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1. Geschichte des Mittelalters - S. 161

1878 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes^c. 161 Sdie heilige Elisabeth, die Tochter des Königs Anbreas Ii. von Das Leben Ungarn, war als vierjähriges Kind 1211 an den Hof des Lanbgrafen Hermann von Thüringen gekommen, für beffen Sohn Ludwig sie von ihrer Geburt an als Gemahlin bestimmt war. Schon als Kind verschenkte sie ihr bebeutenbes Einkommen an Arme und Notleibenbe. Als ihr Schwiegervater starb, erschöpften sich beffen Witwe und Tochter in Beleibigungen und Mishanblungen gegen Elisabeth. Nur ihr zukünftiger Gemahl ftanb ihr treulich zur Seite und tröstete sie. 1218 fanb die feierliche Verlobung statt. Elisabeth war zur anmuthigen, stattlichen Jungfrau erblüht und ihres tapfern, frommen Gatten burch-ans mürbig. Die innigste, reinste Liebe beglückte das eble Paar. Elisabeth begleitete ihren Gemahl auf allen feinen Reifen. Nächst der Armenpflege beschäftigte sie sich vorzüglich mit den Kranken und scheute sich nicht, den Aussätzigen, welche nach bamaliger Sitte fern von den menschlichen Wohnungen in einsamen Siechhäufern untergebracht würden, persönlich Hülse zu bringen. Die Sage erzählt, Elisabeth habe einst ein aussätziges Kind eigenhänbig gewaschen, verbunben und in ihr eigenes Seit gelegt. Als Ludwig biefen Vorfall vernommen, habe er sich verstimmt zu Elisabeth begeben, die Decke hinweggenommen und statt des Kmbes Christus selbst erblickt. Dies habe ihn bewogen, am Fuße der Wartburg ein Hospital zu grünben, worin 28 Kranke und Gebrechliche aufgenommen würden, welche Elisabeth täglich pflegte und erfrischte. Auch die Kranken der Stadt Eisenach besuchte sie. Als sie einst auf einem schmalen Neknpfabe Brot, Fleisch und Eier hinabtrug, begegnete sie dem Lanbgrafen. Neugierig schlug er ihren Mantel auf und fanb — rothe und weiße Rosen. Ludwig nahm 1227 das Kreuz; vergeblich suchte Elisabeth den theuren Herrn zum Bleiben zu bewegen. Sie begleitete ihren Gemahl bis an die Grenze und legte heimgekehrt Wit-wentracht an. Ludwig starb zu Otranto. Sein Tod erfüllte die Brust der frommen Frau mit großem Schmerz. Ihre Schwäger vertrieben sie nebst ihren Kinbern von der Wartburg; hülflos und verspottet irrte sie mit biefen umher, bis sich ihre Tante, die Aebtifsin des Klosters Kissingen, ihrer erbarmte und die fromme Dulberin freunblich aufnahm. Als aber Lubwigs Freunbe nach ihrer Rückkehr aus dem Morgenlflnbe bewirkten, daß sich ihre Verhältnisse besser gestalteten, zog Cu|a6eth zunächst nueber auf die Wartburg, von ba aber nach Marburg wo sie neue Werfe der Liebe und Wohlthätigkeit übte und ein Hospital unterhielt. Ihren Lebensunterhalt erwarb sie sich mit Wollespinnen Dort war auch der Ketzerrichter Konrab ihr Beichtvater, der sie zwar gegen ihre Fembe schützte, aber butch harte Bußübungen und Geiße- Casstan's Geschichte. Ii. 4. Aufl. . ^

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 18

1876 - Mainz : Kunze
18 Erste Periode der neueren Geschichte. während es doch nur auf den Geist ankomme, und eiferten insbesondere gegen die Kindertaufe. Auch Dr. Andreas Bodenstein ließ sich von seinem Ungestüm hinreißen, schaffte Messe und Beichte ab, hob die Fastengesetze auf, ließ die Bilder aus den Kirchen entfernen, die Beichtstühle zertrümmern, Mönche und Nonnen auf öffentlicher Straße ih^'ur^Rück- verhöhnen rc. Es entstand in kurzer Zeit ein solcher Unfug, daß alle kehr. bürgerliche Ordnung sich aufzulösen schien. Auf die Nachricht hiervon verließ Luther trotz dem Verbote des Kurfürsten seinen stillen Zufluchtsort, rechtfertigte in einem heldenmüthigen Briefe an denselben seinen Ungehorsam und erschien (1522) ganz unerwartet in Wittenberg. Eine Woche lang predigte er täglich gegen diesen Unfug mit solcher Kraft und so entschiedenem Erfolge, daß sofort die Ruhe wieder hergestellt wurde, ^ser Edikt*' Nachdem dies glücklich vollbracht war, arbeitete Luther wieder wird nicht öffentlich an dem Reformationswerk, weil einstweilen der Kaiser auf vollzogen, ^-e Vollziehung des Wormser Ediktes nicht dringen konnte. Zwar versuchte der päpstliche Nuntius auf den zwei folgenden Reichstagen zu Nürnberg (1522 und 1524) die Vollstreckung durchzusetzen, allein vergeblich. Man überreichte ihm 100 Beschwerden der deutschen Nation über herrschende Mängel in der Kirche und forderte zur Abstellung derselben ein Concil. Ein Reichstag, welcher aber nicht zu Stande kam, sollte entscheiden, wie es bis zum verlangten Concil mit dem Gottesdienste zu halten fei. 6. Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich. testoiffelt= Man sollte eigentlich erwarten, daß es einem so mächtigen Herrn, für die Refor-wie Karl V. war, in dessen Reiche die Sonne nicht unterging, ein matton. dichtes gewesen sei, die neue Lehre mit Gewalt der Waffen im Keime zu unterdrücken; allein die günstige Verkettung der Zeitverhältnisse förderte die Reformation und ließ sie feste Wurzel fassen. Karls Macht %)ch minderjährig hatte Karl die reichen Niederlande als väter-U Charakter, Erbe erhalten. Nach dem Tode seines mütterlichen Großvaters, Ferdinands des Katholischen, wurde er Herr der vereinigten spanischen Monarchie nebst Neapel und Sicilien, ferner der neu entdeckten Länder und Inseln Amerikas; beim Eintritt in das Mannesalter erbte er die habsburgisch-österreichischen Staaten, und durch die Wahl der Kurfürsten siegte er über seinen Gegner Franz I. bei der Bewerbung um die deutsche Kaiserkrone. Karl war von schwächlichem Körperbau und frühzeitig von Krankheit, besonders von Gicht abgezehrt; der melancholische Ausdruck seines Gesichtes ließ den regen Geist nicht ahnen, der in ihm wohnte. Er war ein Mann von seltener Klugheit, von feinem, verschlagenem

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 51

1876 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 51 Witz und eine hinreichende Beredsamkeit eigen. Das größte Verdienst erwarb er sich um sein Land durch die Einführung der Reformation, matten in wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß ®*toeben em die neue Lehre ohne alle Unruhe ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olaf und Lorenz Peterson. Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten das reine Evangelium nach Schweden gebracht. Olaf, stürmisch und heftig wie Luther, Lorenz, mild und gemäßigt wie Melanchthon, wirkten trotz Spott und Verachtung für die Ausbreitung der lutherischen Lehre. Olaf übersetzte 1523 die Bibel ins Schwedische und hielt bald darauf Messe in schwedischer Sprache. Der König begünstigte diese Bestrebungen, welche allmählich große Erfolge hatten. 1530 trat auch Gustav zur evangelischen Kirche über, da der größere Theil seiner Unterthanen sich dazu bekannte, und 1549 erfolgte auf dem Reichstage zu Oerebro, der Heimat der Brüder Peter son, die Lossagung vom Papstthum. Christian Ii. hatte 1523 auch den dänischen Thron in Folge seiner ^'^Düne-grausamen Regierung eingebüßt und seinem Oheim Friedrich I., dem mark abgesetzt Herzog von Holstein, überlassen müssen. Dieser schloß unter Vermittlung der Lübecker einen ewigen Frieden mit Schweden, worin Gustav Wasa als König bestätigt und Dänemark und Schweden als zwei selbständige Königreiche anerkannt wurden. Friedrich suchte der Reformation auf eben so vorsichtige Weise, S wie Gustav Wasa, in seinem Reiche Eingang zu verschaffen. Die Stimmung des Volkes begünstigte ihn in seinem Plane, und so gelang es ihm, daß auf dem Reichstage zu Odensee den Protestanten bürgerliche Gleichheit mit den Katholiken zugestanden, den Priestern die Ehe erlaubt und die Unabhängigkeit der Bischofswahlen von Rom ausgesprochen wurde (1530). Dies benutzte der flüchtige König Christian Ii., um sein Reich wieder zu erobern. Derselbe hatte mit seiner treuen Gemahlin Jsabella, einer Schwester Karls V., in den Niederlanden eine Zufluchtsstätte gefunden und später in Sachsen von Luther und Melanchthon in der neuen Lehre Unterweisung erhalten. Jsabella ward eine treue Anhängerin der lutherischen Lehre. König Christian opferte seiner Herrschsucht seinen Glauben. Von der evangelischen Partei in zurück, Dänemark hatte er keine Hülse mehr zu hoffen, und um sich die alt-gläubigen Norweger, welche in dem Reichstagsbeschlusse von Odenfee Gefahr für ihren Glauben erblickten, und zugleich die Hülfe feines

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 70

1876 - Mainz : Kunze
70 Erste Periode der neueren Geschichte. Glaubens- ^efk den Zölibat und die lateinische Sprache beim Gottesbienst avtim ver- beseitigen und ein neues Bekenntniß in 42 Artikeln gegen den Papst, i'ffertnitfih ge0en die Ueberlieferung (Trabition), Messe, Brotverwanblung, Feg-seuer, Anrufung der Heiligen und Verehrung der Bilber durch das Parlament bestätigen lassen. Ebuarb Vi. regierte von 1547—1553. Aus seinem Sterbebette hatte ihn sein Vormunb, der ehrgeizige Graf von Northumberlanb, ßerebet, das Testament Heinrichs Viii. bahin abzuänbern, daß statt Ebuarbs katholischer Schwester Maria, welche eine Tochter Katharina's von Aragonien war, die mit seinem jüngsten toj* Lorb Guilbsorb Dubley vermählte, protestantisch gesinnte 17- wirft sich der jährige Johanna Gray, eine Urenkelin Heinrichs Vii., auf dem Throne Flavia f°^3en solle. Die eble und hochgebilbete Frau willigte enblich mit löse—1558. Thränen in diese ungerechte Erhebung. Maria aber, welche durch die Zusicherung, Niemanben in seinem Glauben stören zu wollen, das Volk schnell aus ihre Seite gebracht hatte, hielt ihren Einzug in Lonbon und warb als Königin ausgerufen, ba der Abel den herrschsüchtigen Northumberlanb haßte und die gesetzmäßige Erbfolge nicht abänbern wollte, yohanna zog sich nach einer Herrschaft von 10 Tagen ins Privat-- ^ leben zurück. Maria, welche 1554 den zwölf Jahre jüngeren König foigungen. Ph^ipp geheirathet hatte, begann nun eine greuelhafte Verfolgung der Ketzer. Ihre Mutter war eine strenge Papistin gewesen, ihr Gemahl durch Ketzerverfolgungen und Auto ba fe§ berüchtigt. An allen Orten des Königreichs loberten Scheiterhaufen für die Ketzer empor, und 279 Protestanten, barunter 35 Frauen und vier Kinder, fanben ihren Tod in den Flammen. Zu den Opfern gehörte auch der greife Erzbischof Cranmer, welcher, durch lange Kerkerhaft nieber-rnfffabt gebeugt, anfangs die evangelische Lehre wiberrufen hatte, zuletzt aber sich auf dem ermannte und mit großer Freubigkeit den Wiberruf zurücknahm, um "*nffct ^en qualvollen F-euertob zu erleiben. Auch Guilbsorb Dubley und Johanna Gray starben von der Hcrnb des Henkers. Von ihrem Gemahl verlassen und vom Volke gehaßt, starb die Königin Maria 1558, nach dem sie noch den Verlust der letzten englischen Besitzung in Frankreich, der e-tabt Calais, im Kriege Philipps Ii. mit Heinrich Ii. hatte erleben müssen. usstnn Aus Maria folgte ihre Schwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, 1558-1603. in ihrem 25. Jahre (1558 —1603). Sie hatte eine freubenlofe Jugettb verlebt und war von ihrem Vater verstoßen und vernachlässigt worben, so daß ihre Erzieherin dem Lorb Cromwell schreiben mußte, die Prinzessin habe web er Mantel noch Wamms noch Unterkleib, web er Rock noch Deckbett. Später schenkte man ihr mehr Sorgfalt, und ihre geistigen

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 110

1876 - Mainz : Kunze
110 Erste Periode der neueren Geschichte. Site?§toevftem Schon oben wurde mitgetheilt, daß Karls V. Schwester Jsabella der neuen Lehre treu anhing und sein Bruder Ferdinand den Augsburger Religionsfrieden aufrecht erhielt. Aus Luthers Briefen ersehen wir, daß auch Maria, eine andere Schwester Karls (sie war Königin von Ungarn und hatte ihren Gemahl in der Schlacht bei Mohacz gegen die Türken verloren) der neuen Lehre zugethan war. In einem Briefe an sie vom 1. November 1525 drückt Luther seine Freude aus, daß sie Interesse am Evangelium nehme. Er empfahl ihr die Bekenner der neuen Lehre zum Schutze gegen die mächtigen Bischöfe und widmete ihr mehrere Psalmen. Auch an die Kursürstin Sibylla, die Ge- ^achstnfi554. mahlin Johann Friedrichs von Sachsen, richtete Luther mehrere Briefe. Sie war eine äußerst wohlthätige und fromme Frau, welche von Luther selbst in der Auslegung der heiligen Schrift unterwiesen wurde. Als ihr Gemahl 1547 in kaiserliche Gefangenschaft gerieth, um fünf Jahre seiner Freiheit beraubt zu bleiben, bat sie den Kaiser fußfällig um Freilassung des Kurfürsten. In Trauerkleidern begab sie sich nach Weimar, als ihre Bitte unerhört blieb, und legte sie nicht wieder ab. Um ihren Gemahl unterstützen zu können, verkaufte sie ihren Schmuck. Bibel, Gebetbuch und Spinnrocken waren ihr bleibender Hausrath, ihre Wohnung eine einfache Stube. Mit Geduld und Ergebung in den Willen der Vorsehung ertrug sie die ihr auferlegte Prüfung. Sie erlebte noch die Freilassung ihres Gemahls und starb 1554. In ihr verloren die Armen eine treue Mutter und Wohlthäterin; ihr Gemahl folgte ihr zehn Tage später in den Tod. S@rumba(T ^er bedeutendsten Frauen jener Zeit war Argula von Grum- Grum ach eine geborene Freiin von Stauffen (geb. 1492, gest. 1554). Ihr Vater hatte dem zehnjährigen Kinde eine deutsche Bibel geschenkt und sich an der Ausbrectung der Reformation lebhaft betheiligt. Den protestantischen Bürgern von Regensburg gestattete er auf seinem Landgute dem Gottesdienste beizuwohnen; er schenkte ihnen später sein Haus zu Regensburg, um darin Predigt und Abendmahl zu halten. Argula war ein schönes und geistvolles Mädchen und heiratete den Freiherrn von Grumbach. Als sie Wittwe geworden war, zog sie sich ganz von der Welt zurück und lebte fortan nur dem Studium der Bibel und der Schriften Luthers, mit welchem sie seit 1524 in Briefwechsel stand. Da sie sich eines wegen seiner Anhänglichkeit an Luthers Lehre verfolgten Studenten von Ingolstadt annahm und dessen Freilassung von Dr. Eck verlangte, so geboten ihr der Herzog Wilhelm von Baiern und ihre Verwandten, sie solle sich nicht mehr in theologische Händel mischen. Allein Argula erwiderte, sie werde jegliche Schmach, die

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 67

1876 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 67 4. England im 3eitatter der Reformation. Als Luther die Reformation in Deutfchlanb begrünbete, herrschte über England König Heinrich Viii. (1509—1547). Er war ein kräftiger, schöner und begabter Mann, in allen ritterlichen Uebungen wohl bewanbert. Dabei zeigte er aber Launen und Leibenfchaften, die einem Könige übel anstehen; er war wollüstig und vergnügungssüchtig, babei blutbürstig, wenn er seinen Willen burchsetzen wollte. Im Anfange feiner Regierung ftanb ihm als Rathgeber der Carbinal Wolfey zur Seite, ein Mann, welcher sich durch Talent und Geschick von nieberem Stanbe zu bet Würbe eines Kanzlers emporgeschwungen hatte und des Königs Leibenfchastlichkeit wohl zu zügeln verstanb, aber auch in Luxus und Wohlleben mit ihm wetteiferte. Als die evangelische Lehre im Vaterlanbe Wiklefs zahlreiche Anhänger fanb, blieb Heinrich Viii. der katholischen Lehre treu und '^uü,er'^ schrieb sogar gegen Luther ein Buch, worin er die sieben Sakramente in einer äußerst berben Weise vertheibigte. Darin wirb Luther ein gräulich höllischer Wolf, eine giftige Schlange, ein Gehülfe des Teufels genannt. Luther antwortete in gleicher Weise und nannte Heinrich Viii. einen Lügenkönig rc. Der Papst schenkte übrigens dem Könige für seinen bewiesenen Eifer den Ehrentitel „Vertheibiger des Glaubens". Dem ungeachtet entzweiten sich beibe balb barciuf. Heinrich Viii. war nämlich schon achtzehn Jahre mit der Wittwe feines Brubers, Katharina s^idung v^n von Aragonien, vermählt, welche eine Tochter Ferbinanbs des Katho- Katharina v lifchen von Spanien und eine Tante Karls V. war. Nun ist die Ehe 8lra90men mit der Schwägerin nach dem Kirchenrecht eine verbotene, aber der Papst hatte den nöthigen Dispens gegeben und Heinrichs Verheiratung mit Katharina gestattet. Als biefe jeboch alt geworben war, gab der König, welcher die Hofbame feiner* Frau, Anna Boleyn, liebte, auf Anna Bo,eyn einmal vor, die geschlossene Ehe mit der Schwägerin mache ihm Gewissensjrveisel, und begehrte vom Papste die Scheibung. Der Papst willfahrte dem Könige nicht, weil er dem Kaiser Karl große Verpflichtungen fchulbete. Dagegen sprachen sich die berühmtesten Rechts-leljrer und die Bischöfe Englanbs für die Scheibung aus. Jetzt beschloß Heinrich, sich und fein Land vom Papste loszusagen, und veranlaßte die Geistlichkeit zu einer Erklärung, daß sie den König als alleiniges Oberhaupt der englischen Kirche anerkenne, soweit es nach dem Gesetze Christi erlaubt fei. Seine Ehe mit Katharina warb aufgelöst*) und Anna *) Katharina starb 1536 fern vom Hofe, betrachtete sich aber als Heinrichs rechtmäßige Gemahlin bis zu ihrem Ende.

7. Mittlere Geschichte - S. 264

1848 - Leipzig : Brandstetter
264 empörten sich die Bürger von Prag und nahmen ihn gefangen, die Kur- fürsten aber setzten ihn auf einer Reichsversammlung (Uoo) ab und wähl- ten den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. Er war ein kräftiger und wohlmeinender Herr, konnte aber nichts ausrichten, und weder in der Kirche, noch im deutschen Reiche die Ruhe wiederherstellen, so viel er auch that, um die Fehler seiner Vorgänger wieder gut zu machen. Nach seinem Tode 1410 wurde Kaiser Wenzel's Bruder, Siegmund, zum Kai- ser gewählt; er war schon durch seine Gemahlin Maria König von Ungarn. Unterdessen hatte sich Wenzel in Böhmen wieder in Freiheit gesetzt; in seinem Leichtsinne war er unbekümmert wegen des Verlustes der deutschen Krone und suchte in Böhmen durch die Begünstigung der In- länder sich zu befestigen. Dazu fand sich bald eine schickliche Veranlassung. König Wenzel's Schwester war mit König Richard Ii. von England ver- mählt; in ihrem Gefolge kamen viele Böhmen nach England, wo eben damals Wiklef lehrte. Hieronymus von Prag, ein junger Edelmann, lernte Wiklef's Schriften kennen und empfahl sie dem Beichtvater des Königes, Johann Huß, der zugleich Prediger an der Bethlehemkapellc und Professor der Universität war. Er hatte schon längst durch seinen heiligen Lebenswandel, durch seine Gelehrsamkeit und seine ergreifenden Bußpredigten, in welchen er selbst den König und Clerus nicht verschonte, alles Volk in Prag für sich begeistert. Der Erzbischof daselbst und mehre Finsterlinge verklagten ihn beim Könige. Dieser antwortete den Priestern: „So lange Huß nur gegen uns Laien eiferte, war es Euch recht, und wir litten es mit Geduld; da jetzt die Reihe an Euch kommt, so gebt Euch zufrieden." Johann Huß hing zugleich mir voller Seele an seinem Vater- lande, und wollte wieder böhmische Sprache und böhmisches Volksthum, das unter deutschen Regierungen in Verfall gerathen war, herstellen; daher war auch die böhmische Jugend ihm ganz ergeben. Zwischen den Böhmen und Deutschen an der Universität herrschte eine große Spannung, die end- lich die Deutschen dazu führte (1409), die Universität Prag zu verlassen und nach Leipzig überzusiedeln. Sonderbar ist es, daß damals aus Na- tionalhaß, was so oft geschieht, die Stimme der Wahrheit in der Lehre Wiklef's von den Deutschen verkannt wurde. Desto freier aber lehrte Johann Huß im Sinne Wiklef's. Die Hauptsätze seiner Lehre waren: „Petrus war nicht und ist nicht das Haupt der katholischen Kirche. Der Papst ist nicht der wahre Stellvertreter Petri, vielmehr ist er, wenn er sündig lebt, der wahre Nachfolger des Judas Jschariot. Schriftgelehrte, welche einen Ketzer zur Todesstrafe verurtheilen und dem weltlichen Arme überliefern, gleichen den Pharisäern, welche Christum an Pilatus übergaben. Die Priester lehren allerlei Grundloses von den Sakramenten, von der Schlüsselgewalt, von den Kirchenrechten, von den Ceremonien, von den Re- liquien, Ablässen und Weihen.

8. Theil 3 - S. 141

1867 - Breslau : Max
Tridentinisches Sondi. Maximilian Ii. 141 Kirche auf die Beschüsse des tridentimschen Concils zu be- rufen pflegt. Von diesen Beschlüssen wollen wir nur einige heransheben: Neben der Bibel gilt auch jede mündliche Tradition, die sich in der Kirche erhalten hat. Die Stellen der Bibel haben nur den Sinn, den ihnen die Kirche und die Kirchenväter gegeben haben. Der Klerus ist ein von Gott eingesetzter und durch sortgehende göttliche Eingebung insallibler Stand, dem allein die kirchliche Gewalt zusteht. Die Bischöfe sollen schwören: dem Papste treu und gehorsam zu sein, die Rechte und die Gewalt des heiligen Stuhles zu erhalten, zu vermehren und gegen Jedermann zu vertheidigen, alle Ketzer und dem Papste Ungehorsame aber nach allen Kräften zu verfolgen. Die sieben Sacramente theilen Dem, an dem sie verrichtet werden, an und für sich eine göttliche Gnade mit. Bei dem Abendmahl wird durch die Weihung das Brod und der Wein in den Leib und das Blut Jesu verwan- delt (Transsnbstantiation) und daher muß die Hostie (Oblate) gött- lich verehrt werden. Die Messe ist ein sichtbares Versöhnopser, welches das Volk auch ohne Abendmahl geistlich genießt, und daher Jedem, der daran Theil nimmt, nütze. Die Beichte ist durchaus nothwendig zur Vergebung der Sünden. Die Buß- übungen sind eine Genugthuung gegen Gott. Die Heiligen sollen angerusen und die Reliquien verehrt werden u. s. w. So war also jede Hoffnung, daß sich die evangelische und katholische Kirche jemals einigen könnten, verschwunden'/ denn durch die Beschlüsse der Kirchenversammlung war jede Verbesse- rung der römischen Kirche abgeschnitten. Uebrigens hatte die Reformation - in Deutschland schon solche Fortschritte gemacht, daß sich bereits neun Zehntel dazu bekannten, und es würde bald ganz Deutschland von den Fesseln des Papstthums los- gemacht worden sein, wenn nicht die Jesuiten durch List und Gewalt die Unterthanen der römisch-katholischen Fürsten wieder unter das alte Joch zurückgebracht hätten. Maximilian Ii.*), Ferdinands Sohn, folgte dem Vater . *) Maximilians Bruder, Erzherzog Ferdinand, Besitzer der Grasschasl Tirol, ist bekannt als Gatte der dnrch Schönheit und Annehmlichkeit berühmten Philip pine Welser. Als er einst (1547) nach Angsbnrg zum Reichstage ritt, erblickte er sie, die Tochter eines der Welser, die mit den Fuggers in Augs- burg die reichsten Kanslente waren, am Fenster. Ihre Schönheit machte ans ihn einen solchen Eindruck, daß er, ein 19jähriger Jüngling, um ihre Hand warb.

9. Theil 3 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. dem Wege zu räumen; ja, man munkelte selbst, daß Maria von Medicis darum gewußt habe. — Heinrich war erst 56 Jahre alt, als er seinen weitsichtigen Plänen durch den Tod entrissen ward. Doch hat er den Grund gelegt zu der wohl eingerichteten, alle ihre Kräfte auf einen Mittelpunkt hinleitenden Monarchie, welche Frankreich von da ab auf lange Zeit das Uebergewicht in Europa verschaffte. Er war der Erste, welcher die Idee faßte; durch Herstellung eines Gleichgewichts der Mächte den Frieden Europas dauernd herzustellen und so das Ideal eines wahrhaft christlichen Kaiserthums zu verwirklichen. Heinrich Iv. war, wie gesagt, aus der Familie der Bourbons, zu welcher bis zur ersten Revolution alle ihm nachfolgende Könige gehört haben. Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig Xiii. (1610—43), über dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist seines Vaters ruhte nicht auf ihm. Er war ein persönlich unbedeutender König, der seinen klugen Minister, den Cardinal Richelieu, ganz regieren ließ, so daß eigentlich dieser, nicht der König, als der Beherrscher Frankreichs zu betrachten war. 96. Die Kaiser Ferdinand I., Maximilian Ii. und Rudolph Iii. Ferdinand I., der nach seines Bruders Karls V. Niederlegung der Krone deutscher Kaiser wurde, regierte von 1556—64 lobens-würdig. Den großen Geist seines Bruders hatte er zwar nicht, dasür war er aber milder, gütiger und duldsamer, und dieser Sinn war allerdings der Ausbreitung der evangelischen Lehre sehr förderlich. Er machte ihm um so mehr Ehre, als er im Herzen ein sehr eifriger Katholik war und die Lehre der römischen Kirche für die wahre christliche Religion hielt. Auch in seinen Erblanden fand die evangelische Lehre immer mehr Eingang; selbst die Geistlichen, die wegen der schlechten Bildungsanstalten, die sie im Oestreichischen fanden, zum Theil in Wittenberg ftubirt hotten, suchten sie möglichst auszubreiten. Aber gegen keinen Andersdenkenden erlaubte sich Ferdinand eine Härte; nur durch freundliches Zureden suchte er sie zu bewegen, zur alten Kirche zurückzukehren, und behaupteten sie, daß ihr Gewissen es ihnen verbiete, so ließ er sie gewähren. Gern hätte er den Papst bewogen, den Abendmahlskelch und die Priesterehe zu gestatten; aber nur das erstere konnte er erlangen, und selbst dies wurde bald wieder

10. Theil 3 - S. 139

1880 - Stuttgart : Heitz
Tridentinisches Concil. Maximilian Ii. 139 werden. Die Messe ist ein sichtbares Versöhnopfer, welches das Volk auch ohne Abendmahl geistlich genießt, so daß es jedem, der daran Theil nimmt, nützt. Die Beichte ist durchaus nothwendig zur Vergebung der Sünden. Die Bußübungen sind eine Genugthuung gegen Gott. Die Heiligen sollen angerufen und die Reliquien verehrt werden n. s. w'. So war also jede Hoffnung, daß sich die evangelische und katholische Kirche jemals einigen könnten, verschwunden; denn durch die Beschlüsse der Kirchenversammlung war jede Verbesserung der römischen Kirche abgeschnitten. Uebrigens hatte die Reformation in Deutschland schon solche Fortschritte gemacht, daß sich bereits neun Zehntel dazu bekannten, und es würde bald ganz Deutschland von den Fesseln des Papstthums losgemacht worden sein, wenn nicht die Jesuiten durch List und Gewalt die Unterthanen der römisch-katholischen Fürsten wieder unter das alte Joch zurückgebracht hätten. Maximilian Ii.,*) Ferdinands Sohn, folgte dem Vater 1564 und trat ganz in seine Fußstapfen, ja er war noch duldsamer als jener, denn er hatte, obgleich er römisch-katholisch erzogen, doch einen evangelischen Lehrer gehabt und war daher ganz evangelisch gesinnt; wer weiß, ob er nicht selbst zu dieser Kirche sich bekannt hätte, wenn er nicht wegen seiner anderen der römischen Kirche anhängenden Länder hätte auf den Papst Rücksicht nehmen müssen, und wenn die Streitigkeiten der evangelischen Theologen ihn nicht angewidert hätten. Aber seinem milden Sinne verdankte es Deutschland vorzüglich, daß auch unter ihm der *) Maximilians Bruder, Erzherzog Ferdinand, Besitzer der Grafschaft Tirol, ist bekannt als Gatte der durch Schönheit und Anmuth berühmten Philipp ine Weller. Als er einst (1547) nach Augsburg zum Reichstage ritt, erblickte er sie, die Tochter eines der Welser, die mit den Fuggers in Augsburg die reichsten Kaufleute waren, am Fenster. Ihre Schönheit machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er, ein 19jähriger Jüngling, um ihre Hand warb. Er vermählte sich mit ihr ohne Vorwissen seines Vaters Ferdinand und seines Oheims Karl V. Beide waren darüber sehr erzürnt, und einige Zeit lang durfte der Erzherzog seinem Vater nicht vor die Augen kommen. Indessen lebte er mit ihr auf Schloß Ambras bei Innsbruck, wo man noch ein großes Bild, ihren Putztisch, Schreibzeug u. a. zeigt, in der glücklichsten Ehe. Erst nach acht Jahren wurde der Kaiser Ferdinand, als er sie zum ersten Male sah und sprach, durch ihre große Liebenswürdigkeit versöhnt. Sie starb nach 30jähriger Ehe in Innsbruck, und liegt dort in einer Kapelle der Hofkirche nebst ihrem Gemahl. Eine schöne Figur von Marmor auf ihrem Grabe zeigt die liebliche Frauengeftalt.
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