1
Mittelalter und Neuzeit.
b) Erhöhung des französischen Einflusses (gegen Habsburg).
Subsidien an Bernhard von Weimar, dann offene Teilnahme am 30jährigen Kriege.
c) L’Academie frangaise (1635); Corneilles Cid.
1643—1715 Ludwig Xiv.
1643 1661 Verwaltung Mazarins. (Ludwig ist minderjährig.)
Er gewinnt Teile vom Elsafs (1648); besiegt die Fronde (Parlament und Adel, Conde); schliefst Frieden mit Spanien. (Maria Theresia wird Gemahlin des Königs.)
Ludwigs Selbstherrschaft.
Hochbegabt, majestätisch, prachtliebend, in der ersten Epoche thätig und energisch. („l’Etat c’est moi.“)
I. Die glorreiche Zeit bis 1683.
a) Verwaltung des Staates durch tüchtige,
selbstlose Minister.
Colbert ordnet die Finanzen (Budget), fördert die Industrie, hebt den Handel im Lande (canal du Midi) und zur See (Kriegsflotte).—Louvois Kriegsminister: Uniform und gleiche Bewaffnung (Bajonett); Offiziere vom Könige ernannt. Grenzfestungen durch Vauban erbaut.
b) Kriegerische Erfolge.
1667—1668 1. Raubkrieg gegen die spanischen Nieder-
lande; Eroberung von Grenzstädten (Lille).
1672—1679 2. Raubkrieg gegen Holland.
Wilhelm Iii. von Oranien wird Statthalter,
rettet Amsterdam.
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst schliefst den Frieden zu Vossem.
Kaiser und Reich (auch Brandenburg wieder) beginnen den Krieg.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiv Ludwig Mazarins Ludwig Ludwig Maria_Theresia Maria Theresia Ludwigs Ludwigs Wilhelm_Iii Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Lille Holland Amsterdam Brandenburg
— 328 —
Leeds, im deutschen Reiche Solingen, Essen, Königshütte und ihre Umgebungen,
in Frankreich St. Etienne, in Österreich-Ungarn Steyr und Kladuo. — In
großer Abhängigkeit vom Kohlenbergbau steht auch der zweite Hauptzweig der
europäischen Industrie, die Textilindustrie, welche außer den Erzeugnissen
der europäischen Landwirtschaft (Wolle, Hanf, Flachs, Seide) überseeische Roh-
stofse (Wolle, Baumwolle, Jute, Seide, Sisalhaus, Kokosfasern) verarbeitet.
Fast über alle Staaten Europas verbreitet, bringt sie außer Bekleiduugs-
stoffeu auch Spitzeu (Belgieu, Deutschland, Frankreich) und Teppiche (Belgien,
Balkanstaaten) hervor. Mittelpaukte der Textilindustrie sind: in Belgien
Brüssel, Mecheln, Gent, in Großbritannien Manchester-Salsord, Leeds, Duudee,
Belfast, in Deutschland Elberfeld-Barmen, Aachen, Krefeld, Chemnitz, die Nieder-
lansitz, Mülhausen u. a., in Frankreich Lyou, Lille, Valeueieuues, Rouen,
Ronbaix, in Österreich-Ungarn Reichenberg, Brünn und Wien. — In folgenden
Industriezweigen thuu sich einzelne Staaten besonders hervor: Rübenzucker-
iudustrie (Deutschland, das Hauptzuckerland der Erde, Österreich-Ungarn,
Rußland, Frankreich, Belgien), Bierbrauerei (deutsches Reich, Großbritauuien,
Österreich, Belgieu, Fraukreich), Brennerei (Deutschland, Rußland), Thon-,
Glas- und Porzellanwarenindustrie (Belgieu, Fraukreich, deutsches Reich),
Uhreusabrikation (Frankreich, Schweiz), Stroh flechter ei (Italien, Spanien),
Lederindustrie (Rußland, Österreich-Ungarn), Zündwaren (Schweden),
Schiffbau und Schiffsbedarf (Skandinavien, Großbritannien, Deutschland,
Niederlande), Kunstgewerbe (Frankreich, Italien), Luxuswarenindustrie
(Meerschaum-, Elfenbein-, Perlmutterartikel: Wieu, Koustautiuopel), Industrie
der Parfümerien und feinen Öle (Frankreich, Balkanstaaten).
§ 281. Die Jndnstriezone Europas erstreckt sich demnach Haupt-
sächlich auf den Abfall der Mittelgebirge des Rumpfes und die ihnen vor-
gelagerten Flachlandschaften, ein Gebiet, welches vom Nordfnße der Pyrenäen
in weitem Halbkreise um die Alpen bis zum Nordende der mittelrnssischen
Bodenschwelle reicht. Hier liegen, mit Toulouse beginnend und mit Moskau
endend, die Rieseuwerkstätteu der Großindustrie, die Großstädte Frankreichs,
Belgiens, des deutschen Reiches, Österreichs, Russisch-Polens und Central-
rnßlands, und in weitem Umkreise um sie, von Bordeaux bis St. Petersburg,
an den Küsten des Oeeans, der Nord- und Ostsee die Ein- und Ausfuhr-
Häfen dieses ungeheuren Industriegebietes. Unter den gleichen geographischen
Bedingungen ist in Großbritannien auf den Mittelgebirgen und der vor-
liegenden Flachlandzone ein zweiter Herd der Großindustrie entstanden, der
sich sogar einer noch vorteilhafteren Weltlage, günstigerer Ein- und Ausfuhr-
bediugungen erfreut. Mit diefeu beiden industriellen Regionen verglichen, er-
scheinen der Süden, der Norden und der weite Osten Europas industriearm
und zu Lieferauten teils von Nahrungsmitteln, teils von Rohprodukten für
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Extrahierte Personennamen: Etienne
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Brüssel Mecheln Gent Großbritannien_Manchester-Salsord Leeds Duudee Belfast Deutschland Aachen Krefeld Chemnitz Mülhausen Frankreich_Lyou Lille Rouen Ronbaix Österreich-Ungarn_Reichenberg Wien Deutschland Frankreich Belgien Belgieu Deutschland Frankreich Schweiz Italien Spanien Schweden Skandinavien Deutschland Niederlande Frankreich Italien Frankreich Europas Moskau Frankreichs Belgiens Russisch-Polens Bordeaux Petersburg Ostsee Europas
Das Mittelalter geht zu Ende.
117
ments, das dem jedesmaligen Sieger gehuldigt und nach dessen Willen
Beschlüsse gefaßt hatte, war tief gesunken.
Luraund, die Mittelmacht Mischen Deutschland und Frankreich, vernichtet
(1477).
§ 350. Als die Engländer aus Frankreich vertrieben und durch
den Kampf der beiden Rosen beschäftigt waren, unternahm es Lud-
wig Xi., Sohn Karls Vi., den Nebenbuhler des französischen Königs,
den Herzog Karl von Burgund zu stürzen. Dies neue Herzogthum
Burgund verdankte seinen Ursprung dem König Johann, der 1363 thums Bur-
seinen Sohn Philipp damit belehnte; derselbe erheiratete Flandern, 6»nd.
Artois, Franchecomtö (Hochburgund), Revers, Rethel, Ant-
werpen und Me cheln. In Folge dieser Verwandtschaft kamen Bra-
bant und Luxemburg an Burgund, die Grafschaft Namur durch
Vergleich, Holland, Seeland, Westfriesland und Hennegau
wurden der Wittelsbacherin Jakobea abgenöthigt, die Städte an der
Somme durch Verpfändung Ludwigs Xi. erworben, Geldern und
Zütph en durch Kauf, die österreichischen Städte im Elsaß und Breis-
gau durch Verpfändung des Herzogs Sigismund, der Herzog von Lothrin-
gen sah sich zu Vasallendiensten genöthigt, so daß der vierte und letzte
Herzog von Burgund, Karl der Kühne, eines der schönsten Reiche Reg. 1467
beherrschte, mit Städten wie Antwerpen, Brügge, Gent, Ostende, bis 1477.
Dünkirchen rc., deren Seehandel und Gewerbfleiß nur in den italieni-
schen Städten Seinesgleichen fand.
§ 351. Karl war aber ein leidenschaftlicher und harter Fürst, der
sich als Eroberer einen Namen machen wollte, den König von
Frankreich bedrängte und zuletzt sich mit Kaiser Friedrich Iii. in eine
Verbindung einließ, um von demselben den Königstitel sowie das Reichs-
vikariat über Oberitalien zu erlangen, während der Kaiser bemüht
war seinem Sohne Maximilian die Hand Marias, der Erbtoch-
ter Karls, zu verschaffen. Die Unterhandlungen zerschlugen sich aber
und endeten mit einem vollständigen Bruche; Karl mischte sich in die
Kölner Fehde zu Gunsten des Erzbischofs Ruprecht (von der Kölner
Pfalz), gegen dessen Verwaltung des Erzbisthums Köln die Städte ^ e*
Köln, Bonn und Neuß so wie das ganze Domkapitel bei dem Kaiser
klagten. Karl zog im Sommer 1474 vor Neuß, belagerte es eilf Neuß bela-
Monate vergebens, verlor in 56 Stürmen seine besten Truppen, schloß ^ert.
aber mit dem Kaiser Frieden, der langsam mit dem Reichsheere heran-
gezogen war.
§ 352. Voll Wuth wendete er seine Waffen gegen die Schwei-
zer, welche sich von dem Kaiser, noch mehr aber von dem französischen
Könige hatten bewegen lassen Karln den Krieg zu erklären. Sie hatten
am 13. November 1474 bei Herikourt ein burgundisches Heer in
die Flucht gejagt, wurden aber jetzt von den beiden mächtigen Verbün-
deten im Stiche gelassen. Karl vertrieb zuerst den Herzog Renat von
Lothringen, der sich im Vertrauen auf Ludwig Xi. und Friedrich Iii.
aufgelehnt hatte , und rückte im Februar 1476 vor Gran son im h^Granson
Waadtlande; die schweizerische Besatzung ergab sich nach tapferer Ge- 3. März
genwehr und wurde von Karln theils gehenkt, theils im See ertränkt,
aber am 3. März warf das zum Entsätze zu spät gekommene schweizeri-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Frankreich Karls Burgund Franchecomtö Luxemburg Burgund Holland Seeland Westfriesland Hennegau Wittelsbacherin_Jakobea Ludwigs Elsaß Burgund Antwerpen Gent Frankreich Oberitalien Marias Karls Bonn Lothringen
79
Die englische Revolution und das Zeiialter Ludwigs Xiv.
Neufundland, Martinique, Guadeloupe, in Kayenne und am
Senegal, um den französischen Seehandel und dadurch die französi-
sche Seemacht zu heben. Auch die französische Akademie, der die
französische Literatur sehr viel verdankt, ist Richelieus Gründung, der
selbst nach dem Ruhme eines Gelehrten und Dichters geizte. Er starb
1642, sein König folgte ihm 1643 in das Grab.
Ludwig Xiv. (1643-1715).
Die Fronde (1643 — 1653).
§ 205. Für den fünfjährigen Ludwig Xiv. führte dessen Mutter
Anna von Oesterreich (Tochter Philipps Iii. von Spanien) die Re-
gentschaft, Kardinal Mazarin aber, ein Italiener, welchen Richelieu Mazarin.
empfohlen hatte, leitete die Geschäfte. Die Unzufriedenheit der Prin-
zen und des hohen Adels mit der Stellung dieses Ministers, sowie des
Parlaments mit der unumschränkten Regierung und der Pariser Bürger-
schaft mit den Steuern, deren Last auch nach dem Abschlüsse des west-
fälischen Friedens nicht vermindert wurde, verursachte langjährige Un-
ruhen und selbst förmlichen Bürgerkrieg, bis Mazarin zuletzt vollständig
triumphierte (Kriege der Fronde, d. h. der Raisonnierpartei). Die Fronde.
Der spanische Krieg durch den Pyrenäischen Frieden beendigt
(1659).
§ 206. Mit Spanien dauerte der Krieg von zeitweiligen Waf-
fenstillständen unterbrochen seit 1635 fort, und da Mazarin sich mit
Kromwell und Savoyen verbündete, Portugal die spanische
Herrschaft abschüttelte, da spanische Provinzen und Neapel sich empör- 16io bis
, ten, so mußte König Philipp sich im Frieden, der auf der Fasanen- ^68.
insel des Gränzslusses Bidassao abgeschlossen wurde, zur Abtretung
von Perpignan und Konflans, sowie der niederländischen Städte
Arras, Hesdin, Gravelingen, Landrecy, Ouesnoi, Die-
denhosen (Thionville), Montmedy und Philippeville verstehen.
§ 207. Als Kaiser Ferdinand Iii. am 23. Mai 1657 starb, bot
Mazarin die ganze Macht des Geldes und der Ränke auf, um die
Kurfürsten zur Wahl des jungen französischen Königs zu vermögen
oder doch wenigstens die Wahl eines Habsburgers zu verhindern. Zwar
mißlang ihm das eine wie das andere, aber er konnte sich mit der
Wahlkapitulation Leopolds I. (18. Juli 1658) trösten, denn der-
selbe mußte im Artikel 13 versprechen: ohne den Willen der Fürsten
keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreichs zu unter-
stützen; in den Ländern der Kurfürsten keine Festung zu bauen oder
wieder herzustellen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien zu
schicken, dagegen sollte es den deutschen Reichsständen nicht verwehrt
sein, unter Umständen die Hilfe der Krone Frankreich anzurufen.
Im gleichen Jahre noch schloßen unter Mazarins Auspicien die drei
geistlichen Kurfürsten, der Bischof von Münster, Pfalzneuburg, die
beiden Hessen und Braunschweig sowie der König von Schweden als
Herzog von Bremen und Verden einen rheinischen Bund zur Er-Erster Rhein.
Haltung des westfälischen Friedens und zu gegenseitiger Vertheidigung.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Richelieus_Gründung Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Anna_von_Oesterreich Philipps Philipps Richelieu_Mazarin Philipp Philipp Ferdinand_Iii Ferdinand Leopolds_I.
Zweites Buch.
Der dreiigjhrige Krieg. (16181648.) Werfall' Deutschlands.
Die unumschrnkte Monarchie ans dem europischen Festlande.
Haus Halisburg (Spanien und Osterreich) und seine Gegner.
1. Die spanische Linie des Hauses Habsburg beherrschte mit Beginn des 17. Jahrhunderts in Europa Spanien und Portugal, die Lombardei (Herzogtum Mailand), Neapel und Sicilien, die Insel Sardinien, die Grafschaft Charolais, die Franche Comte (Freigrafschaft Burgund), die Grafschaft Roussillou, die katholischen Niederlande mit Luxemburg; in Amerika die groen Kolonialreiche in der Nord- und Sdhlste des Erdteils, die por-tugiesischeu Kolonieen in Asien und Afrika. Nach Umfang und Naturreichtum war demnach die spanische Monarchie die erste in der Welt, sie hatte aber auch mehr Feinde als jedes andere Reich. Die Englnder und Hollnder bekriegten sie in den Meeren aller Welt-teile und griffen die Kolonieen an; die Barbaresken fhrten einen ununterbrochenen Raubkrieg auf dem Mittelmeere und bedrohten die Kstengegenden, der Herzog von Savoyen hatte Absichten auf die Lom-bardei, und die Könige von Frankreich verfolgten unausgesetzt den Plan, ihr Reich durch die Eroberung der spanischen Besitzungen in dem Umfange des alten Frankreichs auszurunden. Damals war Perpignan (in Ronssillon) eine spanische Festung, ebenso Besantzon (in der Franche (Jomte), und zu den spanischen Niederlanden gehrten noch Lille, St. Qnen-tin, Douay, Valenciennes und andere feste Pltze, von denen aus Paris in zehn Tagmrschen erreicht werden konnte. Der König von Spanien war gentigt seine Streitkrfte in der halben Welt zu verteilen, um seine Besitzungen zu verteidigen, er mute ungeheure Kosten aufwenden und
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Spanien Osterreich Hauses_Habsburg Europa_Spanien Portugal Mailand Neapel Sicilien Sardinien Luxemburg Amerika Asien Afrika Frankreich Frankreichs Perpignan Ronssillon Lille Douay Valenciennes Paris Spanien
86
bermacht Frankreichs auf dem Festlande.
von Spanien, von den Franzosen Anne d'autriche genannt) die Regentschaft, die Staatsgeschfte leitete aber der Kardinal Mazarin, ein Italiener, den Richelieu empfohlen hatte. der diese Gewalt des Fremdlings waren die Prinzen und der hohe Adel sehr unzufrieden, das Parlament erhob Einsprache gegen die Verordnungen der Regierung, die Pariser Brgerschaft murrte gegen die Steuern, deren Last auch nach dem westflischen Frieden nicht vermindert wurde. Aus diesen Ursachen ent-standen mehrjhrige Unruhen und selbst frmlicher Brgerkrieg (Krieg der Fronde oder der Rsonnierpartei), bis Mazarin zuletzt vollstndig triumphierte.
Z>er pyrenische Kriede mit Spanien. (1659.)
37. Mit Spanien fhrte Frankreich seit 1635 Krieg, der nur von Waffenstillstnden unterbrochen wurde. Mazarin schlo ein Bndnis mit Cromwell und dem Herzoge von Savoyen, Portugal scht-telte die spanische Herrschaft ab, Neapel emprte sich, daher hatte König Philipp Iv. keine andere Wahl, als den Frieden anzu-nehmen, der auf der Fasaneninsel des Grenzflusses Bidafsoa abgeschlossen wurde. Er trat Perpiguan und Conflans ab, sowie die belgi-sehen Festungen Arras, Hesdin, Gravelingen, Landrecy, Quesnoy, Diedenhofen (Thionville), Montmedy und Philippeville.
Der erste Wheinund. (1658.)
38. Als Kaiser Ferdinand Iii. am 23. Mai 165.7 gestorben war, bot Mazarin die ganze Macht des Geldes und der Rnke auf, um die Wahl eines Habsburgers zu verhindern. Zwar milang ihm dies, denn Leopold I. wurde gewhlt (18. Juli 1658), aber dieser mute eine Wahlkapitulation (Vertrag mit den Kurfrsten) unterzeichnen, mit welcher der franzsische Minister und jeder Feind Deutschlands zu-frieden sein konnte. Er versprach nmlich im Artikel 13: ohne den Willen der Fürsten keinen Krieg anzufangen; keinen Feind der Krone Frankreichs zu untersttzen; in den Lndern der Kurfrsten keine Festung zu bauen oder wiederherzustellen; kein Hilfsheer nach Burgund oder Italien zu schicken, dagegen sollte es den deutschen Reichsstnden nicht verwehrt sein, unter Umstnden die Hilfe Frankreichs anzurufen. Im gleichen Jahre noch schloffen unter Mazarins Anleitung die drei geistlichen Kurfrsten, der Bischof von Mnster, Pfalz-Neuburg, beide Hessen, Braunschweig und der Schwedenknig in seiner Eigenschaft als Herzog von Bremen und Verden einen rheinischen Bund zur Erhaltung des westflischen Friedens und zu gegenseitiger Verteidigung.
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Extrahierte Personennamen: Anne_d'autriche Mazarin Mazarin Cromwell Philipp_Iv Philipp Ferdinand_Iii Ferdinand Mazarin Leopold_I.
63
Dieser, in den Niederlanden, in Italien, Deutschland,
Spanien selbst, für Frankreich, vollends seit Englands Unter-
stützung, meist glücklich geführt, wird durch den Pyre-
näischen Frieden 1659 beendigt, in dem Frankreich Rous-
sillon mit Conflans und der Cerdagne in den Pyrenäen,
fast ganz Artois, einige andere Plätze in den spanischen Nieder-
landen und in Lothringen erhält. Dagegen: Wiederherstellung
Condäs in seine Würden und Aemter und (1660) Vermählung
Ludwigs Xiv mit Maria Theresia, der Tochter Philipps Iv
unter Verzicht auf die künftige Nachfolge in Spanien.
Ludwigs Xiv Selbstherrschaft. 1661—1713.
Nach Mazarins Tode übernahm der 23jührige König selbst,
ohne leitenden Minister die Regierung — hierin ein Vorbild für-
alle namhaften Selbstherrscher dieser Periode.
V. Seine drei Eroberungskriege.
I. Der Devolutionskrieg gegen Spanien 1667—1668.
Ludwig Xiv erhebt beim Tode Philipps Iv von Spanien
(1665) trotz der Verzichtleistung seiner Gemahlin auf spanische
Besitzungen nach dem, in Brabant (privatrechtlich) gültigen ins
devolutionis Ansprüche auf große Theile der spanischen Nieder-
lande. Schon vorher — 1658 — hatte Frankreich den traurigen
Verfall des deutschen Reichs (Leopold I 1658—1705) zur
Gründung eines Rheinbundes mit den westdeutschen Reichs-
ständen benutzt, der 1660 und 1663 erneuert worden war und
eine förmliche Verfassung (Bundesrath zu Frankfurt) erhalten
hatte.
Den Angriffen Ludwigs auf Spanien gegenüber beendigen
Holland und England einen Seekrieg, in den sie verwickelt tee?
waren*), und schließen mit Schweden zur Aufrechterhaltung
des europäischen Gleichgewichtes die Tripelallianz, hauptsäch-
lich das Werk des Rathspensionarius Johann de Witt.
In dem unter Garantie der Tripelallianz geschlossenen
Frieden zu Aachen erhält Ludwig einen Theil von Flandern
(darunter Lille und Tournai), giebt aber die schon besetzte Franche-
Comtä an Spanien zurück.
0 Siehe oben Seite 56.
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Extrahierte Personennamen: Condäs Ludwigs Maria_Theresia Maria Theresia Philipps Philipps Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Philipps Philipps Leopold_I Leopold Ludwigs Johann_de_Witt Johann Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Italien Deutschland Spanien Frankreich Englands Frankreich Lothringen Ludwigs Spanien Ludwigs Spanien Spanien Brabant Frankreich Frankfurt Spanien Holland England Aachen Flandern Lille Tournai Spanien
— 189
dem Frankreich Artois (mit Arras) und Plätze in Flandern,
Hennegau, Luxemburg erhielt, alles Gebiet bis zum Kamm der
Pyrenäen und Pinerolo behielt und die (Mitte 1660 vollzogene)
Heirat Ludwigs Xiv. mit Maria Theresia, Tochter Philipps Iv.
verabredet wurde. Ludwig verzichtete auf jede Erbfolge in den
Ländern der spanischen Monarchie, wenn, was natürlich nicht
geschah, die Mitgift an bestimmten Terminen bezahlt würde.
Condé erhielt alle seine Stellungen, Karl Iv. von Lothringen
sein Land, um manches vermindert, wieder, aber Nancy sollte
geschleift werden und das Land immer französischen Truppen
offen stehen. Frankreich erkannte die volle Souveränität Phi-
lipps Iv. in dem territorialen Umfang vor 1641 an und ver-
pflichtete sich, Portugal nicht mehr zu unterstützen, that das
jedoch mittelbar durch Ueberlassung von Offizieren und Soldaten,
seit 1667 wieder unmittelbar. Spanien erkannte Februar
1668 im Frieden von Lissabon Portugal als unab-
hängiges, souveränes Königreich an (Don Pedro Prinz-
regent 1667—1683, dann bis 1705 dritter König Portugals aus
dem Hause Braganza). Catalonien, das sich 1640 für seine
partikularen und ständischen Freiheiten erhoben hatte, waren diese
von Philipp Iv. 1652 zugestanden worden. Der Aufstand in Neapel
(Masaniello Juli 1647) war April 1648 niedergeworfen worden.
Den Frieden mit Spanien hatte Mazarin beschleunigt, da Gefahr
vorhanden war, dass der nordische Krieg (s. S. 191 ff.) zu einem
allgemeinen sich ausgestalten und so Spanien bedeutende Bundes-
genossen gewinnen könnte. Mazarins letzter diplomatischer Erfolg
war die Beilegung dieses Krieges derart, dass Schweden Gross-
macht blieb. Mazarin starb März 1661 mit Hinterlassung eines
Vermögens von 200 Millionen Francs heutigen Geldwerts. Will-
kür und Unverantwortlichkeit der Regierung hatte er noch ge-
steigert. Ludwig Xiv. war alsbald entschlossen, selbst „sein
erster Minister zu sein“.
§ 58. Deutschland 1648—1660. Erster Nordischer Krieg.
Kaiserwahl. Rheinbund. Die allmähliche Herstellung des
Friedenszustandes durch Truppenabdankung und Räumung und
der entsprechende Vollzug der Restitutionen bezw. der Zahlung
an Schweden wurden auf einem militärisch-diplomatischen Exe-
kutionskonvent in Nürnberg April 1649 bis Juli 1651 ge-
regelt. Erst Frühjahr 1652 war das Reichsgebiet ganz von fremden
Truppen geräumt; jedoch behielt Karl von Lothringen (eigen-
williger Parteigänger Spaniens) feste Plätze am Mittelrhein und
vergewaltigte (wie auch Condé) die westlichen Reichsgebiete. Als
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arras Flandern Hennegau Luxemburg Lothringen Frankreich Portugal Spanien Lissabon_Portugal Neapel Spanien Deutschland Rheinbund Schweden Nürnberg Spaniens
215
(geb. 1661, 1665—1700), den man allgemein bald erwartete.
England, Holland, die ihren Seekrieg Mitte 1667 durch
einen Frieden beendet hatten (s. S. 206), und Schweden
schlossen eine „Tripelallianz“, um Frankreich gegen Ueber-
lassung eines Teils der Beute zum Frieden zu bestimmen. Der
Friede von Aachen (Mai 1688) beliess Frankreich seine
Eroberungen in Flandern, die mitten in spanischem Gebiete
lagen, u. a. Lille, Douai, Tournai, Charleroi.
Die Vorbereitung des zweiten Raubkriegs. Die freien
Niederlande, die ihm auch als Stätte einer freien Presse und
als vom Protestantismus beherrscht verhasst waren und gegen
Frankreichs Schutzzollpolitik schliesslich einen Zollkrieg führ-
ten, für die Einmischung zu züchtigen und womöglich zu ver-
nichten, war Ludwig alsbald entschlossen. Die Tripelallianz
konnte schon wegen des maritimen und kommerziellen Gegen-
satzes zwischen England und Holland nicht lange bestehen.
Die Persönlichkeit Karls Ii. ermöglichte vollends den Abschluss
des geheimen Allianzvertrags von Dover (s. S. 206),
in dem England einige niederländische Plätze zugewiesen
wurden. Die Besetzung Lothringens August 1670 be-
reitete den Angriff militärisch vor. Zu diesem Angriff gewann
Frankreichs Diplomatie und Geld die unmittelbare Mit-
wirkung mancher deutschen Fürsten, besonders solcher,
denen die Niederländer noch Festungen vorenthielten, wie des
von den zwei Fürstenberg geleiteten Kurköln-Lüttichers (s. S. 180),
des Bischofs Christoph Bernhard von Münster, des alten Gegners
der Niederlande (Münsterscher Krieg 1665—66), bald auch des
katholisch gewordenen Johann Friederich von Hannover; andere
verstanden sich zu Neutralitätsverträgen, wie Ferdinand Maria
von Bayern und Philipp Wilhelm von Neuburg. Dagegen
hatte zwar Friedrich Wilhelm von Brandenburg noch
Ende 1669 in einem geheimen Subsidienvertrag sich verpflichtet,
nach dem Tode Karls Ii. zum Erwerb der spanischen Nieder-
lande Frankreich ein Hilfskorps zu stellen; aber in Anbetracht
der schweren Gefahren, die Frankreichs Herrschaft über die
Rheinmündungen für Kurbrandenburg, für den Protestantismus
und für das Reich mit sich bringen musste, widerstand er der
Lockung ansehnlichen Gebietserwerbs durch Teilung der freien
Niederlande. Er schloss 6. Mai 1672 mit den General-
staaten, obwohl sie auch ihm noch Festungen in Cleve vor-
enthielten , einen Bündnisvertrag, in dem er sich ver-
pflichtete, ihnen gegen einen Angriff mit 20000 Mann offen und
unmittelbar beizustehen. Der Kaiser hatte November 1671 —
trotz der ihm bekannten engen Verbindung der französischen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karls August Christoph_Bernhard_von_Münster Johann_Friederich_von_Hannover Johann Ferdinand_Maria
von_Bayern Ferdinand Maria Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Karls Cleve
Extrahierte Ortsnamen: England Holland Schweden Frankreich Aachen Frankreich Flandern Lille Douai Tournai Charleroi Frankreichs England Holland Karls Dover England Frankreichs Niederlande Neuburg Karls Frankreich Frankreichs Rheinmündungen Kurbrandenburg Niederlande
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Die konstitutionelle Partei, die sich der Leitung der von den
Republikanern durchgeführten Revolution bemächtigt hatte, be-
wirkte durch Verständigung mit Lafayette, dem Oberkomman-
danten der neu erstandenen Nationalgarde, die Uebertragung der
Generalstatthalterschaft an den Sohn Egalités (s. S. 318), Herzog
Louis Philipp von Orléans (30. Juli); Karl X. erkannte ihn als
solchen an und dankte (2. August) ab zu Gunsten seines
Enkels, Herzogs Heinrich von Bordeaux („Graf von Chambord“,
f 1883), nachgeborenen Sohns des Herzogs von Berry (s. S. 391).
Die Kammer, der der Generalstatthalter nur die Abdankung
des Königs mitteilte, gestaltete die Verfassung um durch
Abänderung des Artikels 14, Zuweisung der freien Präsidenten-
wahl, der gesetzgeberischen Initiative und der Ministeranklage
an die Volksvertretung, Verwandlung der „Staatsreligion“ in den
„Kultus der Mehrheit der Franzosen“ und erhob zugleich mit
der Verkündigung der neuen Verfassung Louis Philipp I. zum
„König der Franzosen“ (1830—48).
Die Wirkungen der Julirevolution waren Aufstände
in Belgien (1830), Polen (1830/31), Mittelitalien (1831)
und die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Reaktion und
freiheitlichen Bestrebungen in Deutschland.
In Belgien mit seiner katholischen, halb wallonischen, halb vlämischen,
überwiegend gewerbetreibenden Bevölkerung war von Anfang an die Vereinigung
mit dem überwiegend protestantischen, germanischen, handeltreibenden Holland
widerwillig aufgenommen worden. Die den Belgiern aufgezwungene hol-
ländische Verfassung, die ihnen nicht mehr Sitze in der Volksvertretung als
den weniger zahlreichen Holländern gab, die für sie unbillige Besteuerung,
die Besetzung der meisten Stellen im Zivildienst und im Heer mit Holländern,
die Persönlichkeit des Königs Wilhelm I. (1815—40) aus dem calvinistischen
Haus der Oranier hatten diese Abneigung gesteigert. Die liberale Opposition,
die Pressfreiheit und Steuerreform, und die katholische, die „ Unterrichtsfreiheit“
forderte, wurden durch den Liberalen Louis de Potter verschmolzen, der 1828
zu Gefängnis, April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt wurde. In-
folge des am 25. August 1830 ausgebrochenen Aufstands in Brüssel
mussten die holländischen Truppen das Land räumen ausser der Citadelle
von Antwerpen, von wo aus General Chassé die Stadt bombardierte. Am
18. November erfolgte die Unabhängigkeitserklärung durch den
belgischen Nationalkongress. Das Zusammengehen Englands (unter
Palmerston) und Frankreichs bewirkte, dass die Londoner Konferenz
der Grossmächte Januar 1831 Belgiens Unabhängigkeit aus-
sprach. 4. Juni wurde der Koburger Prinz Leopold (I., 1831—65)
vom Nationalkongress zum „König der Belgier“ gewählt. Durch die
Londoner Konferenz wurde (Oktober) der rechts der Maas gelegene Teil von
Limburg mit Holland, der wallonische Teil von Luxemburg mit Belgien ver-
einigt. Das übrige Grossherzogtum Luxemburg verblieb dem holländischen
König und im Verband des deutschen Bundes (dem nun dem Namen nach
auch holländisch Limburg zugehörte). Dezember 1832 wurde Chassé durch
ein französisches Heer gezwungen, die Citadelle von Antwerpen zu räumen.
Zivischen Holland und Belgien kam erst 1839 der endgültige Friede zu stand.
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp_von_Orléans Philipp Karl_X Karl August Heinrich_von_Bordeaux_(„Graf_von_Chambord“ Heinrich Berry Philipp_I. Wilhelm_I. Louis_de_Potter August Chassé Leopold_(I. Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Polen Mittelitalien Deutschland Belgien Holland Antwerpen Englands Frankreichs Belgiens Maas Limburg Holland Luxemburg Belgien Luxemburg Limburg Antwerpen Holland Belgien