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Zweige brechen von allen Seiten, und nirgends konnte er mehr aus-
weichen. Da faßte er einen kühnen Entschluß: er nahm sein starkes
Roß ein wenig zurück, drückte ihm dann die Schenkel fest in die Seiten,
und mit jähem Sprunge setzte das gehorsame Tier von dem Ufer
hinab in den Strom, dessen Wogen über Roß und Reiter zusammen-
schlugen.
Entsetzt hielten die verfolgenden Reiter, welche gerade in diesem
Augenblick das Ufer erreichten, und niemand wagte den tollkühnen
Sprung hinter dem verfolgten Wendenfürsten her. Dieser schien un-
rettbar verloren. Doch nein, das starke Roß arbeitete sich wieder
empor und schwamm nun nach dem Willen des Reiters quer über
den Strom auf eine sich weit in das Wasser vorstreckende Landzunge
zu. Schon hatte es den rettenden Vorsprung fast erreicht, als ihm die
Kräfte zu schwinden begannen. Da, in dieser höchsten Todesnot, er-
kannte der Wende, daß seine Götter ihn verlassen hatten oder viel-
mehr zu ohnmächtig waren, ihn zu schützeu und zu retten. Jaezo
erhob beide Arme zum Himmel und gelobte, Christ zu werden, wenn
der Christengott seine Macht dadurch zeige, daß er ihn errette. Und
siehe da! kaum hatte er das Gelübde getan, als das Pferd Grund
faßte und nun seinen Reiter, zwar völlig erschöpft, aber doch wohl-
behalten an das Land trug.
Hier hing Jaezo seinen Wendenschild an den Ast einer Kiefer-
auf, sank auf die Knie und erneuerte sein Gelübde, und die Sage
weiß zu melden, daß er bald darauf Christ geworden sei und sich, aller
weltlichen Würde entsagend, in eine Einsiedelei zurückgezogen haben soll.
So berichtet die Sage, aber auch die Geschichte weiß, daß um
jene Zeit wirklich ein Fürst Jaezo von Köpenick gelebt hat; das be-
weisen zwei Münzen mit seinem Bilde, welche sich im königlichen
Münzkabinett zu Berlin befinden, und von denen eine die Umschrift
trägt: Jaeza de copnic. Nun weiß man freilich nicht recht, was für
ein Köpenick das gewesen ist; denn die Leizkauer Chronik nennt den
Jaezo einen Fürsten in Polen und Oheim des verstorbenen havel-
ländischen Wendenfürsten Pribislaw. So ist es sehr wohl möglich,
daß dieser Jaezo, der Führer in diesem letzten Verzweiflungskampfe
der Wenden gegen die Deutschen, ein Fürst des märkischen Köpenick
und unter polnischer Lehnshoheit gewesen ist und das ihm von den
Deutschen entrissene Erbe des Havellandes wieder zu gewinnen trachtete.
König Friedrich Wilhelm der Vierte von Preußen hat zur Er-
innerung an die poetische Sage auf jener Landzunge, wo Jaezo seinen
Schild an einen Kiefernast hing, eine Sandsteinsäule mit einem daran
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Extrahierte Personennamen: Jaezo Jaezo Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Jaezo
194 Vzri< C^2t< V^ii U^xi U^xi V^xi Vi^ii
llehrte Tags darauf in seine Heimat und an seine Verufsgeschäfte zurück,
nahm zu an Reichtum und Gütern und blieb ein rechtschaffener, wohl-
habender Mann sein lebelang.
\2o. Jaczo von Aöpenick und das Schildborn.
von G. A. Ritter.
Das Havelland ist lange Jahrhunderte hindurch der Schauplatz
blutiger Kämpfe zwischen den Deutschen und den Wenden gewesen. Sie
begannen schon im neunten Jahrhundert unter Karl dem Großen, da
die Wenden die von dem großen Kaiser bekämpften Sachsen unterstützt
hatten und dafür gezüchtigt werden mußten. Sie haben sich dann mit
verhältnismäßig nur kurzen Unterbrechungen bis in das zwölfte Jahr-
hundert hinein fortgesetzt. Erst als der Gras von Ballenstädt, der
Askanier, genannt Albrecht der Bär, mit der an der Elbe gegründeten
Nordmark belehnt wurde, gelang es diesem kraftvollen Fürsten, das
Land und dessen Hauptstadt Brennabor (Brandenburg a. d. Havel)
den Deutschen dauernd zu erhalten.
Der letzte verzweifelte Kampf zwischen ihm und den Wenden fand
im Jahre 1157 statt, und an diesen knüpft sich die Sage vom Schild-
horn, einer in die Havel vorspringenden Landzunge unweit Spandau,
in der Nähe von Pichelsdorf.
Markgraf Albrecht befand sich nicht in der Mark, sondern war
als Lehnsmann des Kaisers auf einem Kriegszuge desselben abwesend.
Diesen günstig scheinenden Umstand benutzten die Wenden zu einem
allgemeinen Aufstande, vertrieben und erschlugen die deutschen An-
siedler und brachten auch ihre ehemalige Hauptstadt des Havellandes,
Brennabor, wieder in ihren Besitz. Als der Führer der Wenden in
diesen: letzten verzweifelten Kampfe um Sein oder Nichtsein wird ein
Fürst Jaczo von Köpenick genannt.
Auf diese Unglücksbotschaft kehrte Markgraf Albrecht natürlich
sogleich zurück, eroberte Brennabor (11. Juli 1157) nach hartnäckigem
Widerstande wieder und lieferte den Wenden in der Nähe von Spandau
eine Schlacht, in welcher die Aufständischen eine so furchtbare Nieder-
lage erlitten, daß Jaczo von den Seinen völlig versprengt wurde und
sich nur durch die schleunigste Flucht retten konnte. Psadlos trieb er
sein Pferd, hart verfolgt, durch den Wald. Da plötzlich hemmte ein
gerade hier sehr breiter Fluß seine Flucht. Es war die Havel, und
nun schien seine Gefangennahme unausbleiblich. Schon hörte er die
jauchzenden Rufe seiner Verfolger in dem Walde, schon hörte er die
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Extrahierte Personennamen: Jaczo G._A._Ritter Karl_dem_Großen Karl Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht
204
nichts aus eurem Adel und eurer Schönheit, wenn euch auch andere
bewundern und das sollt ihr sonder Zweifel wissen, wenn ihr
nicht die frühere Trägheit durch wachsamen Fleiß wieder gutmacht,
so werdet ihr vom Karl nie etwas Gutes erhalten/"
Gustav Freytag.
iio. Das Mainzer Fest.
aum dreißig Jahre alt, hatte einst Friedrich I. die Regierung
des Reiches angetreten, erfüllt mit stolzen Gedanken, wie
sie der Aufblick zu der Größe Kaiser Karls und der alt-
römischen Weltherrschaft in der jugendlichen Brust erweckte.
Der Geist des Zeitalters und sein eigener hoher Sinn kamen
zusammen, um seiner Vorstellung von kaiserlicher Macht und Herr-
lichkeit jene ideale Weihe zu geben, die ihn auf den Höhepunkt
des gesamten Mittelalters stellt.
Nach langen Jahren des Kampfes unter den mannigfachen
Wechselfällen des Glückes war endlich im ganzen Reiche die Ein-
tracht hergestellt. Die welfische Macht war gebrochen, durch den
Frieden zu Konstanz war die Kirche und Italien zufriedengestellt,
und nach einer langen, kampfbewegten Regierung schien dem
Kaiser ein ruhiger Lebensabend zu winken. Und er sehnte sich
danach. War auch der Kriegsmut und Unternehmungsgeist der
Jugend nicht in ihm erloschen, so machte sich doch bereits das
Alter fühlbar mit seiner mildernden und mäßigenden Gewalt.
Manches hatte er sich durchzuführen versagen müssen, was ihm
einst als erreichbares Ziel vor der Seele gestanden hatte; aber er
hatte Deutschland auf eine nie gekannte Stufe von Glanz und
Ansehen gehoben, und auch das Ausland erkannte an, daß seit
dem großen Karl seinesgleichen nicht dagewesen in Herrschermacht
und Tatenfülle.
An einem festlichen Tage trat jetzt diese Herrlichkeit des
Reiches sichtbar vor aller Augen. Als der Wonnemond des Jahres
1184 gekommen war, da brachen aus allen deutschen Gauen die
Fürsten und Ritter auf und zogen „in Schiffen und in Straßen"
gen Mainz, wohin sie der Kaiser geladen hatte, der Schwertleite
(Wehrhaftmachung) seiner beiden ältesten Söhne beizuwohnen.
Keiner wollte durch sein Ausbleiben den hohen Herrn kränken
oder den Glanz des Reichstages verringern, noch auch die Gelegen-
heit versäumen, durch die Pracht des Aufzugs und die Größe des
Gefolges seine eigne Macht und seinen Reichtum zu bekunden. Da
erschienen der Landgraf von Thüringen mit über tausend, Erz-
bischof Philipp von Köln mit siebzehnhundert, der Abt von Fulda
mit fünfhundert, der neue Herzog Bernhard von Sachsen mit sieben-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gustav_Freytag Gustav Friedrich_I. Friedrich_I. Karls Karl Karl Philipp_von_Köln Philipp Bernhard_von_Sachsen
Extrahierte Ortsnamen: Karls Italien Deutschland Mainz Fulda
205
hundert, der Herzog von Böhmen gar mit zweitausend Rittern.
Die anderen Fürsten und Bischöfe blieben nicht hinter ihnen zu-
rück. Aber nicht bloß die deutsche, die Ritterschaft der ganzen
Christenheit schien sich um Friedrich als ihren gemeinsamen Ober-
herrn versammeln zu wollen: aus Frankreich und Italien, von
lllyrien und den slawischen Ländern bis nach Spanien strömten
die Scharen zusammen. Niemand hat sie gezählt, aber auf 70 000
konnte ein Augenzeuge die Zahl der anwesenden Ritter schätzen,
dazu dann noch die Geistlichen und die Menge sonstigen Volks.
Für alle aber hatte der kaiserliche Wirt Sorge getragen. Das
alte Mainz vermochte nicht die Menge der Gäste zu fassen, darum
erhob sich jenseits eine neue Stadt in der weiten, schönen Ebene,
die, auf zwei Seiten vom Rhein und Main begrenzt, bis gegen
Hochheim sich hinzieht, nördlich aber in hochgeschwungenem Bogen
vom Taunusgebirge umschlossen wird. Inmitten dieser Stadt standen
aus Holz gezimmert die kaiserliche Pfalz und das große, geräumige
Gotteshaus, ringsumher, an Glanz wetteifernd, die Wohnungen der
Fürsten, endlich das bunte Gewimmel der unzähligen Zelte.
Nachdem ein ärgerlicher Streit, der sich zwischen dem Abt
von Fulda und dem Kölner Erzbischof erhoben, noch zu rechter
Zeit durch König Heinrich beigelegt war, schritt man am Morgen
des heiligen Pfingstfestes zur feierlichen Prozession. Die Herzoge
von Sachsen, von Böhmen und von Österreich, der Pfalzgraf bei
Rhein und der Landgraf von Thüringen stritten sich darum, das
kaiserliche Schwert tragen zu dürfen; ohne über ihre Ansprüche
zu entscheiden, wandte Friedrich für diesmal die Ehre dem Grafen
Baldwin von Hennegau zu. Dann zogen der Kaiser, seine Gemahlin
Beatrix und König Heinrich mit goldenen Kronen auf dem Haupte,
begleitet von der glänzenden Schar der geistlichen und weltlichen
Fürsten, zum Hochamt. Die Anwesenheit der Erzbischöfe von
Magdeburg, Köln, Mainz, Trier, Bisanz (Besançon) und Rheims
erhöhte die Pracht und Würde der kirchlichen Feier.
Die beiden folgenden Tage waren ritterlichen Spielen und Fest-
lichkeiten geweiht. Am Montag nach der Frühmesse und dem,
Morgenimbiß wurden der neunzehnjährige Heinrich und sein Bruder,
der Herzog Friedrich von Schwaben, mit dem Schwert umgürtet
und gehörten von nun an als mündige, wehrhafte Männer dem
Ritterstande zu. An diese Feier schlossen sich lustige Kampfspiele:
mit stumpfen Waffen rannten die Ritter, ihre Kunst zu zeigen, im
abgemessenen Kreise widereinander, und keiner tat es dem Kaiser
Friedrich zuvor, der wie vor alters mit jugendlicher Kraft sein Roß
tummelte und gewandt und zierlich Speer und Schild zu führen wußte.
Alsdann ging es zum fröhlich lauten Gelage und zu Lustbar-
keiten jeglicher Art.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Beatrix Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Spanien Mainz Rhein Main Hochheim Fulda Sachsen Rhein Hennegau Magdeburg Mainz Trier Rheims Morgenimbiß
16
Kaiser auch diesmal zur Milde stimmen zu knnen. Abermals erschienen sie in Bugewndern mit den Schwertern am Halse vor Friedrich. Aber jetzt gab es keine Gnade und Schonung. Die Stadt wurde zerstrt, und die Brger wurden gezwungen, sich an anderen Orten anzusiedeln und statt vom Handel, der sie reich und stolz gemacht hatte, vom Ackerbau zu leben.
Kaiser Friedrich I., Rotbart.
Bald erstand die Stadt Mailand neu und mchtig aus ihren Trm-mern. Sie schlo mit mehreren anderen lombardischen Stdten und dem Papste einen Bund und emprte sich von neuem wider den Kaiser. Friedrich zog abermals mit Heeresmacht der die Alpen, wurde aber bei Legnano im Jahre 1176 geschlagen, weil ihn der Bayern- und Sach-ssnherzog Heinrich der Lwe treulos verlassen hatte. Hierauf
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
18
seinen Tod. Sein Leichnam wurde in Tyrus beigesetzt. Unbeschreiblich groß war die Trauer im Heere der Kreuzfahrer und in ganz Deutsch-land; man wollte an den Tod des geliebten Kaisers nicht glauben. Die Volkssage erzhlt, da der Kaiser im Kysfhuser-Berg schlafend sitze und einst wiederkommen werde, um des Reiches Herrlichkeit zu erneuern.
Das Kyffhuser-Denkmal von Bruno Schmitz.
Die Hoffnung auf die Erneuerung des Deutschen Reiches hat sich erfllt. Nachdem vor reichlich 100 Jahren das alte deutsche Reich aufgelst wor-den war, ist während des letzten ruhmreichen Krieges mit Frankreich ein neues Deutsches Reich erstanden. Der erste deutsche Kaiser im neuen Reiche war Wilhelm I., und seit 1888 regiert sein Enkel, unser Kai-ser und König Wilhelm Ii.
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Extrahierte Personennamen: Bruno_Schmitz Wilhelm_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Deutsch-land Kysfhuser-Berg Frankreich
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2. Friedrich I. von Hohenzollern. 1415.
Friedrich wird Kurfürst von Brandenburg. In Schwaben erhebt sich auf einem hohen Bergkegel das Stammschlo der Grafen von
% Mm -0
Die Burg hohenzollern in Schwaben.
Hohenzollern. Ein Sprling dieses erlauchten Geschlechtes wurde im zwlften Jahrhundert Burggraf von Nrnberg. Der Burg-graf bewohnte die dortige kaiserliche Burg und war an Kaisers Stelle Richter und Kriegsherr. Der Burggraf Friedrich hatte dem Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I._von_Hohenzollern Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrich