§ 410.
Pyrenäen-Halbinsel.
b)
Stadt mit wertvollen
Kunstsammlungen, z. B.
das Pradomuseum (u. a.
Bilder des berühmten
span. Malers Velasquez
[weläskes]). — Benach-
bart, am Südfuße des
Kastilischen Scheidege--
birges, das Königl.
Schloß und Kloster Es-
corial. — Am Tajo die
schöne Sommerresidenz
Aranjnez (aranchusß,
„die schönen Tage von
A. sind nun vorüber!")
und Toledo Q, früher
die glänzende Hst. Tole-
doklingen. Gradkreu-
zung 4 + 40. — Al-
madsn, im Süden,
größtes Quecksilberberg-
werk Europas.
Estremadura (Extrems
vurii, weil früher die
äußerste Mark Spaniens
jenseits des Dusro).
Mb. 260. Die Pyrenäen-Halbinsel,
a) Es sind die sämtlichen Eintragungen zu benennen.
b> Beim Zeichnen sind auf Grund des Abschnittes über die Städte weitere
Eintragungen zu machen.
Jni N. die Ruinen des Klosters
Badajoz (badachöß), Grenzfestung an: Guadiana,
San?)uste (Karls V. f. Platens Gedicht!).
Altkastilien. Bnrgos A, an der alten Völkerstraße, der heute der Südexpreßzug Paris—
Lissabon (Abzweigung nach Madrid) folgt.
Leon. Balladolid aufblühend, weil an der gleichen Verkehrslinie gelegen; frühere Landes-
Hst. — Südwest!, davon Salamänca, alte, ehemals berühmte Universität.
2. Im Nordwesten und Norden.
a) Galizien. Hasenreichste Provinz (Riasküste!). 3 vorzügliche Kriegs- und Handelshäseiu
Ferrül A, La Coruna (korünja) ^ und Vigo. Etwas landeinwärts Santiago (de Com-
postella = der „Schein", den die zum Grabe des Apostels Jakobus [Sattt-iago!] wall-
fahrenden Pilger ausgestellt erhalten).
b) Astnrien. Oviedo E unweit der Küste, Kohlenbergwerk. Hafenstadt: Gijon D. Der
Hafen Sautandsr D gehört zu Altkastilien.
c) Baskische Provinzen (darunter die Provinz Biscaya). Bilbao nahe der Küste. Reiche
Eisengruben (Krupp!). San Sebastian, Seebad und Hafenstadt.
d) Navarra. Pamplona, Festung in den Pyrenäen. Nördl. davon der^Paß Roncesvalles
(ronßeswäljes, Roland!).
3. Im Osten.
a) Aragonien (das dürre Ebrobecken). Zaragoza G (ßaragößa, Laesär ^.ugusta), am kam»
schiffbaren Ebro und dem Kaiserkanal, heute ziemlich still.
b) Katalonien, wegen seiner Bodenschätze die industriereichste und dichtestbevölkerte Provinz.
Barcelona D, zweitgrößte Stadt, erste Fabrik- und Seehandelsstadt Spaniens. Bahn am
Ostrande der Pyrenäen entlang nach Lyon und Marseille. — Im Gebirge die Bauern-
republik Andorra.
c) Valencia, am gleichnamigen Golf. — Hst. das schöne Valencia (wal6nßia) G in einer großen
herrlichen Hnörta (— Garten; Südfrüchte). Handelshafen. — Im Süden, bei der Hafen-
ftadt Alicante^ (Wein), der Palmenwald von Elche, der einzige Europas.
d) Murcia, die dritte Küstenprovinz des Ostens. Murcia G, wie Valencia in üppiger Um-
gebung (Huertos; Südfrüchte, Seide, auch Reis und Mais). Wichtiger ist der Kriegshafen
Cartagcna G (von den Karthagern gegründet: Carthago nova).
4. Im Süden.
a) Andalusien = Vandalusia, Vandalenland, die gesegnete Guadalquivir-Tiefebene. Cür-
doba 4 früher die glänzende Hst. der Mauren und viel größer als heute, mit prächtiger
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Malers_Velasquez Aranjnez Karls_V. Apostels Jakobus Sebastian Roland!
Extrahierte Ortsnamen: Europas Spaniens Badajoz Guadiana Karls Lissabon Madrid Galizien La_Coruna Oviedo Bilbao Navarra Pamplona Aragonien Zaragoza Katalonien Barcelona Spaniens Lyon Marseille Andorra Valencia Valencia Europas Murcia Murcia Valencia
§ 411. Italien. 6
4. Südlich davon dehnen sich an der Westküste die Maremmen (einschl. der Pontinischen
Sümpfe 400 Km lang), fieberhauchende, sumpfige Landschaften, fast menschenleer, nur im Herbst
bevölkert von Hirten und Herden. — Gleichfalls von der Malaria beherrscht und menschenarm
ist die benachbarte Tufflandschaft der Römischen Kampagna, einst bedeckt mit Städten und Villen,
deren Trümmer ihr einen eigenen Reiz verleihen, jetzt gleich den Maremmen nur in der fieber-
freien Herbstzeit von zahlreichen Hirten mit großen Herden aufgesucht.
5. Kompanien mit dem Golf von Neapel, das Paradies Italiens, sorgfältig bewässerter
vulkanischer Boden, ein einziger Fruchtgarten, meist mit Terrassenbau. Südöstlich vou Neapel
der Vesuv, westlich die Phlegräischen Felder (d. i. Brandfelder). Der Golf flankiert im Norden
von den herrlichen vulkanischen Inseln Procida und Jschia, im Süden von den malerischen Kalk-
steinhorsten der Halbinsel Sorrent und der Jusel Kapri.
6. Südlich vom Golf von Neapel am Golf von Salerno mit ungesundem Hinterland
die Ruinen von Pästnm. — Kalabrien mit seinem Granitgebirge ein schwer heimgesuchtes
Erdbebenland.
7. Die Ostküste Italiens die wenig gegliederte Rückseite des Landes. Der „Sporn" mit
steil ausgerichtetem Kalkgebirge, ein Rest der Landverbindung mit Dalmatien. — Fruchtbar uur
die Apulische Küste mit zahlreichen Städten, darunter das wichtige Brindisi.
8. Das fruchtbare Sizilien, so groß wie die Provinz Sachsen, der Mittelpunkt der alten
Kulturwelt, durch die Jahrhunderte umkämpft von den verschiedensten Völkern und meist schlecht
regiert. Infolgedessen noch heute traurige soziale Verhältnisse. Berühmt durch herrliche (groß-)
griechische Trümmer. — Der Ätna an Grundfläche 8 mal, an Höhe 3 mal so groß als der Vesuv;
mit zahlreichen Nebenkratern, seine fruchtbaren Gehänge umsäumt von 65 Ortschaften.
9. Das rauhe, aber erzreiche Sardinien im Osten mit Gebirge, im Westen mit dürren
oder versumpften Ebenen; die Bewohner sehr kulturrückständig, ihre Sprache mehr als die andern
romanischen an das Lateinische erinnernd.
Ii. Das Volk. (Über die Geschichte s. die Leitlinien § 74.) Nationale und kirchliche Ein-
Heimlichkeit. Das Volk im Norden ernst und fleißig, im Süden leichtlebig und aus Bedürfnislosigkeit
träge. Charakteristisch der allgemein verbreitete Sinn „für Form und Klang, für Ton und Farbe,
für Ebenmaß und Schönheit". Volksbildung trotz reicher Begabung infolge der traurigen Ver-
gangenheit sehr mangelhaft. Die Auswanderung 16 mal so stark als in Deutschland.
Der Bodenbau gekennzeichnet durch reiche Baumkultur, künstliche Bewässerung, Anbau
von mehreren Früchten auf derselben Fläche (Maulbeerbäume, Wein, Mais, Reis) und durch
mehrere Ernten in einem Jahre. Weizen und Mais überragen weit die anderen Getreidearten.
Getreideeinfuhr größer als Ausfuhr. — Eine Fläche von der Größe Mecklenburgs mit Ölbäumen
bestanden, Weinrebengebiet doppelt so groß. Kastanienbäume, Maulbeerbäume. — In der
Viehhaltung überwiegen Schäfe und Ziegen, Esel und Maultiere. — In der Po-Ebene Hühner-
zucht, Seidenraupenzucht.
Fast ohne Steinkohlen (aber mit reicher Wasserkraft); wenig Metall. Für Schwefel das
Hauptland Europas. Marmor. Industrie im allgemeinen noch nicht sehr entwickelt, hervorragend
die Seidenspinnereien Nord-Jtaliens; ferner zu nennen Strohslechterei (Arnotal), Kunstgewerbe.
Nach der Handelsflotte 5., nach dem Handelsumsatz 8. Platz iu Europa; Haupt-
Handelsländer Deutschland, England, Vereinigte Staaten; Hauptausfuhr Seide, ferner
Früchte, Olivenöl, Schwefel, Eier, Wein.
Kernsätze.
1. Infolge seiner Lage im Zentrum des alten Kulturmeeres konnte Italien
lange Zeit die erste Weltmacht sein.
2. Die Entdeckung Amerikas verschob aber den Mittelpunkt der Kulturwelt
von hier nach West-Europa.
3. Seine großen Vorzüge machten das Land zum Zankapfel der Nachbarvölker.
4. Die Verschiebung des Handels und die Fremdherrschaften hatten den wirt-
schaftlichen Zusammenbruch des Landes zur Folge.
5. Trotz der erfolgten politischen Einigung macht die Gesundung nur lang-
same Fortschritte, ganz besonders in Süd-Jtalien, das unter Fremdherrschaften
besonders schwer zu leiden hatte und dessen Bevölkerung aus Bedürfnislosigkeit
träge ist.
6. Zwischen Nord- und Süd-Jtauen bestehen nach dem Volkscharakter und
nach den wirtschaftlichen Verhältnissen große Gegensätze.
7. Die genügend bewässerten Teile Süd- und der klimatisch bevorzugten Ge-
biete Nord-Jtaliens sind gleichsam die Treibhäuser, die das übrige Europa wäh-
rend der Winterzeit mit Früchten und Blumen versorgen. Der wirtschaftliche
Schwerpunkt des Landes liegt aber in seiner Seidenausfuhr.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Römischen_Kampagna Neapel Italiens Neapel Procida Sorrent Jusel_Kapri Neapel Salerno Kalabrien Italiens Dalmatien Brindisi Sizilien Deutschland Mecklenburgs Europas Nord-Jtaliens Europa Deutschland England Italien Amerikas West-Europa Süd-Jtalien Europa
§411.
Italien.
8
akers und Theodorichs des Gr. (sein Mausoleum!); jetzt durch eine 9 Km breite Anschwem-
mung des Meeres zu einer stillen Stadt geworden. — Bei Rimini am Apenninenrande
die^aristrokratisch regierte Republik San Marino, Europas kleinster Staat.
3. Die Städte der Tiefebene des Po und seiner Nebenflüsse. Nur mittlere und kleine
Städte, die meist die sumpfigen Po-Uferflächen fliehen (vgl. Oberrhein. Tiefebene!). Pavia □,
am Ticino, nahe seiner Mündung, die Hst. des alten Longobardenreiches (Krönung Karls
des Gr. mit der „Eisernen Krone"). Pia cenza (piatschsnza) das „Straß"burg des Po, war
früher der einzige Ubergang über den unteren Po. —(Stemonaq berühmt durch Geigen-
bau (die alten Meister Amati und Stradivarius), Beginn der Podämme. — Mantua A,
sehr starke Festung am unteren Mincio (Hofer!), die mit Peschisra am Mincio, Verona
und Legnago (nicht Legnano!), beide an der Etsch, das berühmte Festungsviereck bildet. —
Adria, zur Römerzeit ein Adriahasen, liegt jetzt 20 km landeinwärts von der Pomündung.
— Die Festung Ferrara abseits der Via Ämilia, war früher der glanzvolle Sitz der
kunstliebenden Herzöge von Este (Tasso, Ariüst).
4. Schlachtörter. Die Poebene ist das Hauptschlachtfeld Europas. Legnano (lenjzno), nördl.
von Mailand, Niederlage Barbarossas 1176. — Westlich von Mailand Magenta (ma-
dschsnta), Niederlage der Österreicher durch Mac Mahou 1859. — Pavia 1525, Franz I.
wird gefangen genommen. — An der Adda Lodi, Napoleon besiegt die Österreicher 1796. —
Beim Festungsviereck: Ärcole und Rivoli, ebenfalls 1796; Eustozza 1848 und 1866;
Solferino 1859. — Südöstl. von Alessandria Marengo, Sieg Napoleons über die^Öster-
reicher 1800.
b) In Ligurien.
Genua (ital. Genova) G, in wundervoller Lage, die Steilküste hinansteigend. Italiens erste
Handelsstadt (Eenis-, Simplon-- und Gotthardbahn, Suezkanal!). Starke Festung. —
Südwestlich, an der Rivisra di Pon6nte (= westliches Gestade), zahlreiche Kurorte,
so San Remo (Kaiser Friedrich Iii.!) und Bordighera (in Frankreich Mentone, Mo-
nako, Nizza und Cannes [kann]); südöstlich, an der Rivizra di Levänte, der Kriegshafen
Spezia (sp6ddsia) benachbart Caröra, wo in zahlreichen Steinbrüchen schneeweißer
Marmor gebrochen wird.
2. Mittelitalien.
(Toskana, Umbrien, die Marken^), Abruzzen und Latium.)
a) In Toskana (Arnogebiet): das herrliche Florenz (ital. Fir^nze) G, im bergumschlossenen
Florenzer Becken, der Glanzpunkt des herrrlichen Arnotales, 1865—71 die Hst. des König-
reichs Italien. Im 15. Jahrhundert durch die Mediceer der Mittelpunkt der Künste in Jta-
lien; daher die weltberühmten Kirchen und Paläste und die Kunstsammlungen, die selbst
die Sammlungen Roms übertreffen, so die Ussiziengalerie und die Galerie des Palastes
Pitti, (Werke von Rasael, Michelangelo, Tizian u. v. a.). Bedeutende Industrie: Seiden-
Weberei, Strohslechterei (Florentiner Hüte). — Pisa E am ungesunden Unterlaufe des
Arno (Maremmengebiet), ehemals die Königin der Meere, heute 11 km landeinwärts
(vgl. Ravenna und Adria!). An seine Glanzzeit erinnert der prächtige Dom mit dem mar-
mornen schiefen (Glocken-)Turm. — Als Erbe Pisas ist die benachbarte See- und Handels-
stadt Livörno G, rasch emporgeblüht. ^
d) Umbrien und Latium (Tibergebiet): Perugia (perüdscha) E nahe dem oberen Tiber
und dem Trasimenischen See. — Im Mittelpunkte Latiums (und der ganzen Halbinsel)
Rom, die „ewige Stadt", ital. Roma, G inmitten der einsamen, trümmerübersäten Cam-
pagna (kampänja) di Roma, beiderseits des Tiber, ursprünglich auf 7 Hügeln erbaut. l1/2 Jahr-
tausende war R. der Mittelpunkt der Weltgeschichte. Heute ist es (seit 1871) die Hst. des
wieder geeinten Italiens und als Sitz des Papstes der Mittelpunkt der katholischen Christen-
heit. Im Westen der Stadt die gewaltige Peterskirche, daneben der Vatikan, der die Woh-
nung des Papstes und unschätzbare Kunstsammlungen enthält. Außer dem Vatikan sind
dem Papste der Lateran-Palast, einige Kirchen und eine Villa am Albaner-See als son-
veränes Eigentum geblieben. Der König wohnt im Quirinal. Großartige alte Bauten
(Triumphbogen, Engelsburg, Pantheon) und Ruinen (Kolosseum, Forum). Gegenwärtig
verliert R. durch sein starkes Wachstum mehr und mehr das alte malerische Aussehen. Vor
deu Toren Roms die Katakomben, weite unterirdische Gänge mit Begräbnisstätten aus
den ersten christlichen Jahrhunderten. — Roms Hasen ist Eivita Vecchia (tschiwita wskkia),
die einzige nennenswerte Stadt an der langen Maremmenküste bis zu den Pontinischen
Sümpfen. Festung.
J) Früher die südöstliche Grenz-„Mark" der Longobarden, daber der Name
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Extrahierte Personennamen: Karls Niederlage_Barbarossas Barbarossas Franz_I. Napoleon Alessandria_Marengo Napoleons Friedrich_Iii Friedrich Caröra Rasael Michelangelo Tizian Arno Eivita_Vecchia
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rimini Apenninenrande Republik_San_Marino Europas Pavia Karls Mantua Verona Adria Europas Mailand Mailand_Magenta Pavia Adda_Lodi Rivoli Eustozza Napoleons Ligurien Genua Rivisra Frankreich Nizza Cannes Rivizra Mittelitalien Toskana Umbrien Latium Toskana Italien Ravenna Adria Umbrien Latium Perugia Rom Italiens Vatikan Albaner-See Engelsburg
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11
§ 412.
4. Die Nähe Asiens läßt die ganze Halbinsel in den Machtbereich eines blnt-
saugerischen asiatischen Volkes kommen, wodurch sie um Jahrhunderte in ihrer
Entwickelung betrogen wird.
5. Die Folgen der Türkenherrschaft kommen heute in den ausgedehnten Od-
ländereien, dem Mangel an Verkehrswegen, dem geistigen und wirtschaftlichen
Tiefstand der Bewohner zum Ausdruck.
6. Der durch die Großmächte „regulierte" Auflösungsprozeß der Türken-
Herrschaft ist die „orientalische Frage", ein Ringen der Mächte um Einfluß auf der
Halbinsel; insonderheit Konstantinopel, der Schlüssel zum Schwarzen Meer, ist
ein vielbegehrter Brennpunkt des Weltverkehrs.
7. Den neu erstehenden Staaten eröffnen sich bei der günstigen Lage an zu-
kuuftsreicheu internationalen Verkehrsbahnen, der reichen Küstengliedernng,
dem günstigen Klima und der Fruchtbarkeit der vielen Beckenlandschaften günstige
Eutwickeluugsaussichteu.
8. Griechenland fesselt das Interesse des übrigen Europa durch seine glänz-
volle Vergangenheit und durch die malerischeuruiueuuudtrüm Hieraus groß erzeit,
Städte aus der Balkan-Halbinsel.
1. Die (Europäische) Türkei, ein Sultanat.
Ä) Rumelien. Konstantinopel G (-^ Konstantinsstadt), das alte Byzanz, am schönen, flnß-
artigen Bosporus und dem „Goldenen Horn", einem vorzüglichen, tiefen Ankerplatz. Kren-
zungspunkt wichtiger Land- und See-
straßen. Übergangspunkt vom Mor-
gen- zum Abendlande. K. ist eine der
herrlichstgelegenen Städte der Welt,
mit goldschimmernden Moscheenkup-
peln und hochragenden Minaretts,
Ans der ins Marmara-Meer vor-
springenden Landzunge die Altstadt,
das seit 1453 türkische „Stambul",
auf der äußersten Spitze der park-
umgebene Palast des Sultans, das
Serail; hier auch der Palast des
Großwesirs mit der „Hohen Pforte"
( = Eingangstor). In Stambul auch
die berühmte Sophienmoschee (L.gia
Sophia), früher eine christliche Kirche,
von Jnstinian erbaut. K. hat enge,
schmutzige Straßen und überwiegend
Holz- und Lehmhäuser. (Im Juli
1911 3000 Häuser durch Feuer ver-
uichtet), Ostlich vom Goldenenhoru
die Vorstädte Pera und Galata,
wo die „Franken" (Westeuropäer)
wohnen. Nur Vz der Bewohner Ks.
sind Türken, daneben viele „Franken",
nrwi oüo »■. ra.r« f , nr c t , , . Griechen, Armenier und Juden. Auf
Abb. 262. Die Balkan-Halbinsel. Aufgab en wie bei r ,• r v r~ ^ r~t t • r
Stalten! asiatischer Seite Skntari, mit großen
türkischen Begräbnisplätzen. Am
Bosporus starke Befestigungen und Sultansschlösser, z. B. der Jildiz Kiosk, nordöstlich
von K. — Adrianopel (= Hadriansstadt) %, Festung und Handelsstadt im Maritza-
tale, an der alten Orientverkehrslinie Paris—wien—konstantiiiopel (heute: der Orient-
Expreßzug). — An der durch die 4 Dardauellenschlösser befestigten Wasserstraße (griechisch
Hellespont) der Kriegshafen Gallipoli, auf der gleichuamigeu Halbinsel. —Saloniki D,
das alte Thessalonich, am Golf vou S., ist die Hst. Makedoniens, zweitwichtigste Stadt
der Türkei mit lebhaftem Handel, als Endpunkt einer wichtigen bei Nisch von der Orient-
Expreßlinie abzweigenden Bahn rasch aufblühend. — Landeinwärts Bitölia oder Mo-
nastir E
b) Albanien. Im Norden Skütari ani gleichnamigen See, im Süden Janina.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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§412.________Balkan-Halbinsel. 12
2. Königreich Bulgarien.
a) Südlich vom Balkan: Söfia ^, die Landes-Hst., am Fuße des Witosch in der Mitte des Beckens
von Sofia; moderne, aufblühende Stadt (Orientlinie!). — An dieser alten Verkehrslinie
auch Philippopel (= Philippsstadt) die Hst. Ost-Rnmeliens, an der Maritza. — Im
fruchtbaren Tnndscha-Tale das vielgepriesene Kasanlyk, am Eingang zum Schipkapaß,
berühmt durch Roseuzucht (Rosenölausfuhr). Weiter östlich Sliwno und der Hafen Burgas
am Schwarzen Meer.
b) Nördlich vom Balkan: Plewna, Kämpfe zwischen Russen und Türken 1877. — Tirnowa,
nördl. vom Schipkapaß. — Die Festung Schumla deckt die Pässe des östl. Balkans. —
Rustschuk, Hafen- und Brückenstadt an der Donau. Eisenbahn nach dem aufblühenden
Hafen Warna □ am Schwarzen Meer.
3. Königreich Serbien.
Hst. Belgrad ( = Weißenburg) bedeutende Festung, an einem wichtigen Fluß»
kreuz: Donau—sau(—Morawa) und der alten Orientverkehrslinie, daher trotz vieler
Drangsale (Kämpfe zwischen Deutschen und Türken, Prinz Eugen!) immer wieder empor-
gekommen. Bis 1867 türkisch. — Nisch, im Süden an der Orientlinie, Bahnabzweiguug
nach Saloniki.
4. Königreich Montenegro.
Hst. Cetinje (zettinje), dorfähnlich, 4 Taus. Einw.; eine Kunststraße führt hinab nach
dem österreichischen Eättaro. — An der Küste die Städtchen Antivari und Dulcigno
(dnlzinjo).
5. Königreich Rumänien.
Hst. Bukarest A, in der Walachei. Neben vielen elenden Hütten mit lehmbeworfe-
nen Wänden glänzende westenropäisch-moderne Straßen; 30—40 000 Deutsche, namentlich
Kaufleute. — Am Donauknie Braila und, schon in der Moldau, zwischen Seret- und
Prntmündung, Gälatz 2 wichtige Donauhäfen; in G. Sitz der souveränen Europäischen
Donau-Kommission (Regelung der Sülina-Mündnng). — Das schmutzige Jasfy (jäschi)
fast zur Hälfte vou Juden bewohnt, treibt Handel mit Rußland. — In der dünnbevölkerten
Dobrudscha der Schwarze-Meer-Hafen Konstanza 0; wichtige, den Umweg der Donau
abschneidende Bahn nach Bukarest. Nahe der Bahn der alte Trajauswall.
6. Königreich Griechenland.
a) Nord- und Mittelgriechenland. In Thessalien, der fruchtbarsten Ebene Griechenlands,
Larissa, am Peneios oder Salämbria, der zwischen Olymp (türkisch!) und Ossa das Eng-
tal Te mpe bildet. — Bei der Westspitze der Insel Euböa der Engpaß von Thermopylä. —
In Böotien: Theben, ehemals Athens Nebenbuhler, heute nur 3—4 Taus. Eiuw. zählend.
Nordwest!, davon der Schlachtort Ehäronea, südlich Platää. —Am Südfuße des Parnaß
lag Delphi (Orakel). — In Attila: Athen H (1830 nur 4 Taus. Einw. zählend), die Landes-
Hst. in der Ebene von Athen. Das alte Athen für die Künste und Wissenschaften ganz Europas
richtunggebend. Das rasch aufblühende neue Athen liegt am Nord fuße des Burgberges
(auf ihm die Ruinen der alten Burg, der Akropolis, vor allem die des Parthenontempels
und der Propyläen [Eingangstor]). Am Fuße der Akropolis eiue Reihe weiterer Ruinen.
Athens aufblühende Hafenstadt ist das 6 Km entfernte Pirzus, am Golf von Ägina.
b) Südgriechenland (der Peloponnss oder Morea). Sparta, am Taygetosgebirge
und dem Eurütas, hat heute nur 4 Taus. Eiuw. — Im Nordwesten Patras (Patrai)
am Golf von P. (dem Westteile des Golfs von Korinth); Korinthenausfuhr. — Auf dem
engen Hals der Halbinsel, der seit 1893 von einem 6 m tiefen Kanal durchschnitten wird,
das kleine Korinth, 5 km südl. davon das durch Erdbeben zerstörte Alt-Korinth, überragt
von der hochgelegenen Burg Akrokoriuth. — Naupliou am gleichnamigen Golf, in
seinem Hintergrunde Argos.
c) Die griechischen Inseln. Auf Syros Hermüpolis, der wichtigste Hafen der Inseln. —
Auf dem türkischen Kreta 2 Städte an der Nordküste, die Hst. Kandia in der Mitte, Cansa
im Westen.
Bosnien und Herzegowina siehe bei Osterreich!
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Extrahierte Personennamen: Schumla Eugen! Eugen Larissa Athens_Nebenbuhler Ehäronea Attila Ägina P. Syros_Hermüpolis Kandia
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Sofia Ost-Rnmeliens Burgas Rustschuk Donau Serbien Belgrad Weißenburg Saloniki Montenegro Städtchen_Antivari Bukarest Donauknie_Braila Moldau Seret- Gälatz Konstanza Donau Bukarest Griechenland Mittelgriechenland Thessalien Griechenlands Salämbria Böotien Theben Nordwest Athen Athen Europas Nord Athens Morea Sparta Eurütas Patras Korinth Korinth Argos Cansa Westen Bosnien Osterreich
Österreich-Ungarn.
§414.
Öfterreicb-Ungarn*
§ 414. I. Das Land. 1 % mal so groß als das Deutsche Reich. — Eine scharf umgrenzte
geographische Einheit, in der Hauptsache bestehend aus einem Tieflandbecken, dem größten Europas
(Ungarn), einer uralten, hügeligen Mulde (Böhmen) und den Randgebirgen beider. Zu 82 %
einem einzigen Flußgebiet augehörig. — Eingeschoben zwischen dem europäischen Norden und
Westen und dem Morgenland; infolgedessen wichtiges Durchgangsland für Güter und Menschen
(Kreuzzüge! heute Orient-Expreß und die Linie Wien—saloniki), aber auch durch ein Jahr-
tausend der Kampfplatz zwischen abendländischen und morgenländischen Völkern; infolgedessen
völkisch ein Trümmerstaat ohne eigne Nation, zurzeit mit heftigen Nationalitätskämpfen.
Ii. Das Volk. (Über die Geschichte s. §§ 229, 227, 205.) Slawen zwar fast die Hälfte
bildend, aber vielspaltig, so daß die Deutschen mit % der Bevölkerung (Magyaren V6) bisher
das Übergewicht hatten, namentlich wegen ihrer Bedeutung als Kulturträger. In den beiden
Hauptbecken vollziehen sich auch die beiden Hauptkämpfe: Deutsche gegen Magyaren, Deutsche
gegen Tschechen. Seit 1867 zwei Reichshälften; die österreichische von geradezu ungeheuer-
licher Form — zusammengesetzt aus 17 verschiedenartigen Kronländern, — die ungarische ein-
heitlich abgerundet, bestehend aus 2 gleichartigen Königreichen; in Osterreich 36 % Deutsche,
23 % Tschechen und Slowaken, in Ungarn 43 % Magyaren, 12 % Deutsche. An Stelle der
Realunion von den Magyaren eine Personalunion erstrebt (in erster Linie ungarische statt deutsche
Heeressprache).
Die wirtschaftlichen Leistungen dem fruchtbaren Erdreich und den reichen Boden-
schätzen noch nicht entsprechend. Ertrag an Körnerfrüchten geringer als iu dem kleineren Deutsch-
laud. Wald in Osterreich 33 %, in Ungarn 28%, Holzausfuhr in Europa au 3. Stelle. — Vieh-
bestand nicht ganz so groß wie in Deutschland; Ungarn weniger Pferde als das gleich große
Preußen.
Kohlengewinnung l/it Roheisenerzeugung V7 der Deutschlands (Hauptland für
beides Böhmen, für Eisen auch Steiermark). Goldgewinnung größer als in Deutschland
(Siebenbürgisches und Ungarisches Erzgebirge, elfteres vielleicht bedeutendstes Lager Europas);
Kupfer in Ungarn, Blei in Kärnten/ für Quecksilber Krain (Jdria) Hauptland Europas;
Galizien drittwichtigstes Petroleumland, viel Salz, zahlreiche Mineralquellen.
Bedeutung der Industrie für das Erwerbsleben noch gering (Osterreich an 16., Ungarn
an 12. Stelle in Europa). Der Westen, besonders der Nordwesten darin vom Osten sehr ver-
schieden: die Sudetenländer und einige Alpenländer ganz hervorragende Industriegebiete, die
ungarischen Länder zum Teil fast industrielos
Der Handel entspricht noch keineswegs der bedeutsamen Lage und der reichen natürlichen
Ausstattung. Ursachen: die kurze Küste mit ungünstigem Hinterland, die hohe Gebirgsumwallung,
die Mängel der Donaustraße (dagegen große Bedeutung der Elbe, § 233), der Bildungsrück-
stand, der politische Hader, die Rückständigkeit der Balkanstaaten und die Vorliebe des Groß-
Handels für den Seeweg.
a) Die österreichische Reichshälfte.
1. Die österreichischen Alpenländer (Ost-Alpen s. §158) ausgezeichnet durch lanv-
schaftliche Schönheit (Touristenverkehr Tirols und des Salzkammerguts), durch Sennenwirtschaft
und Bodenschätze (Salz in Tirol und Salzkammergut, wichtiges Eisenlager in Steiermark, Blei
in Kärnten, Quecksilber in Krain; auch Kohlen). Tirol anziehend durch seine großartige Alpen-
welt wie durch die Eigenart seiner tapferen, treuen, sangesbegabten Bewohner mit ihren schönen
Volkstrachten; wichtig als Durchgangsland (Brennerpaß, Arlbergtnnnel); das sonnige Etschtal
mit reicher Pflanzenwelt italienischen Gepräges. Salzburg gleichfalls ein vielbesuchtes Alpenland
mit großartigen Wasserfällen, bekannt durch das Wildbad Gastein und durch die herrlich gelegene
Landeshauptstadt, eine der schönsten Städte Europas. Kärnten, das Gebiet der oberen Drau,
schon mit bedeutenden Talebenen; der 26 km lange Bleiberg die reichste Bleifundstätte Europas.
Steiermark, von der Mur durchflössen, wichtig durch ein großes Eisenlager, das den besten Stahl
Europas liefert, auch mit bedeutenden Kohlenlagern. Krain in seiner südlichen Hälfte Karstland
mit eigenartigen Karsterscheinungen (Adelsberger Grotte, Zirknitzer See, unterirdische Flüsse);
das Quecksilberbergwerk von Jdria das zweitbedeutendste Europas. Ober-Österreich im Norden
mit schöner Donanstrecke, im Süden mit dem herrlichen, salzreichen Salzkammergut, der „östereichi-
scheu Schweiz". Nieder-Österreich mit fruchtbaren Becken (das Tulluer Feld, das industriereiche
Wiener Becken, das an Schlachtörtern reiche, steppenförmige Marchfeld) und dem schönen, lebens-
frohen Wien.
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Extrahierte Personennamen: Jdria
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§ 414. Österreich-Ungarn. 1 (j
2. Die österreichischen Sudetenländer, ein vom böhmischen Wall und den Karpaten
umschlossener, fruchtbarer und industriereicher Kessel mit dichter Bevölkerung, durch eine Boden-
schwelle in das nach Norden entwässerte Böhmen und das nach Süden entwässerte Mähren
geteilt. Im Gebirge das kleine Schlesien. Böhmen eine alte, nach Norden hängende, aber hier
am höchsten umrandete Urgebirgsschüssel; eine mit allen Bedürsuissen reichlich ausgerüstete
natürliche Festung, „der Diamant in der Krone Österreichs". Fruchtbares Erdreich (Elb- und
Egertal), reiche Eisen- und Kohlenlager (die Hälfte aller Bergwerkserzeugnisse des Gesamtstaates),
Edelsteine, berühmte Mineralquellen. Reicher Getreide-, Zuckerrüben- und Obstbau; bester Haus
Europas. Hervorragende Industrie (Gewebe-, Eisen-, Glas-, Bierindustrie); dichter bevölkert
als die Provinz Schlesien. Mähren, oberes Marchgebiet, abgesunkenes Karpatenland, gleich
Böhmen ein reichgesegnetes Gebiet mit denselben wirtschaftlichen Verhältnissen. Bevölkerungs-
dichte annähernd wie im Deutscheu Reich (116 gegen 120). Das industrielle Schlesien, der Rest
der verloren gegangenen Provinz, bestehend aus einem überwiegend deutschen Teil an der Nord-
seite des Altvatergebirges (Troppau) und einem polnischen Teil am Karpatenabhang (Teschen).
3. Die österreichischen Karpatenländer. Es sind Karpaten - Außenländer gleich
der rumänischen Moldau und Walachei. Galizien erworben durch die 1. und 3. Teilung Polens,
Bukowina 1776 von den Türken erobert. — Galizien im breiten Osten Steppenland mit frucht-
barer Lößerde, Ackerbau aber noch rückständig; wichtig durch große Salzlager (Wieliczka, Boch-
nia) und Petroleumquellen (drittes Petroleumland der Erde); im Westen Polen, im Osten
von diesen bedrückte Rnthenen (Kleinrussen) mit sehr niedrigem Kulturstand; 12% Juden. —
Die Bukowina noch zur Hälfte Waldland (weite Urwaldgebiete), die Bevölkerung sehr gemischt,
Ezernowitz zu 2/3 deutsch.
4. Die österreichischen Karstländer rauh und wüst im Innern, aber mit herrlicher,
jedoch von der Bora gefährdeter Küste. Das Küstenland besteht aus drei Kronländern, a) Die
Halbinsel Jstrien in der Mitte eine eintönige Kalk- und Sandsteinebene, im Osten die schroffe
Karstmauer, im Westen herrliche Küste italienischen Ebarakters mit alten malerischen kleinen
Städten und Bauresten aus der Römerzeit; im Fiumer Winkel das geschützte Abbazia. b) Trieft
der gefährliche Nebenbuhler Venedigs, c) Görz und Gradiska (Jsonzogebiet) mit dem sonnigen
Winterkurort Görz, dem „österreichischen Nizza". Dalmatien; das Innere eine unwirtliche Karst-
fläche, die Küste wie bei Jstrien geschildert (die unvergleichliche Bucht von Eättaro); die Inseln
über Wasser gebliebene Teile eines abgesunkenen Gebirgsstreisens. Die dalmatische Küste für
den Staat wertvoller geworden durch die Analiederung des Osterreich und Ungarn gemein-
sckiastlich gehörenden
Bosnien und Herzegowina. Dieherzegowina waldloses, trauriges Karstgebiet. Bosnien
(nnr zu Vie Karstland) dagegen mit sehr fruchtbaren Tälern und Becken und im Bosnischen Erz-
gebirge mit Eisen, Blei und Silber; zur Hälfte bewaldet, bei den Ortschaften ganze Pflaumen-
baumhaiue. Die Bewohner Serbo-Kroaten (2/3 römisch-, % griechisch-katholisch) mit mohamme-
danischer Herrenschicht. Seit dem Eingreifen der Österreicher bedeutender wirtschaftlicher Auf-
schwung.
c) Die ungarische Reichshälfte.
1. Ungarn, a) Die Karpaten der stehengebliebene Außenrand eines in der Tiefebene
versunkenen Gebirges; in ihrer Hauptmasse die Fortsetzung des äußersten Nordrandes der
Alpen, also der an das Kalkgebirge sich anschließenden Sandsteinzone. Den kristallinischen Zentral-
und den Kalkketten der Alpen entsprechen in den Karpaten meist nur schmale Ketten am Innen-
rande, wo sich auf den Bruchlinien Vulkaureiheu befinden. Das kristallinische Gebirge in größerer
Entwickelung nur in den breiten West - Karpaten (die schroffe Hohe Tatra und das Ungarische
Erzgebirge) und iu den Süd - Karpaten (mit dem großartigsten Durchbruchstal Europas —
Roteturm-Paß —); am niedrigsten die Waldkarpaten mit wellenförmigen, waldbedeckten
Sandsteinfalten. — Siebenbürgen im Innern ein verzweigter Kessel mit fruchtbaren Becken,
z. B. dem deutschen Burzeuland um Kronstadt; an den Rändern Salzlager; das Siebenbürger
Erzgebirge mit Goldadern, vielleicht den reichsten Europas.
b) Die Ungarische Tiefebene entstanden durch einen großartigen Gewölbeeinsturz, bei dem
nur die Ränder (Karpaten usw.) und einige „Jnselgebirge" im Innern stehen blieben. Die
wichtigsten Eingangstore die Ungarische Pforte (Tor von Theben) bei Preßburg, der Magya-
reuweg an den Pruth- und Theißquellen, das Eiserne Tor, die Belgrader Straße (Donan-Morawa).
Fruchtbares Erdreich; an der Donau, besonders aber an der Theiß gewaltige, zum Teil allerdings
versumpfte Schwemmlandebenen (die der Theiß fast so groß wie Schlesien), im übrigen
höher liegende Lößflächen, zum Teil aber auch Flugsand- und Dünengebiete (Kecskemeter
und Debreciner Heide). Das Theißgebiet baumlose Steppe, früher fast ganz „Pußta", d. h.
Weideland, neuerdings aber in großem Umfange in Ackerland umgewandelt. Eine Fläche so groß
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Extrahierte Personennamen: Dieherzegowina
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§415.
Frankreich.
22
5. Die vielseitige Betätigung zur See und zu Lande hielt die Volkskräfte
allzeit rege, hatte aber auch eine Überspannung des Nationalgefühls im Gefolge.
6. Der einheitliche Bodenaufbau führte früh zur staatlichen Einheit.
7. Er bedingt eine günstige, annähernd strahlenförmige Anordnung der
Flüsse und ermöglichte einen umfassenden Kanalbau und ein gleich mäßig aus-
gebildetes Straßennetz.
8. Die Bodenfruchtbarkeit ist zwar nicht größer als in den meisten Nachbar-
staaten, aber das günstige Klima gestattet einen hervorragenden Weinbau und
im warmen mittelmeerischen Gebiet die Kultur des Ölbaumes und des Maulbeer-
baumes und schafft dadurch drei wichtige Grundlagen des weit verbreiteten Wohl-
stand es, der zugleich mit in dem Fleiß, der Nüchternheit und Sparsamkeit der Land-
bevölkernng begründet ist.
9. Der Sinn für gefällige Formen sichert der Industrie auf dem Gebiet der
Mode- und der Qualitätsware das Übergewicht und bildet eine weitere Quelle
des Wohlstandes.
1v. Frankreich ist der kapitalkräftigste Rentner Europas.
Städte in Frankreich.
(Gegenwärtig wird Frankreich in 86 „Departements" eingeteilt. Wir nennen nach der älteren
Einteilung [vor der franz. Revolution^ die wichtigsten Provinzen.)
1. Im Norden.
Im wesentlichen das Pariser Becken (die Provinzen Jle de France, Orlßanais, Normandie,
Picardie, Artois, Flandern) und das franz. Lothringen.
Paris 3 Mill. E., Frankreichs reiche und schöne Hst. an der vielgewundenen Seine, die drittgrößte
Stadt und stärkste Festung der Welt (3 Besestignngsgttrtel mit zahlreichen Außenforts). Im
natürlichen Mittelpunkte der fruchtbarsten und industriereichsten Landschaft Frankreichs ge-
legen. Straßenknoten (1. Nordexpreß: Petersburg (Moskau)—Berlin—köln—paris.
2. Südexpreß: Paris—(Ma-
drid)—Lissabou. 3. Orientex-
preß: Paris—straßburg—wien
—Konstantinopel. 4. Penin-
sularexpreß: (London)—Paris
—Brindisi (Rom). Erste Jndn-
striestadt des Landes (Mode,
Kunstgewerbe, Schmuck, Möbel,
Seide). Großartige Bauten: der
Louvre (Königsschloß) mit wert-
vollen Kunstsammlungen (viel-
seitiger als die Sammlungen Jta-
liens, weil die Kunsterzeugnisse
aller Zeiten und Länder um-
fassend). Hauptkirche: Notre
Dame. Der Eiffelturm (300 m)
ist das höchste Bauwerk der Erde.
Die alten Festungswälle sind in
prächtige Straßen umgewandelt
worden, die Boulevards (bulwar
= Bollwerke). — Südwestlich
der Stadt Persailles (werßaj) G
mit dem berühmten Schloß und
Park Ludwigs Xiv. (18. Jan.
1871 Kaiserproklamation in der
Spiegelgalerie). Jetzt dient das Schloß als Ruhmeshalle (Museum). — Im Westen von Paris,
Seine-abwärts, St. Ger main, Friede zwischen dem Gr. Kurfürsten und Ludwig Xiv., 1679.
— Im Norden St. Denis (ßänßdenl) Königsgräber. — Seine-aufwärts Fontaine«
blean (fonstähnblö), Schloß und Park, Abdankung Napoleons I. 1814. — Orleans (ür-
leaus)^ , am nördlichsten Punkte der Loire. Vielumkämpster Straßenknoten (Oktober
bis Dezember 1870!). Jungfrau von Orleans. Wichtige Straße nach Süden über Tours
(tur) an der Loire, und durch die Senke von Poitiers (poatjs) □ (Karl Martell besiegt
die Mauren 732). — Le Mans (mang) Straßenknoten (12. Jan. 1871). — Rouen (rüans)
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