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1. Geschichte des Mittelalters - S. 211

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung ?c. 211 fein zweiter Sohn, welcher sich als Geißel in Calais befand, von dort entwichen war, begab sich der König wieder nach England, um feinem Versprechen treu zu bleiben, und starb daselbst (1364). Ihm folgte fein tapferer und edeldenkender Sohn Carl V. oder der Weise (1364—1380), welcher bcn Engländern nicht nur alle Eroberungen s=rtl„i b« wieder entriß, sondern auch in die englischen Provinzen mit Hülfe feines ®ue§din- der trefflichen Feldherrn Bertrand du Guesclin siegreich vordrang, der den Sä Jtuhm des schwarzen Prinzen durch feine sühnen und glänzenden Siege 2mfen' von jetzt an verdunkelte. Carls früher Tod war ein großer Verlust für Frankreich. Ein Beweis ferner wahrhaft königlichen Gesinnung ist fein Ausfpruch: „Ich finde die Könige nicht weiter glücklich als darin daß sie die Macht haben, Gutes zu thun." Desto trauriger war die Lage des Landes unter der Regierung feines Sohnes Carls Vi. Da Carl vi. derselbe minderjährig war, so stritten sich ferne Oheime um die Regent- toitb roal|n* fchaft und bedrückten das Land mit harten Steuern. Kaum aber hatte ^^ Carl die Regierung selbst übernommen, so ward er wahnsinnig. Man meiß nicht, ob die Sinnlosigkeit feiner Gemahlin Jsabella von Baiern ober der Mord einiger Edelknaben die Geisteskräfte des Königs zerrüttet hakn; fest steht, daß ein gräßliches Unglück auf einem Maskenballe, welchen der König mit feinen Freunden als Wilde verkleidet besuchten und wobei der Beiheerte, zottige Anzug derselben Feuer fing, allen Indern das Leben raubte, des Königs Wahnsinn aber unheilbar machte. Um den Komg aber zu zerstreuen, führte man das Kartenspiel ein, weshalb noch jetzt die Karten französische Namen tragen. Die Befehdungen der burgundifchen und orleanistifchen Partei wurden heftig und ergriffen sogar die königliche Familie. Während die Königin auf die ©ette der Burgunder trat, hielt ihr Sohn, der Dauphin Carl, zu den Orleanif en. Darum wollte die sittenlose Mutter denselben von der Thronfolge ausgeschlossen wissen und übertrug im Einverständnisse mit dem Herzoge von Burgund Heinrich von England die französische Krone welcher rmt emem ansehnlichen Heere landete, die mörderische Schlacht Krieg zwischen zmcourt gewann (1415) und einen großen Theil von Frankreich $eün'id) D0n «o ert, D-r Dauphin Carl Vii. nannte sich auch Könige er hieß ^ freilich wegen seiner geringen Mittel spottweise nur der kleine Koniq mm Bourges, wo er residirte. Vereint brachen die Engländer und -Burgunder gegen chn auf, eroberten alles Land bis an die Loire und Ichntten schon zur Belagerung von Orleans, als in der höchsten Rot dem Kon,g Carl m der Person der Jemine d'arc ein rettender Engel Carl Vii. 14*

2. Geschichte des Mittelalters - S. 213

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung 2c. 213 ein Geheimnis mittheilte, welches Niemand außer dem Könige wissen konnte, faßte er Zutrauen, und um ihre göttliche Sendung außer Zweifel zu setzen, ließ er das Mädchen zuerst durch eine Versammlung von Geistlichen, dann durch das Parlament zu Poitiers prüfen. Alle thaten den Ausspruch, Johanna sei von Gott zur Rettung Frankreichs gesandt. Es ward beschlossen, dem gottbegeisterten Mädchen die Leitung des Heeres anzuvertrauen und Johanna nach Blois zu schicken, um dort die Anstalten zum Zuge nach Orleans zu treffen. Sie erhielt ihrem Verlangen gemäß ein Schwert, welches man nach ihren Angaben hinter dem Altare der Katharinenkirche zu Fier-Bois aussuchte, eine vollständige Ritterkleidung und eine weiße mit Lilien gestickte Fahne, woraus Gott mit der Weltkugel in der Hand und zwei knieende Engel ihm zur Seite dargestellt waren mit der Inschrift: „Jesus Maria!" Diese Fahne trug sie, um das Schwert nicht gebrauchen zu müssen. In Blois angelangt, führte sie unter den zügellosen Soldaten Johanna ent strenge Zucht, gute Sitten und Andachtsübungen ein, damit sie der W^eans Hülfe Gottes würdig seien. Sie befahl, daß alle beten, die Messe hören, beichten und crnnmuniciren sollten. Alles Fluchen, Spielen, Plündern wurde bei harter Strafe verboten. Auch follte eine Schar von Priestern unter einem besonderen Banner den Zug begleiten. Fast ohne Widerstand erreichte man Orleans. Während die französische Besatzung nach einer andern Seite hin einen Ausfall machte, brachte Johanna die Lebensmittel glücklich in die ausgehungerte Stadt. Man empfing sie wie einen Engel des Himmels. Ihr erster Weg war nach der Kirche, Gott zu danken. Darnach legte sie ihre Rüstung ab und ruhte aus. Sie ließ jetzt die Engländer auffordern, in ihre Heimat abzuzrehen. Anfangs spotteten diese ihrer Mahnung; als das Mädchen aber, die Fahne in der Hand, in Begleitung des Grafen von Dunois wiederholt glückliche Ausfälle machte, verwandelte sich der Spott in Furcht. Eine Schanze nach der andern ward genommen, und die siegenden Franzosen nötigten zuletzt den Feind, die Belagerung von Orleans aufzuheben. In einem dieser Gefechte ward Johanna durch einen Pfeilfchuß am Halse verwundet. „Der Jungfrau von Orleans" blieb nunmehr übrig, die schwierigere und führt den Ausgabe zu lösen, den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Ä8ni9 »uc Obwohl die Franzosen überall siegreich auftraten und namentlich einen ^eim^ glänzenden Sieg bei dem Dorfe Patay erfochten, welcher der Blüte des englischen Heeres das Leben kostete und dem gefürchteten englischen Feldherrn Talbot Gefangenschaft brachte, so hielten die französischen Räthe den weiten Weg nach Rheims mitten durch die Posten und

3. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1878 - Mainz : Kunze
212 Vierte Periode des Mittelalters. Die Jugend- Jeanne d'arc, die Tochter wenig bemittelter, aber frommer, red-geschichte der und thätiger Landleute, war 1412 im Dorfe Domremy bei Vau-^"cruang0" couleurs an der westlichen Grenze Lothringens geboren. Von ihren (141-2-1431). (Aftern zu allem Guten angehalten, betrieb sie anfangs alle Geschäfte des ländlichen Lebens mit Fleiß und Vorliebe. Man rühmte ihre Sanftmuth, ihre Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie pflegte die Kranken, half den Armen, ging täglich zur Kirche und nahm häufig das heilige Abendmahl. Dabei neigte sie entschieden zur religiösen Schwärmerei. In der Nähe von Domremy stand ein Wunderbaum, eine schöne Buche, welche nach einer alten Sage von Feen umgeben war; eine als wunderkräftig gepriesene Quelle fprudelte unweit derselben hervor. Dort pflegte Johanna mit ihren Gespielinnen in schönen Sommernächten zu singen und zu tanzen. Aber seit ihrem 13. Jahre mied sie Gesang und Tanz, lebte still und in sich gekehrt und war so eifrig mit Andachtsübungen beschäftigt, daß sie von ihren Freundinnen oft verspottet wurde. Engel und Heilige erschienen ihr, wie sie später versicherte, damals zuerst, und wenn sie recht inbrünstig betete, war sie immer der himmlischen Erscheinung gewiß. Mit tiefem Schmerz erfuhr Johanna, wie ihr Vaterland in immer größeres Elend versank, wie der unglückliche Dauphin Carl Vii., welcher König hieß, ohne gekrönt werden zu können, Johanna faßt rettungslos verloren schien; in ihrem Innern stand es fest, nur Gott schln/den Eönne dem armen Lande helfen. In solcher Stimmung glaubte sie König und himmlische Gestalten zu schauen, die Engel Gabriel und Michael, die ~ heilige Katharina und andere zu vernehmen, welche ihr geboten, Orleans retten, zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führen. Von diesem Glauben getrieben, verließ das siebzehnjährige Mädchen das elterliche Haus, ging mit ihrem Oheim Durand Lapart nach Vaucouleurs, meldete sich bei dem dortigen Befehlshaber, dem Ritter Baudricourt, und verlangte von ihm zum Könige geführt zu werden, weil Gott ihr befohlen habe, Frankreich zu retten. Der Ritter hielt sie anfangs für eine Schwärmerin und wies sie ab. Da sie aber bei ihrem Vorhaben behaute, und manche aus feiner Umgebung dem Helden-müthigen Mädchen das Wort redeten, so willigte er endlich ein, gab ihr Kleidung, Rüstung und Pserd und sandte sie in Begleitung zweier Ritter zum König, welcher auf dem Schlosse Chinon unweit Bourges weilte. Sie erkannte denselben trotz seiner unscheinbaren Kleidung inmitten seines glänzenden Hofstaates sogleich, theilte ihm den von Gott Man erkennt ihr gewordenen Austrag mit und bat ihn, sie schleunigst nach Orleans Ihre göttliche senden. Carl wußte nicht, ob er ihren Offenbarungen trauen oder Sendung an. Ö 1 M 7 „ „ „ ' „ ^ < sie für ein teuflisches Blendwerk halten sollte. Als ihm aber Johanna

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 64

1876 - Mainz : Kunze
64 Erste Periode der neueren Geschichte. in einer Versammlung zu Dordrecht ihre religiösen Angelegenheiten und Die entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntnis. der Spanier. Jahre 1576 starb unerwartet Requesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Antwerpen konnte sich von diesem Schlage nie erholen. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich daraus mit Holland und Seeland und schlossen jdvn ^uan ©enter Pacisikation auf die Bedingungen der Glaubensduldung L'austria urt^ Entfernung der fremden Söldner. Da erschien ein neuer Statthalter rid)Wmd)t§ in der Person des Don Juan d'austritt, eines natürlichen Sohnes Karls Y. und det schönen Barbara Blumberger aus Regensburg, welcher wegen feiner Schönheit, feiner Tapferkeit und feines hochstrebenden Sinnes allgemein bewundert wurde und 1571 bei Lepanto einen glänzenden Cieg über die dürfen erfochten hatte. Allein auch er vermochte nicht den Ausstand zu bewältigen und machte den Widerstand der Niederländer durch seine Treulosigkeit und Wortbrüchigkeit nur noch nachdrücklicher. Ein ansteckendes Fieber machte seinem Leben im Lager bei von Parma d^amur ein Ende (1578). Glücklicher war der folgende Statthalter, Alexgewinnt die ander Farnese, der Sohn Margaretha's von Parma. Als gewandter Mann südlichen, benutzte er die religiöse Uneinigkeit der Niederländer, versprach ihnen Entfernung der spanischen Truppen und Wiederherstellung der alten Frei-^Crtiet ^eiten' m eifri9er Katholik gewann er bald die südlichen, meist katho-11584 Äschen Provinzen, während Wilhelm von Dranien die protestantischen im Norden in der Union zu Utrecht einigte (1579) und dadurch den Grund zu der Republik der Vereinigten Niederlande legte. Noch erkannten t>ie letzteren den König Philipp als ihren rechtmäßigen Herrn an; als aber derselbe den Prinzen von Dranien ächtete und einen Preis von 25,000 Goldgulden auf seinen Kops setzte, ward er von ihnen 1581 für abgesetzt erklärt. Drei Jahre später erschien ein fanatischer Katholik, Balthasar Gerard, bei dem Prinzen und erschoß denselben zu Delft, um das Blutgeld zu verdienen.*) Moritz von Dramen, der Sohn des Ermordeten, übernahm die Stelle des Vaters. Der 17 jährige Jüngling nördlichen Feldherr und Staatsmann dem Vater nicht nach, und half die Provinzen. Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Niederlande befestigen, während im Süden Alexander von Parma eine Stadt nach der andern, Gent, Brüssel, Mecheln, Nymwegen und zuletzt (1585), nach denkwürdiger Belagerung, Antwerpen in feine Gewalt bekam. Allein Philipp von Spanien ward *) Die Familie des getöbteten Gerard wurde von Philipp von Spanien in den Adelstand erhoben.

5. Theil 4 - S. 152

1880 - Stuttgart : Heitz
152 Neueste Geschichte. 2. Periode. Belgien. die in Belgien herrschende Stimmung wirkte. Die unruhigen Köpfe in Brüssel bereiteten die Revolution vor und scheuten sich nicht, den dazu bestimmten Tag vorher zu verkündigen. Am 23. August 1830 las man an den Straßenecken von Brüssel: „Montags Feuerwerk, Dienstags Illumination (zum Geburtstage des Königs), Mittwochs Revolution." An diesem Mittwoch, den 25. August, wurde im Theater die Stumme von Portici gegeben. Alle Stellen, in denen der Aufstand in Neapel lebhaft geschildert wird, wurden heftig beklatscht, und nach Beendigung des Stückes stürzten große Volkshaufen, die sich schon vor dem Schauspielhause versammelt hatten, nach der Druckerei einer ihnen gehässigen Zeitung und zertrümmerten hier alles. Ein anderer Haufe plünderte die Vorräthe eines Schwertfegers, warf dem Justizminister die Fenster ein und zerstörte das Haus des Polizeidirectors gänzlich, ohne daß die aufgestellten Soldaten das Geringste dagegen unternahmen. Um 3 Uhr des andern Morgens wurde das Haus des Justizministers ausgeplündert, alle Mobilien zertrümmert und zuletzt das Gebäude verbrannt. Erst gegen 6 Uhr Morgens zogen beträchtliche Truppenmassen durch die Straßen und fingen an, auf das Volk zu feuern, welches das Straßenpflaster aufriß und mit Steinen warf. Mehrere Häuser verhaßter Beamten wurden zerstört, die Laternen und die Schilder mit königlichen Abzeichen zerschlagen und einzelne Fabrikgebäude zertrümmert. Erst nachdem die rechtlichen Bürger die Waffen ergriffen und eine Nationalgarde errichtet hatten, wurde der aufgeregte Pöbel im Zaume gehalten. Diese Unruhen in Brüssel regten wie durch einen elektrischen Schlag auch das Volk in den andern belgischen Städten auf. In Lüttich, Mons, Löwen, Brügge, Gent, Antwerpen n. ct. bewaffneten sich die Bürger, und hier und da wurden große Ausschweifungen begangen. Um diesem Treiben ein Ende zu machen, versammelte der Befehlshaber der Nationalgarde in Brüssel die angesehensten Bürger, und man beschloß, eine Deputation an den König zu schicken, die ihm die Wünsche des Volks vortragen sollte. Der König empfing sie zwar freundlich, erklärte aber mit Würde, daß er die Bitten wohl in Erwägung ziehen wolle, aber nicht im voraus das gewähren könne, was ihm gewissermaßen mit der Pistole auf der Brust abgefordert würde. Indessen reiste der Prinz von Oranien (der Kronprinz) selbst nach dem Schlosse Laeken bei Brüssel ab, und begab sich sogar, nur von wenigen Offizieren begleitet, nach Brüssel, ermahnte zur Ruhe und versprach, daß dann

6. Theil 2 - S. 255

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Vi. 255 nicht einen oder, mehrere Verluste zu beweinen hatten. Kurz, es schien sich jetzt alles zu vereinigen, Frankreich zu Grunde zu richten. Selbst in der königlichen Familie war der allergrößte Unfriede. Die Königin Jsabeau, eine bairische Prinzessin, eine häßliche, herrschsüchtige Frau, veruneinigte sich mit ihrem eigenen Sohne, dem Dauphin*) Karl, weil sie zur Burgundschen, er aber zur Orleanschen Partei gehörte. Die unnatürliche Mutier! Aber es sollte noch besser kommen. Der Dauphin und Johann der Unerschrockene von Burgund näherten sich einander wieder und vertrugen sich endlich (1419). Zur förmlichen Versöhnung sollte eine Zusammenkunft zwischen ihnen stattfinden. Aber Burgund traute nicht recht; sein Gewissen erinnerte ihn, wie er sich auch mit dem Herzoge von Orleans versöhnt und doch ihn erschlagen habe. Indessen konnte er doch die Zusammenkunft nicht ansschlagen. Man ging aber dabei mit aller möglichen Vorsicht zu Werke. Auf der Brücke über die Ionne bei Monterean wurde ein doppeltes Staket gebaut. In dem Zwischenräume sollten beide zusammenkommen, jeder nur mit zehn Begleitern. Der Dauphin erschien zuerst; aber gleich nachdem Burgund eingetreten war, wurde er von dem Gefolge des Dauphin niedergemacht, wobei sich namentlich du Chatel hervorthat. Wer erkennt darin nicht die Hand der gerechten Vergeltung? Ob es mit Wissen und Willen des Dauphin geschah, ist nicht ausgemacht, aber wahrscheinlich. Burgund kniete nämlich vor ihm nieder, um ihn wegen der bisherigen Feindschaft um Verzeihung zu bitten, bemerkte aber, daß dabei sein Schwert zu weit hintergerückt sei und zog es vor. Da rief du Chatel aus: „Wie, Herzog! Ihr untersteht Euch, in Gegenwart des Dauphin die Hand an den Degen zu legen?" und hieb ihn sogleich mit der Streitaxt nieder. Dieser Mord machte die Spaltung zwischen dem Dauphin und seiner Mutier noch unheilbarer; sie sagte sich nun förmlich von ihrem Sohne los, und die meisten derer, die es noch bisher mit ihm gehalten hatten, kehrten *) Dauphin wurde der älteste Sohn des Königs schon seit 70 Jahren genannt. Die Provinz Dauphine nämlich hatte bis dahin einen eigenen Herrn, der Dauphin genannt wurde. Der letzte dieser Dauphins, Humbert, hatte einen einzigen Sohn, den er sehr liebte. Als er einst mit dem Knaben über die Rhone fuhr, entfiel ihm dieser aus den Armen in den Fluß und ertrank vor seinen Augen. Seitdem hatte der arme Mann keinen frohen Augenblick mehr. Er überließ sein Land dem damaligen Könige von Frankreich, unter der Bedingung, daß alle Mal der Thronfolger den Titel Dauphin führen sollte.

7. Theil 2 - S. 257

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Vii. Das Mädchen von Orleans. 257 hafte Frau. Sie tadelte mit sanften Worten seine Verzagtheit. „Nie muß der Mensch," sagte sie, „an der Zukunft verzweifeln; jeder neue Tag kann dir eine unerwartete Rettung bringen. Gehst du nach dem Süden, so werden alle deine Anhänger den Muth verlieren, deine Sache für verloren halten und zu den Engländern übergehen." — Agnes Sorel, die gemeinschaftliche Freundin des Königs und der Königin, . eine höchst liebenswürdige Dame, unterstützte die Vorstellungen der Königin, und so brachten diese beiden Frauen es endlich dahin, daß er noch zu bleiben und jeden Fußbreit Landes zu vertheidigen beschloß. Wie Recht hat nicht die kluge Maria gehabt, daß man nie verzweifeln müsse! Die Rettung kam von einer Seite, wo Niemand es geträumt hätte: durch ein Bauermädchen. Im Dorfe Domremi, bei dem Städtchen Vaucouleurs in Lothringen, lebte ein Bauer, Thibaut d'arc, der eine Tochter hatte, die Johanna hieß. An dem Mädchen war bisher nichts Außerordentliches bemerkt worden. Sie war, wie die meisten Bauernmädchen, groß und stark, tüchtig zur Arbeit, ja, man sah sie nicht selten die Pferde uugesattelt zur Tränke reiten und andere männliche Arbeiten verrichten. Jetzt aber, wo Aller Augen und Aufmerksamkeit aus die Stadt Orleans gerichtet waren, wo in allen Schenkstuben von dem unglücklichen Könige Karl, feiner Bedrängniß, feiner unnatürlichen Mutter und den Fortschritten der Engländer gesprochen wurde, jetzt wurde sie immer stiller und stiller; sie lauschte auf jede Nachricht, stand oft zerstreut und in sich gekehrt da und alle ihre Gedanken waren nur auf ihren bedrängten ritterlichen König gerichtet. Schlaflos lag sie oft auf ihrem Lager. „Wie?" dachte sie da, „wenn doch alle Franzosen, die es redlich mit ihm meinten, ausständen und für ihn stritten! Dann müßte ihm ja geholfen werden!" — Und wenn sie dann einschlief, so sah sie im Traume den König von tausend Gefahren umdrängt; sie aber, aufgefordert von der Jungfrau Maria, die ihr mit dem Jesuskind erschien, rettete ihn von allen feinen Feinden. Beim Erwachen beklagte sie dann ihre Schwachheit, bis die unaufhörliche Beschäftigung mit diesem Gedanken und die öfteren Träume von ihm sie endlich überzeugten, sie fei vom Himmel erkoren, den König zu retten. Von nun an hatte sie keine Ruhe und Rast mehr zu Hause. Sie ging in das benachbarte Städtchen Vaucouleurs und zu dem Ritter Baudricourt. Den bat sie recht inständig, sie doch mit zum Könige zu nehmen und ihre geringe Hülse nicht zu verachten. Sie Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 17

8. Theil 2 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Vii. Das Mädchen von Orleans. 259 den Graf Dunois machte, die halb verhungerten Einwohner von Orleans mit Lebensmitteln zu versehen. Ein Haufe Soldaten war versammelt, den Zug nach Orleans zu beschützen. Vorher befahl die Jungfrau, daß alle Soldaten beichten mußten; dann trieb sie alles schlechte Weibsgesindel aus dem Lager und führte Zucht und Ordnung wieder ein. Jetzt schrieb sie an die Anführer der Engländer, die vor Orleans standen, und befahl ihnen, sogleich die Belagerung aufzuheben und Frankreich zu verlassen. „Gebt heraus," ließ sie ihnen sagen, „die Schlüssel aller der Städte, die ihr bezwungen wider göttliches Recht. Die Jungfrau kommt vom Könige des Himmels, euch Frieden zu bieten oder blutigen Krieg. Wählt! denn das sage ich euch, damit ihr's wißt: das schöne Frankreich ist nicht für euch beschieden!" — Die Engländer lachten. „Nun," sagten sie, „Karl muß doch schon sehr in Noth sein, daß er zu den Weibern seine Zuflucht nimmt." — Aber im Herzen war ihnen ganz anders zu Muthe. Abergläubisch waren sie so gut wie die Franzosen und dachten voll Angst daran, wo das Alles noch hinauswolle. Der Zug mit den Lebensmitteln brach auf; die Jungfrau führte ihn an mit der weißen Fahne, und sie sehen und die Waffen wegwerfen war bei den Engländern Eins. Ohne Schwierigkeit wurden die Vorräthe in die Stadt geschafft; Johanna selbst, die nun das Mädchen von Orleans genannt wurde, hielt ihren Einzug in die befreite Stadt, deren Einwohner sie als ihre Retterin empfingen. Man richtete ihr eine gute Wohnung ein bei dem Schatzmeister des Herzogs von Orleans, nahm ihr die Rüstung ab — denn sie war den ganzen Tag. zu Pferde und unter den Waffen gewesen, und daher müde — und setzte ihr eine treffliche Mahlzeit vor. Aber mäßig wie sie war, rührte sie nichts davon an; sie nahm nur eine silberne Schale, füllte sie mit Wasser und Wein und schnitt einige Stückchen Brod hinein. Mehr aß sie nicht. Im englischen Lager war Alles wie verwandelt. Die Engländer waren so fest überzeugt von ihrer himmlischen Sendung, daß sie nicht gegen sie fechten wollten, und gleich die Flucht ergriffen, sobald sie sich nur mit ihrer Fahne zeigte. Daher ließen sie nun auch die Franzosen in die Stadt und aus derselben ziehen, wie diese nur wollten. Die Franzosen, die sich bisher furchtsam hinter den Mauern verkrochen hatten, griffen nun selbst die Engländer an und nahmen ihnen eine Schanze nach der andern weg. Bei dem einen Angriffe wurden die Franzosen zurückgeschlagen; nur Johanna wollte nicht weichen und war schon ringsum von Feinden

9. Theil 2 - S. 19

1880 - Stuttgart : Heitz
Chlodwig. 19 Stadt die feierliche Handlung, die der Aberglaube jener Zeit durch ein angebliches Wunder verherrlichen läßt. Als nämlich der Bischof den König falben wollte, war kein Oel da, weil der Geistliche, der die Flasche holen sollte, nicht durch das Volk dringen konnte. Während nun der Bischof in Verlegenheit dastand, kam von der Decke eine weiße Taube herabgeflogen, die im Schnabel ein Fläschchen trug, welches sie dem Bischof darreichte (la sainte ampoule). Das darin enthaltene Oel verbreitete in der ganzen Kirche einen herrlichen Geruch, und man ging damit so sparsam um, daß es bis zur französischen Revolution gereicht hat, durch welche erst das Gefäß seinen Untergang gefunden. Mit Chlodwig ließen sich zugleich 3000 Franken taufen, und auch das übrige Volk folgte bald seinem Beispiele. Damals war die Christenheit in zwei Parteien, die katholische und arianische, zerfallen.*) Die meisten germanischen Völker bekannten sich zur arianischen; Chlodwig aber nahm aus Bitten seiner Frau den katholischen Glauben an, worüber sich der Papst so freute, daß er ihm den Beinamen des aller-christlichsten Königs gab, der den französischen Königen eigen geblieben ist. — Man findet leider nicht, daß Chlodwig nach seiner Taufe weniger ländersüchtig 'oder in der Wahl seiner Mittel gewissenhafter geworden wäre. Um sich des westgothischen Reichs, soweit es in Frankreich lag, zu bemächtigen, stellte er sich, als wenn es ihn verdrieße, daß die ketzerischen Arianer — denn zu diesem Glauben bekannten sich die Westgothen ■— einen Theil von Frankreich besäßen. In der Nähe von Poitiers schlug er sie, tödtete ihren König (Alarich Ii.) mit eigener Hand und nahm alles Land zwischen der Loire und den Pyrenäen in Besitz; nur Languedoc verblieb den Westgothen noch. Als er nach Paris zurückkam, erbaute er zum Danke gegen Gott in Folge eines Gelübdes die Notredamekirche. Nachdem sich ihm auch die Briten in der Bretagne unterworfen hatten, gehorchte ihm fast ganz Frankreich; nur am Rheine, an der Maas und Schelde regierten noch vier Vettern, Gegen diese wandte er sich nun, und brachte sie alle, theils durch *) Zur Zeit Konstantins des Großen nämlich war in Alexandrien ein heftiger Streit zwischen dem Bischof Alexander und dem Presbyter Arius entstanden, weil dieser behauptete, Jesus wäre zwar Gott ähnlich, aber doch nicht mit ihm von ganz gleichem Wesen, wogegen jener lehrte, daß beide von gleichem Wesen wären. Der Zank wurde endlich so arg, daß sich der Kaiser einmischte und 325 eine Kirchenversammlung nach Nicäa in Kleinasien berief. Diese entschied, indem sie dem Alexander ganz Recht gab und den Arius verdammte.

10. Theil 2 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 3. Periode Deutschland. ihm Nun den Rücken und schlossen sich an die Bnrgnndsche Partei an. Johann der Unerschrockene hatte nämlich einen Sohn hinterlassen, Philipp den Guten, der auf nichts eifriger dachte, als sich an den Mördern seines Vaters zu rächen, und den Dauphin aufs tiefste verabscheute. Beide, Jsabeau und Philipp der Gute vereinigten sich in ihrem Haß gegen den Dauphin, und um ihn ganz zu verderben, verabredeten sie einen Plan, der zugleich ganz Frankreich zu Grunde richtete. Sie ließen nämlich dem König von England — es war damals Heinrich V. — ein Büudniß gegen den Dauphin antragen. Das kam dem Heinrich eben so unerwartet wie angenehm. Er reiste nach Troyes, wo damals L>er französische Hof sich aufhielt, und schloß hier mit Karl Vi., d. i. mit dessen Frau, Jsabeau, und dem Herzoge von Burgund, 1420 ein Bündniß, durch welches zum Erstaunen aller Engländer und Franzosen festgesetzt wurde: der König von England solle eine französische Prinzessin heirathen, Regent von Frankreich und künftig einmal, wenn der verrückte Karl Vi. stürbe, auch König von Frankreich werden, so daß England und Frankreich unter Einem Könige ständen; der Dauphin aber solle von dem Throne ganz ausgeschlossen sein. Das war der berüchtigte Vertrag von Troyes. Aber der König von England, Heinrich V., starb schon zwei Jahre darauf (1422) und bald nachher auch Karl Vi. Der König von England hatte einen erst neun Monat alten Sohn hinterlassen, der in England unter dem Namen Heinrich Vi. den Thron bestieg, und dieser wurde von Jsabeau und von Burgund auch zum Könige von Frankreich ernannt. Laut schrie der Dauphin Karl über Ungerechtigkeit. Er nannte sich nun König Karl Vii. (1422—61); aber was half es ihm, da ihn nur seine wenigen Anhänger als solchen anerkannten? Die Engländer, die Burgunder und die ihm abgeneigten Franzosen drängten ihn immer mehr zurück, nahmen ihm eine Stadt nach der andern und endlich mußte er über die Loire zurückweichen. Art diesem Fluße liegt die Stadt Orleans. Diese wollten die Engländer erst noch einnehmen; dann hofften sie, ihn auch jenseit des Flusses verfolgen zu können. Karl verlor jetzt alle Hoffnung; Orleans gab er ganz verloren und war schon willens, sich bis in die südlichsten Provinzen Frankreichs zurückzuziehen. Da zeigte es sich wieder recht, wie nützlich dem Manne die treue Hausfrau werden kann, wenn sie ihm, wie sie soll, als verständige Freundin zur Seite steht. Maria von Anjou hieß seine Gemahlin, eine gar sehr verständige, herz-
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