98 Vierte Periode.
das Heidenthum zerstörte, und kühne Einfalle in die be-
nachbarten Länder wagte. Er starb im Jahre 632 ju
Medina, wahrscheinlich an erhaltenem Gifte, als Stifter
einer neuen Religion und Begründer eines neuen Reiches.
Die Grundlage feiner neuen Religion war die Lehre:
Cs gibt nur einen Gott, und Mahomed ist sein
Prophet. Durch die Verkündigung der Einheit Got-
tes wirkte er wohlthatig auf fein Zeitalter; denn der
Götzendienst der Heiden ward überall ausgerottet, wohin
sich feine neue Religion verbreitete. Er schilderte Gott,
nach seinen Eigenschaften, als ein erhabenes Wesen; nur
legte er demselben auch einen unveränderlichen und
unvermeidlichen Rathschluß in Hinsicht der Be-
stimmung der menschlichen Schicksale bei, welcher mit
den richtigen Begriffen von der göttlichen Weltregierung
und mit der Freiheit des menschlichen Willens in Hin-
sicht der Ausübung der Tugend unvereinbar ist. Cr lehr-
te, daß die Engel Gottes Diener wären, und daß sich
Gott den Menschen durch heilige Schriften geoffen-
bart habe, wohin er die Schriften Mo sis, die Psalme
und die Evangelia des neuen Testaments rech-
nete. Eben so verkündigte er die Auferstehung der Tod-
ten, ein künftiges allgemeines Gericht, und Belohnungen
und Bestrafungen in jenem Leben.
Für den äußern Gottesdienst empfahl er häufig zu wie-
derhohlende Gebete, Waschen und Fasten, Allmofengeben,
und die Wallfahrt nach Mecca. Seine eignen Aussprüche und
Reden wurden, nebst vielen andern Erklärungen und Mei-
nungen, in dem Koran, dem heiligen Buche der mahome-
dänischen Religion, aufbewahrt. Ob nun gleich Mahomed
auch auf ein tugendhaftes Leben drang; so haben doch
seine sittlichen Vorschriften nicht die Wurde und den Ernst
der christlichen Moral. Er »erstattete vielmehr seinen An-
hängern, docl) unter gewissen Einschränkungen, die im Mor-
genlande übliche Vielweiberei, mit welscher die Ach-
tung, welche dem weiblichen Geschlcchre gebührt, und eine
edle und zweckmäßige Erziehung der Kinder nicht vereinigt
werden kann.
Seine Religion verdrängte zwar, bei ihrer weitern
Verbreitung über Asien, den Götzendienst; sie unterdrückte
aber auch das Christenrhum in mehrern von feinen Nach-
folgern in der Regierung eroberten Landern. Noch jetzt
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118 Fünfte Periode.
Werbfleißes und des Handels zu dämmern begann, konnte
der Glaubenszwang nicht langer besiehe«, der die Vernunft
jn ewige Fesseln legen sollte. Der bessere Geist eines jungem
Zeitalters zeigte bald seinen hohem Einfluß; der Bannstrahl
der Papste blieb ohne Wirkung, und Fürsten und Völker
faßten richtigere Begriffe über das Verhaltniß der Kirche
zum Staate. Hauptsächlich war die Milderung der
Leibeigenschaft ein Hauptgewinn für die niedern Stan-
de, die nun zu einem bessern menschlichen Daseyn gelang-
ten.
Der in den Zeiten der Kreuzzüge geweckte Rittergeist
bewirkte im zwölften Jahrhunderte die Stiftung dreier
Ritterorden: des Tempel Herr Nordens, des Johan-
niterordens und des teutschen Ordens. Obgleich
die ursprüngliche Bestimmung der beiden letzter» nicht mili-
tärisch, sondern die Verpflegung kranker und verlassener Pil-
geimme war; so wurden doch auch diese beiden, wie der
Oroen der Tempelherren, bald Institute, deren Mitglieder
sich durch Tapferkeit im Kampfe mit den Ungläubigen aus-
zeichnen sollten. Der Orden der Tempelherren erhielt
seinen Namen von seinem ersten Wohnsitze in der Nahe des
Tempels Salomonis zu Jerusalem. Er stritt mit ausge-
zeichnetem Muthe gegen die Saracenen, und bekam, nach-
dem Palästina für die Christen verloren ging, ansehnliche
Besitzungen in den europäischen Landern, bis er im Jahre
ig 14, hauptsächlich durch die Feindschaft des Königs Phi-
lipp von Frankreich gegen denselben, vertilgt wurde. —
Der I 0 hanniter 0 rden, nach dem Hospitale Johannis
des Täufers zu Jerusalem, in welchem er die Pilgrime ver-
pflegen sollte, genannt, zog, nach dem Verluste von Palä-
stina, zuerst nach Cypern; von da nachrhodus. Durch
die Osmanen von hier (152») vertrieben, wies ihm Kaiser
Karl 5 im Jahre die Insel Maltha zum Wohnsitze
an, von welcher Insel er auch den Namen Maltheser-
erden führte. Von dieser Insel ward er aber 1798 von
den Franzosen verdrängt; die Insel selbst ging 1802 durch
Kapitulation an die Engländer über. — Der teutsche
Orden endlich, der auch in Palästina gestiftet wurde, er-
hielt von dem Herzoge Friedrich von Schwaben, aus dem
Hohenstauftschcn Geschlechte, seine m i l i t ä r i sch e Einrichtung.
Verdrängt aus Palästina, ward er im dreizehnten Jahr-
hunderte zur Bekehrung der heidnischen Völker an der Ostsee
gebraucht. Er erkämpfte sich in Preußen feste Wohnsitze,
und behauptete sich im Besitze dieses Landes, bis, im Zeit--
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Extrahierte Personennamen: Johannis Karl Karl Friedrich_von_Schwaben Friedrich