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1. Das Mittelalter - S. 36

1877 - Leipzig : Brandstetter
(Götterbildern knieete er nieder, um mit seinem Beispiele das Volk aufzumuntern, ein Gleiches zu thun. Die Christen nannte er verächtlich blos „Galiläer", aber er verfolgte sie nicht; er ließ selbst manische*) Bischöfe wieder zurückkommen, die unter den vorigen Negierungen vertrieben worden waren. Denn leiber waren schon bamals unter den Christen viele Parteien, die sich zankten wegen einiger Abweichungen im christlichen Glauben und nicht des Gebotes Christi eingebenk waren: „Liebet euch untereinanber!" Namentlich aber war bte Erziehung, welche sein Vetter Konstantins dem Julian hatte geben lassen, der Art gewesen, daß eine Abneigung gegen das Christenthum in dem kaiserlichen Neffen entstehen mußte. Man hatte ihn und seinen Bruder Gallus zu den strengsten Bußübungen angehalten und die Knaben sogar gezwungen, auf dem Grabe eines Märtyrers mit eigener Hand eine Kapelle zu erbauen. Der frische ausstrebenbe Geist des talentvollen Julian würde blos mit kirchlichen Ritualien und Litaneien gonährt und die Lektüre der Bibel warb ihm durch den Zwang verleibet, womit man sie ihm aufbrang. 2. Julian war kein schlechter Mensch, ja er hatte viele Tugenben. Er führte ein sehr thätiges Leben, lebte stets einfach und mäßig und strebte nach dem Guten, wenn er sich auch in den Mitteln irrte. Er brauchte nur wenige Zeit zum Schlafe. Ohne Ausnahme ftanb er um Mitternacht auf, nicht von weichen Feberbetten und seibenen Decken, sonbern von einer gemeinen Matratze. Nach einem stillen Gebet an den Merkur, den er für den Weltgeist hielt, der die Seelen in Thätigkeit setze, wibmete er sich zuerst den öffentlichen Geschäften, um das gemeine Beste zu förbem und bett Gebrechen des Staates abzuhelfen. War bies als das Wichtigere abgethan, so beschäftigte er sich, um feine Kenntnisse zu vermehren und seine Grunbsätze zu befestigen, mit der Philosophie, Geschichte, Berebtsamkeit ober Dichtkunst; ja er schrieb selbst Werke, von benen wir noch mehrere besitzen. Den Vormittag brachte er wieber mit öffentlichen Geschäften zu; das Mittagsmahl war kurz. Oeffentliche Schauspiele, benen seine Vorgänger einen großen Theil ihrer Zeit geopfert hatten, konnten ihn nicht vergnügen. Wenn er ihnen beiwohnte, geschah es nur auf kurze Zeit und dem Volke zu gefallen. Dann wenbete er sich wieber zu den gewohnten Arbeiten, währenb feine Minister ausruheten. *) Die Streitfrage, ob der Sohn Gottes mit dem Bater gleichen Wesens sei ober nicht, theilte damals die Christenheit in zwei Parteien, die sich tödilich haßten. Daß der Sohn mit dem Vater nicht gleichen Wesens sei, behauptete Ari n s, ein Presbyter in Alexandrien; daß sie Beide gleichen Wesens seien, behauptete der Bischof Alexander. Die Meinung des Letzteren siegte auf der Äirchenversammlung zu Nicäa 325; aber die Meinung des Ersteren ward dadurch nicht unterdrückt. Sie pflanzte sich weiter fort und ihre Anhänger hießen Arianer. Dagegen hießen diejenigen, die sich an den Ausspruch der Kirchenversammlung zu Nicäa oder an die allgemein herrschende (katholische) Lehre hielten, Rechtgläubige oder Katholiken, und ihr Glaube der katholische.

2. Das Mittelalter - S. 128

1877 - Leipzig : Brandstetter
128 Heilands sich den Menschen offenbarte. Da wurde Wittekind tief ergriffen von dem christlichen Gottesdienste, seine Augen füllten sich mi Thränen und stumm faltete er die Hände. Es war ihm, als wenn das Christuskind auf dem Arme der Jungfrau Maria ihm zuwinkte und spräche: „Komm her zu mir!" Er warf sich vor dem Altare nieder auf die Kniee und als Alle erstaunt und verwundert ihn umringten, sprach er: „Ich bin Wittekind, der Sachsenherzog, gebt auch mir die Taufe, daß ich Chris werde, wie ihr!" Da umarmte ihn Karl und lauter Jubel erscholl durch das Frankenheer. 7. Friede mit den Sachsen. Dreiunddreißig Jahre lang hatten die Sachsen mit Karl gestritten, da endlich nahmen sie dessen Friedensbotschaft an, worin ihnen versprochen ward, sie sollten in Allem mit den Franken gleichgestellt werden und hinfort mit diesen nur Ein Reich unter Einer Herrschaft ausmachen. In Selz an der Saale (803) kamen die Gesandten aus Ostphalen, Engern und Westphalen zusammen, um mit Karl den Frieden abzuschließen. Da versprachen die Sachsen, sie wollten ihren Göttern entsagen und Christum bekennen; den Geistlichen wollten sie den Zehnten entrichten, aber sonst keinen Zins und keine Abgaben bezahlen. Den Geboten der Priester wollten sie gehorchen und ebenso den Richtern folgen, welche der König ihnen setzen würde, aber die alten Sitten und Gewohnheiten der Sachsen sollten bleiben. Hierauf bestätigte Karl diejenigen Bischofssitze, die er bereits im Sachsenlande eingerichtet hatte, und gründete neue dazu. In Allem waren es sieben und ihre Namen sind: Osnabrück, Bremen, Paderborn, Münster, Minden, Verden, Hildesheim. Die Taufformel, mit welcher die heidnischen Sachsen ihrer Religion entsagten und sich zum christlichen Glauben bekannten, lautete nach einer bereits von Karl Martell 742 auf einer Kirchenversammlung angenommenen Fassung: Frage despriesters: Forsachistu diobole? Entsagst du dem Teufel? Antwort des Täuflings: Ec forsachu diobole. Ich entsage dem Teufel. Frage: End allum diobol gelde? Und aller Teufelsgilde? Antwort: End ec forsachu allum diobol gelde. Und ich entsage aller Teufelsgilde. Frage: End allum dioboles uercum? Und allen Teufelswerken? Antwort: End ec forsachu allum dioboles uercum end uordum. Thun er end Wodan end Saxnöte ende allum them unholdum the hiro genotas sint. Und ich entsage allen Teuselswerken und Worten, Thunar (Thor) und Wodan und allen Unholden, die ihre Genossen sind. Frage: Gelöbistu in Got almechtigun fadaer? Glaubst du an Gott den allmächtigen Vater?

3. Vaterländische Geschichte - S. 75

1900 - Berlin : Nicolai
75 werfen; daher erfolgte 1054 Me Trennung der Kirche in die römisch-und griechisch-katholische. Durch die willensfesten Päpste des Mittelalters und ihren erfolgreichen Kampf gegen das Königtum, sowie durch die Kreuzzüge stieg die Macht des Papsttums auf den höchsten Gipfel. Der Inhaber des päpstlichen Stuhls wurde allgemein als Stellvertreter Christi und als Statthalter Gottes auf Erden angesehen. Bann und „Interdikt", d. i. der Ausschluß einer Stadt oder eines ganzen Landes aus der Kirchengemeinschaft, trugen auch in der Folgezeit dazu bei, die kirchliche Macht aufrechtzuhalteu und zu befestigen. — Abweichungen von der Lehre der Kirche, sogenannte Ketzereien, wurden streng verfolgt; seit dem 13. Jahrhundert bestand zu diesem Zwecke eine besondere Behörde, die Inquisition. Ihr verfielen auch die Personen, die angeklagt wurden, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen zu sein, um in den Besitz übernatürlicher Kräfte zu gelangen. Eine Unzahl Unschuldiger wurde als Zauberer oder als Hexen mit den ungerechtesten Strafen belegt. Durch Erregung körperlicher Schmerzen mittelst der Folter oder Tortur suchte man von den Angeschuldigten Geständnisse zu erpressen. Zunächst wurden die Folterwerkzeuge (Schraubstock, spanischer Stiefel, spanischer Bock 2c.) vorgelegt und erklärt. Niemand sollte nach einer späteren Verordnung ohne hinreichende Verdachtsgründe gefoltert werden. Das Geständnis sollte nicht während der Tortur, sondern nach ihr zu Protokoll gegeben und nach einigen Tagen vor besetztem Gericht wiederholt werden. Doch durften die grausamen Folterqualen fortgesetzt, gesteigert und erneuert werden, wenn der Geängstigte sein Geständnis widerrief. Am wenigsten fand die Tortur in den nördlichen Ländern Eingang. Erst seit Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde sie abgeschafft; den Anfang machte Preußen (1740), den Schluß Hannover (1840). 2. Die Klöster. Das Klosterwesen hatte sich aus dem Einsiedlerleben im Morgenlande herausgebildet. Aufaugs hingen die Mönchsund Nonnenklöster unter sich eng zusammen, später wurden sie getrennt und entwickelten sich selbständig. Im Abendlande erfuhr das Klosterwesen durch den Abt Benedikt von Nursia, der 529 das Kloster Monte Casino in Unteritalien gegründet hatte, eine völlige Umgestaltung und Erneuerung. Setzten sich bisher die Mönche die Aufgabe, eiu zurückgezogenes, beschauliches Dasein zu führen, so wurde ihnen von uuu an daneben Arbeit und Wirken im Dienste des Ordens zur Pflicht gemacht. Jeder, der sich entschloß, ins Kloster zu gehen, mußte nach einer einjährigen Prüfungszeit das dreifache Mönchsgelübde des Gehorsams

4. Vaterländische Geschichte - S. 91

1900 - Berlin : Nicolai
91 f c) Luther als Reformator der Kirche. 1. Gegen den Ablaß. Unter allen Mißbrauchen der Kirche schnitt keiner tiefer in das religiöse Leben ihrer Mitglieder ein als der Ablaßhandel. Um für kirchliche Zwecke Geld aufzubringen, wurde gewohnheitsmäßig ein großer Ablaß ausgeschrieben, d. H. die Vergebung der Sünden wurde durch Zahlung eines Geldbetrags auf einem Schriftstücke zugesichert. Nach der römischen Lehre konnte die Sünde nicht unmittelbar mit Geld losgekauft werden, auch sie stellte Reue und Buße als Vorbedingung der göttlichen Gnade hin. Davon hatte aber das blöde, betrogene Volk keine Ahnung. Die Händler suchten geflissentlich den verhängnisvollen Irrtum zu erwecken, als könne man durch einen Ablaßzettel Vergebung aller Sünden erlangen und sogar die Seelen der Verstorbenen loskaufen. Am weitesten ging in dieser Richtung der Ablaßkrämer Tetzel, der im Aufträge des Papstes und des Erzbischofs von Mainz und Magdeburg seine Schulderlaßbriefe in Deutschland vertrieb. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt!" mit diesen und ähnlichen Zurufen pflegte er die Leichtgläubigen zum Kauf seiner wertlosen Zettel anzureizen. — Als er in Jüterbog, unweit der Stadt Wittenberg, sein Unwesen trieb, wurde Luther durch Äußerungen seiner Beichtkinder angeregt, seine Stimme gegen den Unfug zu erheben. Hatte er doch die hohe Bedeutung der richtigen Herzensstellung gerade in Bezug auf die Sündenvergebung an sich selbst erfahren! Am 31. Oktober 1517 schlug er endlich nach damaliger Sitte 95 Sätze, in denen er besonders seine Auffassung von der Sündenvergebung und von dem Ablaß darlegte, an die Schloßkirche zu Wittenberg und erklärte sich zu ihrer Verteidigung gegen jedermann bereit. — Die Hammerschläge Luthers leiteten die Reformation der Kirche ein. Um den Inhalt der Sätze entspann sich ein heftiger Streit. Luthers Gegner bezeichneten ihn als Ketzer und forderten laut seine Bestrafung. Der Papst sah in dem Streite zunächst ein bloßes Mönchsgezänk. Nachdem aber die ganz ans die heilige Schrift gegründete Lehre Luthers in dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen starken Beschützer gefunden hatte, beschritt die Kirche den Weg der Unterhandlungen. 2. Vermittelungsversuche. Der Papst forderte Luther zur Verantwortung nach Rom. Durch Vermittelung Friedrichs des Weisen fand das Verhör in Deutschland statt. Von dem Kardinal Cajetan wurde er in Augsburg vernommen. Der stolze Kirchenfürst ver-

5. Vaterländische Geschichte - S. 94

1900 - Berlin : Nicolai
f 94 wolle." In langer Rede verteidigte er mit lauter Stimme den Inhalt seiner Schriften. Auf die Mahnung, eine „schlichte, unver-wirrte Antwort zu geben", rief Luther aus, er wolle nun eine „unstößige, unbissige" Antwort geben, und fuhr fort: „Es sei denn, daß ich durch Zeugnis der Schrift oder mit Hellen, klaren Gründen überwunden werde, so kann und will ich nicht widerrufen, weil es nicht geraten ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich. ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen." Bald darauf hob der Kaiser mit der Erklärung, daß er nach der Verleugnung der Konzilien nichts mehr hören wolle, plötzlich die Versammlung auf. An der persönlichen Teilnahme einzelner Fürsten merkte Luther, daß seine Worte tiefen Eindruck gemacht hatten. Auch sein Kurfürst freute sich über die Haltung des Professors. Vom Kaiser wurde berichtet, er habe geäußert, der Mönch rede unerschrocken und mit großem Mute. Er war in Ehrfurcht vor den Glaubenslehren der herrschenden Kirche erzogen und sah sich als ihr Schirmvogt an. Reformen konnten nach seiner Auffassung nur von dem Papst und dem Kaiser ausgehen. Als die päpstlichen Legaten ihn bewegen wollten, Luther gefangen zu setzen, da er einem Ketzer das Wort nicht zu halten brauche, erwiderte er: „Ein Kaiser darf sein Wort nicht brechen". Unbehelligt trat Luther die Rückreise an. Nach vier Wochen aber wurde die Reichsacht über ihn verhängt und jedermann aufgefordert, ihn zur Bestrafung auszuliefern. 6. Auf der Wartburg. Der Kurfürst Friedrich fand mit seineil Räten einen Ausweg. Luther mußte eine Scheingefangenschaft über sich ergehen lassen, durch die er der Welt auf einige Zeit entrückt wurde. Als er auf dem Rückwege mit seinen Begleitern in die Gegend von Eisenach kam, stürmten plötzlich verkappte Ritter herbei, rissen ihn aus dem Wagen und führten ihn durch den Wald auf Schleichwegen nach der Wartburg. Niemand wollte wissen, wohin er gekommen sei; daher verbreitete sich die Kunde von seinem Tode. Auf der Wartburg trug er deu Namen Junker Georg und beschäftigte sich mit der Übersetzung des Neuen Testaments. 7. Rückkehr nach Wittenberg. Nach nicht ganz einem Jahre drang zu Luther die Kunde, daß seine Freunde in Wittenberg, Karlstadt an der Spitze, die Kirchen auf ihre ursprüngliche Gestalt zurückführen wollten. Sie drangen in die Gotteshäuser, zertrümmerten die Altäre, rissen die Bilder von den Wänden und ließen sich andere Ausschreitungen zu Schulden kommen. Melanchthon in seiner

6. Vaterländische Geschichte - S. 97

1900 - Berlin : Nicolai
97 seiner Vaterstadt in den Kampf für seinen Glauben und fand in der Schlacht bei Kappel den Tod. Sein Werk nahm Calvin in Genf auf. Anhänger fand die Lehre der „Reformierten" besonders in Frankreich und den Niederlanden. e) Meöen- und Gegenströmung. 1. Der Bauernkrieg. Wie der Bildersturm in Wittenberg, so wirkten die Bauernaufstände schädigend auf den Fortgang der Reformation ein. Mit einem Schein des Rechts machten die Feinde des Evangeliums die neue Lehre und ihre Urheber für die Unruhen verantwortlich, obgleich sie doch nur das traurige Los der Bauern hervorrief. Schon im 15. Jahrhundert fanden Bauernaufstände statt. Um das Jahr 1524 entstand im südlichen und westlichen Deutschland eine allgemeine Unruhe. Mit Bitten und Beschwerden wandten sich die Bauern an ihre Herren. Da ihre Wünsche unerfüllt blieben, vereinigten sie sich zu einem großen Bauernbmide. Aber auch jetzt beschritten sie den Weg der friedlichen Verhandlungen. In zwölf Artikeln legten sie ihre Beschwerden dar. Sie verlangten Aufhebung der Leibeigenschaft, Verringerung der Fronen und Dienste, Freigabe der Wälder und Gewässer, Verhütung der Wildschäden u. a. Luther, an den sie sich um Rat wandten, gab ihnen in manchen Stücken recht, ermahnte sie aber, ihren Herren stets den schuldigen Gehorsam zu erweisen. Die Fürsten und Herren, die den schwäbischen Bund gegründet hatten, bat er, sich der armen Bauern zu erbarmen. Sie zogen die Verhandlungen so lange hin, bis sie hinreichend gerüstet waren. In dem nun entbrennenden Kampfe begingen die Bauern die schrecklichsten Grausamkeiten, verbrannten Klöster und Schlösser und ermordeten viele Edelleute, so daß sich auch Luther in der schärfsten Weise gegen sie aussprach. Mit Gewalt wurde der Bauernaufstand unterdrückt, aber das Los der Bauern blieb ungebessert. 2. Der Jesuitenorden. Die Aufgabe, die Ketzerei auszurotten, setzte sich der 1540 von Ignatius v. Loyola gegründete und vom Papst bestätigte Jesuitenorden. Schnell gewann er an Ausdehnung. Seine Mitglieder übten besonders als Erzieher der vornehmen Jugend und als Universitätslehrer, sowie als Beichtvater an Fürstenhöfen bedeutenden und oft unheilvollen Einfluß aus. Zur Verfolgung des neuen Glaubens bedienten sie sich der Inquisition. Da sie keine Mittel scheuten, um zum Ziele zu gelangen, machten sie sich in evangelischen Kreisen sehr verhaßt. Hohmann, Vaterländische Geschichte. 7

7. Vaterländische Geschichte - S. 98

1900 - Berlin : Nicolai
98 t f) Luthers Häusliches Leöen. Sem Aod. 1. Luthers Ehe mit Katharina von Bora war eine sehr glückliche. Sein Haus war die Stätte, an der er sich immer wieder erfrischte und aufrichtete. Seine Frau nannte er nur die „liebe Käthe". Besondere Freude bereiteten ihm seine Kinder, die er mit der zärtlichsten Liebe umfaßte. Gern ergötzte er sich an ihren Spielen und Vergnügungen und knüpfte an sie sinnige Betrachtungen. Wie kindlich er mit den Kleinen zu reden wußte, zeigt uns der bekannte Brief an sein vierjähriges Söhnchen Hans. — Da Luther nur ein geringes Einkommen bezog und dabei sehr wohlthätig war. hatte er oft selbst nichts. Seine Lebensweise war sehr einfach. Bei den Mahlzeiten liebte er fröhliche Unterhaltung. Die Musik hielt er sehr hoch. Er selbst spielte die Laute und sang gern dazu. — Neben den glücklichen Zeiten stehen aber auch Tage der Trübsal und Sorge. Luther selbst war wiederholt krank. Sein ältestes Töchtercheit starb schon im zartesten Alter, seine geliebte Magdalena kurz vor ihrer Konfirmation. Als sie begraben wurde, sagte er zu den Leidtragenden: „Ich habe eine Heilige gen Himmel geschickt; o hätten wir einen solchen Tod". 2. Mit tiefem Schmerz sah Luther, wie sein Werk die Fürsten und Volker entzweite. Sein Wunsch. Gott möge ihn vor dem Ausbruch eines Krieges zu sich nehmen, ging in Erfüllung. Im Jahre 1546 riefen ihn die Grasen von Mansfeld nach Eisleben, damit er in einem Erbschaftsstreit das Schiedsrichteramt übernehme. Er folgte dem Rufe, kam aber infolge einer Erkältung auf der Reife krank in Eisleben an. Die Krankheit machte rasche Fortschritte. Fromm wie er gelebt hatte, starb er am 18. Februar, nachdem er zuvor erklärt hatte, daß er auf feine Lehre sterben wolle. Gemäß dem Befehl seines Kurfürsten wurde die Leiche nach Wittenberg gebracht und unter großer Teilnahme des Volkes in der Schloßkirche beigesetzt. Hier zeigt eine mit einer Inschrift versehene Messingplatte die Stelle, wo die Gebeine des großen Reformators an der Seite feines Freundes Melanchthon, der 14 Jahre später starb, ruhen. Xxi. Die Religionskriege. a) Per schmalkaldische Krieg (1547). 1. Veranlassung. Mit dem Beistand der Evangelischen hatte Kaiser Karl V. den König Franz I. von Frankreich besiegt. Von nun an war fein Bestreben darauf gerichtet, der protestantischen Stände

8. Vaterländische Geschichte - S. 127

1900 - Berlin : Nicolai
Vi. Brandenburg zur Zeit der Reformation und Gegenreformation. t a) Joachim I. (bis 1535). 1. Joachim war bei seinem Regierungsantritt erst 15 Jahre alt. Sterbend hatte sein Vater ihm eingeschärft. Gott zu fürchten. Gerechtigkeit zu üben, die Unterthanen zu schützen und den Adel im Zaume zu halten. Die Raubritter glaubten, daß ihre Zeit wiedergekommen sei. und begannen ihre Räubereien wie in ftüherer Zeit. Von der Not der Bürger und Bauern zeugt ihr tägliches Gebet: „Vor Köckeritze und Lüderitze, vor Krachten und Jtzenplitze behüt' uns, lieber Herre Gott." An der Thür des kurfürstlichen Schlafzimmers soll man einst einen Zettel gefunden haben mit der Aufschrift: „Jochimke, Jochimke, hüte dy! Fangen wy dy. so hangen wy dy!" Im Walde bei Köpenick lauerten sie ihm auf, um ihre Drohung wahr zu machen. Durch Landleute wurde dem Kurfürsten die ihm drohende Gefahr verraten. Jetzt lernten die Wegelagerer einsehen, daß sie sich in dem jungen Fürsten gründlich getäuscht hatten und ihr Spott verwandelte sich in Schrecken. Joachim ließ alle Beteiligten aufgreifen und unnachsichtlich hinrichten. Als ihm ein benachbarter Fürst Vorstellungen über seine Strenge machte, schrieb er: „Adliges Blut habe ich nicht vergossen, sondern Schelme und Mörder nach Verdienst gestraft." 2. Joachim lebte in der Zeit des Überganges vom Mittelalter zur Neuzeit. Der herrschende Aberglaube machte sich auch in Brandenburg in Hexenprozessen und Judenverfolgungen unter Anwendung der Tortur geltend. Viele Juden, denen man die schrecklichsten Verbrechen andichtete, wurden verbrannt, alle anderen des Landes verwiesen. — Zur Herbeiführung einer besseren Rechtspflege gründete er 1516 in Berlin das Kammergericht. 1506 wurde die Frankfurter Universität eröffnet. Sie stellte sich in den Zeitkämpfen auf die Seite der Gegner Luthers. 3. Joachim zählte zu den treuesten Bekennen: der alten Kirchenlehre. Das Auftreten Luthers mißbilligte er ganz entschieden. Vom Papste, dem Haupte der Kirche, oder von einem allgemeinen Konzil erwartete er die Kirchenverbesserung, nicht von einem einfachen Mönche. Joachim war der Bruder jenes Erzbischofs, in dessen Auftrag der Ablaßhandel sich in Deutschland vollzog. Trotz des kurfürstlichen Gebots wandten sich die Märker der evangelischen Lehre zu. Ja

9. Vaterländische Geschichte - S. 128

1900 - Berlin : Nicolai
128 der Kurfürst vermochte den Geist der Reformation nicht einmal aus fernem eigenen Hause zu bannen. Seine Gemahlin Elisabeth lieft [ich heimlich das Abenbmahl in beiberlei Gestalt reichen. Den Zorn ihres Gemahls fürchtenb, floh sie zu ihrem Oheim nach Sachsen, und weilte baselbst bis nach dem Tode Joachims. 4. Nach außen verlief die Regierung bieses Fürsten frieblich Jlur au den Turkeukriegen nahmen die Branbenburger unter Führung des Kurprinzen teil und kehrten, mit Ehren überhäuft, in die Heimat zurück. Durch Erbschaft fiel die Grafschaft Ruppin an bte Mark. Der 1529 abgeschlossene Grimnitzer Vertraa sicherte Vranbenburg die Erbfolge in Pommern. t b) Joachim Ii. (bis 1571). 1. Entgegen dem hohenzollernschen Hausgesetz übertrug Joachim I. seinem jüngeren ^ohite Johann die Neumark, währenb der ältere. Joachim Ii.. das übrige Laub mit der Kurwürbe erhielt. Zwar hatten beibe ihrem Vater auf sein Verlangen gelobt, der neuen Lehre keinen Zugang in dem Laube zu gestatten. Allein dem allgemeinen Wunsche ihrer Unterthanen und den Bitten ihrer Mutter konnten sie nicht ^überstehen. Zuerst trat der thatkräftige Johann von Küstrin zur evangelischen Lehre über; seinem Beispiele folgte balb barauf sein 93ruber, uachbem er sich überzeugt hatte, daß eine Einheit der Kirche nicht wieberherznstellen sei. Es war am 1. November 1539, als der Kurfürst mit den Seinen zu Spanbau, dem späteren Wohnsitze seiner Mutter, das heilige Abenbmahl in beiberlei Gestalt empfing. Am nächsten Tage erfolgte der öffentliche Übertritt des Rats und der Bevölkerung Berlins. Zum Anbeuten an die Einführung der Reformation in der Mark wirb noch jetzt der 2. November in den Schulen der Hauptstabt festlich begangen. 2. Ihrem Wesen nach waren die ©rüber sehr verschieben. Johann, der Markgraf der Neumark, war einfach und sparsam. Persönlich burchreiste er das Laub, um überall nach dem Rechten zu sehen. Seine Sparsamkeit gestattete ihm den Ankauf von Beeskow und Storkow. — Joachim hingegen war prachtliebenb und verschwenberisch. Seine prächtige Hofhaltung und feine Bauten erforberten große Summen; unter den letzteren öerbienen Erwähnung das kurfürstliche Schloß, das mit großem Aufwanbe ausgebaut würde, und die Befestigung Spanbaus. — Zur Erhöhung der Staatseinnahmen erhielten die gilben gegen Zahlung hoher Schutzgelber wieber Zutritt zu den Branbenburger Lauben. Der Jube Lippolb würde kurfürstlicher Münzmeister.

10. Vaterländische Geschichte - S. 80

1900 - Berlin : Nicolai
80 Leopold von Österreich, Friedrichs Bruder, setzte den Kampf fort. Da der Papst auch den Bann über Ludwig aussprach, so wünschte dieser lebhaft, einen Ausgleich herbeizuführen. Friedrich sollte die Aussöhnung mit seinem Bruder und die Lösung vorn Banne bewirken. Als sein Bemühen erfolglos blieb, kehrte er, eingedenk seines gegebenen Wortes, in die Gefangenschaft zurück. Erst nach Friedrichs Tode fand Ludwig allgemeine Anerkennung. 2 Ludwig der Bayer. Durch die Einmütigkeit der deutschen Fürsten ließ sich der Papst nicht zur Nachgiebigkeit bestimmen, erneuerte vielmehr den Bann. Da rafften sich die deutschen Fürsten endlich auf und erklärten, daß ihre Wahl der päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe, der Papst habe kein Recht, sich in die Wahlangelegenheiten zu mischen. Leider verscherzte der Kaiser bald das Entgegenkommen der deutschen Fürsten, was zu neuen Kämpfen Anlaß gab. — Seine Hausmacht vergrößerte Ludwig durch Erwerbung von Kurbrandenbnrg. (S. S. 117 u. ff.) 3. Seine Nachfolger. Karl Iv., Ludwigs Gegenkönig und Nachfolger, entstammte dem Hause Luxemburg. Sem Erbland Böhmen verdankte ihm sein Aufblühen. Nach dem Vorbilde der Universität zu Paris gründete er in Prag die erste deutsche Hochschule. Von dem bayrischen Hause brachte er Brandenburg an sein Geschlecht und ließ dem unglücklichen Lande seine väterliche Fürsorge angedeihen. Das wichtigste, was unter seiner Regierung geschah, war die gesetzliche Regelung der Königswahl gemäß der früheren Festsetzung (1356). Nach der goldenen Kapsel mit dem kaiserlichen Siegel, die der Gesetzesurkunde augefügt worden war. nannte man sie „die goldene Bulle". Zur Ausübung des Wahlrechts waren nur die schon genannten „Kurfürsten" berechtigt. Die Wahl sollte zu Frankfurt a. M., die Krönung zu Aachen stattfinden. Auch die ausgedehnten Vorrechte der Kurfürsten (Unteilbarkeit ihrer Länder. Gerichtsbarkeit, Münz- und Bergrecht, Befragung bei wichtigen Reichsangelegenheiten) wurden in dem Gesetze bestätigt. — Karl Iv. war „ein zärtlicher Vater seines Landes, aber ein Stiefvater des Reiches." (S. S. 121.) Nach vorübergehender Regierung des älteren Sohnes kam Sigismund, der jüngere Sohn Karls, zur Regierung. Ersetzte es sich zur Aufgabe, die in der Kirche ausgebrochenen Streitigkeiten beizulegen. Wohl wurden auf dem Konzil zu Konstanz die drei Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt; dieser hob jedoch das Konzil vorzeitig auf, so daß die kirchlichen Angelegenheiten unge-bessert blieben. Johann Huß, der Reformator der Kirche, und sein
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