56 Servius Tullius. Lucius Turquinius Superbus.
ren, so sahen sie doch schon in der Betheiligung der Plebejer an den Centuriat-fomtlten eine Benachtheiligung ihrer Rechte und hegten gegen Servius so bitteren Haß, daß sie zu seinem Sturze willig die Hand boten. Dazu verschworen sich seine eigene Tochter und ihr Gatte. Servius hatte nämlich, um seine Herrschaft zu befestigen, seine zwei sehr ungleich gearteten Töchter an die zwei ebenso ungleichen Söhne des Tarquinius Priscus,. Aruns und Lucius, verheiratet. Er die ältere Tullia tödtete ihren Gatten Äruns und heiratete ihren Schwager Lucius, nachbem dieser auf ihr Betreiben ihre Schwester ermorbet hatte. Und als Servius aus Gram und Entrüstung hierüber die Königswürbe nie-bertegen und den Staat zu einer Republik machen wollte, trat Lucius als König auf, warf seinen Schwiegervater die Treppe der Kurie hinab und ließ ihn durch nachgeschickte Diener erworben. Die Tochter fuhr über den Leichnam ihres Vaters hinweg nach Hause, nachbem sie in der Kurie ihren Gatten als König begrüßt hatte.
§. 41.
^510. Lucius Tarquinius Superbus. *
Dieser König, mit dem Beinamen Superbus (der Tyrann, der Despot), war ein kraftvoller Mann, der Rom zu einer bisher nicht gekannten Höhe erhob. ®r unterwarf durch Überredung und durch Krieg sämtliche Städte Latiums und vereinigte sie zu einem latinischen Bunde, dessen Haupt Rom war. Die latinische Stadt Gabii nahm er durch seinen jüngsten Sohn Sex-tus mit Lift. Das Band zwischen Rom und Latium knüpfte er so eng, daß die einzelnen Abtheilungen der Legionen zur Hälfte aus Römern und zur Hälfte aus Latinern bestanden. In einem Kriege mit den Volskern eroberte er eine ihrer bebeutenbsten Städte, Suessa Pometia, und grünbete in ihrem Gebiete die ersten Kolonieen, Signia und Circsji, wobitrch die römische Herrschaft erweitert und fester begründet und ärmere Bürger mit Länbereien bebacht wurden. Durch die gewonnene Beute bekam er die Mittel? den Tempel des Jupiter auf dem Kapitolium zu vollenben, wozu er Bauleute aus Etrurien kommen ließ und die Plebejer als Frohnknechte verwenbete. In den Kellergewölben würden die bret sibyllinischen Bücher verwahrt, welche er von einer Sibylle aus Kumä gekauft hatte. Sie enthielten Orakelsprüche, welche die Zukunft Roms betrafen, waren der. Obhut von zwei, später zehn Männern übergeben und Staatsgeheimniß. Um den Senat und das Volk kümmerte er sich nicht, hanbelte in allen Dingen nur nach seinem Belieben, verbannte und töbtete willkürlich Senatoren und schien es auf den gänzlichen Untergang des Senats abgesehen zu haben. Er stützte sich ans seine Leibwache und auf die Fürsten der Latiner, die er auf jebe Weise an sich zu fesseln suchte, wie den Mamilius Oktavius in Tusculum, dem er eine feiner Töchier zur Frau gab.
Der Sturz des Königs gieng von seinen eigenen Verwanbten aus. Er belagerte Arbea. die Hauptstabt der Rutuler. Bei einem Gelage im Lager stritten die Söhne des Königs und ihr Vetter Tarquinius Collatinus um den Vorzug ihrer Frauen. Sie setzten sich schnell zu Pferbe, ritten nach Rom, trafen ba die königlichen Schwiegertöchter bei üppigen Gastmahlen, begaben sich auch nach Collatia, wo sie des Collatinus tugenbhafte Gattin, Lukretia , mit Wollarbeit beschäftigt fanben, unter ihren Mägben sitzenb. Das gewalttätige Benehmen des Sextus Tarquinius hatte zur Folge, daß Lukretia ihren Vater und Gatten nebst zwei Freunben aus dem Lager holen ließ und
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Rom Latium Etrurien Roms Tusculum Rom Collatia Lukretia
Mdnngszeit- räume. Gruppe. Formation. Leitende Schichten. Leitende Fosilien. vorkommen. öemerkiingeil.
b)Steinkohlen- formation. Wechsellagerung ». grauem Sand- stein u. Schiefer- thon. Landpffanzemeste, die den gegen- wärtigen Farren und Schachtelhal- men ähneln. Zwickau u. Pot- schappel in Sach- sen, bei Walden- bürg in Schlesien, im Ruhrgebiet. Nurvereinzeltkom- men Reste von Sauriern u. Eon- chylien vor.
c) Formation des Roth! le- genden. Rothe Conglome- rate und Sand- stein. Verschiedene Land- pslanzenreste, welche von Farren :e. herrühren. Deutschland und Frankreich; an- derwärts, wie in England und im Ural, nur Pa- raltelbildungen. Der Name stammt daher, daß diese rothen Schichten die Unterlage, „das Liegende", der Zechsteinsor- mation bilden, aus welcher man in Thüringen u. Hessen d. Kupfer- schiefer gewinnt.
6) Zechsteinfor- mation. Dolomitischer Kalkstein, Stink- stein (bituminöser Kalkstein) u. bi- tuminöser Mer- gelschiefer, mit Einlagerung von Gyps u. Stein- salz. Fischreste, Koral- len- und Land- pflanzenreste. Norddeutschland b. zum Main. Der Name stammt von Mansfelder Bergleuten, die das Gestein, dnrch welches ihre Schächte abge- teuft sind, Zech- stein (Gruben- stein) nannten.
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Extrahierte Personennamen: Dolomitischer
Extrahierte Ortsnamen: Zwickau Schlesien Deutschland Frankreich England Thüringen_u._Hessen Norddeutschland Main
192
stark ist sein Stamm.
Wer wagt es, die Axt an
seine Wurzel zu legen?
Ihm, aus Meilenweite
dem einzigen lebenden
Zeugen einer längst
entschwundenen Zeit?
Leise spielt der Wind
mit seinen Blättern, und
geheimnisvoll raunen
die Zweige von alten
Tagen, von Kamps und
Streit, von friedlicher
Arbeit und frohem
Genießen und saurem
Schweiß. Nein, solch.
alterbaum ist uns nicht
feil um vieles Geld.
Er ist ein Wahrzeichen
des Hofes, ein Kleinod
des Landes!"
Die weitgehendste
Anspruchslosigkeit hin-
sichtlich des Bodens und
Klimas zeigt die Espe').
Ebenso wie Eber eschenst
Wildap felbauuu)
und Wildbirnech ist
sie oft als Zwischenholz
den heimischen Wäldern
Bärenlauch im Mischwalde. eigen. Auch die Weiß-
birke^) ist genügsam;
sie spielt dieselbe Rolle unter den Laubbäumen wie unsere Kiefer unter den
Nadelhölzern. Dadurch, daß sie für empfindliche Holzarten einen bedeut-
samen Bodenschutz ausübt, kann sie für den forstwirtschaftlichen Betrieb
unseres Ostens garnicht entbehrt werden. Moorbirkeh und Schwarzerle?)
besiedeln vielfach die feuchten Wald- und Wiesenmooreö). Die Urwüchsigkeit
der Grauerle") ist für Westpreußen nicht zweifellos nachgewiesen. Die
Schwarzpappel'") beschränkt sich auf das Stromtal, während die Silber-
pappel") mitunter an Waldrändern, Berglehnen und in Erlenmooren wächst.
*) Populus tremula. 2) Sorbus aucuparia. 3) Malus silvestris. 4 5 *) Pirus communis.
5) Betula verrucosa. G) Betula pubescens. 7) Alnus glutinosa. 8) Charakterpflauzeu
der Erlenbrüche: I. Gehälm: Schilfgras (Calamagrostis lanceolata), Hundsquecke
(Triticum caninum), mitunter weiches Honiggras (Holcus mollis). Ii. Farnflora: Bär-
lapp (Lycopodium selago), Sumpf-Punktfarn (Aspidium thelypteris), Dorufarn (A. spinu-
losum). Iii. Krau tflora: Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Springkraut (Im-
patiens noli tangere), Hexenkraut (Circea alpina, seltener C. lutetiana). Wasseruabel
(Hydrocotyle vulgaris), Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Ruprechts-Storchschnabel
(Geranium robertianum), kleiner Knöterich (Poligonum minus). — 9 10) Alnus incana.
10) Populus nigra. n) P. alba.
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— 293 —
und 1312 wurde das Bernhardiner - Cisterciens er - Nonnenkloster bei Thorn
erbaut. Die dort untergebrachten Jungfrauen führten als Nonnen ein recht
vergnügliches Leben, da die Unterstützungsgelder des Ordens sehr reichlich
ausfielen. Sorgen brauchten sie sich um ihren Lebensunterhalt nicht zu
machen, und so waren sie hauptsächlich darauf bedacht, Gaumen und Magen
durch allerhand gute Speisen zu ergötzen. Die Klosterschwester Katharina
hatte es verstanden, einen vorzüglichen Pfefferkuchen zu bereiten. Auf der
Klostertafel prangten allemal neben anderen Süßigkeiten auch die „Katha-
rinchen", wie das ausgezeichnete Backwerk bald benannt wurde. Aus den
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243
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Kirche zu Rumian (Kreis Löbau), Schurzholzbau vou 1714.
Farbiger Schmuck war in alter Zeit oft vorhanden, aber sehr wenig
ist davon geblieben. Das schönste Beispiel für eine Gewölbemalerei des
14. Jahrhunderts birgt die jüngst instandgesetzte Kirche zu Dörbeck. Aber
auch die späteren Jahrhunderte waren farbenfreudig und, wo irgend die
Mittel ausreichten, schmückte man die Decke mit einem reichen Teppich
figürlicher oder ornamentaler Malerei, so in Lemberg (Kr. Strasburg),
Gnrske (Kr. Thorn), in Gnojau und Gr. Montau (Kr. Marienburg) und
in vielen evangelischen Kirchen des Marienburger, Elbinger und Danziger
Werders.
Die Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Beichtstühlen, Orgelprospekten
und Kirchenbünken ist verschieden, je nachdem wir uns im wohlhabenden
Werder oder in den wenig ertragreichen Gebieten des pvmmerellischen Land-
rückens befinden; aber immer war die Gemeinde bestrebt, mit Liebe das Beste
für das Gotteshaus zu beschaffen und hat damit denn auch Hervorragendes
erreicht. Die Altäre sind wohl ausnahmslos von städtischen Tischlern und
Schnitzern bezogen, die Gestühle und die Anstriche aber öfter von dörflichen
Handwerkern hergestellt, wirkliche Erzeugnisse der Volkskunst.
Holzkirchen, wie die katholischen zu Rosenthal und Zwiniarz (Kr. Löbau)
oder Lesno (Kr. Konitz) können in dieser Hinsicht als Meisterwerke gelten.
Ebenso interessant, wenn auch auf anderem geistigen Boden erwachsen, sind die
Niederungskirchen zu Schönbaum (1644), Steegen, Tiegenort, Katznase (1706)
u. a. m. Hier fallen besonders, als Eigenart lutherischer Kirchen-Verfafiung,
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308
Das schloßartige Herrenhaus ist von einem entzückenden großen Park
umgeben, an den sich ein Gemüsegarten mit Gewächshaus anschließt.
Dort kann man fast zu allen Jahreszeiten die Schülerinnen in ihrer
kleidsamen Haustracht fleißig unter Leitung einer tüchtigen, gärtnerisch durch-
gebildeten Lehrerin arbeiten sehen.
^---pdas Haus ist für die Zwecke der wirtschaftlichen Frauenschule ausgebaut
und eingerichtet worden In der oberen Etage befinden sich die Schlafzimmer
der Lehrerinnen und Schülerinnen. Die Einrichtung der Zimmer ist, obgleich
jeder überflüssige Luxus vermieden worden ist, eine sehr behagliche und zweck-
Frauenschule Scherpingen bei Sobbowitz i. Westpr.
entsprechende. Ein sehr großes Eßzimmer, ein fast ebenso großes Wohn-
zimmer, die Zimmer der Schulleiterin, sowie einige Räume für Lehrzwecke
liegen im Erdgeschoß. Das Souterrain enthält eine geräumige helle Küche
mit 3 Herden, Waschküche, Rollstube, Mädchenstuben, Heizanlagen usw.
Eine Lehrmolkerei wird in den hierfür vorzüglich geeigneten Keller-
räumen der ehemaligen Gutsbrennerei eingerichtet. Für die Geflügelzucht,
die bisher in mehreren im Park ausgestellten Ställen betrieben wurde, soll
ein besonderer Platz mit großem Auslauf auf neu hinzugekauftem Gelände
bereit gestellt und zweckentsprechend ausgestattet werden.
Die Schule ist für 30 Schülerinnen oder „Maiden" eingerichtet. Der
Lehrplan umfaßt alles, was zu Küche, Wäsche, Haus- und Handarbeit,
Gartenbau, Molkerei und Geflügelzucht gehört. Auch mit der einfachen
Buchführung, mit den grundlegenden Bestimmungen über die Verfassung
und Verwaltung des Staates, mit den Grnndzügen der sozialen Gesetz-
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328
Wurde der schöne, in gotischem Stile aufgeführte, von dem Königlichen
Regierungsbaurat Ehrhardt entworfene Bau feierlich eingeweiht und in
Gebrauch genommen. Immer reichlicher ward der Zustrom der Kranken,
immer größer die Zahl der Schwestern. Schon 1886/87 mußte durch
Erwerb von Neugarten 6 und Errichtung des Klassen-Krankenhauses
auf diesem Grundstücke die Anstalt erheblich erweitert werden. 1890 errichtete
man das große Kinder- und Frauenhaus, dessen Dachgeschoß 1904 zur
Schwestern-Krankenstation ausgebaut wurde. 1894 wurde der eine
Flügel des Krankenhauses Isolier-Station. Er erhielt zur Erweiterung
dieser Station 1903 einen Aufbau.
Auguste-Viktoria-Stift.
Um die Jahrhundertwende erwarb der Vorstand das Grundstück Neu-
garten 1, 4000 □»] für 190000 Mk., und erbaute darauf unter Aufwendung
von weiteren 354000 Mk. und unter großer Belastung der Anstalt das
prächtige „ Auguste-Viktoria-Stift".
Damit war ein Werk geschaffen, wie es Westpreußen noch nicht hatte,
nämlich ein Altenheim und Siechenhaus, insbesondere für Pfleglinge wohl-
habenderer Stände, ein hochnötiges Werk, dessen die Provinz bedurfte und
dessen 60 Plätze stets voll besetzt sind. Es gewährt Männern und Frauen
im Alter und Siechtum eine sichere Heimstätte unter der Obhut und Pflege
von Diakonissen. Ein Platz in der Klasse l 4 (2 Zimmer) kostet z. Z.
1500 Mk., in der Klasse 11> (1 Zimmer) 1200 Mk, in der Ii. Klasse (2 Per-
sonen in 1 Zimmer) 720 Mk., in der 111. Klasse (2 und mehrere Personen
in 1 Zimmer) 480 Mk. •— Wer im Alter eine sichere Zufluchtsstätte mit
vollständiger leiblicher und geistlicher Versorgung durch Arzt, Apotheke und
Geistlichen haben will, findet das im Auguste-Viktoria-Stift.
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351
ihren Häusern; und alle die Zeit, wo die Leiche drinnen liegt, da soll
Trinken und Spiel sein, bis auf den Tag, da er verbrannt wird.
Darauf an demselben Tage, wo sie ihn zu dem Scheiterhaufen bringen
wollen, da teilen sic sein Eigentum, so viel noch übrig geblieben ist nach
dem Trinken und dem Spielen, in fünf oder sechs Teile, bisweilen auch in
mehrere, je nachdem der Betrag seines Eigentums sein mag. Sodann legen
sie den größten Anteil innerhalb einer Meile vor der Stadt ans, und
darauf einen andern, sodann den dritten, bis es alles auf den Raum einer
Meile ausgelegt ist, und es muß der kleinste Teil am nächsten bei dem
Orte liegen, wo der tote Mann sich befindet. Sodann sollen versammelt
werden alle die Leute, welche die raschesten Rosse im Lande haben, ungefähr
in der Entfernung von fünf oder sechs Meilen von den Habseligkeiten.
Dann sprengen sie alle ans die Habe los; wobei dann der Mann, der das
rascheste Pferd hat, zu dem ersten und größesien Teil gelangt, und so einer
nach dem andern, bis alles genommen ist, und der nimmt den geringsten
Teil, der am nächsten zum Hofe nach der Habe reitet: und sodann reitet
jeder seines Weges mit dem Gute und darf alles behalten, und deshalb
sind dort die schnellen Pferde ungewöhnlich teuer. Und wenn sein Nachlaß
so ganz und gar zerstreut ist, dann tragen sie ihn hinaus und verbrennen
ihn mit seinen Waffen und Kleidern: und ganz gewöhnlich verschwenden sie
sein ganzes Vermögen durch das lange Liegen des toten Mannes in seinem
Hause und durch das, was sie auf den Weg legen, wonach die Fremden
ausreiten, um es zu nehmen.
Es ist auch eine Sitte unter den Esten, daß die toten Männer jeglichen
Standes verbrannt werden müssen, und wenn jemand ein einzelnes Gebein
unverbrannt findet, so müssen sie eine bedeutende Sühne vornehmen. Es
ist auch unter den Esten eine Kunst, daß sie verstehen Kälte hervorzubringen,
und deshalb liegen dort die toten Leute so lange und verwesen nicht, da sie
eine solche Kühlung an ihnen bewirken. Und wenn man zwei Gefäße voll
Bier oder Wasser hinsetzt, so bewirken sie, daß jedes überfriert, es sei im
Sommer oder Winter.
Drei Sagen.
1. Der Wettwurf bei Gdingen.
rv^n Oxhöft stand vor uralten Zeiten auf einem weit in die See hinein-
ragenden Küstenvorsprunge, der „der Haken" genannt wird, eine stattliche
Ritterburg. Sie wurde von Riesen bewohnt. Im Laufe der Zeit starben
die Riesen aus. Zuletzt wohnte nur noch ein schönes Riesenfräulein als die
Letzte ihres Geschlechts in der Burg. Nicht nur durch ihre seltene Schön-
heit, sondern auch durch ihre außerordentliche Kraft war die Riesenjungfrau
in der ganzen Umgegend bekannt. Dabei hatte sie das Gelübde abgelegt,
dajch sie nur demjenigen Manne die Hand zum Ehebunde reichen wollte, der
sie im Wettkampf besiegen würde.
Nun wohnte in der Gegend des heutigen Adlershorst ein junger, statt-
licher Fischer. Er liebte das Riesenfräulein und begehrte es zum Weibe.
Heimatkunde, Ii. Teil. no
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494
Das Familienleben unserer Urgroßeltern kann uns keine Schilderung
aus noch so gewandter Feder näher rucken, als es die Zeichnungen und
Radierungen Chodowieckis tun. Wir fühlen uns bei ihrer Betrachtung in
die patriarchalische Atmosphäre jener Tage versetzt, deren zierlich abgemessene
Lebensformen ein anheimelnder Hauch von Wohlbehagen und Gemütlichkeit
umweht. Aber nicht nur die Emsigkeit und Gewissenhaftigkeit, mit der der
Meister alle Ecken und Winkel des ihn umgebenden Treibens durchstöberte,
machen diese Werke seines Griffels dem Kultur- und Kunsthistoriker wertvoll;
die Anmut und Ungezwungenheit des Vortrags ist es, die sie von so vielen
anderen Werken gleicher Art auszeichnet.
Wie er dadurch, daß er — selbst unbe-
obachtet — beobachtete, zum ehrlichsten
Schilderer seiner Zeit wurde, hat er
durch seinen angeborenen Sinn für kurz
andeutende Charakteristik, durch sein
Feingefühl für die unscheinbaren Reize
des Selbstverständlichen der Kunst tat-
sächlich neue Wege gewiesen.
Die Bleististstudien aus seiner frühen
Zeit zählen zu den wenigen Leistungen
deutscher Malerei, die den Vergleich mit
den Meisterwerken des Franzosen Char-
din nicht zu scheuen haben. Sie waren
jedoch lediglich zur Befriedigung eigener
Neigung, zur Weiterbildung von Hand
und Blick bestimmt; erst dem Entschluß,
durch die vervielfältigende Kunst das
Publikum an seiner Freude teilnehmen
zu lassen, verdankt Chodowiecki seine
Stellung in der deutschen Kunstgeschichte.
Chodowieckis erster Versuch, eine
Zeichnung auf die Kupferplatte zu
bringen und durch den Druck zu ver-
vielfältigen, datiert aus dem Jahre 1757.
Er selbst sprach davon als von einem
mutwilligen Experiment, dessen technische
Fährlichkeiten ihn anfangs enttäuschten. Es ist die heute außerordent-
lich selten gewordene Radierung „Der Würfelspieler" und stellt einen ver-
lumpten, buckeligen Gesellen, den Knopfstempelmacher Fonvielle, dar, der da-
mals in den Berliner Wirtshäusern als grotesker Spaßvogel sein Wesen
trieb. Nur zögernd entschloß er sich dazu, seine Kraft, die er auch an
kleineren Ölgemälden bereits erprobt hatte, fast ausschließlich in den Dienst
der graphischen Technik zu stellen. Sicherlich sprach dabei auch der Umstand
mit, daß er sich verhältnismäßig früh — im Alter von 29 Jahren —■ einen
eigenen Hausstand gegründet hatte, indem er die Tochter eines Goldstickers
ans der französischen Kolonie Berlins, Jeanne Barez, heimführte. Es galt,
für die Familie, die sich schnell vermehrte, zu sorgen. Das Glück war dem
Strebsamen hold. Der erstaunliche Erfolg freilich, den seine große Radie-
rung „Der Abschied des Calas von seiner Familie" i. I. 1767 erzielte, er-
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465
mit dem Bett befinde, in dem einst König Friedrich geschlafen habe. Auch
Napoleon glaubte, wie damals viele Leute auch aus Finckenstein, daß der
große König einmal im Schlosse gewohnt habe. Man führt den Kaiser
hinauf, und er findet seine Gemächer schon eingerichtet.
Neben dem schon genannten Schlafzimmer befand sich Napoleons Früh-
stückszimmer, wo er auch Audienzen abhielt, d. h. Personen empfing, die ihn
sprechen wollten oder die er zu sprechen wünschte. Daneben wieder in dem
großen, eichengetäfelten Saale hielten sich bei Tage die Adjutanten und
Ordonnanzoffiziere auf. Nachts schlief hier vor der Tür des Frühstücks-
zimmers der Leibmameluk Rustan. Im Billardzimmer warteten die Ordon-
Napoleons Schlafzimmer in Finckenstein.
nanzen. Im Erdgeschosse, gerade unter den Gemächern des Kaisers, wohnte
sein Schwager Murat, Großherzog von Berg, und weiterhin andere Personen
des Hauptquartiers. Andere Personen wohnten dauernd oder vorübergehend
im Dyckschen Gasthause, in der Schule, der Leibarzt im Jnspektorhause. In
der Gutsschreiberei wurde die Post eingerichtet.
Den Schloßherrn traf Napoleon nicht an. Er war mit seiner Ge-
mahlin bei seinem Könige in Königsberg und nachher in Memel. Auch
seine Söhne standen im Dienste ihres Königs. Wir nennen von ihnen
Alexander, der damals Kammerdirektor in Marienwerder, später Minister
des Innern war, Ludwig, 1814 Kommandeur der preußischen Belagerungs-
truppen vor Danzig, der am Lazarettfieber starb, Fabian, den glühenden
Franzosenhasser, mehrfach verwundet, der in der Heimat und in Spanien
gegen Napoleon kämpfte.
Es gefiel Napoleon in Finckenstein trotz seiner unermeßlichen Tätigkeit,
die er auch hier entfaltete, sehr gut. Das Schloß mit seinen Kaminen, der
30*
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Napoleon Napoleons Napoleons Murat Napoleon Alexander Alexander Ludwig Ludwig Fabian Napoleon Napoleon