106
Von Martin Luther.
Das Ei des Die letzten Lebensjahre brachte Colnmbus in Spanien zu. Es gab Columbus. ktc den khnen Entdecker bewunderten und verehrten, viele Neider und Hasser aber meinten, jeder andre habe solche Fahrten auch unter-nehmen knnen. Als einst Columbus bei einem Gastmahle solche ab-sprechende Worte hrte, lie er sich, so wird erzhlt, ein Ei bringen und sagte: Jeder versuche, dies Ei auf die Spitze zu stellen." Keinem gelang es, da drckte Columbus dem Ei die Spitze ein, und so blieb es stehn. Ja, so htten wir es auch fertig gebracht", meinten die andern. Gewi, gekonnt httet ihr es schon", entgegnete Columbus, ich aber habe es getan; bers Meer httet ihr auch segeln knnen, aber ich habe es ge-wagt." Da schwiegen die Neider, das Ei des Columbus" hatte sie belehrt, da sie Maulhelden waren.
Mehr und mehr wurde im fernen Westen Land entdeckt, und bald wurde es zur Gewiheit, da Columbus nicht Indien, sondern einen neuen Erdteil gefunden hatte. der denselben verffentlichte der Italiener Amerigo und Aluengo die ersten Berichte, aus seinem Namen ist auf Vorschlag eines Amerika. deutschen Gelehrten der Name Amerika abgeleitet worden.
13.
Von Martin Luther.
Luthers Wohl ein jeder kennt den teuern Gottesmann Martin Luther.
Jugend.^ rauchgeschwrzten Eisleben im Mansfeldischen steht ein altes Haus, daran verkndet eine Tafel: In diesem Hause wurde geboren Dr. Martin Luther den 10. November 1483.
Eisleben, Er war armer Leute Kind, eines Bergmanns Sohn. Der alte Hans Luther war mit seinem Weibe aus Thringen nach Eisleben ge-kommen, um bessern Verdienst zu finden; aber die drckende Armut wich auch hier nicht von ihm. Erst spter kam er in Mansseld zu einigem Wohlstand.
Martins Jugendjahre waren nicht wonnig. Die Eltern meintcn's herzlich gut mit ihrem ltesten, waren aber sehr streng, wegen kleiner Vergehen wurde er hart gestupt". Als der Vater merkte, da Martin ein kluger Kopf sei, nahm er sich vor, ihn etwas Rechtes lernen zu lassen. Er schickte den Kleinen in die Schule; waren die Wege mit Schnee be-deckt, trug er ihn wohl auf den Armen hin. Auch bei dem strengen Lehrer lernte der Knabe die Rute kennen.
Eisenach. Spter tat der Vater den Knaben auf die Lateinschule, zuerst nach Magdeburg, dann nach Eisenach. Auch hier war die Armut sein Ge-fhrte. Da sang er mit armen Kameraden unter Fhrung eines Lehrers
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120
Vom Groen Kurfrsten und von Johann Georg Hi.
Den Brger, der in gedrckter Stimmung einherging, ermunterte er zu neuem Tun und gab ihm Geld, damit er ein Geschft oder eine Fabrik anlege. Er selbst errichtete Glashtten und Eisenwerke, und viele folgten seinem Beispiele. Wo es ntig war, baute er neue Straen und lie darauf regelmig die Post verkehren; auch fr knstliche Wasser-Wege sorgte er, damit der Kaufmann schnell und billig seine Waren von einem Ort zum andern befrdern knne.
6rgi$T . Dabei schweifte sein weiter Blick der die Grenzen seines Landes Flotte. hmaus: mit berseeischen Lndern wollte er Handel treiben, das war seit langem sein Wunsch. Ein Hollnder rstete ihm Schiffe aus, und ball flatterte die weie Flagge mit dem roten Adler Brandenburgs auf dem Weltmeere.
-st-?-ut,ch- . in'se dieser hlzernen Segler besuchten die ferne Goldkste Afrikas.
Kolonie In Hier erwarb der Befehlshaber von den Negern ein Stck Land und grndete Afrika, die Festung Grotz-Friedrichsburg. Das war die erste deutsche Kolonie,
leider wurde sie spter an die Hollnder Oerkauft.
*
Inzwischen wuchs der bermut des franzsischen Knigs immer mehr. Mitten im Frieden raubte er die deutsche Stadt Straburg. Darnach verlangte er, da seine evangelischen Untertanen katholisch werden sollten. Wer sich nicht fgte, wurde blutig verfolgt. Da lieen Tausende Haus und Hof im Stich und retteten sich mit ihren Angehrigen der die Grenze. ^ertriebnen1 ^er Kurfürst lud sie ein, nach Brandenburg zu kommen, der Franzosen in 20000 fleiige und rechtschaffne - Fremdlinge folgten seinem Rufe; die Brandenburg, ersten begrte der Fürst in Potsdam selbst und wies ihnen Wohnpltze in der Mark, besonders in Berlin an.
Daher kommt es, da in Verlin viele Einwohner franzsische Namen tragen.
Kurfrsten" tzten Lebensjahre des Groen Kurfrsten waren reich an
Tod. Leidenstagen. Im Mai 1688 fhlte er, da sein Ende nahe sei. Er nahm von seiner Familie und seinen Rten Abschied, mit den Worten:
Ich wei, da mein Erlser lebt", verschied er.
* *
*
?orghi. en Groen Kurfrsten nahm sich Sachsens Kurfürst Johann ' 'Georg Iii. zum Vorbilde, auch er meinte, da eine kampfbereite Armee des Staates beste Sttze sei.
Schon als Kurprinz hatten ihn die Erfolge der brandenburgischen Truppen begeistert, die aufgeputzte Garden seines Vaters, die bei den
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburgs Afrikas Afrika Brandenburg Brandenburg Potsdam Berlin
122 Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem tarfen.
gab es nichts Besseres zu essen als in einem Berliner Brgerhause. Und wenn der König sich ein wenig nach der Arbeit erholen wollte, so ging Tabaks, er des Abends ins Tabakskollegium. Da fanden sich Minister und o egium. Generale ein, an einem ungedeckten Tische trank man aus groen Deckel-krgen Bier und rauchte Tabak aus langen Tonpfeifen. Dabei wurde der diese oder jene ntzliche Einrichtung im Staate gesprochen, wohl auch manchmal ein derber Spa gemacht.
Der König. In Potsdam weilte der König am liebsten. Hier arbeitete er Un-
licher^ Arbeiter, ausgesetzt fr das Wohl seines Volkes. Zum Arbeiten sind die Könige geboren", sagte er.
Schon frh um 3 Uhr stand er auf und verrichtete sein Morgen-gebet. Dann setzte er sich an den Schreibtisch, las die Briefe und Ge-suche, die eingegangen waren, und versah sie mit kurzen Randbemerkungen.
Bald erschienen seine Minister und Rte, erstatteten ihm der dies und jenes Bericht und hrten dann aufmerksam zu, wie er es haben wollte.
War das vorbei, so ging der König mit dem festen Vambusstock in der Hand hinunter vors Schlo. Hier sah er zu, wie seine Garde, die langen Kerls", exerzierten, kommandierte wohl auch selbst und war erfreut, wenn die Gewehrgriffe und der Parademarsch klappten; konnte aber auch gehrig schelten, wenn die Leistungen schlecht ausfielen.
Vom Exerzierplatz unternahm er oft einen Gang durch die Stadt. Da wollte er niemand mig sehen; Tagediebe huschten in die Seiten-gassen, wenn sie von weitem den König an dem glitzernden Stern auf der Brust erkannten. Er sah bei seinen Beamten nach, ob sie auch pnktlich und gewissenhaft ihren Dienst taten. Einen faulen Torwchter, der zu lange in den Federn lag, prgelte er aus dem Bette. Den Obst-und Gemsefrauen, die mig auf dem Markt saen, gebot er: Sie sollen nicht Maulaffen feilhalten, sondern sie sollen Wolle und Flachs spinnen, stricken oder nhen." Kam er an einem alten Hause vorbei, so erkundigte er sich nach dem Besitzer, und hrte er, da er vermgend sei, so hie es ohne Widerrede: Der Kerl hat Geld, mu bauen!"
Den brigen Teil des Tages sa der König wieder bei der Arbeit. Er kmmerte sich um alles, besonders aber um dreierlei: das waren seine Bauern, seine Soldaten und die liebe Jugend, die er zwang, in die Schule zu gehen. Wer es nicht sieht, kann es nicht glauben, da ein Mensch in der Welt so viel verschiedne Sachen an einem Tage tun knnte, wie dieser König tglich tut", schreibt ein Mann, der bei Hofe aus- und einging.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. August
Von König Friedrich Wilhelm I. und Kurfürst August dem Starken. ] 25
Kirche der und bewarb sich um die Krone. Er sandte einen gewandten Hfling mit vielem Gelde nach Polen, der bestach damit die Adligen, und sie whlten seinen Herrn zum Herrscher. Mit einer Pracht ohnegleichen wurde die Krnung gefeiert, ein glnzendes Fest folgte dem andern;
gar wohl gefiel den polnischen Groen der neue König, der ihnen so prunkende Theaterauffhrungen, Ballfeste, Feuerwerke, Tierhetzen und Jagden bot. Freilich blieb der König nicht unangefochten im Besitze August im seiner Wrde, im Kriege verlor er die Krone an den jungen, tapfern Schweden. Schwedenknig Karl Xii., und Sachsen mute beinahe unerschwingliche Kriegskosten bezahlen. Kaum aber war Karl von den Russen in einer Schlacht entscheidend geschlagen worden, so nahm Kurfürst August die
polnische Krone Wied an und trug sie bis zu seinem Tode.
*
Meist lebte August der Starke in den polnischen Hauptstdten Augusts Warschau oder Krakau; seltner lie er sich in Dresden sehen, aber ^ra$tiic e-er hat sehr viel zu dessen Verschnerung getan: die Augustusbrcke, die vor kurzem einer hnlichen neuen Brcke gewichen ist, das Japanische Palais, die Frauenkirche mit der mchtigen Kuppel, der herrliche Zwinger sind sein Werk; auch lie er wertvolle Mnzen, Waffen, Bcher, Ge-mlbe und andre Kunstgegenstnde mit Eifer zusammentragen und in den berhmten Sammlungen ausstellen, die noch heute von Fremden aus der ganzen Welt besucht und bewunbert werben. So wrbe Dresben eine wrbige Sttte seines verschwenberischen Hofes. Hier folgte ein Fest dem andern, balb besuchte der König mit seiner glnzenben Hofgesellschaft die prchtigen Opern, bald ging es zu frhlicher Jagd, im Winter gab es wohl auch Schlittenfahrten, zu denen die Bauern erst den Schnee herbeifahren muten. Am denkwrdigsten unter Augusts Festen ist das glnzende militrische Schauspiel, das man das Lustlager bei Zeithain Das Lustlage nennt. 30000 schsische Soldaten in neuen Uniformen manvrierten ba 6et 3e't[)ain-vor vielen geladnen Frstlichkeiten. Des Abends wurden kostbare Feuer-werke abgebrannt, feuerspeiende Wale und Delphine schwammen babei in der Elbe herum. Zulegt wurden die Soldaten bewirtet und muten nach der Mahlzeit auf Kommando ihre Holzteller in die Elbe schleudern.
und damit auch das zuschauende Volk nicht zu kurz kam, wurde ein
riesiger Kuchen von 8 m Lnge unter dasselbe verteilt.
*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. August August Schwedenknig_Karl_Xii Karl Karl Karl August August Augusts Augusts
Von Friedrich dem Groen.
127
nach Sddeutschland, wohin der Kronprinz den König begleitete, sollte der Fluchtplan ausgefhrt werden.
In der Nacht vorher aber wurde alles dem Könige verraten. Er lie den Sohn sofort verhaften; von dessen Gefhrten geriet aber blo der Leutnant von Katte in des Knigs Gewalt.
Soldaten muten den gefangnen Kronprinzen nach der Festung Friedrich in Kstrin bringen, dort lie ihn der erzrnte Vater einsperren. Ein Kustrm. Kriegsgericht von alten Generalen sollte nach dem Willen des Knigs die Ausreier verurteilen. Die Richter beschlossen, Katte auf Lebenszeit ins Zuchthaus zu stecken, aber der den Kronprinzen, ihren zuknftigen Herrn,
wagten sie kein Urteil zu fllen.
Der König aber lie den jungen Katte vor den Augen des Krn-Prinzen enthaupten, während dieser lngre Zeit hinter vergitterten Fenstern sitzen mute. Hier hatte er Zeit, darber nachzudenken, da er sehr unrecht gehandelt habe. Die Reue erfate sein Herz, und er bat den Vater um Verzeihung.
Der Vater befreite ihn endlich aus der Haft; doch lie er ihn noch nicht an den Hof kommen, sondern befahl, da er noch in Kstrin bleibe und bei der Verwaltungsbehrde der Provinz, d. i. der Kriegs- und Do-mnenkammer, arbeite. Den ganzen Tag las oder schrieb nun der Krn-Prinz Berichte. Da wurde ihm klar, was es heie, ein Kriegs Heer imstande zu halten und auf den kniglichen Gtern sparsam und ersprielich zu wirtschaften. Dabei lernte er einsehen, da sein Vater ein trefflicher Regent sei, dem das Wohl seiner Untertanen gar sehr am Herzen liege.
So wurde er auch ein andrer Mensch, nahm sich den König zum Vorbild und tat alles, was dem Vater Freude machte.
Niemand war froher als der König. Er ernannte ihn zum Obersten Friedrich in eines Regiments und schenkte ihm das Lustschlo Nheinsberg. Er zrnte Rheinsberg. auch nicht mehr, wenn der Kronprinz auf seinem Schlosse musizierte und Theater spielte, franzsische Bcher las und franzsische Gedichte verfate.
Und als der König endlich voller Schmerzen den Tod erwartete,
da sagte er mit brechender Stimme: Mein Gott, ich sterbe zufrieden,
weil ich einen so wrdigen Sohn zum Nachfolger habe."
*
Friedrich Ii. war kurze Zeit König, da kam von Wien die Kunde: König Friedrich der deutsche Kaiser ist gestorben, und seine Tochter Maria Theresia tritt Kaiserin Maria die Herrschaft in den sterreichischen Landen an. Theresia.
Der König hatte in alten Urkunden gefunden, da Teile von Schlesien, die sterreich besa, eigentlich zu Preußen gehrten. Ein
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Extrahierte Ortsnamen: Sddeutschland Lustschlo_Nheinsberg Rheinsberg Wien
Von Friedrich dem Groen.
129
Der aber erhielt heimlich Kunde von dem Vorhaben seiner Feinde und rckte im Herbste 1756 mit grter Schnelligkeit durch Sachsen gegen die sterreicher vor. Seine Absicht war, diese zu besiegen, ehe die brigen Feinde herankamen.
Bei Pirna stand das schsische Heer: es zog sich vor dem Preuen-knige nach dem Fue des Liliensteins zurck und erwartete auf der Ebenheit" sterreichische Hilfe. Aber Friedrich schlug das Entsatzheer und zwang die Sachsen zur Ergebung.
Bei Prag besiegte er im Mai 1757 die sterreicher in blutiger Schlacht, doch verlor er seinen tapfern Feldmarschall Schwerin.
Bald darauf verdarben ungeschickte Heerfhrer dem Könige bei Kolin Kolin 1757. die Schlacht, schsische Reiter auf sterreichs Seite ersphten die Fehler der preuischen Generale und zersprengten die ermatteten Gegner.
Als die brigen Feinde hrten, da Friedrich auch zu besiegen sei,
rckten sie von Osten, Norden und Westen gegen ihn vor; eine sterreichische Heeresabteilung plnderte sogar Berlin.
Die Sache stand fr Friedrich schlimm, aber er verzagte nicht.
Zuerst wandte er sich gegen die Franzosen, die vom Rhein her durch Thringen anmarschierten. Zu ihnen gesellte sich die Reichs armee,
meist untaugliches Gesindel in Uniformen, das der Kaiser aufgeboten hatte.
Bei Robach stieen sie auf Friedrichs kleines Heer. Vom Ro- Robach 1757. bacher Schlosse aus beobachtete der König den anrckenden Feind. Dann lie er das Lager abbrechen und seine Truppen abmarschieren. Das deuteten ihm die Franzosen als Furcht und suchten Friedrich zu umzingeln. Sie zogen dazu an einer langgestreckten Anhhe hin. Mit einem Schlage wollten sie dem Kriege ein Ende machen, so prahlten sie. Auf einmal erdrhnte der Boden von Rosfeshufen, und der die Hhe kam's wie Wind und Wetter herangebraust. Das war der verwegne General Scydliiz mit seinen Krassieren, die hieben auf die entsetzten Franzosen ein, da es eine Art hatte. Dazu lieen die preuischen Kanonen und Gewehre ihre Stimme erschallen. Da flohen die Feinde wie Hasen und hrten mit dem Laufen vor Abend nicht auf. Unser grtes Glck war, da es Nacht wurde, sonst wre, bei Gott, nichts davongekommen," schrieb der Fhrer der Reiausarmee" an den Kaiser.
Die Freude der diesen Sieg war bei allen Deutschen groß, im Lager und auf den Gassen sang man:
Und wenn der groe Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen,
So luft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen."
Sehfert, Gcschichtl. Erzhlungen (Sachsen, Ausgb. B.). 9
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Von Friedrich dem Groen.
131
Noch fnf Jahre lang fhrte der König seine braven Grenadiere und seine flinken Reiter gegen den Feind: er siegte in manch heier Schlacht,
er verlor auch manches Treffen. -Einmal, bei Kunersdorf war's, sah Kunersdorf, es aus, als gehe es mit Friedrichs Macht zu Ende; jedoch er raffte sich nach dem furchtbaren Schlage wieder auf.
Endlich zogen sich die Russen vom Kriege zurck, da lie auch die Kaiserin vom Kampfe ab. Im siebenten Jahre des Krieges wurde auf dem schsischen Jagdschlosse Hubcrtusbnrg Friede geschlossen. Friedrich Friede zu
behielt Schlesien. Hubenusburg.
*
..Mit Sing und Sang" kehrten die Krieger heim und ruhten von den Mhen des Feldzuges aus; aber fr den König gab es keine Ruhe und Erholung, sondern alle Hnde voll zu tun.
Bald weilte er wieder in seinem Schlosse Sanssouci, das bei Friedrich Ut Potsdam in einem herrlichen Parke liegt und das er sich vor Jahren ^3ro^e in hatte erbauen lassen. Einst waren hier gelehrte Männer und Knstler ^an*'oucl" als Freunde des Knigs aus- und eingegangen und hatten an seiner Tafel gesessen. Aber einige waren gestorben, andre in die Ferne gezogen, und neue mochte er nicht erwerben. Mehr und mehr ward es einsam um den König, nur zwei zierliche Windspiele waren bestndig um ihn.
Am frhen Morgen schon erhob sich der König vom Lager; in Uniform, gestiefelt und gespornt, betrat er das Arbeitszimmer. Er las die eingegangnen Briefe und sonstigen Schriftstcke. Darin baten wohl verarmte Bauern um Saatkorn oder um ausgediente Soldatenpferde;
Brger erflehten eine Beihilfe, um ihre niedergeschossene Stadt wieder aufzubauen; einem andern war vor Gericht unrecht geschehen: allen half der König; denn er meinte, dafr sei er da.
Alsbald erschienen seine Rte vor ihm und hielten ihm Vortrag der dies und das, was im Heere oder sonst im Lande vorgegangen war.
Er hrte aufmerksam zu und entlie sie trt neuen Aufgaben.
Nach all dem Tun gnnte sich der König einen kleinen Spaziergang im Parke, oder er griff zu einem Buche oder blies die Flte. Bald nach Tische sa er wieder bei der Arbeit, und oft sah die spte Nacht den Nimmermden noch am Schreibtische sitzen.
In jedem Jahre war Friedrich eine Anzahl Wochen auf Reisen Friedrich und schaute nach, wie es in seinem Lande stehe. auf Reisen im
. Beim Bauer erkundigte er sich nach den Ertrgen des Ackers, beim Kaufmann, ob das Geschft gut gehe. Er besuchte Fabriken, lie sich das gewebte Tuch und die gefertigte Seide zeigen. In einer andern
9*
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132
Aus der Napoleonischen Zeit.
Gegend forschte er nach, wie weit der Kanal fertig sei, den er zur Ver-bindnng zweier Flsse bauen lie; dann lie er an einer andern Stelle den Wagen halten und berzeugte sich, da die weiten Smpfe ent-wssert wurden, die an den Ufern mehrerer Flsse entstanden waren.
Jedes Jahr hielt der König auch groe Manver mit seinen Sol-baten ab, und wo es galt, fr das Wohl seiner Krieger oder alter Invaliden etwas zu tun, da war er immer bereit und sparte nicht.
Nur selten kam er nach Berlin. Wenn ihn die Berliner auf seinem Schimmel daherreiten sahen, so rissen sie die Hte vom Kopfe, blickten ihm lange nach, sagten wohl auch: Er sitzt recht gebckt zu Pferde, Der Alte die bsen Kriegsjahre haben ihn vor der Zeit alt gemacht", und nannten ' ihn den Alten Fritzen".
Die Straenjungen schwenkten ihre Mtzen, umjubelten ihn und liefen neben dem Pferde her. Als sie es eines Mittwochs zu bunt trieben, hob er seinen Krckstock und rief ihnen zu: Macht, da ihr in die Schule kommt!" Da lachten sie zu ihm hinauf: Der Alte Fritz will König sein und wei nicht einmal, da Mittwoch Nachmittags keine Schule ist." Darbex freute sich der König.
Friedrichs Tod. Im hohen Alter wurde er schwerkrank. Aber wenn auch bse Gicht-schmerzen ihn plagten, so klagte er nie und arbeitete unermdlich. Schien die Sonne warm, so lie er sich im Rollstuhl auf die Terrasse vorm Schlosse fahren. Da sa der alte Kriegsheld im abgeschabten Waffenrock, ein Bein im hohen Stiefel, das andre mit Binden umwickelt. Kein lieber Verwandter war um ihn, nur sein Kammerdiener stand dabei, jedes Winkes gewrtig.
Im August 1786 starb Friedrich. Wer soll nun die Welt regieren?" soll ein schwbischer Bauer gefragt haben, als er die Kunde vom Tode des groen Knigs vernahm.
19.
Aus der Napoleouischen Zeit.
Unser deutsches Vaterland hat vor 100 Jahren Tage der Knecht-schaft gesehen, davon lat euch erzählen:
^ronbfiten Franzose hatten sich gegen ihren König emprt, ihn gefangen
Resolution" genommen und zum Tode verurteilt. Sein Haupt fiel in Paris unter der Guillotine (Fallbeil). Dasselbe Los traf seine Gemahlin, eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia, und viele seiner Anhnger. Frankreich wurde eine Republik.
Blutdrstige Männer rissen die Herrschaft an sich; wer sich ihnen zu widersetzen wagte, starb unterm Fallbeil.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Friedrichs Paris Frankreich
134
Aus der Napoleonischen Zeit.
alten Seemann Joachim Nettelbeck alle feindlichen Strme ab, und in Graudenz dachte der tapfre General Courbire keineswegs an Er-gebung. Wenn auch Friedrich Wilhelm Iii. nicht mehr König von Preußen sei, in Graudenz sei er noch König, lie er den Franzosen sagen.
Bis der die Weichsel rckte Napoleon siegreich vor. Endlich mute Wilhelm Iii. in den schimpflichen Frieden zu Tilsit willigen. Die Hlfte seines Landes wurde ihm genommen, dazu mute er hohe Kriegskosten bezahlen.
Den schsischen Kurfrsten, dessen Soldaten bei Jena tapfer neben den Preußen gefochten hatten, lockte Napoleon auf seine Seite, schenkte ihm preuisches Land und verlieh ihm den Knigstitel.
Franzsische Soldaten blieben noch lange im Lande. Sie wohnten bei den Brgern und Bauern, erpreten von ihnen viel Geld, verlangten die besten Bissen und behandelten die Einwohner aufs schndlichste. Wer es wagte, die Franzosen und ihren Kaiser zu schmhen, der wurde ins Gefngnis geworfen oder gar erschossen.
Da wurde der grimmige Ha gegen die Eindringlinge in den Prenenherzen nur grer.
*
Am meisten litt die edle Knigin Luise unter dem Unglck des Vaterlandes.
S*C Suife^uf die Schreckenskunde von Jena flchtete sie mit ihrem Gemahl nach Ostpreuen. In Knigsberg berkam sie schwere Krankheit, trotzdem lie sie sich weiter bringen; denn Napoleon rckte heran. Ich will lieber in die Hnde Gottes als dieses Menschen fallen", erklrte sie. Bei Sturm und Schneegestber wurde die hohe Kranke, in Betten eingehllt, in einem Wagen fortgebracht; nachts dienten ihr elende Htten am Wege als Her-bergen. Endlich wurde Memel erreicht, wo sie langsam genas.
Noch stand ihr das Schlimmste bevor: der König bat sie, bei Napoleon Frbitte fr Preußen einzulegen. Aus Liebe zum Vaterlande tat sie den schweren Schritt. In Tilsit hatte sie mit dem Eroberer eine Unterredung. Napoleon war hflich zu ihr, er lud sie auch zu Gaste; doch gegen ihre Bitten blieb er taub. Mit den Worten: Sie haben mich grausam getuscht", ging die gekrnkte Knigin von dannen.
Auf ihre Anregung berief nunmehr der König tchtige Männer an Stein, die Spitze des Staates. Da wurde der tatkrftige Freiherr vom Stein Gneisenau.' der erste Ratgeber des Herrschers. Bald wurden den Brgern und Bauern des Landes viele Rechte und Freiheiten verliehen. Sie lernten dadurch ihr Vaterland lieben und sahen ein, da sie Gut und Blut dafr einsetzen muten.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Nettelbeck Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
140 Vom ersten Hohenzollernkaiser.
Nun kehrten friedliche Zeiten zurck. 39 deutsche Staaten, darunter Ter^schesachseu. schlssen sich zum Deutschen Bunde zusammen, in dem der sterreichische Kaiser den Vorsitz fhrte.
In den nchsten Jahren wurden berall die Schden der Napo-leonischen Kriege getilgt: Landwirtschaft, Gewerbflei und Handel wurden gefrdert, und bald war auch Sachsen wieder ein blhender Staat.
in Sachen Sm Saf)re 1831 em^n9 e eine Verfassung, nunmehr hatten Abgeordnete des Volkes, die sich in Dresden zum Landtage zusammenfanden, mit der Regierung gemeinsam der neue Gesetze zu beraten und zu be-schlieen.
20.
Vom ersten Hohenzollernkaiser.
A. Vom Prinzen Wilhelm.
Des Prinzen ^ Am 22. Mrz 1797 schenkte die preuische Kronprinzessin Luise ' m )elt ihrem Gemahl den zweiten Sohn, den Prinzen Wilhelm. Der Vater wurde im folgenden Herbste König. Das Herrscherpaar liebte ein ein-faches, inniges Familienleben. In treuer elterlicher Obhut wuchs der Prinz mit seinen Geschwistern heran, auf dem Platze vor dem Potsdamer Stadtschlosse und auf der Pfaueuinsel tummelten sich .dte Knigskinder oft in frhlichem Spiel.
Flucht vor Mitten in die glckliche Kinderzeit brach das Unglck des Jahres Napoleon. ^gq6 herein. Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt flchteten die Prinzen und Prinzessinnen aus der Hauptstadt. Nach Knigsberg und dann nach Memel ging die Fahrt. Vorbei waren die heitern Stunden, der König in schweren Sorgen, die edle Knigin in Trauer und Trnen um das geknechtete Vaterland. Das waren schlimme Tage fr die kniglichen Kinder, drei Jahre lang.
Endlich kehrte man in das von Franzosen besetzte Berlin zurck. Der Mutter Bald traf die Knigsfamilie der hrteste Schlag: im Sommer 1810 iob' starb die der alles geliebte Mutter. Prinz Wilhelm stand im vier- zehnten Lebensjahre, er empfand den Verlust aufs tiefste.
Der Prinz in Im Jahre 1813 nahten die Tage der Befreiung. Auch Prinz Schlacht" Wilhelm wollte mit ins Feld ziehen; zuerst erlaubte es der knigliche Vater nicht, spter schenkte er den Bitten Gehr. Bald zeigte der Siebzehn-jhrige Mut und Unerschrockenheit mitten im feindlichen Gewehrfeuer, das Eiserne Kreuz sowie ein russischer Orden wurden dem Tapfern dafr zum Sohne.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Luise Wilhelm Napoleon Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Dresden Jena Knigsberg Berlin