Sil
noch vor. Um Friedrich fr die Mhe und die Summen zu entschdiget, die er auf Herstellung der Ordnung in der Mark verwenden mute, verschrieb ihm der Kaiser 100 000 ungarische Goldguldeu (das Stck zu etwa 89 M unserer Whrung). Diese Summe war an Friedrich oder seine Erben zu zahlen, wenn die Luxemburger die Mark einmal zurcknehmen wollten.
Im Jahre 1412 kam Friedrich nach Brandenburg. Sein Stell-Vertreter Wend von Ylebnrg hatte die Ruhe im Lande nicht herzustellen vermocht: viele Städte, Ritter und ganze Landesteile verweigerten Friedrich die Anerkennung. Seme Lage war sehr schwierig. Das Land war nur noch 380 Qnadratmeilen groß und zhlte etwa 160 000 Einwohner; es umfate die Alt mark, die Mittelmark, die Priegnitz, einen kleinen Teil der Uckermark und rechts der Oder die Herrschaft St er b erg. Im Innern glich die Mark dem zerrissenen Reiche. Die meisten markgrflichen Gter, Rechte und Einknfte hatte der Adel an sich gebracht. Alle die kleinen Herren, Grafen und unabhngigen Städte hatten den Sinn fr die staatliche Zusammengehrigkeit verloren und lebten nur fr ihre Sonderinteressen. Aber Friedrich wute sich durch Energie und politische Klugheit bald ein gewaltiges Ansehen im Lande zu verschaffen.
Erschlo zunchst Vertrge mit den Nachbarn und ntigte (1412) die Shne des Herzogs von Pommern, die in das Land eingefallen waren, durch den Kampf am Kremmer Damm (nordwestlich von Berlin) zur Umkehr.
Friedrich suchte die verpfndeten mrkischen Besitzungen einzulsen und den Landfrieden aufrecht zu erhalten. Da aber feine Geldmittel zu Ende gingen und Sigismund ihn nicht untersttzen konnte, so wurde sein Ansehen stark erschttert, und ein Teil des Adels erhob sich gegen ihn. Die Quitzows begannen wieder ihre Raubzge. Friedrich ver-einigte sich nun mit dem Erzbischof von Magdeburg und dem Herzog von Sachsen und griff (1414) vier Burgen seiner Gegner zu gleicher Zeit an. Da man bei der Belagerung schweres Geschtz (die .,faule Grete" der Sage) verwendete, konnten die starken Burgmauern nur kurze Zett widerstehen. Zuerst fiel die von Friedrich selbst belagerte Burg Friesack (nordstlich von Rathenow). Dietrich von Qnitzow entkam, während sein Bruder Haus auf der Flucht gefangen genommen wurde. Die Ouitzows und ihre Mitschuldigen verloren ihre Lehen und ihre Eigengter. Damit war der Widerstand des Adels gebrochen und die Ruhe im Lande wiederhergestellt.
Im Einvernehmen mit den Stnden erlie Friedrich im Frhjahre 1414 den Landfrieden von Tangermnde. Er erklrte hierin die Erhaltung der ffentlichen Ruhe und die Bestrafung aller Landfriedens-brecher fr die wichtigste Pflicht der Herrschaft und zwang damit jeden ^andstand, in seinem Gebiet auf Ordnung zu halten.
14*
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Pommern Berlin Magdeburg Sachsen Rathenow
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seine Macht, indem er viele Kirchenlehen fr sich in Anspruch nahm. Doch wurde seine Friedensttigkeit durch das bestehende Schisma gehemmt. Um den lombardischen Stdtebuud zu unterwerfen, unter-nahm Friedrich (1174) einen neuen, den fnften Zug nach Italien. Er belagerte zuerst die Festung Alessandria; doch konnte er die Stadt nicht erobern. Sein Heer war zu schwach, und der Zuzug aus Deutschland blieb aus. Heinrich der Lwe, der mchtigste Vasall, hatte trotz eindringlicher Bitten des Kaisers die Heeresfolge verweigert.
1176 Daher wurde Friedrich bei Legnano (lenjano) 1176 vou den Lombarden vollstndig geschlagen. Er entkam mit Not dem Getmmel; zwei Tage lang hielt man ihn fr tot. Jetzt wnschte der Kaiser den Frieden. Er knpfte mit dem Papste Alexander Verhandlungen an und gab deu Gegenpapst ans. In der Marknskirche zu Venedig fand die Ausfhnuug zwischen den beiden Huptern der Christenheit statt. Mit den Lombarden schlo Friedrich 1183 zu Konstanz Frieden; die oberitalienischen Städte erhielten innerhalb ihrer Mauern die Hoheitsrechte, muten sich aber zu Treueid und Heerbannsteuer ver-pflichten. Das Landgebiet der Städte kam unter die Verwaltung von kaiserlichen Beamten.
3. Strafgericht der Heinrich den Lwen. Heinrich besa Sachsen und Bayern und verwaltete diese Lander mit Klugheit und Tatkraft. Mnchen verdaukt ihm die Entstehung und Lbeck die Begrndung seines Handels. Sein Hauptaugenmerk richtete Heinrich ans Nord-deutschlaud. Er eroberte die vou Wenden bewohnten Gebiete des heutigen Mecklenburg und Pommern, grndete Städte und Bistmer und siedelte deutsche und flmische Bauern an. Seine Stellung war fast unabhngig. Obgleich er die Rechte der Bischfe und kleineren Vasallen sehr beschrnkte, fanden die Klagen der seine gewaltttige Herrschaft beim Kaiser kein Gehr, weil dieser seinen Beistand brauchte. Als aber Heinrich der Lwe ans dem letzten italienischen Feldzuge die Heeresfolge verweigerte, beschlo Friedrich auf Betreiben der Gegner Heinrichs, dessen bermut zu brechen. Da er trotz dreimaliger Vor-ladung zur Verantwortung nicht erschien, sprach der Kaiser die Acht der ihn aus und erklrte ihn seiner Lnder fr verlustig, 1180. Das Herzogtum Sachsen wurde zum Nachteil des Reiches und des Deutschtums zersplittert. Der stliche Teil, in dem die Herzogswrde fortbestand, kam an Bernhard von Askanien, den Sohn Albrechts des Bren. Der westliche Teil fiel dem Erzbischos von Cln zu, der sich nun Herzog von Westfalen nannte. Auerdem eutstaudeu aus dem alten Herzogtum Sachsen eine Menge Einzelherrschaften. Lbeck, Bremen, Hamburg entwickelten sich zu freien Reichs-stdten. Das Herzogtum Bayern erhielt Otto von Wittelsbach. Heinrich der Lwe wehrte sich zwar gegen den kaiserlichen Richter-sprnch; aber auch von seinen letzten Freuuden verlassen, bat er endlich
U
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_( Friedrich Heinrich Friedrich_bei_Legnano Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich_besa Heinrich Heinrich_ans_Nord-deutschlaud Heinrich Heinrich_der_Lwe Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Bernhard_von_Askanien Albrechts Albrechts Otto_von_Wittelsbach Otto Heinrich
107
einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Eleonore_von_Poitiers Ludwigs Ludwigs Philipp_Ii Philipp Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Richard_Lwenherz Otto Philipp_Ii Philipp August Friedrich_Ii Friedrich Philipps Philipps Ludwig_dem Ludwig Blanka Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
108
ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Ludwigs_Ix. Ludwigs_Ix. Ludwig Ludwig Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Mathilde Heinrichs_V. Heinrichs_V. Anjou Gottfried_Plantagenet Ludwigs Ludwigs Heinrich_Ii Heinrich Heinrichs Heinrichs Richard_Lwenherz Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Philipp_August Philipp August Richards Johann Philipp_August Philipp August Heinrichs Heinrichs Richard_von_Eornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
140
einen Angriff vorbereitet sein. Zahlreiche Kirchen, Trmchen und Erker belebten das Bild, wie es heute noch Nrnberg und ganz besonders Rothenburg an der Tauber zeigen. In ruhigen Zeiten wurde vor den Mauern eifrig Ackerbau. Obst-. Wein- und Gemsebau getrieben, da selbst unter den Einwohnern grerer Städte sich noch viele Ackerbrger befanden. Grostdte gab es in Deutschland nicht' um 1450 war Nrnberg mit etwa 20 000 Einwohnern die grte deutsche Stadt; Straburg und Danzig zhlten zu derselben Zeit der 16000, Frankfurt a. M. nur 7 000, Mainz gegen 6 000 Einwohner.
Whrend die Kirchen. Rathuser und Kaufhuser monumentalen Eharakter trugen und von der Schaffensfreude des selbstbewuten Brgertums zeugten, waren die Brgerhuser im 14. Jahrhundert meist ans Holz oder Fachwerk gebaut, mit Stroh oder Schindeln gedeckt und standen dichtgedrngt in engen Straen. Da die Huser nicht blo als Familienwohnung, sondern auch als Lagerraum, als Arbeits- und Verkaufssttten dienten, waren sie eng und unbehaglich, llnt bei dem Mangel an Bauplnen innerhalb der Stadtmauern Wohn-rume fr die wachsende Bevlkerung zu gewinnen, wurden die mit ihren schmalen Giebelseiten nach der Strae gekehrten Huser mehr-stckig gebaut und die oberen Stockwerke der die unteren hinausgeschoben. Da mau die ersteren durch Pfeiler sttzen mute, entstanden La b eng uge. Diese bentzten die Handwerker im Sommer mit Vorliebe als Arbeitssttten.
Im 15. Jahrhundert traten an die Stelle der stets durch Feuers-6fnfte bedrohten Holzhuser Stein- und Ziegelbauten. Die wohlhabenden Handelsherren schmckten ihre groen, bequemen Wohnungen mit Schnitzwerk und Malereien; auch begann man im 15. Jahrhundert die Fenster aus kleinen runden Glasscheiben (Butzenscheiben), die in Blei gefat wurden, herzustellen.
Die Reinlichkeit der fptmittelalterlichen Städte lie viel zu wnschen brig. Die Straen waren meist nugepflastert und darum bei langdauerndem Regen kaum zu berschreiten. Gewhnlich waren nur der Marktplatz als Mittelpunkt des stdtischen Lebens und Handels und die Hauptstraen mit unbehauenen Steinen gepflastert oder mit Kies und kleinen Steinen beschttet. Da man die Kanalisation noch nicht kannte, sammelte sich der Schmutz in den meisten Stdten massenhaft an, und das Wasser der Brunnen wurde oft verunreinigt. Darum verbreiteten sich Seuchen sehr schnell (vgl. der Schwarze Tod S. 115),
Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit: Das Fehdewesen im im 14. und 15. Jahrhundert. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 54.
Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder: Inneres einer Stadt im 15. Jahrhundert.
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Extrahierte Personennamen: Lehmanns
Extrahierte Ortsnamen: Nrnberg Rothenburg Tauber Deutschland Nrnberg Danzig Frankfurt_a._M. Mainz
Heinrich I.
29
Gräber." Nun war aber die Bevölkerung in den Marken von jeher
zum Kampfe verpflichtet; von dieser mußte jetzt der neunte Mann in die
Stadt ziehen. Für die übrigen acht wurde auch Wohnung und Vorrat
in der Stadt bereit gehalten, damit alle zur Kriegszeit hier Zuflucht finden
konnten. Dafür mußte das Drittel alles Ertrages der Felder in die
Städte geliefert werden. Doch nicht nur Festungen, auch eine wohl-
geübte Kriegsmacht mußte Heinrich haben. Bei den Sachsen be-
stand zwar das Aufgebot aller freien Männer, der Heerbann; aber
ste kämpften nur zu Fuß. Da man den ungarischen Reitern so nicht
begegnen durfte, gewöhnte der König die Seinen an den Kampf zu Roß,
und um denselben zu üben, soll er zuerst Turniere, d. i. Kampfspiele,
eingerichtet haben. Das Fußvolk lehrte er, den Pfeilregen mit den
Schilden aufzufangen; die Reiterei konnte den Feind verfolgen.
o. Kampf gegen die Wenden. Darauf übte Heinrich sein Volk
im Kampfe gegen die Slaven oder Wenden östlich von der Saale
und Elbe. Sie waren noch Heiden, der Krieg gegen sie galt als heilig,
als ein Kreuzzug. Unter dem Banner des Erzengels Michael zogen die
Sachsen zunächst gegen die Haveller und drangen bis zu ihrer Haupt-
stadt Brennabor (dem heutigen Brandenburg) vor. Die Bewohner
derselben fühlten sich sicher, weil die Stadt rings von der Havel um-
flossen war. Da wartete Heinrich bis zum Winter und besiegte die
Feinde durch „Eis, Eisen und Hunger". Dann zog er gegen die Da-
leminzier im heutigen Sachsen, links von der Elbe. Ihre Hauptstadt
Jana wurde nach 30 Tagen erobert, die Männer wurden erschlagen,
die Kinder als Sklaven verkauft. Selbst Böhmen machte er tribut-
pflichtig. (928.)
Als dies geschehen, brach 929 noch einmal ein großer Aufstand der 929
nördlichen Slaven aus. Aber in der furchtbaren Schlacht bei Lenzen,
in der Nordwestspitze der Provinz Brandenburg, siegte Heinrich; 100 000
Wenden sollen hier gefallen sein.
cl. Schlacht bei Merseburg. Vier Jahre später erschienen die
Gesandten der Ungarn wieder und forderten ihren Tribut. Heinrich ver-
weigerte ihnen denselben, und als sich darauf ihre zahllosen Scharen
wieder über Deutschland ergossen, vernichtete er dieselben 933 in der
Schlacht bei Merseburg. 933
Heinrich sprach zu seinem versammelten Volke: „Bisher habe ich alles, was
euren Kindern gehört, hingeben müssen. Jetzt müßte ich die Kirche plündern, denn
alles übrige haben sie. Wollt ihr, daß ich hinwegnehme, was zur Ehre Gottes be-
stimmt ist, und uns damit von den Feinden Gottes den Frieden erkaufe? Oder
wollen wir, wie es Deutschen geziemt, fest vertrauen, daß er uns erlösen werde, der
in Wahrheit unser Herr und Erlöser ist?" Da erhob das Volk die Stimme und die
Hände zum Himmel und schwur zu streiten. Jetzt gab Heinrich den Gesandten zum
Zeichen des höchsten Schimpfes einen räudigen Hund, dem man Schwanz und Ohren
abgeschnitten hatte, und ließ sagen, wer einen anderen Zins haben wolle, der möge
kommen und ihn holen. Da brach ein fürchterlicher Heereszug plündernd in Sachsen
und Thüringen ein. Heinrich traf auf ihn bei Merseburg. Beim Heran-
nahen des Königs zündeten die Ungarn Feuer an, um durch Rauch und Flammen
die zerstreuten Ihrigen zu sammeln. Vor Heinrich her wallte das Banner des
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Jana Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
42
Mittlere Geschichte.
freigegeben, Magnus aber blieb gefangen zurück. Da nun der alte Sachsenherzog
gerade gestorben war, fürchteten die Sachsen, Heinrich wolle ihr Herzogtum an sein
Haus ziehen. Dazu hatten die Umwohner der ihnen verhaßten Burgen von den Be-
wohnern derselben oft Gewaltthätigkeit zu dulden.
Otto von Nordheim stellte sich an die Spitze der Mißvergnügten.
Auf einer großen „Tagfahrt" (Versammlung) gelobten sich Fürsten und
Bauern des Sachsenlandes gegenseitigen Beistand und beschlossen, zum
Schutze ihrer alten Rechte und Freiheiten die Waffen gegen den König
zu erheben. Uber 60 000 Sachsen standen in wenigen Tagen vor der
Harzburg, wohin Heinrich sich von Goslar begeben, um seine Person zu
sichern. Sie verlangten, er solle die in ihrem Lande errichteten Burgen
sofort brechen und Magnus freigeben; sie wurden aber abgewiesen. Da
umschlossen sie die Burg von allen Seiten; dennoch gelang es Heinrich,
mit einigen Vertrauten zu entkommen. (1073.) Ein Jager aus der
Umgegend, der Weg und Steg daselbst kannte, führte den kleinen Zug durch
das rauschende Dickicht. Drei Tage setzte man ohne Unterbrechung die
Reise fort. Die Harzburg und den gefangenen Magnus hatte der König
der Obhut der tapfersten Jünglinge aus seinem Gefolge anvertraut. Um
die Hülfe der übrigen Fürsten des Reiches gegen die Sachsen zu gewinnen,
mußte er zunächst Magnus freigeben, da sie durch dessen Gefangenhal-
tung sich selbst beleidigt fühlten; ja, er fiel ihnen sogar zu Füßen und
bat flehentlich, Erbarmen mit ihm zu haben und ihn in seiner Not nicht
zu verlassen. Aber die Fürsten verließen ihn treulos, die ärgsten Ver-
leumdungen wurden gegen ihn verbreitet, und bereits war ein Fürstentag
bestimmt, an welchem er abgesetzt werden sollte.
So vom Adel verlassen, fand Heinrich in den rheinischen Städten treue
Anhänger. Die Bürger von Worms holten ihn in kriegerischer Rüstung
in ihre Stadt ein und versprachen, mit ihrem Leibe und ganzem Ver-
mögen ihm zu dienen. Der Bischof von Worms wollte sich Heinrich
widersetzen, ward aber von seinen Unterthanen verjagt. Worms war
eine reiche, dicht bevölkerte Stadt, gut befestigt und mit allen Kriegs-
bedürfnissen wohl versehen. Dem Beispiele von Worms folgten bald
viele andere Städte am Rhein. Da lud Heinrich die Fürsten noch ein-
mal ein, und manche kamen; nochmals warf er sich ihnen zu Füßen,
bekannte offen seine, im jugendlichen Übermute begangenen Fehlgriffe
und versprach, zukünftig so zu handeln, wie es einem Manne, einem
Könige gezieme. Aber auch diesmal erreichte er wenig. Da beschloß er,
mit den'sachsen in Unterhandlungen zu treten. Mit einem nur kleinen
Heere zog er ihnen entgegen und schickte Abgesandte an sie. Die Sachsen
verlangten: er solle die Bungen in ihrem Lande niederreißen, ihnen ihre
alten Freiheiten lassen, die eingezogenen Güter zurückgeben und Otto
von Nordheim wieder in das Herzogtum Bayern einsetzen. Nach langem
Widerstreben willigte Heinrich ein und entließ sein Heer. Die Burgen
wurden den sächsischen Bauern zum Abtragen ausgeliefert. Mit Ingrimm
verließ Heinrich das Sachsenland.
Die Mauern der Harzburg waren eingeriffen, die Wälle abgetragen,
die Gräben verschüttet; nur die kirchlichen Gebäude standen noch. Die
übrigen Burgen wurden ganz dem Erdboden gleich gemacht. Da stürmten
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Extrahierte Personennamen: Magnus Magnus Heinrich Heinrich Otto Heinrich_sich_von_Goslar Heinrich Magnus Magnus Heinrich Heinrich Magnus Magnus Magnus Magnus Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
60
Mittlere Geschichte.
hatte ihn in den Bann gethan. Über zwei Jahre wurde die Stadt be-
lagert. Alle, welche derselben Zufuhr bringen wollten, verloren die rechte
Hand; um die Grausamkeiten der Mailänder zu rächen, ließ der Kaiser
den größten Teil der Gefangenen aufhängen. Bald wurden die Mai-
länder vom Hunger geplagt, denn der Mundvorrat wurde immer kleiner;
sie wurden uneinig, ob sie dem Kaiser einen Vertrag vorlegen oder sich
ihm auf Gnade und Ungnade ergeben sollten. Endlich wurde die Unter-
werfung beschlossen. Die Stadt wurde streng bestraft, und Friedrich
kehrte nach fünfjähriger Abwesenheit nach Deutschland zurück.
Am 1. März 1162 erschienen vor Friedrich die mailändischen Konsuln und
andere Edle, knieend und mit bloßen Schwertern aus dem Nacken, übergaben ohne
Bedingung die Stadt und leisteten die ihnen vorgeschriebenen Eide sür sich und alle
übrigen Mailänder. Acht Tage später kamen mehr als 300 auserlesene Ritter, fielen
vor dem Kaiser nieder und übergaben die Schlüssel der Stadt und die Hauptfahnen.
Nach zwei Tagen kam das ganze Volk und die übrige Ritterschar mit dem C ar-
ro ccio (spr. Karrottscho), dem riesigen Fahnenwagen der Stadt. Alle Behörden und
Bürger waren mit dem Bußgewande bekleidet, hatten Stricke um den Hals, Asche
auf dem Haupte und Kreuze in den Händen. Krieger und Volk fielen einmütig aus
ihr Antlitz, wehklagten, streckten das Kreuz empor und flehten im Namen desselben
um Gnade. Der Kaiser versprach nach reiflicher Überlegung, Gnade zu üben, und
entließ sie. Am folgenden Tage verkündigte er ihnen das Gericht: alle Vornehmen
behielt er als Geiseln; alle in der Stadt, welche über zwölf Jahre alt waren, mußten
ihm die Huldigung leisten. Die Stadtthore und die Mauern mußten abgetragen, die
Gräben zugedämmt werden. Daraus sprach der Kaiser die Mailänder für ihre Person
vom kaiserlichen Banne los; doch mußten sie binnen acht Tagen die Stadt verlassen,
um sich an vier Flecken ihres Gebiets, immer zwei Meilen auseinander, niederzulassen.
Bei dem Abtragen der Mauern halfen besonders die Bewohner der Städte Lodi,
Pavia und Como, die Mailand feindlich waren. Über die eingerissenen Mauern
zog der Kaiser siegprangend in die Stadt. Dieselbe war nur eine Masse offener,
menschenleerer Häuser und glich einem Totenhause. — Nach diesem Gerichte setzte sich
der Kaiser die Krone wieder auf.
Dritter und vierter Zug. 1163 und 1166. Schon 1163 befand
Barbarossa sich auf seinem dritten Römerzuge. Alle lombardischen
Städte klagten laut über den Druck der kaiserlichen Beamten, aber Frie-
drich wies 'sie mit ihren Klagen ab. Da erklärten die Städte: „Gehorsam
dem Kaiser in allen billigen Dingen, aber Widerstand gegen jeden Miß-
brauch der Gewalt." Sie thaten'sich zusammen und bildeten den lo m-
bardischen Städtebund. Auch Mailand, das wieder aufgeblüht
war, gehörte demselben an. Der Kaiser fühlte sich dem Bunde gegen-
über nicht stark genug, sondern eilte nach Deutschland zurück, um ein
neues Heer zu holen. Die Feinde bauten unterdes ihm zum Trotze und
dem Papste Alexander zu Ehren die Stadt Alessandria am
Tanaro. Als dann Friedrich 1166 den vierten Zug unternahm
und bis Rom vordrang, tötete das Sumpffieber den schönsten Teil seines
Heeres. Er mußte nach Oberitalien zurück und ächtete von Pavia aus
die Städte des lombardischen Bundes. Heimlich und mit Lebensgefahr
gelangte er durch das empörte Land in die Heimat.
Fünfter Zug. 1174. Erst 1174 konnte Friedrich zum fünsten-
mal nach Italien kommen. Zunächst belagerte er die Festung Alessan-
dria. Es war Winter, der sumpfige Boden wurde von häufigem Regen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karrottscho Barbarossa Barbarossa Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Pavia Mailand Mailand Deutschland Alessandria Tanaro Rom Oberitalien Pavia Italien
Mittelalterliche Zustände.
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geführt hatte, unter seinem hochherzigen Sohne Friedrich vo n Schwaben
die Stadt Akkon belagerte, erschien dort auch der Marianische1 Brüder-
verein und übernahm die Pflege der deutschen Kranken. Der Eifer
dieser Brüder bestimmte Friedrich von Schwaben, den Verein zu einem
deutschen Ritterorden zu erheben. (1190.) Die Ordensbrüder
mußten Deutsche sein; ihre Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem
Kreuze. Der Orden wurde vom Papste bestätigt und ließ sich in Akkon
nieder; später ging er nach Venedig und dann nach Preußen. (S. den
dritten Teil.)
Mit dem Verfall der edlen Ritterzeit artete die Kleidung in das Geschmacklose
und Unnatürliche aus. Die Frauen trugen so hohe Hauben, daß sie durch keine
Thür gehen konnten, ohne sich zu bücken, dazu Schleppen von drei bis vier Ellen.
Männer und Frauen hängten Schellen an den Gürtel. „Wo die Herren sein, da
klingen die Schellen," sagt eine alte Chronik. Schnabelschuhe dienten zum Unter-
schiede der Stände: die Schnäbel durften bei Adeligen zwei Fuß,2 bei reichen Bürger-
lichen einen, bei gewöhnlichen Leuten einen halben Fuß lang sein. Sie waren ent-
weder schlaff und wurden mit einem Kettchen am Knie oder am Gürtel in die Höhe
gehalten, oder sie waren steif ausgestopft und standen in die Höhe. In der Schlacht
bei Sempach (1386) gegen die Schweizer trugen die östreichischen Herren so lange
Schnäbel, daß sie dieselben, als sie genötigt waren, abzusteigen und zu Fuße zu kämpfen,
erst abhauen mußten. „Man hätte damit gefüllt einen Wagen!" sagt die Chronik.
2) Mürger und Mauern.
Ursprünglich hatten die Deutschen eine große Abneigung gegen die
Städte. In unsicheren Kriegszeiten lernten aber die Ein- und Um-
wohner einer Stadt deren Wert schätzen; denn alle Städte waren mit
Mauern oder mit Pfahlwerk umgeben und glichen so einer Burg, wes-
halb ihre Einwohner Bürger hießen. Landbewohner siedelten sich als
Pfahlbürger außerhalb des Pfahlwerks in den Vorstädten an; selbst
Adlige ließen ihre Güter verwalten und zogen der Sicherheit oder des
angenehmen Lebens halber in die Stadt. Auf Handel und Gewerbe,
die beiden Hauptbeschäftigungen der Stadtbewohner, hatten die Kreuzzüge
einen vorteilhaften Einfluß geübt. Die Europäer lernten auf ihren Zügen
von Griechen und Arabern manche Verbesserung der Gewerbe kennen,
die sogleich eingeführt wurde. Nach damaliger Sitte bildeten die Ge-
werbetreibenden Zünfte, Gilden oder Innungen, die bis in die neueste
Zeit bestanden haben. — Ihre Blüte verdankten die Städte hauptsächlich
dem Handel. Die italienischen Städte Venedig, Genua, Pisa
und Am alfi hatten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen treu unterstützt;
sie hatten aber auch an der Eroberung Palästinas großes Interesse:
neue Handelsverbindungen wurden angeknüpft, die Waren des Ostens
kamen nach Europa. Von Italien aus gingen diese über die Alpen,
besonders über den Brenner, und verbreiteten sich auf Landstraßen und
Flüssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde,
ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern.
Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die Städte: Augsburg,
Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im
1 Nach der Jungfrau Maria genannt. 2 Daher kommt der Ausdruck „aus
großem Fuße leben."
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Akkon Venedig Gürtel Sempach Genua Europa Italien Deutschland Augsburg Regensburg Nürnberg Worms Frankfurt Mainz