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1. Teil 2 - S. 24

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
24 Ausbreitung der Romantik 25 Mein einiges Deutschland, mein freies, heran! Sie wollen, sie sollen es haben! Auf! Sanrmle und rüste dich stark wie ein Mann und bringe die blutigen Gaben! Du, das sie nun nimmer mit Listen zersplittern, 30 erbrause wie Windsbraut aus schwarzen Gewittern! So klinge die Losung: „Zum Rhein! llbern Rhein! Alldeutschland in Frankreich hinein!" 5. Heimweh nach Rügen (1842). O Land der dunkeln Haine, o Glanz der blauen See, o Eiland, das ich meine, wie tut's nach dir mir weh! 5 Nach Fluchten und nach Zügen weit über Land und Meer, tnein trautes Ländchen Rügen, wie mahnst du mich so sehr! O wie, mit goldnen Säumen io die Flügel rings umwebt, mit Märchen und mit Träumen Erinnrung zu mir schwebt! Sie hebt von grauen Jahren den dunkeln Schleier auf i5 von Wiegen und von Bahren, und Tränen fallen drauf. O Eiland grüner Küsten! O bunter Himmelschein! Wie schlief an deinen Brüsten 20 der Knabe selig ein! Die Wiegenlieder sangen die Wellen aus der See, und Engelharfen klangen hernieder aus der Höh'. Und deine Heldenmäler mit moosgewobnem Kleid, was künden sie, Erzähler aus tapfrer Väter Zeit, von edler Tode Ehren auf flücht'gem Segelroß, von Schwertern und von Speeren und Schildesklang und Stoß! So locken deine Minnen mit längst verklungnem Glück den grauen Träumer hinnen in alter Lust zurück. O heißes Herzenssehnen! O goldner Tage Schein, von Liebe reich und Tränen! Schon liegt mein Grab am Rhein. Fern, fern vom Heimatlande liegt Haus und Grab am Rhein. Nie werd' an deinem Strande ich wieder Pilger sein. Drum grüß' ich aus der Ferne dich, Eiland lieb und grün: Sollst unterm besten Sterne des Himmels ewig blühn! Volkslieder: 1. Das Lied vom Schill (1813): Es zog aus Berlin ein tapferer Held. 2. Das Lied vom Feldmarschall (1813): Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! 3. Was ist des Deutschen Vaterland? (1813). 4. Kriegers Abschied (1815): O du Deutschland, ich muß marschieren. 5. Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ (1810): O, lieber, heil'ger frommer Christ. 3. Maximilian Schenk von Schenkendorf (1783—1817). Gedichte R. 377—379. M.336f.

2. Teil 2 - S. 54

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
54 Die Zeit der Reife Verschlossen blieb ich, eingeschlossen 30 in meiner Träume Zauberturm; die Blitze waren mir Genossen und Liebesstimme mir der Sturm. Dem Wald ließ ich ein Lied erschallen, wie nie vor einem Menschenohr, 35 und meine Träne ließ ich fallen, die heiße, in den Blumenflor. Und alle Pfade mußt' ich fragen: Kennt Vögel ihr und Strahlen auch? doch keinen: Wohin magst du tragen? 40 Von welchem Odem schwillt dein Hauch? Wie ist das anders nun geworden, seit ich ins Auge dir geblickt; wie ist nun jeder Welle Borden ein Menschenbildnis eingedrückt! Wie fühl' ich allen warmen Händen 45 nun ihre leisen Pulse nach und jedem Blick sein scheues Wenden und jeder schweren Brust ihr Ach! Und alle Pfade möcht' ich fragen: Wo zieht ihr hin, wo ist das Haus, bo in dem lebend'ge Herzen schlagen, lebend'ger Odem schwillt hinaus? Entzünden möcht' ich alle Kerzen und rufen jedem müden Sein: 55 Auf ist mein Paradies im Herzen, zieht alle, alle nun hinein! 5. Am Turme. Ich steh' auf hohem Balköne am Turm, umstrichen vom schreienden Stare, und laß gleich einer Münade den Sturm mir wühlen im flatternden Haare: 5 0 wilder Geselle, 0 toller Fant, ich möchte dich kräftig umschlingen und, Sehne an Sehne, zwei Schritte vom Rand auf Tod und Leben dann ringen! Und drunten seh' ich am Strand, so frisch 10 wie spielende Doggen, die Wellen sich tummeln rings mit Gekläff und Gezisch und glänzende Flocken schnellen. O, springen möcht' ich hinein alsbald, recht in die tobende Meute 15 und jagen durch den korallenen Wald das Wallroß, die lustige Beute! Und drüben seh' ich ein Wimpel wehn, so keck wie eine Standarte, seh' auf und nieder den Kiel sich drehn so von meiner lustigen Warte; 0, sitzen möcht' ich im kämpfenden Schiff, das Steuerruder ergreifen und zischend über das brandende Riff wie eine Seemöwe streifen.

3. Teil 2 - S. 109

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Johann Georg Fischer 109 8. Nur einen Mann aus Millionen! Februar 1849. Erheb' dich wie aus einem Munde, du Schrei der Not nach einem Mann! Das deutsche Fahrzeug geht zugrunde, es fängt schon tief zu sinken an .. ü Schon bog es hoffend um die Klippe, schon nach dem Hasen ging der Zug: da fiel auf der Bemannung Sippe der Wahn, wie er noch keinen schlug. Sie riß herab der Einheit Fahne — io o unerhörte Meuterei! Und jeder schrie in seinem Wahne: „So bin ich stark, so bin ich frei!" — Du herrlich Schiff, das uns getragen, ist's möglich, läßt es Gott geschehn, i5 daß du zertrümmert und zerschlagen und rettungslos sollst untergehn? Tritt aus der Führer wildem Zanken kein so antiker, ganzer Mann, der den unsterblichen Gedanken 2o der deutschen Größe fassen kann? Der ohne Ansehn und Erbarmen zuhauf uns treibt im Schlachtenschweiß und dann mit unbeugsamen Armen die deutsche Mark zu runden weiß? Nur einen aus den Millionen, soweit die deutsche Langmut haust! Zum Heil der Völker und der Thronen nur eine eisern harte Faust, die wie ein Blitz durch alle Grade empor sich zum Diktator schwingt und die Rebellen ohne Gnade ins starre Joch der Einheit zwingt! Die, nicht erwägend und nicht wählend, aufstelle das Kolumbusei, daß nicht der Deutschen Schmach und Elend ein Spottlied aller Völker sei. Komm, Einz'ger, wenn du schon geboren, tritt auf, wir folgen deiner Spur; du letzter aller Diktatoren, komm mit der letzten Diktatur! 9. Eure Weisheit. Ich sah am liebsten hoch im Turm weit nach den blauen Landen, bin jauchzend bei dem lauten Sturm des Glockenschwungs gestanden; ich kam hernieder, doch empor schlägt noch mein Herz nach Jahren. So blieb ich immer euch ein Tor, die niemals droben waren. 9. Das Sonett. Ein lichtes Zittern durch den Äther springt, ausgießt das Frührot seine Farbenschale, und Morgenfreude wimmelt durch die Tale, wenn des Sonettes Harfensaite klingt. 5 Und lichtbegierig aus den Blättern dringt die Rose von des Nachttaus Schlummermahle hervor zur Sonne, die im Siegesstrahle vom Berge ihre Morgenhymne singt. Der Tag verklang, des Abends Düfte quellen; io die Vöglein, die vom Neste morgens sprangen, sich stille jetzt um ihre Mutter kauern; Stromwasser, die sich wild vom Felsen rangen, ziehn nun ergeben zwischen Ufermauern, und Schwäne spielen aus den weichen Wellen.

4. Teil 2 - S. 148

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
148 Neue Strömungen und er hebt sich zum Sprechen — sein Mantel rot 30 gleitet nieder auf den Grund: „Wer je mir spräche: ,er ist tot', der müßte sterben zur Stund'." Und Monde gehen. Es schmolz der Schnee, der Sommer kam zu Gast; 35 dreihundert Schiffe fahren in See, Jung Harald steht am Mast. Er steht am Mast, er singt ein Lied, bis sich's im Winde brach; das letzte Segel, es schwand, es schied — 40 Gorm Grymme schaut ihm nach. Und wieder Monde. Grau Herbstestag liegt über Sund und Meer; drei Schiffe mit mattem Ruderschlag rudern heimwärts drüber her: 4b schwarz hängen die Wimpel; auf Bröm- sebro-Moor Jung Harald liegt im Blut — wer bringt die Kunde vor Königs Ohr? Keiner hat den Mut. Thyra Danebod schreitet hinab an den Strand, 50 sie hatte die Segel gesehn; sie spricht: „Und bangt sich euer Mund, ich meld' ihm, was geschehn." Ab legt sie ihr rotes Korallengeschmeid und die Gemme von Opal; 55 sie kleidet sich in ein schwarzes Kleid und tritt in Hall' und Saal. In Hall' und Saal. An Pfeiler und Wand Goldteppiche ziehen sich hin; schwarze Teppiche nun mit eigener Hand 60 hängt drüber die Königin. Und sie zündet zwölf Kerzen: ihr flackernd Licht, es gab einen trüben Schein; und sie legt ein Gewebe, schwarz und dicht, auf den Stuhl von Elfenbein. Ein tritt Gönn Grymme. Es zittert sein Gang, er schreitet wie im Traum, er starrt die schwarze Hall' entlang, die Lichter, er sieht sie kaum; er spricht: „Es weht wie Schwüle hier, ich will an Meer und Strand; reich' meinen rot-goldenen Mantel mir und reiche mir deine Hand!" Sie gab ihm um einen Mantel dicht, der war nicht golden, nicht rot, Gorm Grymme sprach: „Was niemand spricht, ich sprech' es: er ist tot." Er setzte sich nieder, wo er stand, ein Windstoß fuhr durchs Haus; die Königin hielt des Königs Hand, die Lichter loschen aus. 5. Schloß Eger (1634). Lärmend im Schloß zu Eger über dem Ungarwein sitzen die Würdenträger Herzogs Wallenstein: Tertschka, des Feldherrn Schwager, Jllo und Kinsky dazu, ihre Heimat das Lager, und die Schlacht ihre Ruh'. Lustig flackern die Kerzen; aber der Tertschka spricht: „Ist mir's Nacht im Herzen oder vorm Gesicht? Diese Leuchter leuchten wie in dunkler Gruft, und die Wände, die feuchten, hauchen Grabesluft." Feurig funkelt der Unger; aber der Kinsky spricht: „Draußen bei Frost und Hunger schüttelte so mich's nicht; hielte lieber bei Lützen wieder in Qualm und Rauch; wolle Gott uns schützen oder — der Teufel auch!"

5. Teil 2 - S. 153

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Theodor Fontane: Gedichte 153 20 „Feuer!" war es, was da klang; ein Qualm aus Kajüt' und Luke drang, ein Qualm, dann Flammen lichterloh, und noch zwanzig Minuten bis Buffalo! Und die Passagiere, buntgemengt, 25 am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht. Am Steuer aber lagert sich's dicht, Und ein Jammern wird laut: „Wo sind wir? Wo?" Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo! 30 Der Zugwind wächst; doch die Qualmwolke steht. Der Kapitän nach dem Steuer späht; er sieht nicht mehr seinen Steuermann, aber durchs Sprachrohr fragt er an: „Noch da, John Maynard?" 3s „Ja, Herr. Ich bin." „Auf den Strand! In die Brandung!" „Ich halte drauf hin." Und das Schiffsvolk jubelt: „Halt aus! Hallo!" Und noch zehn Minuten bis Buffalo! 40 „Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's mit ersterbender Stimme: „Ja, Herr, ich halt's!" Und in die Brandung — was Klippe, was Stein! — jagt er die „Schwalbe" mitten hinein. Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. 45 Rettung: der Strand von Buffalo! Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwält. Gerettet alle. Nur einer fehlt! Alle Glocken gehn; ihre Töne schwelln himmelan aus Kirchen und Kapelln, 50 ein Klingen und Läuten; sonst schweigt die Stadt. Ein Dienst nur, den sie heute hat: zehntausend folgen oder mehr, und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, 55 mit Blumen schließen sie das Grab, und mit goldner Schrift in den Marmorstein schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein: „Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand hielt er das Steuer fest in der Hand. so Er hat uns gerettet, er trägt die Krön', er starb für uns; unsre Liebe sein Lohn. John Maynard."

6. Teil 2 - S. 224

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
224 Deutsch-amerikanische Dichter Siegten sie einst im harten Strauß? 5 Zogen sie frisch durch Sturm und Graus? — Niemand weiß es zu melden. Nur die Möwen, wellauf, wellab, kreisen und kreisen ums Dünengrab; endlos dehnt sich die Heide. 10 Wolkenschatten, verloren im Raum, wandeln dahin über Busch und Baum, hin über Moor und Weide. Geister der Vorzeit mit leisem Schritt weben und schweben und wandeln mit, is dringen aus Gräbern und Grüften; und in endlos weher Klag' über des Lebens verlorenen Tag flüstert und weht's in den Lüsten. Über die Hügel am Gotinger Kliff 2o meine Kinder jachtern mit Jubelgepsiff, spielen die Zukunftshelden.------- Wird von tücht'ger Mannestat, wird von edel gediegenem Rat euer Name einst melden? 2. Gruß Amerikas an Deutschland. Ich weiß von einem Lande, dem bietet Jahr um Jahr des reichsten Glanzes Fülle die Hand des Schicksals dar. Auf Flächen unermeffen, aus tiefem Bergesschacht reift golden ihm die Ernte, quillt ihm der Erze Pracht. 5 Gewalt'ge Ströme rauschen, rings flutet das Weltenmeer, aus Urwald und aus Prärie stürmt trotziges Leben her; und in dem Volke braust titanenhafter Sinn, nach allem Höchsten greift sein keckes Wagen hin. Es rüttelt an den Bergen, es taucht in Meeresschlund, io es spannt mit Eisennetzen den Fels und Urwaldsgmnd. Es schichtet Quader auf Quader bis zu den Wolken grau — so werkelt es und hämmert an der Freiheit Riesenbau. Ein ander Land auch kenn' ich, ein Land gar lieb und wert: dort wird vergangner Zeiten Geheimnis noch geehrt; i5 dort flüstern noch die Wälder manch dunkles Sagenwort; dort rauscht's noch in den Wogen vom Nibelungenhort.

7. Teil 2 - S. 225

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Kuno Francke. Edna Fern 225 Dort ragen noch alte Dome, so dunkel und wundergleich, dort sehnen noch Kinderherzen sich nach dem Himmelreich. O Deutschland, von all deinen Kindern liebt keines dich so sehr so als wir, die Fremdgewordnen, die Deutschen überm Meer! Du bist uns mehr als Mutter, bist unsres Lebens Ruh', du bist unser Träumen und Lachen, unsrer Arbeit Segen du! Du setzest dem rastlosen Wagen bedächtig Maß und Zeit, — du weisest dem hastigen Blicke den Weg zur Ewigkeit. 2. Cdna Fern (Frau Fernande Richter), geb. 1861 in Rössing, Hannover. Seit 1881 in Amerika, Gattin des Arztes Dr. G. Richter in St. Louis Mo. 1. Am Wege. Der Himmel ist blau und die Welt so weit — und der Frühling wartet am Wege. O welche selige, sonnige Zeit, 5 wann es Blütenschnee von den Bäumen schneit und der Wildbach schäumt durchs Gehege! — Er sitzt verloren am Brückenrand und schaut in strudelnde Tiefe: „Ob ich wohl fänd' das gelobte Land, io wenn ich dort unten schliefe? — Ob wohl die Nixe mich zöge hinab mit nackten, schimmernden Armen? Ob ich da unten im Wellengrab bei ihr mich könnt' erwärmen? i5 Ob sie mir wohl ein Krönlein flicht aus Schilf und Wasserrosen? — Ob wohl an ihrer Seite dicht die Wellen mich umkosen Und aus dem roten Herze mein so all Weh hinweg mir waschen? — Ich möchte wohl da unten sein wo Nix und Fisch sich haschen!"---------- Du blasser Knab' an: Brückenrand, wer hat dein Herz verwundet — 25 — ich wink' ihm hinüber mit der Hand — im Frühling, da alles gesundet? Heydtmann-Keller, Deutsches Lesebuch. Ii. 2. Ausl. 15

8. Teil 2 - S. 227

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Konrad Nies 227 „Wir wuchsen und wachten viel tausend Jahr bei der Wildnis rotem Sohne; wir boten ihm Obdach und Waffe dar, 20 und Liebe ward uns zum Lohne. Wir sproßten in Frieden, wir grünten in Ehr', wir schützten und schirmten die Lande. Da brachen die Bleichen waldein übers Meer und lösten die heiligen Bande. 25 Sie danken uns Heimat, sie danken uns Herd die Bleichen, die Feigen, die Feinen; doch danklos verwüsten, von Habgier verzehrt, das Mark sie von Wäldern und Hainen! Uns Hüter des Hochlands, uns Wächter der Seen, 30 der Vorzeit heilspendende Erben, sie fällen uns herzlos, in frevlem Vergehn, um Hausen von Gold zu erwerben. Doch eh' wir, zerbrochen als lebloses Gut, der Habsucht uns fügen zum Dache, 35 hört, Sturm, uns und Erde und Feuer und Flut! Euch rufen herbei wir zur Rache! Ihr seit uns Genossen seit ewiger Zeit; die Urkraft, euch lieh sie die Waffen: drum sollt ihr Vergeltung im rächenden Streit 40 am Werke der Menschen uns schaffen! Was immer gezimmert aus unserm Gebein der Städte Getürm und Gemäuer, reiß es ein, du, o Sturm, reiß es ein, reiß es ein! Verzehre in Flammen es, Feuer! 45 Die Brücken der Ströme, die Schiffe im Meer, mit unserem Herzblut errichtet, verschling sie, o Flut, bis Welle und Wehr verstrudelt, verstrandet, vernichtet! Verschütte, o Erde, du, Mine und Schacht, üo die unserem Schoße entragen! . . . Auf, auf, ihr Genossen der Nacht, zur Schlacht, bis die Werke der Menschen zerschlagen!" . . . So hallt es und schallt es im nächtlichen Chor durch Klüfte und Felsen und Felder, 55 vom Hudson landein bis zum Goldenen Tor: der Schrei der geächteten Wälder! Und täglich und stündlich erstarrt uns das Blut, wenn neu uns die Kunden umwogen, daß Sturmwind und Erde, daß Feuer und Flut 60 die Rache der Wälder vollzogen! 15*

9. Teil 2 - S. 14

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
14 Die Begründung der Romantik 3. Wiegenlied. Da droben aus dem Turme, da wehet der Wind, da wieget im Sturme der Adler sein Kind. 5 Hier unten im Turme, da wehet kein Wind, hier betet die Mutter und wieget ihr Kind und hat von der Wiege io zur Krippe ein Band von Glaube und Hoffnung und Liebe gespannt. Weit über die Meere die Hoffnung sie spinnt. i5 Dort sitzet Maria und wieget ihr Kind; die Engel, die Hirten, drei König' und Stern und Ochslein und Esel 20 erkennen den Herrn. Wohl über dem Monde und Wolken und Wind mit Zepter und Krone steht Jungfrau und Kind: 25 hier unten ward's Kindlein am Kreuz ausgespannt, dort oben wiegt's Himmel und Erd' auf der Hand. Komm mit, laß uns fliegen 3o zu Maria geschwind; komm mit und lern' biegen dein Knie vor dem Kind! Komm mit! Schnür' dein Bündlein! Schon führet die Hand 35 Maria dem Kindlein: es segnet das Land. 4. Die Lore Lay. Zu Bacharach am Rheine wohnt' eine Zauberin, die war so schön und seine und riß viel Herzen hin. Und machte viel zuschanden der Männer ringsumher; aus ihren Liebesbanden war keine Rettung mehr. Der Bischof ließ sie laden vor geistliche Gewalt — und mußte sie begnaden, so schön war ihr' Gestalt. Er sprach zu ihr gerühret: „Du arme Lore Lay! Wer hat dich denn verführet zu böser Zauberei?" „Herr Bischof, laßt mich sterben! Ich bin des Lebens müd, weil jeder muß verderben, der meine Augen sieht! Die Augen sind zwei Flammen, mein Arm ein Zauberstab, — o legt mich in die Flammen, o brechet mir den Stab!" „Ich kann dich nicht verdammen, bis du mir erst bekennt, warum in deinen Flammen mein eigen Herz schon brennt. Den Stab kann ich nicht brechen, du schöue Lore Lay! Ich müßte dann zerbrechen mein eigen Herz entzwei!" „Herr Bischof, mit mir Armen treibt nicht so bösen Spott und bittet um Erbarmen für mich den lieben Gott! Ich darf nicht länger leben, ich liebe keinen mehr. Den Tod sollt Ihr mir geben, drum kam ich zu Euch her. Mein Schatz hat mich betrogen, hat sich von mir gewandt, ist fort von mir gezogen, fort in ein fremdes Land.

10. Teil 2 - S. 29

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Adelbert von Chamisso 29 Und die aufgeregte Menge zischt und schmäht den alten Sänger: „Lohnt ihm seine Schmachgesänge! so Tragt ihm seine Lieder nach! Dulden wir den Knecht noch länger? Werfet, werfet ihn mit Steinen! Ausgestoßen von den Reinen, treff' ihn allerorten Schmach!" 35 Sang der sonderbare Greise in den königlichen Hallen gellend, zürnend seine Weise: „Bin, der in die Wüste schreit. Vorwärts! vorwärts! Nimmer lässig! 30 Nimmer zaghaft! Kühn vor allen! Unaufhaltsam, unablässig, allgewaltig drängt die Zeit. Mit dem Strom und vor dem Winde! Mache dir, dich stark zu zeigen, 35 Strom- und Windeskraft zu eigen! Wider beide gähnt dein Grab. Steure kühn in grader Richtung! Klippen dort? Die Furt nur finde! Umzulenken heischt Vernichtung; 40 treibst als Wrack du doch hinab." Einen sah man da erschrocken bald erröten, bald erblassen: „Wer hat ihn hereingelassen, dessen Stimme zu uns drang? 45 Wahnsinn spricht aus diesem Alten; soll er uns das Volk verlocken? Sorgt, den Toren festzuhalten, laßt verstummen den Gesang!" Sang der sonderbare Greise 50 immer noch, im finstern Turme, ruhig, heiter seine Weise: „Bin, der in die Wüste schreit. Schreien muß ich es dem Sturme; der Propheten Lohn erhalt' ich! 55 Unablässig, allgewaltig, unaufhaltsam naht die Zeit." 5. Korsische Gastfreiheit (1830). Die Blitze erhellen die finstere Nacht, der Regen strömt, der Donner kracht, der mächtige Wind im Hochwald saust, der wilde Gießbach schwillt und braust. Und düsterer noch als der nächtliche 5 Graus starrt Rocco dergreis in die Nacht hinaus; er stehet am Fenster und späht und lauscht und fährt zusammen, wenn's näher rauscht. „Der Bote muß es, der blutige, sein. Du bist es, Vetter Giuseppe?—Nein!— io Die Zeit ist träg — es wird schon spat— ist solche Nacht doch günstig der Tat. Du, Polo, bringst unsselberdeinhaupt! Hast töricht die Rache schlafend geglaubt, hast her dich gewagt in unsern Bereich? 15 Die Rache wacht, das erfährst du gleich. Du kommst dort überden Gießbach nicht. Euch Schützen geben die Blitze Licht; geschmähet seid ihr — trefft ihn gut! Wascht rein die Schmach in seinem Blut!" 20 Da pocht's an die Tür, er fährt empor, er öffnet schnell — wer steht davor? — „Du, Polo ?—zu mir? — zu solcher Zeit ? Was willst du? Rede!" — „Gastlichkeit. Die Nacht ist schaurig, unwegbar dastal, 25 es lauern mir auf die Deinen zumal." — „Ich weiß dir Dank, daß würdig du hast von mir gedacht: willkommen, mein Gast!" Er führt ihn zu den Frauen hinein undheißt sie ihm bieten Brot und Wein; 30 sie grüßen ihn staunend, gemessen und kalt; die Hausfrau schafft ohn' Aufenthalt. Sobald er am Herd sich gewärmt und gespeist, erhebt sich Rocco, der folgen ihn heißt, undführt ihn selbst nachdem oberngemach: 35 „Schlaf unbesorgt! Dich schirmt mein Dach." Ersteht, wie im Osten dermorgen graut, vor seinem Lager und rufet laut: „Wach' auf! Steh auf, es ist nun Zeit; ich gebe dem Gast ein sichres Geleit." 40
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