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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 97

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
imb der Hohenstaufen. 97 Christi erwerben zu können, der meinte, einen der köstlichsten Schätze zu besitzen. Der Priester kleidete den Pilger in ein langes Pilgergewand und versah ihn mit Kreuz, Pilgertasche und Pilgerstab. In allen christlichen Ländern konnten die Pilger auf gastfreie Aufnahme rechnen, und so lange die Araber im Besitze des heiligen Landes waren, durften sie ungehindert gehen und kommen. Als aber im 11. Jahrhundert die Türken Herren des Landes wurden, hatten die Pilger viele Drangsale von ihnen auszustehen. Große Geldsummen forderten sie von jedem Pilger, der das heilige Grab und andere heilige Stätten besuchen wollte; ja schon der Eintritt in die Stadt Jerusalem war nur gegen Erlegung einer bestimmten Summe gestattet. Da lagen nun oft ganze Scharen armer Pilger vor den Thoren der Stadt, die nicht imstande waren, solche Steuern zu bezahlen und die dann warteten, bis der Zug eines mächtigen, reichen Fürsten nahte, der sich auch zur Fahrt nach dem heiligen Lande aufgemacht hatte. Da war Hoffnung, daß der Fürst und seine reichen Gefährten für die armen Pilger bezahlten. Durch die zurückkehrenden Pilger erfuhr man im Abendlande von den Bedrückungen, denen die Christen im heiligen Lande ausgesetzt waren. Sie wurden mißhandelt, beraubt, ihre Andachten gestört und die heiligen Stätten beschimpft. Laute Klagen tönten in das Abendland, und schon Gregor Vii. wollte die Christenheit zu einem Krenzzuge aufrufen, aber feine Kämpfe mit Heinrich Iv. hinderten ihn daran. Erst einer seiner Nachfolger, Urban Ii., brachte diesen Plan zur Ausführung. Der schwer bedrängte Kaiser Alexius von Konstantinopel bat den Papst um Hülfe, und dieser berief nun im März und November 1095 zwei Kirchenverfannnlungen, eine nach Piacenza am Po und eine andere nach Clermont im südlichen Frankreich, wo er die Erschienenen zum Kampf gegen die Türken aufforderte. Auf der zweiten Versammlung sprach der Papst: „Wehe uns, daß wir still sitzen und den Missethaten und der Schmach der Stadt Gottes ruhig zuschauen! Darum auf, meine Geliebten, und waffnet euch! Ein jeglicher umgürte seine Lenden mit dem Schwerte, unseren Brüdern zu helfen; denn besser ist es, im Kampf für unseren Glauben zu sterben, als die Greuel länger zu duldeu. Im Namen des barmherzigen Gottes verkündigen wir allen, welche die Waffen wider die Ungläubigen ergreifen, vollkommenen Ablaß ihrer Sünden, und denen die im Streite fallen werden, verheißen wir Lohn des ewigen Lebens." Die Wirkung dieser Worte auf die versammelte Menge war un- Roßbach, Hülssbuch 1$, 7

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 222

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
222 Von der Zeit Rudolf von Habsburg gegen Fürsten und Unterthanen gegen Fürsten wurde ein Reichs-kammergericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch sonst einem Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstände gaben ihre Zustimmung zu dieser Einrichtung. Zur besseren Handhabung des Landfriedens wurde das Land in zehn Landfriedenskreise eingeteilt. Zwei Kreisoberste und acht Räte hatten in jedem Kreise die Friedensbrecher zu bestrafen, die Urteile des Reichskammergerichts und die Reichsacht zu vollstrecken. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Zur Erhaltung dieses Heeres legte er eine Reichssteuer, den sogenannten „gemeinen Pfennig" auf. Jeder, der über 15 Jahre alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden */« Gulden zahlen. Mit der Einnahme dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt. 4. Söldner und Landsknechte. Vor Erfindung des Schießpulvers zog der Ritter, wohlgerüstet auf mutigem Rosse, selbst in den Kampf. Später, als das Pulver im Kriege verwandt wurde, konnte er mit seiner persönlichen Tapferkeit wenig ausrichten, er zog es daher vor, zu Hause zu bleiben und seine Knechte, Vögte, Kutscher in den Kampf zu schicken. Brach aber ein Krieg aus, so konnte ein Fürst selten eine genügende Anzahl Truppen zusammenbringen; es blieb ihm dann nichts weiter übrig, als Söldner zu werben. Auf dem Markte der Stadt ließ der Werbeoffizier die Fahne aufpflanzen und die Trommel rühren. Die kriegslustigen Burschen kamen dann herbei, empfingen ein Handgeld und traten als Rekruten in den Dienst ihres Kriegsherrn. Monatlich wurde ihnen ein Sold gezahlt, daher der Name „Söldner." In der Regel zogen sie in Haufen („Fähnlein") unter Führung eines selbstgewählten Hauptmanns von Land zu Land, von einem Krieg zum andern. Es gab Söldner, die schon in Italien, Spanien, Frankreich, Holland und anderen Ländern gedient hatten. Sie hatten vornehmlich den Wunsch, sich durch Plünderung und Brand, Raub und Mord zu bereichern. Wollte ein Feldherr solche Roheiten nicht dulden, so empörten sie sich gegen ihn oder gingen zum Feinde über. Maximilian und sein Feldhauptmann Georg von Frundsberg bildeten das Heer der Landsknechte aus. Die Landsknechte waren auch Söldner, die aber von den Landen des Reichs, aus denen sie geworben, ihren Namen „Landsknechte" empfingen. Die Werbung geschah in der Weise, daß wohlbekannte Heerführer mit dem Range

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 244

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
244 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches ein Kränzlein von Gold und Perlen, doch nicht über fünf Gulden; Schleier je einen nicht über acht Gulden und nicht mehr als drei Schleier für eine Person; seidene Fransen an den Kleidern, aber keine Fransen von Perlen oder Gold; ein Goller von Perlen, aber nicht über fünf Gulden an Wert, eine Perlenbrust nicht über zwölf Gulden; ein golden Kettlein mit Gehäng zu fünfzehn, ein Halsband zu zwanzig Gulden; außer dem Braut- oder Ehering feinen anderen Ring über vierundzwanzig Gülden an Preis; Paternoster drei oder vier, aber nicht über zehn Gulden; Gürtel von Seide oder goldenen Börtlein nicht mehr als drei. Solcher Aufwand rief den Unwillen der Zeitgenossen hervor, besonders der Geistlichen, der nicht nur in Schriften sondern auch von der Kanzel her zum Ausdruck kam. So behauptet Geiler von Kaisers-berg, daß manche Bürgersfrau an Kleidern und Schmuck auf einmal oft über 300 und 400 Gulden an Wert trage und in ihren Schränken zu ihrem Körperfchmuce oft für mehr als 3000 Gulden habe. „Es gehen jetzt Frauen wie die Männer, lassen das Haar auf den Rücken hängen und haben Barettlein mit Hahnenfedern darauf, pfui Schand und Laster! Die Männer tragen jetzt Hauben wie die Frauen mit Seiden und mit Gold gestickt, und die Weiber machen hinten an den Häuptern Diademe wie die Heiligen in den Kirchen. Der ganze Leib ist voll Narrheit. Tausenderlei verdeckt man mit der Kleidung, jetzt ganz weite Ärmel, jetzt also eng. Die Weiber ziehen die langen Schwänze auf dem Erdreich hernach. Es giebt welche, die haben so viel Kleider, daß sie die ganze Woche alle Tage zwei Kleider haben; wenn man zu dem Tanz geht oder zu einem anderen Spiel, so haben sie andere Kleiber. Sie schminken sich oft mehrmals-des Tages und haben eingesetzte Zähne und tragen falsches Haar." Früher bedienten sich bloß die Fürsten- und Ritterfrauen des Hermelins und Zobels, jetzt wollten auch die Bürgerinnen solcher Kostbarkeiten nicht entbehren. Ebenso eiferte der Straßburger Sittenprediger gegen die weibischen Männer, die sich mit Rosenwasser bestrichen und mit Balsam salbten. „Und sind oft die jungen Gecken, insonderheit Kaufmannssöhne, die meinen, sie wären alles, weil ihre Väter Geld haben, und den halben Tag in den Wirtshäusern sitzen und auf den Straßen stolzieren, in ihrer Kleidung noch närrischer als die Weiber. Siehst du nicht, wie sie sich das Haar büffen und färben und das Gesicht einschmieren. Sie schmieren sich mit Affenschmalz, sie büffen das Haar

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 247

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schluffe des Mittelalters. 247 bis zum Wert von nicht weniger denn einhundertfünfzig Gulden, eine ungeheuere Summe nach der Höhe des damaligen Geldwertes, wo man für vier Gulden einen fetten Ochsen kaufte! Da auch die fürstlichen Verordnungen sich kaum als kräftig erwiesen und nur in einzelnen Gebieten hätten von Wirkung sein können, so fand man die Sache wichtig genug, sie selbst auf den Reichstagen zu verhandeln und hier für das ganze Reich ein vom Kaiser bestätigtes allgemeines Reichsgesetz zu erlassen. Dies kam 1497 auf dem Reichstagsabschied zu Lindau zu stände, aber es half ebenso wenig wie die anderen Bestrebungen, dem Luxus zu steuern, erst die veränderten Zeitverhältnisse brachten später darin Wandel. Von den Vornehmen und Reichen unterschieden sich die Gelehrten durch Verschmähung jeder Mode; sie behielten ihren langen schmucklosen Rock und eine einfache Mütze bei; Richter und Ärzte trugen rote, andere Gelehrte violette oder schwarze Talare. Den Handwerkern machte ihre Arbeit und vielfach auch ihre Armut es unmöglich, sich nach der Mode zu kleiden. Die Geistlichen hinwieder mußten sich den für die abendländische Christenheit allgemein gültigen Anordnungen des Papstes unterwerfen. Im Privatleben kleidete sie der weitere Talar oder die engere Soutane; die Bischöfe trugen violette, die übrigen Geistlichen schwarze Obergewänder; nur selten sah man in Deutschland das rote Kleid des Kardinals, niemals das weiße des Papstes. Seit dem Ausgange des 14. Jahrhunderts nahmen die Geistlichen kurze schwarze Krempenhüte an. Die Mönche hüllten sich in die Kutte, deren Art ihren Orden kennzeichnete. Oft genug aber mußten die Behörden den Geistlichen verbieten, weltliche und bunte Kleider zu tragen, sowie Waffen bei sich zu führen. 5. Speise und Trank. Dieselbe Üppigkeit wie in der Kleidung zeigte sich auch in Speise und Trank. So berichtet uns ein Zeitgenosse aus dem 15. Jahrhundert: „In den Kaufmanns- und anderen Bürgerhäusern, in den Schlössern und auch gar viel bei den Bauern fand man all die von den geizigen Kaufleuten eingebrachten fremden Waren, meist unnütze und schädliche der Gesundheit, als da sind Nägelein, Zirnmet, Muskatnus, Ingwer; und das alles wird nicht sparsam verbraucht, sondern viel und gierig; und leert die Taschen, denn es wird teurer von Jahr zu Jahr und setzen die Kaufleute Preise, wie sie wollen. Die Überflüssigkeit in der Kleidung ist nicht größer, als die in der Nahrung. Es ist mit gewaltigen Hochzeiten, Kindtaufen und sonstigen Festen viel schlimmer worden es ehedem

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 251

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schlüsse des Miltelalters. 251 junge Priester und die eingekleidete Nonne von ihren Bekannten Geschenke. 2. Verhältnis der Eheleute zu einander. Wo vergönnt ist, von dem gegenseitigen Verhältnisse der Eheleute zu erfahren, da begegnet meist eine strenge, fast herbe Unterordnung der Frau, die zu ihrem Mann als zu ihrem Herrn aufblickte. Aber es fehlte gewiß in vielen Familien nicht an so inniger Gemeinschaft, wie sie zwischen dem Augsburger Burkard Zink und seiner Gattin bestand, über die uns Zink selbst berichtet: „Mein Weib hieß Elisabeth und war meines Herrn Kramers Magd, wie ich sein Diener war, nahmen einander also in guter Freundschaft. Als wir nun Hochzeit mit einander gehabt hatten, wußte ich nicht sicher, was ich thun sollte, denn ich hatte nichts und hatte die Huld meines Herrn verloren; es war ihm leid, daß ich mein Weib genommen und ihn nicht darum gefragt, wollte mir weder raten noch helfen. Also wußte ich nicht, was ich anfangen sollte. Doch war mir das Weib lieb, und ich war gern bei ihr, und ich bedachte mich mit meiner Hausfrau, die war mir hold und tröstete mich und sprach : „Mein Burkard, gehab dich wohl und verzage nicht, laß uns einander helfen, wir wollen wohl auskommen; ich will an dem Spinnrade spinnen und will alle Woche vier Pfund Wolle aufspinnen, das ist 32 Pfennige." Und da die Frau also tröstlich war, erkeckte ich auch und gedachte: „Nun kann ich doch ein wenig schreiben; ich will zusehen, ob ich mag einen Pfaffen haben, der mir zu schreiben gebe. (Ein ehemaliger Lehrer Burkards, der jetzt Geistlicher zu Augsburg war, übertrug ihm die Abschrift eines Werkes von Thomas Aquiuo). Er gab mir einen Gulden bar, daß ich Papier kaufte und schriebe. Also kam ich heim zu meiner Hausfrau und sagte ihr, was ich geworben hätte, dessen war sie froh. Und also fing ich an zu schreiben und schrieb in derselben Woche 4 Lagen des großen Papiers. (Der Geistliche bezahlte für jede Lage — 6 Bogen 4 Groschen). Mein Weib und ich saßen zusammen, und ich schrieb und sie spann, und gewannen oft 3 Pfund Pfennige in einer Woche, doch sind wir oft bei einander gesessen die ganze Nacht. Und es ging uns wohl und gewannen, was wir bedurften. Als mein früherer Herr nun sah, daß ich mich wohl anließ und fleißig schrieb und genug verdiente, da stellte er mich wieder an, und ich führte ihm sein Kaufmannsgewerbe, wie ich es vorher gethan. 1440 starb meine liebe Hausfrau Elisabeth, der Gott gnädig sei durch feine grundlose Barmherzigkeit, und sie liegt zu Sankt Ulrich begraben. Also habe ich meine liebe Hausfrau

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 425

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 425 schuf Ludwig aus einem kleinen Jagdhause seines Vaters den Riesenpalast zu Versailles, der seit 1672 zur ständigen Residenz erkoren wurde. Um dieses Schloß siedelte sich dann bald eine Stadt von 80000 Einwohnern an, die sämtlich nur durch und für einen einzigen Menschen lebten. Einige abgelegene Gassen abgerechnet, gab es in Versailles nichts als Paläste und Prachtbauten, mit Bildwerk geschmückte Außenseiten, reichverzierte Friese und Geländer, Marmortreppen und Herrschaftswohnungen, und das alles nur als der Schweif des riesenhaften Schlosses, um welches das Ganze freiste. Die vornehmsten Familien des Reiches hatten in Versailles ihren Hauptsitz, um hier die hohe Schule der höfischen Bildung durchzumachen. Dazu muß man noch alle die Paläste und Lustschlösser fügen, welche zehn Stunden in der Runde die Landschaft schmückten, ein Kranz der üppigsten Fürsten- und Adelswohnungen, die jeden Morgen ihre goldstrotzenden und diamantenfunkelnden Insassen nach Versailles, dem allgemeinen Licht- und Gnadenquelle, entsandten. Nach Hunderten sind die Gebäude zu zählen, welche in Versailles ausschließlich für de» Dienst des Königs und der ©einigen bestimmt waren. Seit den römischen Cäsaren hat kein Menschenleben soviel Raum auf Erden gebraucht als Ludwig Xiv. und sein Hof. Auf den Bau des Schlosses sind über 150 Millionen Livres verwandt worden, die nach dem heutigen Geldwert 750 Millionen Franken vorstellen. Die dem Paläste gegenüberliegenden Ställe kosteten allein über 3 Millionen (heute 15 Millionen), waren aber auch so geräumig und schön, daß sie der König bald als Opernhaus, bald als Ballsaal umwandeln lassen konnte. Und nun die Gärten, das Muster fast aller fürstlichen Gartenschöpfungen der Rokokozeit. In den schnurgeraden Baumreihen konnte sich der König mit seinem gesamten Gefolge ergehen. Sechzig Damen mit ihren ausgepufften Brokatkleidern von bedeutendem Umfange fanden auf diesen Wegen nebeneinander bequem Platz und konnten mit dem ganzen Troß der Hofherren das Spiel der neuen Wasserwerke bewundern. Dieser Hoftroß war nicht gering, nahm der Civilhofstaat wenigstens 4000 dienstbare Geister in Anspruch, so der Militärhofstaat an 9000 bis 10 000 Menschen; dazu kamen noch mehr als 2000 Leute für die prinzlichen Hofstaaten, so daß die königliche Hofhaltung von Versailles eine Volksmenge von 15000 Köpfen beschäftigte und einen Aufwand von 40 bis 45 Millionen Franken verursachte. Das war aber mehr als der zehnte Teil der gesamten Staatseinnahmen. Wie schon angedeutet, drängten sich Frankreichs erlauchteste Geschlechter nach Versailles, um Ludwig Xiv, in Unterwürfigkeit zu

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 389

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Großen Kurfürsten. 389 Sohnes und war bemüht, in dem lange verwahrlosten Lande gesetzliche Ordnung, Gewerbefleiß, Handel und Wohlstand wieder herzustellen. Durch bedeutende Bauten, besonders in Tangermünde, beschäftigte er die niederen Stände, den Städten suchte er durch Erneuerung ihres alten Verhältnisses zur Hansa wieder aufzuhelfen; der Straßenraub wurde streng bestraft und der Adel durch kaiserliche Verbote gehindert, neue Schlösser und Burgen ohne Bewilligung des Landesherrn aufzubauen. Um eine geordnete Verwaltung durchzuführen, ließ er alle Grundstücke, Erträge und Einkünfte in einem „Landbuch der Mark" aufzeichnen. Nach diesem Verzeichnis hatte das Kurfürstentum damals 171 Städte und Schlösser und 1094 Dörfer. Der vorzeitige Tod des Kaisers führte jedoch die meisten der alten Übel- und Mißstände zurück. Denn sein zweiter Sohn und Erbe Sigismund (1378— 1415) verweilte in diesem Lande nur zweimal und auch nur, um hier Mittel zur Befriedigung seiner Geldbedürfnisse zu gewinnen. Schließlich (1488) verpfändete er die gesamten Marken nebst der Kurwürde seinem Vetter Jobst von Mähren, die Neumark verkaufte er gar (1402) an den Hochmeister des Deutschen Ordens. Jobst aber schickte Statthalter nach Brandenburg, die ebenfalls nur Geld für ihn schaffen sollten und sonst alles gehen ließen, wie es gehen wollte. Da trat nun eine vollständige Auflösung aller geordneten Verhältnisse ein. Ein Teil des Adels, darunter namentlich die Brüder Hans und Dietrich von Quitzow, suchte das Land dermaßen heim, daß die Zustände in demselben weithin verrufen waren. „Rauben und Stehlen," hieß es, „sei damals in der Mark die größte Kunst und das beste Handwerk gewesen," und „je näher jemand den Marken gekommen ist, je fähr-licher er gereiset oder gewandert hat." Erst der Tod Jobsts (1411) brachte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sigismund, der inzwischen Kaiser von Deutschland geworden war, erklärte die Marken als ein ihm gehörendes Besitztum und übertrug die Verwaltung derselben einem seiner treuesten und besten Räte, dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich Vi. aus dem Hause Hohenzollern*). *) Die Hohenzollern waren schon unter Friedrich Rotbart ein angesehenes schwäbisches Grafengeschlecht, das seinen Ursprung von dem schwäbischen Herzogshause der Burkharde herleitete. Friedrich I. wurde um das Jahr 1191 des Kaisers Burggraf zu Nürnberg, wo er dessen Rechte und Einkünfte zu verwalten hatte. Von seinen beiden Söhnen erbte der ältere, Konrad, das Burggrasentum und die fränkischen Besitzungen, der jüngere, Friedrich Ii., die schwäbischen Güter; von jenem stammen die preußischen Könige, von diesem die Fürsten von Hohenzollern ab. Der Name Hohenzollern ist von der älteren Linie erst durch den Großen Kurfürsten (1685) angenommen worden. Kaiser Karl Iv. hat die zollerschen Burggrafen wegen ihres Ansehens und ihrer Besitzungen zu deutschen Reichsfürsten erhoben.

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 391

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Großen Kurfürsten. 391 1470 trat er die Regierung an seinen jüngeren Bruder Albrecht ab und zog sich nach Franken zurück, wo er ein Jahr darauf starb. Albrecht Achilles 1470—1486. Albrecht war ein Freund der Kampfspiele und des ernsten Schlachtgetümmels, woher er auch seinen Beinamen hat. So entriß er einmal im Kampfe mit den Nürnberger», mit denen er in beständiger. Fehde lag, die Fahne und verteidigte sie gegen 16 Gegner, bis ihm die Seinen halfen. Ein andermal erstieg- er die Mauern von Gräfenberg allein und erwehrte sich, an einen Baum gelehnt, der Feinde, bis die Thore gesprengt waren und ihm Hülfe kam. Auch fürstliche Pracht liebte er, und sein Hof auf der Kadolzburg im Ansbachschen war das glänzende Vorbild für prachtvolle Fürstensitze. In der Mark gefiel es ihm nicht; der Adel war roh und die Krämer, wie Albrecht die Bürger zu nennen pflegte, waren nicht einmal reich. Als ihm die Stände eine neue Steuer, die Bierziese, verweigerten und nur eine bestimmte einmalige Summe bewilligten, wurde er noch verdrießlicher. Er übertrug die Regierung in den Marken seinem Sohne Johann und kehrte nach Franken zurück. 1473 erließ er ein wichtiges Hausgesetz, indem er seinem ältesten Sohne die Mark, zweien jüngeren Söhnen die fränkischen Fürstentümer bestimmte und zugleich festsetzte, daß die Mark Brandenburg stets ungeteilt dem Kurfürsten gehören sollte. Schon schwer leidend, beteiligte er sich doch noch bei Maximilians I. Wahl, starb aber bald darauf auf dem Reichstag zu Frankfurt ct. Main. 1486. Iii. Friedliche Entwickelung der Mark dis fitw dreißigjährigen Krieg. 1. Johann Cicero 1486—1499. Kurfürst Johann, mit dem Beinamen Cicero, den er wegen feiner Fertigkeit und Beredsamkeit im Lateinischen erhalten hat, war schon 16 Jahre vor dem Tode seines Vaters Statthalter der Mark Brandenburg gewesen. Infolge der verschuldeten Lage des Landes befand er sich trotz großer Sparsamkeit nicht selten in Geldverlegenheiten, deshalb wandte er sein Augenmerk, als er die Regierung als Kurfürst übernommen, hauptsächlich auf die Hebung der Finanzen und auf die Ordnung der sonstigen inneren Verhältnisse des Landes. Dabei begegnete ihm von den Städten freilich heftiger Widerstand, besonders um der Biersteuer willen; die Stendaler empörten sich geradezu und mußten mit Gewalt

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 394

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
394 Brandenburgisch-preußische Vorgeschichte Joachim Ii. hatte sich als Kurprinz in einem Türkenkriege durch Tapferkeit hervorgethan und deshalb den Beinamen Hektor erhallen, als Fürst aber wür er friedliebend. 1537 schloß er mit dem schlesischen Herzog Friedrich von Liegnitz, Brieg und Wohlau den Erbverbrüder-ungsvertrag, wonach seinem Hause die Anwartschaft auf diese Gebiete zustand, wenn jenes Fürstengeschlecht in männlicher Linie ausstürbe. Recht und Gesetz fanden in Joachim Ii. einen thatkräftigen Beschützer, und so gediehen im Schutz des Friedens Gewerbe und Handel immer mehr, aber der Wohlstand verleitete -viele Bürger zur Verschwendung und ihr Landesherr ging vergeblich mit strengen Bestimmungen dagegen vor. Denn er selbst gab das Beispiel dazu. Prachtbauten, Prunkfeste, glänzende Turniere und Jagden, reiche Geschenke an seine Diener und Freundinnen verschlangen große Summen. Um seine leeren Kassen zu füllen, nahm er die Juden gegen bestimmte Abgaben wieder in sein Land auf, machte den Juden Lippold zu seinem Münzmeister, der minderwertige Münzen prägte, die aber den vollen Geldwert haben sollten. Wenn aber alles nichts half, dann wandte sich Joachim Ii. an die Landstände, die neues Geld gegen das Versprechen bewilligten, daß er keine wichtige Sache ohne ihren Rat und ihre Zustimmung ausführen lassen wollte. Während Joachim nicht unerhebliche Schulden machte, war sein Bruder Johann ein besserer Haushalter und auf die Hebung der öffentlichen Wohlfahrt bedacht. Durch Anlage von Landstraßen, Brückenbauten und Wasserleitungen suchte er Handel und Verkehr in seinem Lande zu heben. Ebenso fanden Ackerbau und Gewerbe unter seiner Regierung alle möglichen Begünstigungen. Er war der erste von allen Herrschern der märkischen Lande, der durch Aufbewahrung des Getreidevorrats in gesegneten Jahren den Bedürfnissen in Zeiten der Not und des Mißwachses abzuhelfen suchte; das Volk nannte ihn darum auch „Vater der Armen." Beide Brüder starben fast zu gleicher Zeit (im Januar 1571), und seitdem sind die Marken nicht wieder getrennt worden. 4. Johann Georg 1571—1598. Dieser Kurfürst war fast nach allen Seiten das Gegenteil von seinem Vater. War dieser heiter, wohlwollend und freigebig gewesen, so war Johann Georg ebenso ernst, kalt und sparsam. Er begann damit, daß er die Günstlinge seines Vaters, denen er dessen Verschwendung schuld gab, hart bestrafte. Die Juden wurden wieder des Landes verwiesen, und der Münzmeister Lippold kam unter die Anklage der Zauberei, die mit

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 396

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
396 Die Vorgeschichte von Preußen. schäftigte sich besonders mit der Überwachung der Finanzen, der Sorge für Handel und Gewerbe und dem Kriegswesen; der oberste Rat des Fürsten blieb der Kanzler. Um aber tüchtige Beamte zu gewinnen, errichtete der Kurfürst im Jahre 1607 die Fürstenschule zu Joachimsthal bei Berlin. Seine erste Gemahlin Katharina hat ihr Andenken durch die Errichtung einer Schloßapotheke in Berlin verewigt, aus welcher vielen armen und bedürftigen Kranken Arzneimittel unentgeltlich verabreicht wurden, indem sie die Kosten aus dem Erlös bestritt, die ihr der Verkauf von Milch, Butter und Käse ihrer Güter einbrachte. 6. Johann Sigismund 1608—1619. Unter diesem Kurfürsten wuchs der brandenburgische Staat nicht nur um die Cleveschen Lande, sondern es fiel ihm auch noch das Herzogtum Preußen zu. Johann Sigismund hatte erst die Vormundschaft über den Herzog und dann trotz des Widerspruchs des preußischen Adels die Belehnung mit jenem Herzogtum vom König von Polen durchgesetzt, nach dem Tode Albrechts Ii. konnte er 1618 Preußen mit Brandenburg vereinigen, so daß der Kurstaat zu einem Gebiete angewachsen war, das dreimal so groß als unsere heutige Rheinprovinz. Somit übernahm Brandenburg die Wacht am Rhein und an der Weichsel. Der Übertritt des Kurfürsten von der lutherischen Kirche zur reformierten, um die Reformierten in den rheinischen Landen zu gewinnen, erregte die Unzufriedenheit der lutherischen Unterthanen, daher sicherte er 1613 beiden Bekenntnissen durch ein Religionsedikt gleichmäßige Duldung zu. Er erlebte noch den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges, wurde aber in demselben Jahre vom Schlage getroffen und genötigt, die Regierung seinem schwachen Sohne Geor^ Wilhelm zu überlassen. Die Vorgeschichte von Preußen. 1. Die heidnischen Preußen. Während der Völkerwanderung wurde das Land zwischen dem heutigen Pommern und Kurland nach Abzug der germanischen Völker durch litauische Stämme besetzt, die zunächst Wohnenden nannten sie Prnzzen oder Prüften. In vielen Dingen ähnelten die alten Preußen — so lautete der Name in der Aussprache der Deutschen — den Germanen; auch sie waren schlanken,
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