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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 84

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
84 Dritte Periode. Von 1056—1273. zu schaffen. Nachdem einmal das Amt ein Lehen geworden war, wurde naturgemäß aus dem Amtsbezirk das Territorium; dessen Inhaber strebten nach Erblichkeit, die sie dem Königtum bestritten, und suchten in ihrem Gebiet ihre Landeshoheit auszubilden. So löste sich nicht nur die Zentralgewalt, sondern auch das Herzogtum in eine große Anzahl von Lehnsgebieten auf; und es bildete sich ein nicht rechtlich, aber tatsächlich geschlossener Stand der Fürsten, der sich als hoher Adel über den niederen emporhob und die Erzbischöfe, Bischöfe, wenige Äbte, die Herzöge, Pfalzgrafen, Landgrafen und gewisse Grafen umfaßte. Die deutsche Verfassung nach dem Interregnum ist na,hezu eine Oligarchie der Fürsten. Vom alten Stammesherzogtum Bayern (§ 35) hatten sich die Herzogtümer Kärnten (§40), Österreich unter den Babenbergern, (§ 63) und Steiermark (§ 66) losgelöst. Auch die Grafschaft Tirol und das Erzbistum Salzburg waren unabhängig geworden. Viel größer wurde die Zersplitterung Schwabens. Unter den Fürstenhäusern, die hier selbständig wurden, sind besonders zu nennen die Zähringer in Baden, die Habsburger, die im Aargau und am Vierwaldstättersee große Güter besaßen und die Landgrafenwürde im Elsaß erwarben, und die Grafen von Württemberg. Auch ein großer Teil der schwäbischen Ritterschaft und zahlreiche Städte (§ 75b) — solche auch in Bayern. Franken und Lothringen — wurden ganz unabhängig. Ein Herzogtum Lothringen hat bis ins 18. Jh. bestanden. Ganz davon losgelöst aber wurden u. a. die Herzogtümer und Grafschaften Brabant, Flandern, Holland, Seeland, Friesland, Geldern, Kleve, Jülich, Luxemburg, die Erzbistümer Köln und Trier. Von den Territorien, in die sich das Herzogtum Franken auf löste, seien genannt die Rheinpfalz, die Grafschaft Nassau, die Burggrafschaft Nürnberg, in deren Besitz die Hohenzollern kamen, die auch die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth erwarben; ferner das Erzbistum Mainz und die Bistümer Worms, Speier, Würzburg und Bamberg. Der Name Herzogtum Sachsen blieb dem Lande um Wittenberg, das der Anhaltiner (Askanier) Bernhard 1180 erhielt

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 144

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
144 Fünfte Periode. Von 1517—-lü4ö. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555. also der Ernestinischen Linie, einige Gebiete verblieben, aus denen die sächsisch-thüringischen Herzogtümer entstanden sind. Dann wurde der noch unbesiegte Philipp zu Halle in eine Falle gelockt und gefangen genommen. b) Das Augsburger Interim. Diese großen Erfolge des Kaisers machten sogar Papst Paul Iii. besorgt. Und als nun die Kurie jegliches Zugeständnis an die Protestanten schroff zurückwies, suchte Karl selbständig die kirchliche Frage zu lösen. Auf dem Reichstage zu Augsburg verkündigte er 1548 das sog. Interim, das die kirchlichen Angelegenheiten vorläufig (interim) d.h. bis zur endgültigen Entscheidung durch das allgemeine Konzil -ein solches war 1545 zu Trient eröffnet worden (§ 124 c) — regelte. Hierin waren zwar den Protestanten einige Forderungen, wie die Priesterehe und der Laienkelch, bewilligt, doch die Bestimmungen über das Dogma und die Kirchenverfassung waren im wesentlichen katholisch. Anfangs als für alle verbindlich erachtet, wurde -es bei dem Widerspruch der Katholiken auf die Protestanten beschränkt und stieß überall auf heftigen Widerstand. Ihren Mittelpunkt fand die Erbitterung gegen den Kaiser in der mutigen, während des Krieges geächteten Stadt Magdeburg. 121. 2. Rettung des Protestantismus durch den Kurfürsten Moritz. a) Zusammenbruch der kaiserlichen Machtstellung. Mit denselben Mitteln der verschlagenen spanischen Diplomatie, denen Karl Y. seinen Sieg verdankte, wurde er, durch seine Erfolge berauscht und zu unklugen Maßregeln verleitet, von seinem gelehrigen Schüler Moritz überwältigt. Erbittert über die schmähliche Behandlung seines Schwiegervaters, für seine eigene Stellung besorgt gemacht durch die die „Libertät“ (landesherrliche Selbständigkeit) aller deutschen Fürsten bedrohenden Schritte des Kaisers, vom Yolke als der „Judas von Meißen“ verflucht, tat sich Moritz mit mehreren Fürsten zu einer Yerschwörung zusammen und gewann 1552 die Unterstützung Heinrichs Ii. von Frankreich, aber nur — welches Yerhängnis in den Geschicken des deutschen Yolkes! — unter der Bedingung, daß dieser die Bistümer und Städte Metz, Toul, Yerdun und Cambrai „als Yikar des Reiches verwalte“.

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 39

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums. 39 und dem daraus folgenden Flurzwang bis ins 19. Jh. hinein geherrscht hat. ß) Geistige Kultur. Eine großartige Tätigkeit entfaltete Karl auch für die Hebung der geistigen Kultur in seinem Reiche. Das Christentum und die Antike waren ihre Grundlagen. Die erste Kulturmacht, die Kirche, beherrschte Karl völlig: war sie auch durch Bonifatius vom Papst abhängig geworden, so war Karl dessen Oberherr, beanspruchte sogar die Entscheidung in dogmatischen Streitfragen und ernannte zudem die Bischöfe. Im Sachsenlande gründeten er und seine Nachfolger die Bistümer Münster, Paderborn, Osnabrück, Minden, Bremen, Yerden, Hildesheim, Halberstadt; alle deutschen Bistümer waren unterstellt den Erzbischöfen von Mainz, Trier, Köln und Salzburg; dazu kam unter Ludwig d. Fr. das Erzbistum Hamburg, das nach Hamburgs Zerstörung durch die Normannen nach Bremen verlegt wurde. Eifrig sorgte Karl für die Bildung und das sittliche Leben der Geistlichen und des ganzen Volkes. Die Lücken seiner vernachlässigten Jugendbildung suchte er im Mannesalter auszufüllen und blieb von wissenschaftlichem Eifer bis in sein Greisenalter erfüllt (Einh. Yita c. 25. 29). Umgeben von Männern wie dem Angelsachsen Alkvin, der der Gründer der Hofschule wurde, dem Langobarden Paulus Diäconus, Warnefrieds Sohne, der die Geschichte seines Yolkes schrieb, Petrus von Pisa, Angilbert, Einhard, der sein Biograph wurde, rief er die erste Wiedergeburt des klassischen Altertums hervor, schuf er eine Weltliteratur und hob die Baukunst. Und doch blieb er in seinem ganzen Wesen Deutscher. Die vorhandenen Kloster-, Dom- und Stiftsschulen suchte er zu heben und regte zur Gründung von neuen an. Er faßte den Gedanken der allgemeinen Schulpflicht, hatte dabei aber vorzugsweise nur die religiöse Bildung des Yolkes im Auge und konnte seine Ziele natürlich nur unvollkommen erreichen. Unter seinen Nachfolgern gerieten seine Schuleinrichtungen rasch in Verfall. e) Persönliches. Über sein Äußeres, über Kleidung und Lebensgewohnheiten berichtet Einhard c. 22. 23. 24. Sein Familienleben war nicht makellos, auch wenig glücklich. Von seinen Söhnen überlebte ihn nur Ludwig. Er starb im Januar 814

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 172

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
172 Fsnfta Periode. Von 1517—1618. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. Der Westfälische Friede 1648. Schon seit dem Beginn seiner Regierung 1640 war der junge Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm nachdrücklich für den auf der Grundlage allgemeiner Amnestie zu errichtenden Frieden eingetreten. Ernstliche Verhandlungen begannen seit 1645 zu Münster zwischen dem Reiche und Frank reich und zu Osnabrück zwischen dem Kaiser, den evangelischen Ständen und Schweden. a) Territoriale Bestimmungen. Schweden erhielt Vorpommern mit Rügen und den Odermündungen, ferner Wismar, das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden, doch als Reichsstand; irankreich zu voller Souveränität endgültig die Bistümer und Städte Metz, Toul, Verdun, ferner den Sundgau und andre Teile des Elsaß, zum Teil unter unklaren und zweideutigen Bestimmungen; Brandenburg fast ganz Hinterpommern und als Ersatz für das übrige Pommern, dessen Herzogshaus 1637 ausgestorben war, mit Rücksicht auf den Vertrag von 1529 die Bistümer Halberstadt, Minden, Kammin und die Anwartschaft auf Magdeburg; dies wurde 1680 erworben. Bayern blieb im Besitz der Kur und der Oberpfalz. Der Erbe Friedrichs V. erhielt die Rheinpfalz zurück nebst der für ihn geschaffenen (8.) Kur. Die Schweiz und die Niederlande wurden als unabhängig vom Reiche anerkannt, die im Verlauf des Krieges ihres Besitzes beraubten Fürsten durch eine allgemeine Amnestie wieder eingesetzt. — Es waren nun also die Mündungen des Rheins, der Weser, der Oder und der Weichsel in den Händen fremder Mächte. b) Kirchliche Bestimmungen. Die Gleichberechtigung der Bekenntnisse wurde von neuem festgestellt und auf die Reformierten ausgedehnt und die Glaubensfreiheit nicht bloß den Reichsständen, sondern mit gewissen Einschränkungen auch den Untertanen gewährleistet — außer in Österreich; seitdem schied Österreich aus der Gemeinschaft deutschen Lebens. Als Norm für den Besitz geistlicher Güter wurde der 1. Januar 1624 festgesetzt. So hatte sich die Reformation die europäische*~An-erkennung errungen.

5. Länderkunde Europas - S. 175

1913 - Breslau : Hirt
1 A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 175 wird die Wirkung der an sich günstigen Lage Österreich-Ungarns zwischen West- europa und dem Orient, die ihm die Bedeutung eines Durchgangslandes zwischen den genannten Erdräumen verleiht, stark beeinträchtigt. Von allen Nachbarstaaten ist die Österreichisch-Ungarische Monarchie am engsten mit dem Deutschen Reiche verknüpft. Die Donau, die Elbe und das Odertal öffnen bequeme Wege uach dem nordwestlichen Nachbarlande, und auch die begren- zenden Gebirge bieten wegen ihrer Wegsamkeit oder geringen Höhe dem Verkehr geringe Schwierigkeiten. Nicht weniger als 43 Bahnen führen ins Deutsche Reich hinüber. Wie der Weg Österreich-Ungarns zum Atlantischen Ozean das Deutsche Reich quert, so führt anderseits die kürzeste und schnellste Verbindung Deutschlands nach Südeuropa und Vorderasien durch den Donaustaat. — Galizien und die Bukowina folgen wegen ihrer Lage außerhalb des wenig erschlossenen Karpaten- walles der von der Natur vorgeschriebenen Verkehrsrichtung nach Rußland und Rumänien. — Nach Italien führen zwei stark benutzte Bahnen, die Semmering- bahn und die Brennerbahn, nach der Schweiz nur eine, die Arlbergbahn, die Zürich und dem Bodensee zustrebt. Ii. Staatliche Gliederung und Bevölkerung. Der Gesamtstaat setzt sich aus dem Kaiserreich Österreich oder der Österreichischen Reichshälfte (Zisleithanien) (300000 qkm, fast 29 Mill. E., 95 E. auf 1 qkm), dem Königreich Ungarn oder der Ungarischen Reichshälfte (Transleitha- men) (325000 qkm, 21 Mill. E., 64 E. auf 1 qkm) und dem gemeinsam verwalteten Reichslande Bosnien-Herzegowina (über 50000 qkm, sast 2 Mill. E., 37 E. auf 1 qkm) zusammen. Nach dem Ausscheiden Österreichs aus dem Deutschen Bunde wurde 1867 Ungarn selbständiges Königreich, dem jedoch mit Österreich die Person des Herrschers, das Kriegs-, Zoll-, Münz- wesen und die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten noch gemeinsam sind. Den vielgestaltigen und verschiedenartig ausgestatteten Boden Österreich- Ungarns bewohnt ein wahres Völkergemisch. Leider erschöpft sich ein großer Teil der politischen und wirtschaftlichen Kraft des Staates in den andauern- den Nationalitätskämpfen. Etwa 12,5 Mill. sind der Sprache nach Deutsche (24°/o), 24 Mill. Slawen verschiedensten Stammes, 11 Mill. Magyaren. Dazu kommen Rumänen, Italiener, Rätoromanen, Juden, Zigeuner. Keine der vielen Nationalitäten übertrifft alle übrigen zusammen an Kopfzahl. Die Deutschen, die den Grund der gesamten Kultur gelegt haben und früher das herrschende Volk waren, sind auch heute noch die wichtigsten Vertreter des geistigen und wirtschaftlichen Strebens, obwohl sie im politischen Leben stark zurückgedrängt werden. Daraus erklärt es sich, daß alle nichtdentschen Stämme des Doppelstaates, wenn sie sich untereinander verständigen wollen, die deutsche Sprache gebrauchen müssen; sie ist daher auch die herrschende Handelssprache. Das stärkste einigende Band zwischen den verschiedenen Volksstämmen bildet die verhältnismäßig große Gleichartigkeit hinsichtlich des religiösen Bekennt- nisfes: reichlich 9o°/0 der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an. Der Rest bekennt sich zum evangelischen und zum griechisch-katholischen Glauben. Daneben gibt es über 2 Mill. Juden und in Bosnien und der Herzegowina % Mill. Mohammedaner.

6. Länderkunde Europas - S. 227

1913 - Breslau : Hirt
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich. 227 zeit; damals erhielten infolge von Brüchen die Gebirgsschollen verschiedene Höhenlage und sank auch der Graben des Rhöne-Saöne-Tales ein. Die Verteilung der Höhen entspricht dem geologischen Bau des Bodeus nur teilweise. Die Rumpfgebirge haben auf weite Strecken den Charakter von Hügellandschaften, während anderseits die Beckenränder an manchen Stellen verhältnismäßig hoch emporragen. Das heutige Oberflächenbild läßt, ähnlich wie bei Deutschland, drei große Bodenstufen erkennen, die von drei Meeresseiten emporsteigen: Tiefland, Mittelgebirge und Hochgebirge. Das Tiefland und damit der für Kultur geeignete Boden überwiegt. Dieser Bodenaufbau öffnet Frankreich zum Meere hin; er bestimmt aber auch das Klima, insbesoudere die Befeuchtung des Bodens durch Niederschläge. Iii. Bewässerung und Klima. Abgesehen von Rußland hat kein Land Europas ein so gut angeordnetes Fluß- und Kanalsystem wie Frankreich. Die Richtung der Flüsse, die Lücken und Senken der Wasserscheiden begünstigten die Anlage künstlicher Schiffahrtswege in hohem Grade; jedoch entspricht das Ausmaß der Kanüle nicht mehr den neuzeitlichen Anforderungen. Der Verkehr auf den Flüssen und Kanälen wird auch durch deren Versandung und ungleichmäßigen Wasserstand stark beeinträchtigt. Die Mündungstrichter der nördlichen und westlichen Flüsse haben dagegen eine bedeutende Flut- höhe und sind für Seeschiffe befahrbar. (Vgl. Z 144.) Auch klimatisch ist Frankreich vor allen europäischen Ländern begünstigt. Seine Lage zwischen den Parallelkreisen von Cöln und Florenz, die lange Meeresküste und endlich der Bodenanfban des Landes bedingen ein gleich- mäßiges und mildes Klimas Die Niederschläge erfolgen nicht nur in hinreichenden Mengen, sie sind auch, was für den Pflanzenwuchs wichtig ist, günstig über das Jahr verteilt, indem die Hauptregen meist im Frühling und Herbst fallen. — Ausgesprochenes Seeklima haben die Landschaften am Kanal und die Bretagne; der 30 bildet eine mittelmeerische Klima- Provinz. Günstiges Klima und Fruchtbarkeit des sorgfältig bewirtschafteten Landes haben die Bodenkultur Frankreichs auf eine hohe Stnfe gehoben. Iv. Die Einzellandschaften. a) Naturbeschaffenheit. Frankreich hat einen be- § 142. trächtlichen Auteil au den Westalpen. Von dem Gneiszuge liegt auf französischem Gebiete n. a. die Montblane-Grnppe (4800 m). Ihr Reichtum an malerischen und schroffen Bergformen wie an gewaltigen Eisfeldern macht sie zu dem einzigen internationalen Reisegebiet der Französischen Alpen. Im allgemeinen aber stehen an landschaftlicher Schön- heit die Französischen Alpen hinter den Alpen der Schweiz zurück. Die Berge sind, besonders nach 3 hin, vielfach kahl, der Schmuck der Seen fehlt, und an den Ufern entlang ziehen stellenweise große, einförmige Geröllfelder. Die spärliche Bevölkerung des Gebirges lebt kümmerlich von Ackerbau und 1 Abgesehen von den Gebirgslagen durchweg über + 10°, an der Riviera über + 15° Wärme im Jahresmittel. 15* A. Die Hochgebirge.

7. Länderkunde Europas - S. 230

1913 - Breslau : Hirt
to Oo o 129. Blick auf die User der Seine bei Rouen. Vom westlichen Ufer überschaut der Wanderer das dichtbevölkerte Usergelände der inselreichen untern Seine. Infolge der vielen Windungen entsteht für die Fernschiffahrt ein zu groher Zeitverlust, und so kann die Seine für Paris keine Bahn des Erohverkehrs werden. Das tiefe Bett des zwischen hohen Ufern strömenden Flusses bietet im übrigen eine gute Fahrrinne.

8. Länderkunde Europas - S. 233

1913 - Breslau : Hirt
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich. 233 2. Das Becken der Loire. a) Natnrbcschaffenheit. Geologisch bildet es den südlichsten Teil des Pariser Beckens. Das Land an der mittlem Loire stellt eine einförmige, teils flache, teils hügelige Acker- und Weinbaulandschaft von sehr verschieden- wertigem Boden dar. Das Gebiet an der untern Loire ist von nur mäßiger Fruchtbarkeit. Die Bretagne zeigt auf den Hochflächen dürftigen Heide- boden, in den Tälern Wiesen und Wälder; an den buchtenreichen Küsten werden lohnender Fischfang und Schiffahrt betrieben. Die Loire hat fchwan- kenden Wasserstand; sie führt bei Hochwasser über 300 mal so viel Wasser als bei niedrigem Stande, richtet daher trotz der Deichbauten verheerende Über- schwemmungen an. Ihr Mittellauf ist infolge der Entwaldung der Berge stark versandet, so daß der Fluß erst durch Kauäle auf acht Neunteln seines Laufes wieder schiffbar gemacht werden mußte. Auch die größeren Neben- flüsse der Loire dienen dem Verkehr. b) Siedlungen. Der größte Teil des Loiregebietes gehört Westfrankreich, dem Hinterlande des Ozeans, an. Orleans (70) leidet trotz der Gunst seiner Lage an der wichtigen Straße von Paris nach Südwestfrankreich (Schlachten 1871) und trotz fruchtbarer Umgebung unter der Nähe von Paris, während Tours (75), der Obst- markt im „Garten Frankreichs", und das in einem Flachsbaugebiet liegende Le M ans (70) durch Webindustrie Aufschwung nehmen. Nantes (175) ist die drittgrößte Handelsstadt Frankreichs und der Ausgangspunkt des westindischen Verkehrs, der große Zuckerraffinerien hervorrief. Die Versandung des Flusses machte die Anlage des Vorhafens St. Nazaire (35) notwendig. In der von britischen Kelten be- siedelten Bretagne, die Frankreich die besten Seeleute stellt, ist Brest [braßt] (90) ein Kriegshafen mit großen Marinewerkstätten und ein bedeutender Handels- und Fischereihafen. Am Eintritt der Pariser Straße in die Aquitanische Pforte ent- wickelte sich Poitiers (40), der Schauplatz mancher Schlachten, zur Industriestadt. Der Hafen La Rochelle (35) entstand Inseln gegenüber südlich der Vendee. Der östliche, hügelige Teil der Vendee mit seinen von Hecken und Laubbäumen um- säumten Feldern, Wegen und Wasserläufen ähnelt manchen Gegenden Schleswig- Holsteins, Belgiens und der Lombardei. 3. Das Becken der Garonne. a) Naturbeschaffenheit. Die natürliche nordsüdliche Heerstraße der Senke von Poitiers stellt die Verbindung mit dem Loirebecken, die Senke des Canal du Midi, dessen Ausbau zu einem Großschiffahrtswege zwar längst geplant, aber noch immer nicht in Angriff genommen ist, die Verbindung mit dem Mittelmeer her. Der fruchtbare Boden längs der Garonne, eines tiefen und weithin schiff- baren Pyrenäenflusses, die jedoch — wenn auch weniger als die Loire — unter Wasserstandsfchwanknngen leidet, dient vorwiegend dem Weinbau. Die besten Weinsorten gedeihen auf der Halbinsel Medoc im W der Gironde. Die von zahlreichen Strandseen unterbrochenen Landes — Ablagerungen von Meeres- sand — hinter den aufgeforsteten Dünenrücken der Flachküste zwischen dem Westrande der Pyrenäen und der Mündung der Gironde gleichen der mär- tischen Kiefernwaldlandschaft, haben aber ausgedehntere und geschlossenere Wälder. Sie liefern jetzt Holz und Harz in Menge, während sie vor ihrer

9. Länderkunde Europas - S. 236

1913 - Breslau : Hirt
236 Länderkunde. — Europa. vermitteln Le Havre, Nantes, Bordeaux und Cherbonrg, mit Asien, Afrika und Südamerika vor allem Marseille. Der Verkehr mit den Staaten, die in Landzusammenhang mit Frankreich stehen, benutzt zum großen Teile die Landwege. Im Binnenverkehr, dessen Entwicklung durch die Natur des Laudes, die weiten Tiefländer, die wegsamen Gebirge, die günstige Anordnung der Flußstraßen gefördert wurde, ist Paris durch die Seine und durch die An- Näherung der Loire (bei Orleans) an die Seine der natürliche Mittelpunkt für die atlantischen Gebiete Frankreichs. Durch Kanalbauten, Flnßstraßen und Bahnlinien steht es auch mit dem östlichen und mittelmeerischen Frank- reich in guter Verbindung. Uber die Stellung von Paris im internationalen Eisenbahnverkehr s. Verkehrsgeographie § 408, a. Tl Bevölkerung. Die Hauptmasse der Bevölkerung, gegen 35 Mill., ent- stammt der Mischung von Kelten, Römern und Franken. Die Franzosen haben heute noch die Porzüge und die Fehler der alten Gallier. Sie sind^wohl- - begabt, im allgemeinen'choch gebildet, tapfer, ritterlich und liebenswürdig, äußerst beweglich und redegewandt. Im politischen Leben leidenschaftlich, zeigen sie sich in allen Schichten der Gesellschaft von lebhaftestem Nationalgefühl erfüllt und immer berat, für die Größe und den Ruhm des Vaterlandes Opfer zu bringen. ^fdäj Sie entbehren aber häufig der Zähigkeit und besonnenen Ruhe. Im Handel sind sie zuverlässig und geschickt, in allen Gewerben erfinderisch und geschmackvoll. — Fast überall ist das Französische die Volkssprache. Die nicht Französisch sprechenden Volksteile bestehen aus Flämen, Italienern und Basken. In religiöser Beziehung ist die katholische Kirche die herrschende. Nichtkatholikeu gibt es kaum eine Million. Die Volks dichte Frankreichs ist erheblich geringer als die des Deutschen Reiches; denn die Volkszahl wächst trotz der Wohlhabenheit des Landes in sehr geringem Maße. Der vorherrschenden Stellung der Landwirtschaft entspricht das llberwiegen der Weiler, Dörfer und kleinen Landstädte, dereu Häuser infolge der Steuer auf Glasfenster arm an Fenstern, dazu ohne Vor- und Hintergarten sind. Mit seinen 15 Großstädten steht Frankreich in der Entwicklung des Städtewesens gegen Deutschland und England zurück. Vii. Kolonialbesitz. Die auswärtigen Besitzungen und Schutzstaaten Frankreichs sind nach denen Englands und Hollands die wertvollsten Kolonien (etwa 50 Mill. E.). Sie liegen in Afrika und Asien, weniger wichtige auch in Amerika und in der Südsee. Die Kolonien bilden die Grundlage des französischen Welthandels. Sie stehen in regelmäßiger Dampferverbindung mit dem Mutterlande. § 146. Rückblick auf Frankreich. ! Vis - Y ,\>Tr Frankreich ist ein reiches Land. Ein Vergleich mit unserm Vaterlande zeigt, daß Frankreich von der Natur vielfach bevorzugt ist. Seine natürlichen Grenzen gewähren größeren Schutz, und sein Verkehr wird gefördert durch die überaus günstige Lage an zwei 9jkemtlrnd durch seine fächerartig sich ausbreitenden Flußsysteme, die gute Schiffahrtsverbindung mit einem weiten Hinterlande ermöglichen. Das Klima ist zum größten Teil weit milder als in Deutschland. Dadurch wird die Ertragfähigkeit des ohne- hin fruchtbaren Bodens noch erhöht. Die Ernten sind reichlicher und mannigfaltiger (Weizen, Wein, Obst, Olivenöl). Vorzüge bilden auch die nationale, politische und kirchliche Einheit seiner Bewohner, ihr vor allem im Kunstgewerbe und in Lurus- und Mode-

10. Länderkunde Europas - S. 238

1913 - Breslau : Hirt
238 Länderkunde. — Europa. 3. Königreich Belgien. 29500 qkm, 7,5 Mm. E., 255 E. auf 1 qkm. Wenig größer, etwas volkreicher als die Rheinprovinz, doppelte Volksdichte des D R. § 149. I. Lage. Die Küste Belgiens, nur 70 km lang [= ^ der Landes- -S.,'grenze), liegt dem Britischen Jnselreiche gegenüber. Die Landgrenze berührt ^Frankreich, Luxemburg, das Deutsche Reich und die Niederlande. Infolge seiner Lage vermittelt Belgien den Landverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden einerseits und Frankreich anderseits; es ist ferner ein wich- tiges Durchgangsland für die Verbindung Englands mit den Ländern am Rhein und an der Donau und mit Italien. Ii. Bodengcstaltnng und Bewässerung. Der Bodengestalt nach lassen sich in Belgien drei Landschaftsgebiete unterscheiden: Hoch-, Mittel- und Niederbelgien. Hochlielgien umfaßt den westlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges (das Bergland der Ardennen und einen Teil des Hohen Venn), das Gebiet bis zu deu Tälern der Sambre und Maas. Zwischen Maas und Schelde liegt Mittelbelgien, ein sanftwelliges, tertiäres Hügelland, das von 8 nach N von 200 m auf 50 m Höhe absinkt. Das übrige Gebiet, Niederbelgien, ist ein durchschnittlich 20 bis 10 m hoch gelegenes diluviales Flachland, das im W von einem Marschlandstreifen begleitet wird. Im O der Scheldemünduug bildet die Ebene eiue einförmige, vielfach mit Heide bestandene Sandfläche, die Campine; im W, in der Landschaft Flandern, be- steht sie aus fruchtbarem Lehmboden. Die belgische Küste ist eine glatte, einförmige Dünenküste, an der nur der künstlich gegen die Versandung ge- schützte Hafen von Ostende (f. u.) einige Bedeutung besitzt. Den Hauptfluß Hochbelgiens bildet die Maas, die in nördlichem Laufe in einem engen, malerischen Felstale die Ardennen durchbricht (Bild 131). Bei ,Namur erhält sie ihren größten Nebenfluß, die Sambre. Der Richtung der ; Sambre folgend, fließt sie dem Nordfuße der Ardennen entlang bis Lüttich. Hier wendet sich der Fluß nach X und gewinnt die Ebene. Der wichtigste Strom des Landes, die Schelde, gehört dem Hügel- und Flachlande an. Bei Doornick (Tonrnay) wird sie schiffbar, und von Antwerpen ab trägt sie die größten Seeschiffe. Die Mündung der Schelde erweitert sich zu zwei großen, trichterförmigen Armen: der Wester- und der Osterschelde, die mit den Rhein- und Maasmündungen ein einziges, großes Deltaland in eine Reihe schmaler Landstreifen gliedern. Oster- und Westerschelde gehören schon niederländischem Boden an. Iii. Klima. Das Klima hat einen ausgesprochen ozeanischen Charakter mit milden Wintern, verhältnismäßig kühlen Sommern und reichlichen Nieder- schlügen. Landeinwärts, mit der Erhebung des Landes nach 30 sinkt die mittlere Jahrestemperatur (ganz Belgien -I- 10°), während die Niederschlags- mengen zunehmen. >i 7j-!' § 150. Iv. Wirtschaftsleben. Mit Ausnahme des Berglandes, in dem die Hoch- flächen meist von Mooren und Heiden, die niedrigen Striche von großen, stellenweise urwaldartigen Wäldern eingenommen werden, und der geest-
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