40 Heimatkunde von Pommern Ii.
Sträucher und Kräuter entsprechen in Vorpommern und im hinter-
pommerschen Küstenlands den nordwestdeutschen Arten, wogegen sich im
Stettiner Odertal manche eingewanderten Zormen der Steppenflora vor-
finden. An dem Strande ist der Wohnort von Strandgras (Strandhafer),
Stranddistel, Strandbinse- salzigen, feuchten Loden liebt Sellerie, sandigen
bevorzugen das gemeine Heidekraut, Lesenstrauch, Wacholder und Zarn.
Letztere drei tragen durch ihre halbverwesten Wurzeln und Stengelreste zur
Bildung des Grtsteins bei, der aus zusammengekittetem Heidesand besteht.
Oer Wald verkümmert darauf, weil die Wurzeln nicht in die Tiefe können.
Neuerdings zerstört man die Ortsteinschicht (wie in der Lüneburger Heide)
durch Sprengungen. Oer Seesand gibt noch für den Sanddorn die notwendigen
Lebenskräfte her.
Kbb. Zs. Die kjerzogseiche bei Stettin. Kbb. 36. lveidenweg im weizacker,
(Pfyot. Prof. Dr. winkelmann, Stettin.) (phot. R. Richter, Stettin.)
Auf dem Waldboden gedeihen die Preiselbeere und Heidelbeere (Licks-
beere). In den Wäldern der Ückermünder Heide wird die größte Leerenernte
Deutschlands gehalten. 3m Zrühling bedeckt sich der Loden der Laubwälder
mit einem Llütenteppich, dem namentlich Zeigwarzenkraut, Anemone und
Leberblümchen die Zarben geben.
Oie Wiesen sind zum größten Teil Grünlandsmoore, die die Sohle der
alten Talgründe und Lodensenken ausfüllen. Auf ihnen finden wir die be-
kannten Gräser und Kräuter, die für die Heuwerbung besonders wertvoll sind,-
aber auch Wollgras, Sumpfporst, Kauschbeere und an den Seerändern Linsen
und Röhricht.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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46 Heimatkunde von Pommern Ii.
dem Loden, der vielfach schon bis 2 m Tiefe entfallt ist, nun wieder den so nötigen
Pflanzennährstoff zu.
Die kreide von Rügen und wollin wird zur Herstellung von Zement und in
der Zarbenindustrie verwendet. Unter dem Moorboden liegende Seekreide wird durch
Laggerung (Jatznick, Gramenz) gewonnen und mit Ton zur Zement verarbeitet.
3. Wald.
von der Gesamtfläche des preußischen Staates sind 23,4 % mit Wald bedeckt.
3n der Provinz Pommern trägt 17—21 % des Lodens Wald, also fast ein Zünftel
des Landes, vorwiegend ist der Nadelwald, während der Laubwald nur ein
viertel der Waldfläche beansprucht. Oer Nadelwald ist auf sandigem Loden
erwachsen- der Laubwald dagegen verlangt bessere Lebensbedingungen. Um-
fangreiche, geschlossene Waldungen bedecken die linke Seite des tiefen Lebatals,
das (Quellgebiet der Stolpe, Wipper, Radüe und des Nestbaches, die Landschaft
zwischen Gollnow und Stargard,
die Stettiner Luchheide, das Süd-
ufer des Stettiner Haffs, die halb-
insel Jasmund auf Rügen.
Große Bestände (mehr als
400 qkm) von Eichenwald weisen
besonders der Stettiner und Stral-
sunder Bezirk auf, von Luchen-
Hochwald der Kösliner und Stet-
tiner Bezirk. Im allgemeinen
aber überwiegt der Hochwald aus
liefern und Lärchen.
Die Umtriebszeit beträgt bei
den als Nutzholz hauptsächlich in
Betracht kommenden Nadelholz-
arten für die Kiefer 60—140, für
die $ichte 80—120 Jahre.
Arn ertragreichsten sind die Nadelhölzer (Kiefern, Lärchen, Richten, Tannen),
während die Laubhölzer (Eiche, Buche, Birke, Erle, Esche) in der Hauptsache
als Brennholz Verwendung finden. In waldreichen Gegenden mit guter ver-
kehrslage sind viele Sägemühlen errichtet, in denen das Nutzholz zu Balken und
Brettern zerschnitten wird. Außerdem verdanken verschiedene Holzpapier- und
Zellulosefabriken dem Wald ihr Bestehen, desgleichen die große Zündholzfabrik
in Zanow am Gollenwalde und eine Stuhlfabrik in Gollnow.
4. Besiebelung.
1. Bis zum 13. Jahrhundert hatte Pommern eine rein slawische Bevölkerung,
die in ihren Burgwällen den militärischen, wirtschaftlichen und religiösen mittel-
punkt des Bezirks hatte, wie z. B. Stettin, Stargard, Piflitz, Wollin, Usedom,
Demmirt. fluch in der Anlage ihrer vörfer wählten die Wenden wie bei den
Burgwällen die runde, geschlossene Korm (Rundling), die nur einen größern
Eingang in die Ortschaft hatte. Namentlich bevorzugt waren die am Wasser
liegenden Wohnstätten. Eine verhältnismäßig dünn gesäete Bevölkerung
fristete auf pommerscher Erde Jahrhunderte hindurch ihr Leben, ohne daß von
ihrem vasein eine andre Kunde auf uns gekommen wäre als einige Gräberfunde
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Vi. Kulturbild. 53
dauerte es nicht lange, bis der fremde Ort vor dem Tore, der Gutsbezirk oder
das Dorf, mit der Stadt zusammengewachsen war. Leide, Dorf und Stadt,
bildeten dann eine Gemeinde. Man baute die Häuser auch nicht mehr alle
in zusammenhängenden Reihen, sondern errichtete sie häufig einzeln in schönen
Gärten. Solche Häuser heißen Landhäuser oder Villen und die so gebildeten
Stadtteile Gartenvorstädte.
Oer am Wasser liegende Stadtteil gehört zu den ältesten Teilen der Stadt.
Man nennt ihn Hafen, wenn hier Schiffe anlegen, die Waren und Reisende
bringen oder fortführen. Im Hafen finden wir auch die Zischerboote. Ist der
Zluß oder das Wasser tief und breit, so können Dampfer und grosze Segelschiffe
auf ihm fahren. Zür flache Gewässer sind nur Kähne und Boote zu gebrauchen.
Wenn ein Kluß mit Schiffen befahren werden kann, ist er schiffbar.
Kbb. 47. Mühlentor in Stolp.
Ihren Namen bekam die Stadt nach der alten wendischen Grtsbezeichnung,
wie z. B. Stettin, Stargard (alte Burg), Stolp, oder der örtlichen Eigentümlichkeit
(Greifswald) oder nach freiem Belieben, wie z. B. Greifenberg, Greifenhagen.
Alle Straßen und Plätze der Stadt haben jetzt Namen, damit sich jeder zurecht
finden kann.
Diese Namen erinnern an frühere Zustände oder an Personen, die sich um
die Heimat oder das Vaterland verdient gemacht haben. Mitunter ist auch an
den Häusern, in denen eine berühmte Person geboren ist oder gewohnt hat, eine
Gedenktafel angebracht. In Stettin z. B. bezeichnet eine Gedenktafel (Große
vomstraße) das Haus, in dem die berühmte russische Kaiserin Katharina Ii.
geboren wurde. So finden wir in Stralsund, Greifswald, Kolberg, Stolp u. a. Ge-
denktafeln oder -steine, die das Andenken an berühmte Männer wach halten sollen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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V. Die Tier- und Pflanzenwelt. 39
sind die besten Acker — nur wenig bewirtschaften. So wurden die ergiebigen Lehm-
gebiete bald mit Koggen, Weizen, Gerste und Hafer besät, während die sandigen
Landstriche erst später in Kultur gebracht wurden, allerdings sind jetzt auch
manche sandigen Landstriche unter den Pflug genommen worden, die eigentlich
wieder bewaldet werden müßten. Im allgemeinen nehmen Roggen und Hafer
die größten Anbauflächen ein, daneben Weizen und an den besten Stellen Rüben
auf dem diluvialen Lehmboden, die Kartoffel in den Sandgebieten. Sandiger
Boden befördert die Entstehung der Kiefernforsten (Nadelhölzer), namentlich
auf dem Südhang des Landrückens, während im Hügel- und Zlachland der bessere
Loden ein Gedeihen des Laubwaldes — Eichen und Buchen — ermöglicht.
Krüher war die Eiche sehr verbreitet. Nach ihr haben viele alte Ortschaften
den wendischen Namen, z. L. Oamgarten-Eichenhügel, Oamnitz, Oamitzow usw.
flbb. 34. Hertabuche in der Stübnitz.
Kalkigen Loden bevorzugt die Luche, deren hochragende Stämme den größten
Schmuck der Stettiner Luchheide, der Stubnitz und Granitz auf Rügen sowie
des Gollen bei Köslin bilden.
Die Lirke gedeiht sowohl auf sandigem wie sumpfigem Loden zusammen
mit Erlen, Eschen und Pappeln. Die Linde ist als Waldbaum fast ganz ver-
schwunden und dient neben der Kastanie besonders der Einfassung von Wegen,
fluch die Linde, wendisch Lipe, hat vielen (Drten den Namen gegeben, wie
Liepgarten — Lindenberg, Liepe, Liepenhof, Liepenburg usw. Ein Nadel-
bäum ist fast ganz ausgerottet, d. i. die Eibe, weil sie dem Vieh schädlich war.
Nur auf wenige Stellen noch ist das Vorkommen dieses schönen Laumes
beschränkt.
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Vi. Kulturbilö. 45
Kuch die Bienenzucht, die bisher fast ausschließlich von den Landlehrern
betrieben wurde, findet immer mehr Eingang in ländlichen Dreisen, da für den
Honig jetzt schon ein guter preis gezahlt wird. 1910 gab es in Pommern 132 300
Lienenstöcke- damit besetzt unsre Heimat den vierten Platz in Preußen.
Die Bienenzucht wurde schon von den slawischen Einwohnern Pommerns gepflegt
und von diesen durch die deutschen Einwanderer übernommen. Im Mittelalter blühte
die Waldbienenzucht. Zichten und Riefern, Haseln und Salweiden, Heidekraut und
Beerensträucher aller Art boten den Bienen reiche honigquellen, vie Bienenzüchter
(Leutener) richteten in geeigneten Bäumen für ihre Immen eigene Wohnungen her.
Mit Vorliebe wurden starke, gesunde Riefern an windgeschützter Stelle als Beuten-
bäume genommen, die zwischen Beerensträuchern und Heidekraut in der Nähe eines
kleinen Wassertümpels oder rinnenden Lächleins standen und so den Lienen Gelegen-
heit zum Trinken gaben. Etwa 2 m über dem Waldboden wurde im Frühling oder
herbst im vollen holz ein Raum von y2 m höhe, Breite und Tiefe ausgehauen, vie
zugehauenen „Beuten" blieben einige Wochen lang offen, damit sie gehörig austrockneten,
vann wurde die nach Norden gerichtete rechtwinklige Öffnung mit einem genau ein-
gefügten Brettstück verschlossen. Nam die Zeit heran, da die Schwärme aus ihren alten
Wohnungen auszogen, dann rieb man die Innenseite der neuen Beuten mit Wachs
und wohlriechenden Kräutern aus. vie Bienen nahmen solche Wohnungen gern
an, und den Beutenern blieb dadurch die Mühe des Schwarmeinfangens erspart.
Oas Klugloch wurde auf der Sonnenseite in den Stamm gebohrt, hier zogen nun im
Sommer die Schwärme entweder freiwillig ein oder wurden, wenn sie gefaßt waren,
hineingeworfen. In diesem Jahre kümmerte man sich dann nicht mehr um die Lienen.
Wenn aber im nächsten Zrühjahr die Lienen mit gelben Höschen am Flugloch hingen,
dann kam der Besitzer des Bienenbaums und schnitt die honiggefüllten Waben des
Vorjahres heraus. Sämtliche Bienenbäume eines Waldgebiets nannte man die Leuten-
weide, die nur durch den Landes- oder Grundherrn gegen eine bestimmte Abgabe
an Honig, Wachs oder Geld verliehen wurde.
heute werden die Bienenschwärme nicht mehr in den Bäumen des Waldes unter-
gebracht, sondern in Nörben aus Stroh oder kastenartigen Häuschen, die ein bequemes
herausnehmen der vollen Waben gestatten. Die einheimische Biene ist durch Ein-
führung fremder Bienenarten (italienischer) veredelt worden.
2. Bodenschätze.
Mineralische Bodenschätze hat Pommern nur in geringem Maße aufzuweisen.
Es fehlen die Erze und die Rahlen. Wohl findet man in manchen Gegenden das Nasen-
eisenerz, aus dem in frühern Zeiten Eisen gewonnen wurde, viese Betriebe sind aber
jetzt ganz eingestellt worden oder verwenden nur ausländisches Noheisen, wie z. B.
Torgelow. Die wenigen Braunkohlenflöze, die man in einzelnen Gegenden
des Landes erbohrt hat, sind nur zum Teil abbauwürdig und nicht imstande, die Ent-
Wicklung der Industrie zu fördern. Oer beachtenswerteste Brennstoff, den die pommersche
Erde birgt, ist der Torf, der noch immer in Millionen von Stücken mit Maschinen
gestochen wird, vie umfangreichsten Torfmoore sind das peenetalmoor, das Rolberger
Stadtmoor und das Lebamoor.
Salz wird nur als Sole in Greifswald, Heringsdorf, Vievenow, Rammin und
Rolberg gewonnen und hier nur noch zu Heilzwecken verwandt.
Oer große Bedarf an Pflaster- und Schottersteinen macht sich schon in dem
Abnehmen der Stein mengen des Landrückens bemerkbar. Ja, sogar schon die
Steinmauern vieler Gehöfte sind dem Verbrauch zum Opfer gefallen. Ziegelsteine
werden aus Lehm gebrannt. Ralksandsteine werden in sandigen Landstrichen
erzeugt. Ralköfen verarbeiten die R a l k lager von Bartin, Zarnglaff, Zritzow,
Rlemmen. Die Kalklager haben große Bedeutung für die Landwirtschaft. Man führt
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Bodenschätze B.
Torgelow
2 4
Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
b) schriftliche:
dieselben wie bei I.
Schliefse mit wenigen Strichen die vorige Landschaft an und setze die
Eisenbahnlinien in Verbindung!
Anhang: Kulturbild.
Die Flachsgewinnung und die Leinenindustrie.
Die Gewinnung des Flachses aus der Leinpflanze war schon
den alten Ägyptern bekannt, welche die daraus verfertigten Gewebe
ihrer angenehmen Kühle wegen gern trugen. Noch heute findet man
in den Mumiengräbern ungeheure Mengen von Leinwand, die von
den Papierfabrikanten gerne gekauft wird. Auch in Palästina stand
der Flachsbau schon vor der Einwanderung der Israeliten in hoher
Blüte. In unserm Vaterlande betrachtete man im Mittelalter das
Spinnen und Weben als eine lohnende Beschäftigung, der sich auch
Fürstentöchter widmeten. Von der hohen Blüte, in welcher die
Weberei in Deutschland stand, zeugt die Geschichte der Familie
Fugger.
Der Flachs ist unsere bedeutendste einheimische Gespinst-
pflanze; wo sich darum sein Anbau lohnt, wird er auch von vielen
Landwirten aufs eifrigste betrieben. Die Saat des Frühflachses fällt
in die Zeit von Ende März bis Anfang April. Der Spätflachs wird
erst Ende Mai ausgestreut. Zu seiner Entwicklung bedarf er etwa
einer Zeit von 100 Tagen; dann wird er ausgerauft und vor dem
Einfahren getrocknet. Mittels eiserner Kämme streift man die Samen-
kapseln ab, deren Inhalt zur Leinölgewinnung dient. Hierauf wird
der Flachs geröstet, indem man ihn solange dem Tau, dem Wasser
oder heifsem Dampfe aussetzt, bis die dadurch eintretende Gärung
die leimartigen Bestandteile des Bastes zerstört hat. Die Feuchtig-
keit, welche die Pflanzen durch das Rösten eingesogen haben, wird
durch Erwärmung in geheizten Räumen wieder verflüchtigt. Um die
Fasern blofszulegen, wird die holzige Umhüllung durch Brech-
maschinen in kleine Stücke gebrochen, die man »Seheben« nennt.
Diese Scheben zu entfernen, ist Sache der Schwingmaschinen, die
den Flachs gegen scharfkantige Bretter schlagen. Um auch die etwa
noch zurückgebliebenen kleinen Holzsplitter von den Fasern zu trennen
und diese selbst in parallele Lage zu bringen, zieht man den Flachs
über Bretter, die kammartig mit spitzen Nägeln beschlagen sind.
Hierauf werden die Fasern nach ihrer Länge sortiert, und die Vor-
arbeiten zum Spinnen sind beendet.
Das Spinnen beginnt mit dem Hechelprozefs. Ein Flachs-
büschel wird gleichmäfsig auf ein horizontales Zuführtuch gebracht
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
02
Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
nur für unsere Hauswirtschaft, auch für die Wissenschaft ist sie von
äufserster Wichtigkeit geworden, indem sie der Physik und Chemie,,
der Optik und Astronomie bedeutende Mittel an die Hand giebt, um
die Geheimnisse der Natur zu enträtseln und Licht in das Dunkel
des großen Weinbaues zu werfen.
Die Zuckerrübe und die Zuckerfabrikation.
Als den ältesten Süfsstoff hat man den von den Bienen stammen-
den Honig anzusehen. Aber auch das Zuckerrohr, dessen Heimat
die Nordküste des indischen Meerbusens ist und sich von hier zu-
nächst nach China, späterhin aber auch nach Persien, Ägypten,.
Sicilien und Spanien verbreitete, war schon im Altertum seines Saftes
wegen geschätzt. Am Ende des jo. Jahrhunderts kam der erste
Zucker nach Venedig und wurde von hier auch vielfach nach Deutsch-
land verfrachtet. Während im 16. Jahrhundert Lissabon und nach
dem 30jährigen Kriege Amsterdam die Einfuhr des Zuckers aus den
amerikanischen Kolonieen hauptsächlich vermittelten, ging die Einfuhr
im 18. Jahrhundert auf Hamburg über. Jedoch stand der Zucker
sehr hoch im Preise, weshalb man sich bemühte, für ihn einen billigen
und ausreichenden Ersatz zu finden. Viele Versuche führten endlich
dazu, den Süfsstoff aus den Runkelrüben zu gewinnen. Die ersten
derartigen Fabriken entstanden in Frankreich, fanden aber bald auch
in Deutschland und Österreich allgemeine Verbreitung.
Die Zuckerrübe stammt von der Runkelrübe ab, die als wild-
wachsende, 2jährige Pflanze in Süddeutschland heimisch ist. Sie
enthält 8—17% Zucker und zeichnet sich durch gleichförmigen,
spindeligen, unverästelten Wuchs, feine Seitenwurzeln und auch da-
durch aus, dafs der Kopf nicht aus der Erde hervorwächst, da die
Rübe dadurch zuckerärmer wird. Ihr Fleisch wird dann besonders
geschätzt, wenn es hart und dicht ist und wenig Eiweifs enthält.
Angebaut werden meist folgende Sorten:
1. die schlesische, welche die beliebteste ist; sie hat einen grünen
Kopf, breite Blätter und aufrechtstehende, blafsgrüne Blattstiele,
2. die Quedlinburger, mit rosafarbenem Kopf und rötlich ge-
ränderten Blattstielen, und
3. die Imperialrübe, die man an ihrem stumpfen Kopf und den
sehr krausen Blättern erkennt.
Der Anbau erfordert sehr viel Arbeit und Mühe, die jedoch
durch einen reichlichen Ertrag gut gelohnt wird. Die Rübe liebt
eine warme Lage und ist für Fröste ungemein empfindlich. In tief-
gründigem, humusreichem Lehm- und Mergelboden kommt sie gut
fort, während alle flachgründigen Bodenarten ungeeignet sind. Da sie
etwa 26—30 Wochen zur Entwicklung bedarf, mufs die Aussaat
gegen Ende April erfolgen. Nach der Ernte werden die fehlerfreien
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: China Persien Spanien Venedig Lissabon Amsterdam Hamburg Frankreich Deutschland
98
Zweiter Teil. Gesamt-Rückblik.
von ihnen jährlich verschwinden. Kaum 25°/0 des deutschen Bodens-
hat noch Waldbestand. Mufs sich einem da nicht der Gedanke auf-
drängen, dafs der Ackerbau dem Walde gegenüber schon viel zu weit
vorgedrungen ist, und dafs ähnlich wie in Spanien und auf Sicilien
der Mangel an Wald für Klima und Bodenfruchtbarkeit verhängnis-
volle Folgen nach sich ziehen wird? Grofs ist der Einflufs der
Wälder auf die Wolkenbildung; denn der lockere Waldboden wirkt
wie ein Schwamm, der eine ungeheure Menge von Feuchtigkeit fest-
zuhalten vermag und durch Ausdünstung an die Luft vieles wieder
abgiebt, was ihm die Niederschläge brachten. Durch diese Wechsel-
beziehung regelt er nicht allein sein eigenes Gedeihen, sondern auch
das seiner näheren und ferneren Umgebung. Wie manche Strecken
unsrer deutschen Mittelgebirge, die, urbar gemacht, nur einen ganz
kärglichen Ertrag an Hafer und Kartoffeln bieten und wegen einer
zu dichten Bevölkerung eine Armut aufweisen, wie sie selbst in
manchen Heidegegenden nicht anzutreffen ist, trügen besser noch
ihren grünen Blattschmuck! Erfreulicherweise ist man seit den letzten
Jahrzehnten zur Einsicht gelangt und heute überall eifrig bemüht,,
unsern jetzigen Waldbestand zu schonen und zu mehren.
Von der gesamten Forstfläche des deutschen Reiches fallen
65% auf Nadel- und 35% au^ Laubholz. Unter dem Nadel-
holz überwiegt die Kiefer, die besonders in sandigen Gegenden ge-
deiht. (nenne . solche!) Fichten und Tannen krönen die Gipfel
der Gebirge (Beispiele!), während die Buche die thonigen Gegenden
Norddeutschlands oder die unteren Abhänge der Erhebungen schmückt..
Die Eichen, die in seltener Schönheit ,,fest und unerschütterlich"
als Sinnbild deutscher Kraft emporwachsen, zieren besonders die
kiesigen Gaue des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges, des Spessarts
und des Odenwaldes. Bedeutend sind endlich die Bestände an ge-
mischten Laubhölzern.
Ungefähr 82 Millionen cbm Holz werden alljährlich in Deutsch-
land verbraucht und zwar zu gleichen Teilen als Nutz- und Brenn-
holz. Namentlich hat sich der Bedarf an jenem durch die aufge-
blühten Industrieverhältnisse derart gesteigert, dafs im Jahre 1899 an
rohem und gesägtem Bau- und Nutzholz für 273 Millionen M
eingeführt werden mufste. Diesen Bedarf decken wir zum gröfsten
Teil durch Einkauf in Rußland (100 Millionen M), Österreich-
Ungarn (100 Millionen M), in Schweden (41 Millionen M) und
in den Vereinigten Staaten von Amerika (21 Millionen M). Genannte
Länder weisen alle einen ungeheuren Holzbestand auf. An erster
Stelle steht das zu Rußland gehörige Grofsfürstentum Finnland mit
57°/0 seiner Bodenfläche, es folgen Schweden mit 45%, Rulsland
mit 40% und Österreich-Ungarn mit 32°/0.
a) Der größte Teil der deutschen Bodenfläche (68°/0) wird von der
Landwirtschaft benutzt, die überall mit Umsicht und grofsem Ver-
ständnis betrieben wird, obwohl der Boden wegen seiner mannig-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Grofs
Extrahierte Ortsnamen: Gesamt-Rückblik Spanien Norddeutschlands Ungarn Schweden Amerika Finnland
A. Pflanzliche Erzeugnisse.
171
Mungobohnen, die Samenkörner eines ostafrikanischen Hülsen ■
früchtlers; sie werden in Deutsch - Ostafrika in großen Mengen ange-
baut und auch ausgeführt.
Muskatnüsse und -bluten, Gewürze, die wir dem Muskatbaum der
Molukken verdanken; jene sind die Samenkerne, diese die Samen-
mäntel. Auch auf Java und in unsern afrikanischen Schutzgebieten
verbreitet.
Olivenöl (Baumöl, Provenceröl), durch Auspressung der kirsch-
großen, reifen Früchte (Oliven) des Ölbaumes gewonnen, der heute
fast in allen Mittelmeerländern wächst. Die beste Sorte kommt aus
Süd - Frankreich : Aix in der Provence. Das Olivenöl wird als Speise-
öl benutzt, auch zur Herstellung feinerer Seifen (Marseille).
Palmkerne und -öl, Erzeugnisse eines Ölbaumes, der in West-
indien und Brasilien heimisch ist. Das ausgepreiste Fruchtfleisch
ergiebt das Palmöl, die ausgepreisten Kerne der Fruchtsteine das
Palmkernöl. Beide Ölarten dienen zur Bereitung von Seife und
Kerzen. Die rückständigen Massen ergeben den Ölkuchen.
Pfeffer, die Frucht des auf Malabar heimischen, jetzt aber in
ganz Ostasien verbreiteten Pfefferstrauches. Werden die Beeren un-
reif gesammelt und getrocknet, so ergeben sie den schwarzen Pfeffer,
die reifen liefern den weifsen Pfeffer. In den Handel kommen
aufserden der lange, spanische und ungarische (Paprika) Pfeffer.
Quebracho, das Holz eines brasilianischen Baumes; sehr gerb-
stoffhaltig. Es dient auch der Medizin.
Reis, die von der Hülse befreite Frucht der Reispflanze, die in
manchen Tropengegenden das Hauptnahrungsmittel der ärmeren Be-
völkerung ist. Heimisch in Ostindien und Abessinien, weit verbreitet
in Spanien, Italien, Ungarn, Ägypten und der Levante.
Ricinus, eine ölhaltige Staude (Wunderbaum), deren Heimat Indien
ist, aber jetzt in allen unsern Kolonien angebaut wird. Das aus den
Samen geprefste Öl findet in der Medizin und in der Seifenbereitung
Verwendung.
Rotholz, Gesamtname für viele Holzarten (Fernambuk-, Costarica-,
Brasilienholz u. a.), die den unter dem Namen Brasileïn bekannten
Farbstoff enthalten und in dei Färberei verwandt werden. Gröfster
Ausfuhrhafen : Pernambuko.
Sago, Stärkemehlkörnchen, die aus dem Mark der Sagopalme
gewonnen werden; ein einziger Baum enthält oft 100 kg Stärke.
Heimat: Ostindien, die Sundainseln und Amerika. Ebenso gut, aber
viel billiger ist der deutsche oder Kartoffel - Sago, der aus dem
Stärkemehl der Kartoffel bereitet wird. (Erfurt, Halle, Magdeburg,
Schweinfurt.)
Stein- oder Elfenbeinnässe, äufserst harte, innen weifse Samen-
kerne der mittel- und südamerikanischen Pandane, wegen ihrer
Festigkeit zu Knöpfen und andern Drechslerarbeiten benutzt.
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f.
I. ■
A. Pflanzliche Erzeugnisse.
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springen die Kapseln auf und die Samenhaare treten heraus. Diese
werden gesammelt, von den Samenkörnern befreit, in Ballen fest ver-
packt und als Roh-Baum wolle in den Handel gebracht. Die Staude
wird meist in tropischen Ländern, aber auch im Banat (Ungarn), in
Macédonien, Griechenland, Sicilien und Spanien angebaut.
Datteln, die efsbaren Früchte der Dattelpalme, die für die Wüsten-
gegenden Nordafrikas und Südwest-Asiens fast allein die Bewohnbar-
keit bedingen. Sie werden roh oder getrocknet gegessen, auch
wohl zur Bereitung eines weinähnlichen Getränkes benutzt. Aufser-
ordentlich verbreitet: Arabien, Persien, Pendschab, Syrien und im
s.-ö. Spanien.
Ebenholz, ein schweres und äufserst hartes, schwarzes Holz, das
schön poliert werden kann und zu feineren Tischler- und Drechsler-
arbeiten und zu den schwarzen Klaviertasten und Messerheften ver-
wandt wird. Die Bäume sind in Ostindien, Deutsch - Ostafrika und
Togo, besonders aber in Kamerun heimisch.
Erdnufs, die Frucht eines Hülsengewächses, das ursprünglich in
Süd-Amerika heimisch war und von dort sich in den Tropen, namentlich
aber in Westafrika verbreitete. Ist die Pflanze verblüht, so senken
sich die Hülsen etwa 20 cm tief in die Erde, wo sie reifen. Man
geniefst sie geröstet oder gewinnt daraus das Erdnufsöl, das wieder
zur Seifenfabrikation, auch zur Verfälschung des Olivenöls dient. Die
nach der Pressung der Nüsse rückständigen Faserstoffe werden als
Erdnufsölkuchen zur Viehfütterung benutzt.
Gewürznelken, die getrockneten Blütenknospen des gleichnamigen
Baumes, der auf den Molukken, sowie auf ost- und westindischen
Inseln heimisch ist. Singapore und Penang liefern die besten Sorten,
Sansibar die gröfsten Mengen.
Gummi arabicum, ein Ausflufserzeugnis verschiedener afrikanischer
Akazienarten; berühmt ist der Kordofangummi, minder gut der
australische und Senegal-Gummi. Er wird als Klebemittel, zu Tinten,
Zündhölzchen und in der Medizin verwandt.
Guttapercha ist der Milchsaft des auf den Südsee-Inseln heimischen
Guttabaumes. Der Stoft wird durch Anbohren der Bäume ge-
wonnen und dann geknetet. Guttapercha wird, da sie ein ganz vor-
züglicher Isolator ist, vielfach zur Herstellung von Kabeln verwandt,
weiter zu Flaschen, Röhren, Schläuchen, Bandagen, Sohlen, Kämmen
und zu wasserdichten Zeugen.
Indigo, ein blauer Farbstoff, den man aus mehreren Arten Indigo-
pflanzen gewinnt, die in Ostindien, Ägypten und Mittel - Amerika
heimisch sind. Die besten Sorten liefern Java, Guatemala und
Bengalen.
Jute, die Bastfaser der ostindischen Kapselmuspflanze. Sie ist
spröde und wenig dauerhaft, weshalb das Jutegarn nur beschränkte
Verwendung findet. Immer stärkere Anwendung findet Jute zur
Herstellung von Packtuch, Säcken, Läufer- und Gardinenstoffen.