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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 14

1912 - München : Oldenbourg
14 Die Zeit Ludwigs Xiv. verdankte man ihr aber auch manche künstlerische Anregung: für sie entstanden die Schlösser Berg (am Würmsee) und Nymphenburg; infolge eines Gelöbnisses baute Ferdinand außerdem noch die Theatinerkirche (im Barockstil), deren Gruft dann dem Herrscherpaare die letzte Ruhestätte bot. Im Gegensatze zu seinem Vater war Max Ii. Emanuel (1679—1726), der mit 17 Jahren zur Regiemng gelangte, ehrgeizig und glanzliebend; außerdem bewies er hervorragende Tatkraft und militärische Begabung; doch nahm er zu wenig Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit und die Wohlfahrt seines Landes. In dem großen Widerstreit zwischen Frankreich (Ludwig Xiv.) und Österreich (Leopold!.) trat der junge Kurfürst zunächst auf die Seite des Kaisers, der ihm die Hand seiner Tochter M a r i a A n -tonia (s. Stammtafel) zusagte. So tat sich der „blaue König" bei dem Entsätze Wiens (1683), bei der Einnahme Ofens (1686) und in der Schlacht bei Mohacz (1687) hervor; ferner war die Erstürmung Belgrads (1688) hauptsächlich sein Werk. Als Schwiegersohn Leopolds L (seit 1685) kehrte Max Emanuel aus dem Türkenkriege zurück, um dann während des Pfälzischen Erbschaftskrieges mit der gleichen Tapferkeit am Rhein, in Italien und in den Niederlanden zu kämpfen. Dafür übertrug ihm König Karl Il von Spanien (1691) die Statthalterschaft der spanischen Niederlande, worauf der Kurfürst seinen Wohnsitz in Brüssel nahm. Als nun sein ältester Sohn Joseph Ferdinand zum Thronfolger von Spanien ernannt wurde (1698), schien sich dem Hause Wittelsbach eine glänzende Weltstellung zu eröffnen. Die Kurpfalz unter dem Hause Neuburg. Kurfürst Philipp Wilhelm (1685 bis 1690) hatte die Verwüstung seines Landes (1689) nicht lange überlebt. Seine beiden Söhne und Nachfolger Johann Wilhelm (—1716) und Karl Philipp (—1742) setzten auf Grund der Ryswyker Klausel die von den Franzosen begonnene Ausbreitung des Katholizismus in der Pfalz fort und gerieten dadurch in Widerstreit mit der protestantischen Bevölkerung, besonders zu Heidelberg. Deshalb verlegte Karl Philipp den Regierungssitz nach dem wiederaufgebauten Mannheim, während fein Bruder und Vorgänger D ü s f e l d o r f als Residenz bevorzugt hatte. Unter Joh. Wilhelm war auch die Düsseldorfer Gemäldegalerie entstanden, die dann (1806) bei der Abtretung des Herzogtums Berg (an Napoleon) nach München kam und jetzt einen Teil der Alten Pinakothek bildet. Das geistige Leben in Deutschland. Die Dichtkunst hob sich allmählich, f 1716 Der Philosoph, Theolog, Mathematiker, Geschichtsforscher und Jurist L e i b n i z (geb. zu Leipzig, j in Hannover) war einer der vielseitigsten und scharfsinnigsten Denker aller Zeiten. Nach ihm besteht das Seiende (All) aus „Monaden, d. h. aus kleinsten, unteilbaren, aber veränderlichen Einheiten, die von Gott zu einer ur-aufänglich festgesetzten Übereinstimmung („prästabilierten Harmonie") zusammengefügt find. Als Theolog wirkte Leibniz für die Wiedervereinigung der christlichen 1 1728 Konfessionen; als Mathematiker erfand er die Differentialrechnung. T h o m a f i u s, in Leipzig und Halle wirkend, hielt zuerst deutsche Vorlesungen und bekämpfte eifrig die Hexenprozesse sowie die Anwendung der Folter. Der Staatsrechts-f 1740 lehrer Pufendorf legte in feiner Schrift „Über den Zustand des Germanischen Reiches" die Gebrechen der deutschen Reichsverfassung bloß.

2. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 20

1912 - München : Oldenbourg
20 Die Zeit Ludwigs Xiv. Im Jahre 1705 geschah auf den großen Kriegsschauplätzen nichts Ernstliches wegen des Thronwechsels in Österreich. Auf Leopold I. folgte dessen älterer Sohn, der lebhafte und tatkräftige Kaiser Joseph I. (1705 bis 1711). Er plante die Vereinigung Bayerns mit den österreichischen Stammlanden und rief dadurch eine Erhebung des bayerischen Landvolkes hervor. Ter Bayerische Befreiungskampf 1705/06. Für das mit unverbrüchlicher Treue an feinem angestammten Fürstenhause hängende bayerische Volk waren mit der Besetzung des Landes durch die Kaiserlichen harte Zeiten hereingebrochen: fast unerschwingliche Kriegssteuern, unerträgliche Quartierlasten, grausame Rekrutenaushebungen it. dgl. drückten schwer auf Bürger und Bauern. Anderseits war der ritterliche und tapfere Kurfürst trotz mancher Schattenseiten allgemein beliebt. Als nun die (damals noch verfrühte) Nachricht umlief, man wolle die kurfürstlichen Kinder nach Österreich wegführen, und ein angebliches Manifest des Kurfürsten dessen baldige Rückkehr und Hufe verhieß, kam der verhaltene Groll zum Ausbruch. „Lieber bayerisch sterben als in des Kaisers Unfug verderben" schallte die Losung durch die bayerischen Gaue. Am Inn errangen die niederbayerischen „Landesdefensoren" unter dem Gerichtsschreiber Plinganser und dem Studenten M e i n d l tatsächlich Erfolge und besetzten einige Grenzorte, wie Schärding, Braunau und Burghausen. Auf das hin suchten die Oberländer München zu befreien, wo der Eisenhändler (genfer sowie die Weinwirte Jäger und Kh i d l e r für die patriotische Sache wirkten. Doch der Plan wurde verraten, sodaß die österreichischen Behörden die Münchener Führer verhaften, die Bürgerschaft entwaffnen und kaiserliche Truppen herbeirufen konnten. Als nun die Oberländer am 25. Dezember früh 1 Uhr München angriffen, wurden sie von der Übermacht nach Sendling zurückgedrängt, wo in der 1705 sog. Mordweihnachl zu Sendling mehr als 2000 wackere Landleute ihre Bayern-84./2s. Dez. treue mit dem Blute besiegelten. Das Bild des (allerdings sagenhaften) riesigen „Schmiedbalthes von Kochel", der als letzter gefallen fein soll, noch im Sterben das Löwenbanner schwingend, ist dem bayerischen Volke unauslöschlich ins Herz gegraben. Damit war auch das Schicksal der Niederbayern entschieden, die unter dem 1706 ehemaligen Wachtmeister Hoffmannbei Aidenbach (westl. v. Passau) eine für s. Jan. sie ehrenvolle Niederlage erlitten. Von den Führern des Aufstandes wurden Senser, Jäger, Khidler, Hoffmann u. a. hingerichtet; Meindl entkam; Plinganser wurde nach längerer Hast begnadigt. Die todesmutige Hingabe des Bayernvolkes für fein Herrscherhaus ist auch von den dankbaren Nachkommen anerkannt worden (Erinnerungsfeier 1905). Unter begeisterter Teilnahme von Fürstenhaus und Volk erhoben sich an den Stätten, die durch das Blut der Helden geweiht sind, ehrende Denkmäler. Kochel beherbergt das eherne Standbild des tapferen Schmiedbalthes und auf dem Friedhof von Sendling zeugen ein an der Kirchenmauer angebrachtes Gemälde und ein Grabmal von feinem und seiner Gefährten Opfertod. Das Jahr 1706 brachte den Allianzmächten neue Erfolge. Kaiser Joseph sprach mit Zustimmung des Kurfürstenkollegiums über Max 1706 Emanuel und seinen Bmder Joseph Klemens Reichsacht und Absetzung aus, worauf die älteren kurbayerifchen Prinzen als Gefangene von München nachklagenfurt weggeführt wurden. — Marlborough,

3. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 116

1912 - München : Oldenbourg
116 Das Zeitalter der konstitut., nationalen, sozialen und Internat. Bewegungen. Suchte die den Weg der Selbsthllfe beschreitende Sozialdemokratie ihre Ziele mehr oder minder durch Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsform zu erreichen, so kam, vor allem in Deutschland, auch eine Richtung auf, die im Rahmen des Bestehenden durch Staatshilfe die Lage der wirtschaftlich Schwachen zu bessern strebte. Hervorragende Männer der Wissenschaft — deshalb von ihren Gegnern „Kathedersozialisten" genannt —, wie Lnjo Brentano, Gustav S ch m o l l e r, Adolf Wagner u. a. gründeten einen 1872 „Verein für Sozialpolitik" und verlangten, daß der Staat in der Arbeiterfürsorge besonders für solche Aufgaben eintrete, die über die Leistungsfähigkeit der einzelnen Organisationen hinausgehen (Staatssozialismus). Bedeutende Staatsmänner, wie Bismarck, nahmen diese Gedanken auf und so begann die soziale Gesetzgebung, mit der Deutschland an der Spitze der Kulturvölker einherschritt und Nachahmung fand. c) Die modernen Instrumente und ihre Bedeutung. Die modernen Instrumente sind für den Menschen Hilfsmittel geworden, die seine Sinne, namentlich das Auge, schärfen und empfänglich machen für solche Dinge, die an sich zu weit entfernt oder zu klein und wirkungsschwach sind, um mit den unbewaffneten Sinnen erkannt und ergründet zu werden. So gestattet das Teleskop ein gewisses Eindringen in die Tiefen des Weltenraumes; das Mikroskop eröffnet uns u. a. einen Einblick in die Welt der kleinsten Lebewesen; der überaus lichtempfindliche photographische Apparat ist ebenso wichtig für die Sternkunde (Astrophysik) wie für die Rechtspflege (Erkennungsdienst) und andere Gebiete. Man denke ferner an die feinen Meß-und Wägeinstrumente. Den Naturwissenschaften und der Jnstrumententechnik verdanken auch die Heilkunde und die Gesundheitspflege höchst wertvolle Anregungen. So be-f 1873 gründete der Deutsche L i e b i g die volkswirtschaftlich so wichtige Agrikultur-f 1902 und Nahrungsmittelchemie; der vielseitige Virchow förderte die Anthropologie (Lehre vom Menschen), die Anatomie und die Bakteriologie (Lehre von den Kleinlebewesen); letztere wurde Voraussetzung für die Erkenntnis der Infektionskrankheiten. Auf diesem Gebiete wirkten auch Koch (Tuberkulin) und Behring (Diphtheriesemm). Der Franzose Pasteur (f 1895) wurde 11901 der Vater der Jmpftheorie; der Münchener Pettenkofer lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Hygiene (Kanalisation, Desinfektion u. dgl.). 2. Die rein geistige Kultur des 19. Jahrhunderts stand mit der materiellen in Wechselwirkung, vor allem insofern, als sich das Denkbedürfnis mehr und mehr auf den Boden der Erfahrung und der strengen logischen Beweisführung als die allein sichere Grundlage alles wissenschaftlichen Erkennens stellte (exakte Forschung). Daneben ging, besonders in der ersten Hälste des Jahrhunderts und namentlich in Deutschland, eine eifrige Pflege des Idealismus einher, die in der Dichtung und vor allem in den bildenden Künsten, dann in der Verinnerlichung der Religion edle Früchte trug. a) Die Wissenschaften. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand die Philosophie unzweifelhaft unter dem Einfluß des vielseitigen Gelehrten 11831 Hegel, der eine Zeitlang in Süddeutschland (Bamberg, Nürnberg, Heidelberg), dann in Berlin wirkte. Sein System beruhte auf dem Grundsatz: „Alles

4. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 117

1912 - München : Oldenbourg
Die geistige Kultur des 19. Jahrhunderts. 117 befindet sich in einer ewigen, vernünftigen Entwicklung"*). An der Münchener Universität vertrat der Philosoph Baader religiös-mystische Anschauungen f 1841 (vgl. Zweit. Band S. 99). — In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts übte Nietzsche großen Einfluß auf die Zeitgenossen; er bezeichnete es als Auf-f 1900 gäbe aller Kulturarbeit, aus den „Herdenmenschen" eine höhere, kraftvollere Menschenart, den sog. „Übermenschen", heranzuziehen. Das Interesse für Geschichte erstarkte, well durch die Romantik der Sinn für die Vergangenheit neu belebt wurde. Schlosser wies in seiner „Weltgeschichte" die innige 11861 Verbindung von Literatur und Denkweise der Völker mit dem öffentlichen Leben nach. Rotteck zeigte sich tu seiner „Allgemeinen Geschichte" als Vorkämpfers 1840 freisinniger Grundsätze, ebenso der auch im politischen Leben tätige Dahl-f 1860 mann in seiner „Geschichte der französischen und der englischen Revolution", ferner der Freund und Gesinnungsgenosse Dahlmanns, G e r v i n u s, in der f 1871 „Geschichte des 19. Jahrhunderts". Mehr konservative Anschauungen vertraten u. o. Raumer in seiner „Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit", ferner f 1873 der ehemalige Burschenschafter Leo im „Lehrbuch der Universalgeschichte", f 1878 Als Begründer einer weitverbreiteten Historikerschule ging Ranke den Ideen j 1886 nach, die einen Zeitraum beherrschen, und faßte die Ergebnisse seiner Forschungen in einer „Weltgeschichte" zusammen. P e r tz schuf durch die Herausgabe der f 1876 Monumenta Germaniae Mstorica eine Grundlage für die vaterländische Geschichtschreibung. Treitschke, ein feuriger Vorkämpfer des deutschen Einheits-f 1896 gedankens, suchte für seine Ziele auch durch die „Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert" zu wirken. S y b e l begründete die „Historische Zeitschrift", f 1895 Im Erziehungswesen verlangte H e r b a r t vor allem sittliche Charakter-11841 bilbung des einzelnen Schülers; F r ö b e l gründete mit tiefem Verständnis für 11852 die Kindesanfänge die sog. „Kindergärten". Der Philologe Thiersch hob dasf 1860 Gymnasialwesen (besonders in Bayern). In unserer Zeit entstanden neben den humanistischen Gymnasien die Realgymnasien, die Real- und Oberrealschulen. Die Hauptvertreter der Germanistik, die Brüder Jakob Grimm (f 1863) und Wilhelm Grimm (f 1859) haben für das Verständnis der altdeutschen Sprache, Sitte, Religion rc. rc. Großes geleistet und in den „Kinder- und Hausmärchen" der deutschen Jugend einen köstlichen Schatz hinterlassen. L a ch - f 1851 mann suchte durch seine „Siebertheorie" über die Entstehung des Nibelungenliebes Licht zu verbreiten. — In der Rechtswissenschaft hatte die Aufklärung gegen Ende des 18. Jahrhunberts nur das sog. Naturrecht gelten lassen wollen. Unter dem Einfluß der Romantik suchte dann die „historische Rechtschule" das bestehenbe Recht als etwas geschichtlich Geworbenes zu erfassen und ihm als solchem die Gültigkeit zu wahren. Dabei ergrünbete und pflegte man ebenso das in Deutschland geltenbe römische Recht (Zweit. Banb S. 126) als das germanische. b) Das religiöse Leben erfuhr in den Zeiten der Hl. Allianz eine gewisse Abschwächung der Gegensätze. So vollzog sich, vorerst in Preußen, die Vereinigung der lutherischen und der reformierten Konfession zur unterten Kirche. 1817 An der Vertiefung des religiösen Lebens arbeiteten sowohl protestantische Theo- *) Die Entwicklungslehre als rein mechanische Naturerklärung erreichte ihren Höhepunkt in der Auffassung des Engländers Darwin (t 1882), daß die Vererbung (Deszendenzlehre) und die Anpassung (im Kampfe ums Dasein) die Hauptursachen für die fortschreitende Entwicklung der Naturgebilde bzw. Lebewesen seien (Materialismus).

5. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 121

1912 - München : Oldenbourg
Bayern unter König Max Joseph I. 121 moderner Umgebung; so empfängt z. B. in seinem „Lasset die Kindlein zu mir kommen" Christus deutsch gekleidete Kinder in einer deutschen Bauernstube. Von außerdeutschen Meistern der modernen naturalistischen Malweise ist der Franzose Millet zu nennen, der einfache Landschaften und Landleutef 1875 mit tiefer dichterischer Stimmung und feierlichem Ernst darzustellen wußte, vgl. Das Angelus (Gebetläuten). f) Das Kunstgewerbe stand naturgemäß unter der Einwirkung der jeweils herrschenden Kunstrichtung. Besondere Erwähnung verdient höchstens der sog. Biedermeierstil der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der den Empirestil (S. 106) nachahmte, aber in der Einfachheit und im Verzicht auf jeden entbehrlichen Schmuck bis zur kärglichen Nüchternheit ging (vgl. die Einrichtung des historischen Goethehauses zu Weimar). Seit der Mitte des Jahrhunderts kommen die neueren Bestrebungen (nach Zweckmäßigkeit, Bequemlichkeit :c. rc.) auch im Kunstgewerbe zum Ausdruck. Die Regierung der zwei ersten bayerischen Könige. Ein Spiegelbild des deutschen Kulturlebens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Verhältnisse in Bayern unter den Königen Max Joseph I. und Ludwig I. Besonders der letztere konnte auf dem Gebiete idealer Bestrebungen, namentlich der Kunstpflege, als Führer der Gesamtnation gelten. Bayern unter König Maximilian Joseph I. (—1825). Die Erhebung Bayerns zum Königreich hatte an dem herzlichen 1806 Verhältnis zwischen dem bisherigen Kurfürsten und nunmehrigen König L 3an' Max Joseph und seinem Volke nichts geändert. Nach außen hin verliefen die letzten zehn Regierungsjahre Maximilians (seit dem Wiener Kongreß) friedlich. Im Innern wurde die Reformtätigkeit, zunächst noch unter der Leitung des Ministers Montgelas (vgl. S. 82), fortgesetzt. Der Sorge für das Bolkswohl entsprangen Maßregeln zur Hebung der Landwirtschaft und der verschiedenen Gewerbe. So wurde die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben und gelegentlich der Vermählung des Krön- 1808 Prinzen Ludwig das O k t o b e r f e st in München als landwirtschaftliche Muster- 1810 schau gestiftet; ferner sollten landwirtschaftliche Lehr- und M u st e r a n st a l t e n, wie die zu Schleißheim und Weihenstephan, anregend wirken. Zur besseren Ausbeutung des Salzreichtums diente die Wetterführung der Solenleitung (von Berchtesgaden und Reichenhall) nach (Traunstein und) Nosenheim (vgl. Zweit. Band S. 166) durch die Techniker Utzschneider und Reichenbach. Für Handel und Gewerbe kam der Zunftzwang in Wegfall. Das bisher von der 1807/25 fürstlichen Familie Taxis betriebene P o st w e \ e n wurde verstaatlicht (1808). Behufs Neuregelung der Verwaltung erfolgte die Neuvermessung und Kreiseinteilung des Landes, bei der man die acht Kreise anfangs nach 1817 Flüssen, später (1837) nach geschichtlich-geographischen Eigentümlichkeiten benannte. Diese Kreise erhielten (unter Oberaufsicht des Staates) eine gewisse Selbständigkeit; ebenso bekamen die Stadt- und Landgemeinden durch das Gemeindeedikt Selbstverwaltung unter selbstgewählten Vorstehern und 1818 Gemeindevertretungen.

6. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 167

1912 - München : Oldenbourg
Bayern unter König Ludwig Ii. 167 Hohenlohe, der eine „organische Verbindung zwischen dem Süden und dem Norden" erstrebte und sich um das Zustandekommen des Zollparlaments (S. 157) bemühte. Auch eine Reform und Neubewaffnung des bayerischen Heeres wurde in die Wege geleitet. Mt deutscher Treue hielt dann König Ludwig 1870 das mit Preußen geschlossene Schutz- und Tmtzbündnis aufrecht, obwohl die Mehrheit der Abgeordnetenkammer anfangs Schwierigkeiten machte und schon im Jan. 1870 das Ministerium Hohenlohe zum Rücktritt veranlaßt hatte1). Somit erwarb sich Ludwig Ii. um die Angliederung Bayerns ans Deutsche Reich ein wesentliches Verdienst (vgl. S. 159 u. 165). An der Weiterentwicklung der neugeschaffenen Verhältnisse beteiligten sich Bayerns Fürst und Volk ebenfalls in hervorragender Weise. Zum Aufschwung des Handels und der Industrie, besonders zur Blüte des Kunstgewerbes in München, Nürnberg, Augsburg und anderweitig hat die Regierungstätigkeit Ludwigs viel beigetragen. Auch Kunst und Wissenschaft sowie das Unterrichts- und Erziehungswesen fanden eifrige Förderung; ein Herzensbedürfnis war dem ideal veranlagten König die Pflege der Musik. 1. Landwirtschaft, Gewerbe und Handel hoben sich und zwar hauptsächlich durch die deutsche Schutzzoll gesetzgebung, die das einheimische Erwerbsleben seit 1879 gegen die ausländische Konkurrenz begünstigte, sodann aber auch durch die einheitliche Ausgestaltung des Maß-, Gewichts- und Münzwesens, die allmählich für das gesamte Reich zum Durchbruch kam.—In Nürnberg erstand das Bayerische Gewerbemuseum; auch veranstaltete man hier die erste bayerische Landesausstellung (1882). 2. Die Volksbildung fand eifrige Pflege durch Neuerrichtung von Fortbildungsschulen, Lehrerbildungsanstalten, Kunstgewerbeschulen, Realgymnasien und Industrieschulen, ferner durch Umgestaltung der bisherigen Gewerbeschulen zu Realschulen, Erweiterung der humanistischen Gymnasien und Schaffung eines Obersten Schulrates für die Mittelschulen (1872); die ehemaligen polytechnischen Schulen wurden durch eine Technische Hochschule in München ersetzt. — 1868 Der Neubau der Akademie der Künste (im Renaissancestil) ist ebenfalls für Unterrichtszwecke bestimmt und bereichert München um eine weitere Sehenswürdigkeit. 3. Die Tonkunst knüpfte frühzeitig ein freundschaftliches Band zwischen dem schwärmerischen König und dem Tondichter Richard Wagner, obwohl dessen musikalische Richtung von Zeitgenossen vielfach heftig bekämpft wurde. Als der Plan, der neuen Kunst in München eine würdige Heimstätte zu bereiten, an dem Widerspruch der dabei beteiligten Körperschaften gescheitert war, ermöglichte es Ludwig durch freigebige Unterstützung, das Wagnertheater gegr. 1872 in Bayreuth zu errichten, das die Wagnerschen Musikdramen in vorbildlicher Weise zur Aufführung brachte (vgl. S. 118). Unterrichttichen Zwecken diente gegr. 1867 die Akademie der Tonkunst. x) Es folgte als Ministerpräsident Graf Bray-Steinburg; neben ihm wirkte (schon seit 1867) Joh. Lutz als Kultusminister; später übernahm Lutz auch die Ministerpräsidentschaft (f 1890).

7. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 17

1912 - München : Oldenbourg
Die „glorreiche Revolution" in England. Wuhelm Iii. 17 sicherte seine Thronfolge durch Niederwerfung der Aufstände, die in Schottland und Irland zugunsten Jakobs Ii. ausbrachen, und stellte das gute Einvernehmen zwischen Krone und Parlament wieder her. a) Innere Politik. Durch die Declaration of rights (Erklärung der Rechte) 1689 wurden die früheren Staatsverträge (Magna Charta, Petition of right rc. rc.) ergänzt und die parlamentarische Monarchie der Hauptsache nach in feste Formen gebracht. sder König entnimmt die Minister gewöhnlich der Mehrheit des Parlaments bzw. des ausschlaggebenden Unterhauses. Ohne Zustimmung des Parlaments darf die der Volksvertretung verantwortliche Regierung keine (Steuern erheben, kein Heer aufstellen, keine Gesetze erlassen ober abändern u. dgl. Die Rechtspflege ist von der Regierung unabhängig.^ Damit war die innere Entwicklung Englands im Gegensatze zu derjenigen der Kontinentalstaaten zunächst abgeschlossen und England konnte, geschützt durch seine (bei genügender Flotte) unangreifbare Jnsellage, bestimmend auf den Gang der europäischen Politik einwirken. — Sehr wertvoll für die englische Volkswirtschaft war die Gründung der Bank von England; 1694 diese würde allmählich der Mittelpunkt des Gelbverkehrs nicht nur Englanbs sondern der Welt. b) Äußere Politik. Wilhelm Iii., der bis zu seinem Tode die Politik der beiden Seemächte (England, Holland) persönlich leitete, trachtete den damaligen Haupt-nebenbuhler um die Seeherrschaft, nämlich Frankreich, möglichst zu schwächen. Diese zielbewußte Gegnerschaft gegen Frankreich betätigte er wöhrenb des Pfälzischen Erbschaftskrieges und noch kurz vor seinem Ableben brachte er in der spanischen Erbschaftsfrage einen großen Bund gegen Ludwig Xiv. zustande. Damit begründete Wuhelm die für England bis heute so vorteilhafte Politik des „Europäischen Gleichgewichtes". Sie hat zur Folge, daß die Kontinentalgroßmächte in ihrer gegenseitigen Eifersucht ihre Hauptkraft auf die Lanbrüstung verwenden und deshalb keine Flotte schaffen können, die der englischen gewachsen wäre. Somit ist England einstweilen sicher, daß ihm auf dem Meere kein ebenbürtiger Gegner in den Weg tritt. Wilhelms Iii. Politik wurde von seiner Schwägerin Anna (1702—1714), der jüngeren Tochter Jakobs Ii., fortgeführt. Unter ihr vollzog sich die Vereinigung 1797 des schottischen Parlaments mit dem englischen. Da auch Anna, wie vorher Wilhelm Iil, kinderlos starb, folgte das von Jakobs L Tochter Elisabeth, der Gemahlin Friedrichs V. von der Pfalz, abstammende Haus Hannover. Die Wissenschaft. Unter den damaligen Zeitgenossen ragte der Naturforscher Isaak Newton hervor. Er begrünbete, was Koppernikus beobachtet und Kepler f 1727 in Gesetzesform gebracht hatte, durch die Erkenntnis der allgemeinen Schwerkraft (Gravitation); Newton fanb, daß die allen körperlichen Dingen innewohnende Schwere und ihre Anziehungskraft auch das Verhältnis der Himmelskörper zu ein» anbet sowie beren Bewegung bestimme. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701—1713/14) sowie der Ausgang Ludwigs Xiv. und Max Emanuels von Bayern. 1. Bedeutung und Ursprung des Krieges. Um die Wende des 17. zum 18. Jahrh, standen die Geschicke Süd- und Westeuropas unter dem Einfluß der spanischen Erbschaftsfrage. Da diese aber zugleich die österreichischen Interessen sowie das Verhältnis zwischen O st e r r e i ch Lorenz, Oberstufe Iii. 2

8. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 81

1912 - München : Oldenbourg
Die Folgen des zweiten Koalitionskrieges. 81 Die Regelung der Besitzverhältnisse in Deutschland. Um die durch den Verlust der linksrheinischen Gebiete benachteiligten deutschen Fürsten zu entschädigen, trat in Regensburg eine Reichsdeputation (ein Ausschuß des Reichstages) zusammen. Die eigentliche Entscheidung lag in den Händen Napoleons und seines Ministers Talleyrand^), deren Gunst die deutschen Gesandten und ihre Auftraggeber durch Schmeicheleien und Bestechungen zu erlangen suchten. Durch den „Schluß" (^Beschluß) der Deputation, den sog. Reichsdeputationshauptschluß, wurden nun 1803 alle geistlichen Besitztümer in Deutschland „säkularisiert" (verweltlicht); nur der bisherige Erzbischof von Mainz (Dalberg) blieb als „Kurerzkanzler"' Reichsfürst, mußte aber statt des französisch gewordenen Mainz Regensburg (nebst Aschaffenburg) übernehmen2). Ferner wurden sämtliche Reichsstädte bis auf sechs (Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg) „m e d i a t i s i e r t" (aus unmittelbaren Reichsgliedern zu „mittelbaren" gemacht). Die säkularisierten und mediatisierten Gebiete verteilte man dann unter die zu entschädigenden größeren Staaten. So erhielt Preußen u. a. Hildesheim, Paderborn, Münster, Erfurt und Goslar. Bayern bekam die Bistümer Augsburg (einstweilen ohne die Stadt), Freising, Passau (diesseits der Jlz), Bamberg und Würzburg, ferner Teile von Eichstätt, sodann 13 Reichsabteien, darunter Kempten, und 15 Reichsstädte in Schwaben und Franken, darunter Schweinfurt, Weißenburg, Rothenburg, Nördlingen, Memmingen, Kaufbeuren, Kempten rc. rc. Diese Erwerbungen verliehen dem bayerischen Staate die wünschenswerte Geschlossenheit und Abrundung. Württemberg empfing eine Reihe schwäbischer Reichsstädte, Baden die rechtsrheinische Pfalz mit Heidelberg und Mannheim (von Bayern abgetrennt), ferner die rechtsrheinischen Teile der Bistümer Konstanz, Straßburg und Speyer. — Außer Salzburg wurden Württemberg, Baden und Hessen-Kassel Kurfürstentümer. Ergebnisse für Deutschland. Vor allem erlitt Deutschland eine Einbuße an Gebiet und Ansehen. Über die inneren Angelegenheiten des Deutschen Reiches entschied Frankreich. Die Rücksichtslosigkeit, mit der die größeren Staaten sich der kleineren bemächtigten, führte zum unaushaltsamenzusammensturz der bisherigen Reichsverfassung. Da O st e r r e i ch sowohl alspreußen ihre Pflichten als führende Mächte Deutschlands vergaßen und die Mittel- und Kleinstaaten nur als „Objekte" für die eigene Erweiterung betrachteten, erstickte der Selbsterhaltungstrieb bei den kleineren Reichsgliedern jedes nationale Bedenken gegen den Anschluß au Frankreich und verstärkte dadurch noch die Übermacht Napoleons in Deutschland. Durch die Furcht vor Vernichtung wußte er die einen, durch die Aussicht auf Beute die anderen an sich zu feffeln. Doch hatten diese und die späteren Umwälzungen für Deutschland wenigstens das Gute, daß sie eine wesentliche Einschränkung der Klein- und Zwergstaaterei brachten. Außerdem wurden die deutschen Fürsten, die jetzt Untertanen mit konfessionellen und Stammesunterschieden bekamen, gezwungen, durch staatliche Gleichstellung (Parität) und später durch konstitutionelle Zu- x) Talleyrand war inzwischen aus Amerika zurückgekehrt und unter Napoleon Mi-nister geworden. 2) Auch die Johanniter und die Deutschherren blieben in ihren Besitzungen und Rechten vorderhand noch unangefochten (letztere bis 1809). Lorenz, Oberstufe Iii. g

9. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 108

1912 - München : Oldenbourg
108 Die Gewaltherrschaft Napoleons und ihr Zusammenbruch. 11824 lebung der altklassischen Studien herbeiführte, die durch Fr. Aug. Wolf (Homerische Studien) eingeleitet wurde. — Gewissermaßen ein Bild der rasch 1 1848 wechselnden Anschauungen und Stimmungen war der Historiker Jos. G ö r r e s, der anfangs für republikanische Freiheit, später für die deutsche Kaiserherrlich^ keit, schließlich für die Heilige Allianz eintrat. — Im Sinne des Neuhumanis-f 1814mus erkannte der Philosoph Fichte (vgl. S. 96) als letztes und höchstes Ziel des menschlichen Sttebens „die Freiheit und Selbsttätigkeit des Ichs". Zu 1 1834fichtes Schülern zählte auch der Philosoph und Theolog Schleiermacher t 1854(S. 96). Der eigentliche Philosoph der Romantik war Schelling; er vertrat eine Art pantheisttsche Naturphilosophie, d. H. er lehrte die Offenbarung Gottes in der Natur und in der Geschichte. — Durch eindringende Kritik der 11831 Quellen wies Niebuhr in seiner „Römischen Geschichte" der Forschung eeb. 1767 neue Bahnen (vgl. S. 96). — Der vielseitige, geistreiche Wilh. v. Humboldt, 1 1835 ein Gesinnungsgenosse und Mitarbeiter Steins, war gleich bedeutend als Sprachforscher, Historiker, Rechtslehrer und Staatsmann. Der gegen Ende des 18. Jahrhunderts angebahnte Aufschwung der Naturwissenschaften in Verbindung mit der Technik (vgl. S. 51 Anm. 2) machte weitere Fortschritte, zu denen nun auch deutsche Gelehrte und Erfinder beitrugen. 1 1827 Der Franzose Laplace gab in feiner Mecanique eheste Vermutungen über die Entstehung des Weltenbaues bzw. Sonnensystems, die dann mit den Anschauungen Kants zur sog. Kant-Laplaceschentheorie zusammenflössen; nach ihr ist das Sonnensystem durch allmähliche Abkühlung einet sich um ihre Achse drehenden Gaskugel und Ablösung einzelner Teile von ihr ent-eeb. 1769standen. Alex. v. Humboldt faßte nach jahrelangen Reifen das damalige 1 1859 Wissen vom Weltall in seinem „Kosmo s" zusammen (1845). Der Mathema-1 1855 tiker, Astronom und Physiker Gauß hat durch feine Untersuchungen des Magnetismus zur Erfindung des elektrischen Telegraphen wesentlich beigetragen. Verschiedene wichtige Erfindungen wurden damals in Bayern gemacht: so erfand hier Senefelder den Steindruck (1796); Reichenbach vervollkommnete die Meßkunst, Utzf chneider die optischen Instrumente; Fr an n-hofer fchuf (1808) verbesserte Fernrohre; Sötn nt erring erfand (1809) den Telegraphen, Gabelsberger (1817) die Stenographie. Der amerikanische Physiker Fulton erbaute (1807) das erste Dampfschiff (auf dem Hudsonflusse), der Engländer Stephenson (1825) die erste Lokomotive, worauf dann zwischen Liverpool und Manchester die erste Eisenbahn angelegt wurde (1829/30). Rückblick und Ergebnisse. Während Frankreich die durch die Revolution errungene Machtstellung nicht behaupten konnte, blieb der politische Aufschwung Englands und Rußlands dauernd, sodaß diese beiden Staaten in den nächsten Jahrzehnten aus die Geschicke Europas einen bestimmenden Einfluß ausüben konnten. Dabei kam ihnen znstatten, daß sie im Innern von den revolutionären Strömungen verschont blieben; England deshalb, weil es seine konstitutionellen Kämpfe schon hinter sich hatte und feine Verfassung im gewissen Sinne den Aufklärungsideen entsprach (vgl. S. 17); Rußland deshalb, weil für feine politisch noch unreife Bevölkerung Aufklärungs-

10. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. V

1912 - München : Oldenbourg
Materielle und geistig-sittliche Kultur. V B. Zur geistig-sittlichen Kultur rechnet man alles, was zur Erweiterung des menschlichen Wissens und Könnens, zur Entwicklung des Verstandes und des Gedächtnisses dient (geistige oder intellektuelle Kultur); ferner alles, was zur Veredelung des Willens und Charakters, des Herzens und Gemütes beiträgt (sittliche, moralische oder ethische Kultur). Hieher gehört auch die Ausbildung des menschlichen Gefühls und der Phantasie (ästhetische Kultur). Zur geistigen (intellektuellen) Entwicklung dient der Menschheit vor allem die Wissenschaft, zur Gefühlsbildung (ästhetischen Bildung) in erster Linie die Kunst, zur sittlichen (moralischen, ethischen) Erziehung insbesondere die Religion. Wissenschaft ist die Betätigung des menschlichen Wissenstriebes durch vernunftgemäßes Denken, Beobachten und Erkennen. Die Wissenschaft arbeitet auf verschiedenen Gebieten; deshalb spricht man von Naturwissenschaften, G e i st e s Wissenschaften, Rechts Wissenschaft, Staats Wissenschaft nfw. Zn den Naturwissenschaften rechnen wir u. a. die Anthropologie (Lehre vom Menschen), Zoologie (Lehre von den Tieren), Botanik (Lehre von den Pflanzen), Mineralogie (Lehre von den Steinen) rc. Die Mathematik ergründet die Gesetze der Zahl, der Form und des Raumes; die Physik lehrt uns die geheimnisvollen Erscheinungen und Kräfte der Natur benutzen und womöglich erkennen; die Chemie sucht in die Zusammensetzung und Veränderung der organischen und anorganischen Gebilde einzudringen; die Astronomie forscht in den unermeßlichen Tiefen des Weltraumes; mit der Vorgeschichte unseres Erdballs befassen sich die Geologie und Paläontologie; hieher gehört auch die Geographie (Erdbeschreibung). — Von den Geisteswissenschaften sind vor allem zu betonen: die Sprachwissenschaften, die uns mit dem Bau, dem Inhalt, unter Umständen der Verwandtschaft der verschiedenen Sprachen bekannt machen; die Geschichtswissenschaft, die uns mit der fortschreitenden Entwicklung der Kulturvölker vertraut macht, und die Rechts- und Staatswissenschaft, die sich mit der Entwicklung der Rechtsbegriffe und des Staatsbewußtseins der Völker befaßt. Die Krone der Wissenschaft ist die P h i l o s o p h i e. Sie beschäftigt sich mit den letzten und schwierigsten Fragen (Problemen) menschlichen Erkenntnisvermögens und zieht daher die tiefsten Probleme aller anderen Wissenschaften in den Kreis ihrer Bettachtungen. Theologie (Religionswissenschaft) ist die auf das Gebiet der Religion angewandte Wissenschaft. Kunst ist die Betätigung der schöpferischen Gestaltungskraft der menschlichen Phantasie auf dem Gebiete des Wortes (Dichtkunst), des Tones (Musik), der Farbe und Form (Malerei) sowie des Raumes und der Form (Baukunst und Plastik). In der Dichtkunst unterscheidet man wieder epische (vorwiegend erzählend), lyrische (vorwiegend Gefühlsdichtung, sangbare Lieder) und dramatische Dichtung (vorwiegend handelnd). Die Kunst geht häufig Hand in Hand mit Industrie und Gewerbe; man spricht dann von Kunstgewerbe. Religion ist der Glaube an höhere Wesen, die man verehrt, denen man nacheifert und vor denen man sich für sein Tun und Lassen verantwortlich fühlt. Alle Völker haben eine Religion, die aber nach dem Kulturstand des betreffenden Volkes verschieden ist. Die Völker, die noch auf niederer Stufe stehen, besitzen eine sog. N a t u r r e l i g i o n, d. h. sie vergöttern die Natur. Der Naturmensch fühlt sich nämlich von Erscheinungen umgeben, denen gegenüber man ziemlich machtlos ist (Blitz, Sturm, Wasser, Feuer, Hitze, Kälte rc.). Da er sich solche Kräfte nicht als unpersönlich vorstellen kann, betrachtet er sie als Ausdruck oder Betätigung einer Persönlichkeit. Dieselbe nennt er dann Gottheit. So entsteht der
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