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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 31

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
— 31 einem schrecklichen Saufteufel, zu mir flüchtete und ich sie wie eine Schwester aufnahm und erquickte, mußte ich unwillkürlich noch an jene Vesperstunde denken. Ach, es kommt alles wie- der herum! Wir sollten daran denken in der Jugend, und wir sollten daran denken, wenn’s uns gut geht. Es kommt alles wieder herum. Dankbare Erinnerungen bewahre ich aus jener schlimmen Zeit noch an drei alte Frauen, und immer sind es die Oktoberstürme, welche diese Erinnerungen, wenn sie einmal längere Zeit erloschen schienen, wieder rütteln, wecken und anfachen. 4. Es war schon über die Mitte des Oktobers hinaus, als ich noch mit einem großen Tagelöhnertrupp auf der großen Kar- toffelbreite vor dem kleinen Hagen hockte. Rodemaschinen gab’s damals noch nicht; die jüngeren Frauen, sowie die Burschen und Männer rodeten mit der dreizackigen Grepe, und die alten Frauen mit den Kindern lasen die Kartoffeln auf, indem sie auf den Knien hinter den Rodern herrutschten, mochte der Boden trocken oder naß sein. Wenn dann die Stürme, die sich vor dem Hagenwalde stießen und gleichsam stauten, den Regen und Reif zwischen uns peitschten und ich in meinem dürftigen Leinen- rocke schwarz und blau fror und keinen Finger mehr krumm machen konnte, dann haben mich die drei Alten allemal eng zwischen sich genommen, mich rechts und links gedrückt und gewärmt und mir alles vor der Hand weggelesen. „Deine Mutter hat uns auch oft was Gutes getan,“ sagten sie und erzählten so viel und mit so viel Liebe und Anhäng- lichkeit von der Teuern, daß auch der schlimmste Tag, daß selbst Eis und Schnee das Glücksgefühl in meinem Herzen nicht auszu- löschen vermochten. So war es eigentlich die Mutter, die mich wärmte, mich tröstete; sie hatte sich in den Herzen der Frauen ein Kapital ge- sammelt, von dem ich nun die Zinsen zog. Ach, welch ein Segen ist doch eine gute Mutter! Wie nach Sonnenuntergang der Abend- himmel noch lange in milder, schöner Glut steht, so steht das Andenken einer edlen Mutter noch lange vor den Augen der Lebenden, und der Segen ihres Lebens strahlt nach ihrem Tode noch viel länger fort in dem Leben ihrer Kinder. Heinrich Sohnrey (Friedesinchens Lebenslauf).

2. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 93

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
93 und Tabakspakete, Wichskruken und Senftöpfe kennzeichnete, und kam nach kurzer Zeit mit zwei Tüten wieder zum Vorschein. Leberecht Hühnchen wohnte in dem Giebel eines lächerlich kleinen und niedrigen Häuschens, das in einem ebenso winzigen Garten gelegen war. In seinem Wohnzimmer war eben so viel Platz, daß zwei anspruchslose Menschen die Beine darin ausstrecken konnten, und nebenan befand sich eine Dachkanimer, die fast vollständig von seinem Bette ausgefüllt wurde, so daß Hühnchen, wenn er, auf dem Bette sitzend, die Stiefel anziehen wollte, zuvor die Tür öffnen mußte. Dieser kleine Vogelkäfig hatte aber etwas eigentümlich Behagliches; etwas von dem sonnigen Wesen seines Bewohners war auf ihn übergegangen. „Nun vor allen Dingen einheizen," sagte Hühnchen, „setze dich nur auf das Sofa, aber suche dir ein Tal aus. Das Sofa ist etwas gebirgig; man muß sehen, daß man in ein Tal zu sitzen kommt." 2. Das Feuer in dem kleinen, eisernen Kanonenofen, der sich der Größe nach zu andren gewöhnlichen Öfen etwa verhielt wie der Teckel zum Neufundländer, geriet bei dem angestrengten Blasen meines Freundes bald in Brand, und er betrachtete wohlgefällig die züngelnde Flamme. Dieser Ofen war für ihn ein steter Gegenstand des Entzückens. „Ich begreife nicht," sagte er, „was die Menschen gegen eiserne Öfen haben. In einer Viertelstunde haben wir es nun warm. Und daß man nach dem Feuer sehen und es schüren muß, das ist die angenehmste Unterhaltung, die ich kenne. Und wenn es so recht Stein und Bein friert, da ist er herrlich, wenn er so rot und trotzig in seiner Ecke steht und gegen die Kälte anglüht." Hiernach holte er einen kleinen, rostigen Blechtopf, füllte ihn mit Wasser und setzte ihn auf den Ofen. Dann bereitete er den Tisch für das Abendessen vor. In einem kleinen Holzschränkchen befanden sich seine Wirtschaftsgegenstände. Da waren zwei Taffen, eine schmale, hohe, mit blauen Vergißmeinnicht und einem Untersatz, der nicht zu ihr paßte, und eine ganz breite, flache, die den Henkel verloren hatte. Dann kam eine kleine, schiefe Butterdose zum Vorschein, eine Blechbüchse mit Tee und eine runde Pappschachtel, die ehemals Hemdenkragen beherbergt hatte und jetzt zu dem Range einer Zuckerdose aufgestiegen war. Das köstlichste Stück war aber eine kleine, runde Teekanne von braunem Ton, die er stets mit besonderer Vorsicht und Schonung behandelte, denn sie war ein Familien- stück und ein besonderes Heiligtum. Drei Teller und zwei Messer, die sich so unähnlich waren, wie das für zwei Tischmeffer nur irgend erreichbar ist, eine Gabel mit nur noch zwei Zinken und einer fatalen Neigung, ihren Stiel zu verlassen, sowie zwei verbogene Neusilber-Teelöffel voll- endeten den Vorrat.

3. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 164

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
164 wintert der Zapfen zum zweiten Male, und endlich im März und April des dritten Jahres spreizen sich seine austrocknenden Schuppen aus- einander und bieten damit dem Winde Zugang, der die geflügelten Samen wirbelnd entführt. Georg Worgitzky (Blütengeheimnisse). 13g. Die Wasserlinse. Oft finden wir die Oberfläche eines nicht zu schnell fließenden Gewässers beinahe völlig bedeckt von eigentümlichen, kleinen Pflan- zen, die nur aus drei „Blättchen“ und einem Würzelchen bestehen. Die Blättchen schwimmen auf dem Wasser, das Würzelchen taucht in dasselbe hinein. Die Pflanze, Entenflott oder Wasserlinse genannt, kann sich also nur von den im Wasser gebildeten Stoffen nähren. Das ist nicht so übermäßig wunderbar, denn oft werden, wie bekannt, Hyazinthen in Wassergläsern getrieben. Ebenso kann man auch andere Pflanzen im Wasser aufziehen, wenn dieses genügend Nährstoffe enthält. Etwas anders ist es aber doch bei dem Entenflott. Werden frische Wasserlinsen an das feuchte Ufer gespült, so dringen ihre Würzelchen niemals in den feuchten Boden ein, sondern liegen ihm flach auf. Sie sind nur dazu geeignet, in das Wasser zu tauchen. Und weiter: in der ge- drängten Pflanzenmasse sind einige Wasserlinsen teilweise über die Oberfläche des Gewässers emporgehoben, so daß nur die Würzelchen eintauchen, die drei Blättchen dagegen in die Luft ragen. Diese Pflänzchen sind verwelkt und vertrocknet. Die Wasserlinsen können nur leben, wenn ihre Blättchen auf der Oberfläche des Wäs ser s schwimmen. Die Wurzeln sind zur Nahrungsaufnahme nicht geschickt, eine Art Entenflott entbehrt sie sogar ganz. Die Wasserlinsen nehmen demnach Wasser und Nahrung mit der Unterseite der Blätter auf. Wozu dient aber die Wurzel? Sie ist schraubenartig gedreht und gibt der Pflanze festeren Halt im Wasser, so daß der Wind nicht so leicht die Pflänzchen umkippen und zu Drehungen verurteilen kann. Nach der Blüte des Entenflottes sucht man vergebens. Die Pflänzchen blühen zwar, doch so selten, daß die meisten Botaniker sie nur in nichtblühendem Zustande kennen. Wie aber vermehren sie sich? Durch Sproßbildung und Teilung. Doch suchen wir! Einige Pflänzchen haben zwei, andere drei, sogar vier Blättchen. Bei genauerem Betrachten erkennen wir, daß die Anlage der neuen Pflanze dort entsteht, wo das Würzelchen ansetzt. An dieser Stelle bildet sich zunächst eine kleine Knospe, aus der nach oben

4. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 224

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
224 und Rohrzucker ist ganz das gleiche, und wozu sollen wir unser Geld aus dem Lande tragen? ln der Zuckerbäckerei wird noch ein anderer Zucker ver- wandt. Er heißt Traubenzucker, obwohl sicherlich niemand die teuern Weintrauben zur Zuckerbereitung nimmt. Vielmehr wird er meist aus Kartoffeln hergestellt. Wie erhalten doch die Früchte ihren Zucker? Allein dadurch, daß sich ihr Stärkemehl beim Reifen in Zucker verwandelt. Und sind die Kartoffeln nicht äußerst mehlreich? Wird ihr Stärkemehl manchmal nicht auch in Zucker umgesetzt? Gefrorene Kartoffeln z. B. schmecken ganz süß. Wenn man besonders süße Früchte trocknet, so scheidet sich ihr Zucker in Form von Krümel aus. Das kannst du an den Rosinen sehen, die ja getrocknete Weinbeeren sind, ebenso an den Datteln und Feigen im Kaufmannsladen. Deshalb wird der Traubenzucker noch Krümelzucker genannt. Auch der Honig bildet Krümel, aber nur, wenn er älter ist. Man sagt: er verzuckert. Die geringe Wassermenge, die der Honigseim ent- hält, verdunstet mit der Zeit, und was dann zurückbleibt, ist reiner Zucker. Allein zwischen dem Rohr- oder Rübenzucker einerseits und dem Trauben- oder Krümelzucker anderseits ist ein großer Unterschied. Gewiß hast du schon vom Christbaum oder aus einer Tüte Zuckerstückchen gegessen, die so weich waren, daß du sie mit deinen kleinen, weißen Zähnen ganz leicht durch- beißen konntest. Vielleicht kennst du auch Schokolade, die mit teigartigem Zucker von weißer oder rötlicher Farbe gefüllt ist. Beides ist Traubenzucker; denn dieser wird nie ganz trocken und fest. Dazu verdirbt er leicht und ist weniger süß. Kein Wunder, daß wir im Haushalte nur den harten, haltbaren Rüben- zucker verwenden! 3. Wenn ich aber vorhin sagte, daß der Zucker etwas Gutes sei, so dachte ich nicht wie du an seinen guten Geschmack und nicht an Zuckertüten und Bonbonschachteln, sondern vielmehr an den Wert, den der Zucker als Nahrungsmittel hat. Ein er- wachsener Mensch braucht zur täglichen Nahrung viel Wasser, ein wenig Eiweiß (100 g), ein wenig Fett (100 g), noch weniger Salze oder Mineralstoffe und etwa 240 g Zucker. Bei dem letzten Worte sehe ich dich ungläubig lächeln, weil ja niemand in einem Tage ein halbes Pfund Zucker verzehrt. Aber es kann auch Stärkemehl sein, das wir vor allem im Brote, im Reis und

5. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 229

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
229 Hand eintauchen wollte, und erfand den Tunkrahmen. Es sind dies dünne Brettchen, die mit einer Reihe gleichlaufender Einschnitte versehen sind. In diese Rinnen legte man die Hölzchen, und da die Rinnen seicht waren, so ragte der Holzdraht über sie hervor. Die gefüllten Brettchen schichtete man auf einem Gestell übereinander und preßte sie zusammen, so daß ihr Inhalt fest eingeklemmt wurde. Aus solchem Nahmen starrten mehrere Hunderte und Tausende von Hölzchen nebeneinander hervor, die dann alle zusammen in die Tunkmaffe gebracht werden konnten. Früher wurde das Einlegen der Hölzchen in die Rahmen von Arbeiterinnen besorgt, welche darin eine so große Fertigkeit erlangten, daß sie an einem Arbeitstage bis 200000 Hölzchen in die Nahmen faßten. Aber auch für diese mühselige Arbeit hat man später Maschinen ersonnen, mit deren Hilfe heute eine Arbeiterin während eines Arbeitstages etwa anderthalb Millionen Hölzchen in den Rahmen zu bringen vermag. Sind nun die Hölzchen mit den Köpfchen versehen, so wandern sie wieder in Trockenräume, in welchen sie verbleiben, bis sie alle Feuchtigkeit verloren haben; dann müssen sie aus dem Rahmen befreit, „abgelegt" und in Schachteln verpackt werden. Dieser Teil der Arbeit, der mit Brand- gefahr verbunden ist, mußte bis vor nicht langer Zeit gleichfalls durch die menschliche Hand besorgt werden; jetzt hat man Auslegemaschinen ersonnen, die die Hölzer den geöffneten Rahmen entnehmen und geordnet in größere Kasten fallen lassen, aus denen sie dann in kleinere Schachteln umgepackt werden. In allerjüngster Zeit hat man noch eine Maschine erfunden, welche die leeren Schwedenschachteln mit Hölzchen füllt und die Schachtel geschlossen abliefert. Man braucht weiter nichts zu tun, als nur die Behälter der Maschine mit Zündhölzchen und Schachteln zu füllen und empfängt von ihr in zehn Stunden 25000 wohlgefüllte Schachteln! Auch die Schachteln zu schwedischen Zündhölzchen werden mit Hilfe verschiedener Maschinen angefertigt. Und nun bedenke man noch, daß Tausende von diesen Maschinen heutzutage in der Welt verbreitet sind, dann wird man sich einen Begriff machen können von der Bedeutung, welche die Zündhölzchenindustrie in unserer Zeit erlangt hat. Nach C. Falkenhorst (Leipziger Lesebuch für Fortbildungsschulen). 168. Die Steinkohlen. I. 1. Der Winter ist gekommen, die Blumen sind verblüht. Der Wald ist öde, und die Fluren sind leer. Kaum ist der Knabe aus der Schule nach Hause gekommen, so geht auch schon die Sonne zu Bett. Es düstert

6. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 268

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
268 an; ein furchtbarer Kampf entspann sich um ihn her, und inzwischen kam ohne Schwierigkeit eine Abteilung der übrigen Mazedonier um die andre durch den Fluß. Es war eine Reiterschlacht, sah aber vielmehr aus wie ein Kampf des Fußvolks; denn Roß gegen Roß und Mann gegen Mann kämpften hier die Mazedonier, um die Perser vom Ufer zu vertreiben, dort die Perser, um die Mazedonier nicht ans Land zu lassen und in den Fluß zurückzuwerfen. Alexanders Speer zerbrach; der Korinther Demaratus von seiner Leibschar gab ihm den seinigen. Mit diesem sprengte er gegen Spithridates, den Schwiegersohn des Darms, vor und warf ihn durch einen Stoß ins Gesicht vom Pferde; der Perser Rösaces sprengte auf ihn los und hieb mit seinem krummen Säbel nach seinem Kopfe, schlug ihm aber nur ein Stück vom Helm ab; dafür durchbohrte ihm Alexander die Brust mit der Lanze. Spithridates hatte inzwischen von hinten das Schwert gegen Alexander erhoben, aber Klitus kam ihm zuvor und trennte dem Perser mit einem Hiebe den Arm samt dem Säbel vom Leibe. Die Mazedonier hatten neben der größeren Kraft und Übung den Vorteil der Stoßlanzen gegen die Wurflanzen der Perser; so wurden diese auf dem Punkte, wo Alexander selbst kämpfte, zuerst zurückgetrieben, und da dies der Mittelpunkt war, wichen bald auch die Reiter auf den Flügeln, und die Flucht wurde allgemein. Un- gefähr tausend persische Reiter fielen; die andern wurden nicht stark ver- folgt, weil Alexander sich jetzt gegen die Söldner wandte und sie zu- gleich mit der Phalanx und den Reitern von allen Seiten angriff. Er selbst drang mit solchem Ungestüm auf sie ein, daß ihm sein Pferd (aber nicht der Bucephalus) getötet ward. So in die Mitte genommen, wurden die Söldner in kurzer Zeit niedergehauen; kein Mann entkam als die, die sich unter den Leichen verbargen; gefangen wurden zweitausend. Die Mazedonier verloren fünfundzwanzig Mann von den Edelscharen, deren metallene Standbilder, von Lysippus gefertigt, zu Dium aufgestellt wurden, und neunzig andere Krieger, deren Hinterbliebene Alexander großmütig beschenkte. Nach Athen sandte er dreihundert vollständige persische Rüstungen als ein Weihgeschenk für die Pallas Athene mit der Inschrift: „Alexander, des Philippus Sohn, und die Griechen mit Aus- nahme der Lacedämonier von den Barbaren in Asien." Seiner Mutter Olympias schickte er eine Menge goldener Becher, Purpurkleider und andre von den Persern erbeutete Kostbarkeiten. o) Alexander und sein Arzt Philippus. In der Stadt Tarsus erkrankte Alexander gefährlich, entweder in- folge der ausgestandenen Mühseligkeiten, oder weil er, noch ganz erhitzt, sich in dem jene Stadt durchfließenden Cydnus gebadet hatte, der, im

7. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 232

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
232 kommen, mit den Köpfen aneinander. Ein Wagen kommt gerollt, man läuft auf die Seite, stößt sich an Steine, fällt wohl gar und preist sich noch glücklich, wenn man nicht zerfahren wird und ohne Armbruch zu Hause anlangt. Hier hilft die Steinkohle! Willig läßt sie sich in große Röhren bringen und durch ein Feuer, das man unter diesen angezündet hat, erhitzen. Sie verwandelt sich in leichte Luft. Als solche zieht sie in langen, engen Röhren aus Eisen weit unterm Boden fort, steigt dann senk- recht empor, und durch ein feines Röhrchen, das ein Mann durch eine Schraube öffnet, strömt sie heraus. Ein brennender Zünder wird an die Öffnung des Röhrchens gehalten, und die Luft, die aus den Kohlen auf- stieg, entzündet sich mit schöner, heller Flamme, viel schöner als selbst ein Kerzenlicht. Gewiß hast du die armen Pferde schon bedauert, die mit dem schweren Wagen die Lasten von einem Lande zum andern ziehen müssen. Vom frühen Morgen bis in die späte Nacht plagen sie sich auf der staubigen Straße, der Schweiß steht dicht auf ihnen, die Haut wird von dem harten Riemenzeuge blutig, böse Fliegen stechen noch die armen Tiere, und bei jeder Ermüdung, die sie überfällt, zittern sie vor des Fuhrmanns Peitsche. Die Steinkohle erbarmt sich der armen, geplagten Geschöpfe. Sie heizt den Wasserkessel in dem Feuerwagen, der Dampf steigt auf, es ächzt und stöhnt, es zischt! Ein langer Pfiff erschallt, und mit sausend schnellem Fluge rollen 60, 80 Wagen voll schwerer Lasten auf der Eisenbahn dahin. Ja, die Pferde selbst werden durch sie mit gefahren wie große Herren und können in wenig Stunden sich viele Städte und Länder beschauen, wozu sie ehedem fast ebensoviel Tage brauchten. 3. So opfert sich die Kohle allerwärts für andere, am meisten für den Menschen. Sie hilft ihm, der sie aus ihrer tiefen Gruft befreite und zum neuen Leben rief. Hier steht sie dem Bergumnne bei, indem sie eine mächtige Dampfmaschine treibt, welche ihm das Wasser aus der Grube schafft, dort bewegt sie auf gleiche Weise tausend Räder, spinnt Flachs und Baumwolle oder hilft Papier bereiten. Hier in der Dampf- mühle zermahlt sie das Getreide zu feinem Mehle, und in dem Hochofen schmilzt sie das edle Metall aus den festen Steinen. Sie befreit Gold und Silber, Eisen und Kupfer aus ihren Fesseln zu einem neuen Leben. Sogar das Meer sucht die Kohle auf. Schornsteine erheben sich auf den Schiffen statt der Masten mit Segeln. Mag auch der Wind jetzt unge- horsam seinen Dienst verweigern und selbst das leiseste Lüftchen schweigen, — das Dampfschiff braust ruhig durch die Fluten dem sichern Ziele zu! — Das alles tun die auferstandenen Farnbäume. Nach Hermann Wagner (Döbelner Lesebuch).

8. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 234

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
234 kleinen Erde in Bewegung zu erhalten. Die Sonne ist es, die uns das Blut durch die Adern treibt, wie sie unsere Nahrung reifen läßt; sie ist es, die alles geschaffen hat und weiter schafft. Ein tiefsinniges Ahnen erfüllte diejenigen, die einst die Sonne anbeteten. Die Sonnenstrahlen erwärmen das Meerwasser und lösen kleinste Wasserteilchen ab, die nun in Dampfform über die Wasserfläche emporschweben. Leichter als die Luft, steigt das dampfförmige Wasser hinauf in die höchsten Gegenden der Atmosphäre, weit erhaben über allen Bergen der Erdrinde. Nur die Sonne konnte es dahin emporheben. Und wie gewaltig ist die Kraft, welche dadurch dem Wasser wiedergegeben wird. Um einen einzigen Tropfen Wasser bis zur Höhe der Wolken, sagen wir auf zehn Kilometer, zu heben, ist eine Kraft erforderlich, die etwa ein Kilogramm ein Meter heben kann. Ebendieselbe Kraft verbraucht der wieder herabfallende Tropfen zu allen den vielen Leistungen, die der Haushalt der Natur von ihm fordert. 2. Wenn man eine Flüssigkeit von allerhand verunreinigenden Beimengungen befreien will, so gibt es dazu zwei Wege. Man kann sie verdampfen (destillieren), dann trennen sich die flüssigen Stoffe von den festen; oder man kann sie auskristallisieren, dann vereinigt sich immer nur ein und derselbe Stoff in derselben Art von Kristallen, und man erhält ihn also völlig rein. Die atmo- sphärische Maschine tut beides mit dem Wasser. Die Sonnen- wärme verdampft es, damit im Meere die gelösten festen (mineralischen) Bestandteile zurückbleiben. Dann trägt sie den Wasserdampf in die höchsten Luftschichten, wo es kalt genug ist, daß die Nebelbläschen sich zu feinen Eisnadeln auskristalli- sieren. Nun ist das Wasser völlig rein und hat seine volle Ar- beitskraft wiedergewonnen. Es befindet sich auf dem höchsten Punkte seines Kreislaufes. Die Eisnadeln bilden leichte Schleier in den obersten Luft- schichten und finden sich zu jenen Schäfchenwolken zusammen, die oft den Himmel reihenweise überziehen. Aus ihnen entstehen durch Vereinigung die reizenden, sechsmahligen Schneesternchen, welche sich zu Flocken zusammenschließen und in wärmere Luftschichten niederschweben. Meist werden sie hier, wenn die Kältegrade nicht bis zur Erdoberfläche reichen, wieder in Wasser- dampf verwandelt und wohl noch mehrere Male umkristallisiert, um schließlich ganz rein aus der Wolke als Regentropfen nieder- zurieseln. Dabei führt das Wasser auch noch eine andere Rei- nigungsarbeit aus. Kristalle schließen sich leichter an feste

9. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 237

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
237 die der Krabben und Krebse, die unermüdlich auf dem Boden eines Seewasseraquariums umherkriechen. Sie haben nur einige Fuß der Flüssigkeit, in der sie leben, über sich: über uns befinden sich viele Kilometer der Flüssigkeit, in der wir leben. Gerade die Ausdehnung des Luftozeans erhöht die Schwierigkeit, seine Beschaffenheit zu erforschen. Alle Beobachtungen, die wir machen können, werden von dem Zustande der uns umgebenden Atmosphäre be- schränkt. Nie können wir aus der Atmosphäre hinaus gelangen oder sie von außerhalb als Ganzes betrachten. Zu jeder Zeit kann ein leichter, örtlicher Nebel unsere Beobachtungen vereiteln, und die Unan- nehmlichkeit des Nebels selbst müssen wir noch mit in den Kauf nehmen. Genau ebenso hinderlich würde das Aufwühlen von etwas Sand einer Krabbe sein, die in ihrem Behälter die Beschaffenheit des Wassers untersuchen wollte. Niemals im Leben können wir über den Luftozean hinausgelangen; denn weder Mensch noch Tier vermag ohne Luft zu leben. Atmen heißt leben; das Aufhören des Atmens ist der Tod. Das, was wir ein- atmen, ist die uns umgebende Luft — der Ozean fast unsichtbarer Gase. Früher pflegte man die Höhe der Atmosphäre auf ungefähr achtzig Kilometer über der Erdoberfläche zu schätzen. Wir sind hier auf Ver- mutungen, auf Schlüsse aus gewissen Anzeichen, vielleicht aufs Raten angewiesen. An den Grund des Ozeans gefesselt, können wir nicht messen, wieweit er sich über uns ausdehnt. 3. Die Beschaffenheit der Luft hoch oben ist jedoch von der Luft der niederen Regionen, in denen wir leben und atmen, sehr verschieden. Je höher wir steigen, desto dünner wird die Luft. Dort oben nimmt eine geringere Menge Luft denselben Raum ein als eine größere hier bei uns. Die einzelnen Teilchen sind dort weiter voneinander entfernt. Dieser Unterschied in der Dichtigkeit der Luft wird hauptsächlich durch die Anziehungskraft bedingt. Jedes einzelne Luftteilchen wird durch die Anziehungskraft erdwärts gezogen, und an der Oberfläche der Erde ist die Anziehungskraft am stärksten. Außer der Anziehung, welche die Luftteilchen zur Erde herabzieht, kommt auch noch das große Gewicht der ganzen darüber befindlichen Atmosphäre in Betracht. Viele Kilometer von Luft drücken von oben auf die näher an der Erde befindlichen Schichten. Häufte man Tausende von Baumwollenballen aufeinander, so würden die oberen Schichten sich weich und lose anfühlen, die unteren dagegen wären durch den von oben ausgeübten Druck dicht und fest zusammen- gepreßt.

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 429

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
429 etwas gewölbt. Solch ein Haus gleicht von außen einem un- ansehnlichen Erdhaufen. Die Häuser enthalten nur ein einziges Zimmer, und darin wohnen meistens mehrere Familien, Männer und Frauen, Greise und Kinder. Es ist so niedrig, daß ein mehr als mittelgroßer Mann darin kaum aufrecht stehen kann. Das Zimmer hat, wie das Haus von außen, die Form eines Rechteckes. Die Betten bestehen aus Seehunds- und Renntierfellen. Da- mit deckten sie sich früher auch zu und lagen unbekleidet darunter. Heutzutage deckt man sich auf der Westküste meistens mit Federbetten zu. Früher wurden die Wände mit Häuten bekleidet, und die bloße Erde, zum Teil mit Fliesen belegt, bildete den Fußboden. Jetzt aber, da viel europäischer Luxus eingeführt ist, hat man auf der Westküste schon angefangen, die Wände zu täfeln und die Fußböden zu dielen. Ja, man hat selbst die Sitte angenommen, die Fußböden aufzuwaschen, sogar ein paarmal im Jahre. In das Haus gelangt man durch einen langen, engen Gang, dessen Fußboden teilweise in die Erde hineingegraben ist, und der ebenfalls aus Steinen und Rasen besteht. Von außen steigt man durch ein Loch in ihn hinein. Gewöhnlich ist er so eng und niedrig, daß man in hockender Stellung hindurchkriechen muß; für große Leute hat daher das Durchkommen seine Schwierig- keiten. Der Zweck dieses Hausganges ist, das Eindringen der kalten und das Entweichen der warmen Luft zu verhindern. Er liegt deshalb tiefer als das Haus, wodurch gleichzeitig etwas Venti- lation erreicht wird, da die dicke, schlechte Luft teilweise in ihn hinabsinken und durch ihn entweichen kann. In den nach altgrönländischem Muster eingerichteten Häusern gibt es keinen Feuerherd. Sie werden durch Tranlampen, die Tag und Nacht brennen, erleuchtet und erwärmt. Daß letztere auch nachts brennen, geschieht nicht nur der Wärme wegen, sondern weil der außerordentlich abergläubische Eskimo sich im Dunkeln entsetzlich fürchtet. Wenn irgendwo Not herrscht, so wird als Beweis für die schlechten Verhältnisse angeführt: „Denkt nur, die armen Leute müssen nachts ohne Lampen schlafen!“ Die Lampen sind große, offene, flache Schalen von Speck- stein in Form eines Halbmondes. Gewöhnlich hat jede Familie ihren eigenen Lampentisch. Wohnen nun mehrere Familien zusammen, so kommen auch
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