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Extrahierte Personennamen: Konradin Manfred Konradins Konradins Karl_von_Anjou Karl Innocenz_Iv Innocenz Konradin Ludwig_Ix Ludwig Karls Ezzeliuo Enzio Friedrich Friedrich Konradins Hermann_von_Baden Friedrich_von_Baden Friedrich Friedrich_von_Österreich Friedrich Karl_von_Anjon Karl Konradin Robert Peter_von_Aragonien
Extrahierte Ortsnamen: Palermo Deutschland England Frankreich Frankreich Karls Treviso Italien Konradins Bari Palermo Catania Messina
708 Unsre Zeit.
Gnade schenken, seine erhabene Aufgabe im Geiste Jesu Christi zu erfüllen.
2 Leo Xiii. ist geboren am 2. März 1810 aus einer pa-1810. tncischen Familie zu Carpiueto bei Anagni. Er machte seine Studien im römischen Kolleg, trat in die geistliche Akademie ein lind wurde später als Delegat nach Benevent gesandt, wo er« sich in der Verwaltung große Verdienste erwarb. In gleicher Eigenschaft wurde er nach Spoleto und Perugia gesaudt. 1843.1843 wurde er zum Erzbischof oou Damiette konsekriert und als apostolischer Nuntius nach Brüssel gesandt. Nach drei 1846. Jahren zurückberufen, machte ihn Gregor Xvi. 1846 znm Erz-1853.bisch of von Perugia und Pins Ix. 1853 zum Kardinal.
706) Blickt man auf die kirchliche und politische Lage, wie sie sich gegenwärtig darstellt, so findet man allerdings keine abgeschlossenen und fertigen Zustände. Aber es ist ein Ringen und Streben, aus dem Unvollendeten herauszutreten, die Einzelheit aufzugeben und sich gegenseitig aneinander anzuschließen. Die kleinen Kreise sehen sich ohnmächtig und trachten danach, in größere Kreise aufgenommen zu werden, die großen Kreise dagegen fühlen das Bedürfnis, sich immer fester zu gliedern, um das Auseinanderfallen zu verhindern. Daß es im Kampfe der Parteien oft ungerecht hergeht, ist zu beklagen, kann aber im Großen und Ganzen keinen Ansschlag geben. Die Ideen siegen über die Waffengewalt und über die Leidenschaften der Parteien. Darum werden auch die vou der Kirche vertretenen Ideen des ewigen Rechtes und der Gerechtigkeit siegen, wenn sie anch jetzt von vielen auf Leben und Tod bekämpft werden. Wohl wäre der Blick in die Zukunft eiu trostloser, wenn wir nur das Streben einzelner betrachten würden; das Ange aber, das gewöhnt ist, in der Weltgeschichte das Walten der göttlichen Vorsehung zu erblicken, schant hoffnungsvoll auf eine zukünftige Zeit. Wie verwirrt es im Einzelnen auch aussieht, die Grundsätze der Freiheit und der Humanität haben im Lanfe der Jahrhunderte nur gewonnen. Es wirkt der göttliche Geist fort und fort in der Geschichte, und darnm verzagen wir anch ferner nicht, sondern wir getrosten uns des Herrn. Deus providebit: Der Herr wird es wohl machen!
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Extrahierte Personennamen: Leo_Xiii Leo März Gregor_Xvi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Christi Anagni Spoleto Perugia Perugia
32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
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244 Religionsverhältnisse und Nahrungsquellen Frankreichs. §. 56.
scheu und germanischen gemischt, deren beide letztere auch noch in der
französischen Sprache zu erkennen sind. Ueberreste der alten Bevölkerung
mit ihren Eigenthümlichkeiten in Sitten und Sprache finden sich noch in
den 'Nachkommen der Iberer, den Basken oder Gascognern (130,000)
in den Westpyrenäen, und in den Nachkommen der Celten, den Bre-
tonen (1 Mill.) in der Bretagne. Der deutsche Stamm (2'/- Drill.)
hat sich in Lothringen und im Elsaß erhallen; Corsica, Nizza, zum
Theil auch Savoyen, sind von Italienern bewohnt. — Durch die große
Einheit in der Bodenform (s. oben die vertikale Gliederung) und in
dem Klima ist die Bevölkerung dieses Landes, welches eine compacte
Masse bildet, von der Natur dazu bestimmt, eine gleichartige und dadurch
starke Nation zu werden, wiewohl die Bewohner jeder Provinz wieder
manches Eigenthümliche in ihrem Charakter haben.
c. Religionsverhältnisse. Der größte Theil der Einwohner
(35 Mill.) gehört der katholischen Kirche an; die Bekenner der luthe-
rischen und reformirten Confesuon') wohnen vorzugsweise im Elsaß
und in Languedoc, die (90,000) Juden hauptsächlich in den großen
Städten.
6. Nahrungsquellen. Getreide, Wein (allenthalben, mit Aus-
nahme des Nordwesten, wo Obstwein — cidre, poiree — den Wein
der Rebe ersetzt), Obst, Oel sind die Haupterzeugnisse des Bodens. Die
Viehzucht entspricht nicht dem einheimischen Bedürfniß; bei dem Mangel
an Wiesen und Weiden ist die Einfuhr von Pferden, Schlachtvieh,
Schafwolle noch immer bedeutend; ebenso liefert der durch klimatische
Verhältnisse beschränkte Seidebau nicht hinreichenden Rohstoff für die
sehr bedeutenden Seidefabriken. Der Bergbau ist verhältnißmäßig un-
bedeutend; Eisen und Steinkohlen, einiges Blei und Alaun sind die
wichtigsten Erzeugnisse desselben. Die Industrie erzeugt Manufac-
turcn in Leinen, Wollen und Baumwolle, besonders im Norden, Seide
in den Rhonegegenden, Kunstsachen in Metall, Thon und Glas (Spie-
gel, Porzellan), vorzüglich in Paris; dennoch wird Frankreich mit seiner
Hauptmasse stets ein Agriculturland bleiben, vgl. S. 244, Anm. 2. —
Der Handel Frankreichs wird sowohl durch die Lage des Landes an
den beiden wichtigsten Meeren Europas und neben wohlhabenden Nach-
barländern , als durch den Reichthum an natürlichen und künstlichen
Erzeugnissen ungemein begünstigt, doch steht demselben durch die rasche
Vollendung des großen Eisenbahnsystcms, welches neben den zahlreichen
natürlichen und künstlichen Wasserstraßen die rasche Eommunication zwi-
schen den verschiedenen Landeetkeilen fördert und namentlich die Häfen
mit dem Innern des Landes in Verbindung setzt, sowie durch die Culti-
virung Algeriens, noch ein unberechenbarer Aufschwung bevor, wenn auch
der Verlust wichtiger Colonicn in unglücklichen Kriegen stets ein Hemmniß
desselben sein wird.
1) Die offizielle Angabe von */, Mill. Protestanten ist wahrscheinlich, viel
zu gering, vgl. Kolb, G. Fr., Handbuch der vergleichenden Statistik,
■¿. Ausl. 1860. S. 51.
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Extrahierte Personennamen: Kolb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Westpyrenäen Bretagne Lothringen Corsica Nizza Elsaß Languedoc Paris Frankreich Frankreichs Europas Algeriens
664 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii.
das einige Jahrzehnte später, im Jahre 1631, dem Herzogthume Urbino,
der letzten der großen Lehenherrschaften im Kirchenstaate, fiel. Unruhiger
schien für Italien die Zeit Pauls V. werden zu wollen, der mit Vene-
dig wegen mehrfacher Eingriffe des Staates in kirchliche Angelegenheiten
in heftigen Streit gerieth. Der Geist des Despotismus, welcher der
Republik eigen war, zeigte sich ganz vorzüglich auch in einem Bestreben,
die kirchliche Thätigkeit möglichst zu hemmen, damit nicht im Staate eine
Gewalt wirksam sei, welche nicht von dem Staate als solchem ausgehe.
Man wollte, damit nicht eine geistige Macht der Herrschaft staatlicher
Willkühr Schranken zu ziehen vermöge, die Geistlichkeit lieber in knech-
tischer Unterwürfigkeit der Fähigkeit zu Ausübung ihres Berufes ent-
kleidet sehen, als sie in- einem Leben für ihren Beruf zum Gegenstände
der Achtung werden lassen. Eine Kränkung kirchlicher Gerechtsame
führte den Papst, da jede Beschwerde fruchtlos geblieben war, zu An-
wendung kirchlicher Strafen, deren Verkündigung jedoch in Venedig ver-
hindert wurde. Es fehlte nicht an einer schriftstellerischen Vertheidigung
für Venedigs Verfahren, da Sarpi, der Theologe der Republik genannt,
mit eben so viel Trotz gegen die Kirchengewalt als Unterwürfigkeit
gegen die Staatsgewalt, der Vertheidigung der zur Rechtfertigung jenes
Verfahrens erdachten Grundsätze seine Feder lieh. Der Papst war nahe
daran, die Wahrung seines geistlichen Rechtes durch das nicht ent-
sprechende Mittel eines Krieges zu versuchen, als Heinrich Iv. durch
seine Vermittlung eine Aussöhnung zu Stande brachte. Der Staat
nahm die gegen den Papst oder vielmehr gegen die Kirche ergriffenen
Maßregeln zurück, hob auch die im Laufe des Streites verfügte Aus-
weisung der Ordensgeistlichen auf und ließ nur gegen die Jesuiten, die
immer einer über die Grenzen ihres Berufes hinausgehenden Staats-
gewalt vorzüglicher Gegenstand der Besorgniß und des Zornes sein
mußten, das Verbot des Aufenthaltes im Staate noch Jahrzehnte be-
stehen. Der Streit hatte dadurch, daß er auf beiden Seiten zu lebhafter
Erörterung über die Grenzen der geistlichen und weltlichen Gewalt An-
laß gegeben, eine über den Bereich der Republik hinausgreifende Be-
deutung gewonnen, wie er denn der Vorläufer einer Menge anderer
Streitigkeiten geworden ist, denen eine Uebertragung unkirchlicher An-
schauungen auf die Verhältnisse der Kirche als letzte Ursache zu
Grunde liegt.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Italien Urbino Italien Venedig Venedigs
828 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätlgen Staatskunst.
Staatsgebietes gleichmäßig verwirklichte. Wohl wurde manche auf
altem Herkommen beruhende Einrichtung, die der Einheit des Staates
im Wege stand, zum Nutzen des Ganzen beseitigt, aber noch öfter die
freie Regung des in kleinen Kreisen waltenden Lebens erstickt. Auch
die Einförmigkeit wurde nicht bloß, wo sie ein erforderliches Mittel war,
sie wurde, als ob sie selbst ein Ziel der Staatsweisheit sei, allenthalben
gesucht. Dadurch wurde der Staat mehr und mehr einer kunstreichen
Maschine ähnlich, und die Thätigkeit des Verwaltens vervielfältigte sich
immer mehr, weil man möglichst Vieles unter Regeln zu bringen suchte.
Man glaubte Vieles, was, ohne mit dem Willen der Staatslenker in
Widerspruch zu stehen, doch Selbstständigkeit verrietst, schon darum in
Schranken weisen, in Formen zwängen zu müssen, weil man von jeder
Uebung der Selbstständigkeit eine Schmälerung der Gefügigkeit besorgte.
Indem so die Negierenden und die Negierten in das mechanische Ver-
stältniß zweier gegen einander wirkenden Kräfte oder Gewichte kamen,
bereitete sich eine große Gefastr vor für eine Zeit, wo die Regierten,
die doch die Quelle der Stärke für den Staat und für die Negierenden
ausmachten, sich den Einwirkungen mechanischer Gewalt gegenüber zu Aus-
übung mechanischer Gewalt aufgefordert füstlten. Auch stier war es zu-
meist die Kirche, deren Thätigkeit der gebührenden Freiheit beraubt wurde.
Die Unabänderlichkeit ihrer Gesetze, die Ausdehnung des Kreises, für
welchen dieselben Geltung in Anspruch zu nehmen staben, machte sie zu
einer gefürchteten Macht, weil sie sich ein Gebiet, in welches keine Ne-
gierungskunst sich hineinerstrecken solle, vorzubestalten schien. Zudem man
aber durch sie die erstrebte Einförmigkeit gefährdet glaubte, von ihr auch
eine Durchbrechung des über den Staat gezogenen Netzwerkes der Vor-
schriften und Regeln besorgte, gab man sich Mühe, sie nicht bloß an
Uebergriffen auf staatliches Gebiet zu hindern, sondern auch innerhalb
ihres Bereiches die Negierungskunst zu versuchen und dadurch ihr die
Kraft zu benehmen, durch welche sie im Namen ewiger Gesetze sich gegen
willkührliche Regeln hätte sträuben können. Auch hier war Frankreich
den Staaten vorangegangen, da es in langer Reihe von Versuchen die
Kirche seines Landes unter dem Vorgeben, sie frei zu machen, mit
Fesseln belastet hatte.
3. War die Richtung, welche die Staatskunst in inneren und äuße-
ren Angelegenheiten genommen, eine der Kirche ungünstige, zum Theile
sogar feindliche, so entsprach ihr eine im Laufe der Zeit entwickelte
Denkweise, die mit ihr in Wechselwirkung stand. Der Fortschritt der
Wissenschaften, vorzugsweise der rechnenden und messenden, sowie die
Herrschaft, welche vermittelst derselben der Mensch über die Natur ge-
wonnen hatte, steigerte die Meinung von der dem einzelnen Menschen
Persönlich eigenen Fähigkeit der Erkenntniß so sehr, daß von Vielen die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst.
der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes
konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder
als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des
römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur
Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein
Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige
Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten
solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen
eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un-
kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche
nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren
vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche
ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen,
die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die
Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht
geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die
Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie
wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte
Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern,
auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe
bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den
angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der
Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen
Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder
Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom-
mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti-
gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten.
Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche
in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch
gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt
wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein
sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über
das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die
Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit
Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi.
31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des
Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch
in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem
jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet.
Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch-
land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von
Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ricci_von_Pistoja Joseph
570 Die Kriege in Italien und das deutsche Reich
Kirche, der er ebenfalls trotzte. Bei einem Wechsel der höchsten Be-
amten, der Signorie, entging ihm die Stütze, die er bisher gehabt. Auf
Grund einer gegen ihn geführten Untersuchung wurde er in Rom für
einen Häretiker und Volksaufwiegler erklärt. Der Irrthum seines Lebens
war, daß er durch den Staat auf dem Wege der Gewalt die Kirche
reformiren wollte, und wenn er auch nicht von der kirchlichen Lehre
abgewichen ist, war er häretisch in dem weiteren Sinne, der auch den
Versuch, die Einheit der kirchlichen Regierung zu zerreißen, umfaßt.
4. An den beendeten Krieg schloß sich eine Reihe von Kriegen um
Italien mit einer Menge von Bündnissen, die nach augenblicklichem Vor-
theil die Parteistellung änderten, und einer Reihe von Friedensschlüssen,
die für kurze Zeit dem Versuche Raum machten, wie weit man die ein-
getretene Lage der Dinge ertragen oder wie bald man für ein Miß-
lingen sich entschädigen könne. Es war die in Italien längst ausgebil-
dete Staatskunst, welche jetzt nach großem Maßstabe geübt wurde, eine
Staatskunst, welcher der Betrug als hauptsächliches Mittel des Gewinnes
diente. Sie hat von der Nachwelt den Namen des damaligen floren-
tinischen Staatsschreibers Machiavelli erhalten, weil in dessen Buche vom
Fürsten ohne Rücksicht aus Recht und Sitte Regeln für Befestigung einer
neu gegründeten Macht zusammengestellt sind. Den nächsten Anlaß zur Fort-
setzung jener Händel gab Karls Nachfolger Ludwig Xu. (1498—1515),
der bisherige Herzog von Orleans, durch die Eroberung Mailands.
Im Jahre 1499 ward Ludwig Moro vertrieben, und im Jahre 1500
kam er bei dem Versuche der Wiedereroberung, da die Schweizer in
seinem Heere gegen die Schweizer im feindlichen nicht kämpfen wollten
und ihn nicht einmal schützten, in französische Gefangenschaft, in der er
auch sein Leben beschloß. Diese Eroberung war im Einverständnisse mit
Venedig und dem Papste gemacht. Die Venetianer bekamen einen An-
theil an derselben. Der Papst aber verfolgte jetzt einen Zweck, den er
mit französischer Hülfe zu erreichen hoffte. Er hatte schon in Ludwigs
ungerechtes Verlangen nach einer Ehescheidung gewilligt, daß derselbe
das von seinem Vorgänger gewonnene Herzogthum Bretagne durch
Verheirathung mit dessen Wittwe der Krone erhalten konnte. Seine
Absicht war, seinem Sohne Cäsar, der, eben so ungeistlich als er, die
Würde eines Cardinals bekleidete, ein Fürstenthum aus den nördlichen
Gebieten des Kirchenstaates zu bilden, wo einzelne Herren fast unab-
hängig regierten. Die Sache hatte auch Fortgang, indem hier von Kühn-
heit und List das Aeußerste, was man sich unter machiavellistischem Ver-
fahren denken kann, zur Anwendung gebracht wurde. Da der Papst
an Ludwig gebunden war, Florenz noch durch den Krieg mit Pisa be-
schäftigt wurde und Venedig sich in einem von Ludwig Moro gegen
dasselbe erregten Kriege mit dem osmanischen Sultan Bajazet U.
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xu Ludwig Ludwig_Moro Ludwig Ludwigs Cäsar Ludwig Ludwig Ludwig_Moro Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Italien Italien Staatsschreibers_Machiavelli Karls Mailands Venedig Ludwigs Florenz Venedig
Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen. 619
solchen Neigung hervortraten, gegen dieselben sofort jene Wachsamkeit,
welche gegen Inden und Mauren geübt worden war. Italien konnte
sich bei dem vielfacheren Verkehr mit Deutschland nicht gegen die neue
Lehre verschließen, und die Schaaren deutscher Kriegsleute höheren und
niederen Standes mußten das Land mit Kunde von den neuen Bestre-
bungen erfüllen. Doch ein Zerwürfniß mit den Ordnungen der Kirche
führte hier nicht zu Ausbildung neuer Lehre und neuen Kirchenthums,
sondern riß diejenigen, bei denen es eintrat, auf die Bahn des Unglau-
bens und des unkirchlichen Lebens, auf welcher sich ein Bedürfniß nach
verändertem Glauben und verändertem Kirchenthum ebensowenig ent-
wickelte, als es einst in den Kreisen der gibellinischen oder der antiken
Bildung geschehen war. Im Osten Europas blieb Rußland, wie es
von der abendländischen Kirche getrennt war, auch der in ihr ausge-
brochenen Bewegung fremd. In Polen drang dieselbe, wie in Ungarn,
vermöge der Nachbarschaft und des von der deutschen Bildung auf jene
Länder ausgeübten Einflusses frühzeitig ein, brachte es aber in Polen
noch weniger als in Ungarn zu einer Umgestaltung des Staatswesens.
Dagegen fand der Protestantismus in England, sowie in den Staaten des
Nordens, in Schottland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Lifland
vermöge der dort obwaltenden staatlichen Verhältnisse einen Boden, wo
er nicht bloß Wurzel faßte, sondern durch Verdrängung der katholischen
Religion schon zur Herrschaft gelangt war, als er in Deutschland noch
um sein Bestehen kämpfte«
2. In England ging die kirchliche Umwälzung von König Hein-
rich Viii. aus, und sein Beginnen wurzelte in der Leidenschaft. Eine
Hinneigung zu Luthers Lehre hatte er nicht, da er gegen denselben nicht
lange nach dem Anfänge des Streites die kirchliche Lehre vertheidigte,
wofür ihm Papst Leo den Titel eines Vertheidigers des Glaubens bei-
legte. Das Verlangen nach Trennung einer eingegangenen Ehe, das schon
früher oft dem päpstlichen Stuhle Veranlassung zum Widerstande gegen
fürstliche Willkühr gegeben, versetzte den König von England bei dem
Schutze, den gegen ihn das Recht zu Rom fand, in eine Verlegenheit,
in welcher der schon geläuflg gewordene Gedanke einer Lossagung von
der kirchlichen Hoheit des Papstes einen Ausweg zeigte. Der Wunsch
nach einer neuen Verbindung bewog ihn, Zweifel gegen die Rechtmäßig-
keit seiner Ehe mit Katharina zu äußern, die er als die Wittwe eines
älteren Bruders nur mit besonderer Erlaubniß des Papstes Julius Ii.
hatte heirathen können. Seine diesfälligen Vorstellungen langten in
Rom zu der Zeit an, als Clemens Vii. nach der Eroberung Roms an
seiner Versöhnung mit dem Kaiser arbeitete und, da er diesen durch
einen seine Tante kränkenden Ausspruch zu verletzen ganz besonders
scheuen mußte, sich um so mehr zur Vorsicht aufgefordert sah. Da es auf
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Katharina Julius_Ii Clemens_Vii
Extrahierte Ortsnamen: England Polen Italien Deutschland Europas Polen Ungarn Polen Ungarn England Schottland Dänemark Norwegen Schweden Deutschland England England Rom Rom