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1. Theil 2 - S. 187

1867 - Breslau : Max
Die heiligc Elisabeth. 185 wurde doch am Hofe des Landgrafen über sie gespottet. Selbst ihre künftige Schwiegermutter, die sonst so liebenswürdige und geistvolle Landgräfin Sophie, war darüber unzufrieden, und es bildete sich bald ein ganzer Verein von Feinden, welche gegen die arme Prinzessin Ränke schmiedeten. „Höre," sa-gte einst die Land- gräfin, „du paßtest besser unter dienende Mägde, als unter herr- schende Fürstinnen." Elisabeth hörte diese und andere Kränkun- gen geduldig an; es betrübte sie zwar, so verkannt zu werden, aber sie tröstete sich mit ihrem reinen Bewußtsein und stellte die Zukunft Gott anheim. Und dieser sorgte auch wirklich für sie. Bisher hatte ihr Verlobter ihr täglich ein kleines Geschenk ge- macht. Einmal unterließ er dies und sogleich benutzten das die Höflinge, sie bei dem Landgrafen zu verleumden; ja, sie waren so boshaft, ihr zu verstehen zu geben, daß er sie nicht mehr liebe. Während ihre heimlichen Feinde so daraus dachten, sie vom Hofe zu entfernen und sie dem jungen Landgrafen zu verleiden, er- weckte ihr Gott einen Freund in der Noth, den edeln Walther von Vargila, der zu der Gesandtschaft, die sie aus Ungarn nach Thüringen begleitet, gehört hatte. Er hatte immer im Stillen ihre ungeheuchelte Frömmigkeit bewundert, und da sie dem alten Manne jetzt ihre Herzensangst klagte, entschloß er sich, für sie zu handeln. Auf einer Reise, die er mit dem Landgrafen machte, näherte er sich diesem und fragte ihn feierlich: „Wozu seid Ihr entschlossen: Euch mit des Königs Andreas Tochter zu vermäh- len, oder sie ihrem Vater zurückzusenden?" Da zeigte Ludwig auf einen Berg, der vor ihnen lag, und sprach: „Siehe diesen Berg! wenn er vom Fuße bis zur Spitze von Gold wäre, so würde ich ihn dennoch verschmähen um meiner verlobten Braut willen. Mögen Andere über sie denken, was sie wollen, ich tiebe meine Elisabeth einmal und ziehe sie allen Andern vor." — „Darf ich ihr das verkündigen?" fragte Vargila — „Thue es," antwortete der Landgraf, „und reiche ihr dies Geschenk." Es war ein doppelter Taschenspiegel, mit einer metallenen Einfassung und dem Bilde des gekreuzigten Jesus geziert. Wie freute sich Elisa- beth über dies Geschenk, noch mehr aber über die Nachricht, von der es begleitet wurde. Die Erklärung des Landgrafen hatte, wie es an Höfen zu geschehen pflegt, das Benehmen der Höflinge plötzlich geändert. Jetzt schwiegen sie und stellten sich wieder freundlich gegen Elisa- beth, die auch, sobald sie l4 Jahre alt war, ihre Vermählung

2. Theil 2 - S. 280

1867 - Breslau : Max
278 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Albrechts Ii. Sohn, der junge L ad is l aus, der nach seines Vaters Tode König von Böhmen geworden war, wurde auch von einem Theile der Ungern zum König gewählt. Da er aber noch unmündig und daher unter der Aussicht seines Vormundes, Frie- drichs Iii., war, so verlangten sie, der Kaiser solle den jungen König und die ungarische Krone ihnen herausgeben, und da er das nicht wollte, so fielen sie mehrere Jahre hintereinander in Oestreich ein und verwüsteten das Land. Der träge Kaiser ließ das ruhig geschehen; er saß indessen in Wienerisch-Neustadt und pflegte seine Blumen, als wenn ihn der Krieg gar nichts anginge. Endlich halfen sich die Oestreicher selbst; sie boten den Landsturm auf und jagten die Ungern über die Grenze; aber vor ihrem Kaiser konnten sie keine Achtung haben. Zuletzt brach ein förmlicher Aufruhr gegen ihn aus. Er hatte nämlich seine Söldlinge entlassen; diese aber blieben, weil er ihnen ihren Sold nicht gegeben hatte, beisammen und plün- derten das Land aus. Das erregte natürlich allgenieines Murren. Eyzin ger, einst Albrechts Liebling, der ihn aus gemeinem Stande zum Baron erhoben hatte, stellte sich an die Spitze der Unzufrie- denen. Aber Friedrich gab nicht nach; im Gegentheil ließ er den jungen Ladislaus, dessen Auslieferung die Empörer verlangten, in noch sicherern Gewahrsam bringen, und reiste, als wenn ihn die Unruhen nichts angingen, nach Italien, wo er sich mit der portugiesischen Prinzessin Eleonora vermählte und sich in Rom krönen ließ. Als er zurückkam, wurde er in Wienerisch-Neustadt von den Unzufriedenen belagert und nicht eher freigelassen, bis er den jungen König herausgegeben hatte, den nun die Böhmens Oestreicher und Ungern mit Frohlocken als ihren Herrn aufnah- men. Ladislaus nahm nun seine Residenz in Wien, und ließ Oestreich — denn dem Kaiser gehörte nur Oberöstreich — durch den Grafen Ulrich von Cilley, Böhmen durch Georg von Podiebrad, und Ungarn durch Johann Corvin Hunyad, der damals (1452) noch lebte, als Statthalter regieren. Aber die Ruhe dauerte nicht lange. Des Kaisers Bruder Albrecht, der Verschwender genannt, ein unruhiger und habsüch- tiger Mensch, hetzte die Wiener gegen den Kaiser auf. Dieser versprach, sich mit ihm zu besprechen und deshalb nach Wien zu kommen, schickte auch seine Frau Eleonore und seinen Sohn Maxi- milian dahin ab. Kaum aber waren diese angekommen, so er- regte der Pöbel einen Aufruhr. Friedrich, statt schnell den Sei-

3. Theil 2 - S. 298

1867 - Breslau : Max
296 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. aber zeigte nun jenen Brief der Herzogin. Allerdings war ein arger Widerspruch zwischen den Erklärungen dieses Briefes und den Worten Maria's an die Genter. Erzürnt eilten diese in ihre Stadt zurück, wo Maria sich eben befand, und ohne alle Schonung für die Jugend und Hülflosigkeit der Fürstin beschäm- ten sie dieselbe durch öffentliche Darlegung der Sache. Aber da- mit waren die Genter nicht zufrieden; ihr Grimm verlangte ein Opfer und jene beiden Räthe Maria's, Hugonet und Jmbercourt, wurden dazu ausersehen. Man nahm sie gefangen, klagte sie verschiedener Verbrechen an; doch die wahre Ursache der Ver- folgung blieb wegen des Mangels an gehörigen Gründen ver- schwiegen. Der Proceß war ja nur ein Vorwand, um das To- desurtheil zu erlangen. Es wurde wirklich über die Schuldlosen ausgesprochen; man führte sie zum Schaffet. Maria war bei dieser Nachricht außer sich vor Schmerz; es trieb sie fort, die treuen Diener zu retten. Schmucklos, wie die Schreckenskunde sie getroffen, in Trauerkleidern, das lange Haar nur mit einer einfachen Binde umgeben, so eilte sie auf den Marktplatz. Mit thränendem Auge, mit emporgehobenen Händen flehte sie um das Leben ihrer Minister. Ihre rührenden Bitten fanden bei einem Theile des Volkes Eingang; ein anderer Theil wollte von Mitleid und Gnade nichts wissen und tobte fort. Schon drohte der Parteikampf auszubrechen, schon senkten sich die Piken und Lanzen zum blutigen Vürgerzwiste; da riefen die Hartnäckigen den Henkern ans dem Schaffot zu, rasch ihre Pflicht zu thun. Und so mitten in dem Tumulte fielen die Köpfe der zwei Mini- ster. Maria wurde ohnmächtig nach Hanse getragen. Ludwig Xi. hatte durch seine listige Anzettelung dieser Er- eignisse wahrscheinlich einen Nutzen für sich ans einem möglichen Zwiespalt Maria's mit den Städten herbeiführen wollen, aber dies Mal hatte sich der Ueberfeine selbst geschadet. Maria faßte einen unüberwindlichen Widerwillen gegen den falschen König, und als er lfür seinen Sohn, den neunjährigen Dauphin, um Maria's Hand anhielt, verweigerte sie das Bündniß und Ludwig erhielt die Antwort: Maria brauche zum Gemahl einen Mann und kein Kind. Dagegen wurden die kaiserlichen Gesandten besser empfangen, als sie kamen, die Werbung für den Erzherzog Maxi- milian zu erneuern. Sie zeigten jenen Brief Maria's und den Ring vor, und erinnerten sie an ihr früheres Versprechen. „Ich erinnere mich dessen," antwortete sie; „ich habe ihn damals zum

4. Theil 2 - S. 6

1867 - Breslau : Max
4 Mittlere Geschickte. 1. Periode. Griechen. auf ihren Mann ausübt. Seine Frau hieß Antonina. Sie war in niederm Stande geboren und nur durch ihre große Schönheit und Klugheit immer höher gestiegen, bis sie endlich die Frau des Belisar wurde. Ueber diesen Kriegsmann, vor dessen Befehlen ganze Heere zitterten, übte sie nun eine schimpfliche Herr- schaft aus. Denn sie liebte ihn nicht einmal, sondern hinterging ihn, wo sie nur konnte, und wenn er manchmal hinter ihre Ränke kam und sie bestrafen wollte, so wußte sie ihn nicht nur gleich wieder zu besänftigen, sondern sich auch so unschuldig zu stellen, daß er sie noch dazu um Verzeihung bat urtb froh war, wenn sie nur wieder freundlich aussah. Mit der Kaiserin Theodora, die um nichts besser war, war sie innig befreundet. Einmal fiel Belisar wegen freier Aeußerungen über den Kaiser bei diesem und der Theodora in Ungnade, und wurde, als er eben siegreich ans einem Kriege zurückkehrte, mit größter Kälte empfangen, worauf sich Alles von ihm zurückzog und bei Hofe ihm Jeder verächtlich auswich. Außer sich vor Schmerz kehrte er Abends in seinen Palast zurück und hoffte au der Brust seiner lieben Antonina seine Betrübniß ausweinen zu können. Aber diese ließ sich krank melden, während sie vor seinen Augen in einem Säulengange trillernd auf und ab ging! Mit Kummer und Angst ringend, warf sich Belisar ans sein Bett und wünschte den Tod herbei. Da wurde ihm ein Bote von der Kaiserin gemeldet, der ihm einen Brief überbrachte. Er öffnete diesen mit banger Neugier und las: „Du weißt, wie sehr du meine Unzufriedenheit verdient hast. Aber die Antonina hat Verdienste um mich. Ihren Fürbitten habe ich dein Leben zugestanden, und ich erlaube selbst, daß du einen Theil deines Vermögens behältst." Da sprang der sonst so große Kriegsheld mit ausgelassener Freude auf. Er warf sich vor seiner Frau nieder, küßte ihre Füße, nannte sie ein Mal über das andere seine Retterin und versprach, zeitlebens ihr dankbarer und gehorsamer Sklave zu sein! — Späterhin fiel er noch einmal in Ungnade, und da erzählt man gar, er habe, mit dem Undanke und der Ungnade des Kaisers belastet, als blinder Bettler von Thüre zu Thüre schleichend, sein Brod erbetteln müssen. Gewiß ist, daß er mit vor Kummer über die vielen Kränkungen starb. Von Justinian ist noch zu bemerken, daß er die schöne So- phienkirche in Constantinopel aufbaute, die noch steht und setzt die Hauptmoschee der Türken ist. Schon Constantin hatte eine Sophienkirche erbaut; aber sie brannte ab. Da machte sich In-

5. Theil 2 - S. 227

1867 - Breslau : Max
Cola di Rienzi. 225 die Stadt und schloß sich in die Engelsburg ein. Drei Tage darauf kehrten die Barone nach Rom zurück und der frühere Zustand der Gesetzlosigkeit trat wieder ein. Cola hielt sich einen Monat in der Engelsburg auf; dann ging er insgeheim fort und wandte sich nach Deutschland an Kaiser Karl Iv., den er in Prag fand und für die Befreiung Roms zu begeistern suchte. Aber Karl hatte für nichts Sinn, als was ihm unmittelbaren Vortheil versprach. Er ließ im Gegentheil den Tribun greifen und schickte ihn, nachdem er ihn in Prag im Gefängnisse schmachten lassen, von zwei Häschern begleitet, nach Avignon an Papst Clernens Vi. Ohne Zweifel hätte ihn dieser mit Gefängniß oder am Leben bestraft, wenn er nicht bald daraus gestorben wäre. Der folgende Papst (Jnno- cenz Vi.) beschloß, den Einfluß Cola's zu benutzen, um die im Kirchenstaate herrschenden Edeln sich wieder zu unterwerfen. Er sandte ihn (1354) mit einem Cardinallegaten nach Rom zurück. So- bald sich hier das Gerücht verbreitete, daß Cola di Rienzi sich der Stadt nähere, eilten die Römer, eingedenk der Ruhe und Sicher- heit während seiner Verwaltung, ihm haufenweise nach Monte- fiascone entgegen und luden ihn dringend ein, recht bald nach Rom zu kommen, wo die allgemeine Liebe ihn erwarte. Cola kam, und lauter Jubel empsing ihn; denn man hatte seine thö- richte Eitelkeit vergessen und nur für die Segnungen seiner Ver- waltung das Gedächtniß bewahrt. Aber die Freude dauerte nicht lange. Die Erfahrung und Abwesenheit hatten ihn nicht gebessert; seine Eitelkeit und Prahl- sucht waren geblieben Dazu war es schwer, zugleich den Wün- schen des Volks und denen des päpstlichen Legaten zu genügen. Es fehlte ihm an Geld, seine Soldaten zu bezahlen, und da er das Volk besteuern mußte, entstand allgemeine Unzufriedenheit. Eines Tages erhob sich das Volk in zwei Vierteln der Stadt, durchzog unter dem Ruse: „Viva il popolo! A basso il tradi- tore Cola di Rienzi!“ (Es lebe das Volk; nieder mit dem Ver- räther Cola di Rienzi!) die Straßen und wandte sich nach dem Capitol, wo der Palast des Tribuns stand. Kaum zeigte sich hier der drohende Hause, als die Minister, die Diener, selbst die Wachen den Tribun verließen. Durch drei Personen, die ihm in der Stunde der Roth allein treu blieben, ließ er die Thore des Palastes schließen. Das wüthende Volk legte Feuer an. Während dessen warf sich Cola in seine Ritterrüstung, ergriff die Weltgeschichte für T-üchler Ii 14. Aufl. 15

6. Theil 2 - S. 292

1867 - Breslau : Max
290 Mittlere Geschichte, 3. Periode, Deutschland. wig stand nun am Ziele seines Strebens nach uneingeschränkter Königsgewalt. Sein Hauptfeind war todt, dessen Macht zerbro- chen, die übrigen großen Vasallen Frankreichs' waren entweder ermordet oder eingeschüchtert. Aber welche Ränke und Treulo- sigkeit, wie viel blutige Thaten und gebrochene Eidschwüre lagen auf dem Wege dieses Königs! So ließ er nach Karl des Kühnen Tode den Herzog von Nemours aus Rachgier hinrichten und zwang die Kinder desselben unter dem Schaffot zu stehen, um von des Vaters Blute beträufelt zu werden. Dem Schicksal aller treulosen Tyrannen — einer stets wachsenden, peinigenden Furcht und dem quälenden Mißtrauen gegen alle Menschen — ist Lud- wig Xi nicht entgangen. In den letzten Jahren seines Lebens schloß er sich in die Burg Plessis bei Tours ein. Um dieselbe ließ er ein starkes Eisengitter ziehen, aus die Mauern eiserne Stacheln einsenken und vier kleine Bollwerke in den Gräben um das Schloß aufführen. Jedes war mit zehn Schützen besetzt, welche den Befehl hatten sogleich zu schießen, wenn sich Jemand in der Nacht nähere. Dort nun lebte er gleich einem Gefange- nen; Wenige durften ihn sehen. Um sein Dasein aber bemerklich zu machen, ließ er sich allerhand fremde Thiere aus allen Län- dern bringen; auch kleidete er sich, gegen seine frühere Gewohn- heit, jetzt sehr reich, um seine große Magerkeit zu verbergen. Mit empörender Härte sperrte er die Opfer seines Argwohns in ei- serne Käfige von 4 Ellen Breite und Manneshöhe. Seine Die- ner behielt er nur sehr kurze Zeit und sein vertrauter Arzt, Ja- kob Collier, gewöhnlich Meister Olivier genannt, ein sehr niedri- ger Mensch, entging dem Schicksal fortgeschickt zu werden, nur dadurch, daß er dem Könige ins Gesicht sagte: „Ich weiß wohl, daß mich Ew. Majestät auch eines Morgens fortschicken wird, wie Sie es mit den Andern machen, aber dann werden Sie nicht acht Tage mehr leben." — Der König erschrak; denn das war das Seltsame bei diesem doch so scharfsinnigen und rücksichts- losen Tyrannen, daß er abergläubig war und die Gebräuche der Kirche äußerlich sehr genau erfüllte. Als ob der Schein der Fröm- migkeit den Mangel eines rechtschaffenen Lebens ersetzen könnte! Er starb nach längerer Kränklichkeit 1483 und hat seinen Nach- folgern das schlimme Beispiel treuloser und selbstsüchtiger Politik hinterlassen.

7. Theil 2 - S. 333

1867 - Breslau : Max
331 \ Colombo's vierte Reise. wurde ihnen, als sie am Abend die Helle Mondscheibe sich ver- finstern sahen! Voll Angst und Schrecken brachten sie ihm nun Lebensmittel in Menge und baten ihn nur, seinen Gott wieder zu besänftigen. — Endlich — endlich! welche Freude! Mendez und Fiesco erschienen wieder. Nach 10 Tagen der Angst und Gefahr waren sie nach Haiti gekommen, und Ovando hatte sich endlich bewegen lassen, ihnen ein Schiff mitzugeben. Acht Mo- nate waren sie von Jamaica abwesend. Geschwind schifften sich Alle nach Haiti ein. Daß es hier aber dem Colombo ganz un- heimlich vorkam, kann man ihm nicht verdenken. Er kannte ja Ovando's feindselige Gesinnung, und wie mußte es ihn kränken, daß ein Anderer da herrschte, wo er mit Fug und Recht allein zu gebieten hatte. Mit dem ersten Schiffe, welches nach Europa absegelte, fuhr er nach Spanien zurück. Diese seine vierte Reise war seine letzte. Sobald er ans Land stieg, erhielt er gleich eine recht betrübende Nachricht. Die Königin Jsabella war gestorben (1504). Sie war seine große Gönnerin gewesen und hatte ihn noch am meisten gegen seine Feinde geschützt. Mit ihr schwand auch seine letzte Hoffnung. Bald zeigte sich auch, wie sehr ihm Jsabella's Fürsprache fehlte; denn so oft er auch dem Könige Bittschreiben überreichte, in denen er um Belohnungen und um Anstellung als Statthalter bat, so erhielt er doch kaum eine Antwort. Es schien, als könnte man sich bei Hofe kaum noch seiner erinnern, und Ferdinand, der es überhaupt mit seinen Eiden nicht so genau nahm, brach auch ihm die so oft ertheilten Versprechungen Dieser Undank zernagte endlich den Lebensfaden des braven Colombo. Er starb 1506, 59 Jahre alt. Sein Leichnam wurde nach Haiti gebracht und in der Kirche St. Domingo beigesetzt. Jetzt steht er in einer Kirche von Havannah aus Cuba. Billig sollte Amerika von seinem Entdecker Colombo den Namen führen und also Columbia heißen. Aber es hat den Namen erhalten von einem florentinischen Edelmanne, Amerigo Vespncci (sprich Wesputschi), der zwischen Colombo's zweiter und dritter Reise von einem gewissen Alsonso de Ojeda, der den Colombo auf seiner zweiten Reise begleitet hatte, mitgenommen wurde. Vespncci war ein erfahrener Seemann, und wirklich kamen sie auf ihrer Fahrt, die 17 Monate dauerte, noch weiter, als Colombo gekommen war, und landeten auf dem festen Lande von Südamerika. Denn der König von Spanien hatte Jedem

8. Theil 4 - S. 1

1862 - Breslau : Max
1789-1861. Erste Periode. Von dem Anfange der französischen Revolution bis zur Erhebung Bonaparte's zum Cónsul, (1789—99). 113. Ausbruch der französischen Revolution. 26ie große Begebenheiten die Geschichte auch enthält, so zeigt sie doch kein größeres und gewaltigeres Ereigniß auf, als die französische Revolution, durch welche die älteste Monarchie Eu- ropas umgestürzt und fast alle benachbarte Staaten in Mit- leidenschaft gezogen wurden! Wenn es auch Anfangs schien, als betreffe sie nur Frankreich, so haben sich doch ihre Folgen über einen großen Theil der Erde ausgebreitet und der jetzige Zustand auch unsers Deutschlands würde ohne sie ein ganz anderer sein. Die Ursachen dieser großen Staatsumwälzung Frankreichs liegen meist in der früheren Zeit. Ludwig Xiv., welcher mehr als 70 Jahre regierte (1643—1715), hatte durch seine vielen Er- oberungskriege und seine Verschwendung das Land in große Schulden gestürzt. Diese wurden unter seinem Urenkel und Nach- folger Ludwig Xv. (1715—74), einem höchst leichtsinnigen und unthätigen Könige, noch bedeutend vermehrt; denn er überließ die Regierung seinen Ministern und ließ sich von nichtswürdigen Weibern leiten. Eine derselben, die Marquise von Pompadour, plünderte das Reich 20 Jahre lang, und eine andere, die schänd- liche Dubarry, kostete Frankreich in fünf Jahren 45 Millionen Thaler. Ja, der König trieb sogar einen schändlichen Wucher mit Korn, setzte einen hohen Preis fest, unter welchem es nicht verkauft werden durfte, und bezahlte die Beamten in Papiergeld statt mit baarem Gelde. Die Verzweiflung der ärmeren Classen Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Aust. 1

9. Theil 4 - S. 189

1862 - Breslau : Max
Tschechs Attentat. 189 gen" worin mit scharfer Sprache die Einführung von „General- ständen" für die ganze Monarchie als ein Recht des Volks dar- gestellt wurde, welches dasselbe mit aller Entschiedenheit in An- spruch nehmen 'müsse. Diese Schrift gab den Anlaß -zu einer- großen Bewegung in allen Theilen der Monarchie, indeul ein großer Theil der gebildeten Classen sich von der Wahrheit jener Ausführung überzeugt hielt, und besonders in Königsberg, Berlin und Breslau auch von den städtischen Behörden der Wunsch nach der Einrichtung einer allgemeinen Landesvertretung bald sehr laut ausgesprochen wurde. Auch bei den bald darauf zusammen- berufenen Provinziallandtagen, deren weitere Entwickelung dem König, wie die ihnen gemachten Vorlagen bewiesen, aufrichtig am Herzen lag, trat in Preußen, am Rhein und besonders in Schlesien, ein ungestümes Drängen nach durchgreifenden Aende- rungen hervor, welches der König hier und da mit entschiedenen Worten in bescheidenere Schranken zurückwies. Einzelnen Wün- schen verhieß er jedoch eine nahe Erfüllung, und milderte be- sonders in Bezug auf die Presse die bisherige Strenge. Bei der Grundsteinlegung zur Wiederaufnahme des seit drei Jahrhun- derten unterbrochenen Dombaues in Cöln fand der König auch Gelegenheit, seine Begeisterung für die Idee der deutschen Einheit in beredten Worten kund zu geben, welche weithin in Deutschland Wiederhall fanden. Auch versuchte er es, gemeinsam mit Oestreich Einrichtungen beim deutschen Bunde zu treffen, welche jener Idee mehr entsprächen; doch trat hiervon kein Erfolg zu Tage. Im Jahre 1844 geschah in Preußen ein hier bisher uner- hörtes Verbrechen, ein Mordversuch auf die Person des Königs. Am 26. Juli, als Friedrich Wilheün eben mit seiner Gemahlin in den Wagen stieg, um eine Reise nach Schlesien anzutreten, schoß ein ehemaliger Bürgermeister, Tschech, ein Doppelpistol auf den König ab. Die Schüsse gingen durch die Kleider des Königs in den Wagen, aber die Vorsehung hatte über das Leben desselben gewacht: er war unverletzt. Kaum war die Wuth der Umstehenden zu bezähmen, daß sie nicht sofort ein Strafgericht über den Missethäter ergehen ließen. Bei der Untersuchung ergab sich, daß die That ein Schritt der Privatrache wegen vermeint- licher Zurücksetzung war; Tschech büßte sein Verbrechen auf dem Blutgerüste. Im ganzen Lande gab sich bei Gelegenheit der wunderbaren Errettung des Königs das Gefühl der Liebe und

10. Theil 4 - S. 343

1862 - Breslau : Max
Graf Forgach. O'donnell. Krieg mit Marokko. 343 Der an Stelle Vay's berufene Hofkanzler, Graf Forgach, lieh dieser Absicht der Regierung seine Kenntniß der ungarischen Verhältnisse, seinen guten Willen und seine Energie. Jedenfalls ist aber der polyglotte Kaiserstaat durch die Propa- ganda des Nationalitätsprincips, welches zunächst in Italien sich durchzusetzen strebt, indeß durch eine arglistige Politik als Gäh- rungsstoff auch nach andern Ländern verpflanzt wurde, schwer bedroht. Doch ist zu hoffen, daß die zähe Lebenskraft dieses Staates ausreichen wird, Gefahren zu überwinden, welche mit ihm zugleich die germanische Welt bedrohen. Denn wie der Slavismus sich in Rußland zu neuem Leben emporzuraffen strebt, so ist der Romanismus plötzlich aus denk Schlummer erwacht, und zwar nicht blos in Italien. Auch Spanien hat sich empor- gerafft und strebt mit gutem Erfolge danach, eine seiner frühern politischen Bedeutung nicht unwürdige Stellung unter den Mäch- ten einzunehmen. Spanien, welches erst in Folge einer langen Mißregierung politisch und wirthschaftlich ruinirt war, das seine Kraft im Bür- gerkriege erschöpfte und das endlich siegreiche constitutionelle Sy- stem nur dazu benutzte, um dem persönlichen Interesse zu dienen, hatte bisher ein klägliches Bild dargeboten. Es machte Revo- lutionen ebenso wie der Schlafende, welcher lange auf einer Seite gelegen hat, sich einmal auch auf die andere Seite legt, und man konnte mit Recht sagen, daß kein Mann von Bedeutung in Spa- nien lebt, welcher nicht sich verschwört, so lange er außer dem Amte ist, um dahin zu gelangen. Indeß scheint O'donnell (Graf von Lucana), nachdem er die beiden früheren Nebenbuhler Espartero und Narvaez erst einen nach dem andern erhoben und verdrängt hat, der Mann zu sein, Stetigkeit und somit Kraft in die Regierung zu bringen; ja er hat die Mittel gefunden, Spanien durch eine das National- und religiöse Gefühl der Spanier gleich sehr befriedigende Expeditiokk den öffentlichen Geist zu heben, dem Volke Selbstvertrauen ein- zuflößen und ihm die Achtung des Auslandes zu gewinnen. Spanien gerieth 1859 in Krieg mit Marokko, weil die kleine spanische Besatzung in Afrika gegenüber von Gibraltar von den räuberischen Stämmen der Umgegend überfallen und miß- handelt worden war, ohne daß Marokko Entschädigung und eine Garantie gegen Wiederholung ähnlicher Unbilden geben wollte. Der Krieg wurde von O'donnell siegreich geführt; er eroberte
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