspruch. Wir selbst haben unter Vespasian jene Veleda ge- sehen, welche weit und breit für ein göttliches Wesen galt. (Sie war eine Jungfrau vom Stamme der Brukterer, wohnte auf einem Turme an der Lippe, galt als deutsche Pythia, wurde unter Vespasian gefangen genommen und zu Rom im Triumphe aufgeführt.) So haben sie auch vor Zeiten die Alrunen oder weisen Frauen verehrt. Doch war das weder Schmeichelei noch Vergötterung. Das Weib lebt unter der Obhut reiner Sitten dahin, nicht verderbt durch lüsterne Schaustücke oder üppige Gelage. Ehebruch ist äußerst selten unter diesem zahlreichen Volke, seine Bestrafung durch den Ehemann schnell und hart. 5. Die deutsche Standesgliederung. Die Deutschen schieden sich in Vollfreie, die von freien Eltern geboren waren und eigenen Grund- besitz hatten, Halb freie oder Hörige, die Grundstücke gegen Dienste und Abgaben zur Nutznießung hatten, und Knechte oder Sklaven, die Eigentum ihrer Herren waren. Diese letzteren, die sogenannten Un.- freien, waren meist Kriegsgefangene. Neben den Freien gab es noch Edelinge. „Herzöge" wurden als Oberanführer für den Krieg von den Stämmen gewählt. Erwählte Gaugrafen standen an der Spitze der Gaue und leiteten unter freiem Himmel die Gemeindeversammlung und das Gericht. Den Fürsten und Königen schloß sich oft ein Ge- folge aus tapferen jungen Männern an, das Leid und Freud', Gefahr und Tod treu mit seinem Gefolgsherrn teilte. Wichtige Angelegenheiten wurden in den Volksversammlungen zur Neu- und Vollmondzeit auf der Mahlstatt unter alten Linden beraten. Durch beifälligen Zuruf und Zusammenschlagen der Waffen nahm man die gemachten Vorschläge an, durch Murren und Geschrei verwarf man sie. An den Volksversamm- lungen nahmen nur die Freien, und zwar bewaffnet, teil. Manche Stämme hatten sich frühzeitig Könige gewählt und die freie Gemeinde- verfassung aufgegeben. 6. Die deutschen Götter. Die Religion war Naturvergötterung. Wodan oder Odin galt als der Vater des Lebens, der Herrscher über Himmel und Erde und der Lenker der menschlichen Geschicke, in- sonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walküren oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen. Die Feiglinge und Bösewichte stiegen zu der grausen Totengöttin Hel (Hölle) in das kalte Niflheim (Nebelwelt). Die zwölf Äsen mit Wodan an der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga oder Freia war die Göttin der Ehe und häuslichen Ordnung. Als Erden- mutter Hertha wurde ihr auf Rügen geheimnisvoller Dienst geweiht. Ihr Sohn war Donar (Thor), der Donnerer. Ziu (Tyr) war der einhändige Schwert- oder Kriegsgott, der Sonnengott Balder der lieb-

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 63

1899 - Gera : Hofmann
63 auf der Spitze meines Schwertes. Dem Tapfern gehört die Welt!" Ms sich die römischen Gesandten gegen das Völkerrecht an einem Kampfe gegen die Gallier beteiligten, zog Brennus racheschnaubend gegen Rom, siegte an der Allia, ruckte in Rom ein, erschlug 80 greise Sena- toren, die auf dem Forum in Amtstracht auf elfenbeinernen Stühlen schweigend den Tod erwarteten, brannte die Stadt nieder und belagerte das feste Kapitol. Nur die Wachsamkeit der Juno-Gänse und die Tapfer- keit des Manlius retteten es bei einem nächtlichen Überfalle. Der Ab- zug des Brennus mußte nach 7 Monaten mit 1000 Pfund Gold er- kauft werden, wobei er noch sein Schwert in die Wagschale warf mit den Worten: „Wehe den Besiegten!" Der herbeieilende Camillus soll den Galliern noch eine Niederlage beigebracht haben. Weil er gegen das Auswanderungsgelüst des Volkes den Aufbau Roms an der alten, ruhmgeweihten Stätte durchsetzte, nannte man ihn den zweiten Gründer Roms. Manlius aber nahm sich der armen, von neuem gedrückten Plebejer an. Dadurch zog er sich den Haß der Patricier zu. Sie klagten ihn an, er strebe nach der königlichen Herrschaft, und verurteilten ihn zum Tode. Er wurde von demselben Felsen gestürzt, wo seine Tapfer- keit das Capitol gerettet hatte. 3. Wie Marcus Curtius sich opferte. Ein Beispiel von echt römischem Heldenmute gab Marcus Curtius. Er stürzte sich — der Sage nach — in vollem Waffenschmuck auf seinem Rosse in einen Schlund, der sich plötzlich auf dem Forum geöffnet hatte, und von dem die Priester behaupteten, daß er sich nur schließen würde, wenn Rom sein „bestes Gut" hineinwürfe. „Was hat Rom Besseres als Waffen und Heldenmut!" hatte Marcus Curtius gerufen und war in den schauer- lichen Abgrund gesprengt, der sich über ihm schloß. 4. Wie Heldenmut und Selbstzucht Rom groß machten. Auch die Völker Mittelitaliens, die Samniter und Latiner, wurden in 50 jährigen Kämpfen von den Römern überwältigt. Unvergleichliche Thaten der Tapferkeit und Vaterlandsliebe verrichteten die Römer in diesen Kriegen. Decius Mus, Vater und Sohn, opferten sich in der Schlacht, als der Sieg zweifelhaft schien. Ihr Heldentod begeisterte die Krieger und führte sie zum Siege. Ein Feldherr ließ den eigenen Sohn wegen Ungehorsams hinrichten. Ein siegreicher Reitergeneral wurde zum Tode verurteilt, weil er dem Diktator nicht gehorcht hatte. Nur die demütigen Bitten des Heeres retteten ihn. Streng war die Erziehung der Mädchen im alten Rom. Unter den Augen ihrer Mütter lernten sie spinnen und weben, sticken und malen, singen und spielen. Im Tanzunterricht sollten sie Anmut der Bewegung lernen. Alte Grabschriften rühmten den „Fleiß in Woll- arbeiten", die „artige Rede" und den „edlen Gang". In den Schulen wurden in späterer Zeit griechische und römische Dichter gelesen und die Ruten nicht geschont. An Götterfesten und bei feierlichen Begräbnissen gingen edle Jungfrauen singend voran. — 5. Wie Pyrrhus Rom in Gefahr brachte. In Unteritalien war Tarent die wichtigste Stadt. Sie nahm mehrere römische Schiffe

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 92

1899 - Gera : Hofmann
92 An letzterem hängt die große Eisenschere als Zeichen des häuslichen Fleißes. Im Arme hält sie ein nacktes, rundes Büblein. Das wurde nach der Geburt, wie es bräuchlich, dem Vater vor die Füße gelegt. Er hob es auf zum Zeichen, daß er's für gesund und lebensfähig halte. Wäre es ein Siechling oder Schwächling gewesen, so hätte er es liegen lassen und so dem Tode geweiht; denn nur ein Leben in Gesundheit und Vollkraft erschien den alten Germanen lebenswert. Etliche Tage nach der Geburt wurde das Kind in kaltes Wasser getaucht und erhielt in Gegenwart eines Zeugen seinen Namen. Die Namen bezogen sich meist auf Götter, Kampf und Jagd. In voller Freiheit und Natürlich-

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 70

1899 - Gera : Hofmann
70 5. Das Geschick Numantias. Die Römer hatten nach und nach durch das Schwert und das listige Wort ganz Spanien unterworfen. Nur die Lusitaner widerstanden unter ihrem edlen Führer Viriathus. Die Römer räumten diesen endlich' durch Meuchelmord aus dem Wege und machten die feste Stadt Numantia am Duero nach der helden- 133 mutigsten Verteidigung dem Erdboden gleich. Nur ein Einwohner über- lebte den Untergang der Stadt. Freiwillig waren alle, auch Weiber und Kinder, in den Tod gegangen. Nun waren die Römer auch die unbestrittenen Herren von Spanien. — In demselben Jahre wurde auch Kleinasien unter dem Namen „Asia" römische Provinz. Fragen: Welchen Einfluß hatten die eroberten Schätze und Länder auf Rom? — Welche Länder besaß Rom 133 v. Ehr., und wie waren sie an Rom gekommen? — Welchen Einfluß hatte die Berührung mit Griechenland? — „Der Triumphator" von Schack. alten Der . 23. Sittenverfall in Rom. 1. Leben und Sitten im alten Rom. Das Leben der Römer war einfach und schlicht, die Sitten rauh, aber bieder. Landbau war der ein- zige Nahrungszweig; Herren und Sklaven besorgten ihn gemein- sam. Mancher berühmte Feldherr, z. B. Cin- cinnatus, wurde vom Pfluge hinweg zur Führung des Heeres berufen, legte nach dem Siege den Feldherrn- stab aus der Hand und baute wieder seine Rüben. Bergwerke gab es nicht, Handel nur wenig. Der Vater war Herr über das Leben seiner Kinder. Ebenbürtig ihm zur Seite stand seine Gattin. Die Frauen waren tugendhaft und charaktervoll und wurden hoch geachtet; sie lebten eingezogen, leiteten die Wirtschaft, spannen, webten und nähten, halfen wohl auch bei der Feldarbeit und erzogen die Kinder. Das Familienleben war rein und edel. Nach und nach fand die griechische Sprache und Bildung Eingang in vor- nehmen Häusern, ja man hielt griechische Sklaven als Vorleser und Erzieher. Das Gewand des römischen Bürgers war die Toga, eine Art Mantel, der über die Schulter geworfen wurde, so daß ein Arm bedeckt war, der andere aber frei blieb; darunter trug man als Leibgewand bis unter die Kniee die meist weiße, wollene Tunica. Die Stola, eine faltenreiche, lange Tunica, wurde nur von verheirateten Frauen getragen. 58. Römer in der Toga. (Statue des Cäsar.) Römerin mit Stola.

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 72

1899 - Gera : Hofmann
— 72 — 6\. Die axpische Straße. 62. Römische Wasserleitung. Die Einnahmen des Staates bestanden in einer Vermögenssteuer, in dem Ertrage der Staatsländereien und in Kriegsbeute. Die Beamten erhielten kein Gehalt; in späterer Zeit war es Sitte, sich auf Kosten der unterworfenen Völker zu bereichern. Alle Sorgfalt und Liebe richtete sich auf das Kriegswesen, so daß Rom einem großen Heerlager glich. Jeder Bürger war 16—20 Jahre lang als Soldat dienstpflichtig. Nur Ehrlose waren ausgeschlossen. Im Heere war hoch und niedrig, reich und arm gleich. Die Kon- suln waren die Oberbefehlshaber. Unter ihnen standen die Legaten und die Kriegs- tribunen. Das Heer teilte sich in Le- gionen, anfänglich zu 3000, später zu 6000 Mann. Die Anführer einer Le- gion waren 6 Kriegstribunen, die im Befehle miteinander wechselten; unter ihnen standen 60 Offiziere, die Cen- turionen. Dem Fußvolk stand die jeder Legion beigegebene Reiterei an Zahl und Bedeutung weit nach. Die Schutzwaffen waren Schild, Helm, Harnisch und Bein- schienen, die Angriffswaffen Lanze und Schwert. 2. Ursachen des Verfalls. Das stete Glück machte die Römer übermütig und hart. Die erbeuteten Schätze beförderten Luxus . und Schwelgerei. Die Geldgier führte zu mit Müm Sch^' Dolch Bestechlichkeit und Gewaltthaten, die Genuß- und niedergesetztem Schild. (Bekler- sucht zur Trägheit. Die Arbeit überließ düng und Ausrüstung getreu nach , . , (Yy. r - Fundstücken sowie historischen und man den m ungeheurer Menge vorhandenen litterarischen Denkmälern u. Quellen.) Sklaven, die entweder Kriegsgefangene waren oder von Sklavenhändlern gekauft wurden. Zuletzt gab es in Rom nur noch einen Vermögensadel und arme Proletarier, die ihre Stimmen bei Wahlen verkauften und immer recht viele Feste herbeisehnten. Selbst
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