Ackerflächen und rotbackigen
Häusern angenehm unter-
brochene Odargauer Bruch, aus
dein sich am Horizont westlich
ein schmaler bewaldeter Saum,
östlich die gelbweißen Dünen
scharf abheben. Und dahinter
wogt, soweit das Auge reicht,
die blaue Ostsee. — Aus der
großen Reihe bemerkenswerter
Blöcke seien nur noch die fol-
genden genannt: der große Stein
bei Mirchau im Kreise Karthaus
(17 m Umfang, 5 >>> Länge und
über 3 m Höhe), der Wingen-
stein bei Cadinen (Umfang
15.30 w, Länge 41/4 m, Breite
3.30 in, Höhe etwas über 3 in),
der große Stein von Owsnitz im Kreise Bereut (13,20 in Umfang, 41/2 ,»
Länge, 2v2 '» Breite und 2,20 ,» Höhe svgl. Abb.s), der Teufelsstein von
Schwetzin und Buchrode im Kreise Putzig (12,75 in Umfang, 5 m Länge,
5.30 in Breite und über 13/4 m Höhe (vgl. Abb.s), der Ziemannstein in der
Oberförsterei Sobbowitz (12 m Umfang, 474 m Länge, 3 m Breite und fast
2h2 m Höhe), der Kanzelstein bei Kvlkan im Kreise Neustadt (12 m Umfang,
472 m Länge, 23/4 m Breite und ungefähr l,20 in Höhe über der Erde), der
Stein am Marienfee (10v4 m Umfang, 4 m Länge, 3 in Breite und unge
fähr 3 m Höhe). Diese wenigen Zahlen vermögen uns ein Bild von der
Größe vieler Blöcke in Westpreußen zu geben.
Die Blöcke verteilen sich auf drei Hauptverbreitungsgebiete, das End-
moränengebiet bei Karthaus und Bereut, das Grundmoränengebiet bei Neustadt
und Putzig und das Grundmoränengebiet nordnordöstlich von Elbing. Das
völlige Fehlen erratischer Blöcke in den Kreisen Danziger Niederung und
Marienburg erklärt sich geologisch durch die ausgedehnten Schlickbildungen der
Weichselniederung zwischen Danzig, Dirschau, Marienburg und Elbing, die
„als ein altes Delta der Weichsel bei ihrer Einmündung in das früher bis
Dirschau und Marienburg sich ausdehnende Frische Hass anzusehen ist".
Während der Diluvialzeit rückte von Norden her in riesiger, vielleicht
einige tausend Meter betragender Mächtigkeit das Inlandeis vor und
bedeckte wie ein Schild das norddeutsche Flachland zeitweise bis zum Rande
der deutschen Mittelgebirge. Bei seinem Vorwärtsschreiten schob das
Gletschereis den Verwitterungsschutt des Untergrundes vor sich her, nahm
ihn als Grundmoräne in seinem Fuße auf und hobelte und schrammte damit
auch den festen, felsigen Untergrund. Beim Abschmelzen des Eises blieb
der Moränenschutt als Geschiebemergel mit zahlreichen, kantengerundeten,
kleinen und größeren Steinen und Blöcken zurück. An Stellen, wo der
Eisrand, abgesehen von kleineren Schwankungen, längere Zeit stetig ver-
harrte, entstanden die parallel dem konvexen Gletscherende gelagerten, bogen-
förmigen Endmoränen, wallartige Erhebungen, die aus dem am Rande des
Eises ausgeschmolzenen gröberen Schutt bestehen.
Der Teufelsstein von Schwetzin und Bnchrode
im Kreise Putziq.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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127
An der Landschwelle von Nieder-Brodnitz.
gen Nordosten, nach Zuckau zwangen? Es muß ein gewaltiger Aufstau ge-
wesen sein, der es der Radaune ermöglichte, sich durch die ungeheuren Sand-
massen zwischen Fließenkrug und Ruthken eine abgrundtiefe Schlucht von
einer Meile Länge hindurchzunagen! Auch muß dieser Aufstau beträchtliche
Zeit angehalten haben und schrittweise in dem gleichen Maße gesunken sein,
wie sein Abfluß sich in den Berg einsägte. Daß dies wahr ist, kann man
schon daran erkennen, daß die Seen, z. B. die Brodnoseen, an manchen Stellen
die Marken eines weit höheren Wasserstandes in Gestalt schmaler Terrassen-
sänme in ihren Gestaden hinterlassen haben. Auf diesen Terrassen liegen
dann oft ziemlich starke Lager von Seekalk, einem Kalk, der sich hauptsächlich
aus den Kalkkrusten an Stielen und Blättern gewisser Wasserpflanzen, be-
sonders Algenarten (Characeen) im Laufe der Zeit aus dem Flachwasser-
grunde bei den Ufern anzuhäufen pflegt.
Aber nicht allein die Täler bringen in die Landschaft eine auffällige,
fast planmäßige Gliederung, auch die Hügel, so unregelmäßig sie gewöhnlich
gestaltet sind, schließen sich in einzelnen Landstrichen deutlich zu besonderen
Gruppen, Ketten und Höhenzügen zusammen. Oft sind es breite, wuchtige,
weithin die Gegend beherrschende Massive, oft auch wieder lange Zonen mit
einem Gewirr unruhiger kleiner Kuppen und Kessel zwischen zwei weiten,
welligen Flächen. Damit Pflegt dann auch ein auffälliger Wechsel der
Bodenart verbunden zu sein: kommt man z. B. von Eggertshütte zum Turm-
berg, so durchquert man eine wellige Hochfläche aus ziemlich schwerem Lehm-
boden und ersteigt dann im Turmberg und den Nachbarhöhen (Schöneberge,
Gans-Berge) einen mächtigen Rücken von grobem Sande mit vielen großen
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180
Wenn ich an dem Getrümmer dieses Schlosses stand, mußte ich immer
wieder an die Ruine von Roggenhausen denken. Hier wie dort finden wir
dieselben Bestandteile der Landschaft, das tiefeingeschnittene Erosionstal eines
Flusses und anmutig geschweifte Randberge. Aber dennoch kann man sich
kaum verschiedenere Bilder denken. An der Ossa grünem Strande ver-
schwindet die Ruine beinahe im Baumgrün, und längs des Flüßchens, das
durch blumige Wiesen rauscht, bilden Erle und Hasel dichte Hecken. Kaum
bedürfte es da noch der blütenreichen Obstgärten im Grunde, um unsere
Seele mit idyllischem Frieden, behaglicher Lebensfreude zu erfüllen. Hier
an der Drewenz redet die Natur zu uns in einer ernsteren Sprache. Hier
umhüllt fein schattiger Buchenwald die Randberge des Tales; baumlos und
kahl liegt der breite Grund vor uns da, und auch die Hopfenplantage von
Marienhof vermag die Halden nicht freundlich zu beleben, da sie allzu ver-
einsamt in der weiten Fläche daliegt.
Herb und ernst ist die Stimmung der ganzen Landschaft, herb und ernst,
wie die Gedanken an frühere Zeiten, die uns in ihr kommen müssen, lagerte
doch in diesem Grunde dereinst die Macht der Ordensritter, um Jagiello
und seinen blutdürstigen Tartaren den Weg ins deutsche Land zu wehren,
den sie sich wenige Tage später durch die Schlacht bei Tannenberg dennoch
bahnen sollten.
Aber dennoch verlohnt auch dieser Gau unserer Heimat einen Besuch,
denn die Landschaft besitzt dort einen Stimmungswert, der sie von anderen
Gegenden scharf unterscheidet. Wandern wir später in den Forsten bei
Loukorsz am Ufer schmaler, flußähnlicher Waldseen dahin, von deren unter
Schilf und Binsen verborgenen Flut die Wildenten in ganzen Wolken hoch-
gehen, überschauen wir vom hohen Ufer den buchtenreichen Spiegel des
Partenschinsees, so werden wir diese Landschaften im Geiste sicherlich gar
oft mit der charaktervollen Flußlandschaft vergleichen, von der der wuchtige
Nawraberg und die trutzige Schloßruine von Kauernik aufragen.
Fritz Braun.
Abschied.
i§in Birkchen stand am Weizenfeld.
Gab Schatten kaum erst sechzehn Jahr';
Das hat den Bauer sehr erbost,
Daß die paar Fuß der Sonne bar.
Ich ging vorbei, der Bauer schlug,
Dem Stümmchen war so wund und weh,
Es quält die Axt, das Bäumchen ächzt
Und ruft mir zu: „Ade, ade!"
Die Krone schwankt, ein Böglein kam,
Das seinen Frieden hatte dort,
Noch einmal sucht im Hin und Her
Das Krallchen Halt im grünen Port.
Das Bäumchen sinkt, der Vogel fliegt
Mit wirrem Zwitscherlaut ins Land;
Ich schämte niich vor Baum und Tier
Und schloß die Augen mit der Hand.
Detlev v. Liliencron.
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abgeschliffenen Steinen gespickte Ton, der bei zahlreichen Brunneugrabungen
angetroffen wird. Dieser „Geschiebemergel", in den obersten ein bis zwei
Metern gewöhnlich zu lehmigem Sande und bräunlichem Lehm verwittert,
liegt weithin auf der Danziger Höhe und in der Kaschubei, z. B. bei Karthaus,
zutage und gibt einen fruchtbaren, milden Ackerboden. In der von der Ver-
witterung noch nicht erreichten Tiefe von —3 in enthält er eine bis zu
20 % betragende Beimischung feiner und gröberer Kalkteilchen, eine Folge
der Zerreibung größerer Kalksteine und Kreidestücke beim Gletschertransport.
Auch der von den Schmelzgewässern vor, auf und unter dem Eise zusammen-
gespülte Sand und Kies ist in unverwittertem Zustande kalkhaltig — eine
für die Pflanzenernährung sehr wertvolle Eigenschaft. Die Feldspatkörner
des Geschiebemergels und Sandes enthalten Kali und Natron, andere Mine-
ralien, Phosphorsäure usw., während im Gegensatz dazu die tertiären Boden-
arten des tieferen Un-
tergrundes sehr nähr-
stoffarm sind. Der
unwirtliche Gletscher
brachte also gute Ga-
den für die Landwirt-
schaft!
Doch zu Größerem!
Höhen und Tiefen, Seen
und Täler der Kaschu-
bei sind samt und son-
ders Schöpfungen der
Eiszeit (und zwar der
letzten Eiszeit) In den
Betten der Radaune-
seen, des Brodno-, Ost-
ritz-, Patullisees usw., schäumten die Schmelzströme des abtauenden Gletschers
südwärts ins freie Land; der Turmberg und seine Nachbarhöhen, so groß
sie dem Menschen erscheinen, sind nichts als hochgelegene Sandhaufen, die
in etlichen Jahrhunderten (oder nur Jahrzehnten) vor dem Eise zusammen-
gespült wurden, und auch jene sehenswerten Blockanhäufungen bei Mischi-
schewitz, aus denen unsere heidnischen Vorfahren das Material zu ihren Grab-
hügeln zusammenschleppten, sind nur ein wenig oberflächlicher Gletscherschntt,
vom sommerlichen Tauwasser am Rande einer Sandebene aus dem Schmutz
hervorgewaschen.
Allerlei merkwürdige Erscheinungen verlieren ihre Rätselhaftigkeit, wenn
wir mit solcherlei Vorstellungen uns ihrer bemächtigen. Quer über das
Radaunetal streicht von Borkau über Glintsch gegen Krissau ein breiter
Gürtel von Sandbergen und Kuppen, zwischen denen sehr tiefe, runde oder
längliche Einsenkungen, auch kleine Täler und Wiesengründe liegen. Be-
sonders auf der Höhe von Borkau, unmittelbar nördlich der Chaussee von
Zuckau nach Karthaus, nimmt diese Landschaft die sonderbarsten, abenteuer-
lichsten Formen an. Tiefe Pfuhle, oft mit versumpftem Grunde, liegen Wand
an Wand wie vulkanische Krater in die Hügel eingebettet. Einige rücken
sich so nahe, daß die trennenden Rücken halb eingerissen sind; manche liegen
ganz isoliert, andere schließen sich zu Gruppen und Reihen aneinander, und
Ostritzsee mit Turmberg. Echter Rinneusee.
(Aus Sonntag, Geologischer Führer durch die Danziger Gegend.)
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aus einer solchen Reihe entwickelt sich eine zum Karlikauer See hinabführende
Mulde. Wir sehen also in diesem Fall einen genetischen Zusammenhang
zwischen den Pfuhlen und dem See. Ein gewaltiger Pfuhl liegt auch in
dem schmalen, hohen Kiesriegel, der den Karlikauer See vom Glembokisee
trennt. Man hat den Eindruck, als sei hier voreinst ein mächtiger Glet-
scherbach vom Eise herabgeströmt und habe das Bett des Karlikauer Sees
ausgestrudelt; beim Rückgang des Gletschers scheint sich dann zeitweise der
Bachlauf verstopft und bald hier- bald dorthin verlegt zu haben und gleich-
zeitig eine enorme Kiesaufschüttung in der ganzen Umgebung erfolgt zu sein.
Darauf schuf sich das Wasser wieder eine regelmäßigere Bahn und strudelte
Erosionsterrassen des Radanneflusses bei Goschin.
Die alluviale Talsohle ist z. T. mit einer Eiskurste vom Winterhochwasser bedeckt. Jenseits erhebt sich eine
untere Terrasse, über deren Abhang Pflanzgräben laufen. Die steinige Böschung im Vordergrund links
korrespondiert mit dieser Terrasse. Darüber sieht inan jenseits den mit Büschen (Wacholder) bedeckten Ab-
hang der Hochlerrasse.
in stetem Zurückweichen die breite, tiefe Rinne des Glembokisees (— „tiefer
See") aus, an den Rändern die Rinne ruhig überwallend. Die kreisrunden
oder länglichen Pfuhle aber mögen teils von demselben Gewässer, teils von
Nachbarbächen ausgestrndelt sein, die vom steilen Eisrand zu Boden stürzten.
Der Boden ist, wie gesagt, überall Kies und Sand, durchsetzt mit vielen
großen Steinblöcken. Das Ganze ist eine so eigenartig entwickelte End-
moräne, wie man sie in ganz Deutschland kaum irgendwo wiederfindet.
Wie merkwürdig zerschlitzt die Eisgrenze auf der Danziger Höhe und
in der Kaschubei lange Zeit gewesen sein muß, läßt sich bis zu einem gewissen
Grade aus der oberflächlichen Verbreitung der Bodenarten ermitteln. In
der Gegend von Kölvin südlich von Karthaus treten bedeutende, horizontal
gelagerte Tonschichten nicht allein an den Talgehängen, sondern auch auf
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Extrahierte Personennamen: Karthaus
Extrahierte Ortsnamen: Karlikauer_See Goschin Deutschland
140
Breite der Talsohle erscheinen hier die Umrisse der Landschaft viel wuchtiger
als bei Oliva. Neben der Wangelinshöhe muß selbst der hastende Tourist
den Rand des Teufelsgrundes in der Nähe der Försterei Sagorsch aufsuchen.
Der Fernblick über die blau verdämmernden Waldberge und das rege Schmelz-
tal ist von eigenartigem Reiz, und kehrt der Wanderer am Fuße der Berge
nach Sagorsch zurück, so wird er sicherlich mehr als einmal von der Höhe
der Waldhänge überrascht werden. Wenn man durchaus die Fremde zum
Maßstabe der Heimat
machen will, hat man
hier wohl ein Recht, von
einem Klein-Thüringen zu
sprechen.
Ebenso wie die Rand-
berge des Schmelztales
weisen auch die Hänge
des Kielauer Kessels große
landschaftliche Schönhei-
ten auf. Wie der „heilige
Berg" in unmittelbarer
Nähe des Ortes bieten
auch die Höhen im Hinter-
gründe des Kessels, wo
rechts und links Seiten-
täler einmünden, über-
raschend schöne Rundblicke.
Allerdings findet man in
diesen Bergen kaum Weg
und Steg und muß sich
in Waldschlägen oder gar
quer durchs Dickicht em-
porarbeiten. Doch diese
Mühe ist nicht so groß,
daß sie dem frischen Wan-
derer jene grünen Berge
verleiden könnte.
Am dichtesten drängen
sich die Randtäler auf der
Buchenwald bei Psaffenbrunn tut Forstrevier Oliva. Strecke Zoppot — Strieß
zusammen, und diesem Um-
stande verdankt jener Teil des Höhenzuges den Ruf seiner landschaftlichen
Schönheit. Am reichsten hat hier die Natur mit Gaben der Schönheit Oliva
bedacht; die Aussicht vom „Karlsberge" gilt als die schönste der ganzen nord-
deutschen Küste. Gönnen wir Brandstäter das Wort, der, wie wenige, mit
warmem Herzen an den Fluren der Heimat hing:
„Haben wir den Karlsberg bestiegen, so umfaßt der Blick das weite
Panorama mit allen jenen herrlichen Punkten, welche einzeln schon geeignet
wären, einen tiefen und wohltuenden Eindruck auf die Seele zu machen.
Von Redlau streift der Blick an der flachen Küste entlang, über Zoppot,
Karlikau, Saspe, Brösen, Neufahrwasser und Weichselmünde, bis in die
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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142
Goldammer ihr trübseliges Lied spinnt, machen einen kümmerlichen, wind-
zerzausten Eindruck. Man tut am besten, dieses Gebiet zur Herbstzeit zu
durchwandern, wenn die helle Luft die Bergkonturen in fast durchgeistigter
Klarheit hervortreten läßt und der Wanderer nach Belieben rechts und links
vom Wege über die Stoppeln schreiten kann, um hier einen Berg zu ersteigen,
dort eine Schlucht zu entdecken. An solchen klaren Herbsttagen entbehrt
auch diese Gegend nicht einer eigentümlichen, wehmütigen Poesie, die den
einsamen Wanderer bald in stille Gedanken versenkt und ihm den ganzen
weltfremden Zauber der Heide vergegenwärtigt. Neben den früher erwähnten
Waldbäumen, der Kiefer vor allen, ist die Eberesche der Charakterbaum
Pommerellens. Selten nur findet man ebenmäßig gewachsene Bäume, aber,
so krumm und verwachsen sie auch sein mögen, immer sind sie im höchsten
Grade malerisch. Wenn sie
zur Herbstzeit im Schmucke
ihrer roten Beeren dastehen,
machen sie einen geradezu süd-
lichen Eindruck und bilden
einen eigenartigen Gegensatz
zu den schlichten Hütten, die sie
beschatten, den naturwüchsigen
Kaschubenkindern, die unter
ihnen spielen.
Durchschreiten wir die öle
Seenplatte von Ost nach West,
so kommen wir zu dem wieder
dichter mit Wald bestandenen
Zentrum der pommerellischen
Höhe, die das System der
Schönberge überragt. Der
Blick vom Dorfe Ostritz ans
den Turmberg gehört zu den
schönsten Fernsichtcn Pomme-
rellens. Bis zum plätschernden
Strande dehnen sich schattige
Buchenhänge. Vom andern Ufer grüßt der Laubwald der Vorberge, und
hinter ihnen erhebt sich im blauschwarzen Farbtone der Kiefernwälder die
Kuppe des 331 m hohen Turmberges, der den Spiegel des Sees um
ungefähr 180 ,» überragt. (Vgl. Abb. S. 131.)
Zu den schönsten Aussichtspunkten der inneren Kaschubei gehören die
Präsidentenhöhe bei Chmielno mit weiter Fernsicht über die nördlichen
Radauneseen, sowie der Blick vom Spitzberge auf den malerischen Markt-
flecken Karthaus. Sucht man romantische Größe, so findet man im Babental,
südwestlich von Zuckau, am ehesten seine Rechnung. Wer am heiteren Sommer-
tage das Babental durchstreift, von der waldigen Höhe herniederschaut auf
den reißenden Fluß oder von blumiger Waldwiese hinaufblickt an den steilen
Wänden des Ufers, die bei Ruthken eine Eisenbahnbrücke in luftiger Höhe
verbindet, wird sicher von diesem lieblichen Grunde ungern scheiden.
Ebenso schön, wenn auch ganz anders gestaltet, ist das Radaunetal bei
Kahlbude. Hat man den Hang im Osten erklommen, um das friedliche Bild
Am Ottomilier See.
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 14 3 —
in der Tiefe von hoher Warte zu überschauen, so tut man gut, in das
Tal der Bembernitz hinabzusteigen. Die Bembernitz ist ein Flüßchen, das
der Radaune von Westen her zuströmt und bei Kahlbude mündet. Vom
Eisenhammer Luisenhof an strömt der Bach in einem waldigen Grunde,
der zu dem schönsten gehört, das der innere Teil der Kaschubei an land-
schaftlichen Reizen bietet. Schon von der Chaussee nach Berent hat man
manch hübschen Blick in die Tiefe; keinesfalls aber versäume man dort, wo
die Chaussee in die Czapielkener Lichtung eintritt, den Waldberg zur Rechten
zu besteigen. Die Aussicht in den tiefen Bembernitzgrund wird die kleine
Mühe reichlich lohnen.
Ein Punkt in der nächsten Nähe Danzigs, der dem Wanderer die Eigen-
art der Kaschubei am besten vor Augen führt, ist der Ottominer See.
Früher war der liebliche Waldsee ein beliebter Ausflugsort der Danziger
Bürger, jetzt erblickt man dort nur selten einen städtischen Wanderer. Den
schönsten Überblick über die Wasserfläche gewährt ein Berg an dem Wege
nach Karczemken, der im Sommer 1898 abgeholzt wurde. Wer den See
einmal liebgewonnen hat, wen liebe Erinnerungen an Jugendtage und
Jugendfreunde an seine waldigen User fesseln, wird selten einen Sommer
vorüberlassen, ohne diese grünen Berge zu besuchen. Die Höhen sind hier
schon recht beträchtlich, nordöstlich vom Ottominer See erreichen sie 170 bis
180 w; das sind Werte, wie wir sie sonst in so geringer Entfernung von
Danzig nirgends finden. ^ „ „„
Hausfleiß und Volkskunst iu der Kaschubei.
Hausfleiß! Einen vertraulichen Wohlklang hat das Wort. Friedliche
Bilder füllen unsere Vorstellung. — Ein geräumiges, reinliches Zimmer, die
Hausbewohner am flackernden Kaminfeuer. Der Großvater setzt die letzte
Kraft an, um die biegsamen Kiefernwurzeln in die rechte Form eines Korbes
zu zwängen. Der Hausherr unterweist den lernbegierigen Buben in der
sicheren Führung des Schnitzmessers Man hört das gleichmäßige Schnurren
des Spinnrades, — überall frohes, fleißiges Schaffen. Ein jedes Familien-
mitglied hat eine nützliche Betätigung, die seine Zeit in Anspruch nimmt. —
Und die Großmutter, die sich nicht mehr nützlich machen kann, erzählt ein
Märchen, das zwar allen Anwesenden bereits bekannt ist, aber sie nicht
davon abhält, jede Einzelheit mit dem naiven Ernst eines unschuldigen Ge-
mütes zu verfolgen. — Ein Bild des alten Hausfleißes, umweht von dem
Hauch der Volkspoesie! —
Der Hausfleiß hatte in der Kaschubei eine große Verbreitung. Das
wird zugegeben. Wie will man aber die oft primitiven Erzeugnisse mit der
Volkskunst in Einklang bringen! Man ist gewohnt, bei dem Worte Volks-
kunst an reich geschnitzte Truhen, Schränke, prächtige Stickereien oder etwas
ähnliches zu denken. Solche Erzeugnisse wird man bei dem kaschubischen
Volksstamm vergeblich suchen, und daraus erklärt es sich, daß man von einer
Volkskunst in der Kaschubei noch niemals etwas gehört hat.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
344
an guten Eisenwaffen, Schwertern und Speeren keineswegs fehlte. War der
Burgwall ans mehreren Seiten von steilen, bewaldeten Schluchten umgeben,
so blieb, wenn der Feind die Burg trotz aller Gegenwehr erstürmte, immer-
noch die Flucht in die bewaldeten Schluchtgründe übrig.
Die bei Nachgrabungen gemachten Scherbenfunde (ganze Gefäße sind
wohl kaum je gefunden worden) stammen von dem Tongeschirr jener Zeit
her, welches bereits viel härter gebrannt war als das der früheren Zeiten
und bei dessen Herstellung man schon die Drehscheibe benutzte. Das letztere
ist vollkommen sicher zu erkennen, da sich an den Gefäßwänden die faden-
feinen horizontalen, parallelen Erhöhungen und Vertiefungen zeigen, welche
bei Anwendung der Drehscheibe die feinen Furchen der Fingerspitzen an der
Gefäßwand hervorbringen. Die Verzierungen dieser sogenannten Burgwall-
scherben sind
mannigfaltig.
Am häufigsten
treten parallele
Linien auf, die
mit mehrzinkigen
Werkzeugen ein-
geritzt sind und
horizontal oder-
wellenförmig
verlaufen.
Außerdem kom-
men verschieden-
artige Stempel-
eindrücke vor.
Die wenigen in
Depotfunden
sonst zu Ta ge ge-
kommenen, gut
Burgwall bei Raikau. erhaltenen
Tongefäße dieser
Zeit sind terrinenförmige, henkellose Töpfe mit weiter Öffnung und scharf
umgebogenem Rande, die am Boden zuweilen wirkliche Fabrikstempel zeigen,
z. B. eiie Rad, Kreuz, Hakenkreuz. Immerhin sind die echten Burgwall-
scherben in ihren Verzierungen und ihrer Herstellungsart so charakteristisch,
daß sie mit den Überresten früherer oder späterer Keramik nicht verwechselt
werden können.
Zum Schluß sei hier noch kurz aus einige besonders interessante Burg-
wälle hingewiesen.
Der Burgwall von Prökelwitz (Kreis Mohrnngen Ostpr.). Das
fürstliche Vorwerk Prökelwitz gehört zur Herrschaft Schlobitten. Hier liegt,
bereits auf ostpreußischem Gebiet, aber nahe der westpreußischen Grenze, in
der Nähe von Altchristburg, ein geräumiger Burgwall von eigenartiger Form.
Ein Quellarm der Sorge zieht hier durch eine tiefe und breite, mit hoch-
stämmigen Buchen bewachsene Schlucht. Da, wo das ziemlich ebene Plateau
bogenförmig gegen die Schlucht vorspringt, ist der Burgwall angelegt. Der
höchste Wall ist hier der äußere, an dessen Außenrande sich ein breiter trockener
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Graben hinzieht, dessen Herstellung die Erde zum Wall lieferte. Der halbkreis-
förmige Wall reicht mit beiden Enden bis an die genannte Schlucht und
schließt mit dem konvex gegen die Schlucht halbkreisförmig vorspringenden
Plateaurande einen großen, nahezu kreisförmigen Raum ein, der durch zwei
kleinere und niedrigere, gleichfalls mit ihren Enden bis an den Schluchtrand
reichende, halbkreisförmige Binnenwälle und den Hochwall in drei ungleiche
quadrantenähnliche Abschnitte zerlegt wird, von denen der eine kleinere,
südwestlich an der Schlucht gelegene, wohl das innere Hauptwerk war und
die Wohnung des Häuptlings trug. An der Nordostseite des äußeren Hochwalls
befindet sich ein breiter Einschnitt, das Eingangstor. In dem ganzen von
den drei Wällen eingeschlossenen, mit hochstämmigem Buchenwald bedeckten
Raum mochten wohl viele hundert Menschen mit ihrem Vieh und ihren Hab-
seligkeiten Platz fin-
den und sich schützen.
Die Ordensritter er-
oberten zwischen 1233
und 1237 diese starke
Heidenfeste und be-
gründeten hier die
älteste Burg Christ-
burg. Mehrmals von
den Heiden erstürmt,
blieb sie schließlich
in den Händen des
Ordens, der sie nun
aber ausgab und da-
für O/z Meile weiter
nördlich, gleichfalls
am Ufer der Sorge,
eine neue Burg er-
baute, die er ebenfalls
Christburg nannte.
Der Burgwall von Lenzen (Kr. Elbing). Dieser Burgwall, im
Volksmunde „Hünenberg" genannt, liegt 700 m nordwestlich vom Westende
des Dorfes Lenzen und ist aus dem End köpf eines zwischen zwei Schluchten
gelegenen schmalen Plateaurückens aufgebaut. Die Erbauer lehnten sich bei
der Anlage dieser Befestigung genau an die vorhandene Örtlichkeit an, indem
sie nur auf der Nord- und Südseite einen eigentlichen Wall aufschütteten,
auf der Ostseite der steilen Schluchtwand den Schutz des Werkes überließen
und auf der Westseite nur die steile Böschung des Hügels verstärkten und
vervollständigten. Auf der Nordwestseite ermöglichten zwei gratartig sich
hinabziehende natürliche Ausläufer des Hügels einen bequemen Abstieg in
die breite und tiefe Hauptschlucht. Man muß an diesem Burgwall die weise
Ökonomie bewundern, mit der die Erbauer schon vorhandene natürliche
Bodenbildnngen benutzten und ausnutzten.
Die Rundschau vom Burgwall ist entzückend. Der Blick schweift vom
Dorfe Lenzen und den dahinterliegenden Höhen im Osten zu dem bei Dörbeck
gelegenen kegelförmigen Blisanenberg im Süden, umfaßt im Westen die
Niederung und das frische Hass und reicht im Norden über die malerischen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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