31
des Fischfanges soll in den letzten 5 Jahren, gegen frü-
her, auffallend abgenommen haben. Die Rheiuschiffer
wollen dieses dem Geräusch zuschreiben, welches die
Dampfschiffe verursachen (?).
Von Amphibien findet man fast nichts als Frösche,
Kröten und einige Eideren. Dagegen giebt es ziemlich
viele Schmetterlings- und Käferarten. Die Raupen und
Gartenschnecken thun nicht selten großen Schaden. Mai-
käfer giebt es im Ganzen wenige.
In Betracht der Viehzucht ist zuerst die nicht unbe-
trächtliche Bienenzucht zu merken, besonders in der Nähe
der Heide Bönninger-Hardt, wohin die Bienenstöcke ge-
gen die Mitte des Sommers gefahren werden, damit die
Bienen aus dem daselbst wachsenden honigreichen Heide-
kraute ihre Zellen reichlichst anfüllen mögen.
Von Federvieh werden hauptsächlich Hühner, Enten,
Gänse, Truthühner und Tauben gehalten.
Die Viehzucht ist beträchtlich. Jährlich werden Tau-
sende magerer Ochsen und Kühe im Frühlinge auf die
fetten Rhcinwiesen getrieben und im Herbste als fettes
Mastvieh verkauft. Das Austreiben der Heerden ge-
schieht , seitdem alle Gemeindegütcr vertheilt oder ver-
kauft sind, nirgends mehr, sondern überall ist die Stall-
fütterung eingeführt. Die Landleute halten viel Rind-
vieh , schon um des Düngers willen. Außerdem giebt
es auch viele Schaafe, die sich jährlich vermehren, und
Schweine. Die Pferdezucht ist gering und unbedeutend.
Im Durchschnitte mögen sich jetzt im Kreise Geldern
7000 Pferde und Füllen, 24000 Stück Rindvieh, 14000
Schaafe, 1500 Böcke und Ziegen und 7000 Schweine
befinden.*)
§ 9.
7. Die Nahrungszweige der Bewohner.
Welches die Nahrungszweige der Bewohner einer
Landschaft und namentlich die Haupt-Nahrungszweige
sind — dieß hängt theils von den Bedürfnissen der Men-
schen überhaupt, theils von den Bedürfnissen der Be-
wohner selbst und ihrer Nachbarn, theils und hauptsäch-
lich von der Beschaffenheit des Bodens, auf welchem sie
leben, und von der Umgebung desselben ab. Die Bc-
*) Wie viele Menschen, Pferde und Füllen, Stück Rindvieh,
Schaafe, Ziegen und Schweine wohnen nun im Kreise
Geldern im Durchschnitte aus einer Quadratmeile?
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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33
\
die Viehzucht Werth legen. Jeder Bauer hat seine Kühe
im Stalle; in der Regel außerdem auch eine oder meh-
rere Ziegen; die größeren Bauern haben Schaafheerden,
und auch der kleinste mästet im Herbste ^ sein Schweln,
so daß er nicht viel Fleisch zu kaufen nöthig hat.
Auf den Rheinwiesen weiden Schaaren von Ochsen
und Kühen, meist von bunter Farbe, selten einfarbig und
roth, gewöhnlich schwarz und weiß.
In den Städten werden außerdem städtische Gewer-
be getrieben, Handwerke und Künste. Auch blühen in
einigen Gegenden Fabriken: in Mörs Baumwollspinne-
reien und Flanellfabriken, in Vluyn und andern Orten
Webereien, Baumwollfabriken und dgl. Auch werden
in vielen Orten des Kreises wollene Tücher, Leinwand,
Hüte, Lichter und Seife, Porzellanwaaren, Töpfe und
andere Sachen verfertigt.
Aber den eigentlichen Reichthum des Landes machen
die Fabriken nicht aus, und man hat nicht Ursache, die
Verbreitung und Vermehrung derselben auf dem Lande
zu wünschen. Denn mit ihnen verbreitet sich der ver-
dorbene Geist der Fabrikarbeiter, wie er in allen Fa-
brikgegenden der Erde angetroffen wird: Leichtsinn, äu-
ßere und innere Rohheit und Gemeinheit, Religions-
schwärmerei und Mysticismus, und damit verbünden:
Armuth, körperliche Schwäche, besonders Brustschwäche,
und Siechthum überhaupt. Die Fabrikarbeiter sind in
der Regel die unglücklichsten, ärmsten, bedauernswürdig-
sten Menschen. Gott wolle unsern Landleuten ihren
stillen Fleiß, ihre Genügsamkeit, ihre Sittsamkeit, ihren
einfachen Sinn und ihre Gesundheit erhalten, und deß-
wegen die Fabriken von ihnen entfernt halten!
Ausgeführt werden: Früchte, Branntewein, Butter,
Vieh und manche der oben angeführten Erzeugnisse. Ein-
geführt: Metalle aller Art, Metallwaaren, Salz, Stein-
kohlen, Porzelan, Pottasche, Wolle, Seide, Baumwolle,
Leder, Papier, sogenannte Cotonialwaaren, als Kaffee,
Thee, Zucker, dann Wein, Käse, Seefische und andere
Gegenstände. Der Durchgangshandel ist nicht unbedeu-
tend, besonders auf dem Rheine. Die Waaren, welche
aus dem Auslande kommen, müssen an der Gränze ver-
zollt werden. Deßwegen werden die westlichen Gränzen
von Zollbeamten (Douanen) bewacht, deren Aufmerksam-
keit ungeachtet — manche Wauren eingeschwärzt (einge-
schmuggelt) werden. Deßhalb wohnen in den Gränzorten
m der Regel viele schlechte Menschen.
">iesterw. Geogr. 3
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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40
den die kalten Fieber sich mindern. Von den Landleuten,
welche im Sommer nach Holland gehen (Hollandsgan-
ger), um durch Grasmähen und Heuernten einige Tha-
ler zu verdienen, kehren oft viele mit hartnäckigen Wech-
selfiebern zurück, welche selbst bei sorgfältiger Behand-
lung oft 3—4 Monate währen und nicht selten erst mit
dem Tode endigen. Die vor Jahrzehnden häufigen Ster-
befälle unter Kindern haben aufgehört, seitdem die Ein-
impfung der Kuhpocken (Schutzpocken) allgemein einge-
führt ist.
Leute von 80—90 Jahren sind gar nicht selten, und
daß Männer von 7o Jahren noch ein gesundes und
kräftiges Aussehen haben und zum Arbeiten tauglich sind,
gehört mehr zur Regel als zur Ausnahme.
Die Lebensart der Leute ist meist einfach, doch reich-
licher und üppiger als in andern Gegenden Deutschlands.
Wer nicht ein ganz armer Bauer ist, hat seinen guten
Weizen, Butter, Milch, Käse und Branntewein immer
im Hause. Die wohlhabenderen lieben sehr reichliche
Mahlzeiten, und bei Festen möchten wohl die Tische vor
lauter Uebersiuß brechen. Man liebt mehr Fleisch- als
Mehlspeisen. Auch wird außerordentlich viel Butter ge-
nossen. Selbst auf feines Backwerk wird, zum Nachtheil
der Gesundheit, noch Butter geschmiert. Auch ist der Ge-
nuß des Brannteweins, dieses schleichenden Giftes, für
Jung und Alt, leider! sehr allgemein geworden. Die
Alten leiten oft ihre 6—8jährigen Kinder schon zum
Brannteweiutrinken an. Daher ist die Masse (Consum-
tion) des jährlich getrunkenen Brannteweins und des da-
zu erforderlichen Roggens und der Kartoffeln außeror-
dentlich groß. Selbst während der öffentlichen Mahlzei-
ten geht das Glas mit Branntewein um, und die Dienst-
boten, sowohl die männlichen als die weiblichen, pflegen
in der Regel nur um Branntewein zu wetten. Ohne
Zweifel trägt der Mangel guten Bieres, welcher in dem
ganzen Kreise schmerzlich gefühlt wird, sehr viel zum
häufigen Genuß des Brannteweins bei. Zwar wird in
einigen Orten, z. B. in Geldern, Rheurdt, Ehrenberg rc.
mitunter gutes Bier gebraut; allein man kann nicht
sicher darauf rechnen; in keinem Falle ist es mit der
Kraft und Gesundheit des niederländischen, sächsischen
oder pfälzischen Bieres zu vergleichen. — Die Häuser sind
meist alls rothen Ziegelsteinen gebaut und mit Ziegeln
oder sogenannten Pfannen gedeckt. Hölzerne Häuier mit
Lehmwänden, und mit Stroh gedeckt, verschwinden immer
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Ehrenberg
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschlands Rheurdt
44
Der Schwabe, dem man mit Unrecht Schwerfälligkeit
vorwirft, verzehrt seine frugale Mahlzeit in einer Viertel-
oder halben Stunde; der Gugerner liebt es, nicht weniger
als eine Stunde vor seinen vollen Schüsseln zu sitzen;
er ißt viel und gut. Selbst das Gesinde nimmt sich gern
eine volle Stunde Zeit zum Verzehren des Frühstücks.
Ueberhaupt zeigt das Volk eine große Neigung zum
Vielcffen. An den Kirmeßtagen müssen die Tasche mit
Speisen beladen, und jede muß in Massen vorhanden
sein. An den gewöhnlichen Tagen ißt der Landmann
hauptsächlich Gemüse, weniger Fleisch und noch seltener
Suppe; aber sehr viel Butter. Die trefflichen Kartoffeln
sind ein Hauptgemüse. Getrocknete Pflaumen und Schnitzen
gelten für große Leckerbissen. Mehlspeisen werden nur
wenig genossen. Von Fleisch mehr Schweinefleisch und
Speck, als Rind- und Kalbfleisch. Fast jeder trinkt täg-
lich sein Bier, oder seinen Branntewein, und der Fremde
wird gewöhnlich mit einem Glase Branntewein begrüßt,
nachdem der Wirth Zucker hineingeworfen und es zum
ersten Male selbst ausgeleert hat. Zur Bereitung der Spei-
sen bedient man sich im Allgemeinen eiserner Töpfe und
Pfannen, so wie der an mehrern Orten des Kreises
verfertigten Töpferwaaren, die theils zum Kochen, theils
zum Aufbewahren der Speisen, der Milch re. gebraucht
werden. Von der Glasur dieser Töpfe bemerkt man keinen
nackrheiligen E-nfluß auf die Gesundheit der darin be-
reiteten und aufbewahrten Speisen. Nur begüterte Fa-
milien haben kupferne Geschirre, welche inwendig verzinnt
werden, damit sie der Gesundheit nicht nachtheilig werden.
Das Wasser ist im Allgemeinen gesund. Es enthält häufig
Schwefeltheile, Kalk, und es ist harter Natur. Daher
lassen sich Hülsenfrüchte nicht gut in demselben kochen.
Man nimmt deßhalb Flußwasser (sogenanntes weiches
Wasser) dazu.
Der Branntewein wird meist aus Roggen, oder aus
einem Gemenge von Roggen und Kartoffeln gebrannt.
Wenn, was sehr selten ist, die Pflaumen gerathen, so
benutzt man sie auch zum Brannteweinbrennen.
Das Bier ist entweder braun, oder weißlich. Jenes
wird aus Dörr-, dieses aus Luftmalz bereitet. Man trinkt
cs mehr süß als bitter. Der Kreis erzeugt keinen guten
Hopfen. — Das tägliche Leben hat seinen festen Gang.
Der fleißige Bauer steht in der Regel mit seinen Knechten
und Mägden um 4 Uhr ans oder noch früher, zieht mit
ihnen im Sommer aus's Feld; im Winter wird in den
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
— 101
großen Städte und in den mehr nördlichen Gegenden,
auf welche das Muster des holländischen Gemüsebaues
sehr vortheilhast eingewirkt hat. Wiesen haben die preu-
ßischen Rheinprovinzen nach Verhältniß der Größe der
bebauetcn Oberfläche nicht sehr viele, am meisten die nie-
drigen Gegenden des Regierungsbezirks Düsseldorf, be-
sonders die Rheingegenden.
Die bedeutenderen Höhen sind in der Regel mit
Holz bepflanzt; doch giebt es auch in den Ebenen Wal-
dungen und Gebüsche. Die größten Waldungen sind in
den Regierungsbezirken Trier, Koblenz und Aachen.
Das meiste Bau- und Brennholz liefern die Moselgegen-
den. Auch werden daselbst viele Kohlen in Meilern ge-
brannt, zum Betrieb der Hütten- und Hammerwerke.
Auch das Oberbergische liefert viele Holzkohlen, welche
größtentheils ins Sicgenischc ausgeführt werden. Die
Rinde des Eichenholzes wird zu Lohe benutzt. Die vor-
züglichsten Holzgattungen sind Eichen, Buchen, Birken
und Nadelhölzer; letztere besonders in Sandgegendcn.
§ 34.
Die Erzeugnisse des Thierreiches.
Aus der verhältnißmäßig geringen Menge der Wie-
sen und aus dem Umstande, daß die Beförderung der
Holzkultur das Austreiben des Viehes nicht erlaubt,
vielmehr fast überall die Stallfütterung eingeführt ist,
laßt sich schon der Schluß machen, daß in den preußi-
schen Rheinprovinzen die Viehzucht nicht sehr beträchtlich
sein werde.
Das meiste Rindvieh wird in den Rheingegenden,
besonders in dem ehemaligen Herzogthnm Kleve gezogen;
auf den Rheinweiden weiden im Sommer Ochsen und
Kühe, die im Herbste als Mastvieh verkauft werden.
Noch weniger bedeutend ist die Pferdezucht. Die
besten Pferde kommen aus den Regierungsbezirken Trier
und Koblenz. Doch streben die Regierungen die Vered-
lung und Ausbreitung der Pferdezucht an.
Etwas wichtiger ist die Schaaf- und Schweinezucht,
besonders in den gebirgigen Theilen Rheinpreußens. Doch
werden die Schaafe überall mehr des Fleisches, als der
Wolle wegen gehalten. Der veredelten Schaafheerden
giebt cs nicht viele; doch ist die Zahl derselben im Wach-
sen. Die besten Schweine liefern die Ardennen; die
dortigen Schinken kommen an Güte den wcftphälischcn
nahe.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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171
Als mer fir en Dreier gen wett,
Die Herr su dann noh seiner Ort
Reig cmm Armen') offbcwort.
Nau ging et zor arrncrer Port craus.
Durch Wiesen onn Felder ohrrcn Haus,
Uch wor' do de Weg vo Bamen blrrs;
De Sonn schin, de Hetzs) wor grns,
Sn, datt mer will off su er Platz
Fir anen Dronk Wafer gen hackt!
Den Her gaet cmmcr firaus fir allen,
List onverfihns en Kersch fasen :
St. Pitter wor gleich derhinner her.
Als wann et en goldenen Apcl waer;
Datt Birche schmeckt seiner Gomm.
Dan Her nohm klane Roum
En anner Kersch zor Erd scheckt,
Wouoh Sankt Pitter schnell sich deckt.
Su list den Her Herr seine Recken
Gor villmol noh de Kersche decken.
Datt dauert en ganz Zeit.
Dn set den Her mctt Haterkaet^:
Haett'st de dich zor rechter Zeit bemiht,
Daun haett' stet besser kriht.
Wer gering Dinger winnig ogt,
Sich om geringe Mih michth.
2. D i ^ Schafschur.
(Nach Krummacher.)
E Müder hott hir Töchterche mett gehollt enaus,
dett Schafschere zc fihn. Du Hut dett Madge sehr ge-
l'omert onn hott gesot: Och wie schalkig seyn die Men-
sche, datt arme Der su ze quälen! O nett doch, sot de
Müder. Su well et jo de lieve Gott hon, datt de
Mensche sich dermett klade solle. Dann se gen jo nackig
gebor. Aewer, sot dett Töchterche, nau mise je d'arme
Schacfchen freren. O nan, sot de Müder: Hen grtt
dem Memschen datt warm Klad, onn scheckt dem geschor-
nc La mb de melle Sommerleftcher*) *).
L. Mundart zu Aachen,
t. Legende von Göt he. ✓
Du neh versankt en fihr gereng
Ösen Hehr op Ehde geng,
1) Aermel. l) Hitze. S) Heiterkeit. 4) macht.
*) milden Sommerlüstchrn.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Hetzs Krummacher Madge L.
45
Scheunen gedroschen. Um 7 oder 8 Uhr gehen sie heim
zum Frühstücke, welches in Suppe aus Weizen- oder
Buchwcizenmehl besteht. Nach einer Stunde wird die
Arbeit fortgesetzt bis um 11 oder 12 Uhr. Dann wird
zu Mittag gegessen. Aufden meisten Bauerngütern herrscht
noch die löbliche alte Sitte, daß der Eigenrhümer mit
Frau und Kindern gemeinschaftlich mit Knechten und
Mägden an einem Tische dieselbe Speise Ln langsamen,
abgemessenen Zügen verzehrt. Alle arbeiten sich in eine
Schüssel hinein in einerlei Tempo, und alle hören zugleich
auf! Von 2 Uhr an wird die Feld- oder Hausarbeit bis
6 oder 7 Uhr fortgesetzt. Sobald die Nachtkost verzehrt
ist, geht der Landmann zu Bette, oder schläft auf Bänken
und Stühlen. Während der Ernte ist die Kost viel reich-
licher. Des Morgens wird dann schon mit Pfannenkuchen
und Speck aufgewartet, und an Bier und Branntewein
darf es den ganzen Tag nicht fehlen. Nach gehaltener
Ernte oder an den Kirmeßtagen, die jeder Bauer hält,
werden Knechte und Mägde mit Backwerk und Brannte-,
wein traktirt. Die Freunde und Nachbarn finden sich zum
Schmause ein. Gewöhnlich dauert diese Festzeit 3 Tage.
Alles aber in abgemessenem Gange. —
Mit dem phlegmatischen Temperamente des Körpers
ist eng verbunden
2. ein augenfälliger Mangelan Aufgeregtheit des Geistes.
Diese ist die eigentliche Quelle jener Eigenschaft. Am
untrüglichsten stellt sich diese geistige Stumpfheit des
Volks in den Schulen dar. Hier hat man die noch un-
gebildete Jugend vor sich. Die Schulkinder des bergi-
schen Landes bilden fast einen wahren Gegensatz mit
denen der clevischen Niederungen und des Flachlandes.
Dort in den Bergen haben die Lehrer es mit einer leben-
digen, aufgeregten, thatkräftigen und unruhigen Jugend
zu thun; hier kämpft der Lehrer sein Leben lang "mit
Stumpfsinn, Maulfaulheit und geistiger Trägheit. Dort
muß man zurückhalten und dämpfen, hier beständig an-
spornen und anregen. Und doch besiegt man hier nur
schwach den eingefleischten Fehler.
Die Trägheit unseres Kreises zeigt sich am unzwei-
deutigsten an dem Mangel körperlicher Rührigkeit, ener-
gischer, kraftbildender Spiele der heranwachsenden männ-
lichen Jugend. Geht man nach Thüringen, Schwaben
oder andern Gegenden Deutschlands, so findet man am
freien Nachmittage die Knaben und Jünglinge im Freien
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
auch Buchweizen,, in den besseren, namentlich in den groß-
ßen Ebenen der Regierungsbezirke Köln, Aachen und
Düsseldorf auch Weizen, der mitunter ganz vortrefflich
gedeiht. Die reichsten Getreidestriche sind die Ebenen in
dem ehemaligen Hcrzogthum Jülich. Hier sieht man auf
weiten Strecken keinen Wald und kein Gebüsch, nur
goldne Saaten. Schlecht gedeiht das Getreide in den
höhern Gegenden des Hundsrücks, der Eifel, der Arden-
nen und des Westerwaldeö. Die Kreise Montjoie und
Gemünd erzeugen kaum den zehnten Theil der Früchte,
welche die Bewohner bedürfen; auch bedarf das ganze
Bergische einer sehr starken Zufuhr an Getreide. Ganz
allgemein in allen Kreisen ist der Kartvffelbau verbreitet,
welcher auch überall gedeiht. Die schmackhaftesten Kar-
toffeln wachsen nicht in dem schweren Boden, der hier
und da die Rheinufer bedeckt, sondern in leichterm Bo-
den , z. B. am Fuße des Westerwaldes und Ln dem
Kreise Geldern, wie oben schon bemerkt wurde.
Ohne die Kartoffeln könnten in Rheinpreußen die
vielen Menschen nicht wohnen, die sich täglich satt essen.
Der gemeine Mann backt an vielen Orten Brot ans
einer Mischung von Roggen und Kartoffeln. In den
besten Fruchtgegenden ißt aber selbst der ärmste reines
Roggen-, oder selbst Weizenbrot. Das gewöhnliche
Brot ist entweder sogenanntes Schwarzbrot, welches aus
geschrotetem Roggen gebacken wird, oder Feinbrot, dem
die Kleien des Roggens nicht beigemischt sind. Jenes
wird vorzüglich in den nördlicheren, dieses in den süd-
licheren Gegenden genossen.
Nächst dem Anbau der Getreidearten und der Kartof-
feln ist der Wein ein Hauptprodukt Nheinprcußens. Er ge-
deiht jedoch im Freien allgemein nur bis in die Gegend von
Köln. Der Wein wächst bekanntlich hauptsächlich auf nie-
drigen Hügeln längs den Ufern der Flüsse, die sich der Lage
gegen Süden erfreuen und gegen die Nordwinde geschützt
sind. Die besten Weine Rheinpreußens sind die Rheinweine
und unter diesen die besten zwischen Bacharach und Ko-
blenz. Doch kommen diese Rheinweine den besten, die
in dem eigentlichen Rheingaue wachsen, nicht gleich.
Nächst den Rheinweinen sind die Moselweine beliebt.
Dann folgt der blaßrothe Wein an der Ahr (der Ahr-
blcichart); hierauf die Weine an der Nahe und Saar,
endlich die geringeren Sorten aus der Gegend von Bonn
und Brühl (von dem dort befindlichen sogenannten Vor-
gebirge). Es ist beinahe unglaublich, wie. viel Wein in
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
102
In den Berggegenden werden auch viele Ziegen ge-
halten, da die daselbst wohnenden vielen armen \icutc
selten eine Kuh ernähren können. Doch dürfen die Ziegen,
wegen des großen Schadens, den sie dem Holzgcwächsc
verursachen, fast nirgends mehr ausgetrieben werden.
Am unbedeutendsten ist die Federviehzucht; das meiste
Geflügel wird auf großen Bauerngütern und in der Nähe
großer Städte gehalten. In einigen Heidegegenden, z. B.
auf dem hohen Veen und in dem Kreise Geldern, findet
mau einige Bienenzucht. Reich sind die meisten Gewässer
an Fischen, besonders der Rhein, in welchem vorzügliche
Lachse gefangen werden; unter andern bei St. Goar,
(am Lurleifelsen) Neuwied, Orsoy und Wesel. Dieser -
Fisch ist jedoch nur gut, so lange er nicht gelaicht hat.
In dem besten Zustande ist sein Fleisch roth und zart,
und er heißt dann gewöhnlich Salm; nachher wird sein
Fleisch weiß und hart. Bei hohem Wasser steigt er auch
in die Nebenflüsse des Rheins.
Das Wild wird in Nheinpreußen nirgends mehr ge-
hegt. Deßwegen ist es selten. Nur in den Hochwaldun-
gen der Gebirgsgegenden findet man noch Hirsche, Rehe
und wilde Schweine. Ans den französischen Ardennen
verläuft sich zuweilen ein Wolf in die Rhcingegenden.
Um die Zeit der Weinlese werden in den Gebirgsgegen-
den viele Krametsvögel gefangen, theils in Schneißeu
mit Pferdehaaren, theils auf dem Vogclhcerde.
§ 25.
Gcwerbsleiß (Erzeugnisse der Manufakturen, Fabriken)
und Handel.
Der Reichthum eines Landes besteht zuerst und zu-
nächst in der Ergiebigkeit seines Bodens. Dieses ist der
natürliche Reichthum desselben und zugleich der sicherste,
der ihm durch Menschen nicht genommen werden kann.
Auch ist das Volk am glücklichsten, welches in der Be-
arbeitung seines Bodens eine reichliche Duelle zur Be-
friedigung seiner Bedürfnisse findet. Aber in den meisten
Ländern ist der Boden nicht so ergiebig, daß in ihnen
ohne andere Nahrungszweige so viele Menschen, ads setzt
in ihnen wohnen, in der gesteigerten Weise, in weicheres
statt findet, fortleben könnten. Ein anderer bedeutender
Nahrnngszweig entspringt ans der Bearbeitung der ro-
hen Stoffe des In- und Auslandes durch Handwerke,
im Großen und m Kleinen, durch Manufakturen und
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]