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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 221

1864 - Essen : Bädeker
auch kein Schießpulver zu nennen. Als solches findet es sich unr die Mitte des 14. Jahrhunderts, und schreibt man die Erfindung desselben einem deutschen Klosterbruder, Verthold Schwarz, zu Freiburg in Baden, zu. Dieser pflegte in seinen Mußestunden ver- schiedene Versuche in der Naturforschung zu machen. Einmal stampfte er Schwefel, Salpeter und Kohlen in einem Mörser und legte einen Stein auf denselben, der die Öffnung des Mörsers nicht ganz verschloß. Als er zu irgend einem Zwecke Licht anschlug, fiel ein Funke in das Gemenge des Mörsers; in diesem Augenblicke entzündete sich auch das- selbe und trieb den Stein mit einem gewaltigen Knalle hoch in die Höhe. Berthold wiederholte nun die Versuche mit mehr Genauigkeit, aber auch mit mehr Vorsicht, und da er immer größere Wirkungen hervorbrachte, machte er die Entdeckung, von der er sich im Kriege bedeutende Erfolge versprach,, einflußreichen Männern bekannt. Nun wurde gar bald Belagerungsgeschütz, dann wurden Kanonen zum Feldgebrauche, endlich auch Flintenläufe gegossen und Mus- keten verfertigt. Die letzteren waren allerdings anfangs sehr schwer- fällig, und es bedurfte umständlicher Vorrichtungen, ehe eine solche Hakenbüchse, wie man sie auch nannte, losgeschossen und wieder geladen werden konnte; indeß war der Weg doch gewiesen, um diese Mordgewehre zu vervollkommnen. Daß dadurch die ganze Kriegs- sührung allmählich umgewandelt werden mußte, ist leicht ersichtlich. Auch die Buchdruckerkunst ist eine Erfindung der Deutschen und geschah ums Jahr 1440. Bis dahin gab es nur Bücher, welche in een Klöstern von einzelnen Mönchen auf Pergament abgeschrieben und oft mit zierlichen Anfangsbuchstaben und Bildern verziert wurden. Bis aber ein solches Buch fertig war, vergingen oft viele Jahre; daher war es kein Wunder, daß die Bücher sehr selten waren und viel Geld, oft mehrere hundert Thaler kosteten. Auch waren wohl so- genannte Block büch er gedruckt worden, das heißt vermittelst Holz- eafeln; auf diesen wurden die Buchstaben und Bilder erhaben ge- schnitten und geschwärzt, wodurch es möglich war, die ganze Seite auf einmal abzudrucken und nun den Abdruck so oft zu wiederholen, als Bücher desselben Inhaltes geliefert werden sollten. Da nun in Holland die ersten gedruckten Bücher solcher Art entstanden, schreiben sich die Holländer die Ehre der Erfindung der Buchdruckerkunst zu. Sie haben aber Unrecht; denn jene immer noch sehr langweilige und kostspielige Druckkunst ist von der eigentlichen, jetzt eingeführten, gar sehr verschieden. Die gegenwärtige Art des Buchdrucks aber hat unbestreitbar ein Deutscher, Johann Guttenberg in Mainz, wo ihm auch ein Denk- mal errichtet ist, erfunden. Er schnitt jeden Buchstaben einzeln auf harten buchenen Stäben aus; diese Stäbe mit den verschiedenen Lettern setzte er zu Wörtern und ganzen Sätzen zusammen, so viele er deren auf einer Seite brauchte, und nun druckte er das Ganze ab. Nach Bedürfniß konnte er dann die Buchstaben dieser Seite wieder aus- einander nehmen und bei der folgenden Seite, die einen ganz ver-

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 222

1864 - Essen : Bädeker
222 schiedenen Inhalt hatte, von neuern anwenden. Um seine Kunst zu ver- vollkommnen, verband er sich mit Johann Faust, einem reichen Gold- schmiede, und Peter Schösser, einem Kunstschreiber. Schöffer gab nicht allein den Rath, die Buchstaben in Metall zu gießen, statt sie mühsam zu schneiden, sondern erfand auch eine besiere Drucker- schwärze aus Kienruß und Leinöl. Bald druckte man nun mit den weit dauerhafteren und einen stärkern Druck der Presse aushal- renden metallenen Lettern. Zu den ersten, schon recht saubern Drucken gehören die lateinischen Bibeln, deren eine damals immer noch mit 100 Gulden bezahlt wurde. Der Druck der ersten lateinischen Bibel rührt aus dem Jahre 1456 her, der des ersten deutschen Buches aus dem Jahre 146t. — Die Vollkommenheit der jetzigen Druckweise besteht vorzüglich nur in der unglaublichen Schnelligkeit, mit welcher jetzt Tausende von Exemplaren eines Buches, das einmal gesetzt ist, in wenigen Stunden geliefert werden können; außerdem übertrifft der jetzige Druck den aus dem 15. und 16. Jahrhunderte im Ganzen auch an Schönheit. 37. Friedrich der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz. Die Söhne des deutschen Kaisers Ruprecht von der Pfal, (1400—1410) theilten nach dem Tode ihres Vaters deffen Besitzungev unter sich und stifteten dadurch mehrere Linien der pfälzisch-wittels- öachischen Regentenfamilie. Die wichtigsten derselben waren die Kurlinie und die zweibrückische Herzogslinie. In der Kurpfalz hinterließ Kurfürst Ludwig einen einzigen un- mündigen Sohn, der beim Tode seines Vaters (1449) erst 13 Mo- nate alt war. Diesen Umstand suchten die Vettern des Kindes, wie auch treulose Lehensmänner und neidische Nachbarn der Kurpfalz, zur Schmälerung seines Erbes zu benutzen. Daher ergriff der Oheim desselben, Friedrich, als Vormund, die Zügel der Regierung. In allen seinen Handlungen zeigte er eine seltene Stärke des Geistes, verbunden mit kühner Entschloffenheit und mit einem edeln, großmüthigen Sinne. Er schaffte in der Pfalz die Fehmgenchte ab und errichtete dafür in seiner Residenz Heidelberg ein Oberhofgericht. Besonders aber that er sich durch seine verbesserte Kriegseinrichtung hervor, wo- durch er das Land dem Untergange entriß und sich in einer Reihe von Kämpfen den Beinamen des „Siegreichen" verdiente. Auf den Wunsch der Stände des Landes übernahm er selbst die Kurwürde, um als wirklicher Kurfürst den Anmaßungen seiner Gegner nachdrucks- voller begegnen zu können. Mit einer ausgewählten Schaar Krieger demüthigte er sodann den Raubadel im Odenwald und in den Vo- gesen, besiegte den Herzog von Zweibrücken, den Grafen von Leiningen und andere, ja er nahm in der siegreichen Schlacht bei Seckenheim (1462) den Grafen Ulrich von Württemberg, den Markgrafen von Baden und seinen Bruder, den Bischof von Metz, nebst 350 Grafen

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. VII

1864 - Essen : Bädeker
Vorwort zur zweiten Auflage. .Kaum sind seit dem Erscheinen dieses Buches 6 Monate vor- flössen, und schon hat dasselbe in so viele protestantische Schulen Bayerns Eingang gefunden, daß eine zweite Auflage nöthig geworden. Dieselbe ist insofern eine verbesserte, als — außer der Entfernung eingeschlichener Druckfehler — in Folge mehrfach einge- gangener Wünsche von Schulinspektoren und Lehrern in der Geographie und Geschichte Bayerns einige Berichtigungen und Zusätze Statt gefunden haben, wobei freilich von Seite 253 bis 272 eine Abweichung der laufenden Nummern nicht vermieden werden konnte, eine kleine Unbequemlichkeit, die einer Verbesserung des Buches gegenüber um so weniger in Betracht kommen durfte, als sie nur beim gleichzeitigen Gebrauch der gegenwärtigen und der ersten Auflage vorhanden — also vorübergehend ist: da weitere erhebliche Änderungen bei folgenden Auflagen nicht vorkommen werden. — Das hinzugefügte alphabetische Register: a. der Gedichte, b. der Lieder und e. der Räthsel wird gewiß als eine willkommene Zugabe erscheinen. Essen, im Januar 1863. O. P. Aädeker.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 67

1864 - Essen : Bädeker
67 Rheines, Maines und Neckars, ist Darmstadt mit den bedeutendsten Orten Deutschlands in Verbindung gebracht. Größer als Darmstadt und für den Handel weit wichtiger ist die alte, am Einfluß des Mains in den Rhein gelegene Stadt Mainz, die Hauptstadt der Provinz Rheinhessen. Sie liegt selbst in schöner Gegend, ist zugleich der Mittelpunkt der Dampfschifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, so wie auf dem Main, welche von den Reisenden viel benutzt wird, um die schönen Aussichten an beiden Flüssen zu genießen. Auch liegt Mainz mitten in dem Bezirke, wo die Rhein- weine wachsen, auf der einen Seite der Rheingau, auf der andern die Pfalz. Natürlich also, daß von hier aus viele Versendungen von Wein geinacht werden. — Auf einem freien Platze der Stadt steht das Standbild des Johann Guttenberg, eines geborneu Mainzers, welcher ums Jahr 1440 die Vuchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat man sein Andenken geehrt; denn ohne seine Erfindung würden wir noch in derselben Unwissenheit leben, wie andere Völker, welche keine oder wenige Bücher haben. — Am wichtigsten ist Mainz jedoch als gemein- schaftliche Festung aller Staaten Deutschlands. Um nämlich in einem Kriege mit Frankreich die Franzosen am Rhein aufzuhalten und das Innere von Deutschland zu schützen, haben die deutschen Regierungen mehrere Festungen für gemeinschaftliche oder Bundesfestungen erklärt, von denen Mainz die bedeutendste ist. Sie ist von öster- reichischen und preußischen Soldaten besetzt. (Die übrigen Bundes- festungen sind: Luxemburg im Großherzogthum Luxemburg, Landau in Rheinbayern, Rastadt in Baden und Ulm in Würtem- berg.) — Von den Städten des Großherzogthums Hessen verdienen aber hier noch besonders erwähnt zu werden: die Uni- versitätsstadt Gießen — und das uralte Worms, eine der geschicht- lich merkwürdigsten Städte Deutschlands, häufig Residenz Karls des Großen und berühmt durch den Reichstag (1521), auf wel- chem Ur. Martin Luther vor Kaiser und Reich das herrliche Bekenntniß seines Glaubens ablegte. — An Worms knüpft sich auch die uralte Sage von Siegfried, dem Starken. Die kleine Landgrafschaft Hessen-Homburg (7*/2 Quadratmeile mit 26,000 Einwohnern) liegt an der südwestlichen Grenze des nörd- lichen Theiles vom Großherzogthum Hessen. Getrennt von Hessen-Hom- burg, aber dazu gehörend, lieat an der südöstlichen Grenze der preußischen Rheinprovinz noch ein kleines Stück Land mit der Stadt Meisen heim. — Das Merkwürdigste in der eigentlichen Landgrafschaft ist das vor- treffliche Mineralbad zu Homburg, wo sich zahlreiche Fremde sam- meln, um durch den Gebrauch des Gesundbrunnens und durch den Aufent- halt in der schönen Umgebung ihre Gesundheit zu stärken. 40. Der hörnerne Siegfried. Siegfried, ein Königssohn aus kanten am Rhein, war so stark und muthig, daß ihm die Zeit zu lange währte, bis ihm sein Vater 5*

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 220

1864 - Essen : Bädeker
220 Rom: der damalige Papst Johann Xxiii. that ihn in den Bann. Das vermehrte die Zahl und den Eifer feiner Anhänger. Damals gab es zu gleicher Zeit drei Päpste, die sich einander verdammten und verfluchten und die ganze Christenheit mit dem In- terdikt belegten, d. h. es durfte kein Gottesdienst gehalten, keine Glocke geläutet, keine Ehe eingesegnet werden u. dgl. Diesem Ärgcr- niß ein Ende zu machen, veranlaßte der Kaiser Sigismund ein all- gemeines Concil, das im Jahre 1414 zu Kostnitz oder Konstanz am Bodensee sich versammelte. Zuerst wurden die drei Päpste abgesetzt und dann sollte Huß vernommen werden. Dem hatte der Kaiser Si- * gismund freies Geleit versprochen, und er sollte sich frei verantworten dürfen. Aber kaum war er am 3. Nov. angelangt, so wurde er ge- fangen. gesetzt. Man forderte, er solle widerrufen, und da er die Wahrheit nicht verleugnen wollte, so wurde er verurtheilt, als Ketzer lebendig verbrannt zu werden. Vergebens berief er sich auf das kai- serliche Geleit. Einem Ketzer dürfe auch der Kaiser nicht Wort halten, behaupteten die Kirchenlehrer. Nun stieg er, geschmückt mit einer pa- piernen Kappe, auf welcher Teufel gemalt waren, mit gläubigem Muthe auf den Scheiterhaufen, sing mit Heller Stimme an zusingen und starb betend. Seine Asche wurde in den Rhein verstreut. Das ge- schah am 6. Juli 1415; sein Geburtstag war auch sein Todestag. „Jetzt bratet ihr eine Gans (Huß), aber nach hundert Jahren wird aus meiner Asche ein Schw an aufsteigen, den werdet ihr nicht über- mögen" — soll der heilige Märtyrer geweissagt haben. Ein Jahr darauf wurde daselbst auch Hieronymns von Prag verbrannt (30. Mai). Als man die Anhänger dieser Wahrheitszeugen mit den Waffen über- wältigen wollte, brach der schreckliche Hussitenkrieg aus (1420—1434), der Deutschland verheerte und nur dadurch zu Ende gebracht werden konnte, daß der Papst den Hussiten den Genuß des Kelches im h. Abendmahle gewährte. — Die wahren Anhänger des Huß sonderten sich später (1457) ab, nannten sich Brüder, und suchten nach dem Vorbilde der apostolischen Gemeinde zu leben. In Deutschland wurde seitdem das Verlangen nach einer „Reforma- tion der Kirche an Haupt und Gliedern" immer dringender und allgemeiner. Aber es wurde nur zu bald offenbar, daß eine solche von Päpsten und Kirchenversammlungen nicht zu erwarten fei. Auch war das Verderbniß so allgemein und so tief eingewurzelt, daß es mit Beschlüsien und Gesetzen nicht beseitigt werden konnte; es mußte gründ- lich geholfen weiden, das Maß erst voll und die Zeit erfüllet sein. 36. Erfindung d^s Schießpulvers und der Buchdruckerkunst. (1350. —1-140.) Zwar soll in Deutschland schon im 12. Jahrhundert das Pulver zur Sprengung des Gesteins im Harz gebraucht worden sein. Damit war es aber noch nicht für den Krieg erfunden und also eigentlich

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 366

1864 - Essen : Bädeker
366 18. Die Dampfmaschine. Eine der grossartigsten und nützlichsten Erfindungen, die der rastlos forschende und unaufhaltsam weiter strebende menschliche- Seist in der neueren Zeit gemacht hat, ist ohne Zweifel die Erfin- dung der Dampfmaschinen. Die Eigenschaft des Wassers, durch Wärme in Dampf sich aufzulösen, hat Anlass zu dieser Erfindung gegeben Man bemerkte nämlich durch fortgesetzte Beobachtungen dass das Wasser, wenn man cs über dem Feuer in Dlmst oder Dampf verwandelt, einen sechszehnhundertmal grösseren Raum verlangt, als es im tropfbar flüssigen Zustande einnimmt. Man gewahrte ferner, dass die Wassertheilchen, wenn sie in Dampf übergehen, sich mit grosser Kraft auszudehnen streben. Auf diese Wahrnehmung fussend. ist man endlich auf den Gedanken gekom- men , die ungeheure Kraft des Dampfes den Menschen dienstbar zu machen, und ein Engländer, Namens James Watt (geb. 1736), war der erste, der die Dampfkraft zum Treiben einer Maschine genau regelte. Natürlich war dieser Versuch, wie bei jeder Erfin- dung , noch mangelhaft. Doch der menschliche Geist rastet nicht. Hunderte von scharfsinnigen Köpfen sannen über die einmal ange- regte Sache weiter nach, Verbesserungen folgten auf Verbesserungen, und so sehen wir denn jetzt, dass die Dampfmaschine ein mächtiger Ruderer, ein pfeilschnelles, gewaltiges Pferd, ein unermüdlicher Wasserpumper, ein tausendarmiger Baumwollenspinner, ein rastloser Weber, ein ausgezeichneter Müller und, wer weiss, was alles noch ist und sein wird Eine Dampfmaschine ist ein höchst kunstvoll zusammengesetztes Werk, und selbst in der ausführlichsten und sorgtältigsten Beschrei- bung würde dem Leser noch gar vieles dunkel und räthselhaft bleiben. Deshalb möge es hier an folgenden allgemeinen Umrissen genug sein: ln jeder Dampfmaschine muss natürlich zuerst eine Vorrichtung an- gebracht sein, wodurch beständig Wasser in Dampf verwandelt werden kaun. Deshalb befindet sich an jeder solchen Maschine ein grosser, langrunder, festverschlossener Kess(‘l, der ungefähr zu zwei Drittel mit Wasser angefüllt ist. Unter diesem Kessel wird gewöhnlich mit Steinkohlen gefeuert, und so das Wasser darin zum heftigsten Sieden gebracht und in Dampf verwandelt. Dieser Dampf steigt aus dem Kessel durch eine Röhre in einen starken, aus Guss- eisen verfertigten Cylinder, d. h. in ein langes drehrundes Gelass, In diesem Cylinder bewegt der Dampf, indem er, vermöge einer besondern Vorrichtung, abwechselnd bald unten, bald oben einströmt, einen an die Wände des Cylinders ganz eng anschliessenden Kolben abwechselnd auf und nieder. An diesem, fortwährend auf- und nieder- steigenden Kolben ist eine Eisenstange befestigt, die mit dem Kolben auf- und niedergeht. Diese Stange steht mit ihrem obern Ende wieder in Verbindung mit dem einen Ende einer andern, welche, gleich einem Wagebalken auf einem Unterstützungspunkte ruht und wagebalken*

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 154

1864 - Essen : Bädeker
154 rath nicht in die Wuth, welche.zu Grausamkeit verleitet, und die Klug- heit vermag letzt im Kriege mehr, als die rohe Körpcrstärke. Doch weit wichtiger ist das Llei durch die Erfindung des Mainzers Johann Guttenberg geworden. Mit einem geringen Zusatz von Spießglanz, welcher dem allzu weichen Blei etwas mehr 'Härte giebt, wird das sogenannte Lettern gut bereitet, aus welchem die Lettern, worauf sich die Buchstaben befinden, gegofien werden. Durch dieses Mittel, und weil man die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben gar viel tausendmal abdrucken kann, und zwar mit einer unbegreiflichen Geschwindigkeit, ist es möglich geworden, Alles, was ein einzelner Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, unzählig vielen zu lesen zu geben. Nun weiß jeder, der Lesen gelernt hat, ans der Zeitung, was in Rußland, in der Türkei geschieht; er erfährt, wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für neue Waaren die Kaufleute erhalten haben, aber auch, was für Spitzbuben entsprun- gen sind, und wie dieselben aussehen. Was sich aber all' aus Büchern lernen läßt, das ist gar nicht aufzuzählen; denn kein Mensch lernt jemals aus. Bücher giebt es jetzt in allen Häusern; ohne Blei und Buchdruckerkunst wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, selbst den wohlhabenden. Und ich glaube, nicht der hunderffte Theil von den Menschen, welche jetzt lesen und schreiben können, hätten dies gelernt, wenn es keine gedruckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe. Wenn das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich geworden ist, so hat man nicht nöthig, erst anzuführen, daß es auch zu Brunnenröhren gebraucht wird, und daß die weiße Ölfarbe aus Bleiweiß, einer giftigen Verkalkung des Blei's, bereitet wird. 8ä. Geschichte eines Fingerhntes. Wenn der stählerne Fingerhut seine Geschichte erzählen könnte, würde er also sprechen: Vor nicht langer Zeit lag ich tief, tief in der Erde in einem langen, dunkeln Gefängnisse. Ein ganzes Heer von Fingerhüten, die jetzt wohl in alle Welt zerstreut sein mögen, waren meine Kameraden. Aber keiner konnte zu dem andern kommen, jeder mußte für sich bleiben. Wir waren damals noch unansehnliches Eisengestcin und lagen regungslos zwischen den meilenlangen Felswänden unseres Gefängnisses wie hineingegossen da. Wären wir nicht ans Tageslicht gekommen, wir wären immer starres Gestein geblieben. Lange, ach gewiß viele tausend Jahre, mochten wir so dagelegen haben, als wir einstens ein Pochen an der dicken Wand unseres Kerkers vernahmen. Es war so taktmäßig, wie das Picken der Wanduhr hier in der Stube. Gern hätte ich erfah- ren, was das sei; denn obwohl ich damals noch kein Fingerhut mit vielen Augen war, so war ich doch schon etwas neugierig. Zu Zeiten hörte das Picken und Pochen auf; aber dann erdröhnte ein gewaltiger Donner, daß wir alle zitternd zusammenschraken, die Gesängnißmauern mit. Das Klopfen kam mit jedem Tage näher, und eines Tages ver- nahm ich es ganz dicht vor meinen Ohren. Ehe ich's mich versah,

8. Realienbuch - S. 304

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
304 228. Die Hohenzollern. 229. Erfindungen im Mittelalter. 228. Die Hohenzollern. Die Grafen von Hohenzollern waren ein schwäbisches Adels- geschlecht, dessen Stammburg bei Hechingen steht. — In der letzten Hälfte des 12. Jahrhunderts vermählte sich Friedrich von Hohen- zollern mit der Erbtochter des Burggrafen von Nürnberg und wurde nach dem Tode desselben mit der Burggrafenwürde betraut (1210), die fortan bei seinen Nachkommen verblieb. — Die Hohenzollern erwiesen sich stets als treue Freunde der deutschen Kaiser, und diese wandten ihnen reiche Gunst zu. Rudolf von Habsburg und Ludwig der Bayer waren Freunde der Burggrafen von Nürnberg. Das Streben der letzteren nach Yergröfserung ihrer Hausmacht war deshalb von bestem Erfolge gekrönt. Als im Jahre 1248 der letzte der Grafen von Andechs, welche sich auch Herzoge von Meran nannten und den nördlichen und nordöstlichen Teil des heutigen Oberfrankens besessen hatten, auf seiner Burg bei Weis- main ermordet worden war, vererbten sich viele Meran’sche Be- sitzungen (darunter Bayreuth) an den Burggrafen Friedrich Iii. von Nürnberg; der übrige Teil derselben fiel dem Bistum Bamberg zu. Burggraf Friedrich V., welcher i. J. 1356 zur Reichsfürsten- würde erhoben wurde, teilte sein Land unter seine beiden Söhne Johann und Friedrich Yi. Dieser erhielt das „Land unterhalb des Gebirgs“ — Kadolzburg-Ansbach und jener das „Land oberhalb des Gebirgs“ — Kulmbach-Bayreuth. Die Burg zu Nürnberg blieb beiden gemeinsam. Friedrich Vi.*) vermählte sich mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern-Landshut, welche die Stammutter des Hohenzollern’scheu Königs- und nunmehr deutschen Kaiserhauses wurde. Elisabeth, ihrer Schönheit wegen allgemein die „schöne Else“ genannt, zeichnete sich durch Verstand, Klugheit und Ent- schiedenheit aus, so dass sie in Abwesenheit ihres Gemahls in treff- licher Weise die Regierung führte. — Als Friedrich Vi. i. J. 1415 von Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg belehnt worden war, nannte er sich „Kurfürst von Brandenburg“. Im Jahre 1701 nahm der Kurfürst von Brandenburg mit Zustimmung des deutschen Kaisers den Titel „König von Preussen“ an. 229. Erfindungen im Mittelalter. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters wurden mehrere Erfindungen gemacht, welche für die weitere Ent- wicklung des Menschengeschlechts von hoher Wichtigkeit waren und als Vorboten des Überganges in eine neue Zeit an- zusehen sind. I. Die wunderbare Eigenschaft der Magnetnadel, daß sie nach Norden zeigt, war schon frühe verschiedenen Völkern bekannt; aber erst als der Italiener Gioja (sprich Dschöja) dieselbe im Anfange des 14. Jahrhunderts auf die *) Friedrich Vi. erbte nach dem Tode seines Bruders Johann das Gebiet Kulmbach-Bayreuth 1420.

9. Realienbuch - S. 306

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
306 230. Kaiser Maximilian I. (1493-1519). Dienst des Erzbischofs Adolf zu Mainz und starb am 24. Februar 1467. Schösser erfand die zur Herstellung der Lettern geeignete Metallmischung und die Druckerschwärze und wählte gegossene Lettern statt der geschnittenen hölzernen, deren sich Gutten- berg bedient hatte. Die Kunst des Buchdruckes blieb ein Geheimnis, bis im I. 1462 Mainz erobert und Fausts Werkstätte zerstört ward. Die Gesellen desselben, vorher wie Gefangene ge- halten, flohen jetzt nach allen Gegenden Deutschlands und legten Druckereien an. Außerdem erhielt die Verbreitung der Bücher eine wesentliche Förderung durch die Anwendung des Baumwollen - und Leinenpapiers statt des teuern Pergaments. 230/ Kaiser Maximilian I. (1493-1519). Maximilian I. aus dem Habsburgischen Hause war ein vortrefflicher Regent. Schon als Jüngling hatte er durch seine herrliche Gestalt, durch sein offenes, freundliches Wesen und durch den Liebreiz seiner Sitten allgemeine Achtung und Zuneigung gewonnen, und als Mann zierten ihn ritterlicher Sinn, Tapferkeit, unerschrockener Mut und ein empfänglicher Sinn für alles Große und Schöne. Eine der wohlthätigsten Anstalten, die Deutschland Kaiser Max zu danken hat, sind die Posten. In früherer Zeit wurden Briefe von einer Handelsstadt zur andern' durch reitende Boten, Pakete und Personen durch Lohn- kutscher befördert. Briefe in das Ausland, sowie an Orte, die nicht an der Straße lagen, mußten durch eigene Boten oder gelegentlich abgesendet werden, was teils sehr kostspielig, teils unsicher war. Maximilian errichtete 1516 (zuerst zwischen Wien und Brüssel) regelmäßige Postverbindungen, welche sich nach und nach über ganz Deutschland verbreiteten und immer mehr vervollkominnet wurden. Durch seine Vermählung mit der einzigen Tochter des Herzogs von Burgund und durch die Heiraten seines Sohnes Philipp und seines Enkels Ferdinand fielen Burgund, die Niederlande, Spanien (mit den neu entdeckten Ländern in Amerika) und das Königreich Ungarn an das Haus Habsburg. So hatte dasselbe sich ein Reich erworben, in welchem, wie man sagte, die Sonne nie unterging.

10. Realienbuch - S. 305

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
229. Erfindungen im Mittelalter. 305 Schiffahrt anwandte, kam sie allgemein in Gebrauch. Ohne den Kompaß hätte die Schiffahrt wie vorher auf das Mittelmeer beschränkt und Küstenfahrt bleiben müssen: mit diesem Polweiser war aber die Fahrt in das freie Weltmeer möglich gemacht und der Weg zur Entdeckung neuer Länder gebahnt. (Entdeckung von Amerika durch Christoph Kolumbus i. I. 1492.) Ii. Das Schießpulver, dessen Erfindung gewöhnlich dem deutschen Mönche Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben wird, und das seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Anwendung kam, veranlaßte einen vollständigen Umschwung der Kriegführung. Der Wert der Rüstungen und der Waffen des Rittertums wurde durch die weittragenden Geschosse verringert, und allmählich bildete sich eine neue Kriegskunst aus. Iii. Auf die geistige Ausbildung der Menschen war die Erfindung der Buchdruckerkunst von großem Ein- flüsse. Sie wurde durch die Formschneidekunst vor- bereitet. Man schnitt nämlich Bilder von Heiligen, einzelne Wörter, ja mehrere Sätze in hölzerne Täfelchen, bestrich dieselben mit Farbe und druckte sie daun auf Pergament oder Papier ab. Zum Abdrucke eines geschriebenen Buches waren deshalb so viele Holztafeln nötig, als das Buch Seiten zählte. Da kam ein Deutscher, Johann Gutten- berg, 1397 in Mainz geboren, während seines Aufent- haltes in Straßburg auf den Gedanken, die einzelnen Buchstaben auf hölzerne Stäbchen zu schneiden und zu Wörtern zusammenzusetzen. In Verbindung mit dem Mainzer Goldschmied Fust oder Faust, der das zu den Arbeiten nötige Geld gab, und mit dem Bücherabschreiber Peter Schöffcr brachte Guttenberg die neue Erfindung bald zu solcher Vervollkommnung, daß 1456 eine lateinische Bibel gedruckt werden konnte. Aber dem Erfinder war es nicht vergönnt, den Lohn seiner Anstrengungen zu genießen. Faust zerfiel mit ihm, ließ sich durch das Gericht für seine Geld- vorschüsse alle Lettern und Gerätschaften zusprechen und führte dann mit Schöffer, dem er seine Tochter vermählte, das Begonnene in größerem Maßstabe weiter fort. Durch die Unterstützung eines Mainzer Ratsherrn wurde zwar Guttenberg von neuem in den Stand gesetzt, sich eine Presse zu beschaffen; doch hatten die bittern Erfahrungen die Frische und Kraft seines Lebens gebrochen. Er trat später in den
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