252
Der schüttelt den Kopf gedankenvoll,
Fragt bei der Revue dann den Alten:
«Zum Schwernoth, Ziethen, ist er toll?
Was soll ich vom Wische da halten?"
Den Bart streicht sich Ziethen: „Das ist bald erklärt,
Wenn Euer Majestät mir Gehör gewährt."
„Der große Klex in der Mitte bin ich,
Der Feind einer dort von den Vieren,
Der kann nun von vorn oder hinten auf mich,
Von rechts oder links auch marschiren.
Dann rück' ich auf einem der Striche vor,
Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, auf's Ohr."
Da hat der König laut aufgelacht
Und bei sich selber gemeinet:
„Der Ziethen ist klüger, wie ich es gedacht,
Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet.
Das ist mir der beste Reitersmann,
Der den Feind schlägt, wo er auch rückt heran."
(Fr. v. Sollet.)
62 Karl Albert (Albrecht), Kurfürst von Bayern
und deutscher Kaiser.
(1726-1745.)
Auf den tapfern Kurfürsten Max Emanuel folgte in Bayern
sein Sohn Karl Albrecht. Fünfzehn Friedensjahre gestatteten ihh,
sich der Wohlfahrt seines Landes eifrig zu widmen. Aber der Tod
des Kaisers Karl Vi. verwickelte auch ihn in einen Krieg mit Maria
Theresia von Oesterreich. Auf Grund alter Urkunden bestritt er
nämlich die weibliche Erbfolge in Oesterreich, erhob selbst Ansprüche
auf die Habsburgische Erbschaft, und suchte dieselben im österreichi-
schen Erbfolgekriege (1741 — 1745) mit den Waffen geltend zu
machen. Er besetzte mit einem Heere Ob er Österreich, und schon stand
er nur noch drei Tagemärsche von Wien entfernt. Da kehrte er
unerwartet um und wandte sich nach Böhmen, deffen Hauptstadt
Prag er fast ohne Widerstand einnahm. Auch wurde er von den
deutschen Kurfürsten zu Frankfurt zum Kaiser erwählt und am
12. Februar 1742 als Karl Vii. mit großer Pracht gekrönt. So
war Bayerns Kurfürst in kurzer Zeit Herr von Oesterreich und Böhmen
und Kaiser des deutschen Reiches geworden. Das Glück des Hauses
Bayern schien einen glänzenden Aufschwung zu nehmen. In theil-
nehmender Freude jubelte Bayerns Volk über diese glücklichen Er-
eignisse, die ihm jedoch nur die Quelle jahrelanger Drangsale wurden.
Denn Oesterreich ermannte sich plötzlich, die Ungarn erhoben sich be-
geistert für ihre bedrängte Kaiserin, die Bayern wurden aus Oester-
reich zurrückgetrieben, ja sogar ganz Bayern gerieth wiederholt in
Feindeshand, so daß der Kaiser seinen Sitz in Frankfurt nehmen mußte.
Erst als während des zweiten schlesischen Krieges Friedrich El
von Preußen den Kaiser mit 100,000 Mann unterstützte, gelang
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Schwernoth Karl_Albert_(Albrecht) Karl Albrecht Max_Emanuel Max Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Vi Karl Maria
Theresia Maria Theresia Karl_Vii Karl Bayerns_Kurfürst Friedrich_El
von_Preußen Friedrich
71
am schwächsten bevölkert; denn auf seinen fast 280 Quadratmellen leben
nur 606,000 meist evangelische Bewohner, also nur wenig mehr als
2000 auf einer Quadratmeile. Die Beschäftigung der Mecklenburger
erfordert indessen auch mehr Raum, als anderswo; denn sie treiben
neben dem Ackerbau schr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferde-
zucht, und zwar nicht bloß für ihren eigenen Bedarf, sondern sie ver-
kaufen jährlich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Größe,
Stärke und edlen Bau vor andern auszeichnen.
Mecklenburg besteht aus zwei besondern Staaten, von denen der
westliche, bei weitem größere, das Großherzogthum Mecklenburg.
Schwerin, der östliche das Großherzoglhum Mecklenburg-Strelitz
heißt. Die Hauptstadt des ersteren, Schwerin, ist an einem an-
sehnlichen und klaren See herrlich gelegen, zumal das großherzogliche
Schloß, welches auf einer Insel im See selbst erbaut ist. Gewöhnlich
jedoch residirt der Großherzog in der kleinen, aber schönen und regel-
mäßig gebauten Stadt Ludwigölust. Aber größer und wichtiger als
beide Residenzen ist die Stadt Rostock, nicht weit von der Ostsee, durch
deren Eindringen der sonst unbedeutende Fluß Marnow schiffbar wird.
Die Stadt Rostock (Sitz einer Universität) ist mit einem Denkmale
Blüchers geziert, des berühmten preußischen Marschalls Vorwärts,
welcher hier gebürtig war. Ihre 23,000 Einwohner nähren sich größten-
teils von Seehandel. Auch hat man an der Mündung der Warnow
ein Seebad angelegt, welches von vielen Fremden besucht wird und
der Stadt guten Verdienst gewährt.
Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz keine
bemerkenswerte Städte. — Die großherzoglichen Familien bekennen
sich mit fast sämmtlichen Bewohnern zur evangelischen Kirche.
Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
44. Das Herzogthum Holstein.
(14)
Holstein — in Osten von Mecklenburg und der Ostsee, in
Süden von der Elbe, in Westen von der Nordsee und in Norden
von der Eider begrenzt — ist dem mecklenburgischen Lande an Eben-
heit und Fruchtbarkeit des Bodens, an reicher Bewässerung durch Seen
und kleine Flüsse, so wie -an Feuchtigkeit der Luft und anderm sehr
ähnlich. Es umfaßt zwar nur 156 Quadratmeilen (470,000 fast nur
cvangel. Einw.), aber sein Besitz ist für das nördlich gelegene Dänemark
doch sehr wichtig, da es die Nordsee von der Ostsee trennt. Denn
obgleich der Eiderstuß und ein Kanal beide Meere verbindet, so
kann doch Dänemark diesen Weg ebenso schließen, wie die Meerengen,
welche zur Durchfahrt der größeren Schiffe dienen. Es müssen alle
fremden Schiffe, welche aus einem dieser Meere in das andere fahren
wollen, eine Abgabe an Dänemark bezahlen, den sogenannten Sund-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
254
In der Reihe der deutschen Kaiser waren auf Karl Vii. (Karl Al-
trecht von Bayern — 1742—1745) gefolgt: Franz I. (1745—1765), der
als Gemahl Maria Theresias den schweren 7jährigen Krieg mit Friedrich
Ii. von Preussen zu führen hatte, Joseph Ii. (1765—1790), Leopold H*
(1790—1792), und Franz Ii. (1792—1806), welcher die Reihe der deut-
schen Kaiser beschloss.
64. Ende des Ivvvjährigen deutschen Reiches.
, Kaiser Franz Ii.
Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreich große
Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten sich gegen ihren
König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im Staate um und wollten
eine ganz neue Ordnung kr Dinge Herstellen. Man nennt diese Be-
gebenheit die französische Revolution. Aus derselben gingen viele
langwierige und blutige Kriege für unser deutsches Vaterland
hervor. Weil die deutschen Staaten nicht zusammenhielten, wurden sie
von den Franzosen überwältigt, und ein großer Theil Deutschlands
kam unter französische Herrschaft, besonders seit ein gewaltiger
Kriegsheld, Napoleon Buonaparte, der die Revolution im Lande
bändigte, unter den Franzosen aufgestanden war. Dieser war geboren
den 15. Aug. 1769 auf der Insel Corsika, Sohn eines Advokaten
aus altem adeligen Geschlecht, in den Kriegsschulen zu Brienne und
Paris erzogen, in seinem 26. Jahre Oberfeldherr einer französischen
Armee (die 1797 in Oberitalien und 1798 in Ägypten viele Siege er-
focht), 1799 erster und 1802 zum lebenslänglicher Eonsul, und zwei
Jahre später (1804) zum Kaiser ernannt. Dieser Napoleon, der
Kaiser der Franzosen, besiegte in der Schlacht bei Austerlitz
(in Mähren) am 2. Dezember 1805 die Österreicher so, daß der
deutsche Kaiser, Franz Ii., sich genöthigt sah, mit Verlust mehre-
rer Besitzungen den Pr es bürg er Frieden zu schließen (26. Dez.
1805). Vorderösterreich wurde nach diesem Friedensschluß an
Bayern, Würtemberg und Baden abgetreten; außerdem erhielt
Bayern noch Deutsch-Tyrol und die freie Reichsstadt Augs-
burg, im Ganzen eine Ländervergrößerung von 500 Quadratmeilen mit
1 Million Einwohnern. Die Kurfürsten von Bayern und Wür-
temberg erlangten die Königswürde mit voller Landes-Souverai-
nität, d. h. Unabhängigkeit von Kaiser und Reich. Nachdem Napoleon
hierdurch das deutsche Reich der Auflösung entgegengeführt und unter
seinen unbedingten Einfluß gebracht hatte, stiftete er 1806 den Rhein-
bund, dem 16 deutsche Reichsfürsten, durch die Gewalt der Umstände
genöthigt, Leitraten, um ihrem Lande den Krieg zu ersparen. Napo-
leon war der Protektor (Beschützer) dieses Bundes und erklärte,
daß er ein deutsches Reich nicht mehr anerkenne. Am 6. August
1806 legte daher Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder. — So
wurde das von Karl dem Großen gegründete heilige römische Reich
deutscher Nation — einst der Stolz der Christenheit und der Schirm
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vii Karl Karl_Al- Karl Franz_I. Maria_Theresias Maria Theresias Friedrich
Ii Friedrich Joseph_Ii Leopold_H* Leopold Franz_Ii Franz Franz_Ii Franz Napoleon_Buonaparte Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon August Franz_Ii Franz Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Frankreich Deutschlands Corsika Paris Oberitalien Würtemberg Rhein-
Zweiter Abschnitt.
Die Erde.
I. §ic Crltheilk.
^.Europa.
1. Die Niederlande*).
Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief
gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben.
Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten
die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der
südliche (meist katholische) Theil los, bildete ein besonderes Königreich
unter dem Namen Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten,,
einen Prinzen von Sachsen-Koburg, zum Könige. Seit dieser Zeir
bestehen die Niederlande aus zw ei Königreichen: Belgien und Holland.
Belgien (535 Quad^atmeilen mit 4% Millionen größtenteils
katholischer Bewohner)'ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an
Getreidefeldern und Wiesen, wie an sehr reichen Steinkohlengruben.
Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die
Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 120,000 Einwohnern und
Antwerpen an der Schelde mit über 80,000 Einwohnern sind be-
deutende Handelsstädte. Lüttich an der Maas hat viele Tuch-
fabriken. Südlich von Brüssel liegt das weltberühmte Dorf Waterloo^
und in dessen Nähe das Wirthshaus Belle-Alliance (d. h. Schönbund).
Holland (620 Quadratmeilen mit 31/4 Millionen vorherrschend
evangelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen
Kanälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasser-
sluthen geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torf-
strecken ersetzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer,
wie der größte Theil der Belgier, sind Niederdeutsche. Ihre Haupt-
beschäftigungen bestehen in Handel, Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau.
Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nordsee.
Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam, am Meerbusen Y
(spr. Eih), sie hat über 220,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten
Handelsstädte Europa's; auch Rotterdam an der Maas mit
80,000 Einwohnern ist. eine sehr bedeutende Handelsstadt. Merkt noch
die Universitätsstädte Leiden, Utrecht und Groningen, so wie ferner die
Städte: Hartem, Nimwegen, Mastricht, Arnheim, Saardam,
wo Peter der Große Schiffe bauen lernte.' In Holland mündet der
Rhein in 5 Armen, sowie auch die Maas in die Nordsee.
Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht,
*) Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen
Länder Eur»p«'s gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europa's eine Orientirung
der Schüler in den Hauptsachen des k. Landes bereits erzielt sein.
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Niederlande Nordsee Niederlande Belgien Sachsen-Koburg Niederlande Belgien Holland Belgien Belgiens Wirthshaus Holland Holland Nordsee Hollands Amsterdam Rotterdam Utrecht Groningen Nimwegen Arnheim Saardam Holland Rhein Nordsee Holland Niederlande
249
Zum Unglücke für sich und sein Land verband sich Max Emanuel
im spanischen Erbfolgekriege (1701 — 1714) mit Frankreich.
Deshalb mußte er nach der Niederlage bei Höchstädt sich nach Frank-
reich flüchten und erhielt sein Land erst nach lojähriger Abwesenheit wieder
zurück. Noch 11 Jahre genoß Max Emanuel das Glück, in Mitte
seines geliebten Volkes zu weilen und die dem Lande durch die vielen
Kriege geschlagenen Wunden zu heilen. Eine schmerzliche Krankheit ließ
ihn die Nähe des Todes fühlen. Er bereitete sich vor zur letzten Reise
und legte seinem Sohne Karl Albert ans Herz, des Landes Noth und
Leiden zu lindern, die Schulden zu tilgen und zum Segen des Volkes
zu regieren. Am 26. Febr. 1726 starb er in einem Alter von 64 Jahren.
88. Der blaue König.
Seht ihr des Feindes Banner weh'n,
Die Banner blau und weiß?
Und ringsherum die Mannen steh'n
Im enggeschloss'nen Kreis?
Seht ihr den Heldenjüngling dort,
Die Rüstung blau und weiß?
Er reißt die Schaar im Sturme fort
Und holt des Sieges Preis I
Die Erde bebt, der Donner brüllt,
Der König ruft darein,
Er ist in blaues Kleid gehüllt,
Sagt nur, wer mag es sein? —
Die Fahne faßt des Königs Hand,
Er stürzt von Wall zu Wall —
Er flieget über Glut und Brand
Im lauten Donnerschall I
Und nach ihm wie die Meeresfluth
Viel Hundert an der Zahl;
Er flammt sie an mit hohem Muth,
Der Hort im blauen Stahli
Und Mauern stürzen, wankt er nicht
Der blaue König? — Kühn
Schaut er dem Tod in's Angesicht,
Mit stolzem Heldensinn!
Und auf der Feste Mauern ruft
Der König: „Stürmt heran!"
Er bahnet über Schutt und Kluft
Des Sieges blut'ge Bahn.
Der blaue König zückt das Schwert
Und glänzt im Mittagsstrahl.
Dort steht er wie ein Gott verklärt,
Auf seines Sieges Mal!
Wer ist der blaue König, sprecht,
So frägt der Muselmann.
„Er ist aus Wittelsbachs Geschlecht
Der siegessiohe Khan!"*)
Es bringt der Mond dem blauen Hort
Sich mit dem Silberkranz;
Es lebt sein Name fort und fort.
Ein Stern im gold'nen Glanz!
______ (A. Büffel.)
In Brandenburg war auf den grossen Kurfürsten sein Sohn
Friedrich gefolgt (1688—1713). Mit Bewilligung des Kaisers Leopold
erlangte er durch einen am 16. November 1700 zu "Wien abgeschlossenen
Vertrag die Königswürde. Die Krönung wurde am 18. Januar 1701 in
Königsberg (im Herzogthum Preussen) vollzogen. Als der erste König in
Preussen nannte er sich von nun an Friedrich I, König von Preussen.
Von den Königen von Preussen verdient hier besonders erwähnt zu werden:
89. Friedrich Ii., der Große.
(1740-1786.)
Im Jahre 1740 starb der deutsche Kaiser, Karl Vi.
Dieser hatte nur eine Tochter, Maria Theresia. Da aber die Ver-
erbung der Krone auf eine Tochter im Hause Habsburg unge-
wöhnlich war, so hatte der Kaiser schon im Jahre 1713 durch ein
Erbgesetz, die pragmatische Sanktion, festgesetzt, daß alle öster-
') Khan - Türkischer oder tartarischer Fürst oder Heerführer.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Max_Emanuel Max Max_Emanuel_das_Glück Max Karl_Albert Karl Friedrich Friedrich Leopold Leopold Friedrich_I Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frank- Wittelsbachs Brandenburg Königsberg Preussen Preussen Preussen
435
der Protestanten „die Blutige" heißt, als Bekennerin der evangelischen
Wahrheit in steter Gefahr gewesen. Als Maria 1558 starb, bestieg
Elisabeth den englischen Thron, 25 Jahre alt. Da war ihre erste
Handlung nach ihrem feierlichen Einzug in London die, daß sie Gott
auf den Knieen für ihre Rettung dankte. Der Papst forderte sie auf,
sich für die römische. Kirche zu erklären und die Unterdrückung der
Ketzer fortzusetzen, und da sie sich dessen weigerte, so sprach er den
Bannfluch über sie aus, erklärte sie der Krone verlustig, und schenkte
England dem finstern Ketzerhaffer Philipp Ii. von Spanien, dem
Sohne Kaiser Karls V. Sogleich sprach sich Elisabeth entschieden für
die evangelische Kirche aus, und errichtete die anglikanische Kirche
in einer Weise, daß sie allen Religionsparteien gerecht sein sollte.
Denn in der Lehre, die ein Glaubensbekenntniß von 39 Artikeln be-
urkundete, vermischte sie Lutherisches und Reformirtes, und in der Ver-
fassung und in den Ceremonien behielt sie im Allgemeinen das Wesen
der römischen Kirche bei; das Oberhaupt des Staates sollte auch das
der Kirche sein. Die gottesdienstlichen Handlungen wurden in einem
„allgemeinen Gebetbuche" festgestellt. Die große Mehrzahl des eng-
lischen Volkes war mit dieser Einrichtung zufrieden; aber nicht wenige
Protestanten nahmen an der Verfassung und den gottesdienstlichen
Gebräuchen Anstoß, weil sie darin Papistisches und Unapostolisches er-
kannten, bildeten als Presbyterianer und Puritaner eigene Kir-
chengemeinschaften, und ließen sich durch keine Strafen im Bekenntniß
ihrer Überzeugung erschüttern. Auch wurden die katholischen Irländer,
bei denen sie die anglikanische Staatskirche gewaltsam einführte, indem
sie derselben alles Kirchengut zueignete, dadurch nur ihre und der
Protestanten erbitterte Feinde.
So gebrach es der Königin nicht an schweren Sorgen und Kümmer-
nissen. Da kam plötzlich eine besonders schwere Noth hinzu. Ihre Nichte,
die Königin Maria Stuart von Schottland, die Wittwe des Königs
Franz Ii. von Frankreich schon seit ihrem 18. Jahre, eine Frau von
großer Schönheit, aber eben so großem Leichtsinn, war wegen ihrer
französischen Sittenlosigkeit und wegen ihrer feindseligen Gesinnung
gegen den Protestantismus den ernsten Schotten verhaßt geworden,
sonderlich als der gegründete Verdacht auf ihr ruhte, daß sie ihren
Gemahl mit seiner Wohnung durch Pulver in die Luft gesprengt, und
mußte nach England entfliehen, 1568. Maria hatte sich schon längst für
die einzig rechtmäßige Königin von England erklärt; jetzt sprach
ihr auch der Papst die englische Krone zu, und er, im Verein mit
Philipp von Spanien, der Jesuitenpartei in Frankreich und den eng-
lischen Katholiken, bot Alles aus, Elisabeth zu stürzen. Mehrere Ver-
schwörungen gegen ihr Leben wurden entdeckt, und Maria war ohne
Zweifel dabei betheiligt. Dadurch sah sich die Königin genöthigt, Maria
in enge Haft zu nehmen, und endlich sogar, wenn sie sich und damit das
ganze Königreich und den evangelischen Glauben nicht preisgeben wollte,
sie vor Gericht zu stellen. Maria, die Königin von Schottland und vor-
28*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Elisabeth Philipp_Ii Philipp Karls_V. Karls_V. Elisabeth Maria_Stuart_von_Schottland Maria Franz_Ii Franz Maria Maria Philipp_von_Spanien Philipp Maria Maria Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: London England Spanien Frankreich England England Frankreich Schottland
66
jetzt aus drei besonderen Staaten: dem Kurfürstenthum Hessen,
dem Großhcrzogthum Hessen und der Landgrafschaft Hessen. Die
Regentenfamilien bekennen sich zur evangelischen Kirche.
Das Kurfürstenthum Hessen reicht am weitesten nach Norden
und enthält den größesten Theil der alten Chattenländer. Seine Haupt-
stadt heißt Kassel, und daher wird das Land wohl auch Hessen-
Kassel genannt. Obgleich es die größte Ausdehnung hat (200 Qua-
dratmeilen), so ist es doch keineswegs das bevölkertste. Denn nur ein
kleiner Theil Kurhessens ist so eben und so fruchtbar, wie das Main-
thal bei Hanau oder das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken
sind waldig und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Be-
wohner, deren Zahl nur etwa 700,000 beträgt, sind arbeitsame und
kräftige Leute. Viele wandern sogar während der Ernte in fruchtbarere
Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, so besonders die Be-
wohner der Provinz Fulda. Man kann von dem kurhessischen Land-
volke rühmen, daß es noch viel von seinen ererbten Sitten und Trach-
ten beibehalten. — Die Lage der Hauptstadt Kassel an der schiff-
baren Fulda, nicht weit von ihrem Zusammenfluß mit der Werra, so
wie die vielfachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem
bedeutenden Verkehrsplatze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden
besucht, besonders auch, um die eine Stunde von der Stadt, beim
Lustschlosse Wilhelmshöhe gelegenen, schönen Anlagen, die Wasser-
künste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen. Zu
Marburg ist die Landesuniversität.
Das'großherzogthum Hessen liegt nördlich von Baden, zu
beiden Seiten des Rheines und zum Theil weiter nordöstlich; es
macht kein zusammenhängendes Ganze aus. Es ist bevölkerter als
Kurhessen; auf 185 Quadratmeilen wohnen hier über 850,000 Men-
schen. Das Land ist fruchtbar; besonders am Rhein zieht man viel
Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse und Wein. Der
nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen die fruchtbare Wet-
terau, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber auch die minder
ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Odenwalde, Vogelsberge
oder in dem nahe an Westphalen reichenden Hinterlande zeichnen sich
durch vortreffliche Kunststraßen aus, durch welche der Verkehr befördert
und die Einwohner betriebsamer werden. Die Hauptstadt des Groß-
herzogthums, Darmstadt, ist eine der am raschesten emporgekommenen
Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren noch ein kleines Landstädtchen,
das sich bloß durch ein weitläusiges Residenzschloß und ein merk-
würdig gebautes Exercierhaus auszeichnete, ist es jetzt eine Stadt von
fast 30,000 Einwohnern mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden.
Überdies hat ihre Lage am Rande des Odenwaldes und an der Berg-
straße, in der Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortreff-
licher Spaziergänge mit Aussichten in die Rheinebene möglich gemacht.
Durch die große Eisenbahn durch Baden längs des Rheines bis
nach Frankfurt und von da nach Kassel, sowie durch die Nähe des
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
320
243. Maria Theresia (1749-1780).
daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir
nicht feil." Der König that zwar ein Gebot, auch das
zweite und dritte, aber der Nachbar blieb bei seiner Rede:
„Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren," sagte er,
„so will ich auch darin sterben, und wie sie mir von meinem
Vater erhalten worden ist, sollen meine Nachkommen sie von
mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben."
Da nahm der König eine ernsthafte Sprache an. „Wißt
Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele
Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle taxieren und breche
sie ab. Nehmt alsdann das Geld, oder nehmt's nicht!"
Da lächelte der unerschrockene Mann, der Müller, und ent-
gegncte dem König: „Gut gesagt, Herr König, wenn nur
das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" — nämlich, daß
er es wolle auf einen richterlichen Ansspruch ankommen lassen.
Der König war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig
sein, also daß ihm die Herzhaftigkeit und Freimütigkeit einer
Rede nicht mißfiel, sondern wohlgefällig war. Denn er ließ
von dieser Zeit an den Müller unangefochten und unterhielt
fortwährend mit ihm eine friedliche Nachbarschaft. Der ge-
neigte Leser darf aber schon ein wenig Respekt haben vor
einem ioleben Nachbar und mehr noch vor einem solchen
Herrn Nachbar.
243. Maria Theresia (1749 —1780).
Maria Theresia war die Tochter des deutschen
Kaisers Karl Vi. Da dieser keine männlichen Nach-
kommen hatte, so folgte ihm seine Tochter in der Herr-
schaft über die österreichischen Länder. Auf dieselben
erhoben auch andere Fürsten Anspruch; deshalb wurde
Maria Theresia in langwierige Kriege verwickelt, bei
welchen sie aber im ganzen glücklich war. Nur an
Preussen musste sie Schlesien abtreten*). Dagegen be-
hauptete sie nicht nur selbst die Herrschaft, sondern
bewirkte sogar die Wahl ihres Gemahls, des Herzogs
Franz von Lothringen, zum deutschen Kaiser.
Maria Theresia gehört zu den ehrwürdigsten Ke-
gentinnen der neueren Zeit. Dieselbe war eine schöne,
geistreiche Frau von männlichem Charakter. Ihrem Ge-
mahle war sie mit solcher Liebe zugethan, dass sie nach
*) Vergl. Lesestück 243.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Franz_von_Lothringen Franz Maria_Theresia Maria Theresia
266
198. Die alten Griechen.
eingeteilt (Priester, Krieger, Ackerbauer, Gewerbtreibende,
Nilfiscker, Dolmetscher und Schweinehirten) und standen
schon in frühester Zeit auf einer sehr hohen Stufe der Bil-
dung, wovon uns ihre vielen, zum Teil noch jetzt vorhandenen
Baudenkmäler den Beweis liefern. Ihre Priester waren in
den Wissenschaften, namentlich in der Stern- und Heilkunde,
weit vorgeschritten. Zum Schreiben bedienten sich dieselben
der Hieroglyphen (Bilderschrift). Die Grundlage ihrer Re-
ligion war der Sterndienst, welcher bald in einen hässlichen
Tierdienst ausartete. Sie verehrten den Ibis (einen Sumpf-
vogel) und den Stier, das Krokodil und den Ichneumon (auch
Pearaonsratte genannt), sowie Mäuse und Katzen.
Die Ägypter glaubten an ein Fortleben der Seele nach
dem Tode. Sobald ein Ägypter gestorben war, hielt man
über ihn ein Totengericht. Wurde sein Leben tadellos be-
funden, so erfolgte die Einbalsamierung des Leichnams mit
Asphalt oder Mum (daher Mumie); lautete aber das Urteil
ungünstig, so wurde der Leib der Verwesung ausgesetzt.
Die Könige der Ägypter führten den Titel Pharao (Er-
habener). Der erste, Menes, erbaute um 3000 v. Chr. die
Hauptstadt Memphis; Ramses legte zahlreiche Kanäle an
und verschönerte die Stadt durch Paläste und Tempel, deren
Ruinen noch jetzt zu sehen sind. Später kam das Land unter
persische, makedonische und römische Herrschaft.
Von den zahlreichen, zum Teile jetzt noch vorhandenen Denk-
mälern sind besonders bemerkenswert:
1) die Pyramiden, viereckige Gebäude, wahrscheinlich
Königsgräber, die sich nach oben immer mehr zuspitzen und im
Innern Treppen, Gänge und Kammern enthalten. Die höchste der
noch vorhandenen Pyramiden ist jetzt noch über 140 m hoch, und
es sollen an ihr 100000 Menschen viele Jahre lang gearbeitet haben;
2) die Obelisken, 20—50 m hohe, mit Hieroglyphen bedeckte
Spitzsäulen aus einem Stein;
3) das Labyrinth, aus weissem Marmor erbaut; es enthielt
1500 unterirdische und eben so viele überirdische Gemächer;
4) die Katakomben, in Felsen gehauene Grabkammern,
in welchen die einbalsamierten Leichname oder Mumien aufbewahrt
wurden. Sie sind prächtiger eingerichtet, als die Wohnungen der
Lebendigen und mit vielen schönen, noch ganz irischen Gemälden-
geziert, aus welchen man sich ein vollständiges Bild vom häuslichen
und öffentlichen Leben der Ägypter entwerfen kann.
198. Die alten Griechen.
Das Heutige Griechenland macht bloß den südlichen
Teil des alten Griechenlands aus. Mehrere Landschaften, die
früher dazu gehörten, stehen jetzt unter türkischer Herrschaft.
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TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
244. Deutschlands Erniedrigung. 321
seinem Tode nie wieder die Trauerkleider ablegte. Über
ihr Land regierte die Kaiserin als wahre Mutter. In der
Kegel stand sie um 5 Uhr auf, verrichtete die Morgen-
andacht und setzte sich dann an den Schreibtisch. Hier
war sie fast den ganzen Tag mit den Kegierungsangelegen-
heiten beschäftigt. Menschen glücklich zu machen, war
ihr ein Bedürfnis. Deswegen fanden Hilfsbedürftige stets
reichliche Unterstützung. Da die hohe Frau selbst streng
rechtlich war, so verlangte sie auch von ihren Unterthanen
eine strenge Beobachtung von Recht und Gesetz.
Maria Theresia war die Mutter Kaiser Joseph Ii.
Ihre unglückliche Tochter Marie Antoinette war mit
dem König Ludwig Xvi. von Frankreich vermählt und
starb 1793, gleich ihrem Gemahle, auf dem Schafotte.
244. Deutschlands Erniedrigung.
Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreich
große Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten sich
gegen ihren König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im
Staate um und wollten eine ganz neue Ordnung der Dinge
Herstellen. Man nennt diese Begebenheit die französische
Revolution. Aus derselben gingen viele langwierige und
blutige Kriege für unser deutsches Vaterland hervor. Weil
die deutschen Staaten nicht zusammenhielten, wurden sie von
den Franzosen überwältigt. Ein großer Teil Deutschlands
kam unter französische Herrschaft, besonders seit ein gewaltiger
Kriegsheld, Napoleon Bonaparte, der die Revolution im
eignen Lande bändigte, unter den Franzosen aufgestanden war.
Dieser war den 15. August 1769 ans der Insel Korsika geboren.
In seinem 26. Jahre wurde er Oberfeldherr einer französischen
Armee und im Jahre 1804 Kaiser der Franzosen.
Napoleon wandte sich zuerst gegen die Österreicher und
besiegte dieselben in der Schlacht bei Austerlitz in Mähren am
2. Dezember 1805 so, daß der deutsche Kaiser Franz Ii. sich
genötigt sah, mit Verlust mehrerer Besitzungen den Preßburger
Frieden zu schließen (26. Dezember 1805). Im Jahre 1806
stiftete Napoleon den Rheinbund, dem 16 deutsche Reichs-
fürsten, durch die Gewalt der Umstände genötigt, beitraten, um
ihrem Lande den Krieg zu ersparen. Napoleon war der Protektor
(Beschützer) dieses Bundes und erklärte, daß er ein deutsches
Reich nicht mehr anerkenne. Am 6. August 1806 legte daher
Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder. — So wurde das
von Karl dem Großen gegründete „heilige römische Reich
deutscher Nation" — einst der Stolz der Christenheit und
der Schirm eines treuen und tapfern Volkes — zu Grabe ge-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Marie_Antoinette Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon August Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon August Franz_Ii Franz Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreich Deutschlands Frankreich Deutschlands Korsika Rheinbund