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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor_Vi Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Ottos_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Burgund Ungarn Schwaben Baiern Sachsen Niederlothringen Polen England Gonstanz Rom Rom Ottos
182
Vierte Periode des Mittelalters.
dem König und ihm zur Verachtung dem Hut keine Ehrfurcht erwiesen habe. Tell entgegnete: „Lieber Herr! Es ist von ungefähr und nicht aus Verachtung geschehen; verzeiht mir's; wäre ich witzig, so hieß ich nicht der Tell, ich bitte um Gnade, es soll nicht mehr geschehen!" Nun war Tell ein guter Armbrustschütze und hatte hübsche Kinder, mnbe eben1 Iie6 "^n. Darum gebot ihm der Landvogt, einen Apfel
Apfel Dem Haupte seines Kindes zu schießen und wohl zu zielen; denn sonst Haupt, müsse er sein Leben lassen. Tell erschrack und bat den Vogt um Gotteswillen, daß er ihm den Schuß erlasse; es sei unnatürlich, auf das Haupt des lieben Kindes zu zielen, er wolle lieber sterben. Allein der Landvogt entgegnete: „Das mußt du thun, oder du und dein Kind müsset sterben!" In dieser Not flehte Tell zu Gott für sich und sein liebes Kind, nahm die Armbrust, spannte sie, legte einen Pfeil auf und steckte einen andern hinten in das Goller. Der Meisterschuß ward gethan, der Apfel getroffen, der Knabe nicht verletzt.
Der Vogt lobte den Tell wegen seiner Sicherheit und fragte ihn, was das bedeute, daß er noch einen andern Pfeil aus dem Köcher genommen und hinten ins Goller gesteckt habe. Anfangs wollte Tell nicht antworten, als ihm aber Geßler das Leben sicherte, sprach er fröhlich die Wahrheit: „Hätte ich mein Kind getroffen, so hätte ich mit dem andern Pfeil Euch sicher nicht gefehlt." Darüber ward der Vogt zornig und entgegnete: „Nun wohlan Tell, deines Lebens hab' ich dich gesichert, das will ich halten; aber da ich deinen bösen Willen und soll nach gegen mich verstanden, so will ich dich an einen Ort führen lassen, wo
Küßnacht ab-, . r r cm , ^ . , , „ , „ ' M
geführt dich weder Sonne noch Mond bescheint, auf daß ich vor dir sicher sei."
»erben. Unverzüglich ließ er den führten Schützen greifen, binden und auf ein
Schiff gen Küßnacht führen, wohin er selbst zu fahren gedachte. Es wehte aber heftiger Föhn, der See ging hoch, und die Wellen schlugen schäumend an den Felsen empor. Mitten auf dem See vermochten die Schiffer das zerbrechliche Fahrzeug nicht mehr zu steuern, und da Tell ein starker Mann und trefflicher Schiffer war, so befahl Geßler auf $unifeurm ^gehren seiner Leute, dem Tell die Fesseln abzunehmen. Sogleich kühner ergriff Tell das Steuer, und als er das Schiff dem Ufer genähert
frekitisnt 100 der Axenberg erhebt, ergriff er fein Schießzeug, sprang
auf die Felsplatte, stieß das Fahrzeug mit gewaltiger Wucht in den See zurück und eilte über Berg und Thal bis auf die Höhe an der Landstraße zwischen Arth und Küßnacht, wo eine hohle Gasse war und Gesträuch darüber. Darin lag er verborgen. Denn er wußte, daß der Landvogt da vorbei zu seiner Burg nach Küßnacht reiten werde. Geßler und seine Leute landeten nach unsäglicher Not und Mühe bei
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Extrahierte Personennamen: Karl_^ Karl Karl_wi Karl Erich Friedrich_von_Sachsen Friedrich Friedrich Friedrich
Heinrich Iv. Gregor Vii.
81
entließ sie mit allgemeinen Vertröstungen. Nun war ihre Ge-
duld erschöpft. An 80,000 standen schnell in Waffen und zogen
gegen Goslar, wo Heinrich noch war. Das hatte dieser nicht
erwartet; bestürzt floh er nach seiner geliebten Harzburg,
einem festen, fast unzugänglichen Bergschlosse auf einem der nörd-
lichen Vorberge des Harzes zwischen Goslar und Jlsenburg.
Aber die Sachsen folgten ihm schnell und schloffen diese und
viele andere Burgen ein. Jetzt bereute er seinen unzeitigen
Stolz und hätte sich gern mit ihnen vertragen. Er schickte auch
Gesandte ins sächsische Lager und ließ ihnen Versprechungen
machen; sie aber antworteten: „Wir können der Aufrichtigkeit
des Kaisers nicht trauen, bevor er uns keinen Beweis davon
giebt. Erst zerstöre er selbst die Burgen, die er in unserm Lande
gebaut hat." — Dazu konnte er sich aber nicht entschließen, dem
Trotze des Volks nachzugeben. Er benutzte eine dunkle Nacht
und entwischte, von einem Jäger geführt, glücklich durch die
Schluchten des Harzgebirges, nachdem er seine Schätze und die
Reichskleinodien in Säcken heimlich hatte fortbringen lassen.
Drei Tage und Nächte irrte er umher, ehe er nach Hessen ge-
langte, und sah sich bei jedem Geräusche mit Schrecken um, ob
auch nicht die gefürchteten Sachsen schon wieder hinter ihm wären.
Diese ließen ihn ziehen, machten sich nun schnell über seine Berg-
schlösser her und zerstörten sie aus dem Grunde. Noch jetzt sieht
man auf vielen Bergen des Harzes die grauen Trümmer aus
jener Zeit. Auf der Harzburg verbrannten sie die neue schöne
Kirche und warfen sogar die Leichen eines Bruders und eines
Söhnchens des Kaisers aus ihren Grüften heraus. Dann hielten
sie (in Gerstungen, unweit Eisenach, an der Werra) eine Ver-
sammlung, in der sie den thörichten Heinrich für unwürdig er-
klärten, noch ferner die Reichskrone zu tragen, und den Herzog
Rudolph von Schwaben zu ihrem Könige wählten. Hein-
richs viele Feinde, die er überall im Reiche hatte, schlossen sich
an den Gegenkönig an, und jener sah mit- Schrecken, wie Einer
nach dem Andern sich von ihni zurückzog. Aber so viele Gewalt
hat über die Gemüther der Menschen die Achtung vor dem recht-
mäßigen Fürsten, daß Heinrich, sobald er nur etwas nachgab,
auch wieder Anhang fand. Er stellte sich freundlich, versicherte
seine Liebe zum Frieden und brachte bald so Viele wieder auf
seine Seite, daß er einen neuen Zug gegen die Sachsen unter-
nehmen konnte. Diese und die Thüringer erlitten in einer
Weltgeschichte fnr Töchter. Ii. 14. Aufl. Q
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolph_von_Schwaben Heinrich Heinrich
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England.
jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger
ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der
Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete,
unter dem Beinamen des Teufels besannt ist und aus einer Pil-
gerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor sei-
ner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Ronen gelebt, kannte
den Herzog Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für
ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harold, Herzog
von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen
Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wilhelm
fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da
Harold die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Die Normän-
ner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die
kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste
an. Auf einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste
Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang,
fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber
er faßte sich schnell und rief, als wenn er absichtlich sich hinge-
worfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
*) Ein tapferer Normannenführer, Rollo, hatte unter den schwachen karo-
lingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und
dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet.
**) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden
suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihni widersetz-
ten , ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den
Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch
aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst
drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die
Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen halten. Er verlangte Wein
und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihnen erscheinen
sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier
zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich steheu. Mit
Thränen hielt sic dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte
ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mut-
ter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank
er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm
zu nehmen. „Ich selbst", antwortete sie, „will dir nicht flucheit; aber den Fluch
deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst
bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel."
Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte
ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt
zu werden.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Roberts Eduard Eduard Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harold Mercia Kent Wilhelm Rollo
Extrahierte Ortsnamen: England Wilhelm Jerusalem Englands Frankreich Jerusalem
Zweiter und dritter Kreuzzug.
129
Deutschland zurückgekehrt waren, fehlte ihnen Beschäftigung. Da
kam ihnen der Antrag eines Herzogs im heutigen Polen (Kon-
rad von Masovien) sehr gelegen, der dem damaligen Großmeister,
Hermann von Salza, vorschlug, ihm gegen die heidnischen
Preußen seine Ritter zu schicken. Der Kaiser schenkte von vorn
herein das zu erobernde Land den Rittern als Reichsland. Ein
großer Schwarm unter dem wackern Hermann Balk zog (1230)
hin, schlug sich mit den barbarischen Völkern 53 Jahre lang
herum und unterwarf sie völlig. So war das Ordensland Preu-
ßen gegründet; erst ein unabhängiger Staat, dann, nach langen
und unglücklichen Kriegen mit Polen, verloren die Ritter West-
preußen und mußten für Ostpreußen die Oberhoheit Polens an-
erkennen (1466). Marienburg war ihre Hauptstadt und auch
der Sitz des Hochmeisters*); nach dem Verluste Westpreußens
aber wurde der Regierungssitz nach Königsberg verlegt.
Eine den christlichen Ritterorden entsprechende Erscheinung
waren auf Seiten der Muhamedaner die -r- Assassinen.
Ihren Namen Haschischim erhielten sie von dem berauschen-
den Getränke, durch dessen Genuß sie sich in Begeisterung und
Wuth versetzten. In ihrem Oberhaupte, dem „Alten vom Bergej
verehrten sie eine göttliche Erscheinung und waren ihm daher
mit gänzlicher Verleugnung ihres eigenen Willens ergeben. Ihre
Sendlinge drangen überall hin und trafen mit ihrem nie fehlen-
den Dolche die Veziere mitten unter ihrem Heere, die Sultane,
umgeben von ihrem ganzen Hofe. Des Todes und aller Mar-
tern spotteten sie in der gewissen Hoffnung der höchsten sinn-
lichen Freuden des Paradieses, von denen sie bei ihrer Aufnahme
in den Orden einen Vorschmack erhielten durch mehrtägigen Auf-
enthalt an einem Lustorte, an welchen sie gebracht und von wel-
chem sie entfernt wurden, während die Betäubung des genossenen
Haschisch sie umfing.
Sie gründeten zwei Staaten, einen in Persien und einen in
Syrien. Aus einzelnen unzugänglichen Felsenburgen trotzten sie
ihren eigenen Glaubensgenossen ebenso wie die Christen und wur-
den von jenen fast noch mehr verabscheut, wie von diesen.
*) Das alte herrliche Ordenshaus steht noch. Erst neuerlich ist es vom
Schutte gereinigt worden, und jeder Besucher erstaunt über die weiten und
hohen Gemächer und Säle des ehrwürdigen Gebäudes. Der deutsche Orden
besteht jetzt nur noch in Oestreich. Das Oberhaupt, gewöhnlich ein östreichischer
Prinz, führt den Titel: Hoch- und Deutschmeister.
Weltgeschichte für Töchter. Ii. 14. Aufl. 9
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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338
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen.
noch heute umkehren." — Aber es fand sich auch nicht ein Ein-
ziger; Alle schwuren ihm Gehorsam und Treue bis in den Tod.
Nun rückte Cortez in das Innere des ihm ganz unbekannten
Landes vor. Zu seinem Glück schlugen sich mehrere Gaue, durch
welche er marschirte, auf seine Seite, weil sie mit der Herrschaft
Montezuma's unzufrieden waren. Zuerst kam er nach Zam-
po alla, wurde freundlich aufgenommen und von 400 Einwoh-
nern bei seinem Abzüge begleitet. Als er sich Tlascala näherte,
griffen ihn die Einwohner zwar feindlich an, aber er bezwang
sie und 6000 derselben verstärkten sein Heer. Auch in Eh o lula
fand er offene Arme.
Nun ging es aus Mexico selbst los. Als die Spanier ein
rauhes Gebirge erstiegen hatten, lag plötzlich eine herrliche Ebene
vor ihnen, schöner als sie je eine gesehen. Ringsum war sie von
hohen Gebirgen eingeschlossen; in ihr zeigten sich mehrere Seen;
eine Mengelustwälder und angebaute Felder wechselten miteinander
ab, und viele Dörfer und Städte zeigten sich den trunkenen Blicken
der Spanier, die sich an dem köstlichen Panorama nicht satt sehen
konnten. In der Mitte der Ebene aber erhob sich mit den glän-
zenden Zinnen ihrer Tempel und Paläste die Hauptstadt Mexico.
Sie lag mitten in einem großen See, über welchen mehrere
Dämme nach der Stadt führten, und je näher die Spanier ka-
men, desto reizender und angebauter wurde die Gegend. Schöne
Landhäuser mit Lustgärten voll wohlriechender Blumen und
Stauden, mit künstlichen Teichen voll Fische und Wasservögel
lagen rings um die Hauptstadt und zeigten, daß man sich der
Residenz eines reichen und mächtigen Fürsten nähere.
Montezuma war indessen unschlüssiger als je, ob er die
Spanier als Freunde oder als Feinde empfangen sollte. Fast
täglich schickte er ihnen einen Boten entgegen, mit der Bitte, sich
doch nicht erst nach Mexico zu bemühen. Aber Cortez ließ sich
nicht irre machen, setzte ruhig seinen Weg fort und antwortete
immer, er müsse schlechterdings mit dem Kaiser selbst sprechen.
Endlich erreichte er die Nähe der großen Stadt, die ungefähr
400,000 Einwohner enthalten mochte. Da kamen ihm 4000 vor-
nehme Indianer, alle in kattunene Mäntel gekleidet und mit
Federbüschen geschmückt, entgegen. Nachdem sie einzeln bei Cortez
vorübergezogen waren und ihn ehrerbietig gegrüßt hatten, mel-
deten sie, daß Montezuma selbst ihm entgegenkomme. Als nun
Cortez ans Thor kam, sah er vor sich eine lange Straße, die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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362
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen.
alle auseinanderstoben. Aber das war den Spaniern nicht genug.
Die Reiter setzten sich zu Pferde, jagten ihnen nach und hieben
alle nieder, die sie nur erreichen konnten. Eine schöne Art, Hei-
den zu bekehren! Viertausend dieser Unglücklichen wurden an
diesen! Tage von den Spaniern zusammengehauen und eine un-
ermeßliche Beute ins spanische Lager geschleppt.
Als Atahualpa sich von den Schrecken etwas erholt hatte,
sah er um sich und erblickte sich in der hülslosesten Lage von der
Welt. Feste Riegel und starke Mauern schlossen ihn ein; ver-
lassen war er von allen seinen Freunden und Landsleuten, und
nur die wilden Gesichter der Spanier zeigten sich ihm dann und
wann. Als er sah, wie gierig diese nach dem Golde waren, er-
bot er sich, dem Pizarro das ganze Zimmer, in welchem er ge-
fangen saß und welches nicht klein war, so hoch, wie er reichen
konnte, mit Gold anzufüllen, wenn er ihm die Freiheit geben
wollte. Pizarro sah ihn mit starren Augen an. „Wie!" rief er
endlich mit freudigem Erstaunen aus, „das wolltest du?" —
Und gleich nahm er ein Stück Kohle und zog in der angegebenen
Höhe ringsum einen schwarzen Strich. Kaum hörten die guten
Peruaner, daß ihr Inka für Gold befreit werden könnte, als sie
von allen Seiten mit goldenen Gefäßen herbeiströmten, um das
Zimmer bald voll zu haben. Indessen hatte der ältere Bruder,
der gefangene Huaskar, davon gehört und bot dem Pizarro noch
ein größeres Zimmer von Gold an, wenn er ihn befreien wollte.
Den Vorschlag ergriff der habsüchtige Spanier mit beiden Hän-
den; aber es kam nicht dazu; denn Atahualpa hörte, was Pi-
zarro Willens war, und erschrak vor dem Gedanken, daß der
rachsüchtige Huaskar frei werdep sollte. In dieser Angst schickte
er treue Leute zu seinem Bruder und ließ ihn ermorden. Nun
war endlich das Zimmer bis zum schwarzen Strich ganz voll
Gold, und Atahualpa hoffte jeden Augenblick, die Thüre seines
Gefängnisses sich öffnen zu sehen. Aber wie wurde ihm, als
Pizarro ihm erklärte, daß daraus nichts werden könne, weil er
seinen Bruder habe ermorden lassen! Der Inka stand wie vom
Donner getroffen da; aber dabei sollte es nicht bleiben. Pizarro
hatte ja nun sein Gold und dachte nur daran, wie er den Ata-
hualpa loswerden wollte. Er setzte dazu einen förmlichen Ge-
richtshof nieder und ließ ihm hier als Götzendiener, Thronräuber,
Aufwiegler und Brudermörder den Proceß machen. Er wurde
verdammt, lebendig verbrannt zu werden, und dies ihm noch als
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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44
Mittlere Geschichte. 2. Periode. Franken.
gut gemacht. Als bald darauf Ludwigs Frau, Irmengard,
starb, nahm er eine zweite, eine baierische Prinzessin, Judith,
und als diese einen Sohn bekam, Karl den Kahlen, fragte
sie den Kaiser, was denn nun dieses arme Kind haben sollte, da
er schon alle Länder weggegeben habe? Ludwig wußte nicht, was
er niachen sollte. Da ließ ihm Judith keine Ruhe, bis er sich zu
einer neuen Theilung entschloß. Er gab ihm das Königreich Ale-
mannien. Aber darüber fuhren die drei ältesten Söhne wild ans
und empörten sich gegen den Vater. Er wurde von ihnen in
Compiegne gefangen genommen, und Lothar gab ihm Mönche
zur Gesellschaft, die ihn bereden sollten, auch ein Mönch zu wer-
den. Judith wurde ohne Umstände ins Kloster gesteckt.
Aber bald sah man, daß man unter Lothar nicht glücklicher
sei. Die beiden andern Söhne erbarmten sich des armen Vaters
und brachtell es dahin, daß er wieder.eingesetzt wurde, nachdem
er versprochen hatte, das Lalld nach seinen besten Kräften gut zu
regieren, und null wurde auch Judith wieder aus dem Kloster
geholt. Aber kaum war er wieder in Freiheit, als er auch schon
wieder mit dem unseligen Theilungsprojecte zum Vorschein kam.
Sogleich standen die Söhne wieder bewaffnet da und kündigten
dem Kaiser den Gehorsam auf. Bei Colmar (im Elsaß'! sollte
schon eine Schlacht zwischen dem Vater und den Söhnen entschei-
den. Da fand sich der Papst Gregor Iv. beim Kaiser ein und
erbot sich zum Friedensstifter; was konnte lobenswerther sein!
Aber Gregor benutzte seinen Aufenthalt im Lager nur dazu, um
die Mannen des Kaisers zum Verrath gegen ihren Herrn zu be-
reden. Als es eben zur Schlacht kommen sollte, gingen die mei-
sten Mannen des Alten zu den Söhnen über und Ludwig blieb
fast ganz einsam stehen. Daher wird das Feld noch heute das
Lügenfeld genannt. Die wenigen Getreuen fragten nun den
Kaiser, was sie machen sollten? „Ach!" sagte der gebeugte Mann,
„geht nur lieber auch zu meinen Söhnen über, damit um meinet-
willen kein Blut vergossen werde!" So wurde er denn zum zwei-
ten Btale gefangen genommen. Die drei Söhne theilten nun das
Reich unter sich; Lothar führte den Vater mit sich fort und ließ
ihn in einem Kloster in Sois so ns genau bewachen; Judith
wurde nach Italien geschickt und der kleine Karl einstweilen in
ein Kloster (Prüm bei Trier) gebracht. Aber Lothar merkte,
daß doch Viele den armen Mann mit mitleidigen Augen ansahen.
Darum wollte er ihn zum Regieren unfähig machen. Das konnte
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Irmengard Judith Karl Karl Ludwig Judith Lothar Judith Lothar Judith Gregor_Iv Gregor Gregor Gregor Ludwig Ludwig Judith Karl Karl Lothar
216 Mittlere Geschichte. 3. -Periode. Deutschland.
Aber damit war der Krieg nicht zu Ende. Leopold führte
ihn nach wie vor fort und machte seinem Feinde so viel zu thun,
daß dieser sich recht nach dem Frieden sehnte. Er ging daher
selbst auf das Schloß Trausnitz, reichte dem Gefangenen treu-
herzig die Hand und bot ihm die Freiheit an, wenn er der Kö-
nigskrone entsagen uni) nebst seinem Bruder ihm gegen alle seine
Feinde beistehen wolle. Erfülle er diese Bedingungen nicht, so
solle er versprechen, in seine Haft zurückzukehren. Friedrich hatte
21/2 Jahre auf der Trausnitz einsam vertrauert. Er schwur, und
wurde freigelassen. Sogleich eilte er, gewissenhaft sein Versprechen
zu erfüllen, und bedeutete durch öffentliche Schreiben seine An-
hänger, Ludwig den Baier als ihren König und Herrn zu erken-
nen. Aber darauf hörten sie nicht; namentlich wollte sein Bruder-
Leopold nichts von dem Vertrage wissen und setzte den Krieg mit
Ludwig mit Nachdruck fort. Was war null zu thun?.Friedrich
hatte zwar sein Möglichstes gethan, aber die Bedingungen waren
doch nicht erfüllt worden. Er schwankte keinen Augenblick. Noch
in demselben Jahre stellte er sich bei Ludwig in München ein,
warf sich seinem Feinde in die Arme und bot sich zum Gefan-
genen dar. Und Ludwig? — Der Edelmuth Friedrichs rührte
ihn tief. „Nein!" sprach er, „nicht mein Gefangener, mein Freund
sollst du fortan sein." Er drückte ihn an sein Herz, und von
nun an waren sie die innigsten Freunde. Ja, Ludwig nahm ihn
zum Mitkönig an. Sie schlossen den Vertrag von München
(1325), durch den sie sich zu gemeinschaftlicher Regierung einig-
ten. Ihre Befehle wurden von Beiden untersiegelt und unter-
schrieben, und heute stand Ludwigs, morgen Friedrichs Name
voran. Zog der Eine zu Felde, so regierte der Andere indessen
daheim. Dieser schöne Verein zweier hochherziger Fürsten dauerte
bis an Friedrichs Tod, der schon 1330 erfolgte. Von nun an
regierte Ludwig allein. Aber seine Regierung war weder für
Deutschland, noch für ihn glücklich, wenn das Glück eines Für-
sten darin besteht, daß ihn seine Unterthanen lieben; denn er
sorgte mehr für die Vergrößerung seines Hauses, als für die
Ruhe Deutschlands, und seine Feindschaft mit de:n Papste in
Ich würde auch nicht da sitzen, hätte ich meinen Kräften nicht ;u viel getraut!"
— In der Einsamkeit seines Gefängnisses vertrieb er sich die Langeweile mit
Schnitzen von Pfeilen. Seine schöne und tugendhafte Frau, Elisabeth von Ara-
gonien, weinte um sein Geschick so viel, daß sie das Augenlicht verlor.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Friedrich Friedrich Ludwig_den_Baier Ludwig Leopold Leopold Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrichs Ludwig Ludwig Ludwigs Friedrichs Friedrichs Ludwig Ludwig Elisabeth_von_Ara-
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Edelmuth_Friedrichs Friedrichs Deutschland Deutschlands