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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 152

1912 - Danzig : Kasemann
152 große und kleine Flecken in allen Nuancen des Grün, vermischt mit glän- zenden, Weißen Tupfen, zu einem stimmungsvollen Bilde. Blickt der Wanderer auf feine Karte, so findet er in der geschilderten Gegend eine stattliche Wasser- flüche eingezeichnet, die er erstaunt mit der Wirklichkeit vergleicht. Der Drausensee mit seiner kämpenreichen Umgebung liegt vvr ihm. Während im Frühjahr dem Auge tatsächlich eine weite, blaue Fläche sich darbietet, ist jetzt alles von dichtem Pflanzen Provinzgrenze ■ Kreisgrenze .Deich N. z%sggr= Kämpen. r-Xm Standorte von Wolffia arrhiza wuchs überzogen, ein Ufer ist nicht mehr zu erkennen, und nur stellenweise spiegelt sich der Himmel in offenem Wasser. Eine packende Szene aus dem unaufhörlichen Kampf zwischen Wasser und Land liegt vor dem Beschauer, wie sie sich in glei- cher Großartigkeit in unseren Breiten kaum wiederfindet. Seit vielen, vielen Jahrhun- derten berennt das trockene Element mit seinen Milliarden von Hilfstruppen ans dem Reiche der Pflanzen und Tiere das nasse. Immer enger wird die Klammer, die der siegreiche Angreifer seinem Gegner um- zwängt, immer inniger die Um- armung, durch die er ihn zu ersticken droht. Das Schick- sal, dem alle unsere stehenden Gewässer mit Sicherheit ver- fallen, die Verlandung, rückt > dem Drausen in bedrohlicher Weise näher und näher. Daß dieses eigenartige Gebiet für den Naturforscher von höchstem Interesse ist, sei er Botaniker, Zoologe oder Geologe, braucht kaum erwähnt zu werden. Aber auch der Naturfreund, der keine Wissenschaft verfolgt, kommt hier auf seine Kosten Leider wird der Drausen viel zu wenig besucht. Das liegt zum Teil sicher daran, daß er sich ein wenig abseits vom Verkehr befindet. Doch wer einen kleinen Fußmarsch nicht scheut, erreicht ihn von Elbing oder den östlichen Nachbarstationen der Bahnen nach Königsberg und nach Miswalde ohne große Mühe. Auch gehen fast täglich Dampfer mit Personenbeförderung von Elbing über den See nach dem Sorgefluß und ab und zu auch nach dem Oberländer Kanal, der aus seinen berühmten „schiefen Ebenen" von dem Drausen nach der Höhe^ hinauf steigt. Es ist der Zweck dieser Zeilen, alle die Sucher nach der Schönheit unseres lieben Vaterlandes ans dieses Fleckchen Erde aufmerksam zu machen, wo ihnen die Kartenskizze vom Drausensee.

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 496

1912 - Danzig : Kasemann
496 Miniaturporträt Friedrichs des Großen auf Elfenbein. Arbeiten zeigen ihn unter dem Niveau, das er selbst im Kamps gegen schleu- derische Kunstübung für sein Schaffen festgestellt hatte. Da zieht an unserem Auge die bunte Gestaltenwelt aus Gellerts Fa- beln, Nicolais und Hippels Romanen, Basedows und Pestalozzis Erziehungs- schriften, Lavaters Dichtungen und Ab- handlungen vorüber; Klopstock, Lessing, Goethe und Jean Paul fanden an ihm einen ebenso beredten Interpreten, wie Claudius, Gleim, Hagedorn und Pfeffel, wie Diderot und Voltaire, Richardson und Goldsmith. Einen kaleidoskopischen Eindruck gewährt — wie er selbst in einer Ra- dierung einmal ausführte — das Ge- hirn des Malers; alles, was das Auge erblickt, was die Phantasie durch die Lektüre in sich aufnimmt, ruht dort wie in einem Archiv. Freilich nicht durch Staub und Spinnweben unan- sehnlich, sondern durch die stets weiterbildende Kraft künstlerischer Anschauung zu neuem, sinnfälligem Leben geweckt, um in malerischem Gewände fortzu- wirken und der ausgestreuten Saat zu Blüten und Früchten zu helfen. Und dennoch! — Es ist nicht dieser Reichtum, der ringsum seine Strahlen sendet, nicht seine geistige Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit, die Chvdowiecki zum Ehrenplatz in der deutschen Kunst- geschichte verholfen haben. Das Phä- nomen, das unsere Bewunderung vor allem andern rege macht, ist: daß ein Künstler in diesem Strudel von einander überstürzenden Aufträgen — oft genug ganz unkünstlerischer Art — nicht seine Persönlichkeit verlor, nicht seine Indivi- dualität einbüßte. Dessen wird man inne, wenn man z. B. die Zeichnungen zum Tagebuch einer Reise betrachtet, die er 1773 nach seiner Vaterstadt Danzig unternahm. Sie werden heute in der Bibliothek der Königlichen Akademie zu Berlin als kostbares Vermächtnis ihres einstigen Direktors aufbewahrt und zählen zu seinen liebenswürdigsten Schöpfungen. Gewiß, der Routinier verleugnet sich nicht in der äußeren Mache so mancher Szene, die er mit der gleichen Gewissen- haftigkeit seinem Skizzenbuch einverleibte, Friedrich der Große gibt den Auftrag, nach der Schlacht bei ^)oor das Tedeum singen zu lassen.

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 466

1912 - Danzig : Kasemann
466 Park mit seinen französischen Anlagen, der See mit seinen Schwänen, der Wald mit seinen Rehen und Hirschen, die Gegend, die vom Kriege nach nicht so ausgesogen war, trug zu seinem Wohlbehagen bei. Bei leidlichem Wetter ging der Kaiser mit Murat im Garten spazieren, auch ritt er in langgestrecktem Galopp, wobei ein Dohnascher Wirtschafter den Vorreiter machen mußte, viel in die Umgegend, querfeldein über un- wegsame Stellen, oft meilenweit. Er benutzte diese Ritte, um Truppen zu besichtigen, hier und da nach dem Rechten zu sehen, oder einen höheren Offizier und Beamten zu sprechen. Mehrfach ritt er an einem Tage mit untergelegten Pferden nach Christburg, Marienburg oder Elbing hin und zurück, einmal sogar nach Danzig. Jeden Vormittag um 12 Uhr zog im Garten die Wachtparade auf, wobei, wenn gutes Wetter war, der Kaiser sich sehen ließ. Oft fanden, gleichfalls im Garten, Besichtigungen der in der Nähe liegenden Garde- regimenter oder etwa neu ankommender oder durchziehender Truppen statt. — Auch der alte Blücher mußte auf des Kaisers Wunsch nach Finckenstein kommen. Nach heldenhafter Gegenwehr war er in Lübeck gefangen genommen worden und sollte nun gegen einen französischen General ausgewechselt werden. Napoleon war gegen ihn so liebenswürdig, daß Blücher seinen Haß gegen diesen Mann einen Augenblick ganz vergaß. Wie Napoleon es schon bei dem Grafen Dohna versucht hatte, so wollte er auch Blücher dazu bewegen, auf den König einzuwirken, daß er mit Frankreich einen Separat- frieden schließen und seine Bundesgenossen Rußland und Oesterreich ver- lassen sollte. Bei beiden Männern mißglückte dieser Versuch. Napoleon, auf der Höhe seiner Macht, hegte damals weitschauende Pläne. Selbst Persien und die Türkei verschmähte er nicht als Hülsen gegen England und Rußland. Mit beiden Staaten schloß er damals Bündnisse. Von beiden Ländern waren nacheinander in Finckenstein Gesandte einige Zeit anwesend Der persische Gesandte Riza Bey bewohnte ein Zimmer im oberen Stockwerk, das noch jetzt das persische Gesandten-Ztmmer heißt. Am 6. Juni 1807 rückte Napoleon ins Feld, und am 14. Juni siegte er bei Friedland. Dann folgte der Friede von Tilsit. Gottfried Berndt. Das Gefecht S. M. S. „Nymphe" am 22. August 1870. (Bericht des Korvetten-Kapitäns Weickhmann.) Am 21. d. M. mittags kam das Danziger Schiff „Präsident von Blumen- thal" in den Hafen von Neufahrwasser mit der Nachricht, daß es am 20. ein französisches Geschwader bei Rixhoeft passiert, ohne angehalten zu sein. Die Nachricht, daß 3 Panzer und 1 Aviso dort seien, war schon per Telegraph bei der hiesigen Kommandantur den Abend vorher eingegangen; am '¿2. morgens dieselbe Nachricht von Rixhoeft und auch von Hela. Um 11 Uhr wurde zuerst Rauch bei Hela gesehen, um 2 Uhr passierten 3 Panzer, ein großer (Vollschiff) und zwei etwas kleinere (Barken) sowie ein Aviso langsam zwischen Hela und der Westerplatte etwa 5—6 M. Entfernung Nw

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 70

1912 - Danzig : Kasemann
70 Singend steigt er 10 bis 15 Meter über das Feld empor, um mit ver- hallendem Liede in dem Weidengebüsch zu verschwinden. Die braungraue Dorngrasmücke, die unsere heimische Flur so anmutig belebt und in den Getreidefeldern der Niederung neben Lerchen und zirpen- den Grauammern zu den häufigsten Vögeln zählt, hat in der letzten Zeit ihre Lebensweise ganz ausfällig verändert. Früher ein Bewohner der Büsche, nimmt sie immer mehr mit den freien Feldern vorlieb, ein Gast der Getreide- steppen, durch die der Mensch Germaniens mächtige Wälder zurückdrängte. Hier, wo die Kämpen zwischen Nogat und Damm mächtig ausbreiten, wo das Weidendickicht geräumige Teiche und kleine schattige Wasserlachen umgibt, wollen wir von dem Damm Hinuntersleigen. Noch einmal blicken wir westwärts in das Werder hinaus. Inmitten der Wiesen blinkt ein breites Gewässer, das bei einer längst vergessenen Überschwemmung jenseits des Deiches zurückblieb. Glitzernd liegt die Flut im Scheine der Abendsonne, die zwischen dräuenden Wolkenbergen breite Strahlenbündel über die Erde wirft, daß hier eine Wiese hell aufleuchtet, dort eine Weidenreihe um so finsterer schattet. Schwarzbunte Kühe stehen bis zum Knie in dem laulichen Wasser, und der Chor der Frösche singt nimmermüde sein lenziges Lied. Rasch hinab zu den Kämpen! Ein schmaler Pfad wagt sich in das grüne Dickicht der Weiden. Ihre Zweige lieferten den Stoff, den unsicheren Grund zu festigen, auf dem wir einherschreiten. Bald rechts, bald links gewinnen wir einen Ausblick auf grünumbuschte Weiher. Bor dem Schilf- dickicht am Ufer schwimmt die Stockente, und auf den breiten Blättern der Mummeln verfolgt die hurtige Schafstelze das flinke Volk der Insekten. Ein weltverlassenes, friedliches Bild, der einsame Weiher in dem grünen Busch, dessen Weidengeäst mit den dicken Polstern der Samenhaare wie mit weißen Wattenbäuschen belegt ist. Zu dieser Einsamkeit stimmt auch das stammelnde Lied der Rohrammer, dessen leise und doch durchdringende Weise trotz der lärmenden Lieder der Rohrsänger unser Ohr erreicht. Dort sitzt der schwarzköpfige Künstler auf einem Weidenzweig. Unermüdlich würgt er an dem stammelnden Frühsang, dem Schüler gleich, der eines allzulangen Wortes durch beharrliches Cäsieren endlich Herr werden möchte. Im letzten Frühjahr klagte hier auch der Sprosser, der stimmgewaltige Vetter der Nachtigall, seiner Liebe Leid. Doch allzu früh kam das sommer- liche Hochwasser, ungestüme Wellen brachen in das Weidicht und zerstörten manches Nest. In diesem Jahre kehrten die Vögel nicht wieder. Eine Reihe stiller Teiche liegt hinter uns, da lichtet sich endlich das Gewirr der Weidenbüsche. Wir stehen am Rande einer Wiese, hinter der die Nogat ihre Flut dahin wälzt. Am anderen Ufer ragt das mächtige Wahrzeichen dieser Niederung empor, der Marienburg wehrhafter Bau. Über den ebenen Plan schritt der junge Lenz und schüttete mit vollen Händen lauteres Gold über ihn aus. Nach Hunderttausenden zählen die gelben Blütenkörbe des Löwenzahns, zwischen denen noch kein Grashalm aufkommen konnte. Ein köstliches Bild unserer Heimat, die goldene Flur, die ragende Burg und die düsteren Wolkengebirge über den trotzigen Söllern. Schon geht die Sonne zur Rüste. Noch verklärt ihr Scheideblick die Fenster am Sommerremter des Hochmeisters. Hier blitzt ein Fenster hell auf, dort malt das funkelnde Gestirn die Scheiben blutigrot.

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 3

1912 - Danzig : Kasemann
3 Am Strande der Ostsee. Oer Morgen bricht an. Ein kühler Wind weht vom Meere her. In eintönigem Gebraust tönt der Wellenschlag der Flirt. Wir wandern dem Strande entlang. In der Nähe der Flut ist der Sand glatt und fest wie der Boden einer Tenne. Der Fuß hinterläßt kaum eine Spur, obwohl der Sand vom Wasser durchtränkt ist. Wir gehen unmittelbar an der Grenzlinie des herangleitenden Wassers und richten unsern Blick auf die See. In ziemlicher Entfernung gewahrt man über der tiefgrünen Flut ein Empor- schäumen mächtiger Wogen. Sie bezeichnen die Richtung eines unterseeischen Riffs, über dem eine wilde Brandung steht. Diesseits dieser Stelle erscheinen die Fluten beruhigter; aber näher dem Strande beginnt erneut eine heftige Bewegung Der flache Boden setzt den heranziehenden Wogen ein Ziel, langsam wachsen sie in die Höhe, verflachen sich am aufstrebenden Rande zu scharfen Kämmen, und nun liberstürzen sie sich in heftigen Sprüngen, wobei das gepeitschte Wasser sich in weißen Gischt verwandelt. In mächtigen Schaummassen sprüht er empor und bezeichnet den Weg der Brandung in blendend dahinschießenden Flutgarben. Verkleinert und im stärksten Anprall gebrochen, rückt die flache Welle nun weiter, öfters noch bäumt sie sich in kleineren weißen Schaumkämmen auf, bis endlich der Rest des Wassers in flachen Güssen geräuschlos und wie ermüdet auf dem fast ebenen Strande aufläuft. In eintönigem und doch stets fesselnden! Gebraust hallt ruhelos das Geräusch der Brandung über Strand und Düne. Heiß strahlt die Sonne auf den schnelltrocknenden Sand. Der heftig über den Boden streichende Wind erfaßt die obersten Lagen. Gleich einem feinen Nebel führt er die winzigen Körnchen zu Millionen dahin. In ihrer unendlichen Zahl erzeugen sie, wie sie so wirbelnd dahingleiten, ein leises, knisterndes Geräusch, das dem aufmerksamen Beobachter trotz des Brausens der Brandung nicht entgeht. Zugleich reiben und schleifen die aneinander prallenden winzigen Körnchen ihre Oberfläche und zer- malmen und zerbröckeln in verhältnismäßig kurzer Zeit die wenigen harten Muschelschalen, die in ihrer Masse eingebettet sind. Näher den Dünen ist die Wirkung des Windes noch fesselnder. Auch hier herrscht die leise, aber unaufhaltsame Bewegung, auch hier tönt unablässig das feine Klingen und Knistern. Wie gefurcht erscheint an manchen Stellen die Oberfläche der Düne. Hinter jedem kleinen enivorragenden Gegenstände, welcher die Wirkung des Windes und der rollenden Körnchen hemmt, bildet sich ein winziges Häufchen oder ein kleiner Damm losen Sandes. Jeder hin und her schwankende Grashalm zieht, gleich dem Zirkel, eine feine aber deutliche Bogenlinie in die bewegliche Masse. An anderen Stellen hat der Sand durch eingesickertes Regenwasser größere Festigkeit erlangt, und fast ohne eine Spur zu hinterlassen, schreitet der Fuß über die oft wie marmoriert erscheinenden Flächen. Bald interessieren uns die schwarzen Torffladen, welche die See aus- geworfen, bald die Muscheln, die Holzstücke, die verirrten Tierchen. Da hüpfen Flohkrebse, hier liegen Schmetterlinge verweht im Sande. Ein 1*

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 98

1912 - Danzig : Kasemann
98 eine ungeregelte Waldwirtschaft, die die reichen Bestände der Tucheler Heide ihrem Untergange entgegenbrachte — bis ihnen in Friedrich dem Großem ein Retter erstand Wenn er zu den Besichtigungen nach Graudenz nnb Marienwerder fuhr, durchquerte er die Heide, und die Straße über Grvß- Schliewitz nach Marienwerder heißt noch heilte im Forstrevier Wildlingen „Königsstraße". Ans dem gleichen Wege zog im nächsten Jahrhundert die siegreiche Armee Napoleons l. ihrem Untergänge entgegen — nach Rußland . . . Doch zurück znr Gegenwart! Streben wir jetzt jener Waldlichtnng zu, die die Nähe einer menschlichen Ansiedelnng zu verraten scheint. — Doch nein, vor unseren erstaunten Blicken breitet sich ein weiter srischgrüner Wiesenplan ans. „Rieselwiesen des Neckwarzflnsses sind es", erklärt nns der freundliche Wiesenmeister, den wir ans seinem Jnspektionsgange treffen. Von ihm erfah- ren wir dann weiter, daß die weitaus größten Rieselflächen im Gebiete des Schwarzwassers gelegen sind, und daß sich in Lang, einer Station an der Dirschan- Schneidemühler Bahn, Riesel- werke befinden, die mit dem Schwarzwasser im. Zusammen- hange stehen. Zu- führnngskanäle haben die Auf- gabe, das Rieselwasser durch Schleusen in die Berieselnngsgräben zu leiten, die sich alls allmählich enger werdenden Verzweigungen zusammensetzen und das Wiesengelände durchkreuzen und durchqueren. Sobald die Schleusen geöffnet sind, wird die gesamte Fläche überrieselt, d. h. mit Wasser getränkt. Nach der Überrieselung nehmen Sammelkanäle die übriggebliebene Wasser- menge wieder auf, um sie dann in den Fluß zu leiten. An Stelle der Rie- selwiesen, die ein Segen für die weidearme Heide geworden sind, breiteten sich früher weite Sandslächen und unfruchtbare Trockenmoore aus. Mit freundlichem Danke für die Belehrung scheiden wir von dem gefälligen Wiesenbeamten. Das Schwarzwassertal ist unser weiteres Ziel! Die anmutenden ltfcr verraten dem geübten Auge sofort ihren Pflanzen- reichtum. Bald steigen sie zu hohen Steilwänden auf, aus deren Gehölz das Konzert einer artenreichen Vogelwelt ertönt, bald ebnen sie sich zu den moorigen Userwiesen, ans denen uns ein farbiger Blumenteppich schon ans der Ferne entgegenlenchtet. Dort, wo dunkle Föhren sich in ihm spiegeln, machen der Fluß und seine Ufer keinen so lebensfrohen Eindruck; es scheint, als ob ein gespenstischer Zauber über das Tal und die dunkel erscheinenden

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 23

1912 - Danzig : Kasemann
23 verschwunden und haben ihren Platz Moos- und Flechtenteppichen einge- räumt. — Im Vordergründe des Tierlebens steht auf unserer Halbinsel die Vogelwelt — und während der Zugzeiten, wenn hier zahlreiche Vogelarten eine kurze Ruhepause machen, bieten sich dem Naturfreunde die herrlichsten Genüsse. — Die ständig fortschreitende Festlegung und Aufforstung des Dünengeländes hat eine erhebliche Vermehrung des Wildes zur Folge gehabt, selbst Rehe sind nicht selten anzutreffen. Sie wurden hier vor rund 20 Jahren ausgesetzt. Die Kleintierwelt Helas hat der Wissenschaft viele be- merkenswerte Erscheinungen geboten. Die älteste Geschichte der Halbinsel ist in Dunkel gehüllt. Der Ort Hela soll schon 1136 bestanden haben; 1378 verlieh der Hochmeister Winrich von Kniprode ihm das Stadtrecht. Fischerhaus in Hela. Über die erste Besiedelung der Halbinsel erzählt man sich in Putziger Heisternest folgende Sage: „Der erste Bewohner der Halbinsel hieß Kumrow. Er hatte zwei starke Sohne, mit deren Hilfe er Schisse zum Scheitern brachte und sie dann be- raubte. Wenn in dunkeln Nächten Schiffe in der Nähe der Halbinsel vor Anker gingen, weil sie über Nacht leicht auflaufen konnten, kamen die Kumrows auf einem Boot lautlos herbei, schlichen sich auf das Schiff und verlöteten das Steuer. Wenn nun am Morgen die Schiffer weiterfahren wollten, fanden sie, daß das Steuer ihnen nicht gehorchte, und kamen an den Strand. Hier wurden sie von den Kumrows überfallen und getötet. Durch diese Räubereien kamen sie bald zu großem Reichtum. Allmählich fanden sich in der Gegend von Putziger Heisternest andere Seeräuber ein, die es den Kumrows nachmachten. Die weitere Besiedlung der Halbinsel erfolgte durch Flüchtlinge, die hier eine Freistatt fanden, wo sie niemand verfolgen durfte. So kam ein Flüchtling aus Kolberg und ließ sich in Cepnowa als Schneider nieder. Das Strandrecht, auf das diese Sage hinweist, ist noch in späten Zeiten aus Hela ausgeübt worden. Die Namen einiger Dünenknppen, wie der

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 141

1912 - Danzig : Kasemann
141 Nehrung hinein. Wir folgen dem Weichselstrom, der sich wie ein Silberband durch flache Landschaft in mancher Krümmung der See nähert. Die langen Molen zeichnen sich deutlich in die See hinein mit dem eisernen Leuchtturm an ihrem Ende, und sie weisen gleich einem Finger nach der Reede hin, welche von Schiffen gleichsam belebt ist. Auch manches Schiff mit weiß- glänzenden Segeln erscheint nordwärts, indem es die Halbinsel Hela um- segelt, die öfters mit ihren Sanddünen auch dem unbewaffneten Auge deut- lich erscheint, ja auch wohl durch jenes feenhafte Zauberspiel gebrochener Lichtstrahlen in nächster Nähe sich zeigt Zu unsern Füßen, wenn wir über die bewaldeten Höhen des Karlsberges kaum hinwegblicken, dehnt sich Oliva mit mannigfachem Reiz aus. Aus dem vielfarbigen Grün hebt sich der kleine, rote Turm der evangelischen Kirche, dann die zierlich spitzen Zwilling^- türme der schö- nen, würdigen Klosterkirche, und neben ihnen zeichnen sich als grade Linien die hohen Hecken des Klostergartens in dem übrigen Grün ganz deut- lich ab. Weiter- hin schließt sich daran der Ort Oliva, dessen be- lebte Straßen klar vor uns liegen, und der durch die nahen Gewässer mit blinkendemspie- gel freundlich verschönt wird. Jenseits heben sich sanft die Höhen von Pelonken empor. Weiter rechts öffnet sich der reizende Grund von Freudental und Schwaben tal mit seiner stillen, lieblichen Zurückgezogenheit, wie wir sie eben vorhin schilderten. Lange, recht lange kann man hier verweilen, und gewiß werden die meisten Besucher dieser Höhe dennoch früher von ihr scheiden müssen, als sie es eigentlich wünschen." Die ganze Landschaft atmet die lebens- und freudevolle Poesie eines Reinick, des Danziger Dichters; hier kann man seinem „Sonntagsmorgen" nachempfinden, hier mit ihm jubeln: „O, wie ist doch die Erde so schön, so schön!" An den Westrand dieser Wälder grenzt die sogenannte Seenplatte, ein ödes Sandgebiet, das an manchen Stellen überhaupt keine Humusdecke trügt. Hier ist's nicht gastlich, wenn der Sturm über die Fläche führt, uns den scharfen Sand ins Antlitz treibt und das brennende Auge keine Ruhepunkte findet als hier und da eine kleine Kaschubenhütte. In diesem Landstrich ist der Baumwuchs wohl infolge der häufigen, scharfen Winde nur ärmlich: die Ebereschen und Weiden, die am Wege stehen, von deren Zweigen die Blick auf den Mariensce im Kreise Karthaus.

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 157

1912 - Danzig : Kasemann
157 corax nycticorax), den man in der Abenddämmerung schweigend vorüber- ziehen sieht. Höchst interessant ist das Verfahren der oben schon genannten Enten- jäger, von denen es mehrere Dutzend über den See verteilt gibt. Von Juli an bis in den Winter hinein, solange der See nicht zugefroren ist, verbringen sie Nacht für Nacht in ihren Schießbuden, schwimmenden Strohdächern, unter die sie in ihren kleinen Booten, Schießlommen genannt, von hinten her hinein- fahren. Rings um die Bude werden kleine Rohrinseln, Stücke der Treib- kämpen festgemacht und auf alle Weise der Platz nach außen hin maskiert. Vor der Hütte wird ein Schußfeld von den Wasserpflanzen befreit, so daß -eine blanke Fläche vor dem Jäger liegt. In diese fallen nun die umher- ziehenden Wildenten hauptsächlich in der Abenddämmerung und beim Morgen- grauen, aber auch während der Nacht, besonders in hellen Nächten, ein und werden ein Opfer der fast nie fehlenden Büchse. Im Herbst erlegt man das Geflügel auch aus gemeinschaftlichen Jagden, den sogenannten Hnckjagden. Etwa ein Dutzend Teilnehmer findet sich um Mitternacht im Dorfkruge ein und verbessert durch einige Gläser „Zielwasser" die Aussichten auf Erfolg. Dann geht es im Kahn und später zu Fuß in die Treibkämpen hinein, wo auf eine längere Strecke hin alle größeren offenen Wasserstellen, wie sie sich hier überall finden, besetzt werden. Wenn die Dämmerung heraufkommt, zieht die Wildente umher und fällt in die „Blänken" ein, die seit Wochen von keinem Menschen besucht worden sind, weil das Getier nicht beunruhigt werden darf. Nun folgt Knall auf Knall. Aufgeschreckt fliegen die Vögel von Tümpel zu Tümpel und. von Bucht zu Bucht, überall empfangen vom mörderischen Feuer. Ist Sankt Hubertus gut gelaunt, so bringt unser Dutzend wohl über hundert Enten mit. Die soge- nannten Schießblänken in den Treibkämpen, die nur zu Jagdzwecken alle paar Wochen einmal aufgesucht, sonst aber völlig ungestört belassen werden, bergen die größte botanische Seltenheit des ganzen Gebietes, die kleinste Wasserlinse und kleinste Blütenpflanze Europas überhaupt: Wolsfia arrhiza (vgl. die Standortsangaben auf der Kartenskizze). Dies nur stecknadelkopf- große Pflänzchen findet sich fast überall an den genannten Stellen, wo es in dichtem Brei die Wasseroberfläche überzieht. Die Verstecktheit der Stand- orte, die von den Einheimischen sorgfältig gegen alle Eindringlinge gehütet werden, damit ja die Jagd nicht gestört werde, läßt es begreiflich erscheinen, daß die Pflanze erst vor kurzer Zeit entdeckt wurde. Wem es gelungen ist, diese Schilderung des Drausen bis hierher zu verfolgen, obwohl sie dem Stoffe weder in seiner Schönheit noch in seiner Fülle auch nur annähernd gerecht werden kann, wird zugeben müssen, daß Auge und Ohr des Naturfreundes am Drausen auf ihre Rechnung kommen. Schön ist es an unserm See immer, welche Jahreszeit es auch sein mag. Im Frühjahr ergötzt sich das Auge an der weiten blauen Fläche, über die die Winde die Wellenkämme dahinjagen, an dem frischen Grün, das rings- umher auf den Kämpen sprießt, und das Ohr kann sich kaum satthören an der vielstimmigen Melodie, die ihm aus Wiese und Busch entgegen- schallt. Kuckuck, Sprosser, Star und all die Rohr- und Laubsänger ver- einigen sich zu einem grandiosen Konzert. — Wenn der Sommer kommt, weicht diese Schönheit der Weite und der Mannigfaltigkeit mehr intimen Reizen ...

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 228

1912 - Danzig : Kasemann
228 bis viermal wiederholt wird. Einige Tongruppen werden so sprechend vor- getragen, daß man sie mit „David", „Judit", „Kuhdieb" übersetzt hat. Wunder- schön ist auch das Motiv holahnha holahüha tobt tobt tobt. Im schweigen- den Wald, wenn die Sonne zur Rüste geht, macht das Lied einen tiefen Eindruck. Den Namen Zippe verdankt die Singdrossel ihrem Lockrufe zip. Die Amsel ist knü uns noch fast überall der scheue Waldvogel von früher, nur in wenigen Stadtgärten traf ich sie an. Mit ihrem klangschönen Organ trägt sie ihr Lied in ruhigem, würdevollem Tempo vor. Es liegt eine feierliche Stimmung über dem Amselschlag. In den dichten Kronen hoher Laubbäume treiben sich Pirole umher. Der herrliche Flötenruf des Männchens verherrlicht die blühende Pfingstzeit. Beiden Geschlechtern ist ein häßliches Kreischen eigen — gwrää. Halblaute Plaudertouren, aus denen sich ab und zu die gidleo herausheben, bilden den Gesang. Eifrig lockend streifen Kernbeißer hin und her. Kurze zicks wechseln ab mit gedehnten zieh und zielb. In den Weißbuchenwäldern unserer Heimat klingelt der Zwergfliegen- fänger sein köstliches Lied. Zitt zitt zitt itjeck itseck itjeck tji tji tji tü tü tönt es fast ununterbrochen den ganzen Tag, oft noch, wenn schon die Schatten der Nacht den Wald decken und andere Sänger lange zur Ruhe ge- kommen sind. Schade nur, daß die Sangeszeit dieses herzigen Bögelchens so kurz ist. Schon Anfang Juni schweigt der Gatte, wenn das Weibchen im aus- gesaulten Astloch sein süßes Geheimnis zu hüten beginnt. Man hört von dieser Zeit ab nur noch die Lockrufe, ein wehmütiges ile und ein quellendes trrr. Den eleganten Strauchritter Eichelhäher trifft man im Frühling oft, wie er an einem sonnigen Plätzchen des Waldes seine bauchrednerischen Künste übt, sein intimes Selbstgespräch hält, bis er plötzlich erschreckt mit kreischendem rräätsch davonfliegt. Eine Wanderung durch den großen Kiefernwald Westpreußens, die Tuchler Heide, läßt uns vertraut werden mit einer Reihe von eigenartigen Sängern. Wohl gibt es hier Strecken, wo das Wandern quälend langweilig werden kann, aber auch wieder weltferne Winkel, in denen uns scheue Ein- siedler die Geheimnisse ihres Lebens entschleiern. Noch gellt der Schrei des Wanderfalken — kjiak — über den düsteren Föhrenwipfeln. Ilnd wie er dahinstürmt mit reißender Schnelle, daß das Auge ihm kaum zu folgen vermag. Über dem Altholze schrauben Bussarde sich zum Äther hinauf. Hiäh, hiäh schallt es im Wechselruf über der stillen Heide. Und im Spiegel der verträumten Seen wirbt der Schwarzmilan mit sanftem Wiehern um die spröde Gattin — kihli, hihihihihihi. Am Feld- rande horsten Turm- und Baumfalke. Wrii wrii ruft jener, und beide ein ähnliches kliklikli. Mit energischem kyrr kyrr kyrr flüchtet der Schwarzspecht durch die hohen Kiefernsäulen und läßt, am Stamme sitzend, sein gedehntes kliöh in gemessenen Abständen erschallen. Eigenartig durchhallt dieser Ruf die Weiten des stillen Heidewaldes. Zur Paarungszeit hört man ein klangschönes quüi- quüiquüi, das sehr an den Grünspecht erinnert. Ein Charaktervogel der Kiefernheide ist auch der große Buntspecht. Neben seinem fleißigen Trom- meln hört man von ihm einzelne kjick, die sich bei Eifersuchtsszenen dicht reihen und wie gigigigi klingen; bei hitzigem Streit wird daraus sogar ein kreischendes grägrägrä.
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TM Hauptwörter (200)200

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