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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 252

1864 - Essen : Bädeker
252 Der schüttelt den Kopf gedankenvoll, Fragt bei der Revue dann den Alten: «Zum Schwernoth, Ziethen, ist er toll? Was soll ich vom Wische da halten?" Den Bart streicht sich Ziethen: „Das ist bald erklärt, Wenn Euer Majestät mir Gehör gewährt." „Der große Klex in der Mitte bin ich, Der Feind einer dort von den Vieren, Der kann nun von vorn oder hinten auf mich, Von rechts oder links auch marschiren. Dann rück' ich auf einem der Striche vor, Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, auf's Ohr." Da hat der König laut aufgelacht Und bei sich selber gemeinet: „Der Ziethen ist klüger, wie ich es gedacht, Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet. Das ist mir der beste Reitersmann, Der den Feind schlägt, wo er auch rückt heran." (Fr. v. Sollet.) 62 Karl Albert (Albrecht), Kurfürst von Bayern und deutscher Kaiser. (1726-1745.) Auf den tapfern Kurfürsten Max Emanuel folgte in Bayern sein Sohn Karl Albrecht. Fünfzehn Friedensjahre gestatteten ihh, sich der Wohlfahrt seines Landes eifrig zu widmen. Aber der Tod des Kaisers Karl Vi. verwickelte auch ihn in einen Krieg mit Maria Theresia von Oesterreich. Auf Grund alter Urkunden bestritt er nämlich die weibliche Erbfolge in Oesterreich, erhob selbst Ansprüche auf die Habsburgische Erbschaft, und suchte dieselben im österreichi- schen Erbfolgekriege (1741 — 1745) mit den Waffen geltend zu machen. Er besetzte mit einem Heere Ob er Österreich, und schon stand er nur noch drei Tagemärsche von Wien entfernt. Da kehrte er unerwartet um und wandte sich nach Böhmen, deffen Hauptstadt Prag er fast ohne Widerstand einnahm. Auch wurde er von den deutschen Kurfürsten zu Frankfurt zum Kaiser erwählt und am 12. Februar 1742 als Karl Vii. mit großer Pracht gekrönt. So war Bayerns Kurfürst in kurzer Zeit Herr von Oesterreich und Böhmen und Kaiser des deutschen Reiches geworden. Das Glück des Hauses Bayern schien einen glänzenden Aufschwung zu nehmen. In theil- nehmender Freude jubelte Bayerns Volk über diese glücklichen Er- eignisse, die ihm jedoch nur die Quelle jahrelanger Drangsale wurden. Denn Oesterreich ermannte sich plötzlich, die Ungarn erhoben sich be- geistert für ihre bedrängte Kaiserin, die Bayern wurden aus Oester- reich zurrückgetrieben, ja sogar ganz Bayern gerieth wiederholt in Feindeshand, so daß der Kaiser seinen Sitz in Frankfurt nehmen mußte. Erst als während des zweiten schlesischen Krieges Friedrich El von Preußen den Kaiser mit 100,000 Mann unterstützte, gelang

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 71

1864 - Essen : Bädeker
71 am schwächsten bevölkert; denn auf seinen fast 280 Quadratmellen leben nur 606,000 meist evangelische Bewohner, also nur wenig mehr als 2000 auf einer Quadratmeile. Die Beschäftigung der Mecklenburger erfordert indessen auch mehr Raum, als anderswo; denn sie treiben neben dem Ackerbau schr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferde- zucht, und zwar nicht bloß für ihren eigenen Bedarf, sondern sie ver- kaufen jährlich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Größe, Stärke und edlen Bau vor andern auszeichnen. Mecklenburg besteht aus zwei besondern Staaten, von denen der westliche, bei weitem größere, das Großherzogthum Mecklenburg. Schwerin, der östliche das Großherzoglhum Mecklenburg-Strelitz heißt. Die Hauptstadt des ersteren, Schwerin, ist an einem an- sehnlichen und klaren See herrlich gelegen, zumal das großherzogliche Schloß, welches auf einer Insel im See selbst erbaut ist. Gewöhnlich jedoch residirt der Großherzog in der kleinen, aber schönen und regel- mäßig gebauten Stadt Ludwigölust. Aber größer und wichtiger als beide Residenzen ist die Stadt Rostock, nicht weit von der Ostsee, durch deren Eindringen der sonst unbedeutende Fluß Marnow schiffbar wird. Die Stadt Rostock (Sitz einer Universität) ist mit einem Denkmale Blüchers geziert, des berühmten preußischen Marschalls Vorwärts, welcher hier gebürtig war. Ihre 23,000 Einwohner nähren sich größten- teils von Seehandel. Auch hat man an der Mündung der Warnow ein Seebad angelegt, welches von vielen Fremden besucht wird und der Stadt guten Verdienst gewährt. Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz keine bemerkenswerte Städte. — Die großherzoglichen Familien bekennen sich mit fast sämmtlichen Bewohnern zur evangelischen Kirche. Wiederholungsfragen! — Zeichnen und Beschreiben! — 44. Das Herzogthum Holstein. (14) Holstein — in Osten von Mecklenburg und der Ostsee, in Süden von der Elbe, in Westen von der Nordsee und in Norden von der Eider begrenzt — ist dem mecklenburgischen Lande an Eben- heit und Fruchtbarkeit des Bodens, an reicher Bewässerung durch Seen und kleine Flüsse, so wie -an Feuchtigkeit der Luft und anderm sehr ähnlich. Es umfaßt zwar nur 156 Quadratmeilen (470,000 fast nur cvangel. Einw.), aber sein Besitz ist für das nördlich gelegene Dänemark doch sehr wichtig, da es die Nordsee von der Ostsee trennt. Denn obgleich der Eiderstuß und ein Kanal beide Meere verbindet, so kann doch Dänemark diesen Weg ebenso schließen, wie die Meerengen, welche zur Durchfahrt der größeren Schiffe dienen. Es müssen alle fremden Schiffe, welche aus einem dieser Meere in das andere fahren wollen, eine Abgabe an Dänemark bezahlen, den sogenannten Sund-

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 254

1864 - Essen : Bädeker
254 In der Reihe der deutschen Kaiser waren auf Karl Vii. (Karl Al- trecht von Bayern — 1742—1745) gefolgt: Franz I. (1745—1765), der als Gemahl Maria Theresias den schweren 7jährigen Krieg mit Friedrich Ii. von Preussen zu führen hatte, Joseph Ii. (1765—1790), Leopold H* (1790—1792), und Franz Ii. (1792—1806), welcher die Reihe der deut- schen Kaiser beschloss. 64. Ende des Ivvvjährigen deutschen Reiches. , Kaiser Franz Ii. Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreich große Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten sich gegen ihren König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im Staate um und wollten eine ganz neue Ordnung kr Dinge Herstellen. Man nennt diese Be- gebenheit die französische Revolution. Aus derselben gingen viele langwierige und blutige Kriege für unser deutsches Vaterland hervor. Weil die deutschen Staaten nicht zusammenhielten, wurden sie von den Franzosen überwältigt, und ein großer Theil Deutschlands kam unter französische Herrschaft, besonders seit ein gewaltiger Kriegsheld, Napoleon Buonaparte, der die Revolution im Lande bändigte, unter den Franzosen aufgestanden war. Dieser war geboren den 15. Aug. 1769 auf der Insel Corsika, Sohn eines Advokaten aus altem adeligen Geschlecht, in den Kriegsschulen zu Brienne und Paris erzogen, in seinem 26. Jahre Oberfeldherr einer französischen Armee (die 1797 in Oberitalien und 1798 in Ägypten viele Siege er- focht), 1799 erster und 1802 zum lebenslänglicher Eonsul, und zwei Jahre später (1804) zum Kaiser ernannt. Dieser Napoleon, der Kaiser der Franzosen, besiegte in der Schlacht bei Austerlitz (in Mähren) am 2. Dezember 1805 die Österreicher so, daß der deutsche Kaiser, Franz Ii., sich genöthigt sah, mit Verlust mehre- rer Besitzungen den Pr es bürg er Frieden zu schließen (26. Dez. 1805). Vorderösterreich wurde nach diesem Friedensschluß an Bayern, Würtemberg und Baden abgetreten; außerdem erhielt Bayern noch Deutsch-Tyrol und die freie Reichsstadt Augs- burg, im Ganzen eine Ländervergrößerung von 500 Quadratmeilen mit 1 Million Einwohnern. Die Kurfürsten von Bayern und Wür- temberg erlangten die Königswürde mit voller Landes-Souverai- nität, d. h. Unabhängigkeit von Kaiser und Reich. Nachdem Napoleon hierdurch das deutsche Reich der Auflösung entgegengeführt und unter seinen unbedingten Einfluß gebracht hatte, stiftete er 1806 den Rhein- bund, dem 16 deutsche Reichsfürsten, durch die Gewalt der Umstände genöthigt, Leitraten, um ihrem Lande den Krieg zu ersparen. Napo- leon war der Protektor (Beschützer) dieses Bundes und erklärte, daß er ein deutsches Reich nicht mehr anerkenne. Am 6. August 1806 legte daher Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder. — So wurde das von Karl dem Großen gegründete heilige römische Reich deutscher Nation — einst der Stolz der Christenheit und der Schirm

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 280

1864 - Essen : Bädeker
Zweiter Abschnitt. Die Erde. I. §ic Crltheilk. ^.Europa. 1. Die Niederlande*). Seht hier westlich von Deutschland die Niederlande, ein sehr tief gelegenes Land, nördlich und westlich von der Nordsee umgeben. Nur der südliche Theil ist gebirgig. Seit dem Jahre 1813 bildeten die Niederlande nur ein Königreich; aber im Jahre 1830 riß sich der südliche (meist katholische) Theil los, bildete ein besonderes Königreich unter dem Namen Belgien und wählte sich einen deutschen Fürsten,, einen Prinzen von Sachsen-Koburg, zum Könige. Seit dieser Zeir bestehen die Niederlande aus zw ei Königreichen: Belgien und Holland. Belgien (535 Quad^atmeilen mit 4% Millionen größtenteils katholischer Bewohner)'ist ein ungemein fruchtbares Land, reich an Getreidefeldern und Wiesen, wie an sehr reichen Steinkohlengruben. Zweige der Ardennen durchziehen den südlichen Theil Belgiens. Die Residenzstadt Brüssel mit mehr denn 120,000 Einwohnern und Antwerpen an der Schelde mit über 80,000 Einwohnern sind be- deutende Handelsstädte. Lüttich an der Maas hat viele Tuch- fabriken. Südlich von Brüssel liegt das weltberühmte Dorf Waterloo^ und in dessen Nähe das Wirthshaus Belle-Alliance (d. h. Schönbund). Holland (620 Quadratmeilen mit 31/4 Millionen vorherrschend evangelischer Bewohner) ist sehr wasserreich und sumpfig, von vielen Kanälen durchschnitten und durch ungeheure Dämme gegen die Wasser- sluthen geschützt. Es fehlt festes Gestein und Quellwasser, weite Torf- strecken ersetzen den gänzlichen Mangel an Waldungen. Die Holländer, wie der größte Theil der Belgier, sind Niederdeutsche. Ihre Haupt- beschäftigungen bestehen in Handel, Schifffahrt, Viehzucht und Gartenbau. Die Residenz des Königs von Holland ist Haag, unweit der Nordsee. Die bedeutendste Stadt Hollands ist aber Amsterdam, am Meerbusen Y (spr. Eih), sie hat über 220,000 Einwohner und ist eine der wichtigsten Handelsstädte Europa's; auch Rotterdam an der Maas mit 80,000 Einwohnern ist. eine sehr bedeutende Handelsstadt. Merkt noch die Universitätsstädte Leiden, Utrecht und Groningen, so wie ferner die Städte: Hartem, Nimwegen, Mastricht, Arnheim, Saardam, wo Peter der Große Schiffe bauen lernte.' In Holland mündet der Rhein in 5 Armen, sowie auch die Maas in die Nordsee. Wer so nach Holland kommt, die Menschen und ihr Leben sieht, *) Bevor die Beschreibung der Niederlande, so wie die eines jeden der übrigen Länder Eur»p«'s gelesen wird, muß mit Hülfe der Karte Europa's eine Orientirung der Schüler in den Hauptsachen des k. Landes bereits erzielt sein.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 249

1864 - Essen : Bädeker
249 Zum Unglücke für sich und sein Land verband sich Max Emanuel im spanischen Erbfolgekriege (1701 — 1714) mit Frankreich. Deshalb mußte er nach der Niederlage bei Höchstädt sich nach Frank- reich flüchten und erhielt sein Land erst nach lojähriger Abwesenheit wieder zurück. Noch 11 Jahre genoß Max Emanuel das Glück, in Mitte seines geliebten Volkes zu weilen und die dem Lande durch die vielen Kriege geschlagenen Wunden zu heilen. Eine schmerzliche Krankheit ließ ihn die Nähe des Todes fühlen. Er bereitete sich vor zur letzten Reise und legte seinem Sohne Karl Albert ans Herz, des Landes Noth und Leiden zu lindern, die Schulden zu tilgen und zum Segen des Volkes zu regieren. Am 26. Febr. 1726 starb er in einem Alter von 64 Jahren. 88. Der blaue König. Seht ihr des Feindes Banner weh'n, Die Banner blau und weiß? Und ringsherum die Mannen steh'n Im enggeschloss'nen Kreis? Seht ihr den Heldenjüngling dort, Die Rüstung blau und weiß? Er reißt die Schaar im Sturme fort Und holt des Sieges Preis I Die Erde bebt, der Donner brüllt, Der König ruft darein, Er ist in blaues Kleid gehüllt, Sagt nur, wer mag es sein? — Die Fahne faßt des Königs Hand, Er stürzt von Wall zu Wall — Er flieget über Glut und Brand Im lauten Donnerschall I Und nach ihm wie die Meeresfluth Viel Hundert an der Zahl; Er flammt sie an mit hohem Muth, Der Hort im blauen Stahli Und Mauern stürzen, wankt er nicht Der blaue König? — Kühn Schaut er dem Tod in's Angesicht, Mit stolzem Heldensinn! Und auf der Feste Mauern ruft Der König: „Stürmt heran!" Er bahnet über Schutt und Kluft Des Sieges blut'ge Bahn. Der blaue König zückt das Schwert Und glänzt im Mittagsstrahl. Dort steht er wie ein Gott verklärt, Auf seines Sieges Mal! Wer ist der blaue König, sprecht, So frägt der Muselmann. „Er ist aus Wittelsbachs Geschlecht Der siegessiohe Khan!"*) Es bringt der Mond dem blauen Hort Sich mit dem Silberkranz; Es lebt sein Name fort und fort. Ein Stern im gold'nen Glanz! ______ (A. Büffel.) In Brandenburg war auf den grossen Kurfürsten sein Sohn Friedrich gefolgt (1688—1713). Mit Bewilligung des Kaisers Leopold erlangte er durch einen am 16. November 1700 zu "Wien abgeschlossenen Vertrag die Königswürde. Die Krönung wurde am 18. Januar 1701 in Königsberg (im Herzogthum Preussen) vollzogen. Als der erste König in Preussen nannte er sich von nun an Friedrich I, König von Preussen. Von den Königen von Preussen verdient hier besonders erwähnt zu werden: 89. Friedrich Ii., der Große. (1740-1786.) Im Jahre 1740 starb der deutsche Kaiser, Karl Vi. Dieser hatte nur eine Tochter, Maria Theresia. Da aber die Ver- erbung der Krone auf eine Tochter im Hause Habsburg unge- wöhnlich war, so hatte der Kaiser schon im Jahre 1713 durch ein Erbgesetz, die pragmatische Sanktion, festgesetzt, daß alle öster- ') Khan - Türkischer oder tartarischer Fürst oder Heerführer.

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 435

1864 - Essen : Bädeker
435 der Protestanten „die Blutige" heißt, als Bekennerin der evangelischen Wahrheit in steter Gefahr gewesen. Als Maria 1558 starb, bestieg Elisabeth den englischen Thron, 25 Jahre alt. Da war ihre erste Handlung nach ihrem feierlichen Einzug in London die, daß sie Gott auf den Knieen für ihre Rettung dankte. Der Papst forderte sie auf, sich für die römische. Kirche zu erklären und die Unterdrückung der Ketzer fortzusetzen, und da sie sich dessen weigerte, so sprach er den Bannfluch über sie aus, erklärte sie der Krone verlustig, und schenkte England dem finstern Ketzerhaffer Philipp Ii. von Spanien, dem Sohne Kaiser Karls V. Sogleich sprach sich Elisabeth entschieden für die evangelische Kirche aus, und errichtete die anglikanische Kirche in einer Weise, daß sie allen Religionsparteien gerecht sein sollte. Denn in der Lehre, die ein Glaubensbekenntniß von 39 Artikeln be- urkundete, vermischte sie Lutherisches und Reformirtes, und in der Ver- fassung und in den Ceremonien behielt sie im Allgemeinen das Wesen der römischen Kirche bei; das Oberhaupt des Staates sollte auch das der Kirche sein. Die gottesdienstlichen Handlungen wurden in einem „allgemeinen Gebetbuche" festgestellt. Die große Mehrzahl des eng- lischen Volkes war mit dieser Einrichtung zufrieden; aber nicht wenige Protestanten nahmen an der Verfassung und den gottesdienstlichen Gebräuchen Anstoß, weil sie darin Papistisches und Unapostolisches er- kannten, bildeten als Presbyterianer und Puritaner eigene Kir- chengemeinschaften, und ließen sich durch keine Strafen im Bekenntniß ihrer Überzeugung erschüttern. Auch wurden die katholischen Irländer, bei denen sie die anglikanische Staatskirche gewaltsam einführte, indem sie derselben alles Kirchengut zueignete, dadurch nur ihre und der Protestanten erbitterte Feinde. So gebrach es der Königin nicht an schweren Sorgen und Kümmer- nissen. Da kam plötzlich eine besonders schwere Noth hinzu. Ihre Nichte, die Königin Maria Stuart von Schottland, die Wittwe des Königs Franz Ii. von Frankreich schon seit ihrem 18. Jahre, eine Frau von großer Schönheit, aber eben so großem Leichtsinn, war wegen ihrer französischen Sittenlosigkeit und wegen ihrer feindseligen Gesinnung gegen den Protestantismus den ernsten Schotten verhaßt geworden, sonderlich als der gegründete Verdacht auf ihr ruhte, daß sie ihren Gemahl mit seiner Wohnung durch Pulver in die Luft gesprengt, und mußte nach England entfliehen, 1568. Maria hatte sich schon längst für die einzig rechtmäßige Königin von England erklärt; jetzt sprach ihr auch der Papst die englische Krone zu, und er, im Verein mit Philipp von Spanien, der Jesuitenpartei in Frankreich und den eng- lischen Katholiken, bot Alles aus, Elisabeth zu stürzen. Mehrere Ver- schwörungen gegen ihr Leben wurden entdeckt, und Maria war ohne Zweifel dabei betheiligt. Dadurch sah sich die Königin genöthigt, Maria in enge Haft zu nehmen, und endlich sogar, wenn sie sich und damit das ganze Königreich und den evangelischen Glauben nicht preisgeben wollte, sie vor Gericht zu stellen. Maria, die Königin von Schottland und vor- 28*

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 66

1864 - Essen : Bädeker
66 jetzt aus drei besonderen Staaten: dem Kurfürstenthum Hessen, dem Großhcrzogthum Hessen und der Landgrafschaft Hessen. Die Regentenfamilien bekennen sich zur evangelischen Kirche. Das Kurfürstenthum Hessen reicht am weitesten nach Norden und enthält den größesten Theil der alten Chattenländer. Seine Haupt- stadt heißt Kassel, und daher wird das Land wohl auch Hessen- Kassel genannt. Obgleich es die größte Ausdehnung hat (200 Qua- dratmeilen), so ist es doch keineswegs das bevölkertste. Denn nur ein kleiner Theil Kurhessens ist so eben und so fruchtbar, wie das Main- thal bei Hanau oder das Fuldathal bei Kassel. Große Strecken sind waldig und zum einträglichen Ackerbau nicht geeignet. Die Be- wohner, deren Zahl nur etwa 700,000 beträgt, sind arbeitsame und kräftige Leute. Viele wandern sogar während der Ernte in fruchtbarere Gegenden, um dort als Tagelöhner zu helfen, so besonders die Be- wohner der Provinz Fulda. Man kann von dem kurhessischen Land- volke rühmen, daß es noch viel von seinen ererbten Sitten und Trach- ten beibehalten. — Die Lage der Hauptstadt Kassel an der schiff- baren Fulda, nicht weit von ihrem Zusammenfluß mit der Werra, so wie die vielfachen Eisenbahnverbindungen haben sie zu einem bedeutenden Verkehrsplatze gemacht. Kassel wird von vielen Fremden besucht, besonders auch, um die eine Stunde von der Stadt, beim Lustschlosse Wilhelmshöhe gelegenen, schönen Anlagen, die Wasser- künste und die riesige Bildsäule des Herkules zu beschauen. Zu Marburg ist die Landesuniversität. Das'großherzogthum Hessen liegt nördlich von Baden, zu beiden Seiten des Rheines und zum Theil weiter nordöstlich; es macht kein zusammenhängendes Ganze aus. Es ist bevölkerter als Kurhessen; auf 185 Quadratmeilen wohnen hier über 850,000 Men- schen. Das Land ist fruchtbar; besonders am Rhein zieht man viel Getreide, Kastanien, Mandeln, Wallnüsse und Wein. Der nördliche Theil ist meistens gebirgig, ausgenommen die fruchtbare Wet- terau, welche aus einer schönen Ebene besteht. Aber auch die minder ergiebigen Gegenden dieses Landes, im Odenwalde, Vogelsberge oder in dem nahe an Westphalen reichenden Hinterlande zeichnen sich durch vortreffliche Kunststraßen aus, durch welche der Verkehr befördert und die Einwohner betriebsamer werden. Die Hauptstadt des Groß- herzogthums, Darmstadt, ist eine der am raschesten emporgekommenen Städte Deutschlands. Vor 50 Jahren noch ein kleines Landstädtchen, das sich bloß durch ein weitläusiges Residenzschloß und ein merk- würdig gebautes Exercierhaus auszeichnete, ist es jetzt eine Stadt von fast 30,000 Einwohnern mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden. Überdies hat ihre Lage am Rande des Odenwaldes und an der Berg- straße, in der Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortreff- licher Spaziergänge mit Aussichten in die Rheinebene möglich gemacht. Durch die große Eisenbahn durch Baden längs des Rheines bis nach Frankfurt und von da nach Kassel, sowie durch die Nähe des

8. Realienbuch - S. 320

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
320 243. Maria Theresia (1749-1780). daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir nicht feil." Der König that zwar ein Gebot, auch das zweite und dritte, aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren," sagte er, „so will ich auch darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen meine Nachkommen sie von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben." Da nahm der König eine ernsthafte Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle taxieren und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld, oder nehmt's nicht!" Da lächelte der unerschrockene Mann, der Müller, und ent- gegncte dem König: „Gut gesagt, Herr König, wenn nur das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" — nämlich, daß er es wolle auf einen richterlichen Ansspruch ankommen lassen. Der König war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig sein, also daß ihm die Herzhaftigkeit und Freimütigkeit einer Rede nicht mißfiel, sondern wohlgefällig war. Denn er ließ von dieser Zeit an den Müller unangefochten und unterhielt fortwährend mit ihm eine friedliche Nachbarschaft. Der ge- neigte Leser darf aber schon ein wenig Respekt haben vor einem ioleben Nachbar und mehr noch vor einem solchen Herrn Nachbar. 243. Maria Theresia (1749 —1780). Maria Theresia war die Tochter des deutschen Kaisers Karl Vi. Da dieser keine männlichen Nach- kommen hatte, so folgte ihm seine Tochter in der Herr- schaft über die österreichischen Länder. Auf dieselben erhoben auch andere Fürsten Anspruch; deshalb wurde Maria Theresia in langwierige Kriege verwickelt, bei welchen sie aber im ganzen glücklich war. Nur an Preussen musste sie Schlesien abtreten*). Dagegen be- hauptete sie nicht nur selbst die Herrschaft, sondern bewirkte sogar die Wahl ihres Gemahls, des Herzogs Franz von Lothringen, zum deutschen Kaiser. Maria Theresia gehört zu den ehrwürdigsten Ke- gentinnen der neueren Zeit. Dieselbe war eine schöne, geistreiche Frau von männlichem Charakter. Ihrem Ge- mahle war sie mit solcher Liebe zugethan, dass sie nach *) Vergl. Lesestück 243.

9. Realienbuch - S. 266

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
266 198. Die alten Griechen. eingeteilt (Priester, Krieger, Ackerbauer, Gewerbtreibende, Nilfiscker, Dolmetscher und Schweinehirten) und standen schon in frühester Zeit auf einer sehr hohen Stufe der Bil- dung, wovon uns ihre vielen, zum Teil noch jetzt vorhandenen Baudenkmäler den Beweis liefern. Ihre Priester waren in den Wissenschaften, namentlich in der Stern- und Heilkunde, weit vorgeschritten. Zum Schreiben bedienten sich dieselben der Hieroglyphen (Bilderschrift). Die Grundlage ihrer Re- ligion war der Sterndienst, welcher bald in einen hässlichen Tierdienst ausartete. Sie verehrten den Ibis (einen Sumpf- vogel) und den Stier, das Krokodil und den Ichneumon (auch Pearaonsratte genannt), sowie Mäuse und Katzen. Die Ägypter glaubten an ein Fortleben der Seele nach dem Tode. Sobald ein Ägypter gestorben war, hielt man über ihn ein Totengericht. Wurde sein Leben tadellos be- funden, so erfolgte die Einbalsamierung des Leichnams mit Asphalt oder Mum (daher Mumie); lautete aber das Urteil ungünstig, so wurde der Leib der Verwesung ausgesetzt. Die Könige der Ägypter führten den Titel Pharao (Er- habener). Der erste, Menes, erbaute um 3000 v. Chr. die Hauptstadt Memphis; Ramses legte zahlreiche Kanäle an und verschönerte die Stadt durch Paläste und Tempel, deren Ruinen noch jetzt zu sehen sind. Später kam das Land unter persische, makedonische und römische Herrschaft. Von den zahlreichen, zum Teile jetzt noch vorhandenen Denk- mälern sind besonders bemerkenswert: 1) die Pyramiden, viereckige Gebäude, wahrscheinlich Königsgräber, die sich nach oben immer mehr zuspitzen und im Innern Treppen, Gänge und Kammern enthalten. Die höchste der noch vorhandenen Pyramiden ist jetzt noch über 140 m hoch, und es sollen an ihr 100000 Menschen viele Jahre lang gearbeitet haben; 2) die Obelisken, 20—50 m hohe, mit Hieroglyphen bedeckte Spitzsäulen aus einem Stein; 3) das Labyrinth, aus weissem Marmor erbaut; es enthielt 1500 unterirdische und eben so viele überirdische Gemächer; 4) die Katakomben, in Felsen gehauene Grabkammern, in welchen die einbalsamierten Leichname oder Mumien aufbewahrt wurden. Sie sind prächtiger eingerichtet, als die Wohnungen der Lebendigen und mit vielen schönen, noch ganz irischen Gemälden- geziert, aus welchen man sich ein vollständiges Bild vom häuslichen und öffentlichen Leben der Ägypter entwerfen kann. 198. Die alten Griechen. Das Heutige Griechenland macht bloß den südlichen Teil des alten Griechenlands aus. Mehrere Landschaften, die früher dazu gehörten, stehen jetzt unter türkischer Herrschaft.

10. Realienbuch - S. 321

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
244. Deutschlands Erniedrigung. 321 seinem Tode nie wieder die Trauerkleider ablegte. Über ihr Land regierte die Kaiserin als wahre Mutter. In der Kegel stand sie um 5 Uhr auf, verrichtete die Morgen- andacht und setzte sich dann an den Schreibtisch. Hier war sie fast den ganzen Tag mit den Kegierungsangelegen- heiten beschäftigt. Menschen glücklich zu machen, war ihr ein Bedürfnis. Deswegen fanden Hilfsbedürftige stets reichliche Unterstützung. Da die hohe Frau selbst streng rechtlich war, so verlangte sie auch von ihren Unterthanen eine strenge Beobachtung von Recht und Gesetz. Maria Theresia war die Mutter Kaiser Joseph Ii. Ihre unglückliche Tochter Marie Antoinette war mit dem König Ludwig Xvi. von Frankreich vermählt und starb 1793, gleich ihrem Gemahle, auf dem Schafotte. 244. Deutschlands Erniedrigung. Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreich große Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten sich gegen ihren König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im Staate um und wollten eine ganz neue Ordnung der Dinge Herstellen. Man nennt diese Begebenheit die französische Revolution. Aus derselben gingen viele langwierige und blutige Kriege für unser deutsches Vaterland hervor. Weil die deutschen Staaten nicht zusammenhielten, wurden sie von den Franzosen überwältigt. Ein großer Teil Deutschlands kam unter französische Herrschaft, besonders seit ein gewaltiger Kriegsheld, Napoleon Bonaparte, der die Revolution im eignen Lande bändigte, unter den Franzosen aufgestanden war. Dieser war den 15. August 1769 ans der Insel Korsika geboren. In seinem 26. Jahre wurde er Oberfeldherr einer französischen Armee und im Jahre 1804 Kaiser der Franzosen. Napoleon wandte sich zuerst gegen die Österreicher und besiegte dieselben in der Schlacht bei Austerlitz in Mähren am 2. Dezember 1805 so, daß der deutsche Kaiser Franz Ii. sich genötigt sah, mit Verlust mehrerer Besitzungen den Preßburger Frieden zu schließen (26. Dezember 1805). Im Jahre 1806 stiftete Napoleon den Rheinbund, dem 16 deutsche Reichs- fürsten, durch die Gewalt der Umstände genötigt, beitraten, um ihrem Lande den Krieg zu ersparen. Napoleon war der Protektor (Beschützer) dieses Bundes und erklärte, daß er ein deutsches Reich nicht mehr anerkenne. Am 6. August 1806 legte daher Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder. — So wurde das von Karl dem Großen gegründete „heilige römische Reich deutscher Nation" — einst der Stolz der Christenheit und der Schirm eines treuen und tapfern Volkes — zu Grabe ge-
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