Die heilige Hedwig.
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Geschäft, zur Ausbreitung der Religion mitzuwirken. Nach den Begriffen jener Zeit glaubte man dies am besten durch Erbauung von Kirchen und Klöstern zu erreichen. Daher stiftete sie deren mehrere, die zum Theil erst 1809 bei der Einziehung der Klöster eingegangen sind, deren Gebäude aber noch stehen.
Von äußerlicher Pracht war sie keine Freundin. Selbst schon in der Jugend trug sie weder schimmernde oder modische Kleider, noch Schmuck, und in ihren späteren Jahren zog sie nur abgetragene Kleider an, und zwar von schlechtem Zeuge, damit sie sich in der Demuth übe und sich nicht an Bequemlichkeiten gewöhne. Zuletzt ging sie gar barfuß, selbst im kältesten Winter, und da geschah es nicht selten, daß ihre Füße bluteten und blutige Spuren im Schnee zurückließen. Doch trug sie die Schuhe unter dem Arme, zog sie aber nur dann an, wenn sie Leuten, denen sie Rücksichten schuldig zu sein glaubte, begegnete. Als ihr Beichtvater, der Abt zu Leubus, hörte, daß sie barfuß gehe, entsetzte er sich und suchte ihr das auszureden; ja er überreichte ihr sogar ein paar neue Schuhe, und bat sie, dieselben zu tragen. Das versprach sie auch. Als er aber nach Verlauf eines Jahres erfuhr, daß sie immer noch barfuß gehe, warf er ihr ungehalten ihren Ungehorsam vor. „Lieber Herr," sprach sie sanft, „erzürnet Euch doch nicht; ich habe sie ja recht oft getragen." Sie meinte nämlich, unter dem Arme; denn sie waren noch ganz neu. In dergleichen Bußübungen ließ sie sich überhaupt nichts vorschreiben. So trug sie einen Gürtel von Pferdehaaren, den ihr einst ein Templer geschenkt hatte, um den bloßen Leib, und den legte sie trotz allem Zureden eines von ihr sonst sehr geachteten Mönches nicht ab. Auch waren alle Bitten ihrer Kinder, sich doch nicht so zu peinigen, vergebens. So lange ihr Gatte noch lebte und mit ihr an einem Tische speiste, suchte sie ihre strenge Lebensart vor ihm zu verbergen, um ihn nicht zu betrüben; sie, zerschnitt das ihr vorgelegte Fleisch in kleine Stücke, aß aber nichts davon, weil die Thoren das für einen hohem Grad von Heiligkeit hielten, wenn man sich des Fleisches enthielte. Gab es nun gerade bloß Fleischspeisen, so stand sie ganz hungrig von der Tafel auf. Ihr Küchenzettel war der einfachste von der Welt: Sonntags, Dienstags und Donnerstags Fische und Milchspeisen; Montags und Sonnabends Erbsen oder Bohnen; Mittwochs und Freitags Brot und Wasser. Späterhin trieb sie es noch ärger; da genoß sie nichts als trockene Fische und grobes Brot, und trank kaltes Wasser dazu. Nur Sonntags und Feiertags aß sie auf An-
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Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
Verordnung übrig, die er für die Verwalter seiner Meiereien entwarf. Darin ist genau bestimmt, wie die Eier verkauft, wie viel Hühner und Gänse gehalten, wie Butter, Käse, Wachs und Honig bereitet, wie das Bier gebraut und der Wein gekeltert werden sollte. Eben so wurde vorgeschrieben, wie das Vieh gehalten, wie viel geschlachtet und wozu das Geschlachtete angewendet werden sollte, und alles war darin so genau vorgeschrieben, als wenn der mächtige Kaiser nie etwas anderes gethan hätte, als Landwirthschaft treiben. — Vom Bauen war er ein großer Freund. Von 163 Landgütern und Schlössern, die sein Familieneigenthum waren, hat er die meisten gebaut, auch viele Kirchen errichtet und verbessert. An einem bestimmten Orte hielt er sich nicht auf; wie konnte er auch, da seine Geschäfte und Kriege ihn unaufhörlich um-Hertrieben? Es war damals überhaupt nicht gewöhnlich, daß ein König eine bestimmte Residenz hatte, weil es nicht so leicht wie jetzt war, von einem Orte aus ein großes Land zu regieren. Am liebsten verweilte er in Heristal, in Aachen, in Nimwegen und in Ingelheim bei Mainz, jetzt einem nur kleinen Orte, bei dem man noch die Trümmer des alten Schlosses' sieht. An allen vier Oertern baute er sich Schlösser. Das schönste war in Aachen; hierhin zog ihn schon der Gebrauch der lauen Bäder, die er sehr liebte; denn hier waren die Bäder schon zu den Zeiten der Römer gekannt und gebraucht. Er richtete das eine Bad bequemer ein, erweiterte und überbaute es, und freute sich, wenn sich recht viele — zuweilen über hundert — im Wasser umhertummelten. Hier baute er auch der Maria ein herrliches Münster, welches jedermann bewunderte. Es war mit . Gold und Silber geschmückt und mit Fenstern, Thüren und Gittern von blinkendem Erz versehen. Aus Italien ließ er die majestätischen Säulen und Marmorblöcke kommen, wofür sich der Papst einige deutsche Pferde, die wegen ihrer Stärke geschätzt wurden, ausbat. Die Künstler zum Bau wurden weit und breit her verschrieben. Die Kirche bestand aus Quadern, war rund gebaut, ruhte auf acht Marmorsäulen und war inwendig mit alter italienischer Mosaik verziert. Papst Leo kam selbst, die Kirche einzuweihen.
Damit dieser große Kaiser, der mit der einen kräftigen Faust die Zügel seiner Reiche lenkte, während er mit der andern väterlichen Hand seinem Volke die friedliche Kunst des Landbaues, seinen Richtern Uebung der Gerechtigkeit und seinen Priestern den wahren Gottesdienst lehrte, uns desto deutlicher vor Augen stehe,
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
dringen ihres Beichtvaters Früchte und Milchspeisen, trank auch wohl Bier. Durch keine Bitten konnte sie aber zum Genuß des Fleisches vermocht werden, und selbst von jenen einfachen Nahrungsmitteln nahm sie so wenig zu sich, daß sich alle wunderten, wie sie nur dabei bestehen könnte. Sie schlief auf dem harten Boden ohne alle Unterlage, und wenn sie krank war, auf Stroh. Keine Nacht genoß sie eines ununterbrochenen Schlafes; sie stand mehrmals auf und brachte den größten Theil der Nacht betend zu.
Um dem Beispiele Jesu zu folgen, wusch sie oft den Armen die Füße, ja sie küßte sie wohl gar. Am Gründonnerstage ließ sie Aussätzige zu sich kommen, wusch ihnen die Füße und schenkte ihnen neue Kleider. Bei ihrer Mahlzeit hatte sie immer Arme in der Nähe, denen sie mit eigener Hand die Speisen vorlegte. Damit noch nicht zufrieden, trank sie nicht eher, als bis der Häßlichste derselben aus demselben Becher getrunken hatte. Das waren freilich große Uebertreibungen der Wohlthätigkeit, und wir müssen gestehen, daß wir nicht unbedingt daran glauben. Man erzählt auch, Hedwig habe die Stellen, wo die Nonnen in der Kirche gesessen, geküßt, und sich und ihre Enkel mit dem Wasser, in dem jene sich die Füße gereinigt, gewaschen, weil sie dadurch heiliger würden. So gern wir auch zugeben wollen, daß Hedwig in vielen Dingen zu weit gegangen sei, so war sie doch zu vernünftig, um auf solche Thorheiten zu verfallen. Dahin gehört auch, daß sie den Bettlern die Stücke Brot, die sie in den Klöstern bekommen, abgekauft und mit Vergnügen zur Beförderung der Heiligkeit gegessen hätte. Aus demselben Grunde schickte sie auch zwei arme Frauen abwechselnd nach dem Kloster Leubus (an der Oder), um die alten Stücke Brot und Käse, die bei den Austheilungen übrig geblieben waren, für sie zu holen, und diese verzehrte sie mit Appetit. Daß sie oft sich selbst geißelte und geißeln ließ, braucht kaum erst gesagt zu werden, da die damalige Zeit einen besondern Werth auf dergleichen Büßungen setzte.
Endlich wurde sie krank, und auch auf dem Krankenlager bewies sie ungestörte Heiterkeit, Geduld und Ergebung. Sie entschlief endlich sanft 1243, und wurde nach ihrem ausdrücklichen Willen auf dem öffentlichen Begräbnißplatze in Trebnitz, unweit Breslau, beerdigt. Als aber unter Friedrich dem Großen die katholische Hedwigskirche in Berlin 1773 eingeweiht wurde, holte man die Gebeine der frommen Fürstin nach Berlin, wo sie sich noch befinden.
Die heilige Elisabeth. — Zuvörderst ist bei dem Folgen-
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Extrahierte Personennamen: Hedwig Hedwig Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leubus Breslau Hedwigskirche Berlin Berlin
Odysseus.
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Prianros, der sich mit seinem Weibe und allen ihm noch übrigen Kindern zu dem Altwe geflüchtet hatte, hier von des Achilles wildem Sohne, Neoptolemos, bei den grauen Haaren gefaßt und erstochen. Mit ihm fiel sein ganzer Stamm. Aus der Stadt entkamen nur Wenige; unter diesen der tapfere Troerfürst A e n e a s. Mit Mühe rettete er sich und seinen kleinen Sohn As kan, den alten Vater Anchises auf den Schultern tragend. Er schiffte dann nach Westen, gelangte nach vielen Schicksalen nach Italien und baute sich in der Gegend des nachmaligen Roms an.
Nachdem Troja der Erde gleich gemacht und jede Rache gekühlt war, dachten die aus dem Kriege übrig gebliebenen Helden auf den Rückweg in ihr Vaterland. Jeder folgte aber dabei seinem eigenen Sinne, und so kamen sie zum Theil erst nach vielen sonderbaren Schicksalen nach Hause. Keiner erlebte aber dabei so viele Abenteuer als Ulysses oder Odysseus, der König von Jthaka. Von seinen Irrfahrten handelt die ganze Odyssee (von Homer). So anziehend auch die Erzählung davon ist, so kann hier doch nur Einiges davon gleichsam nur als Probe gegeben werden.*)
Einmal kam Odysseus nach Sicilien. Hier wohnten damals furchtbare Riesen, Cyklopen genannt. Statt zweier Augen hatte jeder nur eins, welches mitten aus der Stirne blitzte. Odysseus nahm zwölf der tapfersten Gefährten, mit denen er ins Land hineinging, wo er eine große Höhle fand. Sie traten ein, sahen große Ställe für Schafe und Ziegen, und ringsum standen reinliche Geschirre mit Molken, Butter und Käse. Die Gefährten meinten, sie wollten hurtig das junge Vieh, welches in den Ställen war (denn das alte hatte der hier hausende Riese auf die Weide getrieben), nach den Schiffen treiben und dann die Anker lichten; aber Odysseus verbot es, weil ihm nach der Bekanntschaft des Riesen gelüstete. Sie setzten sich also hin, aßen und tranken von der mitgebrachten Speise und dem Weine und sprachen auch dem Käse wacker zu, auf die Gastfreundschaft Polyphems, so hieß der Cyklop, rechnend. Endlich hörten sie ein .Blöken; es kam immer näher und näher, zuletzt trat Polyphem selbst ein. Er trug eine tüchtige Ladung Holz zur Abendmahlzeit; krachend wars er es mitten in die Höhle nieder, daß die Griechen sich vor Angst in den Winkel verkrochen. Dann trieb er die Heerde ein, wälzte ein großes Felsstück vor die Oeffnnng der Höhle, daß nicht zweiund-
.*) Siehe Mythologie S. 373 u. folg.
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Alte Geschichte. 4. Periode. Römer.
mehr, während das morgenländische noch über 1000 Jahre bestanden hat; doch davon erst in der mittlern Geschichte.
50. Völkerwanderung. — Hunnen, Gothen it. a.
Das römische Volk und die ihm unterworfenen Völker waren so von Grund aus verdorben, daß weder die guten Gesetze Con-stantins, noch die Klugheit des Theodosius das Reich retten konnten. Die Vorsehung hatte beschlossen, durch eine gewaltsame Zerrüttung der Völker einen ganz neuen Zustand der Dinge hervorzubringen, wodurch freilich zunächst Alles, wie es bisher gewesen, über den Haufen gestürzt und eine tiefe Barbarei herbeigeführt wurde, aus der aber später eine schönere Zeit, ein glücklicherer Zustand der Völker und eine höhere Bildung hervorging. Man nennt diese Begebenheit, mit welcher sich die alte Geschichte schließt, die große Völkerwanderung.
Den ersten Stoß dazu gab, wie es scheint, ein wildes Volk, welches bisher in der Mitte von Asien gewohnt hatte, die Hunnen. Unter der Han-Dynastie, die 202 v. Chr. in China sich aufgeschwungen hatte, begannen sie in China einzufallen und das Land zu verwüsten; sie wurden aber endlich, es ist nicht bekannt, aus welchen Ursachen — bewogen, westwärts zu ziehen. Genug sie kamen mit Weibern und Kindern, mit aller Habe und überschritten den Fluß Don, der in das asowsche Meer geht und damals Asien von Europa trennte. Dieses Volk verbreitete, wo es erschien, Schrecken und Flucht. Ein Zeitgenosse, der sie selbst gesehen hat, beschreibt sie uns also: „Das Hunnenvolk ist über die Maßen wild. Ihre Glieder sind fest und untersetzt, ihre Hälse dick, ihr ganzer Körperbau so ungeschlacht und plump, daß man sie sür zweibeinige Thiere oder für Pfosten an Brückengeländern halten möchte. Gleich nach der Geburt zerfetzt man den Kindern Wangen und Kinn mit tiefen Schnitten, damit der Bartwuchs unterdrückt werde. Dabei sind sie so roh, daß sie kein Feuer zur Zubereitung der Speisen bedürfen; denn sie leben von Wurzeln oder von dem rohen Fleische des ersten besten Thieres. Haben sie ein Stück rohen Fleisches, so legen sie es statt des Sattels auf des Pferdes Rücken und machen es durch einen tüchtigen Ritt mürbe; so essen sie es. In Häuser gehen sie ungern, nur wenn die größte Noth sie dazu treibt; denn sie betrachten sie wie die Gräber der Lebendigen. Aber Berge und Thäler wild zu durchstreifen, das ist ihre Lust, und so gewöhnen sie sich
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Alte Geschichte. 1. Periode. Phönicier.
scheint sich nicht ergeben zu haben, und so ist die Umschiffung Afrikas wieder in Vergessenheit gerathen.
Von den Phöniciern rührt ferner die Erfindung des Glases her. Einige Schiffer aus Sidon stiegen einst an einer Stelle der palästinischen Küste (bei Acre) au's Land, wo ein überaus feiner Sand- gefunden wird. Um sich ihre Speisen zu kochen, legten sie einige zufällig mitgebrachte Salpeterstücke zu einem Herde zusammen, zündeten' ein Feuer an und aßen wohlgemnth. Als sie aber den Herd wieder abräumten, erblickten sie zu ihrer nicht geringen Verwunderung ganze Stücke einer klaren durchsichtigen Materie. Es war Glas, entstanden aus der Mischung des Salzes, des Sandes und der Asche. Der Versuch wurde wiederholt; er gelang, und nicht lange währte es, so blühten in manchen Städten des Landes Glasfabriken, die diese stark gesuchte Waare in alle bekannte Theile der Erde schickten. So wie wir verstanden sie indessen nicht die köstliche Erfindung zu nützen. Sie verfertigten wohl Mosaikarbeiten, Glaswürfel, Glaskorallen; aber die Glasmasse zu Fensterscheiben und Spiegeln zu verarbeiten, verstanden sie nicht. Wohl aber werden ungeheuere Glasscheiben erwähnt, die man statt der Leuchtthürme gebrauchte. Man befestigte nämlich an Felswände in der Nähe mancher Seehäfen große Glastafeln, damit die sich darin spiegelnde Sonne weithin den sich nähernden Schiffern ein Merkzeichen sei.
Vorzüglich blühend waren ihre Purpurfärbereien. Man erzählt, ein Hirte, der am Meeresgestade feine Schafe weidete, sah seinen Hund mit einem blutroth gefärbten Maule vom Ufer zurückkommen. Er hielt ihn für verwundet, wischte ihm das vermeintliche Blut mit dem Tuche ab und sah mit freudiger Verwunderung die schöne Farbe. Er ging ihm dann nach und fand, daß er unter den dort in Menge liegenden Muscheln gewüw. habe. Diese Purpurmuschel hat ein Bläschen, in welchem der färbende Saft enthalten ist. Sie wird an den Küsten des mittelländischen Meeres gefunden; aber die Kunst damit zu färben war nirgends so weit gediehen, als in Phönicien. Zwei Arten, eine hochrothe und eine dunkelrothe, wurden besonders geschätzt, und die Fabriken in Sidon und Tyrus versendeten weit und breit die schönsten Gewänder.
Ueberhaupt waren Phöniciens Städte recht eigentlich die Werk-stätte der Putzwaaren und anderer Luxusartikel. So wie wir jetzt aus Wien, Paris und London die schönsten dieser Waaren erhalten,
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Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Tyrus Wien Paris London