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unter 25° geneigt sind und am Fuße etwas sanfter werden. Ihre Entstehung
verdanken die Oser subglazialen Büchen, die in Hohlräumen unter dem Eis-
rande ihre Aufschüttungen zurückließen.
Bon den erratischen Blöcken im Regierungsbezirk Danzig.
Welt erhalten werden sollen, wurden auf Veranlassung der „Staatlichen
Stelle für Naturdenkmalpflege" die beachtenswerten Blöcke zunächst int Re-
gierungsbezirk Danzig inventarisiert, kartiert und abgebildet. Für die Aus-
wahl der Blocke waren mehrere Gesichtspunkte maßgebend. Wenn auch im
allgemeinen unter eine Mindestgrenze von 7—8 m Umfang nicht herange-
gangen wurde, so ist doch in einem Kreise, der arm an erratischen Blöcken
ist, die Grenze weiter gefaßt als in einem blockreichen. Vereinzelt wurden
auch Blöcke von wesentlich geringerer Größe in das Inventar ausgenommen,
da sie durch geschichtliche Erinnerungen oder Sagen ausgezeichnet sind. Die
kioch vorhandenen bemerkenswerten 67 erratischen Blöcke verteilen sich fol-
gendermaßen auf die einzelnen Kreise: Berent 9, Stadtkreis Danzig 2,
Danziger Höhe 6, Dirschau I, Stadtkreis Elbing 1, Landreis Elbing 12,
Karthaus 8, Marienburg 2, Neustadt in Westpr. 20, Pr. Stargard 2, Putzig 4.
Indessen sind die beiden in Marienburg stehenden Blöcke nicht dort gefunden,
sondern aus weiter Entfernung herbeigeschafft, der eine ans dem Kreise Berent,
der andere aus Ostpreußen.
Zu den interessantesten Steinen gehört der Stoje (spr- Steutz), ein
Grenzstein zwischen Krockow und Odargau im Kreise Putzig, der noch immer,
trotzdem ein beträchtliches Stück abgetrennt ist, einen Umfang von 20 m,
eine Länge von 7 m, eine horizontale Breite von 4% m und eine Höhe
von 372 w aufweist. Die älteste Erwähnung des Blockes geschieht in einer
F. Wahnschaffe.
Urkunde vom 29. Juni
1277, nach der Herzog
Mestwin von Pommern
dem Kloster Zarnowitz
das Dorf Odargau frei
von allen Lasten in be-
stimmten Grenzen ver-
leiht. Auch eine andere
Urkunde aus dem Jahre
1312 erwähnt diesen
Riesen. Wie durch seine
Der große Stein von Owsnitz, Kr. Berent.
Größe und Geschichte
ist der Stoje auch aus-
gezeichnet durch seine
Lage. Von Süden blickt
man über den Block hin-
weg ans das ebene, von
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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darauf an, daß die Vorstellungen, die der Laie in diesem Triebe sich weiter-
bildet, alle richtig sind; auch Irrtümer bereichern. Die Geologie selbst ist
bei weitem nicht imstande, alle Einzelheiten der Landschaftsform aufzuklären,
am wenigsten einer so chaotischen Trümmerlandschaft wie unser kaschubisches
Moränenland eine ist; sie kann nur gewisse Grundzüge der Erkenntnis angeben
und suchen helfen. Die absolute wissenschaftliche Wahrheit ist niemandem
zugänglich. Sie gleicht der unantastbaren Goldreserve in den Schatzkammern
einer Bank. Auch unter den Gelehrten ist fast nur Papier im Umlauf.
Darum ist das Wertvolle — nicht die Wahrheit, sondern die Schöpfung
fruchtbarer Wahrheitsideale für jedermann.
Säulenbildungen, Kalkablagerungen und Erdpyramiden.
"Däulenbildung im Diluvialsande ist neuerdings von dem Geologen
Zeise in einer Grube unweit Schidlitz bei Danzig beobachtet worden. Man
erklärt diese höchst auffällige Bildung dadurch, daß Tageswässer stellenweise
kohlensauren Kalk in die Tiefe geführt und eine Verkittung der Sandkörner
veranlaßt haben. So bildete sich aus Sand und Grand fester Sandstein,
wie ja überhaupt die Sandsteinbildung überall durch Zementierung ursprüng-
lich loser Sandmassen erklärt wird. Während aber sonst gleichmäßig die
ganze Masse verkittet wurde und ausgedehnte Sandsteinbildungen entstanden,
treten hier lokalisierte Herde der Verkittung auf, und es bilden sich Säulen
und Platten. Zeise hat aus der Schidlitzer Grube Säulen- von zwei Meter
Länge und einem Durchmesser von x/2 m gemessen, welche vollkommen rund
waren und einen etwas verdickten Fuß zeigten. Ihre Festigkeit ist eine
bedeutende.
Weit umfangreicher noch als die Schidlitzer Säulenbildungen sind die
der seit langer Zeit bekannten „Tropsteinhöhle" von Mechau im Kreise Putzig,
die neuerdings (1908) als Naturdenkmal geschützt und von der Verwaltung
des Kreises Putzig angekauft worden ist. Die Säulenbildungen sind hier
so auffallend und infolge ihrer Freilegung und Zugänglichkeit in der ganzen
Gegend so bekannt, daß schon im Jahre 1843 Ayke sie einer Beschreibung
und Abbildung in den Schriften der Danziger Naturforschenden Gesellschaft
zu Danzig würdigte. Allerdings sind seine Angaben über die Bildungs-
weise der „Tropfsteinhöhle" entsprechend den damaligen geringen Kenntnissen
von den chemischen und geologischen Prozessen, die in der Erdrinde vor sich
gehen, nicht zutreffend und befriedigen uns heute nicht mehr. Es ist ganz
klar, daß hier von einer eigentlichen Tropfsteinbildung, wie bei den be-
rühmten Höhlen des Harzes (Baumanns- und Hermannshöhle) und anderer
in Kalkgebirgen vorkommenden, nicht die Rede sein kann. Das Gemeinschaft-
liche beider beruht nur darin, daß der kohlensaure Kalk die Fähigkeit besitzt,
sich in kohlensäurehaltigem Wasser aufzulösen, um sich an anderer Stelle,
wo das Wasser die Kohlensäure verliert, wieder abzuscheiden. Während aber
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 14 3 —
in der Tiefe von hoher Warte zu überschauen, so tut man gut, in das
Tal der Bembernitz hinabzusteigen. Die Bembernitz ist ein Flüßchen, das
der Radaune von Westen her zuströmt und bei Kahlbude mündet. Vom
Eisenhammer Luisenhof an strömt der Bach in einem waldigen Grunde,
der zu dem schönsten gehört, das der innere Teil der Kaschubei an land-
schaftlichen Reizen bietet. Schon von der Chaussee nach Berent hat man
manch hübschen Blick in die Tiefe; keinesfalls aber versäume man dort, wo
die Chaussee in die Czapielkener Lichtung eintritt, den Waldberg zur Rechten
zu besteigen. Die Aussicht in den tiefen Bembernitzgrund wird die kleine
Mühe reichlich lohnen.
Ein Punkt in der nächsten Nähe Danzigs, der dem Wanderer die Eigen-
art der Kaschubei am besten vor Augen führt, ist der Ottominer See.
Früher war der liebliche Waldsee ein beliebter Ausflugsort der Danziger
Bürger, jetzt erblickt man dort nur selten einen städtischen Wanderer. Den
schönsten Überblick über die Wasserfläche gewährt ein Berg an dem Wege
nach Karczemken, der im Sommer 1898 abgeholzt wurde. Wer den See
einmal liebgewonnen hat, wen liebe Erinnerungen an Jugendtage und
Jugendfreunde an seine waldigen User fesseln, wird selten einen Sommer
vorüberlassen, ohne diese grünen Berge zu besuchen. Die Höhen sind hier
schon recht beträchtlich, nordöstlich vom Ottominer See erreichen sie 170 bis
180 w; das sind Werte, wie wir sie sonst in so geringer Entfernung von
Danzig nirgends finden. ^ „ „„
Hausfleiß und Volkskunst iu der Kaschubei.
Hausfleiß! Einen vertraulichen Wohlklang hat das Wort. Friedliche
Bilder füllen unsere Vorstellung. — Ein geräumiges, reinliches Zimmer, die
Hausbewohner am flackernden Kaminfeuer. Der Großvater setzt die letzte
Kraft an, um die biegsamen Kiefernwurzeln in die rechte Form eines Korbes
zu zwängen. Der Hausherr unterweist den lernbegierigen Buben in der
sicheren Führung des Schnitzmessers Man hört das gleichmäßige Schnurren
des Spinnrades, — überall frohes, fleißiges Schaffen. Ein jedes Familien-
mitglied hat eine nützliche Betätigung, die seine Zeit in Anspruch nimmt. —
Und die Großmutter, die sich nicht mehr nützlich machen kann, erzählt ein
Märchen, das zwar allen Anwesenden bereits bekannt ist, aber sie nicht
davon abhält, jede Einzelheit mit dem naiven Ernst eines unschuldigen Ge-
mütes zu verfolgen. — Ein Bild des alten Hausfleißes, umweht von dem
Hauch der Volkspoesie! —
Der Hausfleiß hatte in der Kaschubei eine große Verbreitung. Das
wird zugegeben. Wie will man aber die oft primitiven Erzeugnisse mit der
Volkskunst in Einklang bringen! Man ist gewohnt, bei dem Worte Volks-
kunst an reich geschnitzte Truhen, Schränke, prächtige Stickereien oder etwas
ähnliches zu denken. Solche Erzeugnisse wird man bei dem kaschubischen
Volksstamm vergeblich suchen, und daraus erklärt es sich, daß man von einer
Volkskunst in der Kaschubei noch niemals etwas gehört hat.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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144
Heute kommt man jedoch zu der Erkenntnis, daß es ein Irrtum ist,
nur das als Kunstprodukt anzusehen, was reichen Schmuck oder reichen
Zierat aufweist. Wir müssen alle Erzeugnisse des Hausfleißes zur Volkskunst
rechnen, weil sie aus einer selbständigen Fertigkeit hervorgehen.
Der kaschubische Volksstamm ist von je her recht arm gewesen. Die
meisten Dörfer lagen weit entfernt von der Stadt und waren von jeglichem
Verkehr abgeschlossen. Der Boden ist in jenen Landstrichen äußerst mager.
Arbeitsgelegenheit gab es, namentlich im Winter, nicht. Das Volk hatte
hart mit dem Lebensunterhalt zu ringen, Geld war ein rarer Artikel. Die
Leute waren gezwungen, alle zum täglichen Gebrauch im Hause und in der
Landwirtschaft nötigen Gegenstände sich selbst anzufertigen. Daraus erklärt
cs sich, daß gerade in der Kaschubei der Hausfleiß sehr verbreitet gewesen
ist und sich in einigen entlegenen Ortschaften bis auf die Gegenwart erhalten
hat. Ein jeder Gegenstand, den der Bauer in die Hand nahm, vom Holz-
löffel bis zum Pflug,
wurde von chm selbst an-
gefertigt. Die Zimmer-
einrichtung, das Mobiliar,
ist bei dem kaschubischen
Volksstamm niemals ein
protzig-reiches gewesen.
Aber erwägt man die
bescheidenen Verhältnisse,
unter denen das Volk
damals wohnte, und be-
trachtet man das Haus-
gerät aus jener Zeit, sv
muß man zugeben, daß der
Geschmack, der Kunstsinn
des Volkes, vor Jahrzehn-
ten auf einer weit höheren
Stufe stand als heute.
Sehen wir uns jene alten, bemalten Schränke und Truhen an, wie
man sie noch vereinzelt in den Hütten findet. Wie prächtig präsentiert sich
der offene Geschirrschrank mit den blanken Löffeln in den Leisten und den
buntbemalten alten Bauernschüsseln. Wie fein symmetrisch stehen seitlich die
gedrehten Säulen, wie einfach und schön sind die Linien der oberen Ver-
zierung. Betrachten wir daneben den Glasschrank, wie das Volk ihn heute
auf dem Markte ersteht und der das höchste Ideal eines Kaschuben ist, so
staunt man über die umsichgreifende Geschmacksverirrung.
Ich fand in einem Bauernhause neben dem neumodischen Glasschrank
auch den alten Geschirrschrank stehen, der noch recht gut erhalten war. Auf
meine Frage, welcher Schrank wohl schöner sei, verglich der Bauer auf-
merksam beide Stücke und kam zu dem Schlüsse: „Der alte Schrank sehe
ja besser aus, aber das sei heute nicht mehr modern." Die unselige Mode
ist also selbst in die fernsten Winkel der kaschubischen Dörfer eingedrungen
und fegt den letzten Rest einer alten Kultur fort. Nicht der Geschmack des
Volkes hat so barbarische Formen angenommen, sondern die Mode erweist
sich als die größte Feindin der Überlieferungen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
148
zunutze machen. Es ist daher mit der Einführung der Hamkensfchen Web-
stühle ein Versuch gemacht worden. —
Ebenfalls blüht in Sanddorf die Wurzelflechterei auf und gibt den
Knaben, Burschen und Männern nutzbringende Winterarbeit. Das Material
ist noch heute unentgeltlich da. Es ziehen sich dicht hinter dem Dorf einige
hundert Hektar Ödland hin, das mit Kuseln bestanden ist. Die Wurzeln
werden ausgerissen, geschält und eignen sich ganz vorzüglich zur Ausführung
der feinsten Flechtereien. Sie müssen möglichst im frischen Zustande ver-
arbeitet werden, sind aber dann so zähe, daß sie zu festen Knoten gebunden
werden können. Im Dorfe fand sich noch ein Mann, der die Technik der
Wurzelflechtereien in hervorragendem Maße beherrschte und die größeren
Schulknaben ausbildete. Anfangs ging es wohl recht mühsam vorwärts,
aber kaum waren die ersten Schwierigkeiten überwunden, so zeigte es sich,
daß die Lust am Basteln sich von den Alten ans die Jugend vererbt hatte.
Die Knaben entwickelten eine große Geschicklichkeit. Wenige Wochen Unter-
weisung genügten, und die Kinder konnten selbständig arbeiten Bald fanden
aber auch die Väter der Kinder Gefallen an den Flechtarbeiten. Sie ver-
suchten sich in der früher geübten Technik, und es ging besser als sie ge-
glaubt hatten. Und als der Winter zur Neige ging, da flochten alt und
jung. Nun haben die Leute Beschäftigung an den langen Winterabenden
und — Verdienst.
Die kleinen Hausfleißarbeiten sind ehedem deswegen eingeschlafen, weil
die Leute für ihre Erzeugnisse keine Verwendung hatten. Die billige Markt-
ware aus Blech, Emaille usw. hat die Hansfleißarbeiten verdrängt. Stellt
sich die Absatzmöglichkeit wieder ein, so erwacht auch die Lust am Schaffen.
Es ist namentlich in der ersten Zeit notwendig, den Flechtern Anweisung
zu neuen und verkaufsfähigen Formen zu geben. Aber später lasse man
der Phantasie des Volkes freien Spielraum. Erst dann hat der Arbeiter
wirklich Freude an dem Gelingen des Werkes, wenn er selbständig dabei
nachgedacht hat. Der Arbeiter muß das werden, was er früher war: in
einem gewissen Sinne ein Künstler, der selbständig neue Werte schafft. Denn
wenn der Mann aus einem Bündel Wurzeln einen praktischen Gegenstand
anfertigt, ihm dabei eine zweckentsprechende äußere Form gibt, so ist das Er-
zeugnis ein Kunstwerk. Unsere Künstler, die Möbel, Töpfe usw. entwerfen, -
lehnen sich ja auch an bereits gegebene Formen an. Das Landvolk ist an
eine Arbeit nach der Schablone nicht gewöhnt. Schon die tägliche Be-
schäftigung in Haus und Feld gibt eine mannigfaltige Abwechselung.
Überläßt man dem Arbeiter ein selbständiges Schaffen, so legt er in
jeden Gegenstand gleichsam ein Stück von seinem Innenleben hinein und
hat Freude an dem Gelingen. Bei den Flechtarbeiten läßt sich dies Moment
leicht durchführen,' schwieriger ist es bei den Stickereien, da hier das Zeichnen
in Frage kommt, wozu nicht jedermann befähigt ist. Aber, wenn sich in
früheren Jahrzehnten Zeichentalente unter dem Volke fanden, die sogar
selbständige Entwürfe schufen, weshalb sollten auch heute die Arbeiten sich
bis zu dem Grade nicht entwickeln lassen, zumal die Schule durch den
Zeichenunterricht in hervorragendem Maße zu Hilfe kommt.
Der Hausfleiß bringt nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern auch
sein moralischer Einfluß ist nicht zu verkennen. Man gehe auf die Dörfer
und überzeuge sich selbst, was die hoffnungsvolle Jugend in den Winter-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
152
große und kleine Flecken in allen Nuancen des Grün, vermischt mit glän-
zenden, Weißen Tupfen, zu einem stimmungsvollen Bilde. Blickt der Wanderer
auf feine Karte, so findet er in der geschilderten Gegend eine stattliche Wasser-
flüche eingezeichnet, die er erstaunt mit der Wirklichkeit vergleicht. Der
Drausensee mit seiner kämpenreichen Umgebung liegt vvr ihm. Während im
Frühjahr dem Auge tatsächlich eine weite, blaue Fläche sich darbietet, ist
jetzt alles von dichtem Pflanzen
Provinzgrenze
■ Kreisgrenze
.Deich
N. z%sggr= Kämpen.
r-Xm Standorte von
Wolffia arrhiza
wuchs überzogen, ein Ufer ist
nicht mehr zu erkennen, und
nur stellenweise spiegelt sich
der Himmel in offenem Wasser.
Eine packende Szene aus dem
unaufhörlichen Kampf zwischen
Wasser und Land liegt vor dem
Beschauer, wie sie sich in glei-
cher Großartigkeit in unseren
Breiten kaum wiederfindet.
Seit vielen, vielen Jahrhun-
derten berennt das trockene
Element mit seinen Milliarden
von Hilfstruppen ans dem
Reiche der Pflanzen und Tiere
das nasse. Immer enger wird
die Klammer, die der siegreiche
Angreifer seinem Gegner um-
zwängt, immer inniger die Um-
armung, durch die er ihn zu
ersticken droht. Das Schick-
sal, dem alle unsere stehenden
Gewässer mit Sicherheit ver-
fallen, die Verlandung, rückt
> dem Drausen in bedrohlicher
Weise näher und näher. Daß
dieses eigenartige Gebiet für
den Naturforscher von höchstem
Interesse ist, sei er Botaniker,
Zoologe oder Geologe, braucht
kaum erwähnt zu werden. Aber
auch der Naturfreund, der keine Wissenschaft verfolgt, kommt hier auf seine
Kosten Leider wird der Drausen viel zu wenig besucht. Das liegt zum
Teil sicher daran, daß er sich ein wenig abseits vom Verkehr befindet.
Doch wer einen kleinen Fußmarsch nicht scheut, erreicht ihn von Elbing
oder den östlichen Nachbarstationen der Bahnen nach Königsberg und nach
Miswalde ohne große Mühe. Auch gehen fast täglich Dampfer mit
Personenbeförderung von Elbing über den See nach dem Sorgefluß und
ab und zu auch nach dem Oberländer Kanal, der aus seinen berühmten
„schiefen Ebenen" von dem Drausen nach der Höhe^ hinauf steigt. Es ist
der Zweck dieser Zeilen, alle die Sucher nach der Schönheit unseres lieben
Vaterlandes ans dieses Fleckchen Erde aufmerksam zu machen, wo ihnen die
Kartenskizze vom Drausensee.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
285
mäßigen Preisen an die Arbeiter abgegeben. Im Wasserturm ist ein Voll-
bad nebst Brausebädern den Arbeitern zur Benutzung freigegeben.
Dank der Unterstützung, die das Unternehmen durch die Norddeutsche
Wagenbau-Vereinigung gefunden hat, war es möglich, die Fabrik fort-
schreitend zu entwickeln. Die Holzbearbeitungswerkstätten sind erheblich ver-
größert worden; ebenso Schmiede, Kesselhaus und Maschinenhaus. Aus der
Untergestell- und Kastenbau-Werkstütte sind die Arbeiten der Lackierung in
eine besondere neue Werkstätte verwiesen worden. Für die Werkzeug-
Maschinen ist ein besonderes Gebäude, die Dreherei, errichtet worden. Aus
den 10 443 qm ursprünglich überdachten Raumes sind inzwischen 15 700 qm
geworden. Die Zahl der Arbeiter wurde erheblich gesteigert. Während
der Betrieb mit etwa 150 Arbeitern eröffnet wurde, beschäftigte die Fabrik
am 1. April 1910 deren 506, darunter 43 Lehrlinge.
Die Heranziehung fremder Arbeiter ist vermieden worden; die Arbeiter,
wie auch Meister und Beamte, ergänzen sich vielmehr erfreulicherweise bis
heute mit geringen Ausnahmen aus den Kreisen der gelernten Arbeiter
Danzigs, in geringem Umfange auch aus anderen Städten der östlichen
Provinzen.
Nachdem der den hiesigen Handwerkern vollständig unbekannt ge-
wesene Eisenbahnwagenbau in den ersten Jahren soweit gepflegt worden
war, daß offene und bedeckte Eisenbahn-Güterwagen tadellos gebaut werden
konnten, wurde der Bau von Güterzug-Gepäckwagen aufgenommen und im
Frühjahr 1904 auch zum Bau von Personenwagen geschritten. Die Schulung
in der eigenen Werkstätte hat sich derartig bewährt, daß unbedenklich auch
besser ausgestattete Personenwagen gebaut werden können. Zum Bau von
Polsterwagen ist man noch nicht übergegangen, allein die Gründe dafür
liegen nicht etwa in unzureichender Leistungsfähigkeit. In steigender Jahres-
leistung sind in der Zeit vom 1. Oktober 1899 bis zum 1. April 1910 in
der Waggonfabrik Danzig 5804 Wagen gebaut worden. Nachdem den Werk-
leuten der Waggonfabrik die einzelnen Arbeitseinrichtungen geläufig ge-
worden sind, befriedigen ihre Leistungen technisch und wirtschaftlich, so daß
sie in ihren Leistungen den Werkleuten älterer Waggonfabriken ebenbürtig
an die Seite gestellt werden können.
Eingedenk des Programms über die Arbeiterfrage, das der Kaiser wieder-
holt verkündet hat, ist die Leitung der Waggonfabrik Danzig andauernd und
mit Erfolg bestrebt, die Lage der Werkleute der Waggonfabrik nach jeder
Richtung zu heben, darüber aber die Sorge für die Beamten nicht zu vergessen.
Die tägliche Arbeitszeit beträgt nach Abrechnung der Pausen 972 Stunden.
Die Löhne sind recht auskömmlich bemessen. Um das Selbstgefühl der Ar-
beiter und den Geist einer guten Kameradschaft zu pflegen, ist sowohl ein
Gesangverein wie ein Turnverein der Arbeiter gebildet worden, die sich um
eigene, prächtige Banner scharen. In beiden Vereinen wirken Arbeiter und
Beamte einträchtig mit einander; beide halten ihre Übungen alsbald nach
Schluß der Arbeitszeit in dem besonders dafür hergerichteten Speisesaal ab
und tragen durch ihre Darbietungen nicht wenig zur Verschönerung des
Sommer- und des Winterfestes sowie des Weihnachtsfestes bei. Alle diese
Feste bieten mit ihren Geschenkverteilungen, das Sommerfest mit dem Besuche
interessanter Punkte der Umgegend, Lichtpunkte im Leben der Arbeiterfrauen
und der Kinder. Die Kosten trügt im wesentlichen die Fabrik.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Wenn man gewöhnlich von einem Denkmal spricht, hat man zunächst wohl
eins jener äußeren Wahrzeichen im Sinne, welche zur Erinnerung an her-
vorragende Ereignisse (Sieges-Denkmal) oder an bedeutende Persönlichkeiten
(Goethe-Denkmal) errichtet worden sind. Daneben wird das Wort auch in
übertragener Bedeutung gebraucht, z. B. für vorbildliche Werke der Wissen-
schaft, Literatur, Tonkunst und dergleichen mehr. Besonders ist für die aus
vergangenen Zeiten stammenden Baureste und Kunstgegenstände, welche für
die Geschichte, Technik oder bildende Kunst von Wert sind, die Bezeichnung
„Bau- und Kunstdenkmäler" schon lange ein feststehender Begriff. Weiter
hat man denselben in das Gebiet der Vorgeschichte übernommen, und man
versteht unter prähistorischen Denkmälern bemerkenswerte Anlagen der Vor-
zeit wie Pfahlbauten, Burgwälle, Grabhügel und Gegenstände der Klein-
kunst (Urnen, Wirtschaftsgefäße usw.), Werkzeuge und Waffen von Knochen,
Stein und Metall.
Alle diese Denkmäler haben das eine gemein, daß sie etwas Künstliches,,
erst von des Menschen Hand und Geist Erschaffenes darstellen; indessen hat
sich schon früher die Auffassung geltend gemacht, daß auch die umgebende
Natur entscheidend bei der Beurteilung eines Gegenstandes als Denkmal
mitzuwirken vermag. Aber die Natur hat nicht nur einen Anteil an Denk-
mälern der Kunst, vielmehr weist sie in ihren Schöpfungen selbst auch
Denkmäler auf. Wie der in vollkommener Weise bearbeitete Steinobelisk
ein Denkmal aus historischer Zeit, und wie der von Menschenhand einst
zum Gedächtnis eines Verstorbenen errichtete rohe Felsblock ein prähistorisches
Denkmal ist, so bildet der in einem früheren Entwickelungsstadium der Erde
durch Naturkräfte aus der Ferne ins Flachland gelangte erratische Block
an sich ein Denkmal der Natur. Oder, wie der künstlich aufgeschüttete.burg-
wall und der Grabhügel einer entlegenen Kulturzeit vorgeschichtliche Denk-
mäler sind, bilden die ohne Zutun des Menschen entstandenen, in Aufbau,
Form und Größe ausgezeichneten Berge und Gebirge Denkmäler der Natur.
Auch die ganze natürliche Landschaft mit ihrer Bodengestaltung, mit ihren
Wasserläufen und Seen, mit den ihr eigenen Pflanzen- und Tiergemein-
schaften, sowie einzelne seltene Arten und Individuen der ursprünglichen
Flora und Fauna können Naturdenkmäler vorstellen. Obschon hiernach
eigentlich nur jungfräuliche Gelände, sowie Pflanzen und Tiere, die ohne
Mitwirkung des Menschen an ihren Standort gelangten, als Naturdenk-
mäler angesehen werden sollen, wird der Begriff hier und dort etwas
erweitert werden müssen, da völlig unberührte Landschaften, bei uns wie in
anderen Kulturstaaten, kaum uoch bestehen. So braucht z. B. eine an sich
hervorragende Landschaft, wenn sie eine verlassene Halde oder Wohnstätte
aufweist, deshalb nicht aus der Liste der Naturdenkmäler gestrichen zu
werden; ebenso kann ein bemerkenswerter Wald, der aus einem künstlich
abgetriebenen Bestand lediglich durch Ausschlag oder Anflug hervorging,
sehr wohl noch als Denkmal der Natur bezeichnet werden. Hingegen würden
gepflanzte Bäume, wie viele Dorflinden, Alleebäume und ganze Parkanlagen
— so interessant sie auch sein mögen — nicht in den engeren Rahmen der
Naturdenkmäler gehören. Bei der Abschätzung einer Lebensgemeinschaft oder
eines einzelnen Naturkörpers als Naturdenkmal sind auch die örtlichen Ver-
hältnisse wohl zu berücksichtigen. Ein durch Eigenart ausgezeichneter ur-
wüchsiger Waldteil oder die noch lebenden Überreste einer schwindenden
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
belehrende Vorträge gehalten, die namentlich der brennenden Alkoholsrage
die nötige Rechnung tragen. Auch der Besuch von Volksunterhaltungs-
abenden und dergleichen wird von der Fabrikleitung lebhaft unterstützt.
Infolge aller dieser Maßnahmen ist der Wechsel der Arbeiter für
Danziger Verhältnisse überaus gering. Zwischen den länger Beschäftigten
und dem Leiter der Fabrik, sowie auch mit den Beamten ist dadurch ein
festes persönliches Band geknüpft. Die Arbeiter der Waggonfabrik sind
königstreue, zufriedene, nüchterne und in jeder Richtung zuverlässige Männer,
die schon untereinander darauf halten, daß der gute Ruf der Waggonfabrik,
die im Volksmunde die „Königliche Waggonfabrik" heißt, erhalten
bleibt, und daß sie fortdauernd diesem Namen Ehre machen.
Otto Schrey.
Die Zementfabrik bei Neustadt.
Dbwohl man schon zur Zeit der alten Römer und später es verstand,
einen zementartigen Mörtel herzustellen, der im Wasser erhärtete, so war
man sich doch bis in das neunzehnte Jahrhundert hinein über die Natur
dieses Bindemittels ganz im Unklaren. Damals erst wurde durch Versuche
festgestellt, daß ein Kalkstein, der eine gewisse Menge tonerdiger Bestandteile
enthält, nach dem Brennen einen vorzüglichen Mörtel abgibt, der sich
besonders für Wasserbauten hervorragend eignet. Die erste Fabrik, die Kalk
und Ton in entsprechender Weise mischte und brannte, wurde im Jahre 1824
in Leeds in England erbaut. Nach dem Namen der Halbinsel Portland, die
vielbegehrte Bausteine lieferte, nannte der Erfinder Aspdin sein Erzeugnis
„Portlandzement". Es sollte einen Ersatz für die Natursteine bieten. „Port-
landzement" enthält als rohe Bestandteile Kalk und Ton, im günstigsten
Verhältnisse künstlich gemischt; zum Unterschied von Naturzementen, die her-
gestellt werden aus Materialien, die von der Natur bereits dieses Gemisch
enthalten.
Zement ist heutzutage einer der verbreitetsten und wichtigsten Baustoffe.
Jeder kennt das in Fässern oder Säcken verpackte hellgraue Pulver, das mit
mehr oder weniger Sand vermischt und mit Wasser angerührt, in einiger
Zeit zu Stein erhärtet und an der Luft und im Wasser besser als mancher
Naturstein den zerstörenden Einflüssen der Witterung trotzt. Solch eine
Masse wird Beton genannt. Der Zement wird nicht nur zum Mauern und
'zur Herstellung von Fundamenten und ähnlichen Bauwerken verwendet, von
denen eine besondere Festigkeit beansprucht wird, sondern es werden aus
Zement und Sand, also aus Beton, auch Rohre, Balken, Platten, Pfähle,
Gewölbe, Wasserbehälter, Dachpfannen usw. hergestellt, die durch Einlage
von dünnen Eisen- oder Stahlstangen ganz besonders haltbar gemacht werden
können. Mächtige Brücken, ganze Gebäude, ja sogar Schiffskörper sind nur
aus Beton mit Eiseneinlagen hergestellt, und die Verwendung dieses Bau-
stoffs erobert sich immer neue Gebiete. Die gewaltigen Wasserbauten der
letzten Jahrzehnte, die Aufstellung der riesigen Maschinen, der Bau von
Heimatkunde, Ii. Tnl. -i q
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Die Stuhlfabrik in Gossentin, Kr. Neustadt Wpr.
Die im Jahre 1899 gegründete Fabrik wurde, als sie nach mancherlei
Fährnissen eben in das Stadium glücklichen Gedeihens getreten war, am
31. Oktober 1907 durch ein Schadenfeuer so gut wie vernichtet. Es ist ein
Beweis für die solide Basis der Fabrik, daß diese trotz erheblichen Schadens
größer und in allen Einzelheiten vollkommener neu entstanden ist. Schon
unmittelbar nach dem Brande wurde das vom Feuer verschont gebliebene
Sägewerk als provisorische Stuhlfabrik eingerichtet: und durch Tag- und
Nachtbetrieb ermöglichte die Leitung es, in den beschränkten Räumen etwa
zwei Drittel der früheren Produktion herzustellen. Der Wiederaufbau der
neuen Fabrik wurde alsbald nach dern Brande in Angriff genommen, sodaß
bereits im Oktober 1908 die neue Fabrik der Hauptsache nach in Benutzung
genommen werden konnte. Um welche bedeutende Anlage es sich handelt,
erhellt daraus, daß die Fabrik auf einem Areal von 15 Hektar bei
7200 Qu.-Mtr. bebauter Fläche für die Stuhlfabrik und 4200 Qu.-Mtr.
für das Sägewerk eine Jahresproduktion von 360 000 Stühlen, d. i. etwa
1200 Stühle pro Arbeitstag hergestellt hat, ja 500 000 Stühle pro Jahr
mit den vorhandenen Einrichtungen herzustellen in der Lage ist.
Es ist hier nicht angängig, den Betrieb in seinen Einzelheiten zu be-
schreiben, zumal eine Fülle von Maschinen, insbesondere von Holzbearbeitungs-
maschinen, dabei mittätig ist, deren staunenerregende Wirksamkeiten nur die
eigene Anschauung erfassen läßt.
Nur einige allgemeine Gesichtspunkte mögen hier Erwähnung finden, die
Zeugnis für die Gesundheit des Goßlerschen Gedankens abgeben, der einer
westpreußischen Industrie Glück und Gedeihen versprach und ebnete, aber
auch für den Geist, in dem das Unternehmen geführt wird. Bleibt doch
jährlich ein Kapital von 8—900000 Mk. in Form von Löhnen aller Art
und Ankäufen für Rohmaterialien aus der Umgegend im Neustädter Kreise.
Die Fabrikation ist durch Teilung der Arbeit bis in die kleinsten Einzel-
heiten hinein so eingerichtet, daß Arbeiter jeder Art ohne handwerkliche Vor-
kenntnis in wenigen Tagen so leistungsfähig werden, daß kein gelernter
Arbeiter sie zu übertreffen vermag.
So sind von den 630 in der Fabrik tätigen Kräften nur zirka 40 als
Werkmeister und Vorarbeiter wirklich Facharbeiter. Als eine vortreffliche
Neuerung, die der Fabrik jährlich etwa 40 000 Mk. erspart, verdient die
Einrichtung Erwähnung, daß außer dem Holze sämtliche Fabrikations-
materialien, wie z. B. Leim, Spiritus, Papier, Jute, Flechtrohr, Bind-
faden von den Arbeitern gekauft werden müssen und ihnen mit der ab-
gelieferten Arbeit vergütet werden. Da so die Arbeiter ein Interesse an
sparsamer Verwaltung ihrer Materialien haben, wird der Vergeudung
wirksam Einhalt getan. Sehr interessant sind die Heizungsanlagen. Schon
früher wurden natürlich die Holzabfülle zur Heizung mit verwertet, doch
war immerhin der Kohlenbedarf recht erheblich. Mit rationelleren Kesseln
mit Überhitzungseinrichtung werden die Holzabfälle, die durch Transport-
und Absaugeanlagen zum Kesselhause befördert werden, direkt vergast, so
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