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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 56

1873 - Heilbronn : Scheurlen
56 Servius Tullius. Lucius Turquinius Superbus. ren, so sahen sie doch schon in der Betheiligung der Plebejer an den Centuriat-fomtlten eine Benachtheiligung ihrer Rechte und hegten gegen Servius so bitteren Haß, daß sie zu seinem Sturze willig die Hand boten. Dazu verschworen sich seine eigene Tochter und ihr Gatte. Servius hatte nämlich, um seine Herrschaft zu befestigen, seine zwei sehr ungleich gearteten Töchter an die zwei ebenso ungleichen Söhne des Tarquinius Priscus,. Aruns und Lucius, verheiratet. Er die ältere Tullia tödtete ihren Gatten Äruns und heiratete ihren Schwager Lucius, nachbem dieser auf ihr Betreiben ihre Schwester ermorbet hatte. Und als Servius aus Gram und Entrüstung hierüber die Königswürbe nie-bertegen und den Staat zu einer Republik machen wollte, trat Lucius als König auf, warf seinen Schwiegervater die Treppe der Kurie hinab und ließ ihn durch nachgeschickte Diener erworben. Die Tochter fuhr über den Leichnam ihres Vaters hinweg nach Hause, nachbem sie in der Kurie ihren Gatten als König begrüßt hatte. §. 41. ^510. Lucius Tarquinius Superbus. * Dieser König, mit dem Beinamen Superbus (der Tyrann, der Despot), war ein kraftvoller Mann, der Rom zu einer bisher nicht gekannten Höhe erhob. ®r unterwarf durch Überredung und durch Krieg sämtliche Städte Latiums und vereinigte sie zu einem latinischen Bunde, dessen Haupt Rom war. Die latinische Stadt Gabii nahm er durch seinen jüngsten Sohn Sex-tus mit Lift. Das Band zwischen Rom und Latium knüpfte er so eng, daß die einzelnen Abtheilungen der Legionen zur Hälfte aus Römern und zur Hälfte aus Latinern bestanden. In einem Kriege mit den Volskern eroberte er eine ihrer bebeutenbsten Städte, Suessa Pometia, und grünbete in ihrem Gebiete die ersten Kolonieen, Signia und Circsji, wobitrch die römische Herrschaft erweitert und fester begründet und ärmere Bürger mit Länbereien bebacht wurden. Durch die gewonnene Beute bekam er die Mittel? den Tempel des Jupiter auf dem Kapitolium zu vollenben, wozu er Bauleute aus Etrurien kommen ließ und die Plebejer als Frohnknechte verwenbete. In den Kellergewölben würden die bret sibyllinischen Bücher verwahrt, welche er von einer Sibylle aus Kumä gekauft hatte. Sie enthielten Orakelsprüche, welche die Zukunft Roms betrafen, waren der. Obhut von zwei, später zehn Männern übergeben und Staatsgeheimniß. Um den Senat und das Volk kümmerte er sich nicht, hanbelte in allen Dingen nur nach seinem Belieben, verbannte und töbtete willkürlich Senatoren und schien es auf den gänzlichen Untergang des Senats abgesehen zu haben. Er stützte sich ans seine Leibwache und auf die Fürsten der Latiner, die er auf jebe Weise an sich zu fesseln suchte, wie den Mamilius Oktavius in Tusculum, dem er eine feiner Töchier zur Frau gab. Der Sturz des Königs gieng von seinen eigenen Verwanbten aus. Er belagerte Arbea. die Hauptstabt der Rutuler. Bei einem Gelage im Lager stritten die Söhne des Königs und ihr Vetter Tarquinius Collatinus um den Vorzug ihrer Frauen. Sie setzten sich schnell zu Pferbe, ritten nach Rom, trafen ba die königlichen Schwiegertöchter bei üppigen Gastmahlen, begaben sich auch nach Collatia, wo sie des Collatinus tugenbhafte Gattin, Lukretia , mit Wollarbeit beschäftigt fanben, unter ihren Mägben sitzenb. Das gewalttätige Benehmen des Sextus Tarquinius hatte zur Folge, daß Lukretia ihren Vater und Gatten nebst zwei Freunben aus dem Lager holen ließ und

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 26

1880 - Dresden : Salomon
Mdnngszeit- räume. Gruppe. Formation. Leitende Schichten. Leitende Fosilien. vorkommen. öemerkiingeil. b)Steinkohlen- formation. Wechsellagerung ». grauem Sand- stein u. Schiefer- thon. Landpffanzemeste, die den gegen- wärtigen Farren und Schachtelhal- men ähneln. Zwickau u. Pot- schappel in Sach- sen, bei Walden- bürg in Schlesien, im Ruhrgebiet. Nurvereinzeltkom- men Reste von Sauriern u. Eon- chylien vor. c) Formation des Roth! le- genden. Rothe Conglome- rate und Sand- stein. Verschiedene Land- pslanzenreste, welche von Farren :e. herrühren. Deutschland und Frankreich; an- derwärts, wie in England und im Ural, nur Pa- raltelbildungen. Der Name stammt daher, daß diese rothen Schichten die Unterlage, „das Liegende", der Zechsteinsor- mation bilden, aus welcher man in Thüringen u. Hessen d. Kupfer- schiefer gewinnt. 6) Zechsteinfor- mation. Dolomitischer Kalkstein, Stink- stein (bituminöser Kalkstein) u. bi- tuminöser Mer- gelschiefer, mit Einlagerung von Gyps u. Stein- salz. Fischreste, Koral- len- und Land- pflanzenreste. Norddeutschland b. zum Main. Der Name stammt von Mansfelder Bergleuten, die das Gestein, dnrch welches ihre Schächte abge- teuft sind, Zech- stein (Gruben- stein) nannten.

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 192

1912 - Danzig : Kasemann
192 stark ist sein Stamm. Wer wagt es, die Axt an seine Wurzel zu legen? Ihm, aus Meilenweite dem einzigen lebenden Zeugen einer längst entschwundenen Zeit? Leise spielt der Wind mit seinen Blättern, und geheimnisvoll raunen die Zweige von alten Tagen, von Kamps und Streit, von friedlicher Arbeit und frohem Genießen und saurem Schweiß. Nein, solch. alterbaum ist uns nicht feil um vieles Geld. Er ist ein Wahrzeichen des Hofes, ein Kleinod des Landes!" Die weitgehendste Anspruchslosigkeit hin- sichtlich des Bodens und Klimas zeigt die Espe'). Ebenso wie Eber eschenst Wildap felbauuu) und Wildbirnech ist sie oft als Zwischenholz den heimischen Wäldern Bärenlauch im Mischwalde. eigen. Auch die Weiß- birke^) ist genügsam; sie spielt dieselbe Rolle unter den Laubbäumen wie unsere Kiefer unter den Nadelhölzern. Dadurch, daß sie für empfindliche Holzarten einen bedeut- samen Bodenschutz ausübt, kann sie für den forstwirtschaftlichen Betrieb unseres Ostens garnicht entbehrt werden. Moorbirkeh und Schwarzerle?) besiedeln vielfach die feuchten Wald- und Wiesenmooreö). Die Urwüchsigkeit der Grauerle") ist für Westpreußen nicht zweifellos nachgewiesen. Die Schwarzpappel'") beschränkt sich auf das Stromtal, während die Silber- pappel") mitunter an Waldrändern, Berglehnen und in Erlenmooren wächst. *) Populus tremula. 2) Sorbus aucuparia. 3) Malus silvestris. 4 5 *) Pirus communis. 5) Betula verrucosa. G) Betula pubescens. 7) Alnus glutinosa. 8) Charakterpflauzeu der Erlenbrüche: I. Gehälm: Schilfgras (Calamagrostis lanceolata), Hundsquecke (Triticum caninum), mitunter weiches Honiggras (Holcus mollis). Ii. Farnflora: Bär- lapp (Lycopodium selago), Sumpf-Punktfarn (Aspidium thelypteris), Dorufarn (A. spinu- losum). Iii. Krau tflora: Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Springkraut (Im- patiens noli tangere), Hexenkraut (Circea alpina, seltener C. lutetiana). Wasseruabel (Hydrocotyle vulgaris), Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Ruprechts-Storchschnabel (Geranium robertianum), kleiner Knöterich (Poligonum minus). — 9 10) Alnus incana. 10) Populus nigra. n) P. alba.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 293

1912 - Danzig : Kasemann
— 293 — und 1312 wurde das Bernhardiner - Cisterciens er - Nonnenkloster bei Thorn erbaut. Die dort untergebrachten Jungfrauen führten als Nonnen ein recht vergnügliches Leben, da die Unterstützungsgelder des Ordens sehr reichlich ausfielen. Sorgen brauchten sie sich um ihren Lebensunterhalt nicht zu machen, und so waren sie hauptsächlich darauf bedacht, Gaumen und Magen durch allerhand gute Speisen zu ergötzen. Die Klosterschwester Katharina hatte es verstanden, einen vorzüglichen Pfefferkuchen zu bereiten. Auf der Klostertafel prangten allemal neben anderen Süßigkeiten auch die „Katha- rinchen", wie das ausgezeichnete Backwerk bald benannt wurde. Aus den

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 243

1912 - Danzig : Kasemann
243 (hl lifo..'3 j Hl 9 l«il Kirche zu Rumian (Kreis Löbau), Schurzholzbau vou 1714. Farbiger Schmuck war in alter Zeit oft vorhanden, aber sehr wenig ist davon geblieben. Das schönste Beispiel für eine Gewölbemalerei des 14. Jahrhunderts birgt die jüngst instandgesetzte Kirche zu Dörbeck. Aber auch die späteren Jahrhunderte waren farbenfreudig und, wo irgend die Mittel ausreichten, schmückte man die Decke mit einem reichen Teppich figürlicher oder ornamentaler Malerei, so in Lemberg (Kr. Strasburg), Gnrske (Kr. Thorn), in Gnojau und Gr. Montau (Kr. Marienburg) und in vielen evangelischen Kirchen des Marienburger, Elbinger und Danziger Werders. Die Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Beichtstühlen, Orgelprospekten und Kirchenbünken ist verschieden, je nachdem wir uns im wohlhabenden Werder oder in den wenig ertragreichen Gebieten des pvmmerellischen Land- rückens befinden; aber immer war die Gemeinde bestrebt, mit Liebe das Beste für das Gotteshaus zu beschaffen und hat damit denn auch Hervorragendes erreicht. Die Altäre sind wohl ausnahmslos von städtischen Tischlern und Schnitzern bezogen, die Gestühle und die Anstriche aber öfter von dörflichen Handwerkern hergestellt, wirkliche Erzeugnisse der Volkskunst. Holzkirchen, wie die katholischen zu Rosenthal und Zwiniarz (Kr. Löbau) oder Lesno (Kr. Konitz) können in dieser Hinsicht als Meisterwerke gelten. Ebenso interessant, wenn auch auf anderem geistigen Boden erwachsen, sind die Niederungskirchen zu Schönbaum (1644), Steegen, Tiegenort, Katznase (1706) u. a. m. Hier fallen besonders, als Eigenart lutherischer Kirchen-Verfafiung,

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 308

1912 - Danzig : Kasemann
308 Das schloßartige Herrenhaus ist von einem entzückenden großen Park umgeben, an den sich ein Gemüsegarten mit Gewächshaus anschließt. Dort kann man fast zu allen Jahreszeiten die Schülerinnen in ihrer kleidsamen Haustracht fleißig unter Leitung einer tüchtigen, gärtnerisch durch- gebildeten Lehrerin arbeiten sehen. ^---pdas Haus ist für die Zwecke der wirtschaftlichen Frauenschule ausgebaut und eingerichtet worden In der oberen Etage befinden sich die Schlafzimmer der Lehrerinnen und Schülerinnen. Die Einrichtung der Zimmer ist, obgleich jeder überflüssige Luxus vermieden worden ist, eine sehr behagliche und zweck- Frauenschule Scherpingen bei Sobbowitz i. Westpr. entsprechende. Ein sehr großes Eßzimmer, ein fast ebenso großes Wohn- zimmer, die Zimmer der Schulleiterin, sowie einige Räume für Lehrzwecke liegen im Erdgeschoß. Das Souterrain enthält eine geräumige helle Küche mit 3 Herden, Waschküche, Rollstube, Mädchenstuben, Heizanlagen usw. Eine Lehrmolkerei wird in den hierfür vorzüglich geeigneten Keller- räumen der ehemaligen Gutsbrennerei eingerichtet. Für die Geflügelzucht, die bisher in mehreren im Park ausgestellten Ställen betrieben wurde, soll ein besonderer Platz mit großem Auslauf auf neu hinzugekauftem Gelände bereit gestellt und zweckentsprechend ausgestattet werden. Die Schule ist für 30 Schülerinnen oder „Maiden" eingerichtet. Der Lehrplan umfaßt alles, was zu Küche, Wäsche, Haus- und Handarbeit, Gartenbau, Molkerei und Geflügelzucht gehört. Auch mit der einfachen Buchführung, mit den grundlegenden Bestimmungen über die Verfassung und Verwaltung des Staates, mit den Grnndzügen der sozialen Gesetz-

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 328

1912 - Danzig : Kasemann
328 Wurde der schöne, in gotischem Stile aufgeführte, von dem Königlichen Regierungsbaurat Ehrhardt entworfene Bau feierlich eingeweiht und in Gebrauch genommen. Immer reichlicher ward der Zustrom der Kranken, immer größer die Zahl der Schwestern. Schon 1886/87 mußte durch Erwerb von Neugarten 6 und Errichtung des Klassen-Krankenhauses auf diesem Grundstücke die Anstalt erheblich erweitert werden. 1890 errichtete man das große Kinder- und Frauenhaus, dessen Dachgeschoß 1904 zur Schwestern-Krankenstation ausgebaut wurde. 1894 wurde der eine Flügel des Krankenhauses Isolier-Station. Er erhielt zur Erweiterung dieser Station 1903 einen Aufbau. Auguste-Viktoria-Stift. Um die Jahrhundertwende erwarb der Vorstand das Grundstück Neu- garten 1, 4000 □»] für 190000 Mk., und erbaute darauf unter Aufwendung von weiteren 354000 Mk. und unter großer Belastung der Anstalt das prächtige „ Auguste-Viktoria-Stift". Damit war ein Werk geschaffen, wie es Westpreußen noch nicht hatte, nämlich ein Altenheim und Siechenhaus, insbesondere für Pfleglinge wohl- habenderer Stände, ein hochnötiges Werk, dessen die Provinz bedurfte und dessen 60 Plätze stets voll besetzt sind. Es gewährt Männern und Frauen im Alter und Siechtum eine sichere Heimstätte unter der Obhut und Pflege von Diakonissen. Ein Platz in der Klasse l 4 (2 Zimmer) kostet z. Z. 1500 Mk., in der Klasse 11> (1 Zimmer) 1200 Mk, in der Ii. Klasse (2 Per- sonen in 1 Zimmer) 720 Mk., in der 111. Klasse (2 und mehrere Personen in 1 Zimmer) 480 Mk. •— Wer im Alter eine sichere Zufluchtsstätte mit vollständiger leiblicher und geistlicher Versorgung durch Arzt, Apotheke und Geistlichen haben will, findet das im Auguste-Viktoria-Stift.

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 351

1912 - Danzig : Kasemann
351 ihren Häusern; und alle die Zeit, wo die Leiche drinnen liegt, da soll Trinken und Spiel sein, bis auf den Tag, da er verbrannt wird. Darauf an demselben Tage, wo sie ihn zu dem Scheiterhaufen bringen wollen, da teilen sic sein Eigentum, so viel noch übrig geblieben ist nach dem Trinken und dem Spielen, in fünf oder sechs Teile, bisweilen auch in mehrere, je nachdem der Betrag seines Eigentums sein mag. Sodann legen sie den größten Anteil innerhalb einer Meile vor der Stadt ans, und darauf einen andern, sodann den dritten, bis es alles auf den Raum einer Meile ausgelegt ist, und es muß der kleinste Teil am nächsten bei dem Orte liegen, wo der tote Mann sich befindet. Sodann sollen versammelt werden alle die Leute, welche die raschesten Rosse im Lande haben, ungefähr in der Entfernung von fünf oder sechs Meilen von den Habseligkeiten. Dann sprengen sie alle ans die Habe los; wobei dann der Mann, der das rascheste Pferd hat, zu dem ersten und größesien Teil gelangt, und so einer nach dem andern, bis alles genommen ist, und der nimmt den geringsten Teil, der am nächsten zum Hofe nach der Habe reitet: und sodann reitet jeder seines Weges mit dem Gute und darf alles behalten, und deshalb sind dort die schnellen Pferde ungewöhnlich teuer. Und wenn sein Nachlaß so ganz und gar zerstreut ist, dann tragen sie ihn hinaus und verbrennen ihn mit seinen Waffen und Kleidern: und ganz gewöhnlich verschwenden sie sein ganzes Vermögen durch das lange Liegen des toten Mannes in seinem Hause und durch das, was sie auf den Weg legen, wonach die Fremden ausreiten, um es zu nehmen. Es ist auch eine Sitte unter den Esten, daß die toten Männer jeglichen Standes verbrannt werden müssen, und wenn jemand ein einzelnes Gebein unverbrannt findet, so müssen sie eine bedeutende Sühne vornehmen. Es ist auch unter den Esten eine Kunst, daß sie verstehen Kälte hervorzubringen, und deshalb liegen dort die toten Leute so lange und verwesen nicht, da sie eine solche Kühlung an ihnen bewirken. Und wenn man zwei Gefäße voll Bier oder Wasser hinsetzt, so bewirken sie, daß jedes überfriert, es sei im Sommer oder Winter. Drei Sagen. 1. Der Wettwurf bei Gdingen. rv^n Oxhöft stand vor uralten Zeiten auf einem weit in die See hinein- ragenden Küstenvorsprunge, der „der Haken" genannt wird, eine stattliche Ritterburg. Sie wurde von Riesen bewohnt. Im Laufe der Zeit starben die Riesen aus. Zuletzt wohnte nur noch ein schönes Riesenfräulein als die Letzte ihres Geschlechts in der Burg. Nicht nur durch ihre seltene Schön- heit, sondern auch durch ihre außerordentliche Kraft war die Riesenjungfrau in der ganzen Umgegend bekannt. Dabei hatte sie das Gelübde abgelegt, dajch sie nur demjenigen Manne die Hand zum Ehebunde reichen wollte, der sie im Wettkampf besiegen würde. Nun wohnte in der Gegend des heutigen Adlershorst ein junger, statt- licher Fischer. Er liebte das Riesenfräulein und begehrte es zum Weibe. Heimatkunde, Ii. Teil. no

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 494

1912 - Danzig : Kasemann
494 Das Familienleben unserer Urgroßeltern kann uns keine Schilderung aus noch so gewandter Feder näher rucken, als es die Zeichnungen und Radierungen Chodowieckis tun. Wir fühlen uns bei ihrer Betrachtung in die patriarchalische Atmosphäre jener Tage versetzt, deren zierlich abgemessene Lebensformen ein anheimelnder Hauch von Wohlbehagen und Gemütlichkeit umweht. Aber nicht nur die Emsigkeit und Gewissenhaftigkeit, mit der der Meister alle Ecken und Winkel des ihn umgebenden Treibens durchstöberte, machen diese Werke seines Griffels dem Kultur- und Kunsthistoriker wertvoll; die Anmut und Ungezwungenheit des Vortrags ist es, die sie von so vielen anderen Werken gleicher Art auszeichnet. Wie er dadurch, daß er — selbst unbe- obachtet — beobachtete, zum ehrlichsten Schilderer seiner Zeit wurde, hat er durch seinen angeborenen Sinn für kurz andeutende Charakteristik, durch sein Feingefühl für die unscheinbaren Reize des Selbstverständlichen der Kunst tat- sächlich neue Wege gewiesen. Die Bleististstudien aus seiner frühen Zeit zählen zu den wenigen Leistungen deutscher Malerei, die den Vergleich mit den Meisterwerken des Franzosen Char- din nicht zu scheuen haben. Sie waren jedoch lediglich zur Befriedigung eigener Neigung, zur Weiterbildung von Hand und Blick bestimmt; erst dem Entschluß, durch die vervielfältigende Kunst das Publikum an seiner Freude teilnehmen zu lassen, verdankt Chodowiecki seine Stellung in der deutschen Kunstgeschichte. Chodowieckis erster Versuch, eine Zeichnung auf die Kupferplatte zu bringen und durch den Druck zu ver- vielfältigen, datiert aus dem Jahre 1757. Er selbst sprach davon als von einem mutwilligen Experiment, dessen technische Fährlichkeiten ihn anfangs enttäuschten. Es ist die heute außerordent- lich selten gewordene Radierung „Der Würfelspieler" und stellt einen ver- lumpten, buckeligen Gesellen, den Knopfstempelmacher Fonvielle, dar, der da- mals in den Berliner Wirtshäusern als grotesker Spaßvogel sein Wesen trieb. Nur zögernd entschloß er sich dazu, seine Kraft, die er auch an kleineren Ölgemälden bereits erprobt hatte, fast ausschließlich in den Dienst der graphischen Technik zu stellen. Sicherlich sprach dabei auch der Umstand mit, daß er sich verhältnismäßig früh — im Alter von 29 Jahren —■ einen eigenen Hausstand gegründet hatte, indem er die Tochter eines Goldstickers ans der französischen Kolonie Berlins, Jeanne Barez, heimführte. Es galt, für die Familie, die sich schnell vermehrte, zu sorgen. Das Glück war dem Strebsamen hold. Der erstaunliche Erfolg freilich, den seine große Radie- rung „Der Abschied des Calas von seiner Familie" i. I. 1767 erzielte, er-

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 465

1912 - Danzig : Kasemann
465 mit dem Bett befinde, in dem einst König Friedrich geschlafen habe. Auch Napoleon glaubte, wie damals viele Leute auch aus Finckenstein, daß der große König einmal im Schlosse gewohnt habe. Man führt den Kaiser hinauf, und er findet seine Gemächer schon eingerichtet. Neben dem schon genannten Schlafzimmer befand sich Napoleons Früh- stückszimmer, wo er auch Audienzen abhielt, d. h. Personen empfing, die ihn sprechen wollten oder die er zu sprechen wünschte. Daneben wieder in dem großen, eichengetäfelten Saale hielten sich bei Tage die Adjutanten und Ordonnanzoffiziere auf. Nachts schlief hier vor der Tür des Frühstücks- zimmers der Leibmameluk Rustan. Im Billardzimmer warteten die Ordon- Napoleons Schlafzimmer in Finckenstein. nanzen. Im Erdgeschosse, gerade unter den Gemächern des Kaisers, wohnte sein Schwager Murat, Großherzog von Berg, und weiterhin andere Personen des Hauptquartiers. Andere Personen wohnten dauernd oder vorübergehend im Dyckschen Gasthause, in der Schule, der Leibarzt im Jnspektorhause. In der Gutsschreiberei wurde die Post eingerichtet. Den Schloßherrn traf Napoleon nicht an. Er war mit seiner Ge- mahlin bei seinem Könige in Königsberg und nachher in Memel. Auch seine Söhne standen im Dienste ihres Königs. Wir nennen von ihnen Alexander, der damals Kammerdirektor in Marienwerder, später Minister des Innern war, Ludwig, 1814 Kommandeur der preußischen Belagerungs- truppen vor Danzig, der am Lazarettfieber starb, Fabian, den glühenden Franzosenhasser, mehrfach verwundet, der in der Heimat und in Spanien gegen Napoleon kämpfte. Es gefiel Napoleon in Finckenstein trotz seiner unermeßlichen Tätigkeit, die er auch hier entfaltete, sehr gut. Das Schloß mit seinen Kaminen, der 30*
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