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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 20

1912 - München : Oldenbourg
20 Die Zeit Ludwigs Xiv. Im Jahre 1705 geschah auf den großen Kriegsschauplätzen nichts Ernstliches wegen des Thronwechsels in Österreich. Auf Leopold I. folgte dessen älterer Sohn, der lebhafte und tatkräftige Kaiser Joseph I. (1705 bis 1711). Er plante die Vereinigung Bayerns mit den österreichischen Stammlanden und rief dadurch eine Erhebung des bayerischen Landvolkes hervor. Ter Bayerische Befreiungskampf 1705/06. Für das mit unverbrüchlicher Treue an feinem angestammten Fürstenhause hängende bayerische Volk waren mit der Besetzung des Landes durch die Kaiserlichen harte Zeiten hereingebrochen: fast unerschwingliche Kriegssteuern, unerträgliche Quartierlasten, grausame Rekrutenaushebungen it. dgl. drückten schwer auf Bürger und Bauern. Anderseits war der ritterliche und tapfere Kurfürst trotz mancher Schattenseiten allgemein beliebt. Als nun die (damals noch verfrühte) Nachricht umlief, man wolle die kurfürstlichen Kinder nach Österreich wegführen, und ein angebliches Manifest des Kurfürsten dessen baldige Rückkehr und Hufe verhieß, kam der verhaltene Groll zum Ausbruch. „Lieber bayerisch sterben als in des Kaisers Unfug verderben" schallte die Losung durch die bayerischen Gaue. Am Inn errangen die niederbayerischen „Landesdefensoren" unter dem Gerichtsschreiber Plinganser und dem Studenten M e i n d l tatsächlich Erfolge und besetzten einige Grenzorte, wie Schärding, Braunau und Burghausen. Auf das hin suchten die Oberländer München zu befreien, wo der Eisenhändler (genfer sowie die Weinwirte Jäger und Kh i d l e r für die patriotische Sache wirkten. Doch der Plan wurde verraten, sodaß die österreichischen Behörden die Münchener Führer verhaften, die Bürgerschaft entwaffnen und kaiserliche Truppen herbeirufen konnten. Als nun die Oberländer am 25. Dezember früh 1 Uhr München angriffen, wurden sie von der Übermacht nach Sendling zurückgedrängt, wo in der 1705 sog. Mordweihnachl zu Sendling mehr als 2000 wackere Landleute ihre Bayern-84./2s. Dez. treue mit dem Blute besiegelten. Das Bild des (allerdings sagenhaften) riesigen „Schmiedbalthes von Kochel", der als letzter gefallen fein soll, noch im Sterben das Löwenbanner schwingend, ist dem bayerischen Volke unauslöschlich ins Herz gegraben. Damit war auch das Schicksal der Niederbayern entschieden, die unter dem 1706 ehemaligen Wachtmeister Hoffmannbei Aidenbach (westl. v. Passau) eine für s. Jan. sie ehrenvolle Niederlage erlitten. Von den Führern des Aufstandes wurden Senser, Jäger, Khidler, Hoffmann u. a. hingerichtet; Meindl entkam; Plinganser wurde nach längerer Hast begnadigt. Die todesmutige Hingabe des Bayernvolkes für fein Herrscherhaus ist auch von den dankbaren Nachkommen anerkannt worden (Erinnerungsfeier 1905). Unter begeisterter Teilnahme von Fürstenhaus und Volk erhoben sich an den Stätten, die durch das Blut der Helden geweiht sind, ehrende Denkmäler. Kochel beherbergt das eherne Standbild des tapferen Schmiedbalthes und auf dem Friedhof von Sendling zeugen ein an der Kirchenmauer angebrachtes Gemälde und ein Grabmal von feinem und seiner Gefährten Opfertod. Das Jahr 1706 brachte den Allianzmächten neue Erfolge. Kaiser Joseph sprach mit Zustimmung des Kurfürstenkollegiums über Max 1706 Emanuel und seinen Bmder Joseph Klemens Reichsacht und Absetzung aus, worauf die älteren kurbayerifchen Prinzen als Gefangene von München nachklagenfurt weggeführt wurden. — Marlborough,

2. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 48

1912 - München : Oldenbourg
48 Die Zeit Friedrichs des Großen. bung des Volkswohlstandes neue Einnahmequellen erschlossen. Zur Förderung der Landwirtschaft diente die Begünsttgung des Kartoffel-, Klee- und Hopfenbaues sowie der Bienenzucht, zur Belebung der Industrie die Anlage von Spinnereien und Fabriken (z. B. der Porzellanfabrik Nymphenburg). Während einer Hungersnot infolge Mißwachses brachte der gütige Fürst die größten persönlichen Opfer für Gew- und Getreidespenden an das arme Volk. Zur Verminderung der öffentlichen Unsicherheit, die während der letzten Kriege überhandgenommen hatte, verfaßte der Rechtsgelehrte K r e i t t m a y r neue Gesetzbücher mit strengen Strafbestimmungen. — Besonderer Fürsorge erfreuten sich die Volksbildung sowie die Pflege der Wissenschaften und Künste. Der Geistliche Rat B r a u n ordnete die Volks- und Mittelschulen, Maximilians früherer Lehrer Ickstattdie durch Errichtung neuer Lehrstühle erweiterte Universität Ingolstadt. Für diese Zwecke verwendete man dann auch größtenteils das Vermögen der Jesuiten, das dem bayerischen Staate gelegentlich der Aufhebung des Ordens zufiel. 1759 Auf Anregung der Räte Lori und Limprun erfolgte ferner die Stiftung der L8.März Münchener Akademie der Wissenschaften mit dem Hauptzweck, das Studium der vaterländischen Geschichte zu fördern; denn „ohne Vaterlandsgeschichte keine Vaterlandsliebe"; das war die Überzeugung, von der sich der Kurfürst bei der Gründung leiten ließ. Deshalb gab die Akademie, der noch heute hervorragende in- und aus-feit 1763 ländische Gelehrte angehören, it. a. auch die Monurnentaboica1) heraus, eine Sammlung von Urkunden, die über die ältere Geschichte Bayerns Aufschluß erteilen. 1770 Außerdem trat eine Künstlerschule ins Leben, an der z. B. der Bildhauer Boos (Schöpfer der Herkulesstatuen unter den Arkaden des Münchener Hofgartens) als Lehrer wirkte. Schon früher hatte Cuv illie (S. 29) ein prächtiges Hofopernhaus, das heutige „Residenztheater" in München errichtet. Wie sehr die hochherzigen Bestrebungen des Kurfürsten überall im Lande an-1 1777 erkannt wurden, bewies die rührende allgemeine Trauer bei feinem Tode. Da mit so. Dez. „Max dem Guten" die bayerische Linie Wittelsbach im Mannesstamm erlosch, fiel nach den bestehenden Verträgen Bayern an die Pfälzer Lime und zwar an Karl Theodor von Zweibrücken-Sulzbach, der 1743 bereits die Kurpfalz geerbt hatte. Somit wurden Bayern und Pfalz (einstweilen ohne Zweibrücken-Birkenseld) wieder vereinigt. Karl Theodor (Kurfürst von der Pfalz 1743—1777, Kurfürst von Pfalz-Bayern 1777—1799), ein begabter und vielseitig gebildeter Herrscher, hatte sich bisher um die Pfälzer und Jülicher Lande nicht unbedeutende Verdienste erworben: er hatte Fabriken angelegt, Straßen gebaut und so die wirtschaftlichen Verhältnisse zu heben gesucht. M a n n -heim und Düsseldorf waren durch Prachtbauten verschönert worden. Die Anlage und Einrichtung des Schlosses Schwetzingen (bei Mannheim) mit seinen berühmten Gärten verriet feinen Kunstsinn. Die Stis-1763 tung einer „Akademie der Wissenschaften" zu Mannheim bewies Interesse für gelehrte Studien. Die Begünsttgung, die Karl Theodor und sein Vertrauter Dalberg, Leiter der Mannheimer Hofbühne, aufstrebenden deutschen Dichtern, z. B. Schiller, wenigstens eine Zeitlang gewährten, bezeugten Verständnis für Literatur. Anderseits verschlangen diese Be- 1) Damals hielt man die keltischen Bojer für die Stammväter der Bayern.

3. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 50

1912 - München : Oldenbourg
50 Die Zeit Friedrichs des Großen. bach. — In Ansbach-Bayreuth förderte der letzte Markgraf Karl Alexander Landwirtschaft und Gewerbe als Quellen des Volkswohlstandes. Auch die geistigen Bildungsstätten erfreuten sich seiner Fürsorge. Doch verkaufte er, wie manche andere deutsche Fürsten, Landessöhne an England, das sie dann als Söldner in den Kolonialkriegen verwendete. Da der Markgraf kinderlos war, trat er seine 1791 Fürstentümer an Preußen ab (S. 46). — Die eine Zeitlang (—1795) vereinigten Bistümer Würzburg und Bamberg hatten wiederholt treffliche Regenten; so er-1 1746baute Fürstbischof Friedrich Karl v. Schönborn Hie prachtvolle Würzburger 1 1795 Residenz und einer seiner Nachfolger, Franz Ludwig v. E r t h a l machte sich besonders verdient durch Errichtung von Wohltätigkeitsanstalten. — In Weimar er» 1 1828warb sich Herzog Karl August unvergänglichen Ruhm, indem er, unterstützt von seiner Mutter A m a l i a, Weimar zum „Sitze der Musen" erhob. Hier wirkten außer Wieland noch Herder, Goethe, Schiller u. a. bedeutende Männer. — Weniger erfreulich waren die Verhältnisse in Württemberg unter dem launenhaften 1 1793 und verschwenderischen Herzog Karl Eugen, der ebenfalls zahlreiche Landeskinder ins Ausland verkaufte und den Rechtsgelehrten Moser 5 Jahre, den Dichter Schubart sogar 10 Jahre lang, beide unschuldig, im Kerker schmachten ließ. 6. Das deutsche Geistesleben erfuhr, hauptsächlich unter dem Einfluß der Aufklärungsideen (S. 43), einen Aufschwung der Bildung und des Geschmacks sowie eine abermalige Blüte der Literatur. Auf diesen Gebieten suchten die edleren Geister unseres Volkes Ersatz für die Befriedigung, die ihnen unsere damaligen politischen und nationalen Verhältnisse nicht gewähren konnten. a) Die Dichtung. Während der Leipziger Professor Gottsched (f 1766> noch im Banne der Franzosen lag und die sog. Schweizer Dichter B o d m e r (t 1783), $8reitinger(t 1776) und H q Ii e r (t 1777) die Engländer als Vorbilder empfahlen, nahmen die sog. Preußischen Dichter, z. B. G l e i m (f 1803), bei ihren lyrischen Gesängen schon Anakreon und Horaz zu Mustern und Geliert: (t 1769) fand mit seinen geistlichen Liedern, besonders aber mit seinen Fabeln, bereits die Anerkennung Friedrichs d. Gr. Klopstock (f 1803) gab durch den „Messias" und durch seine Oden der deutschen Dichtung wieder tiefen Gehalt und begeisterte, edle Sprache; Wielands 1813) verlieh ihr heitere Anmut und geistreichen Witz. Lessing (f 1781) räumte durch scharfe Kritik aus dem Wege, was der Weiterbildung der vaterländischen Literatur hinderlich sein konnte, namentlich die Reste der Franzosenschwärmerei. Herder (f 1803) öffnete dem deutschen Volke Auge und Verständnis für die Schönheiten echter Volkspoesie auch bei anderen Nationen („Stimmen der Völker in Liedern"). Und nun schufen Goethe (t 1832) und Schillers 1805) durch innige Verschmelzung besten germanischen Geistes mit edelster griechischer Form jene Meisterwerke, die sich dem Kulturschatz des deutschen Volkes als Perlen unvergänglichen Wertes einfügten. b) Die Tonkunst. Fast gleichzeitig, teilweise sogar etwas früher, trieb auch die deutsche Tonkunst ihre schönsten Blüten: Joh. Seb. B a ch (f 1750 in Leipzig) schuf edle Kirchenmusik (Choräle, Matthäuspassion, Elmoli-Messe), Händel (aus Halle, f 1759 in London) feierliche Oratorien (Messias). Gluck, ein geborner Oberpfälzer (f 1787) brachte am Wiener, dann am Pariser Hofe die ernste Oper zur klassischen Entwicklung (Orpheus und Eurydike, Armida, Iphigenie in Aulis, Iphigenie in Tauris). Ihren Gipfelpunkt erreichte die klassische Oper in Mozart (aus Salzburg, f 1791 in Wien), der neben formvollendeten Bühnenwerken (Fi---

4. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 54

1912 - München : Oldenbourg
54 Die Zeit Friedrichs des Großen. allerdings vergeblich. Elisabeths Neffe Peter Iii. aus dem Haus Hol-s eit 1762 stein-Gottorp wurde wegen überstürzter Neuerungen nach 6 Monaten ermordet. Ihm folgte seine Witwe Katharina Ii. (1762—1796), eine deutsche (anhaltsche) Fürstentochter. Geistvoll und klug, zielbewußt und tatkräftig, wurde sie neben Peter d. Gr. die zweite Begründerin der russischen Großmacht. Ihre Ziele waren Förderung der westeuropäischen Kultur im Sinne der Aufklärung, ferner Erweiterung des Reiches nach Westen und Süden, also gegen Polen und die Türkei. a) Innere Politik. Katharina, die mit Voltaire im Briefverkehr stand und Diderot nach Petersburg einlud, setzte die Reformtätigkeit Peters d. Gr. fort: sie siedelte deutsche Bauern in der Wolgagegend an, ließ junge Russen auf Hochschulen zu Verwaltungsbeamten ausbilden und förderte den Handel nebst der Industrie durch Anlage von Kanälen und Häfen; außerdem stiftete sie Schulen und Wohltätigkeitsanstalten im Sinne Rousseaus. Freilich blieben bei dem geringen Bildungsgrade der russischen Bevölkerung manche dieser Maßregeln ebenso gekünstelt wie die angeblich ans Holz und Leinwand gemalten „Potemkinschen Dörfer", die Fürst Potemkin, ein Günstling Katharinas, der Zarin auf einer Reife durch die Krim als Beweis des Volkswohlstandes vorgetäuscht haben soll*). b) Äußere Politik. Vor allem erstrebte Katharina Ausdehnung der Grenzen bis zum Schwarzen Meere. Tatsächlich brachte der erste Türkenkrieg (1768—1774) den Besitz vonkertschundienikale (aus der Krim), also des unmittelbaren Zuganges zum Schwarzen Meere, außerdem das Küstengebiet zwischen Dnjepr und Bug. Später (1783) besetzte Rußland noch den Küstenstrich zwischen Don- und Dnjeprmündung sowie die Halbinsel K r i m und der zweite Türkenkrieg (1787 bis 1792) fügte das Küstenland zwischen Bug und Dnjestr hinzu. — Durch die Polnischen Teilungen erhielt Rußland die Verbindungsgebiete zwischen seinen Küstenstrichen am Schwarzen Meere und denen an der Ostsee, erweiterte seinen Machtbereich nach Westen und wurde der unmittelbare Nachbar Preußens und Österreichs. Außerdem hatte es den größeren Teil eines stammverwandten, wenn auch im Glauben verschiedenen2) Volkes unter seine Herrschaft gebracht. 2. Schweden. Nach dem Tode des kinderlosen Friedrich von seit 1751 Hessen-Kassel (S. 26) fiel die schwedische Krone an das Haus Holstein-11771 Gottorp und zwar an Adolf Friedrich, der mit einer Schwester Friedrichs d. Gr. vermählt war. Doch herrschte in Wirklichkeit der teils russisch teils französisch gesinnte Adel. Erst dem Sohne Adolf Friedrichs, Gustav Iii. (1771—1792) gelang es, die Macht des Adels zu brechen und eine fast unumschränkte Monarchie zu errichten. Sodann führte er als Verehrer Voltaires R e f o r m e n im Geiste der Aufklärung ein. Indes bildete sich eine Adelsverschwörung und so erhielt Gustav aus einem Maskenball von einem ehemaligen Gardeoffizier eine Schußwunde, an der er starb. Sein Sohn Gustav Iv. wurde wegen feiner Absonder-1809 lichkeiten von den schwedischen Ständen entthront. 1) Die bekannte Erzählung von den „Potemkinschen Dörfern" ist von den Feinden Potemkins erfunden worden. 2) Die Polen sind fast durchweg römisch-katholisch.

5. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 45

1912 - München : Oldenbourg
Die innere Regierung Friedrichs d. Gr. 45 sonnenheit eine großartige Verkörpemng des kategorischen Imperativs der Pflicht, getreu seinem Wort: „Es ist nicht notwendig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich wirke". a) Wirtschaftliche Maßnahmen. Zur Ergänzung der durch den Krieg zusammengeschmolzenen Bevölkerung ries Friedrich an die 400000 K o l o n i st e n ins Land und legte etwa 500 neue Dörfer an. Sumpfige Gegenden, wie die Oder-, Warthe- und Netzebrüche, wurden entwässert und urbar gemacht. Den verschuldeten Grundbesitzern griff man durch Errichtung landwirtschaftlicher Kreditvereine unter die Arme. — Die Industrie suchte Friedrich nach den merkantilisttschen Grundsätzen durch Schutzzölle zu heben; tatsächlich wurde die schlesische Leinwand allmählich ein Welthandelsartikel; die Berliner Porzellanmanufaktur machte der von Sevres (S. 5) bald den Rang streitig. — Den Binnenverkehr förderten neue K a -n ä l e, z. B. der Finow- und der Plauesche Kanal (zwischen Elbe, Havel und Oder) sowie der Netzekanal (zwischen Oder und Weichsel); für den Handel gründete man die preußische Seehandlung (Aktiengesellschaft mit Staatszuschüssen), die preußische Staatsbank u. dgl. 1b) Das Finanzwesen. Durch sparsame Hofhaltung und Steigerung der Einkünfte brachte Friedrich große Summen für staatliche Zwecke auf und hinterließ trotzdem noch einen Staatsschatz von 55 Millionen Talern. Die Haupteinnahmequelle bildeten indirekte Steuern (Anhang S. Ix), deren Verwaltung (Akzise, Regie) der König mit Vorliebe Franzosen übertrug. Tabak, Salz und Kaffee waren monopolisiert, d. h. sie durften nur vom Staate bzw. bestimmten Gesellschaften verkauft werden. c) Die Rechtspflege mußte „ohne Ansehen der Person" geschehen. Um sie unabhängig zu machen, wurden Verwaltung und Gerichtsbarkeit endgültig getrennt und für letztere einselbständigerrichterstand geschaffen, der von keiner Seite, auch nicht vom Staate, beeinflußt werden durfte. Dies sowie die streng durchgeführte allgemeine P r o z e ß o r d n u n g und das allgemeine L a n d r e ch t machten Preußen zu einem Rechtsstaat. d) Ständische Verhältnisse. An der schroffen Scheidung der Stände hielt der König streng fest. Der A d e l sollte Landwirtschaft treiben und die Offiziers- und Beamtenstellen bekleiden. Der B ü r g e r st a n d sollte Gewerbe und Handel pflegen und die indirekten Steuern zahlen. Die Bauern dienten als „Erbuntertä-nige" ihrem Gutsherrn in der Landwirtschaft, zahlten die direkte Steuer (Grundsteuer) und stellten die Hauptmasse der Soldaten. So blieb Preußen ein ausgesprochener Ständestaat. e) Das Heerwesen als Grundsäule des Staates wurde sorgfältig gepflegt und beanspruchte etwa zwei Drittel der Staatseinnahmen. Die Armee zählte 200 000 Mann, bestand aber, um die inländischen Arbeitskräfte zu schonen, größtenteils aus geworbenen Ausländern. !) Geistige Bestrebungen und persönliche Verhältnisse. Für Volksbildung, Wissenschaft u. dgl. blieb bei den großen materiellen Ansprüchen nicht viel Geld übrig. Zu Lehrern auf dem Lande wurden häufig ausgediente Unteroffiziere verwendet. Den Wert religiöser Gesinnung unterschätzte Friedrich und bereute dies später, als mit der französischen Freigeisterei auch Genußsucht und Sittenlosigkeit einrissen. Doch hielt er zeitlebens streng auf G e w i s s e ns s r e ih e i t und kirchliche Toleranz. Als die Jesuiten aus vielen katholischen Ländern vertrieben

6. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 111

1912 - München : Oldenbourg
Übersicht über das 19. Jahrhundert. 111 schaftlichem, geistigem und religiösem Gebiet. Aus dem Ringen der zwei großen Gegensätze ergaben sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Mittel- und Südeuropa vielfache innere Unruhen und Berfassungskämpfe. Mit diesen floß in Deutschland und Italien die nationale Bewegung zusammen, die in den genannten Ländern auf engere staatliche Vereinigung (in beiden Fällen mit Ausschluß Österreichs) drängte. Die dadurch hervorgerufenen Wirren endeten auch nicht eher, als bis unter Führung großer Staatsmänner die konservativen Kreise beider Länder mit den liberalen zusammenwirkten, um die berechtigten nationalen und liberalen Forderungen zu erfüllen (Deutsches Reich, italienische Einheit). Unterdessen war aber von Westeuropa bereits eine neue, die soziale Bewegung ausgegangen, die auch nach den übrigen Ländern vordrang und in der jüngsten Zeit sogar auf die anderen Erdteile übergriff. Die durch den modernen Großbetrieb entstandenen Arbeitermassen (der vierte Stand) schlossen sich zu einer festgefügten internationalen Partei zusammen und erstreben seitdem nicht nur bessere Lebensbedingungen, sondern stellen die Grundlagen der gesamten Staats- und Gesellschaftsordnung in Frage. Endlich vollzieht sich in unserer Zeit der Übergang der Kulturvölker von der Volkswirtschaft zur Weltwirtschaft. Diese hat neben der obengenannten W e l t p o l i t i k auch einen erneuten Aufschwung der Kolonialpolitik zur Folge; eifriger als je suchen die höher entwickelten Kulturvölker möglichst viele Länder niederer Kultur behufs wirtschaftlicher Ausbeutung in ihren Machtbereich zu ziehen. Die kulturelle Eigenart des 19. Jahrhunderts (mit besonderer Berücksichtigung Deutschlands). 1. Die materielle Kultur der neuesten Zeit gründet sich vor allem auf eine immer weiter und tiefer gehende Naturbeherrschung und ihre Folgen, d. h. Ausnutzung der Naturstoffe und -fräste mit Hilfe dernatur -Wissenschaften und der Technik. Von den Naturwissenschaften sind es vorzüglich die Physik und die Chemie, von den technischen Künsten die Fertigkeit, ebenso zahlreiche als ausgezeichnete Maschinen und Instrumente herzustellen, die das materielle Kulturleben und damit auch das geistige — beide beeinflussen einander — von Grund aus umgestaltet haben. Namentlich erfuhren der Dampf und die Elektrizität eine ungeahnt vielseitige Verwenbung. Eisenbahn und Dampfschiff haben für den Verkehr die Entfernungen bebeutenb verringert und können überbies Personen und Güter in Massen befördern; babei überwinden sie die größten Hindernisse: Schienenwege führen über und durch die Alpen (Semmering, Brenner, Mont Cenis, Simplon, Gottharb), burchqueren Nordamerika (mehrfach) und Asien (transsibirische Bahn), übersteigen die Anben (in Südamerika) und werben

7. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 116

1912 - München : Oldenbourg
116 Das Zeitalter der konstitut., nationalen, sozialen und Internat. Bewegungen. Suchte die den Weg der Selbsthllfe beschreitende Sozialdemokratie ihre Ziele mehr oder minder durch Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsform zu erreichen, so kam, vor allem in Deutschland, auch eine Richtung auf, die im Rahmen des Bestehenden durch Staatshilfe die Lage der wirtschaftlich Schwachen zu bessern strebte. Hervorragende Männer der Wissenschaft — deshalb von ihren Gegnern „Kathedersozialisten" genannt —, wie Lnjo Brentano, Gustav S ch m o l l e r, Adolf Wagner u. a. gründeten einen 1872 „Verein für Sozialpolitik" und verlangten, daß der Staat in der Arbeiterfürsorge besonders für solche Aufgaben eintrete, die über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Organisationen hinausgehen (Staatssozialismus). Bedeutende Staatsmänner, wie Bismarck, nahmen diese Gedanken auf und so begann die soziale Gesetzgebung, mit der Deutschland an der Spitze der Kulturvölker einherschritt und Nachahmung fand. c) Die modernen Instrumente und ihre Bedeutung. Die modernen Instrumente sind für den Menschen Hilfsmittel geworden, die seine Sinne, namentlich das Auge, schärfen und empfänglich machen für solche Dinge, die an sich zu weit entfernt oder zu klein und wirkungsschwach sind, um mit den unbewaffneten Sinnen erkannt und ergründet zu werden. So gestattet das Teleskop ein gewisses Eindringen in die Tiefen des Weltenraumes; das Mikroskop eröffnet uns u. a. einen Einblick in die Welt der kleinsten Lebewesen; der überaus lichtempfindliche photographische Apparat ist ebenso wichtig für die Sternkunde (Astrophysik) wie für die Rechtspflege (Erkennungsdienst) und andere Gebiete. Man denke ferner an die feinen Meß-und Wägeinstrumente. Den Naturwissenschaften und der Jnstrumententechnik verdanken auch die Heilkunde und die Gesundheitspflege höchst wertvolle Anregungen. So be-f 1873 gründete der Deutsche L i e b i g die volkswirtschaftlich so wichtige Agrikultur-f 1902 und Nahrungsmittelchemie; der vielseitige Virchow förderte die Anthropologie (Lehre vom Menschen), die Anatomie und die Bakteriologie (Lehre von den Kleinlebewesen); letztere wurde Voraussetzung für die Erkenntnis der Infektionskrankheiten. Auf diesem Gebiete wirkten auch Koch (Tuberkulin) und Behring (Diphtheriesemm). Der Franzose Pasteur (f 1895) wurde 11901 der Vater der Jmpftheorie; der Münchener Pettenkofer lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Hygiene (Kanalisation, Desinfektion u. dgl.). 2. Die rein geistige Kultur des 19. Jahrhunderts stand mit der materiellen in Wechselwirkung, vor allem insofern, als sich das Denkbedürfnis mehr und mehr auf den Boden der Erfahrung und der strengen logischen Beweisführung als die allein sichere Grundlage alles wissenschaftlichen Erkennens stellte (exakte Forschung). Daneben ging, besonders in der ersten Hälste des Jahrhunderts und namentlich in Deutschland, eine eifrige Pflege des Idealismus einher, die in der Dichtung und vor allem in den bildenden Künsten, dann in der Verinnerlichung der Religion edle Früchte trug. a) Die Wissenschaften. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand die Philosophie unzweifelhaft unter dem Einfluß des vielseitigen Gelehrten 11831 Hegel, der eine Zeitlang in Süddeutschland (Bamberg, Nürnberg, Heidelberg), dann in Berlin wirkte. Sein System beruhte auf dem Grundsatz: „Alles

8. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 121

1912 - München : Oldenbourg
Bayern unter König Max Joseph I. 121 moderner Umgebung; so empfängt z. B. in seinem „Lasset die Kindlein zu mir kommen" Christus deutsch gekleidete Kinder in einer deutschen Bauernstube. Von außerdeutschen Meistern der modernen naturalistischen Malweise ist der Franzose Millet zu nennen, der einfache Landschaften und Landleutef 1875 mit tiefer dichterischer Stimmung und feierlichem Ernst darzustellen wußte, vgl. Das Angelus (Gebetläuten). f) Das Kunstgewerbe stand naturgemäß unter der Einwirkung der jeweils herrschenden Kunstrichtung. Besondere Erwähnung verdient höchstens der sog. Biedermeierstil der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der den Empirestil (S. 106) nachahmte, aber in der Einfachheit und im Verzicht auf jeden entbehrlichen Schmuck bis zur kärglichen Nüchternheit ging (vgl. die Einrichtung des historischen Goethehauses zu Weimar). Seit der Mitte des Jahrhunderts kommen die neueren Bestrebungen (nach Zweckmäßigkeit, Bequemlichkeit :c. rc.) auch im Kunstgewerbe zum Ausdruck. Die Regierung der zwei ersten bayerischen Könige. Ein Spiegelbild des deutschen Kulturlebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Verhältnisse in Bayern unter den Königen Max Joseph I. und Ludwig I. Besonders der letztere konnte auf dem Gebiete idealer Bestrebungen, namentlich der Kunstpflege, als Führer der Gesamtnation gelten. Bayern unter König Maximilian Joseph I. (—1825). Die Erhebung Bayerns zum Königreich hatte an dem herzlichen 1806 Verhältnis zwischen dem bisherigen Kurfürsten und nunmehrigen König L 3an' Max Joseph und seinem Volke nichts geändert. Nach außen hin verliefen die letzten zehn Regierungsjahre Maximilians (seit dem Wiener Kongreß) friedlich. Im Innern wurde die Reformtätigkeit, zunächst noch unter der Leitung des Ministers Montgelas (vgl. S. 82), fortgesetzt. Der Sorge für das Bolkswohl entsprangen Maßregeln zur Hebung der Landwirtschaft und der verschiedenen Gewerbe. So wurde die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben und gelegentlich der Vermählung des Krön- 1808 Prinzen Ludwig das O k t o b e r f e st in München als landwirtschaftliche Muster- 1810 schau gestiftet; ferner sollten landwirtschaftliche Lehr- und M u st e r a n st a l t e n, wie die zu Schleißheim und Weihenstephan, anregend wirken. Zur besseren Ausbeutung des Salzreichtums diente die Wetterführung der Solenleitung (von Berchtesgaden und Reichenhall) nach (Traunstein und) Nosenheim (vgl. Zweit. Band S. 166) durch die Techniker Utzschneider und Reichenbach. Für Handel und Gewerbe kam der Zunftzwang in Wegfall. Das bisher von der 1807/25 fürstlichen Familie Taxis betriebene P o st w e \ e n wurde verstaatlicht (1808). Behufs Neuregelung der Verwaltung erfolgte die Neuvermessung und Kreiseinteilung des Landes, bei der man die acht Kreise anfangs nach 1817 Flüssen, später (1837) nach geschichtlich-geographischen Eigentümlichkeiten benannte. Diese Kreise erhielten (unter Oberaufsicht des Staates) eine gewisse Selbständigkeit; ebenso bekamen die Stadt- und Landgemeinden durch das Gemeindeedikt Selbstverwaltung unter selbstgewählten Vorstehern und 1818 Gemeindevertretungen.

9. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 124

1912 - München : Oldenbourg
124 Das Zeitalter der konstitut., nationalen, sozialen und internat. Bewegungen. ländische Gesinnung und sein politisches Verständnis bewies Ludwig I. auch dadurch, daß er die Bestrebungen der rein deutschen Staaten (also mit Ausschluß Österreichs) nach einer wirtschaftlichen Vereinigung (als Vorstufe der politischen; vgl. S. 113) eifrig förderte, fodaß endlich der 1834 Deutsche Zollverein zustande kam, dem eine Münzeinigung, Haudels-i. 3-m. herttäge mit dem Auslande u. dgl. nachfolgten. Wie sehr dem Könige die Pflege der nationalen Gesinnung Herzenssache 1830/42 war, bekundete er u. a. durch die Erbauung der weihevollen Walhalla (bei Regensburg), eines Ehrentempels für die großen Männer des deutschen Volkes. Den gleichen nationalen Gedanken sollte das Siegestor in München (zum 1842/63andenken an die Jahre 1813/14) ausdrücken, ebenso die Befreiungshalle (bei Kelheim), der Ludwig die beherzigenswerte Inschrift gab: „Mögen die sj Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf notwendig machte und wo-1 durch sie gesiegt!" — Für die Erziehung seines ältesten Sohnes stellte Ludwig ' den Grundsatz auf: „Teutsch soll Max werden, ein Bayer, aber teutsch vorzüglich, nie Bayer zum Nachteil der Teutschen!" und Ludwigs Testament enthält die Mahnung: „Meine Söhne, seid teutsch, teutsch in Wort und Tat; unzertrennlich haltet an Teutschland!" 2. Innere Verhältnisse. In den unruhigen, kriegerischen Zeiten und bei den tief einschneidenden territorialen und politischen Veränderungen unter König Max I. war es nicht immer möglich gewesen, den Hof- und Staatshaushalt mit der wünschenswerten Genauigkeit zu führen. Hier griff Ludwig nun sofort ein und hielt nicht nur auf strengste Ordnung und Sparsamkeit in allen Zweigen der Staatsverwaltung sondern gab auch persönlich in seiner Hofhaltung das beste Beispiel. Dadurch gewann er, ohne das Volk übermäßig zu belasten, große Summen für seine landesväterliche Fürsorge und seine zahlreichen Kunstschöpfungen. Daneben verwendete Ludwig in edlem Opfersinn noch aus seinen Privatmitteln etwa 20 Millionen Mark für wohltätige Anstalten (Krankenhäuser, Blindeninsütut u. dgl.) und 30 Millionen für künstlerische Zwecke. Für die Landwirtschaft wurden Fachschulen errichtet, Ausstellungen veranstaltet und eine Hagelversicherung eingeführt. — Für Industrie und 1833 Handel entstanden einerseits polytechnische und gewerbliche Schulen, ander-1835/44 seits neue Verkehrsmittel und -wege, so die ersten Eisenbahnen (Privatbahnen Nürnberg—fürth 1835 und München-Augsburg 1840, Staatsbahn Nürnberg— 1837 Bamberg 1844), die durch den Techniker S t e i n h e i l (t 1870) im großen 1836/45 eingerichtete elektrische Telegraphie und der Donau-Mainkanal. Zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt erblühte das (Mannheim gegenüber) gegt. 1843 neuangelegte Ludwigshafen. Wirtschaftlich höchst segensreich wirkte auch der Deutsche Zollverein mit seinen Folgen. In der Staatsverwaltung geschah ein weiterer Schritt zur Mit* 1829 bestimmung des Volkes durch Einrichtung der Landräte, die den einzelnen Kreis-regierungen zwecks Beratung der wichtigsten Kreisangelegenheiten beigegeben wurden. — Zur Klärung des Verhältnisses zwischen Staatshaushalt und Hof- 1834 Haltung diente die Festsetzung einer permanenten Z i v i l l i st e für den König

10. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 125

1912 - München : Oldenbourg
Bayern unter König Ludwig I. 125 (rund 2 350 000 Gulden = 41/* Millionen Mark) und von Apanagen für die Königssöhne oder deren Linie (je 100 000 Gulden = etwa 171000 Mark). Auf religiösem Gebiete bekundete Ludwig eine streng kirchliche Gesinnung. Diese betätigte er durch die Stiftung zahlreicher Kirchen und die Wiederherstellung oder Neugründung verschiedener K l o st e r a n st a l t e n, besonders solcher, die sich erzieherischen und anderen gemeinnützigen Zwecken widmeten, wie die Benediktinerabteien Metten und Scheyern, St. Bonifatius (München) und St. Stephan (Augsburg), ferner die Institute der Armen Schul-schwestern (München), der Englischen Fräulein (Nymphenburg) usw. Die katholische Gesinnung hinderte aber den König keineswegs, auch den anderen Bekenntnissen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So erhielten durch eine Er-tocitenmg des Toleranzediktes auch die Anhänger der griechisch-katholischen 1834 Kirche staatliche Gleichberechtigung. Als in den späteren Regierungsjahren die Protestanten und die Stände sich beschwerten, daß das Ministerium Abel ihre verfassungsmäßigen Rechte (in Bezug auf Gewissens- und Meinungsfreiheit u. dgl.) verletze, wurde es von Ludwig entlassen. 1847 3. Pflege der Wissenschaften und Künste. Ein geradezu unsterbliches Verdienst erwarb sich Ludwig als Kronprinz, als König und selbst nach seiner Thronentsagung noch um die Pflege der idealen Bestrebungen, namentlich durch Förderung der Kunst und der Künstler. Dabei wußte er Baukunst, Bildnerei und Malerei in glücklicher Harmonie zu vereinigen, außerdem die verschiedenen Stilarten mit der gleichen Liebe und dem gleichen Verständnis anzuwenden. Auch beschränkte sich Ludwigs Tätigkeit als Kunstmäzen durchaus nicht etwa ans sein Land und seine Hauptstadt, sondern hatte stets Gesamtdeutschland ebenfalls im Auge. Ludwig stellte den Grundsatz auf: „Ich will aus München eine Stadt machen, die f Teutschland so zu Ehren gereichen soll, daß keiner Teutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat." Und tatsächlich war München die erste deutsche Stadt, in der, wie seinerzeit in Athen unter Perikles, die Kunst zur nationalen Sache erhoben wurde. Die Wirksamkeit Ludwigs I. von Bayern hatte für die Begründung der künstlerischen Einheit der deutschen Nation die gleiche Bedeutung wie später die Tätigkeit Wilhelms I. von Preußen für die politische Einigung. Somit war für Ludwig die Kunst nicht nur ein Born idealen Genusses, sondern sollte eine Bildungs- und Veredelungsquelle für das deutsche Volk werden. a) Volksbildung und Wissenschaft. Die Volksschulen wurden vermehrt und durch neue, verbesserte Lehrpläne und Errichtung der K r e i s s ch o l -archate gefördert. Für das höhere Schulwesen sorgten Schelling und 1832 Thiersch weiter. Die südbayerische Universität wurde von Landshut nach München verlegt, wo ihre Angehörigen vielseitigere Bildungsmöglich- 1826 leiten vorfanden; dabei erhielt die Hochschule Lehr- und Lernsreiheit. Die Leitung des gesamten Bildungswesens übertrug man dann einem neugeschaffenen „Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten". — In 1846 München wirkten ferner außer den genannten Männern noch der Historiker Görres (S. 108), der Theolog D ö l l i n g e r, der ausgezeichnete Germanist f 1890
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