Notabeln. Necker. Versammlung der Reichsstände.
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Schulden Frankreichs wurden durch den amerikanischen Freiheitskrieg, an welchem Frankreich zuletzt Theil nahm, und durch die schlechte Wirthschaft bei Hofe noch vermehrt. Im Jahre 1786 war es, wo der Finanzminister Calonne dem Könige die trostlose Eröffnung machte, daß nicht nur die Ausgabe die Einnahme bedeutend übersteige, sondern daß man auch durch Anleihen den Ausfall nicht mehr decken könne. Er rieth daher, die Notabeln zu versammeln. Darunter verstand man angesehene Männer aus dem hohen Adel und aus den Staatsbeamten. Sie wurden 1787 versammelt; der Minister erklärte, daß die Ausgaben schon um 140 Millionen Francs die Einnahmen überstiegen, die Notabeln dagegen klagten über die Verschwendung des Ministers, wußten sich aber auch nicht zu rathen und zu helfen und — gingen unverrichteter Sache auseinander. Ein neuer Minister (Brienne, Erzbischof von Toulouse) konnte eben so wenig Hülse schaffen. Die Gähruug wurde unter dem Volke immer ärger, da die neuen Abgaben, die der Minister vorschlug, mit Widerwillen ausgenommen wurden. Um das Volk zu beruhigen, versprach der König, die Reichsstände, die seit 1614 nicht versammelt gewesen waren, zusammenzurufen. Das Volk frohlockte darüber, noch mehr aber, als der König, dem allgemeinen Wunsche zufolge, den Genfer Necker zum Minister machte. Dieser Mann hatte sich durch Arbeitsamkeit und kluge Unternehmungen vom Handlungsdiener schon 1780 bis zum Minister emporgeschwungen und sich das Zutrauen des Volks erworben, war aber bald wieder entlassen worden. Jetzt bei der allgemeinen Noth nahm man zu ihm wieder seine Zuflucht; er nahm die Stelle an und erneuerte das Versprechen einer Versammlung der Reichsstände. Diese Aussicht setzte alle Köpfe Frankreichs in Bewegung; denn jeder hoffte, dadurch würde ein neuer, besserer Zustand herbeigeführt werden. Nur war die Frage, welche Rechte der so weit vorgeschrittene dritte Stand haben und wie die drei Stände stimmen sollten. Der Adel und die Geistlichkeit verlangten, jeder Stand sollte nur eine Stimme haben. „Nein!" erwiederte der Bürgerstand, „wir müssen nach Köpfen stimmen; denn sonst werden wir von euch, die ihr gewiß gegen uns zusammenhalten werdet, überstimmt." Der Bürgerstand war entschlossen, nicht nachzugeben, und jeder meinte, jetzt sei die Zeit da, die Volksrechte zur Anerkennung zu bringen. Ein Heer von Flugschriften erschien und bereitete die Gemüther vor auf die großen Veränderungen, die da
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Extrahierte Personennamen: Calonne
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Toulouse Frankreichs
Johann Vi. von Portugal.
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währt, die Klöster wieder hergestellt, die Jesuiten kehrten zurück und mit ihnen die Inquisition mit ihren früheren Schrecken. Die Anhänger des vertriebenen Königs Joseph (die Josefinos) wurden bei Todesstrafe aus dem Reich verbannt und selbst viele, welche das Vaterland ruhmvoll vertheidigt hatten, entgingen der grausamen Verfolgung nicht. Die Empörungen, welche in Folge dieser Gewaltmaßregeln in mehreren Provinzen entstanden, wurden mit großer Strenge unterdrückt. Als nun aber die Colonien in Südamerika die Fahne des Aufruhrs aufpflanzten und gegen diese ein Heer in Cadiz versammelt wurde, brach hier eine Militairver-schwöruug aus, welche für die vielen Unzufriedenen im Lande ein Zeichen zur Erhebung gegen die Regierung wurde. In Cadiz wurde die Constitution der Cortes wieder ausgerufen und dem absoluten Königthum der Krieg erklärt. Dasselbe geschah in mehreren Provinzen, wo geheime revolutionäre Gesellschaften schon längst die Gemüther bearbeitet hatten. Der König vermochte den Aufstand nicht anders zu beschwören, als indem er sich zur Annahme der Constitution bereit erklärte (1820) und die Cortes einberief. Kaum aber waren diese vereinigt, als sie nach dem Beispiel der früheren französischen Versammlungen alle Staatseinrichtungen umzustürzen unternahmen und dadurch nicht nur den äußersten Widerstand des Adels und der Geistlichkeit, sondern auch eines Theiles des Volkes hervorriefen. Die Freunde des alten Königthums richteten eine besondere Regentschaft (Junta) ein und beriefen eine sogenannte „Glaubensarmee", um den König aus den Banden der Cortes zu befreien. Ueberall entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg.
Aehnliche Vorgänge fanden in Portugal und in einzelnen Ländern Italiens statt. In Portugal war Johann Vi. wieder als König eingesetzt worden, lebte aber in Brasilien und ließ das Mutterland durch eine Regentschaft, an deren Spitze der englische Befehlshaber, Lord Beresford, stand, beherrschen. Auch hier entstand aber im Jahre 1820 eine Militairverschwörung und ein Volksausstaud; es mußte gleichfalls eine constitntionelle Verfassung mit den freisinnigsten Einrichtungen eingeführt und von dem König Johann für Portugal und für Brasilien beschworen werden.
In Italien war das Volk durch geheime revolutionäre Gesellschaften (Carbonari), welche die Einführung demokratischer Einrichtungen und zugleich die Vereinigung ganz Italiens zu einem großen Staate zum Zweck hatten, schon lange bearbeitet worden,
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 9
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Joseph_( Johann Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Südamerika Cadiz Cadiz Portugal Italiens Portugal Brasilien Portugal Brasilien Italien Italiens
Congreß zu Verona.
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erwähnt, nach stillschweigendem Einverständniß der Mächte, ein französisches Heer unter dem Herzog von Angoulöme in Spanien ein. Umsonst hofften die Cortes, daß das Volk sich zu einem Guerillaskrieg in freiwillig bewaffneten Banden erheben würde; fast überall wurden vielmehr die Franzosen als Freunde begrüßt, da das Volk, welches man mit der liberalen Constitution beglücken wollte, für dieselbe gar keinen Sinn und kein Verständniß hatte. Da auch die Truppen fast überall capitulirten, zogen die Franzosen bald als Sieger in Madrid ein. Die revolutionäre Regierung (Junta) mit den Cortes war nach Cadiz gezogen; dorthin folgte ihnen die französische Armee, um den festen Platz zu belagern. Obwohl die Anführer zuerst laut verkündeten, daß sie sich lieber unter den Trümmern der Stadt begraben, als unterhandeln wollten, so verstanden sie sich doch bald zu einer Capitnlation. Ferdinand Vii. wurde nun in die frühere unumschränkte Herrschaft wieder eingesetzt. Mit größter Strenge und Grausamkeit wurden die Anführer verfolgt und zum Theil hingerichtet, und alle alten Einrichtungen wieder hergestellt. Das Volk selbst, welches für freie Einrichtungen nicht im geringsten reif war und sich daher auch nicht danach sehnte, zeigte sich im Gegentheil für Königthum und Priesterherrschaft begeistert und begrüßte die Wiederherstellung der alten Zustände mit Jubel (1823).
In Portugal wurde die Constitution gleichfalls wieder beseitigt, aber ohne fremde Hülfe, durch einen Aufstand, welchen der Sohn des Königs, Don Miguel, mit Hülfe des Militairs und des Pöbels erregte. Der schwache König Johann wollte nun durch eine gemäßigte Verfassung die Liberalen mit seiner Herrschaft versöhnen; dagegen erhob sich jedoch Don Miguel. Dieser ging so weit, einen Aufstand gegen seinen eigenen Vater zu erregen, wurde jedoch besiegt und aus Portugal verbannt (1824). Als Johann starb (1826), wurde sein ältester Sohn Don Pedro constitutioneller Kaiser von Brasilien, übertrug aber die Herrschaft über Portugal seiner unmündigen Tochter Donna Maria da Gloria; zugleich gab er dem Lande eine freisinnige Verfassung. Don Miguel, welcher aus der Verbannung zurückgerufen wurde, sollte die Regentschaft bis zur Großjährigkeit der Königin führen. Derselbe aber wollte für sich selbst die Herrschaft ufurpiren, stieß die Verfassung wieder um und ließ sich zum unumschränkten König erklären. Nicht lange jedoch währte seijte Herrschaft. Don Pedro, welcher den Thron Brasiliens in Folge eines Aufstandes an seinen
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Extrahierte Ortsnamen: Verona Spanien Madrid Cadiz Portugal Don_Miguel Portugal Brasilien Brasiliens
Wladislaus Ostrowski. Drebitsch-Sabalkanski.
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begleitet, nach dem Gebäude, in welchem die Regierung ihre Sitzungen hielt, stieg ab und trat mit den Adjutanten in den Saal. Man überreichte ihm sogleich die schon bereitliegende Ernennung zum Oberbefehlshaber; er aber warf die Schrift auf den Tisch und rief: „Ich will keine Ernennung! Da ich sehe, daß keine Einigkeit in der Regierung ist, so ergreife ich die Dictatur und erkläre den, welcher mir nicht gehorcht, für einen Verräther; nur das Wohl des Vaterlandes werde ich bei meiner Handlungsweise befragen!" So verließ er als Dictator den Saal, in welchem alle stumm und bestürzt ihm nachsahen. Dann ritt er nach dem Platze, auf welchem die Soldaten versammelt waren, theilte ihnen das Geschehene mit und wurde mit einem rauschenden Lebehoch begrüßt. Vielleicht hätte Chlopicki, wenn man ihm nicht entgegenarbeitete, nach und nach die Polen wieder zur Mäßigung bringen und mit dem Kaiser wieder versöhnen können. Aber dazu war die Aufregung des leicht entflammten Volks zu groß, das in seinem eiteln Wahne schon von der Besiegung der Russen und von Unabhängigkeit träumte. Nachdem die Revolution sich durch ganz Polen verbreitet hatte, versammelte sich der polnische Reichstag. Chlopicki, welcher mit seinen friedlicheren Ansichten und Vorschlägen nicht durchdrang, legte seine Dictatur nieder und trat als gemeiner Soldat in das Heer. Der Reichstag schritt zu den äußersten Maßregeln vor und erklärte das russische Regentenhaus des polnischen Thrones für verlustig.
Anfangs suchten sich die Besonnenern von dem Unternehmen, dessen traurige Folgen sie vorhersahen, zurückzuhalten; aber die allgemeine Begeisterung riß die meisten mit in den Strudel hinein. So den Grafen Wladislaus Ostrowski. Der Reichstag wählte ihn zum Reichstagsmarsch all. Anfangs weigerte er sich, die ver-hängnißvolle Stelle anzunehmen; da umringten ihn alle Mitglieder und trugen ihn auf den Marschallsstuhl. Er war der erste, der, an die Leere des Schatzes erinnernd, erklärte, er werde alle seine Pferde an das Heer abliefern und täglich zu Fuß in die Versammlung kommen; es sei nöthig, daß jeder allem Luxus entsage, und er forderte alle auf, freiwillige Beiträge zu unterzeichnen. Das geschah auch sogleich; mit Bereitwilligkeit gaben alle bedeutende Summen her.
In Rußland war der Unwille über den polnischen Aufstand allgemein. Kaiser Nikolaus ernannte den Grafen Diebitsch-Sabalkanski zum Oberbefehlshaber, forderte aber, ehe der Krieg
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Bonaparte als Konsul.
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war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fregatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen getreuen Kriegskameraden Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Bessieres und andere mit und kam, unentdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern glücklich nach Frankreich, wo er im Hasen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Qnarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis aus 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu ergeben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zweimal die an Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meuchelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermutheten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödtlich haßte. Der feige und ungeschickte General Menon übernahm nun den Oberbefehl; aber jetzt ging alles mit Macht rückwärts und das Ende war, daß im Sommer 1801 die noch übrigen Franzosen eine Capitulation schloffen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So endigte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten.
118. Bonaparte als Consul. Friedensschlüsse von Luneville und von Amiens.
Bisher war Frankreich von fünf Directoren, *) von einem Rathe der Fünfhundert und einem Rathe der Alten regiert worden. Die Männer, die das große Wort hatten, ließen zwar ihre Feinde nur selten noch unter der Guillotine sterben, sie verurtheilten sie meistens zur Deportation nach dem ungesunden Cayenne in Südamerika; aber sie waren uneins und ränkesüchtig, und verloren daher das Zutrauen des Volks. Darauf baute Bonaparte seinen Plan, die Regierung umzustürzen. Er war mit Jubel in Paris empfangen worden; das machte ihn kühn. Er brachte mehrere der einflußreichsten Männer, namentlich den schlauen Sieyes, auf seine
*) Gohier, Moulins, Siöyes, Roger Ducos und Barras.
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Bonaparte's Herrschaft.
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Lebenszeit anzutragen. Aber über eine solche Hauptveränderung mußte erst das Volk befragt werden, und dabei wurde mit rechter Arglist verfahren. In allen Gemeinden wurden Listen eröffnet, worein jeder seine Stimme schreiben konnte. Wer gar nicht stimmte, dessen Stimme wurde für bejahend angenommen. Seine Freunde sorgten nun dafür, daß recht viel bejahende Stimmen zusammenkamen. Manche schrieben ihre Stimmen in mehrere Listen nieder, und die, welche unzufrieden mit der Neuerung waren, stimmten lieber gar nicht, um sich nicht erst Unannehmlichkeiten zu machen. Die Folge davon war, daß fast alle eingegangene Stimmen bejahend ausfielen. Als der Senat nun Bonaparte feierlich den Beschluß mittheilte, that dieser, als wenn es ihm ein rechtes Opfer kostete, die neue Ehre anzunehmen. „Das Leben eines Bürgers," sagte er, „gehört dem Vaterlande; das Volk will, daß das meinige ihm ganz und gar geweiht sein solle; ich gehorche seinem Willen." Uebrigens ist nicht zu leugnen, daß er viele recht gute Einrichtungen machte und besonders wieder eine streng geordnete innere Verwaltung einführte. Den Ausgewanderten ertheilte er eine Amnestie (Vergessenheit des Vergangenen), errichtete den Orden der Ehrenlegion, den alle erhalten sollten, die sich um das Vaterland verdient machten, setzte Summen zur Verbesserung der Landstraßen und zur Anlegung von Kanälen aus u. s. w.
119. Neue Schritte Bouajiarte's zur unumschränkten Herrschaft.
Wie eigenmächtig Bonaparte zu verfahren Willens sei, zeigte ' er unter andern dadurch, daß er ohne weiteres das Herzogthum Piemont, das Hauptland des Königs von Sardinien, eines ihm ganz unschädlichen Mannes, mit Frankreich vereinigte und den unschuldigen König auf die Insel Sardinien beschränkte. Ueber-Haupt hielt er alles zu thun für erlaubt, wozu er die Macht hatte. Mit England brach nach kaum einjährigem Frieden im Mai 1803 der Krieg schon wieder aus. (Sitte Anzahl von französischen Handelsschiffen wurde von den wachsamen Engländern weggenommen. Bonaparte, um sich zu rächen,.schickte den General Mortier nach Hannover und ließ das Land wegnehmen. Vergebens beriefen sich die Einwohner darauf, daß sie ja nicht zu England gehörten, daß sie dem Könige von England nur als Kurfürsten von Hannover Unterthan seien und daß sie zum Kriege gegen Frankreich nichts beigetragen hätten. Dann sammelte er auch ein
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Extrahierte Personennamen: Mortier
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Frankreich Sardinien Hannover England England Frankreich
108 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
Blumenschmuck begrüßt. Bald sollte sich dieselbe Erbärmlichkeit der Gesinnung in den hohen Staatskörperschaften selbst zeigen, welche bis dahin dem mächtigen Beherrscher auf alle Weise gehuldigt und geschmeichelt hatten.
Der Kaiser selbst befand sich unter deß in Fonta inebleau,
7 Meilen von Paris, die Kaiserin mit ihrem Sohne und einigen Ministern in B l o i s an der Loire, von wo aus sie die Regentschaft zu führen unternahm; aber sie mußte bald erfahren, daß das Regiment in die Hände der verbündeten Herrscher übergegangen war, deren vorzüglichster Rathgeber unter den französischen Politikern der weltkluge Fürst Talleyraud wurde, welcher mit seiner kalten, glatten, wohlberechneten, aber gewissenlosen Schlauheit sich jeder Zeit zuerst in eine neue Wendung der Dinge zu finden wußte. Der Kaiser Alexander erließ schon am 1. April im Namen der Verbündeten eine Erklärung, daß sie fortan weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seines Hauses unterhandeln könnten; daß deshalb die Franzosen sich eine andere Regierung wählen sollten. Hierauf sagte sich zunächst der pariser Gemeinderath von Napoleon los und sprach den Wunsch aus, daß die alte Königsfamilie zurückgerufen würde, und schon am 2. April beschloß der Senat (der aus lauter früheren Günstlingen des bisherigen Machthabers bestand) im Namen Frankreichs die Absetzung Napoleons. Dieser weilte indessen noch immer in Fontainebleau, unschlüssig, was er beginnen sollte. Zu spät bot er den verbündeten Fürsten Unterhandlungen an, dann kam er auf den verzweifelten Plan, die Fürsten mit ihren Armeen in Paris einzuschließen und unter den Trümmern der Hauptstadt zu begraben. Aber seine Marschälle selbst versagten ihm hierzu ihre Dienste, und so mußte er auf jedes weitere Unternehmen für jetzt verzichten.
Unter Talleyrands Vorsitz war zunächst eine provisorische Regierung eingerichtet worden; Frankreich selbst sollte über seine neue Regierung beschließen. Da im Süden und Westen der Adel und ein Theil des Landvolks noch immer mit treuer Anhänglichkeit der alten legitimen Königsfamilie ergeben war, so fand der Plan ihrer Rückberufung vorzugsweise günstige Aufnahme, und nachdem Napoleon vergeblich versucht hatte, die Herrschaft wenigstens für seinen Sohn, den König von Rom, zu erlangen, so berief der Senat am 6. April Ludwig Xviii. von Bourbon, den Bruder des unglücklichen Ludwig Xvi., frühern Grafen von Provence, als König und mit ihm die ganze Familie der Bourbonen zurück. Napöleon _
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Extrahierte Personennamen: Rathgeber Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Fonta Paris Frankreichs Napoleons Fontainebleau Paris Frankreich Rom
Sklavenfrage.
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gesprochen. „Die Sklaverei — heißt es daselbst — ist eine heimische Institution innerhalb der Staaten, die sie wünschen und sie existirt im Bereich der Staaten unabhängig von der Controle des Con-gresses. Der Congreß hat die oberste gesetzgebende Gewalt über alle Territorien und mag nach Gutbefinden die Existenz der Sklaverei in denselben erlauben oder verbieten; aber er soll aus Klugheit seine Macht nie so anwenden, daß direct oder indirect die Sklaverei in bisher freien Territorien eingeführt werde. Es ist endlich verwerflich, daß die Regierung der Vereinigten Staaten sich südliche Länderstriche aneignet, zu dem Zwecke, die Sklaverei in denselben fortzupflanzen." So vernünftig diese Grundsätze waren, so sehr empörte sich die Leidenschaft der Südstaaten, welche die Squatter-Souveräuetät zum Staatsgrundgesetz erhoben und den Präsidenten der Republik zum Zuchtmeister der südlichen Sklavenhalter herabgewürdigt wissen wollten.
Kaum war der Ausfall der Wahl bekannt, als der Süden sofort den Entschluß der Trennung (Secession) aussprach und zugleich Anstalten traf, um die Ausführung dieses Entschlusses zu sichern, wobei ihm die an Verrätherei streifende Konnivenz der Bundesbehörde Vorschub leistete. Am entschlossensten zeigte sich Süd-Carolina, welches bereits am 20. December 1860 sich für die Trennung (Secession) aussprach. Bald folgten'die Staaten: Georgien, Florida, Alabama und Mississippi und constitnirten sich am 18. Febr. 1861 in Mongomery als eine Consöderation, zu deren Präsidenten der frühere Kriegsminister Jefferfon Davis gewählt wurde. Zum wirklichen Ausbruch des Bürgerkrieges aber kam es erst, als der General der (Konföderation, B aure-9arb, sich des von Unionstruppen besetzten Forts Sumter bemächtigte.
Wir können diesen Krieg, der seines Gleichen nicht gehabt hat, nicht in seinen Einzelheiten verfolgen. Er wurde geführt mit aller jener Erbitterung, welche Bürgerkriegen eigen zu fein pflegt; das Charakteristische desselben aber bestand darin, daß er sich über unermeßliche Landstrecken ausdehnte und einen Staat betraf, welcher nur über eine nnverhältnißmäßig kleine Anzahl stehender Truppen verfügte. Die Union, um aus dem Kampfe siegreich hervorzugehen, mußte nicht blos Heere und Feldherren gewissermaßen im-provisiren, sie mußte sich auch Wege bahnen, um ihren Gegnern nahe kommen zu können, und der staunenswerthe Erfindungs- und Unternehmungsgeist der Amerikaner zeigte sich eben so wunderbar
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Gregor Xvi. Pius Ix.
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die Keime äußerer Wohlfahrt und einer gewissen äußern Cultur auf alle Weise zu pflegen, und Gewerbfleiß und Fabrikation nach Möglichkeit zu fördern. Die große Macht, über welche der Czar mit völliger Unumschränktheit gebot, wendete er aber vorzugsweise zur Erweiterung des Einflusses nach außen an, wozu andererseits die ausgezeichnete diplomatische Kunst des russischen Hofes das ihrige beitrug. So war durch den Tractat von Ttnkiar Skelessi (1833) die Türkei eng mit dem russischen Interesse verknüpft worden. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Walachei waren zinspflichtige Fürstenthümer unter Hospodaren geworden, deren Wahl ganz unter russischem Einfluß stand. Die Perser wurden von den Russen mit Glück bekriegt und zwei ihrer Provinzen zum russischen Reiche geschlagen, wogegen mit dem durch englischen Einfluß aufgeregten Bergvolke der Tscherkessen der Kampf mit wechselndem Glück geführt ward.
In Italien war am 1. Juni 1846 der alte, schwache Gregor Xvi. gestorben, und an seine Stelle wurde unter französischem Einfluß der Cardinal Mastai Ferretti gewählt, welcher den Namen Pius Ix. annahm. Nach eigner Neigung und auf den Rath der französischen Regierung, besonders des Gesandten Grafen Rossi, betrat der neue Papst die Bahn der Reform in der Verwaltung. Er führte mannigfache Ersparnisse ein, gab der Presse mehr freien Spielraum, genehmigte den Bau von Eisenbahnen, eröffnete den bis dahin von allen höheren Aemtern ausgeschlossenen Laien den Zugang zu denselben, berief Männer des öffentlichen Vertrauens in seinen Rath, gab der Stadt Rom eine freie Mnni-cipalverfassung und erweckte so^ar Hoffnungen zur Herbeiführung eines italienischen Staatenbundes. Natürlich erweckten diese Neuerungen den größten Enthusiasmus, durch ganz Italien erscholl der Jubelruf: »Evviva Pio nono!« und das Volk gab sich zuerst ohne Rückhalt der Leitung des gefeierten Kirchenfürsten hin; nur die alte Regierungspartei, gestützt auf den Einfluß Oestreichs, hielt mit ihren Bedenken und ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu berufenen Bürgerwehr und ahnte fo wenig, wie seine zahlreichen Bewunderer in ganz Europa, bis zu. welchem Abgrunde ihn der Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Mal entfesselten Volks führen würde.
Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte von
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Napoleons Rückkehr nach Frankreich.
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Derselbe unterdrückte den Aufstand, bestrafte die Anführer mit Deportation in die fernen Colonien und erklärte, um die Ordnung erst dauernd zu befestigen, Paris in den Belagerungszustand. Nun erst konnte die Nationalversammlung ihre Berathungen über die künftige Verfassung mit Ruhe fortsetzen.
In ganz Frankreich waren unter dem Einfluß der provisorischen Regierung, besonders durch. Ledru - Rollin, die wüthendsten Republikaner zu den wichtigsten Stellen in der Verwaltung ernannt worden, und zugleich hatte die Regierung durch Aufrufe an das Landvolk die demokratische Gesinnung zu verbreiten gesucht. Jetzt wurden Männer, wie Ledru-Rollin aus der Regierung entfernt, und eben so suchte man in allen Theilen Frankreichs die Verwaltung von jenen eingedrungenen Mitgliedern der Umsturzpartei wieder zu 'säubern, was freilich sehr schwer und nur theilweise gelang.
Die Nationalversammlung hatte inzwischen die republikanische Verfassung für Frankreich festgestellt. An die Spitze der Republik sollte ein auf vier Jahre zu wählender Präsident gesetzt werden, und sehr gern hätte die Versammlung, so wie der gemäßigt-repu-blikanisch gesinnte Theil des Landes dem General Cavaignac, welcher mit fester Hand die Zügel der Regierung in Händen hielt, die Fortdauer der Gewalt gesichert. Aber der Präsident mußte durch das Volk selbst in allgemeiner Abstimmung gewählt werden, und nun vereinigten sich die meisten Stimmen auf einen Mann, welchem bis dahin seine Herkunft mehr, als seine persönlichen Eigenschaften die allgemeine Aufmerksamkeit zugewandt hatte. Der Prinz Ludwig Napoleon war in Folge der Revolution nach Frankreich zurückgekehrt und hatte einen Sitz in der Nationalversammlung erhalten; seine erste Erscheinung machte keinen besonders günstigen Eindruck; man hielt ihn im allgemeinen für unbedeutend, wozu auch die Erinnerung an seine leichtsinnigen Unternehmen von Straßburg und Boulogne beitrug. Als es aber zur Präsidentenwahl kam, richteten diejenigen, welchen die Republik zuwider war, und welche von Cavaignacs Begeisterung für dieselbe und von seiner Klugheit eine Befestigung der republikanischen Einrichtungen fürchteten, ihren Blick auf den Prinzen Napoleon. Die Legitimsten und Orleanisten hielten sich nicht für mächtig genug, einem ihrer eigenen Führer die Mehrheit der Stimmen zu verschaffen; aber die Wahl des Prinzen Napoleon hofften sie durchsetzen zu können, weil der Name des Kaisers beim Landvolk noch immer sehr populär war, und nach
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Cavaignac Ludwig_Napoleon Ludwig Napoleon Cavaignacs Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Frankreich Paris Frankreich Frankreichs Frankreich Frankreich Boulogne